Res Gestae zur Außenpolitik

[wpdm_package id=’1702′]

 

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Tobias Nowitzki
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Res gestae Divi Augusti, 25-33

Leitfragen:

1) Welche außenpolitischen Erfolge führt Augustus hier auf?

2) Welcher grundlegende Plan des Augustus lässt sich in diesen Maßnahmen erkennen?

3) Wie erfolgreich ist die augusteische Außenpolitik zu bewerten und wie groß war der eigene Anteil des Augustus daran?

Kommentar:

Die res gestae Divi Augusti, also der Tatenbericht des ersten römischen Kaisers, sind eine sehr wertvolle Quelle für die Historiker, da wir hier die Selbstdarstellung eines Herrschers finden und viele Informationen zu seiner Herrschaft erhalten. Diese sind außerdem nicht durch Überlieferungsprobleme beeinflusst, da die Inschrift so erhalten ist, wie sie um 14 n. Chr. abgefasst wurde.

In dem hier behandelten Abschnitt der res gestae beschreibt Augustus die Erfolge seiner Außenpolitik. Diese lassen sich in mehrere Kategorien einteilen: Beendigung der Bürgerkriege, Arrondierung des römischen Territoriums, Beseitigung von Fremdherrschaften innerhalb der Grenzen und diplomatische Erfolge. In die erste Kategorie fällt der Eid, den ganz Italien und das Heer auf ihn leisteten – mit diesem Eid machte sich der Princeps gewissermaßen zum Patronus der gesamten Bevölkerung. Bei Actium beendete er die Bürgerkriege dann als Sieger, was er auch erwähnt. Die Arrondierung des Territoriums fällt besonders ins Auge. In Germanien, Gallien und Spanien schob Augustus die Grenzen des Reiches bis an den Ozean vor, was die Grenzsicherung ebenso stark vereinfachte wie die Verwaltung. Ägypten und Kyrene fallen ebenfalls in diese Kategorie, denn sie schließen die römische Herrschaft über das Mittelmeer ab, es ist nun wirklich ein Mare Nostrum der Römer geworden. Besonders Ägypten als Kornkammer des Mittelmeeres ist für Rom überlebenswichtig, nicht ohne Grund verbieten Augustus und seine Nachfolger den Senatoren, diese Provinz zu betreten: Sie wollen verhindern, dass jemand noch einmal Rom so mit Nahrungsmittelembargos unter Druck setzt wie Sextus Pompeius von Sizilien aus. Zur Beseitigung von „Fremdherrschaften“ innerhalb der Grenzen zählen die erwähnten Seeräuber, die Aufstände entlaufener Sklaven auf Sizilien und keltische Alpenstämme. Offenbar ist es Augustus ein Anliegen, die Kontrolle Roms über seine Provinzen zu vertiefen. Zu den diplomatischen Erfolgen gehören neben der Etablierung eines abhängigen Klientelkönigtums Armenien als Pufferstaat zum Partherreich auch die Rückgabe der verlorenen Feldzeichen auf diplomatischem Wege. Der Verlust dieser Feldzeichen, insbesondere der, die Crassus 54 v. Chr. bei Carrhae an die Parther verloren hatte, stellten eine „nationale“ Schande dar, die Augustus nun ausmerzte, was beispielsweise auch auf Münzen gefeiert wurde.

Augustus scheint ein kluges Programm verfolgt zu haben, indem er die Grenzen des Reiches zwar erweiterte, aber durch die Arrondierung gleichzeitig den Aufwand für die Grenzsicherung verminderte. Die Beseitigung innerer Feinde und Rivalen sorgte für den Bestand der vielbeschworenen pax Augusta. Kriege und Konflikte mit Großmächten wie den Parthern vermied der Princeps, stattdessen wurden kleinere Feinde bekämpft und besiegt. Auch war er nicht immer darauf aus, Provinzen um jeden Preis einzurichten, wie man an den Beispielen Armenien und Dakien sieht.

Auf den ersten Blick ist diese Liste an Erfolgen beeindruckend. Absichtlich werden die entlegensten Gebiete (Germanien und die Arabia Felix beispielsweise) angeführt, zu denen Augustus die Macht ausgedehnt habe. Aber nicht alles ist so erfolgreich, wie er es hier beschreibt. Zum einen wurde weder in der Arabia Felix, noch in Dakien, Armenien oder dem jenseitigen Germanien eine dauerhafte Herrschaft oder Kontrolle eingerichtet. Zum anderen fehlt der Hinweis darauf, dass Augustus nicht nur Feldzeichen zurückgewann, sondern auch welche verlor, nämlich in der Varusschlacht, der größten Katastrophe seiner Amtszeit. Insgesamt war die Außenpolitik des ersten Princeps jedoch höchst erfolgreich, auch weil er sich seine Gegner ebenso klug aussuchte wie seine Generäle, denn Augustus‘ eigenes militärisches Geschick war gering; viele seiner Siege, so beispielsweise der bei Actium, wurden von Agrippa erkämpft, ohne den die Liste der „augusteischen“ Erfolge sicher bescheidener ausgefallen wäre.

Text zum downloaden

Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Augustus“. Um einen breiteren Einblick in die Römische Kaiserzeit zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Römische Geschichte II – Kaiserzeit“.
Hier geht’s zum Podcast

 

Siehe zu den internen Kriegen auch den Bericht der res gestae zum Bürgerkrieg, den Suetons zu den Bürgerkriegen und den Strabons zur Ansiedelung von Veteranen. Zur Friedenspropaganda des Augustus siehe auch den Augustus von Prima Porta und die Münzen des Augustus.

Romanisierung unter Augustus

[wpdm_package id=’1734′]

 

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Tobias Nowitzki
Lizenz: CC-BY-NC-SA

ILN III 243-245

Leitfragen:

1) Welche Informationen über die bestatteten Personen lassen sich aus römischen Grabinschriften wie diesen entnehmen?

2) Was kann man über den gesellschaftlichen Status der Bestatteten und ihre Einstellungen aus den Quellen erfahren?

3) Ist es legitim, diese drei Grabsteine aus der (wahrscheinlich) nachaugusteischen Zeit als Beleg für eine „Romanisierung“ unter Augustus zu sehen und falls ja, warum?

Kommentar:

Diese drei Grabsteine, die zu einem Monument aus der Gallia Narbonensis gehören und in die frühe Kaiserzeit zu datieren sind, liefern uns einige wesentliche Informationen über den frühen, augusteischen Ansatz dessen, was früher „Romanisierung“ genannt wurde. Ein Teil lässt sich aus den römischen Namen erfahren. Demnach haben wir es mit römischen Bürgern zu tun; sie sind in einen Stimmbezirk (Tribus) eingegliedert, haben die drei typischen römischen Namen (tria nomina) (Lucius Domitius Celer zum Beispiel). Aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur Familie der Domitier kann man annehmen, dass ihnen das Bürgerrecht von einem Mitglied dieser Familie verliehen wurde.

Ganz offensichtlich gehören diese drei Männer, wahrscheinlich Brüder, zur lokalen Oberschicht. Sie haben nicht nur das Geld, sich diese aufwändigen Grabsteine fertigen zu lassen, sondern sind offenbar reich genug, um Mitglieder des Ritterstandes zu sein, für den man einen Mindestzensus von 400.000 Sesterzen aufweisen musste.

Beide haben außerdem Karriere nach römischer Art gemacht, sie haben beide beim römischen Militär gedient, Celer war zusätzlich noch der Anführer der Pioniere seiner Truppe (praefectus fabrum) und Macer hat, wahrscheinlich nach Dienstende, das Amt des örtlichen Pontifex, also ein Priesteramt bekleidet.

An diesen Brüdern kann man eindeutig erkennen, dass Teile der gallischen Oberschicht sich nicht nur schnell mit der Provinzeinrichtung ab 118 v. Chr. abfanden, sondern sich integrieren wollten, nach römischer Art Karriere machten und schon früh das Bürgerrecht erhielten. Da ihr Vater und sogar der Vater ihrer Mutter bereits das Bürgerrecht hatten, kann man davon ausgehen, dass auch sie wohl im Heer gedient und dafür mit dem Bürgerrecht entlohnt wurden. Denkbar ist auch, dass die Familie schon um 100 v. Chr. romfreundlich war und möglicherweise von Cn. Domitius Ahenobarbus selbst, dem Begründer der provincia Narbonensis, das Bürgerrecht erhielt. Damit wären diese Brüder bereits in der dritten oder vierten Generation römische Bürger gewesen, erstaunlich früh, da es sich um Inschriften aus der frühen Kaiserzeit handelt.

Und offensichtlich sind sie nicht ohne Stolz diesen Ämterweg gegangen, den sie auf ihre Grabsteine schreiben lassen, die zu Lebzeiten (VIVOS) aufgestellt wurden.

Text zum downloaden

Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Augustus“. Um einen breiteren Einblick in die Römische Kaiserzeit zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Römische Geschichte II – Kaiserzeit“.
Hier geht’s zum Podcast

 

Siehe zu römischen Grabsteinen aus augusteischer Zeit auch den des Marcus Caelius und zum Umgang Augustus‘ mit den Provinzen auch das Edikt von Kyrene.

Senatsumbau des Augustus

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Cassius Dio
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Cass. Dio. 52, 42, 1-7 – Original

καὶ μετὰ ταῦτα τιμητεύσας σὺν τῷ Ἀγρίππᾳ ἄλλα τέ τινα διώρθωσε καὶ τὴν βουλὴν ἐξήτασε. Πολλοὶ μὲν γὰρ ἱππῆς πολλοὶ δὲ καὶ πεζοὶ παρὰ τὴν ἀξίαν ἐκτῶν ἐμφυλίων πολέμων ἐβούλευον, ὥστε καὶ ἐς χιλίους τὸ πλήρωμα τῆς γερουσίας αὐξηθῆναι.[2] τούτους οὖν ἐκκρῖναι βουληθεὶς αὐτὸς μὲν οὐδένα αὐτῶν ἀπήλειψε, προτρεψάμενος δέ σφας ἐκ τοῦ συνειδότος τοῦ τε γένους καὶ τοῦβίου δικαστὰς ἑαυτοῖς γενέσθαι τὸ μὲν πρῶτον πεντήκοντά που ἔπεισεν ἐθελοντὰς ἐκστῆναι τοῦ συνεδρίου, ἔπειτα δὲ καὶ ἄλλους ἑκατὸν καὶ τεσσαράκοντα μιμήσασθαί σφας ἠνάγκασε.[3] Καὶ αὐτῶν ἠτίμωσε μὲν οὐδένα, τὰ δ᾽ ὀνόματατῶν δευτέρων ἐξέθηκε: τοῖς γὰρ προτέροις, ὅτι μὴ ἐχρόνισαν ἀλλ᾽ εὐθὺς ἐπει θάρχησάν οἱ, ἀφῆκε τὸ ὀνείδισμα, ὥστ᾽ αὐτοὺς μὴ ἐκδημοσιευθῆναι. Οὗτοιμὲν οὖν ἑκούσιοι δῆθεν ἰδιώτευσαν, Κύιντον δὲ δὴ Στατίλιον καὶ πάνυ ἄκοντα τῆς δημαρχίας, ἐς ἣν ἀπεδέδεικτο, εἶρξεν. [4] Ἑτέρους τέ τινας βουλεύειν ἐποίησε,καὶ ἔς γε τοὺς ὑπατευκότας δύο ἄνδρας ἐκ τῶν βουλευόντων, Κλούουιόν τέτινα καὶ Φούρνιον Γαΐους, ἐγκατέλεξεν, ὅτι προαποδεδειγμένοι οὐκἠδυνήθησαν, ἄλλων τινῶν τὰς ἀρχὰς αὐτῶν προκαταλαβόντων, ὑπατεῦσαι.
[5] τό τε τῶν εὐπατριδῶν γένος συνεπλήθυσε, τῆς βουλῆς οἱ δῆθενἐπιτρεψάσης τοῦτο ποιῆσαι, ἐπειδὴ τό τε πλεῖστόν σφων ἀπωλώλει ῾οὐδὲν γὰρ οὕτως ὡς τὸ γενναῖον ἐν τοῖς ἐμφυλίοις πολέμοις ἀναλίσκεταἰ καὶ ἐς τὴν ποίησιν τῶν πατρίων ἀναγκαῖοι ἀεὶ εἶναι νομίζονται. [6] Ταῦτά τε οὖν ἔπραξε, καὶπροσαπεῖπε πᾶσι τοῖς βουλεύουσι μὴ ἐκδημεῖν ἔξω τῆς Ἰταλίας, ἂν μὴ αὐτός τινι κελεύσῃ ἢ καὶ ἐπιτρέψῃ. Καὶ τοῦτο καὶ δεῦρο ἀεὶ φυλάσσεται: πλὴν γὰρ ὅτι ἔς τε τὴν Σικελίαν καὶ ἐς τὴν Γαλατίαν τὴν περὶ Νάρβωνα, οὐδαμόσε ἄλλοσε βουλευτῇ ἀποδημῆσαι ἔξεστιν. [7] Ἐκεῖσε γὰρ διά τε τὸ σύνεγγυς καὶ διὰ τὸ ἄοπλον τό τε εἰρηναῖον τῶν ἀνθρώπων δέδοται τοῖς γέ τι κεκτημένοις αὐτόθι καὶ ἄνευ παραιτήσεως,ὁσάκις ἂν ἐθελήσωσιν, ἀπιέναι.

Text zum downloaden

 

Übersetzung zum downloaden:

[wpdm_package id=’1815′]

 

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Tobias Nowitzki
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Cass. Dio. 52, 42, 1-7

Leitfragen:

1) Welche Maßnahmen ergreift Augustus, um den Senat nach seinen Vorstellungen neu zu strukturieren?

2) Welche Rückschlüsse lassen sich aus der Quelle auf die Situation im Senat vor der Umgestaltung durch Augustus ziehen?

3) Inwiefern geht Augustus bei der Senatsumstrukturierung anders vor als Sulla oder Cäsar, die es bereits im großen Maßstab getan hatten?

Kommentar:

Augustus ist nicht der erste, der den Senat umstrukturierte, das hatten vor ihm in republikanischer Zeit bereits Sulla und Cäsar getan. Mit Augustus jedoch entsteht der Senat des Prinzipates. Der Senat, den er vorfindet, ist ein anderes Gremium als das, von dem noch Cicero etwa 15 Jahre zuvor gesprochen hatte. Die meisten Mitglieder der alten republikanischen Familien waren ermordet worden oder im Kampf gefallen. Dennoch war der Senat vor Augustus‘ Eingreifen mit 1000 Mitgliedern weit zahlreicher als mit den 600 zur Zeit Ciceros. Der Grund dafür liegt auf der Hand, denn in den Bürgerkriegen waren diverse Günstlinge der jeweiligen Machthaber in den Senat gekommen, beispielsweise durch Pompeius, Cäsar oder Marcus Antonius. Unter diesen waren, so Cassius Dio, auch viele, die die Voraussetzungen für die Zugehörigkeit zum Senat nicht erfüllten, da sie als Ritter, oder, schlimmer noch für die Senatoren, Gemeine, den nötigen Steuerzensus nicht erfüllten. Diese siebt Augustus als erstes aus, wobei scheinbar wenig Rücksicht darauf genommen wird, ob sie nicht vielleicht fähigere Senatoren abgegeben hätten als manch anderer, der nur durch seinen Reichtum diesem Gremium angehörte. Er ersetzt sie sogleich mit eigenen Günstlingen, womit er sich einen hörigen Senat schafft, denn die 190, die er aus dem Gremium entfernt, werden mit Sicherheit auch viele seiner Gegenspieler und Feinde eingeschlossen haben.

Gleichzeitig gibt er dem Senat etwas, das ihm enorm wichtig ist: Er gibt dem Gremium das Selbstwertgefühl als „Adel“ des Reiches zurück. Als Zensor ist es seine Amtsaufgabe, den Senat zu überprüfen und er wird bei den Entlassungen auf schlechten Lebenswandel oder niedere Herkunft der Personen hingewiesen haben. So konnten die übrigen Senatoren sich selbst wieder als die Aristokratie sehen, die endlich von in ihren Augen unwürdigen Elementen befreit war. Dass die alte republikanische Oberschicht im Wesentlichen ausgelöscht war, spielte dabei eine eher untergeordnete Rolle.

Mit der Verleihung des Rederechtes gewesener Konsuln an die zwei genannten Personen lenkt Augustus auch das Prozedere des Senates wieder in geordnete Bahnen und gibt ihm einen republikanischen Anstrich: Wer Konsul gewesen war, redete zuerst in der Debatte!

Anders als Cäsar oder Sulla gibt Augustus seinen Maßnahmen einen verharmlosenden Anstrich, mit dem er kaschiert, dass er nichts anderes als seine Vorgänger tut, wenn er den Senat nach eigenem Gutdünken umbaut und mit Personen besetzt, die ihm zu Dank verpflichtet sind.

Text zum downloaden

Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Augustus“. Um einen breiteren Einblick in die Römische Kaiserzeit zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Römische Geschichte II – Kaiserzeit“.
Hier geht’s zum Podcast

 

Siehe zum Verhältnis zwischen Augustus und Senat auch den Staatsakt, den Tugendschild, sowie den Bericht zur Verschwörung von 23 v. Chr. und das Edikt von Kyrene.

Sueton zur Außenpolitik des Augustus

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Sueton
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Suet. Aug. 20-23 – Original

Externa bella duo omnino per se gessit, Delmaticum adulescens adhuc et Antonio deuicto Cantabricum. Delmatico etiam uulnera excepit, una acie dextrum genu lapide ictus, altera et crus et utrumque brachium ruina pontis consauciatus. reliqua per legatos administrauit, ut tamen quibusdam Pannonicis atque Germanicis aut interueniret aut non longe abesset, Rauennam uel Mediolanium uel Aquileiam usque ab urbe progrediens. [21] domuit autem partim ductu partim auspiciis suis Cantabriam, Aquitaniam, Pannoniam, Delmatiam cum Illyrico omni, item Raetiam et Vindelicos ac Salassos, gentes Inalpinas. coercuit et Dacorum incursiones tribus eorum ducibus cum magna copia caesis, Germanosque ultra Albim fluuium summouit, ex quibus Suebos et Sigambros dedentis se traduxit in Galliam atque in proximis Rheno agris conlocauit. alias item nationes male quietas ad obsequium redegit. [2] nec ulli genti sine iustis et necessariis causis bellum intulit tantumque afuit a cupiditate quoquo modo imperium uel bellicam gloriam augendi, ut quorundam barbarorum principes in aede Martis Vltoris iurare coegerit mansuros se in fide ac pace quam peterent, a quibusdam uero nouum genus obsidum, feminas, exigere temptauerit, quod neglegere marum pignera sentiebat; et tamen potestatem semper omnibus fecit, quotiens uellent obsides recipiendi. neque aut crebrius aut perfidiosius rebellantis grauiore umquam ultus est poena, quam ut captiuos sub lege uenundaret, ne in uicina regione seruirent neue intra tricensimum annum liberarentur. [3] qua uirtutis moderationisque fama Indos etiam ac Scythas auditu modo cognitos pellexit ad amicitiam suam populique Rom. ultro per legatos petendam. Parthi quoque et Armeniam uindicanti facile cesserunt et signa militaria, quae M. Crasso et M. Antonio ademerant, reposcenti reddiderunt obsidesque insuper optulerunt, denique pluribus quondam de regno concertantibus, non nisi ab ipso electum probauerunt. [22] Ianum Quirinum semel atque iterum a condita urbe ante memoriam suam clausum in multo breuiore temporis spatio terra marique pace parta ter clusit. bis ouans ingressus est urbem, post Philippense et rursus post Siculum bellum. curulis triumphos tris egit, Delmaticum, Actiacum, Alexandrinum, continuo triduo omnes. [23] Graues ignominias cladesque duas omnino nec alibi quam in Germania accepit, Lollianam et Varianam, sed Lollianam maioris infamiae quam detrimenti, Varianam paene exitiabilem tribus legionibus cum duce legatisque et auxiliis omnibus caesis. hac nuntiata excubias per urbem indixit, ne quis tumultus existeret, et praesidibus prouinciarum propagauit imperium, ut a peritis et assuetis socii continerentur. [2] uouit et magnos ludos Ioui Optimo Maximo, si res p. in meliorem statum uertisset: quod factum Cimbrico Marsicoque bello erat. adeo denique consternatum ferunt, ut per continuos menses barba capilloque summisso caput interdum foribus illideret uociferans: ‚Quintili Vare, legiones redde!‘ diemque cladis quotannis maestum habuerit ac lugubrem.

Text zum downloaden

 

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Übersetzung: Alexander Thomson
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Übersetzung

He conducted in person only two foreign wars; the Dalmatian, whilst he was yet but a youth; and, after Antony’s final defeat, the Cantabrian. He was wounded in the former of these wars; in one battle he received a contusion in the right knee from a stone, and in another, he was much hurt in one leg and both arms, by the fall of a bridge. His other wars he carried on by his lieutenants; but occasionally visited the army, in some of the wars of Pannonia and Germany, or remained at no great distance, proceeding from Rome as far as Ravenna, Milan, or Aquileia. [21] He conquered, however, partly in person, and partly by his lieutenants, Cantabria, Aquitania and Pannonia, Dalmatia, with all Illyricum and Rhaetia, besides the two Alpine nations, the Vindelici and the Salassii. He also checked the incursions of the Dacians, by cutting off three of their generals with vast armies, and drove the Germans beyond the river Elbe; removing two other tribes who submitted, the Ubii and Sicambri, into Gaul, and settling them in the country bordering on the Rhine. Other nations also, which broke into revolt, he reduced to submission. But he never made war upon any nation without just and necessary cause; and was so far from being ambitious either to extend the empire, or advance his own military glory, that he obliged the chiefs of some barbarous tribes to swear in the temple of Mars the Avenger, that they would faithfully observe their engagements, and not violate the peace which they had implored. Of some he demanded a new description of hostages, their women, having found from experience that they cared little for their men when given as hostages; but he always afforded them the means of getting back their hostages whenever they wished it. Even those who engaged most frequently and with the greatest perfidy in their rebellion, he never punished more severely than by selling their captives, on the terms of their not serving in any neighbouring country, nor being released from their slavery before the expiration of thirty years. By the character which he thus acquired, for virtue and moderation, he induced even the Indians and Scythians, nations before known to the Romans by report only, to solicit his friendship, and that of the Roman people, by ambassadors. The Parthians readily allowed his claim to Armenia; restoring, at his demand, the standards which they had taken from Marcus Crassus and Mark Antony, and offering him hostages besides. Afterwards, when a contest arose between several pretenders to the crown of that kingdom, they refused to acknowledge any one who was not chosen by him. [22] The temple of Janus Quirinus, which had been shut twice only, from the era of the building of the city to his own time, he closed thrice in a much shorter period, having established universal peace both by sea and land. He twice entered the city with the honours of an Ovation, namely, after the war of Philippi, and again after that of Sicily. He had also three curule triumphs for his several victories in Dalmatia, Actium, and Alexandria; each of which lasted three days.
[23] In all his wars, he never received any signal or ignominious defeat, except twice in Germany, under his lieutenants Lollius and Varus. The former indeed had in it more of dishonour than disaster; but that of Varus threatened the security of the empire itself; three legions, with the commander, his lieutenants, and all the auxiliaries, being cut off. Upon receiving intelligence of this disaster, he gave orders for keeping a strict watch over the city, to prevent any public disturbance, and prolonged the appointments of the prefects in the provinces, that the allies might be kept in order by experience of persons to whom they were used. He made a vow to celebrate the great games in honour of Jupiter, Optimus, Maximus, „if he would be pleased to restore the state to more prosperous circumstances.“ This had formerly been resorted to in the Cimbrian and Marsian wars. In short, we are informed that he was in such consternation at this event, that he let the hair of his head and beard grow for several months, and sometimes knocked his head against the door-post, crying out, „O, Quintilius Varus! give me back my legions!“ And ever after he observed the anniversary of this calamity, as a day of sorrow and mourning.

Text zum downloaden

 

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Tobias Nowitzki
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Suet. Aug. 20-23

Leitfragen:

1) Welche wesentlichen Aspekte von Augustus‘ Außenpolitik beschreibt Sueton hier?

2) Welche Position bezieht der Autor zur augusteischen Außenpolitik?

3) Wie ist anhand dieser Quellenstelle die Propaganda von der pax Augusta zu bewerten?

Kommentar:

Die vorliegende Quellenpassage stammt aus der Biographie, die Caius Suetonius Tranquillus Anfang des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts über den ersten Princeps verfasste. Sueton ist eine wichtige Quelle für die Kaiserzeit und, auch wenn es Diskussionen darüber gibt, ob er sich nicht zu sehr auf Skandale der Kaiser bezogen hat, eine durchaus verlässliche, da wir wissen, dass er direkten Zugang zu den kaiserlichen Archiven hatte und damit auch zu erhaltener Korrespondenz.

In dieser Passage beschreibt er die Außenpolitik Augustus‘ in groben Zügen, dabei ist er dem Princeps gegenüber sehr wohlwollend eingestellt. Die Erfolge werden hervorgehoben, selbst nach der verheerenden Niederlage in der Varusschlacht wird sein Verhalten als umsichtig dargestellt. Die Liste der Erfolge ist lang. Zuerst einmal werden die Eroberungen unter seiner Herrschaft aufgezählt, die im Wesentlichen die Grenzen abrunden und das Gebiet des Reiches arrondieren: Dalmatien an der Adria, Pannonien im Norden, Kantabrien und Aquitanien im Westen. Ferner unterdrückt er Revolten und schlägt eindringende Daker zurück. Trotz dieser Vielzahl an Kämpfen, die Sueton erwähnt, soll Augustus den Janustempel drei Mal geschlossen haben. Der Tempel war ein Symbol für den Frieden; waren seine Türen geschlossen, so herrschte Frieden zu Land und zu Wasser, waren sie offen, herrschte Krieg. Dabei lag es natürlich, was Sueton nicht erwähnt, im Ermessen des Princeps, wie Frieden zu definieren war. Mit den vielen noch umkämpften Grenzen wie beispielsweise in Germanien oder auch den neu eroberten Gebieten war im Imperium keineswegs dauerhafter Friede eingekehrt – alleine die beiden erwähnten Niederlagen in Germanien und die vielen Kriege in den Provinzen sind dafür Beweis genug. Es werden fünf Triumphe des Augustus erwähnt, zwei kleine und drei große, eine erstaunliche Anzahl. Allerdings darf dabei nicht vergessen werden, dass vier davon für Siege über andere Römer, seine Gegner im Bürgerkrieg, gefeiert wurden: Philippi, Sizilien, Actium und Alexandria. Zwar waren bei Actium und Alexandria auch ägyptische Truppen präsent, woraus auch die Propaganda des Augustus großen Gewinn schöpfte, aber im Wesentlichen feierte Augustus seine Triumphe für Siege über römische Bürger.

Des Weiteren muss angemerkt werden, dass die pax Augusta, der ewige Frieden des Augustus, auch deshalb im Großen und Ganzen Bestand hatte, weil in den Bürgerkriegen schlichtweg alle Gegenparteien physisch ausgelöscht worden waren, so hatte der Senat 27 v. Chr. kaum noch Mitglieder aus der Zeit vor Beginn des Bürgerkrieges, sie alle waren während der Kriege gestorben. Auch in Gallien herrschte im Wesentlichen deshalb Ruhe, weil Cäsar in den 50er Jahren derart brutal vorgegangen war, dass die gallische Bevölkerung zu dezimiert war, um Aufstände zu wagen.

Durch die Fortführung der clementia, der Milde Cäsars gegenüber seinen besiegten Feinden, hatte Augustus sich jedoch einen Ruf erarbeitet, der ihm unbestreitbar große diplomatische Erfolge bescherte, wie beispielsweise die Rückgabe der Feldzeichen durch die Parther: Dass er ohne Krieg eine „nationale“ Schande wieder ausmerzte, ließ er auf vielen Münzen und Statuen verewigen.

Die positive Darstellung Suetons hat dennoch, wie oben beschrieben, auch ihre Lücken und stellt die Situation nicht so dar, wie sie war. Aber für die Römer war der durch Augustus hergestellte Friede zwischen den Römern auch wichtiger als eventuelle Kämpfe gegen Barbaren an den Grenzen oder das Leid der dezimierten gallischen Bevölkerung.

Text zum downloaden

Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Augustus“. Um einen breiteren Einblick in die Römische Kaiserzeit zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Römische Geschichte II – Kaiserzeit“.
Hier geht’s zum Podcast

 

Zu Augustus‘ Feldzug gegen die Salassi, siehe auch den Bericht zur Veteranenansiedelung. Zur Rückgabe der Feldzeichen durch die Parther siehe die Augustusstatue von Prima Porta, zur Propaganda nach dem Sieg im Bürgerkrieg, siehe auch die augusteische Münze und die Berichte aus den res gestae (I; II; III). Zur Varusschlacht, siehe den entsprechenden Abschnitt aus Cassius Dio und den Grabstein des Marcus Caelius.

Varusschlacht Grabstein

Link zum Original

 

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Übersetzung: T. Nowitzki
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Übersetzung

Dem Marcus Caelius, Sohn des Titus, aus der Tribus Lemonia zu Bonn, dem Zenturio der 18. Legion, er starb mit 53,5 Jahren in der Varusschlacht, es wird gestattet sein, die Knochen (in das Grab) zu legen. Publius Caelius, Sohn des Titus, aus der Tribus Lemonia, Bruder (des Verstorbenen) setzte (diesen Stein).

Der Grabstein zeigt das Bild eines Soldaten mit Brustpanzer, der mit Spangen und Pferdeschmuck verziert ist, die rechte Hand hält eine Weinrebe.
Neben ihm sieht man zwei seiner Freigelassenen, Marcus Caelius Thiaminus und Marcus Caelius Privatus.

(In Xanten gefunden)

Text zum downloaden

 

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Tobias Nowitzki
Lizenz: CC-BY-NC-SA

ILS 2244

Leitfragen:

1) Welche Informationen lassen sich über den Verstorbenen aus dieser Grabinschrift gewinnen?

2) Was erfahren wir über den, der den Stein setzte?

3) Was sagt der Grabstein über die damalige Lage in Germanien aus?

Kommentar:

Die uns hier vorliegende Quelle ist ein Grabstein eines römischen Zenturios, gefunden in Xanten, er ist auf den Anfang des 1. Jahrhunderts n. Chr. datiert. Grabsteine sind höchst wertvolle Quellen, denn erstens stellen sie als epigraphische Quelle einen direkten Bezug zur Abfassungszeit her. Zweitens sind speziell Grabsteine eine sozialgeschichtlich interessante Quelle, denn sie erzählen uns, was der Verstorbene oder seine Hinterbliebenen für besonders erwähnenswert erachteten, um des Toten zu gedenken.

Was erfahren wir über den Toten? Zuerst einmal, dass er nicht in seinem Grab liegt. Der Hinweis, dass die Knochen, sollten sie gefunden werden, in das Grab gelegt werden dürfen, weist ihn als einen der zahllosen Vermissten der Varusschlacht aus. Wir wissen nicht, ob ein entkommener Soldat berichten konnte, dass er ihn sterben sah, oder ob er schlicht als vermisst und für tot erklärt wurde, er nahm jedenfalls an der Varusschlacht teil. Als Zenturio bekleidete er einen relativ hohen Rang in der Armee. Er hat eine Reihe von Ehrungen erhalten, wovon sowohl die Spangen (torques) als auch der Pferdeschmuck (phalerae) zeugen, die heutigen Orden vergleichbar sind. Wir erfahren des Weiteren, dass Marcus Caelius Privatus Thiaminus mit über 50 Jahren noch im aktiven Militärdienst war – er hat wahrscheinlich sein Leben lang als Soldat gedient und ist damit einer jener erfahrenen Veteranen, deren Verlust für Augustus besonders schmerzhaft gewesen sein muss.

Stationiert war er offenbar in Bonn. Gesetzt hat ihm den Stein sein Bruder Publius, über den wir wenig mehr erfahren, als dass er aus derselben Tribus stammt. Ferner muss Publius wohlhabend gewesen sein, denn der Grabstein ist sehr aufwendig gestaltet. Auch der Verstorbene war wohlhabend, hatte er doch mindestens zwei Sklaven, die er freigelassen hatte und die wichtig genug für ihn waren, auf dem Grabstein zu erscheinen. Womöglich sind sie mit ihm in der Schlacht gefallen und wurden testamentarisch freigelassen.

Der Grabstein erzählt auch einige Details zum zeitlichen Umfeld der Quelle. Zuerst einmal erfahren wir, dass die Varusschlacht schon von Zeitgenossen so benannt wurde. Dann wird durch die Aufstellung in Bonn, nicht etwa am Ort der Schlacht, deutlich, dass die römische Kontrolle sich nicht mehr bis dorthin erstreckte. Ferner erfahren wir, in welcher Legion er wo gedient hat, was aus militärhistorischer Sicht interessant ist. Wir haben mit diesem Grabstein ein Zeugnis, das einem Toten der Varusschlacht ein Gesicht gibt, ein für antike Schlachten seltener Fall.

Text zum downloaden

Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Augustus“. Um einen breiteren Einblick in die Römische Kaiserzeit zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Römische Geschichte II – Kaiserzeit“.
Hier geht’s zum Podcast

 

Vergleiche auch den Bericht Cassius Dios zur Varusschlacht und den Bericht des Plinius zu Augustus.

Varusschlacht Dio

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Cassius Dio
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Cass. Dio 56,18-19 – Original

[18] ἄρτι τε ταῦτα ἐδέδοκτο, καὶ ἀγγελία δεινὴ ἐκ τῆς Γερμανίας ἐλθοῦσα ἐκώλυσέ σφας διεορτάσαι. ἐν γὰρ τῷ αὐτῷ ἐκείνῳ χρόνῳ καὶ ἐν τῇ Κελτικῇ τάδε συνηνέχθη. εἶχόν τινα οἱ Ῥωμαῖοι αὐτῆς, οὐκ ἀθρόα ἀλλ᾽ ὥς που καὶ ἔτυχε χειρωθέντα, [2] διὸ οὐδὲ ἐς ἱστορίας μνήμην ἀφίκετο: καὶ στρατιῶταί τε αὐτῶν ἐκεῖ ἐχείμαζον καὶ πόλεις συνῳκίζοντο, ἔς τε τὸν κόσμον σφῶν οἱ βάρβαροι μετερρυθμίζοντο καὶ ἀγορὰς ἐνόμιζον συνόδους τε εἰρηνικὰς ἐποιοῦντο. οὐ μέντοι καὶ τῶν πατρίων ἠθῶν τῶν τε συμφύτων τρόπων καὶ τῆς αὐτονόμου διαίτης τῆς τε ἐκ τῶν ὅπλων ἐξουσίας [3] ἦσαν. καὶ διὰ τοῦτο, τέως μὲν κατὰ βραχὺ καὶ ὁδῷ τινι μετὰ φυλακῆς μετεμάνθανον αὐτά, οὔτε ἐβαρύνοντο τῇ τοῦ βίου μεταβολῇ καὶ ἐλάνθανόν σφας ἀλλοιούμενοι: ἐπεὶ δ᾽ ὁ Οὐᾶρος ὁ Κυιντίλιος τήν τε ἡγεμονίαν τῆς Γερμανίας λαβὼν καὶ τὰ παρ᾽ ἐκείνοις ἐκ τῆς ἀρχῆς διοικῶν ἔσπευσεν αὐτοὺς ἀθροώτερον μεταστῆσαι, καὶ τά τε ἄλλα ὡς καὶ δουλεύουσί σφισιν ἐπέταττε καὶ [4] χρήματα ὡς καὶ παρ᾽ ὑπηκόων ἐσέπρασσεν, οὐκ ἠνέσχοντο, ἀλλ᾽ οἵ τε πρῶτοι τῆς πρόσθεν δυναστείας ἐφιέμενοι, καὶ τὰ πλήθη τὴν συνήθη κατάστασιν πρὸ τῆς ἀλλοφύλου δεσποτείας προτιμῶντες, ἐκ μὲν τοῦ φανεροῦ οὐκ ἀπέστησαν, πολλοὺς μὲν πρὸς τῷ Ῥήνῳ πολλοὺς δὲ καὶ ἐν [5] τῇ σφετέρᾳ τῶν Ῥωμαίων ὁρῶντες ὄντας, δεξάμενοι δὲ τὸν Οὐᾶρον ὡς καὶ πάντα τὰ προστασσόμενά σφισι ποιήσοντες προήγαγον αὐτὸν πόρρω ἀπὸ τοῦ Ῥήνου ἔς τε τὴν Χερουσκίδα καὶ πρὸς τὸν Οὐίσουργον, κἀνταῦθα εἰρηνικώτατά τε καὶ φιλικώτατα διαγαγόντες πίστιν αὐτῷ παρέσχον ὡς καὶ ἄνευ στρατιωτῶν δουλεύειν δυνάμενοι.
[19] Οὔτ᾽ οὖν τὰ στρατεύματα, ὥσπερ εἰκος ἠν ἐν πολεμίᾳ, συνεῖχε, καὶ ἀπ᾽ αὐτῶν συχνοὺς αἰτοῦσι τοῖς ἀδυνάτοις ὡς καὶ ἐπὶ φυλακῇ χωρίων τινῶν ἢ καὶ λῃστῶν συλλήψεσι παραπομπαῖς τέ τισι [2] τῶν ἐπιτηδείων διέδωκεν. ἦσαν δε οἱ μάλιστα συνομόσαντες καὶ ἀρχηγοὶ τῆς τε ἐπιβουλῆς καὶ τοῦ πολέμου γενόμενοι ἄλλοι τε καὶ Ἀρμήνιος καὶ Σηγίμερος, συνόντες τε αὐτῷ ἀεὶ καὶ συνεστιώμενοι [3] πολλάκις. θαρσοῦντος οὖν αὐτοῦ, καὶ μήτε τι δεινὸν προσδεχομένου, καὶ πᾶσι τοῖς τό τε γιγνόμενον ὑποτοποῦσι καὶ φυλάττεσθαί οἱ παραινοῦσιν οὐχ ὅπως ἀπιστοῦντος ἀλλὰ καὶ ἐπιτιμῶντος ὡς μάτην αὐτοῖς τε ταραττομένοις καὶ ἐκείνους διαβάλλουσιν, ἐπανίστανταί τινες πρῶτοι τῶν ἄπωθεν αὐτοῦ οἰκούντων ἐκ παρασκευῆς, [4] ὅπως ἐπ᾽ αὐτοὺς ὁ Οὐᾶρος ὁρμήσας εὐαλωτότερός σφισιν ἐν τῇ πορείᾳ, ὡς καὶ διὰ φιλίας διιών, γένηται, μηδὲ ἐξαίφνης πάντων ἅμα πολεμωθέντων αὐτῷ φυλακήν τινα ἑαυτοῦ ποιήσηται. καὶ ἔσχεν οὕτως: προέπεμψάν τε γὰρ αὐτὸν ἐξορμῶντα, καὶ παρέμενοι ὡς καὶ τὰ συμμαχικὰ παρασκευάσοντες καὶ διὰ ταχέων οἱ [5] προσβοηθήσοντες τάς τε δυνάμεις ἐν ἑτοίμῳ που οὔσας παρέλαβον, καὶ ἀποκτείναντες τοὺς παρὰ σφίσιν ἕκαστοι στρατιώτας, οὓς πρότερον ᾐτήκεσαν, ἐπῆλθον αὐτῷ ἐν ὕλαις ἤδη δυσεκβάτοις ὄντι. κἀνταῦθα ἅμα τε ἀνεφάνησαν πολέμιοι ἀνθ᾽ ὑπηκόων ὄντες, καὶ πολλὰ καὶ δεινὰ εἰργάσαντο.
Text zum downloaden

 

Übersetzung zum downloaden:

[wpdm_package id=’1815′]

 

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Tobias Nowitzki
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Cass. Dio 56,18-19

Leitfragen:

1) Wie wird der Gang der Ereignisse von Cassius Dio beschrieben?

2) Wer trägt nach diesem Bericht auf römischer Seite die Schuld am Desaster der Varusschlacht?

3) Wieso erfolgt diese Schuldzuweisung?

Kommentar:

Cassius Dio, ein aus Bithynien stammender Senator und Konsul aus severischer Zeit (geb. 164 n. Chr.), beschreibt in diesem Abschnitt seines Geschichtswerkes die Ereignisse, die zur berühmten Varusschlacht bei Kalkriese führten.

Seiner Beschreibung nach ist der Schuldige eindeutig: Der Statthalter Quintilius Varus hat durch seine überhebliche und herablassende Behandlung der Bevölkerung Germaniens den Aufstand selbst herbeigeführt, in dessen Verlauf er sterben sollte. Bis er das Amt des Statthalters übernahm, so Cassius Dio, hätte der Prozess der Provinzialisierung gute Fortschritte gemacht, da die Germanen sich langsam an das Leben als von Rom Abhängige gewöhnt hätten. Er aber habe alles beschleunigen wollen und daher die Aufstände provoziert. Der Vergleich der Situation der Germanen mit der von Sklaven, die sie ja nicht waren, erweckt heute wie damals Verständnis für den Aufstand, sicherlich so beabsichtigt von Cassius Dio. Aber nach ihm geht die Schuld des Varus noch weiter. Nicht nur habe er den Aufstand erst hervorgerufen, alleine seine unkluge Strategie und Naivität hätten zum völligen Verlust dreier Legionen im Wald geführt. Angeblich hätte er wider alle Warnungen seiner Offiziere gehandelt, sowohl vor als auch während des Aufstandes, er wird als Versager auf ganzer Linie dargestellt.

Wieso aber stellt Cassius Dio einen römischen Senator und Feldherrn so dar? Der Grund liegt auf der Hand: Augustus, beziehungsweise der Kaiser, bleibt unfehlbar. Wenn der Statthalter durch seine Dummheit und Arroganz den Aufruhr erst verursacht und dann durch seine Naivität mit seinen Legionen durch Verrat stirbt, so trifft den Kaiser keine Schuld. Dies ist natürlich eine etwas einseitige Sicht der Dinge, die auch dadurch einfach gemacht wird, dass Varus selbst in der Schlacht fiel – er konnte dieser Darstellung, die sich auch in früheren Quellen findet, nicht widersprechen. Sueton überliefert uns den Ausspruch des Augustus „Varus, gib mir meine Legionen zurück!“ Schuld liegt also beim Feldherren, nicht bei dem Princeps, der befohlen hatte, Germanien in eine Provinz umzuwandeln, obwohl die undurchdringlichen Wälder und die vielen mächtigen Stämme dies schwierig machen würden. Es ist ein in der Geschichte beliebter Topos, den Ausführenden vor Ort zu beschuldigen, wenn die Gesamtstrategie fehlschlägt. 

Text zum downloaden

Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Augustus“. Um einen breiteren Einblick in die Römische Kaiserzeit zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Römische Geschichte II – Kaiserzeit“.
Hier geht’s zum Podcast

 

Vergleiche zur Varusschlacht auch den Grabstein eines Gefallenen aus der Schlacht, den Tatenbericht des Augustus zu seiner Außenpolitik, sowie den Bericht Suetons dazu.

Verschwörung von 23 v. Chr.

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Cassius Dio
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Cass. Dio, 54, 3, 1-8 – Original

[1] καὶ ἐν μὲν τούτοις τό τε τοῦ νομοθέτου καὶ τὸ τοῦ αὐτοκράτορος καὶ σχῆμα καὶὄνομα ἐπεδείκνυτο, ἐν δὲ δὴ τοῖς ἄλλοις ἐμετρίαζεν, ὥστε καὶ
[2] φίλοις τισὶν εὐθυνομένοις παραγίγνεσθαι. Μάρκου τέ τινος Πρίμου αἰτίανἔχοντος ὅτι τῆς Μακεδονίας ἄρχων Ὀδρύσαις ἐπολέμησε,καὶ λέγοντοςτοτὲ μὲν τῇ τοῦ Αὐγούστου τοτὲ δὲ τῇ Μαρκέλλου γνώμῃ τοῦτο πεποιηκέναι, ἔςτε τὸ δικαστήριον αὐτεπάγγελτος ἦλθε, καὶ ἐπερωτηθεὶς ὑπὸ τοῦ στρατηγοῦ εἰπροστάξειέν οἱ πολεμῆσαι, [3] ἔξαρνος ἐγένετο. Τοῦ τε συναγορεύοντος τῷ Πρίμῳ Λικινίου Μουρήνουἄλλα τε ἐς αὐτὸν οὐκ ἐπιτήδεια ἀπορρίψαντος, καὶ πυθομένου ‘τί δὴ ἐνταῦθαποιεῖς, καὶ τίς σε ἐκάλεσεν;’ τοσοῦτον μόνον ἀπεκρίνατο ὅτι ‘τὸ δημόσιον.’ ἐπὶοὖν τούτοις ὑπὸ μὲν τῶν εὖ φρονούντων ἐπῃνεῖτο, ὥστε καὶ τὸ τὴν βουλὴνἀθροίζειν ὁσάκις ἂν ἐθελήσῃ λαβεῖν, τῶν δ᾽ ἄλλων τινὲς κατεφρόνησαν [4] αὐτοῦ. Ἀμέλει καὶ τοῦ Πρίμου οὐκ ὀλίγοι ἀπεψηφίσαντο, καὶ ἐπιβουλὴνἕτεροι ἐπ᾽ αὐτῷ συνέστησαν. Φάννιος μὲν γὰρ Καιπίων ἀρχηγὸς αὐτῆςἐγένετο, συνεπελάβοντο δὲ καὶ ἄλλοι: καί σφισι καὶ ὁ Μουρήναςσυνομωμοκέναι, εἴτ᾽ οὖν ἀληθῶς εἴτε καὶ ἐκ διαβολῆς, ἐλέχθη, ἐπειδὴ καὶἀκράτῳ καὶ κατακορεῖ τῇ παρρησίᾳ πρὸς πάντας
[5] ὁμοίως ἐχρῆτο. Καὶ οὐ γὰρ ὑπέμειναν τὸ δικαστήριον, ἐρημην μὲν ὡς καὶφευξόμενοι ἥλωσαν, ἀπεσφάγησαν δὲ οὐ πολλῷ ὕστερον, οὐδὲ ἐπήρκεσαν τῷ Μουρήνᾳ οὔτε ὁ Προκουλέιος ἀδελφὸς ὢν οὔτε ὁ Μαικήνας τῇ ἀδελφῇ αὐτοῦσυνοικῶν, καίπερ ἐς τὰ πρῶτα ὑπὸ τοῦ Αὐγούστου τιμώμενοι.
[6] ὡς δ᾽ οὖν καὶ τούτους τῶν δικαζόντων τινὲς ἀπέλυσαν, ἐνομοθέτησε μήτεκρύφα τὰς ψήφους ἐν ταῖς ἐρήμοις δίκαις φέρεσθαι, καὶ πάσαις αὐταῖς τὸνεὐθυνόμενον ἁλίσκεσθαι.
Text zum downloaden

 

Übersetzung zum downloaden:

[wpdm_package id=’1815′]

 

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Tobias Nowitzki
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Cass. Dio, 54, 3, 1-8

Leitfragen

1) Welche Gründe hat die Verschwörung gegen Augustus?

2) Welche Maßnahmen ergreift Augustus gegen die Verschwörung und welche Folgen hat dies?

3) Welche Meinung hat Cassius Dio über das Geschehen und wie bewertet er es?

Kommentar

Cassius Dio, ein aus Bithynien stammender Senator und Konsul aus severischer Zeit (geb. 164 n. Chr.), hat uns in seiner römischen Geschichte eine Beschreibung der Verschwörung des Jahres 23 v. Chr. gegen Augustus hinterlassen. Verschworen hatte sich eine Reihe von Angehörigen der römischen Oberschicht. Der Grund liegt bei Cassius Dio offen auf der Hand: Augustus hatte seine Machtstellung als Princeps ausgenutzt und sich zu Gunsten seiner Freunde in einen Gerichtsprozess eingemischt. Er hat zwar vordergründig Erfolg, da er nicht nur den Freispruch erwirkt, sondern auch das Recht erhält, den Senat beliebig oft einzuberufen, allerdings hat er den Bogen auch überspannt. Denn offensichtlich sind Teile der Nobilität nicht mehr bereit, diese direkte Einmischung zu tolerieren; sie üben Kritik und verschwören sich gegen den Princeps. Die Verschwörung wird schnell aufgedeckt, und in diesem Moment lässt Augustus die Maske der clementia fallen und geht mit aller Härte gegen die Verschwörer vor, sie werden allesamt ohne echten Prozess verurteilt und hingerichtet. Die Tatsache, dass nicht einmal Maecenas und Proculeius, die großen Einfluss bei Augustus besaßen, für ihren Schwager, beziehungsweise Bruder einsprangen, deutet darauf hin, wie wütend Augustus gewesen sein muss, möglicherweise war es den beiden zu gefährlich, sich für ihre Verwandten in dieser Situation einzusetzen. Das ist jedoch nur eine mögliche Interpretation.

Die Konsequenzen, die Augustus aus diesem Vorfall zieht, sind ebenso drastisch wie die Maßnahmen zur Niederschlagung. Offenbar haben noch einige senatorische Richter für einen Freispruch gestimmt, weswegen Augustus kurzerhand geheime Abstimmungen für solche Fälle untersagt. Die offene Abstimmung zwingt die Richter, ihre Meinung öffentlich zu machen, der Zwang zur Einstimmigkeit übt gewaltigen Druck auf alle diejenigen aus, die anderer Meinung als der Princeps sind. Es drängen sich Assoziationen zum bekannten Film „Die 12 Geschworenen“ auf. Augustus zwingt die Richter nicht direkt, in solchen Fällen für eine Verurteilung zu stimmen, das überlässt er dem sozialen Gruppendruck innerhalb des Richterkollegiums, das durch die brutale Niederschlagung dieser Verschwörung, deren genaues Ziel gar nicht genannt wird, ohnehin schon sicherlich genug Angst vor Augustus‘ Zorn hatte.

Text zum downloaden

 

Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Augustus“. Um einen breiteren Einblick in die Römische Kaiserzeit zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Römische Geschichte II – Kaiserzeit“.
Hier geht’s zum Podcast

 

Zum Verhältnis von Augustus und Senat siehe auch den Bericht zu seinem Staatsakt, zu seinem Tugendschild, die Schilderung des Bürgerkrieges in den res gestae sowie das Edikt von Kyrene.

Strabon zur Koloniegründung

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Strabon
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Gründung einer augusteischen Kolonie: Strab. 4,6,7 Original

ἐκ δὲ ταύτης τῆς αἰτίας πόλεμοι συνεχεῖς ἦσανπρὸς ἀλλήλους ἀμφοτέροις τοῖς ἔθνεσι. Κρατησάντων δὲ Ῥωμαίων τῶν μὲνχρυσουργείων ἐξέπεσον καὶ τῆς χώρας οἱ Σαλασσοί, τὰ δ᾽ ὄρη κατέχοντεςἀκμὴν τὸ ὕδωρ ἐπώλουν τοῖς δημοσιώναις τοῖς ἐργολαβήσασι τὰ χρυσεῖα: καὶπρὸς τούτους δ᾽ ἦσαν ἀεὶ διαφοραὶ διὰ τὴν πλεονεξίαν τῶν δημοσιωνῶν. Οὕτωδὲ συνέβαινε τοὺς στρατηγιῶντας ἀεὶ τῶν Ῥωμαίων καὶ πεμπομένους ἐπὶ τοὺς τόπους εὐπορεῖν προφάσεων ἀφ᾽ ὧν πολεμήσουσι. Μέχρι μὲν δὴ τῶν νεωστὶχρόνων τοτὲ μὲν πολεμούμενοι τοτὲ δὲ καταλυόμενοι τὸν πρὸς τοὺς Ῥωμαίους πόλεμον ἴσχυον ὅμως, καὶ πολλὰ κατέβλαπτον τοὺς δι᾽ αὐτῶν ὑπερβάλλονταςτὰ ὄρη κατὰ τὸ λῃστρικὸν ἔθος: οἵ γε καὶ Δέκιμον Βροῦτον φυγόντα ἐκ Μουτίνης ἐπράξαντο δραχμὴν κατ᾽ ἄνδρα: Μεσσάλας δὲ πλησίον αὐτῶν χειμαδεύων τιμὴν ξύλων κατέβαλε τῶν τε καυσίμων καὶ τῶν πτελεΐνων ἀκοντισμάτων τῶν γυμναστικῶν. Ἐσύλησαν δέ ποτε καὶ χρήματα Καίσαρος οἱ ἄνδρες οὗτοι καὶ ἐπέβαλον κρημνοὺς στρατοπέδοις, πρόφασιν ὡς ὁδοποιοῦντες ἢ γεφυροῦντες ποταμούς. Ὕστερον μέντοι κατεστρέψατο αὐτοὺς ἄρδην ὁ Σεβαστὸς καὶ πάντας ἐλαφυροπώλησε, κομισθέντας εἰς Ἐπορεδίαν Ῥωμαίων ἀποικίαν, ἣν συνῴκισαν μὲν φρουρὰν εἶναι βουλόμενοι τοῖς Σαλασσοῖς, ὀλίγον δ᾽ ἀντέχειν ἐδύναντο οἱ αὐτόθι, ἕως ἠφανίσθη τὸ ἔθνος. Τῶν μὲν οὖν ἄλλων σωμάτων τρεῖς μυριάδες ἐξητάσθησαν ἐπὶ τοῖς ἑξακισχιλίοις, τῶν δὲμαχίμων ἀνδρῶν ὀκτακισχίλιοι: πάντας δ᾽ ἐπώλησε Τερέντιος Ὀυάρρων ὑπὸδόρυ καταστρεψάμενος αὐτοὺς στρατηγός: τρισχιλίους δὲ Ῥωμαίων πέμψαςᾤκισε τὴν πόλιν Αὐγοῦσταν ὁ Καῖσαρ, ἐν ᾧ ἐστρατοπέδευσε χωρίῳ ὁ Ὀυάρρων,καὶ νῦν εἰρήνην ἄγει πᾶσα ἡ πλησιόχωρος μέχρι τῶν ἄκρων ὑπερβολῶν τοῦὄρους.

Text zum downloaden

 

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Übersetzung: H.C. Hamilton und W. Falconer
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Übersetzung

This gave rise to frequent wars between the two nations; when the Romans gained the dominion, the Salassi lost both their gold works and their country, but as they still possessed the mountains, they continued to sell water to the public contractors of the gold mines; with whom there were continual disputes on account of the avarice of the contractors, and thus the Roman generals sent into the country were ever able to find a pretext for commencing war. And, until very recently, the Salassi at one time waging war against the Romans, and at another making peace, took occasion to inflict numerous damages upon those who crossed over their mountains, by their system of plundering; and even exacted from Decimus Brutus, on his flight from Mutina, a drachm per man. Messala, likewise, having taken up his winter quarters in their vicinity, was obliged to pay them, both for his fire-wood, and for the elm-wood for making javelins for the exercise of his troops. In one instance they plundered the treasures of Cæsar, and rolled down huge masses of rock upon the soldiers under pretence of making roads, or building bridges over the rivers. Afterwards Augustus completely overthrew them, and carried them to Eporedia, a Roman colony which had been planted as a bulwark against the Salassi, although the inhabitants were able to do but little against them until the nation was destroyed; their numbers amounted to 36,000 persons, besides 8000 men capable of bearing arms. Terentius Varro, the general who defeated them, sold them all by public auction, as enemies taken in war. Three thousand Romans sent out by Augustus founded the city of Augusta, on the spot where Varro had encamped, and now the whole surrounding country, even to the summits of the mountains, is at peace.

Text zum downloaden

 

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Tobias Nowitzki
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Strab. 4,6,7

Leitfragen:

1) Warum verfolgt Augustus die Veteranenansiedlung auf diese Weise?

2) Wie stellt sich die augusteische Friedenspropaganda im Licht dieser Quelle dar?

3) Welches Augustusbild wird in der Quelle hervorgerufen?

Kommentar:

Diese Quelle aus Strabons Werk Geographika wurde wahrscheinlich um die Zeitenwende verfasst, also unter der Herrschaft des Augustus. In dieser Quellenstelle fassen wir einen Bericht über die Koloniegründungspraxis des Princeps. Die betreffende Kolonie, Augusta Praetoria, ist die heutige Stadt Aosta im Nordwesten Italiens.

In der Geschichte ihrer Gründung kommen zwei Grundzüge der frühen augusteischen Zeit zusammen: Kriege gegen aufständische Stämme an den Randgebieten und die Ansiedlung von Veteranen im großen Maßstab. Der Stamm der Salassi hatte, wie aus Strabons Text hervorgeht, römischen Generälen immer wieder Probleme bereitet, wenn sie die Gebirgspässe überqueren wollten. Augustus beendete diese Situation mit großer Brutalität, indem die Salassi im Krieg geschlagen und anschließend durch Terentius Varro in die Sklaverei verkauft wurden. Anschließend siedelte Augustus dort, wie Strabon sagt, 3000 Römer an, laut Cassius Dio handelte es sich dabei um Veteranen aus der Prätorianergarde (Cass. Dio. 53, 25,5), was sich auch im Namen der neuen Kolonie wiederfindet.

Die Gründung dieser Kolonie hatte für Augustus mehrere Vorteile und war in ihrer Form beispielhaft für die diversen Koloniegründungen, die er im ganzen Imperium vornahm. Zuerst einmal verhinderte er damit, dass sich an dieser Stelle eventuell ein neuer, romfeindlicher Stamm ansiedelte. Die Lage an den Alpenpässen war strategisch wichtig, daher war es sinnvoll, dort Veteranen anzusiedeln. Diese konnten im Notfall auch als eine Art Wehrbauern herangezogen werden, um die Grenze zu verteidigen, eine Idee, die auch Alexander der Große mit seinen diversen Stadtgründungen schon verfolgt hatte. Des Weiteren löste Augustus auf diese Weise auch ein drängendes soziales Problem: Die vielen Veteranen der Bürgerkriege mussten mit Land versorgt werden, denn Augustus hatte die Armee nach der Schlacht von Actium drastisch verkleinert. Die allermeisten dieser Soldaten kamen aus besitzlosen Schichten und hatten sich insbesondere deshalb der Armee angeschlossen, um nach Ende ihrer Dienstzeit mit einem Stück Land entlohnt zu werden. Da gutes Ackerland aber selten unbesiedelt war, kamen Augustus diese vielen kleineren Kriege und Feldzüge sehr recht, denn so wurde gutes Land frei, das er unter seinen Veteranen aufteilen konnte. So verhinderte er erstens Unzufriedenheit unter den Veteranen, zweitens vergrößerten diese so nicht die ohnehin gewaltige städtische Unterschicht der plebs urbana, deren Mittellosigkeit ein ständiges Problem für die Kaiser darstellte. Drittens kam er schließlich auch seiner sozialen Pflicht als Feldherr nach, der seit der späten Republik als Patron de facto auch verantwortlich für die Versorgung seiner Veteranen war.

Text zum downloaden

Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Augustus“. Um einen breiteren Einblick in die Römische Kaiserzeit zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Römische Geschichte II – Kaiserzeit“.
Hier geht’s zum Podcast

 

Vergleiche hierzu auch die Inschrift von Kyrene und die Propaganda des ewigen Friedens unter Augustus, zu sehen unter anderem auf seinen Münzen und der Statue des Augustus von Prima Porta, sowie die Berichte aus seiner Autobiographie (I; II; III). Zum eben nicht dauerhaften Frieden im Reich siehe auch den Bericht Dios zur Varusschlacht, sowie den Grabstein des Gefallenen aus dieser Schlacht.

Persönlichkeit des Augustus

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Plinius Maior
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Plin. Hist. Nat. 7,45 – Original

In Divo quoque Augusto, quem universa mortalitas in hac censura nuncupet, si diligenter aestimentur cuncta, magna sortis humanae reperiantur volumina: repulsa in magisterio equitum apud avunculum et contra petitionem eius praelatus Lepidus; proscriptionis invidia, collegium in triumviratu pessimorum civium, nec aequa saltem portione, sed praegravi Antonio; Philippensi proelio morbidi fuga et triduo in palude aegroti et – ut fatentur Agrippa et Maecenas – aqua subter cutem fusa turgidi latebra; naufragia Sicula et alia ibi quoque in spelunca occultatio; iam in navali fuga urguente hostium manu preces Proculeio mortis admotae; cura Perusiniae contentionis, solliciduto Martis Actiaci, Pannonicis bellis ruina e turri, tot seditiones militum, tot ancipiti morbi corporis; suspecta Marcelli vota, pudenda Agrippae ablegatio, totiens petita insidiis vita, incusatae liberorum mortes luctusque non tantum orbitate tristis, adulterium filiae et consilia parricidae palam facta, contumeliosus privigni Neronis secessus, aliud in nepte adulterium; iuncta deinde tot mala, inopia stipendii, rebellio Illyrici, servitiorum dilectus iuventutis penuria, pestilentia urbis, fames Italiae, destinatio exspirandi et quadridui inedia maior pars mortis in corpus recepta; iuxta haec Variana clades et maiestatis eius foeda suggilatio; abdicatio Postumi Agrippae post adoptionem, desiderium post relegationem, inde suspicio in Fabium arcanorumque proditionem; hinc uxoris et Tiberii cogitationes, suprema eius cura. In summa deus ille caelumque nescio adeptus magis an meritus herede hostis sui filio excessit.

Text zum downloaden

 

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Übersetzung: John Bostock
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Übersetzung

In the life of the now deified emperor Augustus even, whom the whole world would certainly agree to place in this class, if we carefully examine it in all its features, we shall find remarkable vicissitudes of human fate. There was his rejection from the post of master of the horse, by his uncle, and the preference which was given to Lepidus, and that, too, in opposition to his own requests; the hatred produced by the proscription; his alliance in the Triumvirate with some among the very worst of the citizens, and that, too, with an unequal share of influence, he himself being entirely borne down by the power of Antony; his illness at the battle of Philippi; his flight, and his having to remain three days concealed in a marsh, though suffering from sickness, and, according to the account of Agrippa and Mecænas, labouring under a dropsy; his shipwreck on the coast of Sicily, where he was again under the necessity of concealing himself in a cave; his desperation, which caused him even to beg Proculeius to put him to death, when he was hard-pressed by the enemy in a naval engagement; his alarm about the rising at Perusia; his anxiety at the battle of Actium; the extreme danger he was in from the falling of a tower during the Pannonian war seditions so numerous among his soldiers; so many attacks by dangerous diseases; the suspicions which he entertained respecting the intentions of Marcellus; the disgraceful banishment, as it were, of Agrippa; the many plots against his life; the deaths of his own children, of which he was accused, and his heavy sorrows, caused not merely by their loss; the adultery of his daughter, and the discovery of her parricidal designs; the insulting retreat of his son-in-law, Nero; another adultery, that of his grand-daughter; to which there were added numerous other evils, such as the want of money to pay his soldiers; the revolt of Illyria; the necessity of levying the slaves; the sad deficiency of young men; the pestilence that raged in the City; the famine in Italy; the design which he had formed of putting an end to his life, and the fast of four days, which brought him within a hair’s breadth of death. And then, added to all this, the slaughter of Varus; the base slanders whispered against his authority; the rejection of Posthumous Agrippa, after his adoption, and the regret to which Augustus was a prey after his banishment; the suspicions too respecting Fabius, to the effect that he had betrayed his secrets; and then, last of all, the machinations of his wife and of Tiberius, the thoughts of which occupied his last moments. In fine, this same god, who was raised to heaven, I am at a loss to say whether deservedly or not, died, leaving the son of his own enemy his heir.

Text zum downloaden

 

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Tobias Nowitzki
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Plin. Hist. Nat. 7,45

Leitfragen:

1) Welche Schicksalsschläge für Augustus listet Plinius auf?

2) Wie sehr ist er selbst von diesen Ereignissen betroffen?

3) Welche Rückschlüsse lassen sich auf seinen Charakter schließen?

Kommentar:

Plinius der Ältere gibt in diesem Abschnitt seiner Mitte des ersten Jahrhunderts geschriebenen Naturgeschichte einen kurzen Exkurs über die menschliche Psyche. In diesem Teil behandelt er auch die Frage, welche Schicksalsschläge selbst ein Augustus erleben musste.

Sie sind durchaus zahlreich, wenn man auf seine Schilderung zurückgreift. Allerdings sind nicht alle schlimmen Ereignisse, die Plinius aufzählt, für Augustus persönlich schlimm, oft lediglich für seine Machtstellung. In diese Kategorie fallen beispielsweise die Pest und der Hunger in Italien, die Varusschlacht und der Mangel an neuen Rekruten. Alle diese Dinge haben nicht ihn direkt betroffen, sie waren für die Bevölkerung Italiens weit schlimmer.

Wir sehen jedoch hier in vielen Fällen, dass Augustus offenbar häufig selbst den Mut und den Glauben an den Sieg verloren hatte. So beispielsweise bei Actium, als er nicht in der Lage war, selbst seine Truppen zu führen, sondern sorgenvoll im Zelt lag, während Agrippa den Sieg für ihn errang. Diesen Mangel an militärischer Eignung hatte wohl auch schon Caesar erkannt, als er ihn nicht zum magister equitum, zum Rittmeister machte, dafür nahm er lieber den erfahrenen Marcus Antonius.

Interessant sind die Berichte des Plinius über die Familie des Augustus und die vielen Hofintrigen, die sich anbahnten, denen sowohl seine Tochter als auch seine Enkeltochter zum Opfer fielen. Es lässt sich heute nicht mehr sagen, wie sich die Intrige um seine Tochter Julia tatsächlich zugetragen hat, sicher ist aber, dass auch der Dichter Ovid ihr zum Opfer fiel – er musste ans Schwarze Meer ins Exil. Für Augustus tatsächlich katastrophal war die Situation seiner Nachfolge, da ihm alle Nachfolger starben oder anderweitig unmöglich gemacht wurden, sodass am Ende Tiberius der zweite Princeps wurde, ein Princeps, den weder Volk oder Senat noch er selbst wollten. Wie kritisch Plinius ist, sieht man daran, dass er erwähnt, dass er nicht wisse, ob Augustus dieses Ende verdient habe oder nicht.

Über Augustus‘ Charakter erfahren wir einiges. Man sieht, dass er diese Schicksalsschläge und Bedrohungen seiner Herrschaft alle überstand, sich jedoch häufig kurz vor dem Aufgeben und dem Suizid befand, besonders in Situationen, die nicht mehr auf seinem Spezialgebiet, der Politik, lagen und deren Lösung er daher anderen überlassen musste.

Text zum downloaden

Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Augustus“. Um einen breiteren Einblick in die Römische Kaiserzeit zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Römische Geschichte II – Kaiserzeit“.
Hier geht’s zum Podcast

 

Zur Selbstdarstellung des Augustus im Gegensatz zu dieser Fremdsicht, siehe auch die drei Beispiele (I; II; III) aus seiner Autobiographie.

Augusteische Münze

Link zum Original

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Tobias Nowitzki
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Augusteischer Cistophor, 28. v. Chr.

Leitfragen

1) Was ist auf der Münze im Einzelnen zu sehen?

2) Warum hat Augustus/Octavian diese Motive auf die Münze prägen lassen?

3) Warum kann eine einzelne Münze eine zentrale Quelle der Alten Geschichte darstellen?

Kommentar:

Eine zentrale Quelle zu Augustus‘ Herrschaftsrepräsentation und Propaganda stellen die Münzen dar, die in seinem Auftrag von diversen, über das Imperium Romanum verteilten Münzstätten geprägt wurden. Münzen sind eines der effektivsten Mittel antiker Propaganda, denn ohne moderne Medien oder Telekommunikation stellte ihre Verbreitung einen der wenigen Wege dar, auf denen Herrscher Einfluss auf den Großteil ihrer Untertanen nehmen konnten.

Was ist nun auf dieser speziellen Münze zu sehen? Unser Beispiel ist ein Cistophor (Münze mit Darstellung einer cista mystica im Wert von 3 Denaren) des Augustus aus dem Jahre 28 v. Chr. Auf der Vorderseite (avers) sehen wir den Kopf des Augustus, mit einem Lorbeerkranz auf dem Haar, dem Zeichen für den Triumphator. Wir wissen, dass es sich um Augustus handelt, weil wir sein Bild gut kennen und in diesem Fall auch sein Name auf der Münze steht: IMP CAES DIVI COS VI LIBERTATIS P R VINDEX. Dieser Name und die dazugehörigen Titel teilen dem, der die Münze hält, die zentralen Botschaften mit. Zuerst der Princeps: Er ist Imperator (IMP), eigentlich Titel eines Feldherrn, Augustus nahm ihn als neuen Vornamen (praenomen) an. Weiterhin sein Name, Caesar (CAES), der auf die Adoption durch Gaius Iulius Caesar verweist, ebenso wie DIVI: Die Kurzform für „Sohn des Vergöttlichten/des Gottes“ (DIVI FILIUS) weist auf zwei Dinge hin. Erstens ist Julius Caesar nach seinem Tod zum Gott erklärt worden und zweitens behaupten sowohl er, als auch sein Adoptivsohn Augustus, von Göttern abzustammen, speziell von Venus, der Ahnherrin der Familie der Julier. Auf späteren Münzen wird sich Octavian auch unter dem heute bekannteren Namen, Augustus, vorstellen, 28 v. Chr. trägt er diesen Titel noch nicht. Es folgt der Hinweis darauf, dass Augustus zu diesem Zeitpunkt zum 6. Mal Konsul ist (COS=Consul, VI als Zahl), was zusammen mit dem Fehlen des Augustustitels auf das Jahr 28 v. Chr. als Prägejahr hindeutet. Hier macht Augustus deutlich, dass nominell die Republik noch existiert, denn er nennt sich nicht Dictator, Rex oder Princeps, sondern weist nur auf den offiziellen, republikanischen Titel hin: Consul. Dabei muss man natürlich beachten, dass Augustus zwar einen Kollegen als zweiten Konsul neben sich hatte, es aber niemand gewagt hätte, dem Mann, der alle Armeen des Reiches kontrollierte, zu widersprechen.

Die ersten Teile der Münzinschrift finden sich so auf vielen Münzen, die letzten vier Einträge sind speziell für diese Münze. Augustus präsentiert sich hier als „Retter der Freiheit des römischen Volkes“ (LIBERTATIS POPULI ROMANI VINDEX). Die Freiheit meint dabei die der römischen Republik, die durch Octavian vor seinem Hauptwidersacher Marcus Antonius gerettet wurde. Diesen hatte er wenige Jahre zuvor bei Actium besiegt und damit die Bürgerkriege beendet.

Auf der Rückseite (revers) finden wir die Göttin des Friedens (Pax) mit einem Merkurstab in der Hand, die auf einem Schwert steht. Ein Symbol für den Triumph des Friedens über den Krieg, erreicht durch den Sieg, auf den der Lorbeerkranz referiert. Neben ihr befindet sich eine cista mystica mit einer Schlange, beides Anspielungen auf die Eleusinischen Mysterien und damit die Fruchtbarkeit.

Die Botschaft, die Augustus mit dieser Münze unter das Volk bringen will, ist eindeutig. Durch den militärischen Erfolg des Augustus wurden das römische Volk und die römische Republik vor der Willkür seiner Feinde gerettet. Göttlichen Beistand bekam er zwar auch von der Friedensgöttin, aber er ist schließlich auch selbst von göttlicher Abstammung – allerdings nicht selbst ein Gott, so weit geht Augustus noch nicht. Mittels der vielen im Umlauf befindlichen Münzen bleibt diese Botschaft unter dem Volk bekannt, es soll ja nicht vergessen, dass es gerettet wurde, und besonders nicht, von wem. Es muss hierbei erwähnt werden, dass wir hier selbstverständlich die Geschichtsdarstellung des Siegers vor Augen haben, der seine Beteiligung im Bürgerkrieg und die Errichtung des Prinzipats als „Rettung“ des römischen Volkes und seiner Freiheit preist.

Text zum downloaden

Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Augustus“. Um einen breiteren Einblick in die Römische Kaiserzeit zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Römische Geschichte II – Kaiserzeit“.
Hier geht’s zum Podcast

 

Diese Münze fügt sich als Beispiel in die große Anzahl wirksamer Propagandamittel, die von Augustus eingesetzt wurden, um seine Version der Geschichte des Bürgerkrieges unter die Leute zu bringen. Andere Beispiele sind der Tatenbericht des Augustus oder die Augustusstatue von Prima Porta.

Zur Friedenspropaganda des Augustus im Vergleich zur realen Situation siehe auch den Bericht über die Veteranenansiedelung, den Bericht über die Varusschlacht und den Grabstein eines Gefallenen der Schlacht.