Rolle der Sklaven/liberii in der Gesellschaft

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Nathalie Klinck
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Cena Trimalchionis

Leitfragen:

1) Was ist ein libertus (Freigelassener)?

2) Welches Bild eines Freigelassenen gibt der Text?

3) Welche Stellung in der Gesellschaft hatten diese?

Kommentar:

Die hier dargestellte Quelle zeigt einen Ausschnitt aus dem antiken Roman Satyricon, welcher im 1. Jh. n. Chr. von Petronius (ca. 14-66 n. Chr.) verfasst wurde. Dieser war ein Zeitgenosse und enger Vertrauter Kaiser Neros. Petronius, der als römischer Aristokrat die Ämterlaufbahn des cursus honorum bis zum Konsulat durchlaufen hatte, war später allerdings vor allem für seine literarischen Werke und seinen Müßiggang bekannt. Von diesen Werken hat sich lediglich das Satyricon fragmentarisch überliefert, denn von den ursprünglich 16 Büchern dieses Romans haben sich nur zwei erhalten. Glücklicherweise ist die Szene um die Cena Trimalchionis, dem Gastmahl des Trimalchio, fast vollständig auf uns gekommen. Der Text gilt durch seine Stilistik als eine wichtige Quelle zum Alltagsleben der Kaiserzeit, der als eines der wenigen Beispiele einen Einblick in das allgemein gesprochene Vulgärlatein dieser Zeit gibt.

Bei den Protagonisten dieses Werkes handelt es sich um den griechischen Freigelassenen Encopius und seine Gefährten Ascyltos und Giton, die alle aus der sozialen Mittelschicht stammen. Diese werden von ihrem gemeinsamen Bekannten Agamemnon zu dem Gastmahl eines gewissen Trimalchio in Puetoli eingeladen, ein neureicher Emporkömmling, der versucht, seine Gäste durch außergewöhnliche Speisen und Darbietungen zu beeindrucken. Dies manifestiert sich in den hier dargestellten Beschreibungen der Vorkehrungen für seinen Tod. Er beschreibt ausführlich die Großzügigkeiten, die er seinen eigenen Sklaven wird zukommen lassen und die Vorkehrungen, die für sein ausgesprochen prunkvolles Grabmal veranlasst werden sollen – dabei stellt er vor allem seine Geschmacklosigkeit und sein Halbwissen zur Schau. Was Petronius hier ins Lächerliche zieht, ist das Verhalten wohl nicht weniger Freigelassener (liberti), die auf irgendeine Weise zu Gelde gekommen waren.

Grundsätzlich gehörten Sklaven zur untersten sozialen Schicht im Römischen Reich. Dabei handelte es sich in keinem Fall um eine homogene Gruppe; wertvollen Sklaven, wie z.B. griechischen Privatlehrern, erging es wesentlich besser als den Sklaven, die in den Bergwerken arbeiten mussten. Die Freilassung eines Sklaven war in der antiken Gesellschaft durchaus üblich. Dies konnte auf verschiedenen Wegen passieren; z.B. per vindictam (vor dem Magistraten), inter amicos / per convivium (unter Zeugen) und per testamentum (durch testamentarischen Beschluss). Zusätzlich zu diesen Möglichkeiten konnten sie sich durch ein angespartes Privatvermögen selbst freikaufen. Die wohl gängigste Form der Freilassung, war die von Trimalchio beschriebene Freilassung durch testamentarischen Beschluss, die nicht nur in seinem Fall mit der Intention gefasst wurde, durch diese große Geste seine Sklaven zu motivieren.

Sklaven erhielten nach ihrer Freilassung das römische Bürgerrecht mit einigen Einschränkungen, die vor allem die Teilhabe am öffentlichen-politischen Leben betrafen und wurden damit (zum Großteil) akzeptierter Teil der römischen Gesellschaft. Die Einschränkungen bezogen sich auf die Ämterlaufbahn, so schlug Trimalchio, wie er in seiner künftigen Grabinschrift andeutet, die Dekurionenlaufbahn keineswegs aus, er durfte ihnen als Freigelassener schlicht nicht angehören.Die Kinder Freigelassener wurden als vollwertige Römische Bürger ohne rechtliche Einschränkungen angesehen. Viele Sklaven blieben auch nach ihrer Freilassung im Klientelverhältnis zu ihrem Patron. Nach dem Sozialprestige ihres Patrons richtete sich dann auch der soziale Status der liberti. Dieses Klientelverhältnis wird auch in der Übernahme des Prae- und Gentilnomens deutlich. Ihren Sklavennamen behielten sie dabei als Cognomen (z.B. wurde Tiro, der Sklave von Cicero, nach seiner Freilassung Marcus Tullius Tiro genannt). In seiner „Sittensatire“ stellt Petronius geschickt die unterschiedlichen sozialen Gruppen und die Unsitten seiner Zeit dar, was diese Quelle zu einem wertvollen Zeugnis für die Mentalitätsgeschichte der Kaiserzeit macht.

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