Die Folgen der Schlacht von Cannae

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Polybios
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Pol. III, 118,1-9 – Original:

Βραβευθείσης δὲ τῆς μάχης τὸν προειρημένον τρόπον, ἀκόλουθον εἰλήφει τὰ ὅλα κρίσιν τοῖς ὑπ᾽ ἀμφοτέρων προσδοκωμένοις. [2] Καρχηδόνιοι μὲν γὰρ διὰ τῆς πράξεως ταύτης παραχρῆμα τῆς μὲν λοιπῆς παραλίας σχεδὸν πάσης ἦσαν ἐγκρατεῖς: [3] Ταραντῖνοί τε γὰρ εὐθέως ἐνεχείριζον αὑτούς, Ἀργυριππανοὶ δὲ καὶ Καπυανῶν τινες ἐκάλουν τὸν Ἀννίβαν, οἱ δὲ λοιποὶ πάντες ἀπέβλεπον ἤδη τότε πρὸς Καρχηδονίους: [4] μεγάλας δ᾽ εἶχον ἐλπίδας ἐξ ἐφόδου καὶ τῆς Ῥώμης αὐτῆς ἔσεσθαι κύριοι: [5] Ῥωμαῖοί γε μὴν τὴν Ἰταλιωτῶν δυναστείαν παραχρῆμα διὰ τὴν ἧτταν ἀπεγνώκεισαν, ἐν μεγάλοις δὲ φόβοις καὶ κινδύνοις ἦσαν περί τε σφῶν αὐτῶν καὶ περὶ τοῦ τῆς πατρίδος ἐδάφους, ὅσον οὔπω προσδοκῶντες ἥξειν αὐτὸν τὸν Ἀννίβαν. [6] καὶ γὰρ ὥσπερ ἐπιμετρούσης καὶ συνεπαγωνιζομένης τοῖς γεγονόσι τῆς τύχης, συνέβη μετ᾽ ὀλίγας ἡμέρας, τοῦ φόβου κατέχοντος τὴν πόλιν, καὶ τὸν εἰς τὴν Γαλατίαν στρατηγὸν ἀποσταλέντ᾽ εἰς ἐνέδραν ἐμπεσόντα παραδόξως ἄρδην ὑπὸ τῶν Κελτῶν διαφθαρῆναι μετὰ τῆς δυνάμεως. [7] οὐ μὴν ἥ γε σύγκλητος οὐδὲν ἀπέλειπε τῶν ἐνδεχομένων, ἀλλὰ παρεκάλει μὲν τοὺς πολλούς, ἠσφαλίζετο δὲ τὰ κατὰ τὴν πόλιν, ἐβουλεύετο δὲ περὶ τῶν ἐνεστώτων ἀνδρωδῶς. τοῦτο δ᾽ ἐγένετο φανερὸν ἐκ τῶν μετὰ ταῦτα συμβάντων: [8] ὁμολογουμένως γὰρ Ῥωμαίων ἡττηθέντων τότε καὶ παραχωρησάντων τῆς ἐν τοῖς ὅπλοις ἀρετῆς, [9] τῇ τοῦ πολιτεύματος ἰδιότητι καὶ τῷ βουλεύεσθαι καλῶς οὐ μόνον ἀνεκτήσαντο τὴν τῆς Ἰταλίας δυναστείαν, νικήσαντες μετὰ ταῦτα Καρχηδονίους, ἀλλὰ καὶ τῆς οἰκουμένης ἁπάσης ἐγκρατεῖς ἐγένοντο μετ᾽ ὀλίγους χρόνους.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Übersetzung: Evelyn S. Shuckburgh
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Übersetzung

The result of this battle, such as I have described it, had the consequences which both sides expected. For the Carthaginians by their victory were thenceforth masters of nearly the whole of the Italian coast which is called Magna Graecia. Thus the Tarentines immediately submitted; and the Arpani and some of the Campanian states invited Hannibal to come to them; and the rest were with one consent turning their eyes to the Carthaginians: who, accordingly, began now to have high hopes of being able to carry even Rome itself by assault. On their side the Romans, after this disaster, despaired of retaining their supremacy over the Italians, and were in the greatest alarm, believing their own lives and the existence of their city to be in danger, and every moment expecting that Hannibal would be upon them. For, as though Fortune were in league with the disasters that had already befallen them to fill up the measure of their ruin, it happened that only a few days afterwards, while the city was still in this panic, the Praetor who had been sent to Gaul fell unexpectedly into an ambush and perished, and his army was utterly annihilated by the Celts. In spite of all, however, the Senate left no means untried to save the State. It exhorted the people to fresh exertions, strengthened the city with guards, and deliberated on the crisis in a brave and manly spirit. And subsequent events made this manifest. For though the Romans were on that occasion indisputably beaten in the field, and had lost reputation for military prowess; by the peculiar excellence of their political constitution, and the prudence of their counsels, they not only recovered their supremacy over Italy, by eventually conquering the Carthaginians, but before very long became masters of the whole world.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Falk Wackerow
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Leitfragen:

1) Welche Folgen hatte der Ausgang der Schlacht für die Römer?

2) Wie stehen andere Quellen dazu?

3) Warum brachte Cannae nicht die Entscheidung im Krieg?

Kommentar:

Noch heute gilt die Schlacht von Cannae 216 v. Chr. als Musterbeispiel einer Umfassungsschlacht („Cannae-Manöver“) und gehört standardmäßig zum Lehrinhalt militärischer Akademien weltweit. Mit etwa 50-60.000 Gefallenen ist sie die größte Niederlage, die das Römische Reich in seiner langen Geschichte jemals hinnehmen musste. Eine Entscheidungsschlacht war sie jedoch nicht, denn der Zweite Punische Krieg dauerte weitere sechzehn Jahre an. Die Hoffnungen Hannibals, das römische Bundesgenossensystem würde nach den drei großen Niederlagen (an der Trebia, am Trasimenischen See, bei Cannae) wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen, erfüllten sich nicht. Lediglich einige süditalische Verbündete fielen zu den Karthagern ab. Nie wieder sollten die Kräfteverhältnisse in diesem Krieg für die Römer so ungünstig sein wie kurz nach der Schlacht. Hinzu kam der Abschluss eines Bündnisvertrages zwischen Karthago und dem Makedonenkönig Philipp V. Dennoch blieb ein Großteil der Bundesgenossen, insbesondere die eng an Rom gebundenen Latiner, der römischen Sache treu. Somit blieb auch die zahlenmäßige Überlegenheit bei Rom. Insofern ist dem von anderen antiken Autoren überlieferten berühmten Ausspruch Maharbals, eines Reiterführers Hannibals, dieser wisse zwar zu siegen, aber nicht, den Sieg zu nutzen, kaum zuzustimmen. Nach Livius und einigen anderen Autoren habe sein Untergebener Hannibal aufgefordert, unmittelbar nach der Schlacht direkt auf Rom zu ziehen und die Stadt einzunehmen. Weder war aber Hannibals Armee infolge der Erschöpfung und der zahlreichen Verwundeten für solch einen Coup bereit, noch war Rom so leicht einzunehmen, wie Maharbal offensichtlich glaubte. Die Stadt besaß einen starken Mauerring, der ohne geeignetes Belagerungsgerät nicht durchbrochen werden konnte, zudem war die Mannstärke der Römer und ihrer Bundesgenossen immer noch sehr viel höher als die der Truppen Hannibals. Bei Bedarf hätte man in kürzester Zeit mehrere Legionen zur Besetzung der Verteidigungsanlagen ausheben können. Zu dieser Einsicht gelangte wohl auch der karthagische Feldherr, von einem (gescheiterten) Marsch auf Rom berichten die Quellen erst fünf Jahre später. Möglicherweise setzte Hannibal eher auf eine Verhandlungslösung, wie es nach großen Siegen durchaus üblich war. Anders als Alexander war ihm wohl nicht daran gelegen, seinen Gegner zu vernichten, sondern zu einem Friedensschluss zu zwingen. Die Unnachgiebigkeit der Römer ließ jedoch eine solche Lösung des Konflikts nicht zu, sodass der Krieg so lange weiterging, bis sie ihrerseits die Karthager in der Schlacht von Zama 202 v. Chr. bezwungen hatten. Der Mythos Cannae schlug sich unter anderem in der Entstehung des geflügelten Wortes „Hannibal ad portas“ nieder, in dem die Existenzangst der Römer nach der Schlacht zum Ausdruck kam. Neben dem sog. „Keltensturm“ gehört die Niederlage bei Cannae zu den großen Traumata des alten Rom.

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Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Die Unterwerfung Italiens/ Das Ausgreifen nach Westen“. Um einen breiteren Einblick in die Zeit der Römischen Republik zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Römische Geschichte I – Republik“.
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