Trier als Sitz des Kaisers

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Nathalie Klinck
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Trier als Sitz des Kaisers

Leitfragen:

1.) Wer ließ die Palastaula errichten?
2.) Um was für eine Art Bauwerk handelt es sich bei der sog. Palastaula?
3.) Was für Rückschlüsse lassen sich über Trier als Kaiserresidenz ziehen

Kommentar:

Die Stadt an der Mosel wurde ca. 18 v. Chr. von den Römern gegründet und nach Kaiser Augustus Augusta Treverorum benannt. Im Verlauf der Spätantike nahm die Bedeutung Triers mehr und mehr zu. Unter Diokletian und Maximian wurde Trier im Jahre 286 n. Chr. zur Hauptstadt der Provinz Gallia Belgica prima ernannt und sollte sich in den folgenden Jahren zur größten Stadt nördlich der Alpen entwickeln. Die reichsweite Ausstrahlung der Stadt als Kaiserresidenz und die überragende wirtschaftliche Bedeutung manifestierten sich auch darin, dass Trier 293/4 n. Chr. als Reichsmünzstätte fungierte. Schließlich erfuhr die Stadt unter Constantius Chlorus (293-305 n. Chr.) und Constantin (306-337 n. Chr.) ein umfassendes Bauprogramm. Während ihrer Blütezeit im 4. Jahrhundert n. Chr. war Trier nicht nur Residenzstadt der römischen Kaiser, Gratian, Valentinian I. (376-383 n. Chr.) und Valentinian II. (388-392) residierten hier, sondern auch Treffpunkt vieler berühmter Persönlichkeiten, wie Ambrosius von Mailand, Athanasius und Ausonius – von denen letzterer dem Gebiet mit seinem Gedicht „Mosella“ über die Mosel ein literarisches Denkmal schuf.

Die sog. Palastaula (oder Basilika) wurde ca. im 4. Jahrhundert im Rahmen dieser größeren Baumaßnahmen errichtet. Sie ist ca. 71 m lang (inklusive der 12,4 m langen Apsis) und 32,6 m breit. Mit einer Höhe von ca. 30 m dürfte es sich um eines der höchsten Gebäude im römischen Trier gehandelt haben. Der Bau wurde aus Ziegelmauerwerk errichtet, wobei die Außenmauern eine Dicke von 2,7 m aufwiesen. Der Innenraum war mit prächtigen mono- und polychromen Marmorplatten ausgekleidet. Besonders eindrucksvoll ist die große Hypokaustenanlage – eine Art Warmluftheizung, die unter dem Boden verlegt wurde und in der Lage war, den 1600m2 großen Innenraum zu beheizen. Außen war dem Bauwerk eine ebenfalls beheizbare Vorhalle mit repräsentativem Giebelschmuck vorgesetzt. Die Längsseiten der Aula umfassten zudem zwei U-förmige Portiken (Säulenhallen).

Die Palastaula bzw. Konstantinsbasilika bildet einen Komplex mit den Kaiserthermen und dem Circus. Dabei ist die Bezeichnung als Konstantinsbasilika irreführend, denn weder der Gebäudetypus noch seine Funktion waren der einer Basilika – zu keinem Zeitpunkt handelte es sich bei diesem Bauwerk um eine katholische Kirche. Vielmehr handelte es sich bei diesem Monument um eine Audienzhalle, die seit Diocletian als Kulisse für Empfänge und das ausgefeilte kaiserliche Hofzeremoniell fungierte.

Am Ende des 4. Jahrhunderts verlor Trier mehr und mehr an Bedeutung; 394 n. Chr. zog der Kaiserhof nach Mailand und die Prätorianerpräfekten wurden von Trier nach Arles verlegt und damit auch die Reichsmünzstätte. Im 5. Jahrhundert hatte sich die Bevölkerung stark verringert, und die Stadt ging langsam unter. 480 n. Chr. schließlich fiel die Stadt endgültig an die Franken und damit auch die Palastaula, die unter der fränkischen Herrschaft im Mittelalter als Residenz der Erzbischöfe und Kurfürsten umgewandelt wurde. 1844 verfügte der preußische König Friedrich Wilhelm IV. einen Wiederaufbau der teilweise zerstörten Palastaula für die neu gegründete evangelische Erlöserkirche. Heute gehört das Bauwerk zum UNESCO Weltkulturerbe.

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Podcast-Hinweise
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