Eine achäische Bundesmünze

 

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Agnes von der Decken
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Eine achäische Bundesmünze

Leitfragen:

1) Was ist auf der Münze zu sehen?
2) Welche Bedeutung haben die Motive?
3) Was kann die Bundesmünze über den Achäischen Bund verraten?

Kommentar:

Bei der obigen Münze handelt es sich um eine Hemidrachme aus Silber. Eine Hemidrachme ist eine halbe Drachme. Der Durchmesser der Münze beträgt 15 mm und sie wiegt 2,47 Gramm. Diese Hemidrachme ist für den Zeitraum 222-146 v. Chr. datiert und stammt aus Griechenland. Auf der Vorderseite (avers) ist der Kopf des Zeus, nach rechts schauend, zu erkennen. Auf der Rückseite (revers) befinden sich ein Monogramm, das sich aus den Buchstaben A und X zusammensetzt, sowie die Buchstaben T und E, die sich rechts und links des Monogrammes befinden. Das Monogramm und die Buchstaben sind dabei von einem Lorbeerkranz umgeben.

Eine genauere Betrachtung der auf die Münze geprägten Motive kann Aufschluss über die Herkunft der Münze geben. Insbesondere die Rückseite der Münze ist dabei aufschlussreich. Zu sehen ist das Monogramm der Buchstaben A und X. Die Ligatur dieser beiden Buchstaben ist dabei eine Abkürzung für die Achaier. Es handelt sich bei der Münze demnach um eine Bundesmünze des Achäischen Bundes. Zudem sind die Buchstaben T (links) und E (rechts) in das von einem Lorbeerkranz umgebene Monogramm integriert. Diese beiden Buchstaben stehen wiederrum für die Münzprägestätte der Münze: Die Stadt Tegea auf der Peloponnes. Durch das Monogramm kann demnach sowohl die Zugehörigkeit zum Achäischen Bund als auch die jeweilige dem Bund angehörende Stadt bestimmt werden. Auch die Vorderseite verweist auf den Achäischen Bund, denn auf ihr ist der nach rechts blickende Zeus Homagyrios zu sehen, um dessen Kult sich der Bund im 5. Jh. v. Chr. zentrierte. Zeus Homagyrios gilt als Schutzgott des Achäischen Bundes. Sein Tempel stand, ebenso wie der der Schutzgöttin Demeter Panachaia, in Aegion, wo lange Zeit die Bundesversammlung der Achäer tagte.

Diese Achäische Bundesmünze zeigt, dass sich innerhalb des Bundes ein eigenes Münzwesen etablierte, wo vormals lediglich lokale Münzprägung gängig war. Es ist möglich, dass der Bund auch eine eigene Bundeskasse besaß. Spätestens seit der Neuorganisation des Bundes 280 v. Chr. hat die Vielfalt der Münzprägung begonnen. Durch den Zuwachs an Städten im föderalen System des Bundes wuchs auch die Anzahl föderaler Münzen. Die Bundesmünze aus Tegea trägt dabei sowohl das Symbol des Bundes als auch einen Verweis auf die eigene Stadt. Im Achäischen Bund ist den Mitgliedspoleis die Prägung eigener Münzen demnach nicht verwehrt worden, sondern wurde durch die einzelnen Gliedstaaten vorgenommen. Die Münzen sind dann im gesamten Bundesgebiet zirkuliert. Bei einem Vergleich unterschiedlicher Bundesmünzen zeigt sich, dass die Prägung dieser Münzen einheitlich war. Bei Polybios (2.37) erfahren wir diesbezüglich auch, dass alle Mitgliedsstaaten des Bundes die gleichen Gesetze, Gewichte, Maße und eben auch Münzen verwendeten. Bei der Aufnahme in den Bund muss sich jeder neue Staat also dazu bereit erklärt haben, eine einheitliche Prägung anzunehmen. Die achäische Bundesmünze aus Tegea spiegelt damit das föderalistische Prinzip von Eigenständigkeit der Einzelstaaten und gleichzeitiger Eingliederung in den politischen Zusammenschluss des Bundes wieder.

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Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Die Antigoniden und die Bünde“. Um einen breiteren Einblick in den griechischen Hellenismus zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Griechische Geschichte III – Hellenismus“.
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Vergleichen Sie zu hierzu auch den Beitrag zu Polybios über den Achäischen Bund.