Arianerstreit

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Autor_in: Athanasius
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Athan. or.adv.Arian. 1,1 – Original:

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Übersetzung: J. Kösel
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Übersetzung:

Alle Häresien, die durch Abfall von der Wahrheit entstanden, haben offenbar ein Wahngebilde sich ausgesonnen, und ihre Gottlosigkeit ist längst allen offenkundig geworden. Daß ja die, die solches ausgeheckt haben, von uns geschieden sind, ist doch wohl klar, wie ja der selige Johannes geschrieben hat: Die Anschauung solcher Leute hätte mit der unsrigen nie harmoniert noch auch harmoniere sie heute. Deshalb zerstreuen sie auch, wie der Heiland gesagt hat, mit dem Teufel, sie, die nicht mit uns sammeln, und warten, bis die Leute schlafen, um dann ihr eigenes tödliches Gift auszusäen und so Genossen im Tode zu gewinnen. Eine von den Irrlehren nun und zwar die jüngste, die eben erst als Vorläuferin des Antichrist ausgezogen ist, die sogenannte arianische, — listig und verschlagen — sieht, wie ihre älteren Schwestern, die andern Irrlehren, vor aller Welt gebrandmarkt wurden. Deshalb sucht sie sich heuchlerisch mit den Aussprüchen der Schrift zu decken wie schon ihr Vater, der Teufel, und will sich den Wiedereintritt in das Paradies der Kirche erzwingen, um unter der Maske des Christentums durch ihre verführerischen Fehlschlüsse — etwas Vernünftiges ist ja bei ihr nicht zu finden — den einen und andern zu einer falschen Vorstellung von Christus zu verleiten. Und sie hat ja wirklich schon einige Unbesonnene irregeführt und zwar so, daß deren Schädigung nicht auf das Anhören beschränkt blieb, sondern daß sie, der Eva gleich, auch nahmen und kosteten und nunmehr in ihrer Verblendung das Bittere süß wähnen und die abscheuliche Irrlehre schön nennen. Ich erachtete es daher, von euch dazu ermuntert, für nötig, den geschlossenen Panzer dieser häßlichen Irrlehre zu öffnen und euch deren übelriechende Torheit nachzuweisen, damit die ihr ferne Stehenden sie noch mehr fliehen, die von ihr bereits Betrogenen aber zu besserer Einsicht kommen, die Augen ihres Herzens öffnen und erkennen, daß, wie die Finsternis nicht Licht und die Lüge nicht Wahrheit ist, so auch die arianische Irrlehre nicht schön ist, daß aber auch die, welche diese Leute noch Christen nennen, in gar schwerer Täuschung befangen sind, da sie weder die Schrift verstehen noch überhaupt das Christentum und seinen Glauben kennen.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Nathalie Klinck
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Athan. or.adv.Arian. 1,1

Leitfragen:

1) Was ist der Arianismus?

2) Welche Gegenargumente nennt Athanasius in seiner Rede?

3) Was war die Ausgangslage für diesen Konflikt?

Kommentar:

Bei dem hier vorliegenden Quellenauszug handelt es sich um den Anfang einer Rede, die von dem Kirchenvater Athanasius im 4. Jh. n. Chr. verfasst wurde.

Athanasius (ca. 295-373 n. Chr.) war Bischof von Alexandria und galt als starker Gegner des sog. „Arianismus“, einer theologischen Strömung im frühen Christentum, die spätestens seit dem Konzil von Nicäa (325 n. Chr.) als Häresie – als eine Lehre, die den Glaubensgrundsätzen der („Reichs“)Kirche widerspricht – angesehen wurde.

Diese Position wird auch in dem einleitenden Teil seiner Rede deutlich; Athanasius bezeichnet den Arianismus als häretisch und führt aus, dass dieser Irrglaube lediglich den Anschein machen würde, als handle es sich dabei um einen Teil des Christentums, allerdings sei dies keinesfalls der Fall. Aus diesem Grund sei dieser Glaube als falsch anzusehen. Zudem seien die Menschen, die dieser Position anhängen, keine wirklichen Christen.

Die Problematik, die hinter diesem Konflikt, dem sog. „Arianerstreit“ steckte, begann schon vor dem Konzilsbeschluss von Nicäa und wirkte noch lange danach. Der Presbyter Arius, nach welchem diese Strömung benannt wurde, befand sich Anfang des 4. Jh. n. Chr. wohl schon längere Zeit in einem Dissens mit Alexander von Alexandria, dem Bischof der Stadt und Vorgänger des Athanasius. Es handelte sich bei dieser dogmatischen Frage von Anfang an auch um eine Frage der bischöflichen Autorität und des Kirchenrechts.

Kern dieser Auseinandersetzung war der theologische Ansatz von Arius, welcher das Trinitätsverständnis von Vater, Sohn und Heiligem Geist grundsätzlich hinterfragte. Arius war der Meinung, dass die Idee von einem Gott, der sich in dreifacher Weise manifestierte, nicht mit der Idee eines christlichen Monotheismus vereinbar sei. Der Sohn und der Heilige Geist waren aus seiner Sicht nur in untergeordneter Position denkbar.

Athanasius wiederum setzte sich stark für diese Wesensgleichheit ein, vor allem um die theologische Position von Jesus als Erlöser zu bekräftigen.
318 n. Chr. wurde Arius nach einem alexandrinischen Konzil aus Alexandria verbannt. Nach der Verbannung verbreitete er seine Ideen weiter vor allem im Osten des Römischen Reiches, unterstützt von anderen einflussreichen Kirchenvätern, wie Eusebius von Caesarea.

Das bereits erwähnte Konzil von Nicäa wurde u.a. als Reaktion auf diesen Streit von Kaiser Konstantin einberufen. Dafür wurden unter dem Vorsitz des Kaisers ca. 250 römische Bischöfe nach Nicäa bestellt, um verschiedene Fragen zu diskutieren. Das Konzil von Nicäa widersprach den Ansätzen des Arianismus – wohl auch um einen allgemeinen Frieden und Festigung einer entstehenden „Reichskirche“ zu gewähren.

Der Streit setzte sich auch nach Beendigung des Konzils weiter fort. Im Zuge dessen wurden nicht nur die Vertreter der arianischen Trinitätslehre als Arianer bezeichnet, sondern vielmehr alle Gegner des nicänischen Bekenntnisses. Offiziell beendet wurde der Konflikt erst im Jahr 381 n. Chr. durch das Konzil von Konstantinopel.

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