Funke, P., Athen in klassischer Zeit […]

Funke, P., Athen in klassischer Zeit, München: Beck ³ 2007, S. 14-29; 58-69.

 

Leitfragen

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Josephine Jung
Lizenz: CC-BY-NC-SA

1) Funke erläutert die neue demokratisch-politische Struktur der athenischen Polis mit einem Schaubild (Textseiten 18-21). Versuchen Sie in wenigen Sätzen zu erklären, was Phylen, Trittyen und Demen sind und warum diese neue Struktur des Stadtstaates demokratischer war als die Vorherige.

2) Geschaffen wird ein neues Verfahren zur Verhinderung von Korruption, Landesverrat und Bestechung – der Ostrakismos -. Worin sehen Sie jeweils den größten Vor- und Nachteil des neuen politischen Machtmittels Ostrakismos (Textseiten 21-23)?

3) Fassen Sie zusammen: Welche politischen Organe werden geschaffen, die ein demokratisches Mitspracherecht der männlichen freien Bürger möglich machen (Textseiten 21-25)?

4) Funke erläutert die genauen Rahmenbedingen für das politische Mitspracherecht bei den Athenern. Nennen Sie die Bedingungen für den Status eines athenischen Vollbürgers und erläutern Sie mindestens drei gesellschaftliche Vorteile für Vollbürger außerhalb der politischen Sphäre (Textseiten 58-61). Vergleichen Sie diese Darstellung vor allem auch mit den Nachteilen für Sklaven und Fremde (Textseiten 63-66).

5) Funke erörtert die besonderen wirtschaftlichen Rechte und Pflichten für Vollbürger (Textseiten 61-62). Worin bestehen für Sie die drei größten Unterschiede zwischen den sozialen und kulturellen Verpflichtungen des deutschen Staates gegenüber seinen Bürgern (z.B. Sozialhilfe, Rente, Straßenbau, Rundfunk, Theater) und den Leiturgien der Athener?

Kommentar

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Josephine Jung
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Forschungstradition des Autors

Prof. Dr. Peter Funke lehrt seit 1988 an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster das Fach Alte Geschichte. Es ist Experte für die griechische Geschichte. Er forscht vor allem zur politischen Geschichte sowie zur Verfassungsgeschichte und greift dabei gleichzeitig immer auf die soziale Wirklichkeit zurück. Darüber hinaus ist er der griechischen Epigraphik stark verbunden. Sein Werk ‚Athen in klassischer Zeit‘ ist in der Reihe ‚Wissen‘ vom Beck Verlag bereits in der dritten Auflage erschienen.

Erläuterung missverständlicher, schwieriger und wichtiger Stellen für das Textverständnis

Zu Beginn des Textabschnittes greift Funke auf die vorherige politische Struktur der Tyrannis zurück (Textseiten 15-16). Er erläutert, in welcher Weise die Tyrannis den Weg für die Demokratie geebnet hatte. Die athenische Tyrannis, die Vorherrschaft eines Mannes vor allen anderen adligen Familien in Athen, ermöglichte eine lange Friedenszeit seit der Mitte des 6. Jhs. v. Chr. Der Tyrann Peisistratos veränderte die bestehenden politischen Strukturen für die freien Bürger und die Adligen nicht. Er hatte lediglich eine Vormachtstellung. Diese Friedenszeit war jedoch an einen charismatischen Herrscher gebunden, der die Machtkämpfe der Adligen in die richtigen Bahnen zu lenken wusste. Die Söhne des Peisistratos Hippias und Hipparchos konnten diese Herrschaft des Vaters nicht behaupten. Sie wurden für die Bevölkerung Athens zum Sinnbild des machthungrigen Tyrannen.

Der zweigeteilte Textausschnitt behandelt zunächst die politischen Entwicklungen Athens während des Umbruchs zur Demokratie mit dem Ende des 6. Jhs v. Chr. Funke erläutert detailliert die besondere Bedeutung der veränderten politischen Organisation der athenischen Bürger (Textseiten 17-20). Wichtig ist es hervorzuheben, dass das alte politische Ordnungssystem, das gentilizische, auf großen Familien- bzw. Ahnenverbänden basierte. Funke behauptet, dieses System sei fiktiv (Textseite 17). Er meint damit, dass sich ein Familienverband, gemeint ist hier eine sehr große Gruppe an Menschen zu mehreren 1000 Personen, über einen bestimmten fiktiven Ahnvater oder eine Familie definierte. Die neue Ordnung, die von Kleisthenes eingeführt wurde, durchbricht diese Strukturen indem neue territoriale Ordnungssysteme geschaffen wurden, die nicht zwingend auf lokaler Nähe beruhten, sondern vor allem die gleiche Anzahl an Vollbürgern für jede Verwaltungseinheit garantieren sollten (Textseiten 20-22)

In diesem Zusammenhang kann auch die Veränderung der politischen Strukturen bereits unter Solon im frühen 6. Jh. v. Chr. näher erläutert werden. Solon wurde dazu berufen, grundlegende Reformen durchzuführen. Am politischen System des frühen Athens änderte er, wie Funke kurz erwähnt, die Möglichkeit der Teilhabe an der Polis. Solon knüpft sie an das Vermögen der Bürger (Textseite 17). Er teilte die Bürger in vier Vermögensklassen ein, wobei er bereits auf vorherige Strukturen zurückgriff. Solon gab jedoch jedem Bürger, abgestuft nach Einkommen, ein politisches Mitspracherecht. Die größte Gruppe unter der Bevölkerung war die vierte, die der Theten. Diese Gruppe hatte das Recht an den Vollversammlungen teilzunehmen, dort selbstverständlich abzustimmen und Richter zu sein. Weitere Ämter waren ihnen jedoch verwehrt. Durch Kleisthenes‘ Reformen hatten alle Bürger mehrere Vertreter ihrer Gemeinde im Rat, die für sie sprechen konnten (Textseite 23). Zuvor konnte sich jeder nur durch seine eigene Stimme selbst in der Vollversammlung vertreten.

Funke führt anschließend die Rechte und Pflichten der athenischen Bürger aus. Er nennt den Besuch des Theaters ein Privileg des athenischen Bürgers (Textseiten 60-61). Das Besondere am Thea-terbesuch war im 4. Jahrhundert jedoch nicht der gewährte Zutritt, sondern die Besoldung für den Besuch. Der athenische Vollbürger musste also für seinen Besuch keinen Eintritt zahlen, sondern die Polis subventionierte die Teilhabe. Es handelte sich gewissermaßen um eine politische Erziehung und einen Dienst am Gemeinwesen.
Weiterhin erläutert Funke auf Textseite 62, dass die Leiturgien, die Finanzierung von verschiedenen öffentlichen Aufgaben durch wohlhabende Bürger und Fremde, immer teurer wurden. Eine einzige Leiturgie, zum Beispiel die Finanzierung eines Festes, teilweise für die gesamte Polis, wurde so aufwendig und teuer, dass ein einzelner Bürger oder Fremder, trotz seines hohen Vermögens, diese Last nicht mehr tragen konnte. Das sogenannte Symmorien-System des 4. Jahrhunderts, welches Funke nennt, fing dieses Ungleichgewicht auf. Eine Symmorie bestand aus einer festen Anzahl von Bürgern mit jeweils unterschiedlich hohem Vermögen. Als Gruppe verfügten sie aber über das gleiche Vermögen wie alle anderen Symmorien. Lasten wurden somit gleichmäßiger verteilt.

Text zum downloaden