Münze des Diokletian

Originalquelle

 

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Tobias Nowitzki
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Nummus des Diokletian, 295/6 n. Chr.

Leitfragen:

1) Was ist auf der Münze im Einzelnen zu sehen?

2) Weshalb ließ Diokletian gerade diese Motive auf die Münze prägen?

3) Welche Rückschlüsse lässt die Münzdarstellung auf die Herrschaftslegitimation des Diokletian zu?

Kommentar:

Münzen sind eine wichtige Quelle der Alten Geschichte, weil sie uns einen gänzlich anderen Zugang zur Antike ermöglichen, als es beispielsweise schriftliche Quellen tun. Diese sind uns meistens nur aus Abschriften von Abschriften überliefert, die ältesten uns erhaltenen Handschriften datieren in die karolingische Zeit im 9. Jahrhundert. Münzen hingegen sind so wie die antiken Menschen sie schufen und verwendeten auf uns gekommen. Damit bieten sie einen direkteren Zugang zur Antike, denn mit ihnen haben wir Quellen, die tatsächlich antike Menschen in Händen hielten.

Die vorliegende Münze ist ein Nummus des Kaisers Diokletian, geprägt entweder 295 oder 296 n. Chr. Auf der Vorderseite ist der Herrscher selbst im Porträt zu sehen, um ihn herum steht sein Name in abgekürzter Form: Imperator Caesar Caius Valerius Diocletianus, der fromme und treue Augustus (IMP C C VAL DIOCLETIANUS P F AUG). Wahrscheinlich hieß er vor dem Amtsantritt Diokles. Um den Kopf des Herrschers befindet sich eine Strahlenkrone, ein Hinweis auf Sol Invictus, den unbesiegten Sonnengott, der sich in der Spätantike großer Beliebtheit erfreute. Auf der Rückseite sehen wir zwei Figuren: Der Kaiser auf der linken Seite, erkennbar am Feldherrenmantel und dem Zepter. Rechts steht Jupiter, der dem Kaiser die Siegesgöttin Victoria überreicht, die auf einem Globus steht und dem Kaiser einen Lorbeerkranz auf den Kopf setzt. Um die Szenerie steht die Widmung: „durch die Eintracht der Soldaten“ (CONCORDIA MILITUM).

Die Botschaft der Münze ist eindeutig: Diokletian wurde von Jupiter persönlich zum Herrscher der Welt erkoren. Diese überreicht er ihm mit der Siegesgöttin, die verdeutlicht, dass er auf militärische Weise zum Herrscher wurde. Diese Bildsprache symbolisiert nicht nur seine Herkunft aus dem Heer, sondern spielt auch auf die Probleme an, die seine Vorgänger hatten. Die meisten waren ermordet und durch einen ihrer eigenen Offiziere ersetzt worden. Diokletian war der erste der sogenannten „Soldatenkaiser“, der sich länger an der Macht halten konnte und war damit auch zugleich der letzte dieser Kaiser. Der Schriftzug CONCORDIA MILITUM soll darauf hindeuten, dass die Eintracht der Soldaten unter einem Banner, nämlich Diokletians, den Sieg bringen würde. Jupiter hingegen ist ein Hinweis auf Diokletians Art der Herrschaftslegitimation. Sich selbst und seinen Machtanspruch leitete er von einer angeblichen Abstammung von Jupiter her. Dies war ein wichtiger Bestandteil seines Systems der Tetrarchie (Viererherrschaft): Die beiden oberen Kaiser, die Augusti, stammten einer von Jupiter, der andere von Herkules ab. Ihre jeweiligen Unterkaiser, die Caesares, aus der Familie ihres jeweiligen Adoptivvaters. Damit wollte Diokletian auch an die Zeit der Adoptivkaiser um Trajan und Hadrian anknüpfen, da er erkannt hatte, dass das dynastische Prinzip Probleme mit sich brachte. Die neuen Caesares sollten keine Blutsverwandten sein, sondern vielmehr nach Talent adoptiert werden. Somit musste allerdings eine neue Legitimation gefunden werden, da man sich nicht mehr über den Status des Vaters definieren konnte. Die Möglichkeit, sich eine göttliche Abkunft zu geben, war da sehr nützlich und auch durchaus nicht neu: Schon Augustus hatte seine Herkunft von Mars und Venus hergeleitet.

Text zum downloaden

 

Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Diokletian, Konstantin und die konstantinische Dynastie“. Um einen breiteren Einblick in die Spätantike zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Römische Geschichte III – Spätantike“.
Hier geht’s zum Podcast Preisedikt
 

Siehe zu Diokletian auch die Charakterisierung des Laktanz, zum System der Tetrarchie und ihrem Scheitern die Ausrufung Konstantins zum Kaiser. Zur Münzprägung der Spätantike, siehe auch die Münze Konstantins. Zur Herrschaft Diokletians siehe auch das Preisedikt und das Opfergebot.