Prostitution

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Nathalie Klinck
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Wandmalerei aus Pompeji

Leitfragen:

1) Was wird auf der Wandmalerei dargestellt?
2) In welchem Kontext wurde diese Wandmalerei angebracht?
3) Welche Rolle spielte Prostitution in der römischen Gesellschaft?

Kommentar:

Bei der hier dargestellten Abbildung handelt es sich um eine Wandmalerei aus den Stabianer Thermen in Pompeji (ca. 79 n. Chr.). Diese sind die ältesten Bäder der Stadt mit einer ersten Bauphase, die auf das 3. Jh. v. Chr. datiert werden kann – damit noch lange vor der Errichtung der ersten öffentlichen Bäder in Rom! Während des 1. Jh. n. Chr. wies der Komplex alle Annehmlichkeiten einer zeitgenössischen Therme auf. Der symmetrische Komplex verfügte über einen gesonderten Bereich für Frauen, der von dem der Männer abgetrennt war. Die durch den Ausbruch des Vesuvs gut erhaltenen Wandmalereien von Pompeji sind eine wichtige Quelle für das tägliche Leben in der frühen Kaiserzeit.   Auf der hier vorliegenden Wandmalerei werden zwei männliche und eine weibliche Figur beim Geschlechtsverkehr auf einer Kline dargestellt. Die Malerei wurde als Teil der Dekoration der Südwand des Apodyterions (Umkleideraumes) der Thermen gefunden.

Prostitution gehörte zu einem festen Bestandteil des urbanen Lebens in der römischen Kaiserzeit. Dabei war die Gruppe, der Prostituierten in sich stark heterogen; zu unterscheiden wäre grundsätzlich zwischen der Straßenprostituierten (publica) und der „normalen“ Prostituierten im Bordell (lupa, scortum oder meretrix) sowie einer Form ähnlich, der griechischen Hetäre. Wenn es sich um eine freie Entscheidung für die Prostitution handelte, war diese in den meisten Fällen vor allem ökonomischer Natur, da die Arbeitsmarktsituation für Frauen – der unteren sozialen Schichten – nicht einfach war.

In der Regel gelangte man als Sklave, Freigelassener oder Kriegsgefangener oder durch Kindsaussetzung in die Prostitution. Es gab auch Verbindungen von römischen Bürgern mit (freiwilligen/selbstständigen) Prosituierten, worauf das Eheverbot von Kaiser Augustus hinweist, welches eine Eheschließung römischer Bürger mit ehrlosen Personen, wie Prostituierten verbietet; dennoch hatten viele Männer langanhaltende Beziehungen zu Frauen, mit denen sie in einer eheähnlichen Form des Konkubinates lebten – diese Frauen können allerdings nur bedingt als Prostituierte eingestuft werden.

Trotz der allgemeinen Präsenz von Prostitution in römischen Städten, wie Pompeji, galten Bordelle als üble und anrüchige Orte. In der römischen Gesellschaft gingen vor allem Männer zu männlichen und weiblichen Prostituierten. Dabei war das grundsätzliche Aufsuchen seiner Prostituierten keinesfalls verpönt – auch nicht für verheiratete Männer.

Prostitution in öffentlichen Bädern war dabei keine Seltenheit. Zum Teil konnten feste Installationen, die auf Bordelle schließen lassen, in einigen Thermen archäologisch nachgewiesen werden. Bei dieser Wandmalerei in dem Umkleideraum der Stabianer Thermen muss allerdings nicht zwingend auf eine Verbindung zu einem Bordell geschlossen werden. Mit Sicherheit handelt es sich hierbei aber um ein einzigartiges Zeugnis der Vielfältigkeit der Alltagskultur in der römischen Gesellschaft.

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