Senatorenstand

 

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Senatorenstand

Leitfragen:

1.) Welche Bedeutung hatte der Senatorenstand?
2.) Wodurch zeichneten sich die römischen Senatoren aus?
3.) Welche Rolle spielte der Senat während der Kaiserzeit?

Kommentar:

Seit der Republik galt der Senatorenstand (ordo senatorius) als die gesellschaftliche Elite des Römischen Reiches. Zudem handelte es sich bei dem Senat oder „Ältestenrat“ um eine der ältesten und langlebigsten politischen Institutionen. Dieser bildete das zentrale Regierungsorgan und lenkte die wichtigsten Bereiche der Politik und Verwaltung; der Senat konnte u.a. Kriege erklären, Gesetzte veranlassen, Gesandte empfangen, die Staatskasse verwalten und Entscheidungen in sakralen Fragen treffen.

Die Mitglieder dieses exklusiven Ordo setzten sich zu einem großen Teil aus der alteingesessenen aristokratischen Oberschicht zusammen. Diese wurde nur selten durch sog. homines novi, wie z.B. Cicero, ergänzt. Um Senator zu werden, musste mindestens ein Teil des Cursus honorum durchlaufen worden und ein gewissen Vermögen vorhanden sein – auch innerhalb des Senatorenstandes genossen die ehemaligen Konsuln das größte Ansehen. Im Gegensatz zu den jährlich wechselnden Magistraturen galt die Mitgliedschaft zum Senatorenstand praktisch lebenslang. Nur äußerst schwere Verfehlungen konnten zu einer Entfernung führen, dadurch wies dieses Organ eine große Kontinuität und z.T. auch Stabilität auf.

Senatoren hoben sich von den übrigen Bewohnern der Stadt durch besondere Standesinsignien ab. Sie trugen die besonders gewickelte Toga mit den charakteristischen Purpurstreifen und spezielle Schuhe.

Diese Statussymbole lassen sich auch bei der hier gezeigten Statue wiederfinden. Bei dem sog. Togatus Barberini handelt es sich um eine kaiserzeitliche Marmorstatue, die eine lebensgroße männliche Figur zeigt. Diese ist mit der typischen Tracht eines Senators gekleidet und hält zwei Totenmasken, wahrscheinlich die seiner Ahnen in den Händen. Damit verweist die Skulptur auf das hohe soziale Kapital des Dargestellten, der durch seine Kleidung auf seine soziale Stellung und durch die Totenmasken auf seine traditionsreiche Familie und gute Herkunft verweist. Die genaue Identität des dargestellten Mannes lässt sich allerdings nicht mehr rekonstruieren, zudem wurde – wie bei vielen Statuen – der Kopf nicht zusammen mit dem Körper ausgearbeitet, sondern separat hergestellt und aufgesetzt, was auch eine Wiederverwendung nicht ausschließt.

Die Anzahl der Senatoren änderte sich im Laufe der Geschichte des Römischen Reiches mehrfach und damit auch ihr Einflussbereich; aus den anfänglich 300 Senatoren wurden unter Sulla 600 und am Ende der Republik unter Caesar sogar 900. Während des Principats unter Augustus wurde der Senat wieder auf 600 Senatoren reduziert – buchstäblich, da viele Mitglieder aufgrund der Proskriptionen unter Augustus ihr Leben verloren. Durch das sich anbahnende monarchische Herrschaftssystem der frühen Kaiserzeit verlor der Senat zudem an praktischer Bedeutung und Einfluss, nicht aber an Sozialprestige.

Der Senat hatte in der Kaiserzeit eine mehr oder weniger repräsentative Rolle, so spielte er z.B. eine Schlüsselrolle bei der Inszenierung der Rückgabe aller Ämter und außerordentlichen Gewalten des jungen Oktavian an die res publica (restituta) und ebenso bei seinen Ehrungen, die allen voran den Ehrentitel „Augustus“ miteinschlossen.

Mit der Zeit veränderte sich die Zusammensetzung weiter, da es kaum noch Mitglieder aus den alteneingesessenen Patrizierfamilien gab und die freien Plätze mit weniger aristokratischen Teilnehmern aufgefüllt wurden. Unter den Flaviern schließlich gab es auch Senatoren aus den entfernteren Provinzen, wie Nordafrika und den östlichen Provinzen und nicht mehr nur aus Rom und Italien.

Die verschiedenen Kaiser unterhielten jeweils unterschiedlich enge Beziehungen zum Senat – mit wechselndem Erfolg. Einige suchten Unterstützung in der römischen Elite und andere handelten fast vollständig autark. Auch der Senat bemühte sich seinerseits um die Gunst des Kaisers und handelte dabei während der Kaiserzeit keinesfalls immer als geschlossene Gruppe, gerade wenn es darum ging, die Sympathie eines Kaisers zu gewinnen oder nicht, spalteten sich die Meinungen allzu oft.

In der Spätantike blieb der Senat zwar formal bestehen, allerdings bemühten sich die Kaiser immer weniger darum in Abstimmung mit dem Senat zu handeln. Am Ende der Antike war der Senat nur noch der formale Hüter der kulturellen Tradition Roms.

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Euergetismus

 

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Euergetismus

Leitfragen:

Géza, Alföldy: Städte, Eliten und Gesellschaften in der Gallia Cisalpina,  (=Heidelberger althistorische Beiträge und epigraphische Studien, Bd. 30), Steiner, Stuttgart 1999, 243.

1.) Mit welcher Intention wurde die Inschrift aufgestellt?
2.) Was ist der Inhalt der Inschrift?
3.) Was bedeutet Euergetismus?

Kommentar:

Der sog. Euergetismus ist ein geläufiges Phänomen der griechisch-römischen Welt und bezeichnet die größeren oder kleineren öffentlichen Wohltaten, die der Gemeinschaft einer Stadt von Individuen erwiesen wurden.

Dabei war der wechselseitige Austausch von Wohltätigkeiten und dem damit verbundenem Dank dafür ein Kernelement des sozialen gesellschaftlichen Lebens, wie etwa auch das römische Klientel- respektive Patronageverhältnis deutlich macht. Grundsätzlich stand es Personen aus allen sozialen Gruppen offen, Stiftungen und testamentarische Verfügungen aller Art vorzunehmen. In der Kaiserzeit zielte der Euergetismus allerdings besonders darauf ab, die Sympathien der Mitbürger oder fremder Mächte zu gewinnen, andere Bewegründe wären Frömmigkeit und der Wunsch nach Andenken.

Die hier gezeigte epigraphische Quelle macht dies Konzept besonders deutlich. Es handelt sich um eine Inschrift, die zu Ehren Plinius d.J. nach seinem Tod in seiner Heimatstadt Como aufgestellt wurde.

Die Inschrift listet zum einen auf beeindruckende Weise die einzelnen Etappen des Cursus honorum, der politischen Laufbahn von Plinius d.J. auf. Zum anderen verweist sie auf die testamentarischen Verfügungen, die er vor seinem Tod veranlasst hatte. Plinius d.J. ließ nach seinem Tod u.a. (öffentliche) Bäder errichten und stiftete zudem eine Geldsumme für deren Unterhalt. Außerdem sorgte er für eine Versorgung der Bürger von Como mit kostenlosen Speisen.

Auch die Wohltaten, die er zu Lebzeiten vollbracht hatte, führt die Inschrift auf; er hatte eine Geldsumme für die Versorgung und evtl. auch für die Ausbildung bedürftiger Kinder beiderlei Geschlechtes gestiftet und eine Bibliothek errichten lassen und dieser wiederum eine hohe Geldsumme für deren Unterhalt überschrieben.

Damit fällt diese Inschrift grundsätzlich in den Bereich der sozialen Stiftungen, die im Gegensatz zu den religiösen oder kultischen Weihungen oder den kaiserlichen politisch-öffentlichen Weihinschriften stehen.

Diese dem Gemeinwohl zuträglichen Stiftungen waren Teil eines komplexen sozialen Konstruktes, welches tief in das kollektive Gedächtnis der kaiserzeitlichen Gesellschaft eingebrannt war und aus diesem Grund auch eine gewisse Erwartungshaltung bei den Zeitgenossen hervorrief. Seinen Ursprung hatte dieses Konzept in der besonderen Wertschätzung des Alten und Traditionsreichen und darf unter keinen Umstanden mit der Idee einer grundsätzlichen Versorgung von Armen und Bedürftigen verwechselt werden, eine solche taucht erst in der Spätantike mit der Etablierung des frühen Christentums auf.

Vielmehr hing die politische und gesellschaftliche Stellung eines Individuums und seiner Familie vom Einhalten eben dieses Konzeptes ab. Die Teilhabe am politischen Leben Roms war zum einen an bestimmte Geldsummen gebunden, die der Bewerber aufbringen musste, um eines der öffentlichen Ämter bekleiden zu dürfen. Der Ruf eines Kandidaten spielte hierbei auch in der Kaiserzeit mindestens eine genauso wichtige Rolle. Nach dem Leitspruch Panem et Circenses (Iuv. 10,81) waren die Ausrichtung pompöser Spiele, die Versorgung der Bevölkerung mit Getreide oder die gezielte Errichtung oder Wiederherstellung bestimmter Bauwerke oftmals entscheidende Elemente im politischen Machtkampf. Dies wird u.a. auch am Bauprogramm des Augustus deutlich.

Die Freigebigkeit, die sich in Leistungen für die Gemeinschaft äußerte, war auch hier die Basis gesellschaftlicher Reputation und Macht. Nicht nur der Kaiser, sondern auch Privatpersonen, die öffentliche Ämter innehatten, wie eben Plinius, machten davon Gebrauch. Insgesamt trugen die unterschiedlichen Stiftungen nicht unwesentlich zur Lebensqualität in den Städten des römischen Reiches bei. Die Stifter und ihre Nachkommen genossen ein soziales Prestige bzw. Kapital, welches sich wiederum in öffentlichen Dankesbekundungen der Stadt niederschlug und damit das Andenken und die Taten bestimmter Bewohner wahrten sowie das Ansehen einer Familie weiter steigern konnte.

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Rolle der Frau in der Gesellschaft

 

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Rolle der Frau in der Gesellschaft

Leitfragen:

1.) Was stellt das Mosaik dar?
2.) Welche Rolle spielte die Frau in der römischen Gesellschaft?
3.) Inwiefern konnte sie sich am öffentlichen Leben beteiligen?

Kommentar:

Der Thermenbesuch im Römischen Reich spielte bei Männern und Frauen gleichermaßen eine wichtige Rolle. Dieser hatte dabei weniger mit dem reinen Badevergnügen als vielmehr mit der Teilhabe am öffentlichen Leben zu tun. Die Bäder boten neben der Möglichkeit unterschiedlicher Badegänge, Massagen und Schönheitspflege auch Bibliotheken und den Raum für – insbesondere im Römischen Reich lediglich leichte – sportliche Aktivitäten; es ging vielfach einzig um das Sehen und gesehen Werden, damit gehörten diese Institutionen fest zum gesellschaftlichen öffentlichen Leben.

Das hier dargestellte Fußbodenmosaik aus der Villa Romana del Casale in Sizilien zeigt zehn weibliche Figuren, die allesamt in sportliche Aktivitäten – dem Diskuswerfen, dem Wettlauf, den Ballspielen oder der Ehrung einer erfolgreichen Siegerin mit dem Palmzweig – eingebunden sind. Alle Frauen tragen eine Art Zweiteiler, der namensgebend für dieses sog. „Bikinimädchenmosaik“ ist. Diese einzigartige Darstellung weiblicher Freizeitgestaltung steht allerdings im starken Kontrast zu dem sonstigen Frauenbild der Kaiserzeit.

Bei einer Betrachtung der Frauengeschichte muss allerdings immer betont werden, dass aufgrund der schwierigen Quellenlage lediglich Rückschlüsse über die römische Oberschicht getroffen werden können.
Nur äußerst selten haben Frauen eigene Schriften verfasst. In den meisten Fällen treten Frauen in der antiken Literatur in Extrempositionen zwischen übermenschlichem Heldenmut und tiefer Verderbnis auf und geben dadurch kein akkurates Bild ihrer realen Zeitgenossinnen wieder.

Im Gegensatz zu den Sportlerinnen auf dem hier gezeigten Mosaik, war die ideale römische Matrona (verheiratete römische Frau) sehr sittlich gekleidet; mit langer Tunika und einem Manteltuch. Der Aufgabenbereich der verheirateten Frau war in erster Linie die Kindererziehung und die Organisation des übrigen Haushaltes. Dabei unterstanden Frauen in der Antike fast kontinuierlich der Vormundschaft männlicher Autoritäten. Als Kind und junge Frau der ihres Vaters, des pater familias und später derjenigen ihres Ehemannes.

Anders als die Frauen in der griechischen polis waren die Römerinnen allerdings keinesfalls allein auf die häusliche Sphäre beschränkt. Sie nahmen rege am gesellschaftlichen Leben teil – so eben auch an den oftmals nach Geschlechtern getrennten Thermenbesuchen.

Frauen sind zudem in unterschiedlichen Berufsfeldern vertreten; einige Grabinschriften geben Auskunft über Frauen, die als Händlerinnen oder Handwerkerinnen gearbeitet hatten. Deutlich negativ konnotiert war dagegen die Arbeit als Musikerinnen, Schauspielerinnen und Prostituierte und natürlich als Sklavin. Im Großen und Ganzen erstrecken sich die bekannten beruflichen Tätigkeitsfelder der Frauen auf die soziale Mittel- und Unterschicht. Am öffentlichen-politischen Leben konnten sich Frauen allerdings nur bedingt beteiligen. Sie konnten lediglich indirekten Einfluss auf das politische Geschehen nehmen, z.B. durch Eheschließungen oder dem Zureden ihrer Männer bei bestimmten Themen, die aktive Einbindung durch das Bekleiden öffentlicher Ämter blieb ihnen verwehrt.

Eine deutliche Ausnahme dazu bilden die Vestalinnen, die als Priesterinnen der Göttin Vesta einen besonderen sakralen Status und einige herausgehobene Privilegien genossen und in der Öffentlichkeit vor allem ihre Keuschheit betonten.

Diese forcierte Sittlichkeit schlug sich während der Kaiserzeit nicht nur in der Berufs- und Kleiderwahl von Frauen nieder, sondern wird u.a. auch durch die erneuerten Ehegesetze unter Kaiser Augustus betont. Diese sahen strenge Strafen bei Ehebruch und allgemein bei unsittlichem Verhalten vor sowie Eheverbote zwischen bestimmten sozialen Gruppen, wie z.B. römischen Bürgern und Prostituierten. Augustus zielte damit darauf ab, den in republikanischer Zeit oft bemängelten Abfall vom mos maiores einzudämmen, was auch in der Behandlung seiner Tochter Iulia deutlich wird – wobei die Realität oftmals anders aussah, denn auch der Princeps hatte sich insbesondere in Bezug auf seine eigene Eheschließung mit Livia eher konträr zu diesem Konzept verhalten.

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Urbanismus in Nordafrika

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Urbanismus in Nordafrika

Leitfragen:

1.) Um welche Art Monument handelt es sich hier?
2.) Welche Rolle spielte Leptis Magna für Severus?
3.) Mit welcher Intention wurde dieses Bauwerk errichtet?

Kommentar:

Bei Leptis (teilweise auch Lepcis) Magna handelte es sich um eine der bedeutendsten Städte Nordafrikas und später Hauptstadt der römischen Provinz Tripolitana. Die Stadt, die ursprünglich auf eine phönizische Gründung zurückzuführen ist, spielte in der Kaiserzeit vor allem als Handelszentrum eine wichtige Rolle. Das Haupthandelsgut war Getreide, weshalb Nordafrika auch häufig als „Kornkammer“ des Römischen Reiches bezeichnet wird. Zudem bezog Rom einen Großteil der exotischen Tiere für die in der urbs beliebten Spiele aus Leptis Magna.

Unter Septimius Severus, der von 193-211 n. Chr. römischer Kaiser war, erreichte die Stadt ihre Blüte, denn der gebürtige Nordafrikaner ließ seine Heimatstadt prächtig ausbauen und sorgte zudem dafür, dass der bereits unter Trajan zur colonia erhobenen Stadt durch das ius Italicum weitere – vor allem steuerliche – Freiheiten gewährt wurden.

Auch der hier gezeigte Triumphbogen wurde im Zuge dieser umfassenden Baumaßnahmen um ca. 203 n. Chr. am Eingang zur Stadt errichtet. Dieses marmorne Ehrenmonument, ein sog. Quadrifrons oder Tetrapylon, ist so konzipiert, dass es keine definierte Vorder- oder Rückseite gibt, sondern die vier Bögen eine gleichwertige Bedeutung innehaben.

Das Gewölbe des Bogens wurde von den vier Pfeilern mit ausgearbeiteten Säulen mit korinthischen Kapitellen getragen, über diesem Gebälck erhoben sich spitze Giebel, wie Akrotere. Darüber befanden sich prächtige figürliche Bildfriese und Reliefs, die besonders hervorzuheben sind.

Die Reliefverzierungen zeigen Ehrendarstellungen der Götter und der kaiserlichen Familie. An den Giebelansätzen befindet sich z.B. ein umlaufender Frieß, der die kaiserliche Familie als Teil eines Triumphzuges – ungewohnt einträchtig – darstellt. Desweiteren schmücken Darstellungen eines Stieropfers, der Siegesgöttin Nike, Kampfszenen mit Barbaren und Gefangenen den Bogen.

Alle göttlichen Darstellungen sind stark mit der kaiserlichen Familie verbunden. Ein Relief zeigt z.B. die Stadtgöttin von Leptis Magna Tyche, die der kapitolinischen Trias mit den Portaitköpfen des Kaisers und Iulia Domnas beigestellt wird. Der Kaiser wird hier im Sinne des Kaiserkultes als Herrscher und Gott verehrt. Zusätzlich dazu wird die severische Dynastie bildlich unter den Schutz der lokalen Gottheiten und der wichtigsten römischen Götter gestellt, dadurch wird ihre Bedeutung hervorgehoben und ihr Herrschaftsanspruch legitimiert. Das Besondere hierbei ist eben die Verbindung der fast omnipräsenten römischen Gottheiten mit der lokalen Stadtgottheit von Leptis Magna, der dadurch eine bedeutende Stellung eingeräumt wird.

Mit der Verehrung von Septimius Severus als Kaiser und Bewohner Leptis Magnas wurde auch die Bedeutung dieser Provinzstadt aufgewertet. Die enge Beziehung zu seiner Heimatstad wird auch in der Beschreibung des Kaisers in der Historia Augusta (Vita Severi 19,9) verdeutlicht, denn hier heißt es, dass seine Stimme einen klaren Klang hatte, diese allerdings bis ins hohe Alter einen afrikanischen – vermutlich punischen – Einschlag behielt.

Leptis Magna nimmt damit in diesem Bauwerk – zumindest ikonographisch – einen Platz an der Seite Roms oder sogar darüber ein.

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Religionspolitik

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Religionspolitik

Leitfragen:

1.) Was steht in den Opferbescheinigungen?
2.) Von wem mussten diese Ausgestellt werden?
3.) Wie lässt sich diese Quelle in den Kontext der Ereignisse des 3. Jh. einordnen?

Kommentar:

Bei der hier dargestellten Quelle handelt es sich um zwei ägyptischen Opferbescheinigungen, sog. libelli, die ein wichtiges Zeugnis für die Geschichte des frühen Christentums darstellen. Sie lassen sich auf ein Edikt des Kaisers Decius aus dem Jahr 249 n. Chr. zurückführen, in welchem er ein allgemeines Opfergebot für alle römischen Bürger und ihre Haushalte forderte. Im Rahmen dieses Opfergebotes war jeder Bürger gezwungen, durch eine schriftliche Bescheinigung das durchgeführte Opfer an die Götter und den Kaiser nachzuweisen. Bei einer Missachtung dieses Dekretes konnten schwere Strafen bis hin zur Todesstrafe verhängt werden.

Die Papyri (Meyer 6 und 23) stellen zwei Beispiele für ebenjene Opferbescheinigungen dar. Die Dokumente stammen aus der Stadt Arsinoe und dem Dorf Thedelphia in Ägypten. Durch das trockene Klima haben sich die Papyri aus dem Jahr 250 n. Chr. bis heute erhalten.

Beide Texte weisen ein ähnliches Formular auf: es wird der Name des Opfernden genannt und bestätigt, dass dieser immer den Göttern geopfert habe und auch zu dem Zeitpunkt der Ausstellung dieses Bescheides – nach Vorschrift des Ediktes – den Göttern und dem Kaiser ein Trank- und Speiseopfer dargebracht und von dem Opferfleisch gekostet habe. Zudem wird unter Angabe des Datums erwähnt, dass dieser vor Zeugen geopfert habe, dabei konnte es sich um Einzelpersonen oder um eine offizielle Kommission gehandelt haben.

Oftmals werden auch weitere Familienmitglieder, wie Frauen, Kinder oder Sklaven in den Bescheinigungen mitbenannt oder zumindest indirekt inkludiert.

Dieses Vorgehen richtete sich dabei keinesfalls speziell gegen das Christentum, vielmehr reagierte Decius, der von 249-251 n. Chr. Kaiser des Römischen Reiches war, durch das allgemeine Opfergebot auf die innen- und außenpolitischen Krisen Roms. Das Imperium wurde im Westen durch die Germanen und im Osten durch die Sassaniden stark unter Druck gesetzt. Zeitgleich kam es auch im Inneren immer wieder zu Aufständen und Putschversuchen – auch der ehemalige Offizier Decius war durch einen Militärputsch an die Macht gekommen.

In diesem Sinne wurde das Opferdekret mit unterschiedlichen Intentionen verfasst. Zum einen hatte Decius die Absicht, die Götter im Zuge dieses Krisenzustandes zu besänftigen und gleichzeitig durch eine Rückbesinnung auf die altrömischen Sitten wieder Struktur in die innere Ordnung des Imperiums zu bringen. Zum anderen sollte dieses Opfer als Loyalitätsbekundung dem Kaiser gegenüber fungieren, der als Usurpator auf diese Weise seine Herrschaft legitimieren wollte.

Dass sich diese Verfolgung allerdings weniger gegen das Christentum, als gegen einen generellen Abfall von den römischen Göttern und dem Kaiser richtete, zeigt insbesondere der zweite libellus, in dem auch eine pagane Priesterin des Petesuchos aufgefordert wird zu opfern. Die Christen fielen erst durch eine besonders öffentliche und demonstrative Form der Verweigerung dieser Opfer auf und gerieten erst dadurch so stark in den Fokus der Autoritäten.

Nichtsdestotrotz löste Decius damit – wahrscheinlich sogar mehr oder weniger unbeabsichtigt – die erste gesamtstaatliche Christenverfolgung aus.

Während in dieser Zeit einige Christen zu Märtyrern wurden, fälschten andere diese Opferbescheinigungen, um einer Bestrafung zu entgehen. Wiederum andere gaben diesem Druck nach und opferten. Diese von Glauben „abgefallenen Christen“, die sog. lapsi und die spätere Frage nach der Möglichkeit ihrer Wiedereingliederung in die Kirchenstrukturen, sollte in den Folgejahren zu massiven innerkirchlichen Konflikten führen.

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Sassaniden

 

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Sassaniden

Leitfragen:

1.) Was stellt das Relief dar?
2.) Wo befindet sich die Darstellung?
3.) Was ist der historische Kontext der Darstellung?

Kommentar:

Das hier gezeigte Relief befindet sich in Naqsch-i-Rustam, ein Ort in der Nähe der antiken Stadt Persepolis in der heute iranischen Provinz Fars. Es gehört zu einer Gruppe von acht weiteren bildlichen Darstellungen. Diese sind in die Felswände über den Gräbern der Achämeniden, den Königen des alten persischen Großreiches, welches ca. vom 6. – 4. Jh. v. Chr. bestanden hat, eingemeißelt.

Das Relief zeigt vier männliche Figuren, von denen die Einzeldarstellung auf der linken Seite nur teilweise erhaltenen ist. Im Mittelpunkt steht der sassanidische König Schapur I., der aufwendig gekleidet auf einem Pferd sitzend gezeigt wird. An seinem erhobenen Arm hält er demonstrativ die Fesseln eines Gefangenen. Bei diesem handelt es sich um den römischen Kaiser Valerian. Vor dem König fällt ein weiterer römischer Kaiser, Philippus Arabs, der vorher Frieden mit den Sassaniden geschlossen hatte, in bittender Geste auf die Knie.

Diese eindrucksvolle Szene wird dem Betrachter durch eine dazugehörige Inschrift, den sog. res gestae divi Saporis, auf drei Sprachen (Griechisch, Persisch und Parthisch) erläutert.

Der persische König Schapur I. (240-272 n. Chr.) versuchte in der Nachfolge seines Vaters Aradschir I. (224-240 n. Chr.), das von ihm gegründete Neupersische Reich der Sassaniden weiterzuführen und zu vergrößern.

Mit dieser Intention griff der Großkönig mehrfach römische Gebiete in den Provinzen Syrien und Mesopotamien an, bis schließlich durch Philippus Arabs 244 n. Chr. ein vorläufiges Friedensbündnis zwischen Rom und den Sassaniden geschlossen wurde und der Kaiser sich nach Rom zurückzog. Im Jahre 252 n. Chr. schließlich nutzte Schapur I. die innenpolitischen Wirren Roms geschickt aus, um erneut gegen das Reich in den Krieg zu ziehen. Er eroberte mehrere Städte in Syrien, darunter auch Hierapolis und Antiochia.

Valerian entschied sich hinsichtlich dieser bedrohlichen Lage dazu, selbst mit einem Heer nach Mesopotamien zu ziehen. 260 n. Chr. kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen den beiden Heeren zwischen Carrhae und Edessa und zu einer schweren Niederlage für das römische Heer.

Der Kaiser und einige weitere Gefangene wurden nach Persien verschleppt, wo sie schließlich auch umkamen. Einige Handwerker und Ingenieure wurden allerdings in den neugegründeten persischen Städten angesiedelt und brachten ein für die persische Infrastruktur wichtiges Wissen mit. Dieses – für Rom zutiefst beschämende Ereignis – stellte Schapur I. auf diesem Relief dar.

Im Nachgang zu diesem Sieg nahm Schapur I. weitere Teile des römischen Gebietes ein und plünderte Antiochia ein zweites Mal. Erst bei Korykos konnte er von römisch-palmyrischen Truppen zurückgeschlagen werden und büßte einige der eroberten Städte ein.

Obwohl es Schapur I. nicht gelang, den Anspruch einer universalen Herrschaft des Neupersischen Reiches durchzusetzen und damit das alte Achämenidenreich zu erneuern oder die Grenzen dauerhaft bis an den Euphrat auszudehnen, hatte er zumindest unter Beweis stellen können, dass die Sassaniden ernst zu nehmende Gegner für das mächtige Imperium Romanum darstellten und ihnen im Kampf mindestens ebenbürtig waren. Die schweren Niederlagen und die Verluste vieler Soldaten und sogar eines Kaisers waren tief in das Bewusstsein der Römer eingebrannt. Das Felsrelief von Naqsch-i-Rustam greift diesen glorreichen Sieg, als Teil weiterer Großtaten der sassanidischen Könige, noch einmal auf, mit dem Ziel, die Herrschaft der Sassaniden zu legitimieren, respektive diese in eine Reihe mit den längst vergangenen Zeiten des glorreichen Perserreiches in den ersten Jahrhunderten v. Chr. zu stellen.

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Das Ende des palmyrenischen Sonderreiches

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H. A. XXVI, 25,1-28,3 – Original:

25 1 Recepta Tyana Antiochiam proposita omnibus impunitate brevi apud Daphnem certamine obtinuit atque inde praeceptis, quantum probatur, venerabilis viri Apollonii parens humanior atque clementior fuit. 2 pugnatum est post haec de summa rerum contra Zenobiam et Zabam eius socium apud Emesam magno certamine. 3 cumque Aureliani equites fatigati iam paene discederent ac terga darent, subito vi numinis, quod postea est proditum, hortante quadam divina forma per pedites etiam equites restituti sunt. fugata est Zenobia cum Zaba, et plenissime parta victoria. 4 recepto igitur orientis statu Emesam victori Aurelianus ingressus est ac statim ad Templum Heliogabali tetendit, quasi communi officio vota soluturus. 5 verum illic eam formam numinis repperit quam in bello sibi faventem vidit. 6 quare et illic templa fundavit donariis ingentibus positis et Romae Soli templum posuit maiore honorificentia consecratum, ut suo dicemus loco.

26 1 Post haec Palmyram iter flexit, ut ea oppugnata laborum terminus fieret. sed in itinere a latronibus Syris male accepto frequenter exercitu multa perpessus est et in obsidione usque ad ictum sagittae periclitatus est. […] 6 Denique fatigatus ac pro malis fessus litteras ad Zenobiam misit deditionem illius petens, vitam promittens, quarum exemplum indidi: 7 „Aurelianus imperator Romani orbis et receptor orientis Zenobiae ceterisque quos societas tenet bellica. 8 sponte facere debuistis id quod meis litteris nunc iubetur. deditionem enim praecipio impunitate vitae proposita, ita ut illic, Zenobia, cum tuis agas vitam ubi te ex senatus amplissimi sententia conlocavero. 9 gemmas, aurum, argentum, sericum, equos, camelos in Romanum aerarium conferatis. Palmyrenis ius suum servabitur.“

27 Hac epistula accepta Zenobia superbius insolentiusque rescripsit quam eius fortuna poscebat, credo ad terrorem; nam eius quoque epistulae exemplum indidi: 2 „Zenobia regina orientis Aureliano Augusto. Nemo adhuc praeter te hoc quod poscis litteris petiit. virtute faciendum est quidquid in rebus bellicis est gerendum. 3 deditionem meam petis, quasi nescias Cleopatram reginam perire maluisse quam in qualibet vivere dignitate. 4 nobis Persarum auxilia non desunt, quae iam speramus, pro nobis sunt Saraceni, pro nobis Armenii. 5 latrones Syri exercitum tuum, Aureliane, vicerunt. quid si igitur illa venerit manus quae undique speratur, pones profecto supercilium, quo nunc mihi deditionem, quasi omnifariam victor, imperas.“ […]

28 His acceptis litteris Aurelianus non erubuit sed iratus statimque collecto exercitu ac ducibus suis undique Palmyram obsedit; neque quicquam vir fortis reliquit quod aut imperfectum videretur aut incuratum. 2 nam et auxilia, quae a Persis missa fuerant, intercepit et alas Saracenas Armeniasque corrupit atque ad se modo ferociter modo subtiliter transtulit. denique multa vi mulierem potentissimam vicit. 3 victa igitur Zenobia cum fugeret camelis, quos dromedas vocitant, atque ad Persas iter tenderet, equitibus missis est capta atque in Aureliani potestatem deducta.

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Übersetzung: David Magie
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Übersetzung:

25 1 After thus recovering Tyana, Aurelian, by means of a brief engagement near Daphne, gained possession of Antioch, having promised forgiveness to all; and thereupon, obeying, as far as is known, the injunctions of that venerated man, Apollonius, he acted with greater kindness and mercy. 2 After this, the whole issue of the war was decided near Emesa in a mighty battle fought against Zenobia and Zaba, her ally. 3 When Aurelian’s horsemen, now exhausted, were on the point of breaking their ranks and turning their backs, suddenly by the power of a supernatural agency, as was afterwards made known, a divine form spread encouragement throughout the foot-soldiers and rallied even the horsemen. Zenobia and Zaba were put to flight, and a victory was won in full. 4 And so, having reduced the East to its former state, Aurelian entered Emesa as a conqueror, and at once made his way to the Temple of Elagabalus, to pay his vows as if by a duty common to all. 5 But there he beheld that same divine form which he had seen supporting his cause in the battle. 6 Wherefore he not only established temples there, dedicating gifts of great value, but he also built a temple to the Sun at Rome, which he consecrated with still greater pomp, as we shall relate in the proper place.

26 1 After this he directed his march toward Palmyra, in order that, by storming it, he might put an end to his labours. But frequently on the march his army met with a hostile reception from the brigands of Syria, and after suffering many mishaps he incurred great danger during the siege, being even wounded by an arrow. […] 6 Finally, exhausted and worn out by reason of ill-success, he despatched a letter to Zenobia, asking her to surrender and promising to spare her life; of this letter I have inserted a copy:
7 „From Aurelian, Emperor of the Roman world and recoverer of the East, to Zenobia and all others who are bound to her by alliance in war. 8 You should have done of your own free will what I now command in my letter. For I bid you surrender, promising that your lives shall be spared, and with the condition that you, Zenobia, together with your children shall dwell wherever I, acting in accordance with the wish of the most noble senate, shall appoint a place. 9 Your jewels, your gold, your silver, your silks, your horses, your camels, you shall all hand over to the Roman treasury. As for the people of Palmyra, their rights shall be preserved.“

27 1 On receiving this letter Zenobia responded with more pride and insolence than befitted her fortunes, I suppose with a view to inspiring fear; for a copy of her letter, too, I have inserted:
2 „From Zenobia, Queen of the East, to Aurelian Augustus. None save yourself has ever demanded by letter what you now demand. Whatever must be accomplished in matters of war must be done by valour alone. 3 You demand my surrender as though you were not aware that Cleopatra preferred to die a Queen rather than remain alive, however high her rank. 4 We shall not lack reinforcements from Persia, which we are even now expecting. On our side are the Saracens, on our side, too, the Armenians. 5 The brigands of Syria have defeated your army, Aurelian. What more need be said? If those forces, then, which we are expecting from every side, shall arrive, you will, of a surety, lay aside that arrogance with which you now command my surrender, as though victorious on every side.“
[…]

28 1 On receiving this letter Aurelian felt no shame, but rather was angered, and at once he gathered together from every side his soldiers and leaders and laid siege to Palmyra; and that brave man gave his attention to everything that seemed incomplete or neglected. 2 For he cut off the reinforcements which the Persians had sent, and he tampered with the squadrons of Saracens and Armenians, bringing them over to his own side, some by forcible means and some by cunning. Finally, by a mighty effort he conquered that most powerful woman. 3 Zenobia, then, conquered, fled away on camels (which they call dromedaries), but while seeking to reach the Persians she was captured by the horseman sent after her, and thus she was brought into the power of Aurelian.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Falk Wackerow
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H. A. XXVI, 25,1-28,3

Leitfragen:

1) Wie kam es zur Entstehung des Sonderreiches?

2) Wie gelang es Aurelian, die Usurpation zu beenden?

3) Ist die positive Bewertung Aurelians gerechtfertigt?

Kommentar:

Die altorientalische Stadt Palmyra (bzw. Tadmor in der Landessprache) in Syrien war immer wieder Zankapfel zwischen den großen Machtblöcken des Römischen und des Persischen Reichs. Den größten Teil der Kaiserzeit hindurch stand sie unter Kontrolle der Römer; während der sogenannten Reichskrise des 3. Jahrhunderts, als sich viele schwache Kaiser in schneller Folge ablösten und diese Instabilität das Reich schwächte, konnte Palmyra sich loslösen. Der bis dahin erfolgreiche Kaiser Valerian war den persischen Sassaniden 260 n. Chr. in der verlustreichen Schlacht bei Edessa/Carrhae unterlegen gewesen, war gefangen genommen und später hingerichtet worden – eine schwere Demütigung für die Römer. Der nun schutzlose Osten des Reiches wurde anschließend von den Sassaniden überrannt. Nur mit äußerster Mühe konnten die Römer den Rückzug der Feinde hinter den Euphrat erzwingen. Im entstandenen Machtvakuum erklärte sich der palmyrenische Fürst Septimius Odaenathus für unabhängig und führte Krieg gegen den römischen Usurpator Quietus wie gegen die Sassaniden. Über die Hintergründe seiner Ermordung ist nichts bekannt, allerdings führte seine Gattin Zenobia die Herrschaft als Vormund ihres Sohnes Vaballathus weiter. Zeitweise reichte das Herrschaftsgebiet Palmyras vom Südosten Kleinasiens bis Ägypten, von der Mittelmeerküste bis nach Mesopotamien. Die Römer unter ihrem neuen Kaiser Aurelian waren jedoch nicht bereit, die östlichen Provinzen einfach aufzugeben, und begannen einen Feldzug gegen die unliebsame Zenobia. In zwei Schlachten geschlagen, verschanzten die Palmyrener sich in ihrer Stadt. Aus der Aureliansvita der Historia Augusta ist die Schwere der Belagerung herauszulesen. So wurde der Kaiser, der seine Truppen persönlich anführte, während der Kämpfe von einem Pfeil getroffen. Das möglicherweise aufgrund der Verwundung unterbreitete Verhandlungsangebot schlug Zenobia aus, auch wenn der Inhalt der wiedergegebenen Briefe nicht verbürgt ist. Es gelang den Römern, die Entsetzung der Eingeschlossenen durch Perser und Armenier zu verhindern und schließlich die Belagerung zum Erfolg zu führen. Zenobias Flucht wurde vereitelt, sie wurde im Triumphzug durch Rom geführt. Über ihr weiteres Schicksal sind sich die Quellen uneins, das Ende des palmyrenischen Sonderreichs hingegen war besiegelt. Nach einem zweiten Versuch, die Unabhängigkeit zu erreichen, wurde die Stadt zerstört und erst unter Diokletian wieder aufgebaut. Kaiser Aurelian war es gelungen, die lange Krise des Reiches zu beenden und mithilfe der Palmyrener der sassanidischen Invasion und der Usurpation des Quietus standzuhalten. Ebenso gliederte er das gallische Sonderreich wieder in das Imperium Romanum ein, das ebenfalls einen Versuch der Loslösung unternommen hatte. Seine weiteren Erfolge gegen Germanen und Goten führten zur Stabilisierung der Nordgrenze. Ebenso ließ er die Aurelianische Stadtmauer anlegen, die Rom gegen weitere Einfälle der nördlichen Feinde schützen sollte. Die Räumung der zwar reichen, aber schwer zu verteidigenden Provinz Dacia und die Verlegung der Grenze hinter die Donaulinie war ein weiterer rationaler Schritt zu einer effektiven Reichsverteidigung. Die Aurelianische Münz- und Wirtschaftsreform ist in ihrer Wirkung umstritten. So erfolgreich die Herrschaft Aurelians auch war, konnte sie nicht verdecken, dass das System mit einem Kaiser an der Spitze, der über das gesamte Reich gebot, aufgrund der ständigen kriegerischen Konflikte und Usurpationen nicht mehr funktionierte. Bis zu den grundlegenden Reformen Diokletians griffen in nur neun Jahren elf Kaiser und Gegenkaiser nach der Krone.

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Die Goten

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Iordanes
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Iord. Get. XIV, 82-XV, 88 – Original:

82 Nunc autem ad id, unde digressum fecimus, redeamus doceamusque, quomodo ordo gentis, unde agimus, cursus sui metam explevit. Ablabius enim storicus refert, quia ibi super limbum Ponti, ubi eos diximus in Scythia commanere, ibi pars eorum, qui orientali plaga tenebat, eisque praeerat Ostrogotha, utrum ab ipsius nomine, an a loco, id est orientales, dicti sunt Ostrogothae, residui vero Vesegothae, id est a parte occidua.

XV. 83 Et quia iam superius diximus eos transito Danubio aliquantum temporis in Mysiam Thraciamque vixisse, ex eorum reliquiis fuit et Maximinus imp. post Alexandrum Mamaeae. Nam, ut dicit Symmachus in quinto suae historiae libro, Maximinus, inquiens, Caesar mortuo Alexandro ab exercitu effectus est imp., ex infimis parentibus in Thracia natus, a patre Gotho nomine Micca, matre Halana, quae Ababa dicebatur. Is triennio regnans, dum in Christianos arma commoveret, imperium simul et vitam amisit.

84 Nam hic Severo imp. regnante et natalis die filii celebrante, post prima aetate et rusticana vita de pascuis in militiam venit. Princeps si quidem militares dederat ludos; quod cernens Maximinus, quamvis semibarbarus aduliscens, propositis praemiis patria lingua petit ab imperatore, ut sibi luctandi cum expertis militibus licentiam daret.

85 Severus, ammodum miratus magnitudinem formae“ erat enim, ut fertur, statura eius procera ultra octo pedes – iussit eum lixis corporis nexu contendere, ne quid a rudi homine militaribus viris eveniret iniuriae. Tum Maximinus sedecim lixas tanta felicitate prostravit, ut vincendo singulos nullam sibi requiem per intercapidinem temporis daret. Hic captis praemiis iussus in militiam mitti, primaque ei stipendia equestria fuere. Tertia post haec die, cum imperator prodiret ad campum, vidit eum exultantem more barbarico iussitque tribuno, ut eum cohercitum ad Romanam inbueret disciplinam. Ille vero, ubi de se intellexit principem loqui, accessit ad eum equitantemque praeire pedibus coepit.

86 Tum imperator equo ad lentum cursum calcaribus incitato multos urbes huc atque illuc usque ad suam defatigationem variis deflexibus impedivit ac deinde ait illi: ‚Num quid vis post cursum, Thracisce, luctare?‘ Respondit: ‚Quantum libet, imperator‘. Ita Severus, ex equo desiliens, recentissimos militum cum eo decertari iussit. At ille septem valentissimos iuvenes ad terram elisit, ita ut antea nihil per intervalla respiraret, solusque a Caesare et argenteis praemiis et aureo torque donatus est; iussus deinde inter stipatores degere corporis principalis.

87 Post haec sub Antonino Caracalla ordines duxit ac saepe famam factis extendens plures militiae grados centuriatumque strenuitatis suae praetium tulit. Macrino tamen postea in regno ingresso recusavit militiam pene triennio, tribunatusque habens honore numquam se oculis Macrini optulit, indignum ducens eius imperium, qui perpetrato facinus fuerat adquisitum. 88 Ad Eliogabalum dehinc quasi ad Antonini filium revertens tribunatum suum adiit et post hunc sub Alexandrum Mamaeae contra Parthos mirabiliter dimicavit. Eoque Mogontiaco militari tumulto occiso ipse exercitus electione absque senatus consultu effectus est imperator, qui cuncta bona sua in persecutione Christianorum malo voto foedavit, occisusque Aquileia a Puppione, regnum reliquid Philippo. Quod nos idcirco huic nostro opusculo de Symmachi hystoria mutuavimus, quatenus gentem, unde agimus, ostenderemus ad regni Romani fastigium usque venisse. Ceterum causa exegit, ad id, unde digressimus, ordine redeamus.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Übersetzung: Charles C. Mierow
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Übersetzung:

(82) But let us now return to the point whence we made our digression and tell how the stock of this people of whom I speak reached the end of its course. Now Ablabius the historian relates that in Scythia, where we have said that they were dwelling above an arm of the Pontic Sea, part of them who held the eastern region and whose king was Ostrogotha, were called Ostrogoths, that is, eastern Goths, either from his name or from the place. But the rest were called Visigoths, that is, the Goths of the western country.
XV (83) As already said, they crossed the Danube and dwelt a little while in Moesia and Thrace. From the remnant of these came Maximinus, the Emperor succeeding Alexander the son of Mama. For Symmachus relates it thus in the fifth book of his history, saying that upon the death of Caesar Alexander, Maximinus was made Emperor by the army; a man born in Thrace of most humble parentage, his father being a Goth named Micca, and his mother a woman of the Alani called Ababa. He reigned three years and lost alike his empire and his life while making war on the Christians. (84) Now after his first years spent in rustic life, he had come from his flocks to military service in the reign of the Emperor Severus and at the time when he was celebrating his son’s birthday. It happened that the Emperor was giving military games. When Maximinus saw this, although he was a semi-barbarian youth, he besought the Emperor in his native tongue to give him permission to wrestle with the trained soldiers for the prizes offered. (85) Severus marvelling much at his great size–for his stature, it is said, was more than eight feet,–bade him contend in wrestling with the camp followers, in order that no injury might befall his soldiers at the hands of this wild fellow. Thereupon Maximinus threw sixteen attendants with so great ease that he conquered them one by one without taking any rest by pausing between the bouts. So then, when he had won the prizes, it was ordered that he should be sent into the army and should take his first campaign with the cavalry. On the third day after this, when the Emperor went out to the field, he saw him coursing about in barbarian fashion and bade a tribune restrain him and teach him Roman discipline. But when he understood it was the Emperor who was speaking about him, he came forward and began to run ahead of him as he rode. (86) Then the Emperor spurred on his horse to a slow trot and wheeled in many a circle hither and thither with various turns, until he was weary. And then he said to him „Are you willing to wrestle now after your running, my little Thracian?“ „As much as you like, O Emperor,“ he answered. So Severus leaped from his horse and ordered the freshest soldiers to wrestle with him. But he threw to the ground seven very powerful youths, even as before, taking no breathing space between the bouts. So he alone was given prizes of silver and a golden necklace by Caesar. Then he was bidden to serve in the body guard of the Emperor. (87) After this he was an officer under Antoninus Caracalla, often increasing his fame by his deeds, and rose to many military grades and finally to the centurionship as the reward of his active service. Yet afterwards, when Macrinus became Emperor, he refused military service for almost three years, and though he held the office of tribune, he never came into the presence of Macrinus, thinking his rule shameful because he had won it by committing a crime. (88) Then he returned to Eliogabalus, believing him to be the son of Antoninus, and entered upon his tribuneship. After his reign, he fought with marvellous success against the Parthians, under Alexander the son of Mama. When he was slain in an uprising of the soldiers at Mogontiacum, Maximinus himself was made Emperor by a vote of the army, without a decree of the senate. But he marred all his good deeds by persecuting the Christians in accordance with an evil vow and, being slain by Pupienus at Aquileia, left the kingdom to Philip. These matters we have borrowed from the history of Symmachus for this our little book, in order to show that the race of which we speak attained to the very highest station in the Roman Empire. But our subject requires us to return in due order to the point whence we digressed.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Falk Wackerow
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Iord. Get. XIV, 82-XV, 88

Leitfragen:

1) Wer sind die Goten?

2) Wie kamen sie mit dem Römischen Reich in Konflikt?

3) Wie verlief die weitere Geschichte der Goten?

Kommentar:

Der Autor der Gotengeschichte, Iordanes, schrieb diese wahrscheinlich um die Mitte des sechsten Jhdts. n. Chr. hauptsächlich basierend auf der älteren und ausführlicheren Gotenbeschreibung des Oströmers Cassiodor. Nach der Darstellung des Iordanes hatten die Goten ursprünglich in Skandinavien gelebt, bis sie sich irgendwann unter ihrem Anführer Berig nach Gothiscandza (der heutigen polnischen Ostsseeküste) aufgemacht hätten. Jedoch sind weder die Person Berigs noch die Herkunft aus Skandinavien anderweitig belegt, sodass die heutige Forschung von der These der Herkunft aus Skandinavien, die von der älteren Forschung noch vertreten worden war, Abstand genommen hat. Man vermutet nun stattdessen eine Ethnogenese im Bereich der südlichen Ostseeküste. Es gilt als gesichert, dass es sich bei den Goten um einen östlichen Zweig der Germanen handelte, wofür vor allem sprachgeschichtlich argumentiert wird, und nicht um einen Ableger der Skythen bzw. Geten, wie Iordanes schreibt. Relativ unstrittig ist ebenso die erstmals von Iordanes erwähnte Südwanderung zur Schwarzmeerküste. Lediglich über den Zeitpunkt – entweder im dritten Jhdt. n. Chr. oder schon deutlich früher – gibt es geteilte Ansichten. Die erste gesicherte Begegnung mit den Römern fand 238 n. Chr. statt, als sie sich anschickten, die Donau zu überschreiten. Danach finden sich häufigere Verweise auf Kämpfe zwischen Römern und Goten, aber auch für das Dienen in römischen Auxiliareinheiten.Dennoch überwogen zunächst die Konflikte zwischen den neuen Nachbarn. Im Jahre 251 fiel gar der römische Kaiser Decius in den Kämpfen. Nach wechselhaften Auseinandersetzungen beruhigte sich die Lage erst wieder gegen Ende des Jahrhunderts unter Aurelian und Diokletian. Irgendwann in diesem Zeitraum muss die Teilung des Volkes in Ostro- und Visigoten stattgefunden haben (die häufig in Deutschland und den Niederlanden genutzten Bezeichnungen Ost- und Westgoten beruhen auf diesen Namen, sind aber inkorrekt). Durch den stetigen Kontakt mit den Römern übernahmen beide Teilstämme das Christentum arianischer Prägung. Unter anderem durch zunehmenden hunnischen Druck im Rahmen der Völkerwanderung gezwungen, die Siedlungsgebiete an der Donau zu verlassen, machten die Visigoten sich auf den Weg nach Westen, während die Ostrogoten sich zunächst zu behaupten versuchten, jedoch von den Hunnen unterworfen wurden. Erst nach dem Tode König Attilas gelang es ihnen, die Unabhängigkeit zurückzuerlangen und schließlich ein eigenes Herrschaftsgebiet in Italien zu erobern, wodurch sie wesentlich zum Untergang des Weströmischen Reiches beitrugen. Kein Jahrhundert später wurden sie allerdings erst von den Oströmern und anschließend von den Langobarden besiegt. Die weitere Geschichte der Visigoten verlief gänzlich anders: Nach gewonnenen Schlachten gegen die Weströmer und der berühmten Plünderung Roms unter Alarich I. gründeten sie im von der „Völkerwanderung“ bis dahin weitgehend verschont gebliebenen Hispanien das später nach der Hauptstadt benannte Toledanische Reich, das bis ins Frühmittelalter überdauerte.

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Die Constitutio Antoniniana

 

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Falk Wackerow
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Die Constitutio Antoniniana

Leitfragen:

1) Welche Situation bezüglich des Bürgerrechts herrschte zuvor im Reich?
2) Welchen Inhalts ist das Schriftstück?
3) Was bezweckte Caracalla mit dem Edikt?

Kommentar:

Der 1902 in Ägypten erworbene Papyrus Gissensis 40, der heute der Universitätsbibliothek Gießen gehört, enthält ein zentrales Edikt des dritten Jahrhunderts n. Chr. und gehört zum deutschen Weltdokumentenerbe der UNESCO. Auf der linken, stark zerstörten Hälfte des Papyrus ist ein Teil des Gesetzestextes erkennbar, der bis zu seiner Entdeckung nur indirekt durch eine Erwähnung bei Cassius Dio ( LXXVIII, 9,5) bekannt war. Mit der Publikation 212/3 n. Chr. wurde allen freien Einwohnern des Reiches das römische Bürgerrecht verliehen. Was zuvor ein – wenn auch im Vergleich zur republikanischen Zeit deutlich ausgeweitetes – Privileg der Italiker und besonders verdienter Fremder war, wurde nun Allgemeingut. Bisher hatten die Kaiser lediglich den Bewohnern einzelner Städte und jenen Hilfstruppensoldaten, die ihre 25-jährige Dienstzeit absolviert hatten, das römische Bürgerrecht als erbliche Auszeichnung verliehen. Mit der Statuserhöhung waren vor allem Steuervorteile verbunden gewesen, denn einen Großteil der Abgaben hatten die Fremden (peregrini) zahlen müssen. Vor dem Hintergrund der turbulenten Ereignisse seiner Zeit entschloss sich Caracalla jedoch, das Steuersystem grundlegend dahingehend zu verändern, dass nun alle römischen Bürger – und somit alle Bewohner des Reiches – voll steuerpflichtig wurden. Damit erhöhte er die Einnahmen, was wiederum der Reichsverteidigung ebenso wie dem Schutz seiner eigenen Person vor Verschwörungen der Soldaten zugute kam. Die Constitutio Antoniniana ist also als eine rationale Reaktion auf die Reichskrise zu verstehen. Cassius Dio als Senator war naturgemäß anderer Auffassung, er stellte den Kaiser als Tyrannen dar, der sich zwar gut um die Belange der Soldaten kümmere, die wichtigen Senatoren jedoch unterdrücke. Möglicherweise mag hinter der Schilderung Dios auch die Verbitterung darüber gestanden haben, dass die Senatorenschicht sich nun nur noch durch Reichtum und Familientradition von den restlichen Reichsbewohnern unterschied. Die Einführung zahlreicher ehedem Fremder in die römischen Kulte und Verwaltung mag den etablierten honestiores ein Dorn im Auge gewesen sein. Ein weiterer Grund für den Erlass könnte ebenfalls beim Militär liegen: Es standen nun mehr Männer für die Legionen bereit, denn das Bürgerrecht war Voraussetzung für den Dienst. Praktisch wurde somit die Unterscheidung zwischen Legionen und Hilfstruppen aufgehoben. Es ist jedoch nach wie vor umstritten, inwieweit von einer „Barbarisierung“ der römischen Armee schon zu dieser Zeit die Rede sein kann, die sich zu einem Problem der Spätantike entwickelt habe, wie gelegentlich in der Fachliteratur argumentiert wird.

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Das Vierkaiserjahr – Einnahme Cremonas

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Tacitus
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Tac. Hist. III, 27-33 – Original:

27. Huc inclinavit Antonius cingique vallum corona iussit. primo sagittis saxisque eminus certabant, maiore Flavianorum pernicie, in quos tela desuper librabantur; mox vallum portasque legionibus attribuit, ut discretus labor fortis ignavosque distingueret atque ipsa contentione decoris accenderentur. proxima Bedriacensi viae tertiani septimanique sumpsere, dexteriora valli octava ac septima Claudiana; tertiadecimanos ad Brixianam portam impetus tulit. paulum inde morae, dum ex proximis agris ligones dolabras et alii falcis scalasque convectant: tum elatis super capita scutis densa testudine succedunt. Romanae utrimque artes: pondera saxorum Vitelliani provolvunt, disiectam fluitantemque testudinem lanceis contisque scrutantur, donec soluta compage scutorum exanguis aut laceros prosternerent multa cum strage. incesserat cunctatio, ni duces fesso militi et velut inritas exhortationes abnuenti Cremonam monstrassent.
[…] 29. Acerrimum tertiae septimaeque legionum certamen; et dux Antonius cum delectis auxiliaribus eodem incubuerat. obstinatos inter se cum sustinere Vitelliani nequirent et superiacta tela testudine laberentur, ipsam postremo ballistam in subeuntis propulere, quae ut ad praesens disiecit obruitque quos inciderat, ita pinnas ac summa valli ruina sua traxit; simul iuncta turris ictibus saxorum cessit, qua septimani dum nituntur cuneis, tertianus securibus gladiisque portam perfregit. primum inrupisse C. Volusium tertiae legionis militem inter omnis auctores constat. is in vallum egressus, deturbatis qui restiterant, conspicuus manu ac voce capta castra conclamavit; ceteri trepidis iam Vitellianis seque e vallo praecipitantibus perrupere. completur caede quantum inter castra murosque vacui fuit.
30. Ac rursus nova laborum facies: ardua urbis moenia, saxeae turres, ferrati portarum obices, vibrans tela miles, frequens obstrictusque Vitellianis partibus Cremonensis populus, magna pars Italiae stato in eosdem dies mercatu congregata, quod defensoribus auxilium ob multitudinem, obpugnantibus incitamentum ob praedam erat. rapi ignis Antonius inferrique amoenissimis extra urbem aedificiis iubet, si damno rerum suarum Cremonenses ad mutandam fidem traherentur. propinqua muris tecta et altitudinem moenium egressa fortissimo quoque militum complet; illi trabibus tegulisque et facibus propugnatores deturbant.
[…] 32.
Plebs interim Cremonensium inter armatos conflictabatur; nec procul caede aberant, cum precibus ducum mitigatus est miles. et vocatos ad contionem Antonius adloquitur, magnifice victores, victos clementer, de Cremona in neutrum. exercitus praeter insitam praedandi cupidinem vetere odio ad excidium Cremonensium incubuit. iuvisse partis Vitellianas Othonis quoque bello credebantur; mox tertiadecimanos ad extruendum amphitheatrum relictos, ut sunt procacia urbanae plebis ingenia, petulantibus iurgiis inluserant. auxit invidiam editum illic a Caecina gladiatorum spectaculum eademque rursus belli sedes et praebiti in acie Vitellianis cibi, caesae quaedam feminae studio partium ad proelium progressae; tempus quoque mercatus ditem alioqui coloniam maiore opum specie complebat. ceteri duces in obscuro: Antonium fortuna famaque omnium oculis exposuerat. is balineas abluendo cruori propere petit. excepta vox est, cum teporem incusaret, statim futurum ut incalescerent: vernile dictum omnem invidiam in eum vertit, tamquam signum incendendae Cremonae dedisset, quae iam flagrabat. Quadraginta armatorum milia inrupere, calonum lixarumque amplior numerus et in libidinem ac saevitiam corruptior. non dignitas, non aetas protegebat quo minus stupra caedibus, caedes stupris miscerentur. grandaevos senes, exacta aetate feminas, vilis ad praedam, in ludibrium trahebant: ubi adulta virgo aut quis forma conspicuus incidisset, vi manibusque rapientium divulsus ipsos postremo direptores in mutuam perniciem agebat. dum pecuniam vel gravia auro templorum dona sibi quisque trahunt, maiore aliorum vi truncabantur. quidam obvia aspernati verberibus tormentisque dominorum abdita scrutari, defossa eruere: faces in manibus, quas, ubi praedam egesserant, in vacuas domos et inania templa per lasciviam iaculabantur; utque exercitu vario linguis moribus, cui cives socii externi interessent, diversae cupidines et aliud cuique fas nec quicquam inlicitum. per quadriduum Cremona suffecit. cum omnia sacra profanaque in igne considerent, solum Mefitis templum stetit ante moenia, loco seu numine defensum.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Übersetzung: Alfred John Church, William Jackson Brodribb
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Übersetzung:

Antonius himself was this way inclined, and he ordered the entrenched camp to be invested. At first they fought from a distance with arrows and stones, the Flavianists suffering most, as the enemy’s missiles were aimed at them from a superior height. Antonius then assigned to each legion the attack on some portion of the entrenchments, and on one particular gate, seeking by this division of labour to distinguish the cowardly from the brave, and to stimulate his men by an honourable rivalry. The 3rd and 7th legions took up a position close to the road from Bedriacum; more to the right of the entrenchments were stationed the 8th and the 7th (Claudius‘). The 13th were carried by the impetuosity of their attack as far as the gate looking towards Brixia. There ensued a little delay, while from the neighbouring fields some were collecting spades and pick-axes, others hooks and ladders. Then raising their shields over their heads, they advanced to the rampart in a dense „testudo.“ Both used the arts of Roman warfare; the Vitellianists rolled down ponderous stones, and drove spears and long poles into the broken and tottering „testudo,“ till the dense array of shields was loosened, and the ground was strewn with a vast number of lifeless and mangled bodies.
[…] The fiercest struggle was maintained by the 3rd and 7th legions, and Antonius in person with some chosen auxiliaries concentrated his efforts on the same point. The Vitellianists, unable to resist the combined and resolute attack, and finding that their missiles glided off the „testudo,“ at last threw the engine itself on the assailants; for a moment it broke and overwhelmed those on whom it fell, but it drew after it in its fall the battlements and upper part of the rampart. At the same time an adjoining tower yielded to the volleys of stones, and, while the 7th legion in wedge-like array was endeavouring to force an entrance, the 3rd broke down the gate with axes and swords. All authors are agreed that Caius Volusius, a soldier of the 3rd legion, entered first. Beating down all who opposed him, he mounted the rampart, waved his hand, and shouted aloud that the camp was taken. The rest of the legion burst in, while the troops of Vitellius were seized with panic, and threw themselves from the rampart. The entire space between the camp and the walls of Cremona was filled with slain.
Difficulties of another kind presented themselves in the lofty walls of the town, its stone towers, its iron-barred gates, in the garrison who stood brandishing their weapons, in its numerous population devoted to the interests of Vitellius, and in the vast conflux from all parts of Italy which had assembled at the fair regularly held at that time. The besieged found a source of strength in these large numbers; the assailants an incentive in the prospect of booty. Antonius gave orders that fire should instantly be set to the finest buildings without the city, to see whether the inhabitants of Cremona might not be induced by the loss of their property to transfer their allegiance. Some houses near the walls, which overtopped the fortifications, he filled with the bravest of his soldiers, who, by hurling beams, tiles, and flaming missiles, dislodged the defenders from the ramparts.
[…] Meanwhile the population of Cremona was roughly handled by the soldiers, who were just beginning a massacre, when their fury was mitigated by the entreaties of the generals. Antonius summoned them to an assembly, extolled the conquerors, spoke kindly to the conquered, but said nothing either way of Cremona. Over and above the innate love of plunder, there was an old feud which made the army bent on the destruction of the inhabitants. It was generally believed that in the war with Otho, as well as in the pres- ent, they had supported the cause of Vitellius. Afterwards, when the 13th legion had been left to build an amphitheatre, with the characteristic insolence of a city population, they had wantonly provoked and insulted them. The ill-feeling had been aggravated by the gladiatorial show exhibited there by Cæcina, by the circumstance that their city was now for the second time the seat of war, and by the fact that they had supplied the Vitellianists with provisions in the field, and that some of their women, taken by party-zeal into the battle, had there been slain. The occurrence of the fair filled the colony, rich as it always was, with an appearance of still greater wealth. The other generals were unnoticed; Antonius from his success and high reputation was observed of all. He had hastened to the baths to wash off the blood; and when he found fault with the temperature of the water, an answer was heard, „that it would soon be warm enough.“ Thus the words of a slave brought on him the whole odium of having given the signal for firing the town, which was indeed already in flames.
Forty thousand armed men burst into Cremona, and with them a body of sutlers and camp-followers, yet more numerous and yet more abandoned to lust and cruelty. Neither age nor rank were any protection from indiscriminate slaughter and violation. Aged men and women past their prime, worthless as booty, were dragged about in wanton insult. Did a grown up maiden or youth of marked beauty fall in their way, they were torn in pieces by the violent hands of ravishers; and in the end the destroyers themselves were provoked into mutual slaughter. Men, as they carried off for themselves coin or temple-offerings of massive gold, were cut down by others of superior strength. Some, scorning what met the eye, searched for hidden wealth, and dug up buried treasures, applying the scourge and the torture to the owners. In their hands were flaming torches, which, as soon as they had carried out the spoil, they wantonly hurled into the gutted houses and plundered temples. In an army which included such varieties of language and character, an army comprising Roman citizens, allies, and foreigners, there was every kind of lust, each man had a law of his own, and nothing was forbidden. For four days Cremona satisfied the plunderers. When all things else, sacred and profane, were settling down into the flames, the temple of Mephitis outside the walls alone remained standing, saved by its situation or by divine interposition.

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Autor_in: Falk Wackerow
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Tac. Hist. III, 27-33

Leitfragen:

1) Welche Ereignisse führten zur Einnahme Cremonas?

2) Welche Gründe hatten gab es für das Massaker?

3) Wie verlief der Rest des Bürgerkrieges?

Kommentar:

Nach dem Freitod Neros und der Übernahme der kaiserlichen Amtsgeschäfte durch den ehemaligen Statthalter der Provinz Hispania Tarraconensis, Galba, im Jahre 68 n. Chr. hatten sich die Rheinlegionen erhoben und ihrerseits ihren Befehlshaber Vitellius zum Kaiser ausgerufen. Mit Otho, einem unzufriedenen Gefolgsmann Galbas, hatte sich daraufhin ein dritter Konkurrent um die Macht im Reich aufgeschwungen. Mit der Anerkennung des Senates und Volkes hatte er seinen Vorgänger den Massen übergeben, die ihn töteten. Jedoch hatte er die erste Schlacht bei Bedriacum gegen die überlegenen Truppen des Vitellius verloren und tötete sich anschließend selbst. Unterdessen war jedoch der Feldherr Vespasian von seinen Truppen in Alexandria zum Kaiser ausgerufen worden und marschierte wenig später Richtung Italien. In einer vorausgehenden Schlacht bezwungen, suchten die Vitellianer Zuflucht in Cremona. In der Stadt drängten sich zudem viele Flüchtlinge aus der Region. Mit leichter Verzögerung gingen die von Vespasians Heerführer Marcus Antonius Primus kommandierten Truppen zum Sturmangriff über. Nach einigen Verlusten gelang es ihnen, die Befestigungen zu überwinden und in die Stadt zu gelangen. Daraufhin ließ Antonius Feuer an einige Gebäude legen. Die sich nun abspielenden Szenen des Grauens beruhten laut Tacitus zum einen auf der vorangegangenen Unterstützung der Vitellianer durch die Bewohner und ihre offen geäußerte Verachtung gegenüber den Angreifern, zum anderen auf dem Reichtum der Stadt. Dazu kam, dass der Befehlshaber Antonius nicht nur keine Anstalten machte, seine Soldaten zurückzuhalten, sondern im Gegenteil Befehl gab, auch den Rest der Stadt anzuzünden. Angeblich fielen die plündernden Legionäre und Trossangehörigen sogar übereinander her, während sie sich über die Beute stritten. Vier Tage lang dauerte die Mordbrennerei, bis schließlich nur noch der außerhalb der Stadtmauer befindliche Tempel der italischen Göttin Mephitis stand. Mit der Zerschlagung des Feldheers des Vitellius und der grausamen Machtdemonstration in Cremona hatte der noch im Osten weilende Vespasian nun leichtes Spiel. Der letzte Widerstand des Konkurrenten in Rom konnte gebrochen werden, und Vespasian sicherte sich die Alleinherrschaft. Mit dem Vierkaiserjahr wurde neben der Gefahr der illoyalen Prätorianer ein weiteres Problem der Kaiserzeit offenbar: das ständige Risiko einer Usurpation. Letztlich waren ausschließlich treue (und das heiß vor allem gut bezahlte) Legionen die Herrschaftsgarantie der principes.

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