Gehrke, H.-J., Alexander der Grosse, München 62013, 85-101 (Kapitel IV und V).
Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Jan Seehusen
Lizenz: CC-BY-NC-SA
1) Beschreiben Sie, wie Alexander sein Reich nach der Rückkehr vom Indienfeldzug konsolidierte (Textseiten 85-86).
2) Beschreiben Sie die den Ablauf der Massenhochzeit von Susa und erläutern Sie den von Gehrke angesprochenen Symbolcharakter, den die Hochzeit besaß (Textseiten 87-88).
3) Erklären Sie, warum das Dekret Alexanders, die Verbannten in die griechischen Städte zurückkehren zu lassen, für Verwirrung in den griechischen Poleis des Mutterlandes sorgte, und skizzieren Sie die Beziehungen Griechenlands zu Alexander am Ende seines Lebens (Textseiten 89-92).
4) Charakterisieren Sie das Königtum Alexanders (Textseiten 92-94) und gehen Sie besonders auf den persönlichen Zuschnitt der Herrschaft auf Alexander ein. Ziehen Sie ggf. den Podcast „Alexander“ (Hellenismus) heran.
5) Erklären Sie Gehrkes Deutung von Alexanders Persönlichkeit (Textseiten 98-100). Nehmen Sie danach unter Heranziehung eigener Beispiele Stellung zur folgenden These des Autors: „Gerade Alexander ist ein gutes, vielleicht das beste Beispiel dafür, daß in der Tat ganz erhebliche Veränderungen von welthistorischer Bedeutung durch das Handeln eines Individuums möglich sind“ (Textseite 99).
Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Jan Seehusen
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Forschungstradition des Autors
Prof. Dr. em. Hans-Joachim Gehrke ist für die Erforschung der griechischen Antike einer der führenden Althistoriker im deutschsprachigen Raum. Nach Promotion und Habilitation bei Alfred Heuß in Göttingen wurde Gehrke zunächst auf eine Professur an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, dann an die FU Berlin berufen. Von 1987 bis 2008 hatte er den Lehrstuhl für Alte Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg inne. Zu seinen wichtigsten Monographien zählen neben dem Auszug aus dem vorliegenden Band die ‚Geschichte des Hellenismus‘ und ‚Geschichte der Antike – Ein Studienbuch‘.
Erläuterung missverständlicher, schwieriger und wichtiger Stellen für das Textverständnis
Der vorliegende Textauszug setzt am Ende von Alexanders Leben ein: Nach dem Ende des Indienfeldzuges im Jahre 324 galt es zunächst, das riesige Reich, das sich von Griechenland über Ägypten und Syrien bis nach Indien spannte, zu befrieden. Gehrke schildert zu Anfang die Aufstände der Söldnertruppen und Satrapen, die Alexander rasch und energisch niedergeschlagen habe (Textseite 85-86).
Charakteristisch für das Verständnis von Alexander ist die ebenfalls auch von Gehrke betonte Verbindung makedonischer und iranischer Herrschaftsrepräsentation, die sich nach Meinung des Autors besonders in der Massenhochzeit von Susa zeige (Textseite 87). Alexander sei mit etwa neunzig seiner engsten Gefolgsleute und 10.000 Soldaten Ehen mit Frauen aus der persisch-iranischen Spitze eingegangen; die Partnerschaften, die Makedonen bereits mit einheimischen Frauen führten, seien ebenfalls legalisiert worden (Textseiten 87-88). Der Herrscher selbst habe Stateira, die älteste Tochter des Dareios III., und Parysatis, die Tochter des Vorgängers Artaxerxes III., geheiratet. Nach einer genauen sozialen Rangabstufung hätten nun die Gefolgsleute des Herrschers auch Ehefrauen erhalten, so vermählte sich Hephaistion als engster der Hetairoi (Gefährten) mit einer anderen Tochter des Dareios. Entgegen früherer Meinungen deutet Gehrke die Massenhochzeit jedoch nicht als „generelle Verschmelzungspolitik“ (Textseite 88), sondern als „Rekrutierungsreservoir“ (Textseite 88), da die Nachkommen, die aus den Ehen hervorgegangen seien, als „Funktionseliten für Regierung und Militär“ (Textseite 88) dienen sollten.
Die Verbindung makedonischer und iranischer Herrschaftselemente führte sogar zu einer Aufstockung des Heeres mit iranischen Einheiten, die der makedonische Teil des Heeres mit Unbehagen betrachtete (Textseite 88). Dass Alexander seinen Beschluss, weitere Makedonen zu entlassen und als Veteranen anzusiedeln, gegen den entschiedenen Protest des Heeres durchsetzte, verdeutliche nach Gehrke den Zuschnitt der Herrschaft auf die absolute Figur des Königs Alexander (Textseite 89). Im Folgenden erläutert Gehrke dies im Hinblick auf das Königtum Alexanders in einer Art Herrschaftspyramide (Textseiten 92-93): Im Allgemeinen habe Alexander unterschiedliche lokale Traditionen der sehr heterogenen Bevölkerungsgruppen toleriert. Den Zusammenhalt im Reich hätte die makedonisch-iranische Elite garantieren sollen, die eng miteinander und vor allem auch durch freundschaftliche Bande mit dem König verbunden war. Unerreichbar habe an der Spitze jedoch Alexander als König gestanden, der in einer „‘Egokratie‘“ (Textseite 93) unbeschränkt über personelle und materielle Ressourcen verfügen konnte.
Kennzeichnend für Gehrkes Alexanderbild ist die Betonung des pothos, „des inneren Antrieb[s]“ (Textseite 100) des Herrschers, der die Eroberung des riesigen Reiches erst möglich gemacht habe. Alexander sei stets auf das Handeln der Heroen und Götter fixiert gewesen, habe sich selbst zu diesen zugehörig gefühlt und sein Handeln immer wieder auf diese bezogen (vgl. die Textseiten 98-100). Dieser Drang, Großes zu vollbringen und zu schaffen, sei eng mit einer Sachlogik gepaart gewesen, die zu professionellen militärischen Strategien und performativen Inszenierungen wie die Massenhochzeit in Susa geführt habe (vgl. Textseite 99): In dieser Kombination seien erst die Eroberung des Reiches und die vielfältigen Akkulturationsprozesse, die vor allem Alexanders Städtegründungen hervorriefen, möglich gewesen.