Mark Aurels Selbstbetrachtungen

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Mark Aurel
Lizenz: CC-BY-NC-SA

M. Aur. I, 3-12 – Original:

3. Παρὰ τῆς μητρὸς τὸ θεοσεβὲς καὶ μεταδοτικὸν καὶ ἀφεκτικὸν οὐ μόνον τοῦ κακοποιεῖν, ἀλλὰ καὶ τοῦ ἐπὶ ἐννοίας γίνεσθαι τοιαύτης˙ ἔτι δὲ τὸ λιτὸν κατὰ τὴν δίαιταν καὶ πόῤῥω τῆς πλουσιακῆς διαγωγῆς.
[…] 5. Παρὰ τοῦ τροφέως τὸ μήτε Πρασιανὸς ἢ Βενετιανὸς μήτε Παλμουλάριος ἢ Σκουτάριος γενέσθαι˙ καὶ τὸ φερέπονον καὶ ὀλιγοδεές˙ καὶ τὸ αὐτουργικὸν καὶ ἀπολύπραγμον˙ καὶ τὸ δυσπρόςδεκτον διαβολῆς.
6. Παρὰ Διογνήτου τὸ ἀκενόσπουδον˙ καὶ τὸ ἀπιστητικὸν τοῖς ὑπὸ τῶν τερατευομένων καὶ γοήτων περὶ ἐπῳδῶν καὶ [περὶ] δαιμόνων ἀποπομπῆς καὶ τῶν τοιούτων λεγομένοις˙ καὶ τὸ μὴ ὀρτυγοκοπεῖν μηδὲ περὶ τὰ τοιαῦτα ἐπτοῆσθαι˙ καὶ τὸ ἀνέχεσθαι παῤῥησίας˙ καὶ τὸ οἰκειωθῆναι φιλοσοφίᾳ καὶ τὸ ἀκοῦσαι πρῶτον μὲν Βακχείου, εἶτα Τανδάσιδος καὶ Μαρκιανοῦ˙ καὶ τὸ γράψαι διαλόγους ἐν παιδί˙ καὶ τὸ σκίμποδος καὶ δορᾶς ἐπιθυμῆσαι καὶ ὅσα τοιαῦτα τῆς Ἑλληνικῆς ἀγωγῆς ἐχόμενα.
7. Παρὰ Ῥουστίκου τὸ λαβεῖν φαντασίαν τοῦ χρῄζειν διορθώσεως καὶ θεραπείας τοῦ ἤθους˙ καὶ τὸ μὴ ἐκτραπῆναι εἰς ζῆλον σοφιστικόν, μηδὲ τὸ συγγράφειν περὶ τῶν θεωρημάτων, ἢ προτρεπτικὰ λογάρια διαλέγεσθαι, ἢ φαντασιοπλήκτως τὸν ἀσκητικὸν ἢ τὸν εὐεργετικὸν ἄνδρα ἐπιδείκνυσθαι˙ καὶ τὸ ἀποστῆναι ῥητορικῆς καὶ ποιητικῆς καὶ ἀστειολογίας˙ καὶ τὸ μὴ ἐν στολίῳ κατ οἶκον περιπατεῖν μηδὲ τὰ τοιαῦτα ποιεῖν˙ καὶ τὸ τὰ ἐπιστόλια ἀφελῶς γράφειν, οἷον τὸ ὑπ αὐτοῦ τούτου ἀπὸ Σινοέσσης τῇ μητρί μου γραφέν˙ καὶ τὸ πρὸς τοὺς χαλεπήναντας καὶ πλημμελήσαντας εὐανακλήτως καὶ εὐδιαλλάκτως, ἐπειδὰν τάχιστα αὐτοὶ ἐπανελθεῖν ἐθελήσωσι, διακεῖσθαι˙ καὶ τὸ ἀκριβῶς ἀναγινώσκειν καὶ μὴ ἀρκεῖσθαι περινοοῦντα ὁλοσχερῶς μηδὲ τοῖς περιλαλοῦσι ταχέως συγκατατίθεσθαι˙ καὶ τὸ ἐντυχεῖν τοῖς Ἐπικτητείοις ὑπομνήμασιν, ὧν οἴκοθεν μετέδωκεν.
[…] 11. Παρὰ Φρόντωνος τὸ ἐπιστῆσαι οἵα ἡ τυραννικὴ βασκανία καὶ ποικιλία καὶ ὑπόκρισις, καὶ ὅτι ὡς ἐπίπαν οἱ καλούμενοι οǷτοι παῤ ἡμῖν εὐπατρίδαι ἀστοργότεροί πως εἰσί.
12. Παρὰ Ἀλεξάνδρου τοῦ Πλατωνικοῦ τὸ μὴ πολλάκις μηδὲ χωρὶς ἀνάγκης λέγειν πρός τινα ἢ ἐν ἐπιστολῇ γράφειν ὅτι ἄσχολός εἰμι, μηδὲ διὰ τοιούτου τρόπου συνεχῶς παραιτεῖσθαι τὰ κατὰ τὰς πρὸς τοὺς συμβιοῦντας σχέσεις καθήκοντα, προβαλλόμενον τὰ περιεστῶτα πράγματα.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Übersetzung: F. C. Schneider
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Übersetzung:

3. Der Mutter Werk ist es, wenn ich gottesfürchtig und mittheilsam bin; wenn ich nicht nur schlechte Handlungen, sondern auch schlechte Gedanken fliehe; auch dass ich einfach lebe und überhaupt nicht wie reiche Leute.
[…] 5. Mein Erzieher gab nicht zu, dass ich mich an den Wettfahrten betheiligte, weder in Grün noch in Blau, auch nicht, dass ich Ring- und Fechterkünste trieb. Er lehrte mich Mühen ertragen, Wenig bedürfen, selbstthätig sein, mich wenig kümmern um anderer Leute Angelegenheiten und einen Widerwillen haben gegen alles Aufschieben.
6. Diognet bewahrte mich vor allen unnützen Beschäftigungen; vor dem Glauben an das, was Wunderthäter und Gaukler von Zauberformeln, vom Geisterbannen u.s.w. lehrten; davor, dass ich Wachteln hielt, und vor andern solchen Passionen. Er lehrte mich ein freies Wort vertragen; gewöhnte mich an philosophische Studien, schickte mich zuerst zu Bacchius, dann zu Tandasis und Marcian, liess mich schon als Knabe Dialoge verfassen und machte mir Lust zu den Ruhebetten und Pelzdecken, wie sie bei den Lehrern der griechischen Schule Mode sind.
7. Dem Rusticus verdanke ich, dass es mir einfiel, in sittlicher Hinsicht für mich zu sorgen und an meiner Veredlung zu arbeiten; dass ich frei blieb von dem Ehrgeiz der Sophisten; dass ich nicht Abhandlungen schrieb über abstrakte Dinge, noch Reden hielt zum Zweck der Erbauung, noch prunkend mich als einen streng und wohlgesinnten jungen Mann darstellte, und dass ich von rhetorischen, poetischen und stilistischen Studien abstand; dass ich zu Hause nicht im Staatskleid einherging oder sonst so Etwas that, und dass die Briefe, die ich schrieb, einfach waren, so einfach und schmucklos wie der seinige an meine Mutter von Sinuessa aus. Ihm habe ich’s auch zu danken, wenn ich mit denen, die mich gekränkt oder sonst sich gegen mich vergangen haben, leicht zu versöhnen bin, sobald sie nur selbst schnell bereit sind, wiederzukommen. Auch lehrte er mich, was ich las, genau lesen und mich nicht mit einer oberflächlichen Kenntniss begnügen, auch nicht gleich beistimmendem, was oberflächliche Beurtheiler sagen. Endlich war er’s auch, der mich mit den Schriften Epiktets bekannt machte, die er mir aus freien Stücken mittheilte.
[…] 11. Durch Phronto gewann ich die Ueberzeugung, dass der Despotismus Missgunst, Unredlichkeit und Heuchelei in hohem Maasse zu erzeugen pflege, und dass der sogenannte Adel im Allgemeinen ziemlich unedel sei.
12. Alexander der Platoniker brachte mir bei, wie ich nur selten und nie ohne Noth zu Jemand mündlich oder schriftlich äussern dürfe: ich hätte keine Zeit; und dass ich nicht so, unter dem Vorwande dringender Geschäfte, mich beständig weigern sollte, die Pflichten zu erfüllen, die uns die Beziehungen zu denen, mit denen wir leben, auferlegen.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Falk Wackerow
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M. Aur. I, 3-12

Leitfragen:

1) Was zeichnete das Kaisertum Mark Aurels aus?

2) Wie ist seine Selbstreflexion zu verstehen?

3) Wie verlief seine Herrschaft?

Kommentar:

Marcus Aurelius gilt gemeinhin als der „Philosophenkaiser“ und letzter Stoiker. Seine Identifikation mit der Lehre der Stoa, die sich im Unterschied zum Epikureismus vor allem durch Selbstdisziplin und Bodenständigkeit auszeichnete, wollte er auch auf seine Herrschaft (161-180 n. Chr.) als Staatsoberhaupt projizieren. Wie er selbst in seiner Selbstbetrachtung schreibt, wurde er seit frühester Kindheit sowohl von seinem Urgroßvater und seiner Mutter, als auch von zahlreichen Lehrern unterrichtet. Diese hätten ihn dahingehend geprägt, nach der Lehre der Stoa zu leben. Dies bedeutete, ein gutes Leben zu führen, indem man die Götter ehrte und bescheiden blieb, selbst in so gehobener Position. Die Abgrenzung vom dekadenten Leben der Reichen ebenso wie von Massenspektakeln wie Wagenrennen gehörten ebenso zur Lehre wie persönlicher Verzicht und Fleiß. Gewissermaßen ist das Werk als eine Art Tugendkatalog anzusehen, der jedoch kaum auf Mark Aurels eigenen Gedanken, sondern vielmehr denen seiner Lehrer und anderer, älterer Stoiker beruht. Aberglauben und Leichtgläubigkeit sollten vermieden, stattdessen der Geist mit schriftlicher und mündlicher Rhetorik geschult werden. Diese Reden sollten jedoch stets praktischen Zwecken dienen und nicht der Unterhaltung oder dem Eigenlob. Politische Herrschaft solle sich durch Milde auszeichnen und keine despotischen Züge annehmen. Man solle sich Zeit nehmen für die Menschen und deren Anliegen. Es sind dies auch keine Beschwerden über Mark Aurel bekannt, er gilt als einer der „guten“ Kaiser. Außenpolitisch fiel seine Regierungszeit mit einer Reichskrise zusammen, denn sowohl gegen die Parther im Osten als auch verschiedene germanische Stämme im Norden des Reiches, vor allem gegen die Markomannen, wurden Verteidigungskriege geführt. Die Erinnerung an letztere Feldzüge hat sich auf der noch heute in Rom stehenden Mark-Aurel-Säule erhalten. Eine weitere Schwierigkeit, mit der Mark Aurel während seiner Herrschaft konfrontiert wurde, war die sogenannte Antoninische Pest, wahrscheinlich eine Form der Pocken. Die siegreichen Legionäre hatten sie aus Mesopotamien mitgebracht, woraufhin sie sich rasend schnell im gesamten Reich verbreitete. Auch der Mitkaiser Mark Aurels, sein Adoptivbruder Lucius Verus, fiel möglicherweise dieser Seuche zum Opfer. Mit der Ernennung seines leiblichen Sohnes Commodus zum Thronfolger endete die Ära der Adoptivkaiser auf einem Höhepunkt des Römischen Reiches.

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Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Die Adoptivkaiser“. Um einen breiteren Einblick in die Kaiserzeit zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Römische Geschichte II – Kaiserzeit“.
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