Piraterie und Söldnerwesen im Hellenismus

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Polybios
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Pol. 2.4.7-5.4 – Original:

[7] τὴν δὲ βασιλείαν ἡ γυνὴ Τεύτα διαδεξαμένη τὸν κατὰ μέρος χειρισμὸν τῶν πραγμάτων ἐποιεῖτο διὰ τῆς τῶν φίλων πίστεως. [8] χρωμένη δὲ λογισμοῖς γυναικείοις καὶ πρὸς αὐτὸ τὸ γεγονὸς εὐτύχημα μόνον ἀποβλέπουσα, τῶν δ᾽ ἐκτὸς οὐδὲν περισκεπτομένη πρῶτον μὲν συνεχώρησε τοῖς κατ᾽ ἰδίαν πλέουσι λῄζεσθαι τοὺς ἐντυγχάνοντας, [9] δεύτερον δ᾽ ἁθροίσασα στόλον καὶ δύναμιν οὐκ ἐλάττω τῆς πρότερον ἐξέπεμψε, πᾶσαν παραλίαν ἀποδείξασα πολεμίαν τοῖς ἡγουμένοις. [1] οἱ δ᾽ ἐξαποσταλέντες τὴν μὲν πρώτην ἐπιβολὴν ἔσχον ἐπὶ τὴν Ἠλείαν καὶ τὴν Μεσσηνίαν: ταύτας γὰρ ἀεὶ τὰς χώρας Ἰλλυριοὶ πορθοῦντες διετέλουν. [2] διὰ γὰρ τὸ μῆκος τῆς παραλίας καὶ διὰ τὸ μεσογαίους εἶναι τὰς δυναστευούσας ἐν αὐταῖς πόλεις μακραὶ καὶ βραδεῖαι λίαν ἐγίνοντο τοῖς προειρημένοις αἱ παραβοήθειαι πρὸς τὰς ἀποβάσεις τῶν Ἰλλυριῶν: ὅθεν ἀδεῶς ἐπέτρεχον καὶ κατέσυρον ἀεὶ ταύτας τὰς χώρας. [3] οὐ μὴν ἀλλὰ τότε γενόμενοι τῆς Ἠπείρου κατὰ Φοινίκην προσέσχον ἐπισιτισμοῦ χάριν. [4] συμμίξαντες δὲ τῶν Γαλατῶν τισιν, οἳ μισθοφοροῦντες παρὰ τοῖς Ἠπειρώταις διέτριβον ἐν τῇ Φοινίκῃ, τὸ πλῆθος ὄντες εἰς ὀκτακοσίους, καὶ κοινολογηθέντες τούτοις περὶ προδοσίας τῆς πόλεως ἐξέβησαν, συγκαταθεμένων σφίσι τῶν προειρημένων, καὶ τῆς πόλεως ἐξ ἐφόδου καὶ τῶν ἐν αὐτῇ κύριοι κατέστησαν, συνεργησάντων ἔσωθεν αὐτοῖς τῶν Γαλατῶν.

Pol. 18.4.8-5.3 – Original:

[8] „πολλάκις γὰρ κἀμοῦ καὶ τῶν ἄλλων Ἑλλήνων διαπρεσβευομένων πρὸς ὑμᾶς, ἵνα τὸν νόμον ἄρητε τὸν διδόντα τὴν ἐξουσίαν ὑμῖν ἄγειν λάφυρον ἀπὸ λαφύρου, πρότερον ἔφατε τὴν Αἰτωλίαν ἐκ τῆς Αἰτωλίας ἀρεῖν ἢ τοῦτον τὸν νόμον.“ [1] τοῦ δὲ Τίτου θαυμάσαντος τί τοῦτ᾽ ἐστίν, ὁ βασιλεὺς ἐπειρᾶτο διασαφεῖν αὐτῷ, λέγων ὅτι τοῖς Αἰτωλοῖς ἔθος ὑπάρχει μὴ μόνον πρὸς οὓς ἂν αὐτοὶ πολεμῶσι, τούτους αὐτοὺς ἄγειν καὶ τὴν τούτων χώραν, [2] ἀλλὰ κἂν ἕτεροί τινες πολεμῶσι πρὸς ἀλλήλους, ὄντες Αἰτωλῶν φίλοι καὶ σύμμαχοι, μηδὲν ἧττον ἐξεῖναι τοῖς Αἰτωλοῖς ἄνευ κοινοῦ δόγματος καὶ παραβοηθεῖν ἀμφοτέροις τοῖς πολεμοῦσι καὶ τὴν χώραν ἄγειν τὴν ἀμφοτέρων, [3] ὥστε παρὰ μὲν τοῖς Αἰτωλοῖς μήτε φιλίας ὅρους ὑπάρχειν μήτ᾽ ἔχθρας, ἀλλὰ πᾶσι τοῖς ἀμφισβητοῦσι περί τινος ἑτοίμους ἐχθροὺς εἶναι τούτους καὶ πολεμίους.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Übersetzung: Evelyn S. Shuckburgh
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Übersetzung:

[7] His wife Teuta succeeded him on the throne; and managed the various details of administration by means of friends whom she could trust. But her woman’s head had been turned by the success just related, and she fixed her gaze upon that, and had no eyes for anything going on outside the country. Her first measure was to grant letters of marque to privateers, authorising them to plunder all whom they fell in with; and she next collected a fleet and military force as large as the former one, and despatched them with general instructions to the leaders to regard every land as belonging to an enemy. [1] Their first attack was to be upon the coast of Elis and Messenia, which had been from time immemorial the scene of the raids of the Illyrians. For owing to the length of their seaboard, and to the fact that their most powerful cities were inland, troops raised to resist them had a great way to go, and were long in coming to the spot where the Illyrian pirates landed; who accordingly overran those districts, and swept them clean without having anything to fear. However, when this fleet was off Phoenice in Epirus they landed to get supplies. There they fell in with some Gauls, who to the number of eight hundred were stationed at Phoenice, being in the pay of the Epirotes; and contracted with them to betray the town into their hands. Having made this bargain, they disembarked and took the town and everything in it at the first blow, the Gauls within the walls acting in collusion with them.

[8] „For though I sent envoy after envoy to you desiring that you would repeal the law which allows you the privilege of taking ’spoil from spoil,‘ you replied that rather than abolish this law you would remove Aetolia from Aetolia.“ [1] When Flamininus expressed some wonder at what he meant by this, the king tried to explain it to him by saying that „The Aetolian custom was this. They not only plundered those with whom they were at war, and harried their country; but, if certain other nations were at war with each other, even though both were friends and allies of the Aetolians, none the less the Aetolians might, without a formal decree of the people, take part with both combatants and plunder the territory of both. The result was that in the eyes of the Aetolians there were no defined limits of friendship or enmity, but they were ready to be the enemies and assailers of all who had a dispute on anything.“

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Niklas Rempe
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Pol. 2.4.7-5.4 / Pol. 18.4.8-5.3

Leitfragen:

1) Geben Sie Polybios‘ Beschreibung der illyrischen Piraten wieder.

2) Vergleichen Sie die beiden Quellenpassagen in Bezug auf das Verhalten der Aitoler und Illyrer.

3) Welche Rückschlüsse lassen sich aus Polybios‘ Darstellungen über die Piraterie im Hellenismus ziehen?

Kommentar:

Polybios beschreibt in dem ersten Quellenausschnitt das Verhalten der Labeaten – eines illyrischen Stammes –, nachdem eine gewisse Teuta ihrem verstorbenen Mann 231 v. Chr. auf den Thron folgte. Ihre erste Amtshandlung sei demnach gewesen, einen Kaperbrief an private Seefahrer auszustellen. Danach soll sie zum selben Zweck – dem Plündern und Ausrauben eines jeden fremden Schiffes oder Hafens – eigens eine illyrische Flotte aufgestellt haben. Ihr erstes Ziel sei die Küste der westlichen Peloponnes gewesen. Da gut befestigte Städte dort nur im Binnenland angesiedelt gewesen seien, sei es den illyrischen Piraten gelungen, die Küstenhäfen der Region ohne großen Widerstand zu plündern. In Phoinike im Süden von Epirus zeigte sich nach Polybios zudem, dass auch eine wehrfähige Stadt nicht unbedingt vor ihnen sicher war. So sollen die Piraten die dort stationierten Söldner zum Verrat überredet haben, was schlussendlich zur Plünderung der Stadt sowohl durch die Illyrer als auch durch die Söldner geführt haben soll.

Polybios‘ Darstellung der illyrischen Piraten unter ihrer Königin Teuta lassen sich gut mit seiner Beschreibung der Aitoler vergleichen. So gibt er eine Rede des makedonischen Königs Philip V. wieder, in der er dem römischen Feldherren Flamininus die Eigenarten der Aitoler erklärt. Diese hätten ein Gesetz, welches ihnen erlaube, alle Nationen und Gebiete, ob Freund oder Feind, zu plündern und zu berauben. Verträge oder sonstige Abmachungen würden für sie nicht gelten. Allein ihr Vorteil und Profit würden ihre Aktionen bestimmen. Außerdem würden die Aitoler dieses Gesetz derart hoch achten, dass sie eher ihre Heimat aufgeben als das Gesetz abschaffen würden. Die Parallelen zu der Darstellung der Illyrer sind deutlich: Beide würden nach Polybios raubend umherziehen und jegliches fremdes Eigentum zur Plünderung freigeben. Als Freibeuter sei so niemand vor ihnen sicher gewesen.

Zu betonen ist, dass sowohl die Illyrer als auch die Aitoler ein Gesetz bzw. eine königliche Erlaubnis für ihr Treiben gehabt zu haben scheinen. Sie handelten so nicht außerhalb ihrer eigenen Gesetze. Dass die Aitoler derartige Gesetze zudem hoch achteten, zeugt von der wichtigen Stellung, die solches Handeln in ihrer Gesellschaft eingenommen zu haben scheint. Wichtig ist hier natürlich zu bedenken, dass Polybios als Achaiier daran gelegen war, die verfeindeten Aitoler in einem möglichst schlechten Licht darzustellen. Nichtsdestoweniger gilt es zu hervorzuheben, dass die gesetzliche Grundlage der Illyrer und Aitoler und der Umstand, dass es sich nicht nur um einige wenige Schiffe und deren Mannschaften handelte, eine durchaus große und politische Dimension im Kontext der Piraterie bezeugen. Die Fahrten der Illyrer zeigen zudem, dass derartige Flotten durchaus fähig agieren konnten und sei es durch die Bestechung der ortsansässigen Söldnertruppen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass andere Quellen auch das Anheuern verschiedener Piratenkontingente in militärischen Auseinandersetzungen bezeugen. Im Hellenismus sollte man sie sich entsprechen eher als Söldnertruppen vorstellen, zumal die unscharfe Grenze dieser beiden „Berufsgruppen“ auch in der ersten Quellenpassage mehr als deutlich wird. Auch sei hier betont, welche durchaus große Rolle die Plünderfahrten der Piraten im Mittelmeer im Handel der Zeit einnahmen, da sie nicht zuletzt einen großen Anteil an dem florierenden Sklavenmarkt ausmachten.

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Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Das Alltagsleben und das Leben am Hof“. Um einen breiteren Einblick in die Zeit des Hellenismus zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Griechische Geschichte III – Hellenismus“.
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