Proskynese / adoratio purpurae

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Nathalie Klinck
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Proskynese / adoratio purpurae

 

 

Leitfragen:

1.) Was ist die Proskynese?
2.) Wie entwickelte sich der spätantike Hof?
3.) Inwiefern ist die Proskynese in das spätantike Hofzeremoniell eingebunden?

Kommentar:

Der spätantike Hof mitsamt seinem umfangreichen Zeremoniell entwickelte sich in einem komplexen und kontinuierlichen Vorgang aus den Strukturen des kaiserlichen Hauses (domus Caesaris) heraus. Bereits zu Beginn des Principats unter Augustus lässt sich die Entstehung einer sog. domus Augusta oder familia Caesaris beobachten. Als erster Bürger stand der Princeps im Römischen Reich auch während der frühen Kaiserzeit bereits im Zentrum des politischen-öffentlichen Lebens. Aus diesem Grund war auch sein Haus und sein Haushalt stark mit der Politik des Reiches verwoben.

Im 3. Jh. n. Chr. schließlich steigerte sich dieses Konstrukt und das „Haus des Kaisers“ wurde um das Attribut „heilig“ erweitert; sacrum palatium und sacratissima domus, was sich auch in einer Steigerung der Verehrung des Kaisers niederschlug. Die Proskynese war dabei allerdings nur ein kleiner Teil des spätantiken höfischen Lebens.

Bei dieser handelt es sich um eine Geste der Verehrung oder Anbetung, die oftmals in Verbindung mit einer äußerst demütigen Körperhaltung stand. Bei dieser wurde das Gesicht nach unten gewandt und manchmal sogar der Körper flach auf den Boden gelegt. Dies geschah in der Absicht, seinem Gegenüber ein größtmögliches Maß an Verehrung zukommen zu lassen.

Ihren Ursprung hatte die Proskynese im frühen Griechenland, wo sie ausschließlich Göttern zukam.

Im Achämenidenreich schließlich wurde diese Geste – in Verbindung mit einem Fußfall – auch vor nicht vergöttlichten Herrschern durchgeführt.

In der Spätantike war die Proskynese schließlich ab dem 3. Jh. n. Chr. Teil der sog. adoratio purpurae, der „Verehrung des kaiserlichen Purpurs“. Sie wurde unter Kaiser Diokletian eingeführt, um die Bedeutung der Kaiser zu symbolisieren. Diese Geste, die auf eine gottähnliche Überhöhung der Kaiser zielte, fungierte dabei als wichtiger Teil des äußerst komplexen Hofzeremoniells und fand seine Anwendung vor allem bei Banketten und Empfängen von Gesandtschaften. Innerhalb dieses „orientalischen“ Zeremoniells trug der Kaiser nicht mehr die römische Toga, sondern einen purpurnen Feldherrnumhang, die Chlamys. Zudem wurde sein Kopf mit einem goldenen Lorbeerkranz oder Diadem geschmückt.

Es scheint wahrscheinlich, dass sich Diokletian und die Kaiser nach ihm dabei von dem achämenidischen Vorbild haben inspirieren lassen.

 

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