Urbanismus in Nordafrika

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Nathalie Klinck
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Urbanismus in Nordafrika

Leitfragen:

1.) Um welche Art Monument handelt es sich hier?
2.) Welche Rolle spielte Leptis Magna für Severus?
3.) Mit welcher Intention wurde dieses Bauwerk errichtet?

Kommentar:

Bei Leptis (teilweise auch Lepcis) Magna handelte es sich um eine der bedeutendsten Städte Nordafrikas und später Hauptstadt der römischen Provinz Tripolitana. Die Stadt, die ursprünglich auf eine phönizische Gründung zurückzuführen ist, spielte in der Kaiserzeit vor allem als Handelszentrum eine wichtige Rolle. Das Haupthandelsgut war Getreide, weshalb Nordafrika auch häufig als „Kornkammer“ des Römischen Reiches bezeichnet wird. Zudem bezog Rom einen Großteil der exotischen Tiere für die in der urbs beliebten Spiele aus Leptis Magna.

Unter Septimius Severus, der von 193-211 n. Chr. römischer Kaiser war, erreichte die Stadt ihre Blüte, denn der gebürtige Nordafrikaner ließ seine Heimatstadt prächtig ausbauen und sorgte zudem dafür, dass der bereits unter Trajan zur colonia erhobenen Stadt durch das ius Italicum weitere – vor allem steuerliche – Freiheiten gewährt wurden.

Auch der hier gezeigte Triumphbogen wurde im Zuge dieser umfassenden Baumaßnahmen um ca. 203 n. Chr. am Eingang zur Stadt errichtet. Dieses marmorne Ehrenmonument, ein sog. Quadrifrons oder Tetrapylon, ist so konzipiert, dass es keine definierte Vorder- oder Rückseite gibt, sondern die vier Bögen eine gleichwertige Bedeutung innehaben.

Das Gewölbe des Bogens wurde von den vier Pfeilern mit ausgearbeiteten Säulen mit korinthischen Kapitellen getragen, über diesem Gebälck erhoben sich spitze Giebel, wie Akrotere. Darüber befanden sich prächtige figürliche Bildfriese und Reliefs, die besonders hervorzuheben sind.

Die Reliefverzierungen zeigen Ehrendarstellungen der Götter und der kaiserlichen Familie. An den Giebelansätzen befindet sich z.B. ein umlaufender Frieß, der die kaiserliche Familie als Teil eines Triumphzuges – ungewohnt einträchtig – darstellt. Desweiteren schmücken Darstellungen eines Stieropfers, der Siegesgöttin Nike, Kampfszenen mit Barbaren und Gefangenen den Bogen.

Alle göttlichen Darstellungen sind stark mit der kaiserlichen Familie verbunden. Ein Relief zeigt z.B. die Stadtgöttin von Leptis Magna Tyche, die der kapitolinischen Trias mit den Portaitköpfen des Kaisers und Iulia Domnas beigestellt wird. Der Kaiser wird hier im Sinne des Kaiserkultes als Herrscher und Gott verehrt. Zusätzlich dazu wird die severische Dynastie bildlich unter den Schutz der lokalen Gottheiten und der wichtigsten römischen Götter gestellt, dadurch wird ihre Bedeutung hervorgehoben und ihr Herrschaftsanspruch legitimiert. Das Besondere hierbei ist eben die Verbindung der fast omnipräsenten römischen Gottheiten mit der lokalen Stadtgottheit von Leptis Magna, der dadurch eine bedeutende Stellung eingeräumt wird.

Mit der Verehrung von Septimius Severus als Kaiser und Bewohner Leptis Magnas wurde auch die Bedeutung dieser Provinzstadt aufgewertet. Die enge Beziehung zu seiner Heimatstad wird auch in der Beschreibung des Kaisers in der Historia Augusta (Vita Severi 19,9) verdeutlicht, denn hier heißt es, dass seine Stimme einen klaren Klang hatte, diese allerdings bis ins hohe Alter einen afrikanischen – vermutlich punischen – Einschlag behielt.

Leptis Magna nimmt damit in diesem Bauwerk – zumindest ikonographisch – einen Platz an der Seite Roms oder sogar darüber ein.

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