Die Diadochen als Könige

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Appian
Lizenz: CC-BY-NC-SA

App. Syr. 9.53-54 – Original:

[53] Ἀντίγονος δ᾽ ἦν Φρυγίας μὲν καὶ Λυκίας καὶ Παμφυλίας σατράπης, ἐπίσκοπος δ᾽ εἶναι τῆς ὅλης Ἀσίας ἐξ Ἀντιπάτρου περῶντος ἐς τὴν Εὐρώπην ἀπολελειμμένος Εὐμένη τὸν Καππαδοκίας σατράπήν, ψηφισαμένων εἶναι πολέμιον τῶν Μακεδόνων, ἐπολιόρκει. ὁ δὲ αὐτὸν ἐκφεύγει, καὶ τὴν Μηδικὴν ἐκρατύνετο ἑαυτῷ. ἀλλ᾽ Εὐμένη μὲν κτείνει καταλαβὼν ὁ Ἀντίγονος, καὶ ἐπανιὼν ὑπεδέχθη λαμπρῶς ὑπὸ Σελεύκου σατραπεύοντος ἐν Βαβυλῶνι. ὑβρίσαντος δέ τινα τῶν ἡγεμόνων τοῦ Σελεύκου, καὶ οὐ κοινώσαντος Ἀντιγόνῳ παρόντι, χαλεπήνας ὁ Ἀντίγονος ᾔτει λογισμοὺς χρημάτων τε καὶ κτημάτων. ὁ δὲ ἀσθενέστερος ὢν Ἀντίγονου πρὸς Πτολεμαῖον ἐς Αἴγυπτον ὑπεχώρει. καὶ ὁ Ἀντίγονος εὐθὺς ἐπὶ τῇ φυγῇ τοῦ Σελεύκου Βλίτορά τε, Μεσοποταμίας ἡγούμενον, παρέλυσε τῆς ἀρχῆς, ὅτι Σέλευκον μεθῆκεν ἀπιόντα, καὶ τὴν Βαβυλωνίαν καὶ τὴν Μεσοποταμίαν καὶ ὅσα ἄλλα ἐκ Μήδων ἐπὶ τὸν Ἑλλήσποντον ἔθνη, καθίστατο ἑαυτῷ, ἤδη καὶ Ἀντιπάτρου τεθνεῶτος. ἐπίφθονός τε εὐθὺς ἐκ τῶνδε τοῖς ἄλλοῖς σατράπαις ἐγίγνετο, γῆς ἄρχων τοσῆσδε. διὸ καὶ μάλιστα τῷ Σελεύκῳ παρακαλοῦντι συνέθεντο Πτολεμαῖός τε καὶ Λυσίμαχος ὁ Θρᾴκης σατράπης καὶ Κάσσανδρος ὁ Ἀντιπάτρου, Μακεδόνων ἐπὶ τῷ πατρὶ ἡγούμενος: καὶ ὁμοῦ πρεσβευσάμενοι τὸν Ἀντίγονον ἠξίουν τὴν ἐπίκτητον αὐτῷ γενομένην γῆν τε καὶ χρήματα πρός τε σφᾶς νείμασθαι καὶ πρὸς ἑτέρους Μακεδόνας, οἳ τῶν σατραπειῶν ἐξεπεπτώκεσαν. ἐπιχλευάσαντος δὲ αὐτοὺς τοῦ Ἀντιγόνου οἱ μὲν ἐς πόλεμον καθίσταντο κοινόν, ὁ δὲ ἀντιπαρεσκευάζετο, καὶ ἐξέβαλλε τὰς φρουρὰς ὅσαι ἔτι ἦσαν ἐν τῇ Συρίᾳ Πτολεμαίου, καὶ Φοινίκης τε καὶ τῆς λεγομένης κοίλης τὰ ἔτι ὑπήκοα τοῦ Πτολεμαίου πρὸς ἑαυτὸν ἀθρόως περιέσπα. [54] χωρῶν δ᾽ ὑπὲρ τὰς Κιλικίους πύλας, Δημήτριον τὸν υἱόν, ἀμφὶ δύο καὶ εἴκοσιν ἔτη γεγονότα, ἐν Γάζῃ μετὰ τοῦ στρατοῦ καταλείπει πρὸς τὰς ὁρμὰς Πτολεμαίου τὰς ἀπ᾽ Αἰγύπτου. τοῦτον ὁ Πτολεμαῖος ἐνίκα περὶ τὴν Γάζαν μάχῃ λαμπρῶς, καὶ τὸ μειράκιον ἐς τὸν πατέρα ἐχώρει. Πτολεμαῖος δ᾽ αὐτίκα τὸν Σέλευκον ἐς τῆν Βαβυλῶνα πέμπει, τὴν ἀρχὴν ἀναληψόμενον: καὶ πεζοὺς ἐς τοῦτο ἔδωκεν αὐτῷ χιλίους, καὶ τριακοσίους ἱππέας. καὶ σὺν οὕτως ὀλίγοις ὁ Σέλευκος τήν τε Βαβυλωνίαν, προθύμως αὐτὸν ἅμα τῶν ἀνδρῶν ἐκδεχομένων, ἀνέλαβε, καὶ τὴν ἀρχὴν μετ᾽ οὐ πολὺ ἐς μέγα προήγαγεν. ὁ δ᾽ Ἀντίγονος Πτολεμαῖον ἠμύνετο, καὶ ναυμαχίᾳ περὶ Κύπρον ἐνίκα περιφανεῖ, Δημητρίου τοῦ παιδὸς στρατηγοῦντος: ἐφ᾽ ὅτῳ λαμπροτάτῳ γενομένῳ ὁ στρατὸς ἀνεῖπεν ἄμφω βασιλέας, Ἀντίγονόν τε καὶ Δημήτριον, ἤδη καὶ τῶν βασιλέων τεθνεώτων, Ἀριδαίου τε τοῦ Φιλίππου καὶ Ὀλυμπιάδος καὶ τῶν υἱῶν Ἀλεξάνδρου. ἀνεῖπε δὲ καὶ Πτολεμαῖον ὁ οἰκεῖος αὐτοῦ στρατὸς βασιλέα, ὡς μή τι διὰ τὴν ἧσσαν μειονεκτοίη τῶν νενικηκότων. τοῖσδε μὲν δὴ τυχεῖν ὁμοίων συνηνέχθη κατ᾽ ἐναντίας αἰτίας, εἵποντο δ᾽ εὐθὺς αὐτοῖς οἱ λοιποί, καὶ βασιλεῖς ἅπαντες ἐκ σατραπῶν ἐγίγνοντο.

Text zum downloaden

 

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Übersetzung: L. Mendelssohn
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Übersetzung:

[53] Antigonus was satrap of Phrygia, Lycia, and Pamphylia. Having been left as overseer of all Asia when Antipater went to Europe, he besieged Eumenes, the satrap of Cappadocia, who had been publicly declared an enemy of the Macedonians. The latter fled and brought Media under his power, but Antigonus afterward captured and killed him. When he returned he was received magnificently by Seleucus, the satrap of Babylon. One day Seleucus punished one of the governors without consulting Antigonus, who was present, and the latter became angry and demanded an accounting of his money and possessions. As Seleucus was inferior to Antigonus in power he fled to Ptolemy in Egypt. Thereupon Antigonus removed Blitor, the governor of Mesopotamia, from office, because he allowed Seleucus to escape, and took upon himself the government of Babylon, Mesopotamia, and all the countries from Media to the Hellespont, Antipater having died in the meantime. The other satraps at once became envious of his possession of so large a share of the territory; for which reason chiefly, and at the instance of Seleucus, Ptolemy, Lysimachus, the satrap of Thrace, and Cassander, the son of Antipater and leader of the Macedonians after his father’s death, entered into a league with each other. They sent a joint embassy to Antigonus and demanded that he should share with them and with the other Macedonians who had lost their satrapies, his newly acquired lands and money. Antigonus treated their demand with scorn, and they jointly made war against him. Antigonus prepared to meet them. He drove out all of Ptolemy’s garrisons in Syria and stripped him of all the possessions that he still retained in Phoenicia and Cœle-Syria. [54] Then he marched beyond the Cilician gates, leaving his son Demetrius, who was about twenty-two years of age, at Gaza with an army to meet Ptolemy, who was coming from Egypt, but the latter defeated the young man badly in a battle near Gaza and compelled him to fly to his father. Ptolemy immediately sent Seleucus to Babylon to resume the government and gave him 1000 foot-soldiers and 300 horse for the purpose. With this small force Seleucus took Babylon, the inhabitants receiving him with enthusiasm, and within a short time he augmented his power greatly. Nevertheless Antigonus warded off the attack of Ptolemy and gained a splendid naval victory over him near Cyprus, in which his son Demetrius was the commander. On account of this very notable exploit the army began to call both Antigonus and Demetrius kings, as their own kings (Ardiæus, the son of Philip and Olympias, and the two sons of Alexander) were now dead. Ptolemy’s army also saluted him as king lest by inferiority of rank he should be deemed less lofty than the victors in the late battle. Thus for these men similar consequences followed contrary events. All the others followed suit, and all the satraps became kings.

Text zum downloaden

 

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Niklas Rempe
Lizenz: CC-BY-NC-SA

App. Syr. 9.53-54

Leitfragen:

1) Geben Sie Appians Darstellung der Geschehnisse nach Alexanders Tod wieder.

2) Wer ruft sich nach Appian zum König (basileus) aus?

3) Welches Herrschaftsverständnis der Diadochen wird in der Quellenpassage deutlich?

Kommentar:

Appian – ein römischer Geschichtsschreiber, der im zweiten Jahrhundert n. Chr. wirkte – beschreibt in der vorliegenden Quellenpassage verschiedene Ereignisse aus der Zeit nach Alexanders Tod bis zur Annahme des Königstitels (basileus) durch die Diadochen (321–305 v. Chr.). Antigonos, der unter Alexander Satrap (Statthalter/Gouverneur) großer Teile Kleinasiens war, soll nach dem Tod des so einflussreichen Herrschers begonnen haben, seine Herrschaft über verschiedene Teile Asiens weiter auszubauen. Er wendet sich damit gegen andere von Alexander eingesetzte Satrapen. Kappadokien habe er so Eumenes abgerungen und auch in Medien soll er Krieg geführt haben. Des Weiteren sei er so nach Babylon – anfangs unter freundlichen Umständen – gekommen, doch habe er schließlich durch seine nunmehr angewachsene Machtstellung unter den Satrapen den dortigen Herrscher Seleukos zur Flucht gezwungen und außerdem Mesopotamien unter seine Kontrolle gebracht. Die übrigen Satrapen bzw. Diadochen hätten sich deswegen aus Neid gegen Antigonos verbündet (zweiter, dritter und vierter Diadochenkrieg) und diesen zum Abzug aus verschiedenen Teilen seines Reiches zwingen wollen. Antigonos sei nicht willens gewesen seine Macht zu mindern – im Gegenteil. Ihm sei es anfangs gelungen, Ptolemaios weite Gebiete in der Levante abzuringen. In Gaza allerdings habe dieser den Sohn des Antigonos – Demetrios – besiegen können. Auch soll Ptolemaios den zuvor daraus vertriebenen Seleukos mit Truppen zurück nach Babylon gesendet haben. Bei Zypern habe Demetrios seine Niederlage bei Gaza wieder gut machen können, indem er Ptolamaios dort in einem Seegefecht besiegt habe. Das Heer des Antigonos soll diesen und seinen Sohn daraufhin zum König (basileus) ausgerufen haben. Doch auch Ptolemaios‘ Soldaten sollen diesem zum König erhoben haben – die übrigen Diadochen folgen nach Appian prompt und auch sie hätten den Königstitel angenommen.

Nach Appian rufen sich in den Jahren 306 bzw. 305 verschiedene Personen zum König (basileus) aus. Antigonos als einer der Diadochen und Satrapen Alexanders des Großen soll zusammen mit seinem Sohn Demtrios als erster zum König gekürt worden sein. Initiator sei nach Appian sein Heer gewesen, welches zuvor mit ihm in den Diadochenkriegen große Gebiete erobern konnte. Interessant ist, dass auch der Verlierer – Ptolemaios – diesen Titel von seinen Soldaten verliehen bekommen haben soll, da er ob seiner Niederlage den Siegern in nichts nachstehen sollte. Die anderen ursprünglich von Alexander eingesetzten Satrapen hätten mit diesen drei ebenfalls gleichziehen wollen und so riefen sich auch Seleukos, Kassander und Lysimachos zum König aus. Damit wurden alle Diadochenreiche nach Appian nunmehr von Königen regiert.

Die Annahme des Königstitels verrät viel über das Herrschaftsverständnis der Diadochen. Appian beschreibt, wie dieser Titel eigentlich allein Alexander dem Großen bzw. dessen Erben zustehen würde. Sowohl sein Bruder als auch seine Söhne waren zu dem Zeitpunkt allerdings schon tot. Dass die verschiedenen Herrscher sich nun als Könige und nicht mehr als Satrapen bzw. Diadochen profilierten, ist ein klares Indiz dafür, dass sie sich jeweils als rechtmäßiger Erbe Alexanders sahen. Schon wenige Jahre davor (311 v. Chr.) hatten die Diadochen sich gegenseitig im sog. „Diadochenfrieden“ als Herrscher ihrer jeweiligen Reiche anerkannt, doch erst der Königstitel stellte sie auf eine Stufe mit Alexander, dessen Ruhm auch einige Jahre nach seinem Tod weiterhin bestand hatte. Die Annahme des Königstitels ist entsprechend ein Versuch, den Nimbus ihres so fähigen und berühmten Vorgängers auf sich zu übertragen. Zu betonen ist auch, wie keiner aus dieser Gruppe dem anderen nachstehen wollte. Dass das Geschlecht der Antigoniden diesen Titel alleine beanspruchte war für dessen Konkurrenten undenkbar. Sowohl ihr persönliches Verständnis als Gleichrangige als auch die propagandistischen Möglichkeiten bzw. Gefahren, die dieser Titel mit sich brachte, ließen die übrigen Diadochen schnell nachziehen.

Text zum downloaden

Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Grundzüge der Ereignisgeschichte bis ca. 200 v. Chr.“. Um einen breiteren Einblick in den Hellenismus zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Griechische Geschichte III – Hellenismus“.
Hier geht’s zum Podcast