Umbruch/Neuerungen Principat


Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Nathalie Klinck
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Augustus als Pontifex maximus

Leitfragen:

1) Was verändert sich durch das Principat des Augustus?

2) Was war der ursprüngliche Aufgabenbereich des Pontifex maximus?

3) Ab welchem Zeitpunkt wird dieser Titel auf den Bischof Roms angewandt?

Kommentar:

Während des Principats wurde zwar in vielen Aspekten versucht, zumindest nach außen hin das Bild einer res publica restituta aufrechtzuerhalten, dennoch gab es einschneidende Veränderung in fast allen Bereichen des öffentlichen Lebens – insbesondere in der Religion. Ein wichtiges Merkmal, welches die Herrschaft von Augustus zeitlebens prägen sollte, war der Rückbezug auf die mos maiorum, die Sitten der Alten. Bereits in den Tagen der späten Republik wurden der allgemeine Sittenverfall und die Vernachlässigung der Tempel beklagt. Augustus nahm sich dieses Problems schon am Beginn seiner Regierungszeit im Rahmen eines umfassenden Programmes an.

Die paganen Kulte und Riten gehörten als Teil des religiösen Lebens untrennbar zum Alltag der antiken Zeitgenossen. Der hohe Stellenwert, den der Kult insbesondere in der römischen Gesellschaft innehatte, wird besonders anhand des Amtes des pontifex maximus deutlich. Ursprünglich handelte es sich bei diesem um den Vorsteher des Priesterkollegiums in Rom, der mit der Aufsicht aller sakraler Angelegenheiten beauftragt war. Dies schloss die Oberaufsicht über sämtliche öffentliche Kulthandlungen und die verschiedenen Kollegien – auch der Vestalinnen, die ansonsten streng unter sich blieben – mit ein. Dieses Amt wurde, wie die meisten öffentlichen Ämter in republikanischer Zeit, gewählt. Im Gegensatz zu den Ämtern des cursus honorum war dieses allerdings nicht auf einen bestimmten Zeitraum begrenzt, sondern wurde auf Lebenszeit vergeben.

Auch Caesar hatte dieses Amt inne und nach ihm Lepidus; mit dessen Tod ging es auf Octavian über, der es auch nach seiner endgültigen Machtergreifung behielt. Von diesem Zeitpunkt an war der Aufgabenbereich des obersten Priesters fester Bestandteil des Verantwortungsbereichs des Kaisers. Der Titel des Pontifex wurde in die kaiserliche Titulatur aufgenommen (z.B. Imperator Caesar Divi Filius Augustus, Pontifex Maximus, Consul XII, Tribinicia Potestas XXXVII, Pater Patriae). Diese Nennung der Amtsbezeichnung in offiziellen Dokumenten, Inschriften und auf Münzen – meistens abgekürzt – im Titel des Kaisers macht noch einmal den hohen Stellenwert dieser Position deutlich. In den folgenden Jahren wurde diese Titulatur nur noch um besondere Verdienste im Krieg o.ä. ergänzt.

Die Statue zeigt Augustus als Togatus im Typus capite velato, wahrscheinlich hatte er noch eine Opferschale in der Hand. Der Princeps verweist damit auf seine besondere Frömmigkeit, denn das verhüllte Haupt war ein wichtiger Bestandteil bei jeglichen Opferritualen im römischen Raum. Dieser Figurentyp war besonders in den Provinzen weit verbreitet und nahm eine Rolle zwischen Kultstatue und Kaiserdarstellung ein. Die Rückbesinnung auf die alten Kulte prägte das Leben der kaiserzeitlichen Gesellschaft im höchsten Maße. Die Annahme des Titels des pontifex maximus zeigt zudem einmal mehr das politische Kalkül, welches hinter dem Handeln des Augustus steckte, indem er auch nach der offiziellen Rückgabe aller außerordentlichen Ämter die wichtigsten behielt oder sich zumindest deren Amtsgewalt übertragen ließ. Mit der Etablierung des Christentums in der Spätantike verlor der Titel des pontifex maximus an Bedeutung, bis schließlich Kaiser Gratian diesen 328 n. Chr. ganz ablegte. Erst im 5. Jh. n. Chr. taucht der Titel wieder bei der Erklärung Leos des Großen zum ersten Patriarchen in Rom auf. Erst von diesem Zeitpunkt an kann von einer deutlich herausragenden Position des Bischofes von Rom als Papst und Stellvertreters Christi gesprochen werden.

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