Die Gründe des Ionischen Aufstands

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Herodot
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Hdt. 5.35-38.1 – Original:

Ἀρισταγόρης δὲ οὐκ εἶχε τὴν ὑπόσχεσιν τῷ Ἀρταφρένεϊ ἐκτελέσαι: ἅμα δὲ ἐπίεζέ μιν ἡ δαπάνη τῆς στρατιῆς ἀπαιτεομένη, ἀρρώδεέ τε τοῦ στρατοῦ πρήξαντος κακῶς καὶ Μεγαβάτῃ διαβεβλημένος, ἐδόκεέ τε τὴν βασιληίην τῆς Μιλήτου ἀπαιρεθήσεσθαι. [2] ἀρρωδέων δὲ τούτων ἕκαστα ἐβουλεύετο ἀπόστασιν: συνέπιπτε γὰρ καὶ τὸν ἐστιγμένον τὴν κεφαλὴν ἀπῖχθαι ἐκ Σούσων παρὰ Ἱστιαίου, σημαίνοντα ἀπίστασθαι Ἀρισταγόρην ἀπὸ βασιλέος. [3] ὁ γὰρ Ἱστιαῖος βουλόμενος τῷ Ἀρισταγόρῃ σημῆναι ἀποστῆναι ἄλλως μὲν οὐδαμῶς εἶχε ἀσφαλέως σημῆναι ὥστε φυλασσομενέων τῶν ὁδῶν, ὁ δὲ τῶν δούλων τὸν πιστότατον ἀποξυρήσας τὴν κεφαλὴν ἔστιξε καὶ ἀνέμεινε ἀναφῦναι τὰς τρίχας, ὡς δὲ ἀνέφυσαν τάχιστα, ἀπέπεμπε ἐς Μίλητον ἐντειλάμενος αὐτῷ ἄλλο μὲν οὐδέν, ἐπεὰν δὲ ἀπίκηται ἐς Μίλητον, κελεύειν Ἀρισταγόρην ξυρήσαντά μιν τὰς τρίχας κατιδέσθαι ἐς τὴν κεφαλήν. τὰ δὲ στίγματα ἐσήμαινε, ὡς καὶ πρότερόν μοι εἴρηται, ἀπόστασιν. [4] ταῦτα δὲ ὁ Ἱστιαῖος ἐποίεε συμφορὴν ποιεύμενος μεγάλην τὴν ἑωυτοῦ κατοχὴν τὴν ἐν Σούσοισι: ἀποστάσιος ὦν γινομένης πολλὰς εἶχε ἐλπίδας μετήσεσθαι ἐπὶ θάλασσαν, μὴ δὲ νεώτερόν τι ποιεύσης τῆς Μιλήτου οὐδαμὰ ἐς αὐτὴν ἥξειν ἔτι ἐλογίζετο. Ἱστιαῖος μέν νυν ταῦτα διανοεύμενος ἀπέπεμπε τὸν ἄγγελον, Ἀρισταγόρῃ δὲ συνέπιπτε τοῦ αὐτοῦ χρόνου πάντα ταῦτα συνελθόντα. ἐβουλεύετο ὦν μετὰ τῶν στασιωτέων, ἐκφήνας τήν τε ἑωυτοῦ γνώμην καὶ τὰ παρὰ τοῦ Ἱστιαίου ἀπιγμένα. [2] οἱ μὲν δὴ ἄλλοι πάντες γνώμην κατὰ τὠυτὸ ἐξεφέροντο, κελεύοντες ἀπίστασθαι […] [4] […] αὕτη μὲν δὴ οὐκ ἐνίκα ἡ γνώμη, ἐδόκεε δὲ ὅμως ἀπίστασθαι, ἕνα τε αὐτῶν πλώσαντα ἐς Μυοῦντα ἐς τὸ στρατόπεδον τὸ ἀπὸ τῆς Νάξου ἀπελθόν, ἐὸν ἐνθαῦτα, συλλαμβάνειν πειρᾶσθαι τοὺς ἐπὶ τῶν νεῶν ἐπιπλέοντας στρατηγούς. […] [1] […] οὕτω δὴ ἐκ τοῦ ἐμφανέος ὁ Ἀρισταγόρης ἀπεστήκεε, πᾶν ἐπὶ Δαρείῳ μηχανώμενος. [2] καὶ πρῶτα μὲν λόγῳ μετεὶς τὴν τυραννίδα ἰσονομίην ἐποίεε τῇ Μιλήτῳ, ὡς ἂν ἑκόντες αὐτῷ οἱ Μιλήσιοι συναπισταίατο, μετὰ δὲ καὶ ἐν τῇ ἄλλῃ Ἰωνίῃ τὠυτὸ τοῦτο ἐποίεε, τοὺς μὲν ἐξελαύνων τῶν τυράννων, τοὺς δ᾽ ἔλαβε τυράννους ἀπὸ τῶν νεῶν τῶν συμπλευσασέων ἐπὶ Νάξον, τούτους δὲ φίλα βουλόμενος ποιέεσθαι τῇσι πόλισι ἐξεδίδου, ἄλλον ἐς ἄλλην πόλιν παραδιδούς, ὅθεν εἴη ἕκαστος. [1] Κώην μέν νυν Μυτιληναῖοι ἐπείτε τάχιστα παρέλαβον, ἐξαγαγόντες κατέλευσαν, Κυμαῖοι δὲ τὸν σφέτερον αὐτῶν ἀπῆκαν: ὣς δὲ καὶ ἄλλοι οἱ πλεῦνες ἀπίεσαν.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Übersetzung:: A.D.Godley
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Übersetzung

Aristagoras had no way of fulfilling his promise to Artaphrenes, and he was hard-pressed by demands for the costs of the force. Furthermore he feared what might come of the failure of the army and Megabates‘ displeasure against him. It was likely, he thought, that his lordship of Miletus would be taken away from him. [2] With all these fears in his mind, he began to plan revolt, for it chanced that at that very time there came from Susa Histiaeus‘ messenger, the man with the marked head, signifying that Aristagoras should revolt from the king. [3] Since Histiaeus desired to give word to Aristagoras that he should revolt and had no other safe way of doing so because the roads were guarded, he shaved and branded the head of his most trustworthy slave. He waited till the hair had grown again, and as soon as it was grown, he sent the man to Miletus with no other message except that when he came to Miletus he must bid Aristagoras shave his hair and examine his head. The writing branded on it signified revolt, as I have already said. [4] This Histiaeus did because he greatly disliked his detention at Susa and fully expected to be sent away to the coast in the case that there should be a revolt. If, however, Miletus remained at peace, he calculated that he would never return there. [1] With this intent, then, Histiaeus sent his messenger, and it chanced that all these things came upon Aristagoras at one and the same time. He accordingly took counsel with the members of his faction, stating his own opinion as well as the message which had come to him from Histiaeus. [2] All the rest spoke their minds to the same effect, favoring revolt […]. [4] […] One out of their number was to sail to Myus, to the army which had left Naxos and was there, and attempt to seize the generals who were aboard the ships. […] [1] […] Then Aristagoras revolted openly, devising all he could to harm Darius. [2] First he made pretence of giving up his tyranny and gave Miletus equality of government so that the Milesians might readily join in his revolt. Then he proceeded to do the same things in the rest of Ionia. Some of the tyrants he banished, and as for those tyrants whom he had taken out of the ships that sailed with him against Naxos, he handed them each over to their respective cities, which he wished to please. [1] Coes, when the Mytilenaeans received him, was taken out and stoned, but the Cymaeans, as well as most of the others, let their own man go.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Niklas Rempe
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Hdt. 5.35-38.1

Leitfragen:

1) Beschreiben Sie die Gründe für den Ionischen Aufstand, die sich aus der Quelle ergeben.

2) Welche Maßnahmen ergriff Aristagoras nach Herodot zu Beginn des Aufstands?

3) Was für Rückschlüsse können aus der Quelle über die politische Herrschaft in den ionischen Poleis zu Beginn des Aufstands gezogen werden?

Kommentar:

Herodot stellt den Tyrannen der kleinasiatischen Polis Milet – Aristagoras – in den Mittelpunkt seiner Beschreibung des Beginns des Ionischen Aufstands. Nach einem misslungenen militärischen Manöver gegen Naxos befindet sich Aristagoras in einer prekären Situation. Er befürchtet durch seine Niederlage die Perser, welche ihn und die anderen Tyrannen der griechischen Poleis in Kleinasien eingesetzt hatten, zu sehr verärgert zu haben, um seine Herrschaft in Milet weiter ausüben zu können. Seinen Vorgänger und Schwiegervater Histiaios hatte dieses Schicksal schon ereilt und er musste sein Leben unter der Aufsicht des Großkönigs im persischen Susa fristen. Eben jener Histiaios schickt Aristagoras in dieser misslichen Lage eine Nachricht und fordert ihn auf, den Aufstand gegen die persische Oberherrschaft zu wagen. Auf diese Art von seinem Vorgänger in seinem Ansinnen bestätigt, berät sich Aristagoras mit seinen Vertrauten und leitetet schlussendlich aus einem egoistischen Motiv – Machterhalt – den Aufstand ein, der später als der „Ionische Aufstand“ bekannt wurde und als Auslöser der Perserkriege gilt.

Aristagoras beginnt sofort zu handeln. Man solle die Tyrannen der anderen griechischen Poleis in Kleinasien, die kurz zuvor noch mit ihm zusammen gegen Naxos gezogen waren, festnehmen. Des Weiteren tritt Aristagoras selber als Tyrann von Milet zurück – ein Vorwand, wie Herodot schreibt – und gibt sich demokratisch, indem er der Bürgerschaft ein Mitspracherecht in rechtlichen und politischen Dingen gibt. Sein Ziel ist es, die Bürger Milets durch diese Zugeständnisse vom Sinn eines Aufstands zu überzeugen und seine Führungsposition zu festigen. Auch in den anderen Poleis in Ionien verfuhr er ähnlich. Er unterstrich dies damit, dass er die Tyrannen, die unter der persischen Schirmherrschaft diese Städte beherrschten, an die jeweilige Poleis auslieferte. Auch hiermit soll Aristagoras nach Herodot versucht haben, die Griechen der kleinasiatischen Küste hinter sich zu vereinen.

Die Darstellung des Beginns des Ionischen Aufstands gibt einen guten Eindruck von der politischen Lage am Anfang des fünften Jh. v. Chr. bzw. von Herodots Einschätzung diesbezüglich. Die ionischen Poleis standen unter persischer Herrschaft, wobei diese nicht unbedingt direkt durchgesetzt wurde. Vielmehr machten die Perser sich vor Ort die politischen Streitigkeiten zwischen den oligarchisch und den demokratisch gesinnten Teilen der Bürgerschaft zu Nutze (ein Streit der sich durch die gesamte griechische Antike zieht) und förderten in der Regel erstere, indem sie einen Aristokraten als Tyrannen der Polis einsetzten. Die Gefahr diese Herrschaft – und damit seine persönliche Macht – zu verlieren, war nach Herodot der maßgebliche Grund für Aristagoras, den ionischen Aufstand anzuzetteln. Auch sein Vorgänger Histiaios hatte ähnlich egoistische Motive. Zu betonen ist: Nicht etwa ist ein Zwang von Seiten der „demokratischen“ Bürgerschaft nachzuvollziehen, die das Joch der Tyrannei abschütteln wollten, sondern vielmehr die Angst der Oligarchen, ihre Macht zu verlieren. Nichtsdestoweniger hatte die Aussicht auf politische und rechtliche Mitsprache sicherlich Einfluss auf die Motivation einer breiten Schicht von Bürgern. Der Umgang mit den gestürzten Tyrannen, die Aristagoras an die ionischen Städte auslieferte, ist allerdings bezeichnend dafür, dass die oligarchische bzw. tyrannische Herrschaft keineswegs als Hauptauslöser des Aufstands angesehen werden sollte. Einzig Mytilene schien mit ihrem tyrannischen Herrscher Koes derart unzufrieden gewesen zu sein, dass er den Tod durch Steinigung fand.

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Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Die Perserkriege“. Um einen breiteren Einblick in die griechische Klassik zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Griechische Geschichte II – Klassik“.
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