Früher Münzfund

Link zur Originalquelle

 

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Tobias Nowitzki
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Stater aus Kalymna, ca. 560-540 v. Chr.

Leitfragen:

1)Was ist auf der Münze im Einzelnen zu sehen?

2)Was lässt sich anhand von Datierung und Darstellung über die Münze aussagen?

3)Welche Bedeutung hatten Münzen wie diese für die griechische Welt?

Kommentar:

Die vorliegende Münze ist ein Stater, gefunden in Kalymna und auf die Zeit zwischen 560 und 540 vor Christus datiert. Auf der Vorderseite der Münze ist der Kopf eines Kriegers zu sehen, versehen mit dem typisch korinthischen Helm, auf der Rückseite sehen wir eine Lyra mit einem Schallkörper aus einem Schildkrötenpanzer. Schrift fehlt auf der Münze, wie es bei vielen frühen Münzfunden der Fall ist. Die Form der Münze zeigt auch ihre frühe Prägung an, da sie keine so runde Form besitzt, wie wir es von späteren Münzfunden gewöhnt sind.

Die Datierung der Münze, die aufgrund einer mangelnden Inschrift wahrscheinlich über den Fundkontext oder Materialanalysen erfolgte, verrät uns einiges über die vorliegende Quelle. Mit einer Prägezeit in der Mitte des 6. Jahrhunderts vor Christus gehört die Münze zu den frühen Münzfunden in der griechischen Welt. Interessant ist hierbei, dass auf der Münze keine Götterdarstellungen zu finden sind, sondern alltägliche Dinge: ein Soldat und ein Musikinstrument. Es zeigt uns auch, was für die Polis Kalymna in dieser Zeit wichtig genug war, um es auf eine Münze zu prägen. Man war stolz auf die Hopliten der Bürgerarmee, die für die Fähigkeit der Stadt stand, sich gegen Feinde zur Wehr zu setzen. Auf der einen Seite haben wir also ein Symbol für den wehrhaften Bürgerverband, auf der anderen Seite ein Symbol für Kultur und Kunstfertigkeit. Die Lyra, das traditionelle Begleitinstrument zur Dichtung, steht hier wohl für die kulturellen Werte der Stadt insgesamt. Gleichzeitig kann sie ein Hinweis auf die Kunstfertigkeit der Bürger sein, die aus Materialien wie dem Panzer einer Schildkröte ein Musikinstrument herstellen konnten.

Münzen wie diese hatten für die griechische Welt eine sehr große Bedeutung. Mit dem Aufkommen von Münzgeld und der Geldwirtschaft gingen tiefgreifende Veränderungen einher. Zuerst einmal vereinfachte es den Handel beträchtlich, besonders über die Grenzen der Stadt hinweg, was sicherlich zu einer Steigerung des Wohlstandes beitrug. Zugleich war es nun aber möglich, Ackerflächen zu veräußern und zu kaufen. Dies hatte zur Folge, dass sich mehr Grundbesitz in den Händen weniger Leute konzentrierte, die nun als Großgrundbesitzer weit mehr Einfluss hatten denn als Kleinbauern. Außerdem entstand eine Schicht von Neureichen, von Händlern und Kaufleuten, die erst mit Aufkommen der Geldwirtschaft wirklich reich werden konnten – und die sich Luxusgegenstände wie die abgebildete Lyra leisten konnten. Die sozialen Veränderungen waren groß, die die Geldwirtschaft mit sich brachte, und auch nicht mehr umkehrbar, auch wenn schon Aristoteles den negativen Effekt des Geldes auf den Charakter beklagte.

Text zum downloaden

 

Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Krise und Entstehung der Polis“. Um einen breiteren Einblick in die Archaik zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Griechische Geschichte I – Archaik“.
Hier geht’s zum Podcast