Die östlichen Grenzen des Seleukidenreichs

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Polybios
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Pol. 11.34 – Original:

[34] καὶ γὰρ αὐτὸς ἦν ὁ Εὐθύδημος Μάγνης, πρὸς ὃν ἀπελογίζετο φάσκων ὡς οὐ δικαίως αὐτὸν Ἀντίοχος ἐκ τῆς βασιλείας ἐκβαλεῖν σπουδάζει: [2] γεγονέναι γὰρ οὐκ αὐτὸς ἀποστάτης τοῦ βασιλέως, ἀλλ᾽ ἑτέρων ἀποστάντων ἐπανελόμενος τοὺς ἐκείνων ἐκγόνους, οὕτως κρατῆσαι τῆς Βακτριανῶν ἀρχῆς. [3] καὶ πλείω δὲ πρὸς ταύτην τὴν ὑπόθεσιν διαλεχθεὶς ἠξίου τὸν Τηλέαν μεσιτεῦσαι τὴν διάλυσιν εὐνοϊκῶς, παρακαλέσαντα τὸν Ἀντίοχον μὴ φθονῆσαι τῆς ὀνομασίας αὑτῷ τῆς τοῦ βασιλέως καὶ προστασίας, [4] ὥς γ᾽ ἐὰν μὴ συγχωρῇ τοῖς ἀξιουμένοις, οὐδετέρῳ τῆς ἀσφαλείας ὑπαρχούσης: [5] πλήθη γὰρ οὐκ ὀλίγα παρεῖναι τῶν Νομάδων, δι᾽ ὧν κινδυνεύειν μὲν ἀμφοτέρους, ἐκβαρβαρωθήσεσθαι δὲ τὴν χώραν ὁμολογουμένως, ἐὰν ἐκείνους προσδέχωνται. [6] ταῦτα δ᾽ εἰπὼν ἐξαπέστειλε τὸν Τηλέαν πρὸς τὸν Ἀντίοχον. [7] ὁ δὲ βασιλεύς, πάλαι περιβλεπόμενος λύσιν τῶν πραγμάτων, πυθόμενος ταῦτα παρὰ τοῦ Τηλέου, προθύμως ὑπήκουσε πρὸς τὰς διαλύσεις διὰ τὰς προειρημένας αἰτίας. [8] τοῦ δὲ Τηλέου προσανακάμψαντος καὶ πολλάκις πρὸς ἀμφοτέρους, τέλος Εὐθύδημος ἐξέπεμψε Δημήτριον τὸν υἱὸν βεβαιώσοντα τὰς ὁμολογίας: ὃν ὁ βασιλεὺς ἀποδεξάμενος, [9] καὶ νομίσας ἄξιον εἶναι τὸν νεανίσκον βασιλείας καὶ κατὰ τὴν ἐπιφάνειαν καὶ κατὰ τὴν ἔντευξιν καὶ προστασίαν, πρῶτον μὲν ἐπηγγείλατο δώσειν αὐτῷ μίαν τῶν ἑαυτοῦ θυγατέρων: δεύτερον δὲ συνεχώρησε τῷ πατρὶ τὸ τῆς βασιλείας ὄνομα. [10] περὶ δὲ τῶν λοιπῶν ἐγγράπτους ποιησάμενος ὁμολογίας καὶ συμμαχίαν ἔνορκον, ἀνέζευξε σιτομετρήσας δαψιλῶς τὴν δύναμιν, προσλαβὼν καὶ τοὺς ὑπάρχοντας ἐλέφαντας τοῖς περὶ τὸν Εὐθύδημον. [11] ὑπερβαλὼν δὲ τὸν Καύκασον καὶ κατάρας εἰς τὴν Ἰνδικήν, τήν τε φιλίαν ἀνενεώσατο τὴν πρὸς τὸν Σοφαγασῆνον τὸν βασιλέα τῶν Ἰνδῶν, [12] καὶ λαβὼν ἐλέφαντας, ὥστε γενέσθαι τοὺς ἅπαντας εἰς ἑκατὸν καὶ πεντήκοντ᾽, ἔτι δὲ σιτομετρήσας πάλιν ἐνταῦθα τὴν δύναμιν, αὐτὸς μὲν ἀνέζευξε μετὰ τῆς στρατιᾶς, Ἀνδροσθένην δὲ τὸν Κυζικηνὸν ἐπὶ τῆς ἀνακομιδῆς ἀπέλιπε τῆς γάζης τῆς ὁμολογηθείσης αὐτῷ παρὰ τοῦ βασιλέως. [13] διελθὼν δὲ τὴν Ἀραχωσίαν καὶ περαιωθεὶς τὸν Ἐρύμανθον ποταμόν, ἧκε διὰ τῆς Δραγγηνῆς εἰς τὴν Καρμανίαν, οὗ καὶ συνάπτοντος ἤδη τοῦ χειμῶνος ἐποιήσατο τὴν παραχειμασίαν. [14] τὸ μὲν οὖν πέρας τῆς εἰς τοὺς ἄνω τόπους στρατείας Ἀντιόχου τοιαύτην ἔλαβε τὴν συντέλειαν, δι᾽ ἧς οὐ μόνον τοὺς ἄνω σατράπας ὑπηκόους ἐποιήσατο τῆς ἰδίας ἀρχῆς, ἀλλὰ καὶ τὰς ἐπιθαλαττίους πόλεις καὶ τοὺς ἐπὶ τάδε τοῦ Ταύρου δυνάστας, [15] καὶ συλλήβδην ἠσφαλίσατο τὴν βασιλείαν, καταπληξάμενος τῇ τόλμῃ καὶ φιλοπονίᾳ πάντας τοὺς ὑποταττομένους: [16] διὰ γὰρ ταύτης τῆς στρατείας ἄξιος ἐφάνη τῆς βασιλείας οὐ μόνον τοῖς κατὰ τὴν Ἀσίαν, ἀλλὰ καὶ τοῖς κατὰ τὴν Εὐρώπην.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Übersetzung: Evelyn S. Shuckburgh
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Übersetzung:

[11.34] Euthydemus was himself a Magnesian, and he answered the envoy by saying that „Antiochus was acting unjustly in trying to expel him from his kingdom. He was not himself a revolted subject, but had destroyed the descendant of some who had been such, and so had obtained the kingdom of Bactria.“ After adding more arguments to the same effect, he urged Teleas to act as a sincere mediator of peace, by urging Antiochus not to grudge him the royal title and dignity, „for if he did not yield to this demand, neither of them would be safe: seeing that great hords of Nomads were close at hand, who were a danger to both; and that if they admitted them into the country, it would certainly be utterly barbarised.“ With these words he sent Teleas back to Antiochus. The king had long been looking about for some means of ending the controversy; and when he was informed by Teleas of what Euthydemus had said, he readily admitted these pleas for a pacification. And after several journeys of Teleas to and fro between the two, Euthydemus at last sent his son Demetrius to confirm the terms of the treaty. Antiochus received the young prince; and judging from his appearance, conversation, and the dignity of his manners that he was worthy of royal power, he first promised to give him one of his own daughters, and secondly conceded the royal title to his father. And having on the other points caused a written treaty to be drawn up, and the terms of the treaty to be confirmed on oath, he marched away; after liberally provisioning his troops, and accepting the elephants belonging to Euthydemus. He crossed the Caucasus and descended into India; renewed his friendship with Sophagasenus the king of the Indians; received more elephants, until he had a hundred and fifty altogether; and having once more provisioned his troops, set out again personally with his army: leaving Androsthenes of Cyzicus the duty of taking home the treasure which this king had agreed to hand over to him. Having traversed Arachosia and crossed the river Enymanthus, he came through Drangene to Carmania; and, as it was now winter, he put his men into winter quarters there. This was the extreme limit of the march of Antiochus into the interior: in which he not only reduced the up-country Satraps to obedience to his authority, but also the coast cities, and the princes on this side Taurus; and, in a word, consolidated his kingdom by overawing all his subjects with the exhibition of his boldness and energy. For this campaign convinced the Europeans as well as the Asiatics that he was worthy of royal power.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Niklas Rempe
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Pol. 11.34

Leitfragen:

1) Geben Sie Polybios‘ Beschreibung der Verhandlungen in Baktrien wieder.

2) Auf welche Art sichert Antiochos III. seine Herrschaft?

3) Was für Rückschlüsse lässt die Quellenpassage über die östliche Grenzpolitik des Antiochos III. zu?

Kommentar:

Polybios beschreibt in der vorliegenden Quellenpassage einen Teil der langen Reise (anabasis) des Antiochos III. durch die östlichen Teile des Seleukidenreichs (212-205 v. Chr.). Nach Polybios tritt er in Baktrien – nachdem dort zuvor lange und schwer gekämpft wurde – in Verhandlungen mit dem dortigen König Euthydemos. Dieser habe Antiochos durch Boten übermitteln lassen, dass er das feindselige Verhalten des Seleukidenherrschers als nicht rechtens empfinde. Allein der letzte Herrscher von Baktrien hätte den Seleukiden Unrecht getan, da er als Satrap gegen Antiochos II. rebellierte und sich zum König ausrief. Euthydemos allerdings habe Baktrien rechtmäßig von eben jenem Rebellen erobert. Antiochos müsse also seinen Königstitel – und damit das Königreich Baktrien – anerkennen. Sollte Euthydemos in Baktrien nicht als König regieren, drohe auch den Seleukiden Gefahr. Allein ein starker König in der Region könne die Normandestämme aus dem Norden und Osten davon abhalten, in das Seleukidenreich einzufallen. Antiochos habe diesen Friedensbedingungen schlussendlich zugestimmt, wobei er dem Sohn des Euthydemos außerdem eine seiner Töchter zur Heirat versprochen haben soll. Antiochos und sein Heer seien daraufhin weitergezogen, wobei er zuvor noch mit Proviant und neuen Kriegselefanten von Euthydemos ausgestattet worden sei.

Sein Marsch habe Antiochos so bis über das Hindukusch Gebirge (Caucasus Indicus) nach Indien geführt, wo er mit dem dortigen Herrscher Sophagasenos (Subhagasena) die alten Verbindungen und Verträge erneuert haben soll. Auch hier soll er mit Elefanten und Proviant ausgestattet worden sein, wobei Antiochos zusätzlich weitere Schätze übergeben worden sein sollen. Man erkennt demnach Ähnlichkeiten zu dem Vorgehen des Antiochos in Baktrien. Beide Male schließt er Verträge mit dem lokalen Herrscher und scheint weniger auf einen Beutezug bedacht. Zwar erhält er in Indien einige Geldmittel bzw. Waren, doch war es ihm vornehmlich daran gelegen, sein Heer zu verpflegen und sein Elefantenkontingent aufzustocken. Zu betonen ist allerdings, dass Antiochos in Baktrien anders als in Indien durchaus in Kämpfe verwickelt war. Sein schlagkräftiges Heer und seine militärischen Fähigkeiten waren potente Mittel, um seine Interessen durchzusetzen. Antiochos und sein Heer sollen von Indien aus erst nach Arachosien und dann weiter nach Karmanien gezogen sein. Auf welche Weise Antiochos dort seine Interessen durchsetzte, sagt Polybios nichts, wobei dieser wiederum das Ergebnis der langen Reise betont: die Sicherung der selekuidischen Herrschaft im Osten.

Eben jene Konsolidierung seiner Herrschaft, war sicherlich ein Motivationsgrund für Antiochos‘ langen Aufenthalt im Osten, da die Kontrolle über diese Regionen in den Regierungsjahren seiner Vorgänger immer schwächer geworden war. Insbesondere der so in Vernachlässigung geratene Grenzschutz gegen die Nomandevölker sei hier betont. Hervorzuheben ist allerdings, dass es Antiochos offensichtlich nicht unbedingt daran gelegen war, die direkte Kontrolle über die östlichen Gebiete in Form von Satrapien zu erlangen bzw. wiederzuerlangen. Die Geschehnisse in Baktrien verdeutlichen dies und zeigen, dass Antiochos sich durchaus mit eigenständigen Königreichen zufrieden gab, solange seleukidische Interessen gewahrt wurden. Zumal dem baktrischen König Euthydemos eines ganz klar gewesen sein muss: Er durfte allein auf Gnaden des Antiochos seinen Königstitel behalten. Auch war Euthydemos ein Grieche und dass Antiochos sich dessen Sohn vorgeführt haben lassen soll und dass er diesem, nachdem er sich von dessen Tauglichkeit überzeugt haben soll, zudem eine seiner Töchter zur Frau gegeben habe, ist hier wichtig zu beachten. Beides weist daraufhin, dass Antiochos an einer langfristigen und engen Beziehung zu dem baktrischen Königshaus gelegen war. Baktrien wurde so zu einem griechischen Außenposten der Seleukiden an der nordöstlichen Grenze des Reiches und wenn schon nicht offiziell, so doch inoffiziell von Antiochos kontrolliert.

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Podcast-Hinweise
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Die Stadtgründungen im Seleukidenreich

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Appian / Strabon
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App. Syr. 57-58 – Original:

[57] […] πόλεις δὲ ᾤκισεν ἐπὶ τὸ μῆκος τῆς ἀρχῆς ὅλης ἑκκαίδεκα μὲν Ἀντιοχείας ἐπὶ τῷ πατρί, πέντε δὲ ἐπὶ τῇ μητρὶ Λαοδικείας, ἐννέα δ᾽ ἐπωνύμους ἑαυτοῦ, τέσσαρας δ᾽ ἐπὶ ταῖς γυναιξί, τρεῖς Ἀπαμείας καὶ Στρατονίκειαν μίαν. καὶ εἰσὶν αὐτῶν ἐπιφανέσταται καὶ νῦν Σελεύκειαι μὲν ἥ τε ἐπὶ τῇ θαλάσσῃ καὶ ἡ ἐπὶ τοῦ Τίγρητος ποταμοῦ, Λαοδίκεια δὲ ἡ ἐν τῇ Φοινίκῃ καὶ Ἀντιόχεια ἡ ὑπὸ τῷ Λιβάνῳ ὄρει καὶ ἡ τῆς Συρίας Ἀπάμεια. τὰς δὲ ἄλλας ἐκ τῆς Ἑλλάδος ἢ Μακεδονίας ὠνόμαζεν, ἢ ἐπὶ ἔργοις ἑαυτοῦ τισιν, ἢ ἐς τιμὴν Ἀλεξάνδρου τοῦ βασιλέως: […]

[58] […] ἐς δὲ τὴν ἐπὶ τοῦ Τίγρητος ἡμέραν ἐπιλέξασθαι τοὺς μάγους κελευομένους, καὶ τῆς ἡμέρας ὥραν, ᾗ τῶν θεμελίων ἄρξασθαι τῆς ὀρυχῆς ἔδει, ψεύσασθαι τὴν ὥραν τοὺς μάγους, οὐκ ἐθέλοντας ἐπιτείχισμα τοιόνδε σφίσι γενέσθαι. καὶ Σέλευκος μὲν ἐν τῇ σκηνῇ τὴν δεδομένην ὥραν ἀνέμενεν, ὁ δὲ στρατὸς ἐς τὸ ἔργον ἕτοιμος, ἀτρεμῶν ἔστε σημήνειεν ὁ Σέλευκος, ἄφνω κατὰ τὴν αἰσιωτέραν ὥραν δόξαντές τινα κελεύειν ἐπὶ τὸ ἔργον ἀνεπήδησαν, ὡς μηδὲ τῶν κηρύκων ἐρυκόντων ἔτι ἀνασχέσθαι. τὸ μὲν δὴ ἔργον ἐξετετέλεστο, Σελεύκῳ δὲ ἀθύμως ἔχοντι, καὶ τοὺς μάγους αὖθις ἀνακρίνοντι περὶ τῆς πόλεως, ἄδειαν αἰτήσαντες ἔλεγον οἱ μάγοι: ‘τὴν πεπρωμένην ὦ βασιλεῦ μοῖραν, χείρονά τε καὶ κρείσσονα, οὐκ ἔστιν οὔτε ἀνδρὸς οὔτε πόλεως ἐναλλάξαι. μοῖρα δέ τις καὶ πόλεών ἐστιν ὥσπερ ἀνδρῶν. καὶ τήνδε χρονιωτάτην μὲν ἐδόκει τοῖς θεοῖς γενέσθαι, ἀρχομένην ἐκ τῆσδε τῆς ὥρας ἧς ἐγένετο: δειμαίνοντες δ᾽ ἡμεῖς ὡς ἐπιτείχισμα ἡμῖν ἐσομένην, παρεφέρομεν τὸ πεπρωμένον. τὸ δὲ κρεῖσσον ἦν καὶ μάγων πανουργούντων καὶ βασιλέως ἀγνοοῦντος αὐτό. τοιγάρτοι τὸ δαιμόνιον τὰ αἰσιώτερα τῷ στρατῷ προσέταξεν. καὶ τοῦτο ἔνι σοι καταμαθεῖν ὧδε, ἵνα μή τι καὶ νῦν ἡμᾶς ἔτι τεχνάζειν ὑπονοῇς. αὐτός τε γὰρ ὁ βασιλεὺς σὺ τῷ στρατῷ παρεκάθησο, καὶ τὸ κέλευσμα αὐτὸς ἐδεδώκεις ἀναμένειν: καὶ ὁ εὐπειθέστατος ὤν σοι πρὸς κινδύνους καὶ πόνους οὐκ ἠνέσχετο νῦν οὐδὲ ἀναπαύσεως ἐπιτάγματος, ἀλλ᾽ ἀνέθορεν, οὐδὲ ἀνὰ μέρος ἀλλ᾽ ἀθρόως, ἐπιστάταις αὐτοῖς, καὶ ἐνόμιζε κεκελεῦσθαι. καὶ ἐκεκέλευστο δή: διόπερ οὐδὲ σοῦ κατερύκοντος αὐτοὺς ἔτι ἐπείθοντο. τί ἂν οὖν βασιλέως ἐν ἀνθρώποις εἴη καρτερώτερον ἄλλο θεοῦ; ὃς τῆς σῆς γνώμης ἐπεκράτησε, καὶ ἡγεμόνευσέ σοι τῆς πόλεως ἀντὶ ἡμῶν, δυσμεναίνων ἡμῖν τε καὶ γένει παντὶ τῷ περιοίκῳ. ποῦ γὰρ ἔτι τὰ ἡμέτερα ἰσχύσει, δυνατωτέρου γένους παρῳκισμένου; ἡ μὲν δὴ πόλις σοι γέγονε σὺν τύχῃ καὶ μεγιστεύσει καὶ χρόνιος ἔσται: σὺ δὲ ἡμῖν, ἐξαμαρτοῦσιν ὑπὸ δέους οἰκείων ἀγαθῶν ἀφαιρέσεως, τὴν συγγνώμην βεβαίου.’ ταῦτα τῶν μάγων εἰπόντων ὁ βασιλεὺς ἥσθη καὶ συνέγνω.

Strab. 16.1.5 – Original:

[5] ῾η δὲ Βαβυλὼν καὶ αὐτὴ μέν ἐστιν ἐν πεδίῳ, τὸν δὲ κύκλον ἔχει τοῦ τείχους τριακοσίων ἑξήκοντα πέντε σταδίων, πάχος δὲ τοῦ τείχους ποδῶν δύο καὶ τριάκοντα, ὕψος δὲ τῶν μὲν μεσοπυργίων πήχεις πεντήκοντα τῶν δὲ πύργων ἑξήκοντα, ἡ δὲ πάροδος τοῖς ἐπὶ τοῦ τείχους ὥστε τέθριππα ἐναντιοδρομεῖν ἀλλήλοις ῥᾳδίως: διόπερ τῶν ἑπτὰ θεαμάτων λέγεται καὶ τοῦτο καὶ ὁ κρεμαστὸς κῆπος ἔχων ἐν τετραγώνῳ σχήματι ἑκάστην πλευρὰν τεττάρων πλέθρων: συνέχεται δὲ ψαλιδώμασι καμαρωτοῖς ἐπὶ πεττῶν ἱδρυμένοις κυβοειδῶν ἄλλοις ἐπ᾽ ἄλλοις: οἱ δὲ πεττοὶ κοῖλοι πλήρεις γῆς ὥστε δέξασθαι φυτὰ δένδρων τῶν μεγίστων, ἐξ ὀπτῆς πλίνθου καὶ ἀσφάλτου κατεσκευασμένοι καὶ αὐτοὶ καὶ αἱ ψαλίδες καὶ τὰ καμαρώματα. […] ἀλλὰ καὶ τὰ λοιπὰ ὠλιγωρήθη καὶ κατήρειψαν τῆς πόλεως τὰ μὲν οἱ Πέρσαι τὰ δ᾽ ὁ χρόνος καὶ ἡ τῶν Μακεδόνων ὀλιγωρία περὶ τὰ τοιαῦτα, καὶ μάλιστα ἐπειδὴ τὴν Σελεύκειαν ἐπὶ τῷ Τίγρει πλησίον τῆς Βαβυλῶνος ἐν τριακοσίοις που σταδίοις ἐτείχισε Σέλευκος ὁ Νικάτωρ. καὶ γὰρ ἐκεῖνος καὶ οἱ μετ᾽ αὐτὸν ἅπαντες περὶ ταύτην ἐσπούδασαν τὴν πόλιν καὶ τὸ βασίλειον ἐνταῦθα μετήνεγκαν: καὶ δὴ καὶ νῦν ἡ μὲν γέγονε Βαβυλῶνος μείζων ἡ δ᾽ ἔρημος ἡ πολλή, ὥστ᾽ ἐπ᾽ αὐτῆς μὴ ἂν ὀκνῆσαί τινα εἰπεῖν ὅπερ ἔφη τις τῶν κωμικῶν ἐπὶ τῶν Μαγαλοπολιτῶν τῶν ἐν Ἀρκαδίᾳ ‘ἐρημία μεγάλη ‚στὶν ἡ Μεγάλη πόλις.’

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Übersetzung: Horace White / H.C. Hamilton, W. Falconer
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Übersetzung:

[57] […] He built cities throughout the entire length of his dominions and named sixteen of them Antioch after his father, five Laodicea after his mother, nine after himself, and four after his wives, that is, three Apamea and one Stratonicea. Of these the two most renowned at the present time are the two Seleucias, one on the sea and the other on the river Tigris, Laodicea in Phœnicia, Antioch under Mount Lebanon, and Apamea in Syria. To others he gave names from Greece or Macedonia, or from his own exploits, or in honor of Alexander; […]

[58] […] They say, also, that when the Magi were ordered to indicate the propitious day and hour for beginning the foundations of Seleucia-on-the-Tigris they falsified as to the hour because they did not want to have such a stronghold built against themselves. While the king was waiting in his tent for the appointed hour, and the army, in readiness to begin the work, stood quietly till Seleucus should give the signal, suddenly, at the true hour of destiny, they seemed to hear a voice ordering them on. So they sprang to their work with such alacrity that the heralds who tried to stop them were not able to do so. When the work was brought to an end Seleucus, being troubled in his mind, again made inquiry of the Magi concerning his city, and they, having first secured a promise of impunity, replied, „That which is fated, O King, whether it be for better or worse, neither man nor city can change, for there is a fate for cities as well as for men. It pleases the gods that this city shall endure for ages, because it was begun on the hour on which it was begun. We feared lest it should be a stronghold against ourselves, and falsified the appointed time. Destiny is stronger than crafty Magi or an unsuspecting king. For that reason the deity announced the more propitious hour to the army. It is permitted you to know these things so surely that you need not suspect us of deception still, for you were presiding over the army yourself, as king, and you had yourself ordered them to wait; but the army, ever obedient to you in facing danger and toil, could not now be restrained, even when you gave them the order to stop, but sprang to their work, not a part of them merely, but all together, and their officers with them, thinking that the order had been given. In fact it had been given. That was the reason why not even you could hold them back. What can be stronger in human affairs than a king, unless it be a god, who overcame your intention and supplanted us in giving you directions about the city; for the god is in hostility to us and to all the people round about? What can our resources avail hereafter with a more powerful race settled along side of us? This city of yours has had a fortunate beginning, it will be great and enduring. We beg that you will confirm your pardon of our fault which we committed from fear of the loss of our own prosperity.“ The king was pleased with what the Magi said and pardoned them.

[5] Babylon itself also is situated in a plain. The wall is 385 stadia in circumference, and 32 feet in thickness. The height of the space between the towers is 50, and of the towers 60 cubits. The roadway upon the walls will allow chariots with four horses when they meet to pass each other with ease. Whence, among the seven wonders of the world, are reckoned this wall and the hanging garden: the shape of the garden is a square, and each side of it measures four plethra. It consists of vaulted terraces, raised one above another, and resting upon cube-shaped pillars. These are hollow and filled with earth to allow trees of the largest size to be planted. The pillars, the vaults, and the terraces are constructed of baked brick and asphalt. […] other works also were neglected, and the city was dilapidated, partly by the Persians, partly by time, and, through the indifference of the Macedonians to things of this kind, particularly after Seleucus Nicator had fortified Seleucia on the Tigris near Babylon, at the distance of about 300 stadia. Both this prince and all his successors directed their care to that city, and transferred to it the seat of empire. At present it is larger than Babylon; the other is in great part deserted, so that no one would hesitate to apply to it what one of the comic writers said of Megalopolitæ in Arcadia, “The great city is a great desert.”

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Niklas Rempe
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App. Syr. 57-58 / Strab. 16.1.5

Leitfragen:

1) Geben Sie Appians Beschreibung der Städtegründungen des Seleukos I. wieder.

2) Was passierte nach Strabon durch die Gründung von Seleukeia mit Babylon?

3) Was für Rückschlüsse lassen die beiden Quellenpassagen über Kolonie- und Städtegründungen im Seleukidenreich zu?

Kommentar:

Appian beschreibt in der vorliegenden Quellenpassage, wie sich Seleukos I. als Diadochenherrscher über das Seleukidenreich für verschiedene Städtegründungen verantwortlich zeigt. In allen Teilen seines großen Reiches habe er sie vorgenommen, wobei die griechische Namensgebung auffällig ist. Zwei Städte, die er nach sich selber benannt habe – Seleukeia in Pierien und Seleukia am Tigris – seien auch zu Appians Zeit (am Anfang des zweiten Jahrhunderts n. Chr.) noch groß und bekannt gewesen. Der Geschichtsschreiber gibt zudem eine Anekdote über die Gründung von Seleukeia am Tigris wieder. Seleukos habe die einheimischen Magier – gemeint sind die zoroastischen Priester Babylons – damit beauftragt, den günstigsten Zeitpunkt für die Fundamentlegung der Stadt festzulegen. Diese hätten den makedonischen Fremdherrscher allerdings nicht dabei helfen wollen, eine griechische Stadt in ihrem Land zu gründen und so den Bau absichtlich hinausgezögert. Nach Appian habe den Magiern eine göttliche Stimme genau zur rechten Zeit befohlen, Seleukos Bescheid zu geben. Die Arbeiten hätten daraufhin begonnen, wobei die Magier ihren Sabotageversuch dem König zudem gebeichtet hätten. Die Furcht vor der Fremdherrschaft und dem Verlust ihrer Macht hätte sie dazu getrieben; nun allerdings hätten sie eingesehen, dass der Städtebau Willen der Gottheit sei und somit auch Seleukos‘ Herrschaft über das Gebiet.

Strabon gibt in seinem historisch-geographischen Werk aus dem Anfang des ersten Jahrhunderts eine kurze Beschreibung von Babylon. So beschreibt er die große und eindrucksvolle Stadtmauer und auch die hängenden Gärten von Babylon – eines der antiken Weltwunder. Babylon habe allerdings zu seiner Zeit von seinem alten Glanz verloren. Diese Entwicklung gehe schon auf die Perser zurück, wobei sie auch nach der Eroberung der Stadt durch Alexander weiter fortgeschritten sei. Zwar hätte dieser Babylon noch als Hauptstadt seines Weltreichs etabliert, doch hätten die nachfolgenden makedonischen Könige die Stadt weiter verfallen lassen. Insbesondere die Gründung von Seleukos am Tigris durch Seleukos I. habe Babylon geschadet. Begründet sei dies zum einen mit der relativen Nähe dieser neuen Großstadt gewesen und zum anderen in dem Umstand, dass Seleukeia zur neuen Hauptstadt des Seleukidenreiches gemacht worden sei. Seleukeia  wuchs so immer weiter, und Babylon verkam so durch mangelnde Pflege und den Verlust an Einfluss. Die einst so große Stadt sei zu Strabons Zeit nunmehr nur noch eine große Wüste.

Beide Quellenpassagen geben einen guten Einblick in die Städtegründungen im seleukidischen Reich und deren Auswirkungen. Anfänglich sei auf die Magier verwiesen. Als angesehene und einflussreiche soziale Gruppe im alten persischen Reich konnten sie sich mit ihrem Machtverlust, der spätestens nach Alexanders Tod einsetzte, anfangs offensichtlich nicht abfinden. Sie befürchteten, dass die neuen griechischen Städte wie Seleukeia ihre Kultur verdrängen könnten. Ob sich die Anekdote, wie sie Appian berichtet, wirklich genauso abgespielt hat, ist fraglich; eindeutig ist allerdings, dass die dort geschilderten Befürchtungen der Magier in römischer Zeit durchaus eingetroffen waren. Die Stadt Bayblon verlor an Macht und Prestige und auch ihr Rang als Hauptstadt wurde ihr abspenstig gemacht, wobei die nahe Gründung von Seleukeia großen Einfluss auf diese Entwicklung gehabt hat. Seleukeia am Tigris – wenn auch als Hauptstadt sicherlich von herausragender Bedeutung – war allerdings keineswegs die einzige Stadtgründung des Seleukos und seiner Nachfolger. Anders als bei den Ptolemäern wurden im Seleukidenreich überall im Land griechische bzw. makedonische Städte gegründet –, wobei nicht nur der Name griechisch war, sondern auch ihre Bauten und der größte Teil ihrer Bewohner. Eine Vermischung der im Seleukidenreich so vielfältigen Kulturen scheint so erschwert worden zu sein.

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Der Handel im Hellenismus

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Polybios / Strabon
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Pol. 4.38 – Original:

[1] Βυζάντιοι κατὰ μὲν θάλατταν εὐκαιρότατον οἰκοῦσι τόπον καὶ πρὸς ἀσφάλειαν καὶ πρὸς εὐδαιμονίαν πάντη τῶν ἐν τῇ καθ᾽ ἡμᾶς οἰκουμένῃ, κατὰ δὲ γῆν πρὸς ἀμφότερα πάντων ἀφυέστατον. [2] κατὰ μὲν γὰρ θάλατταν οὕτως ἐπίκεινται τῷ στόματι τοῦ Πόντου κυρίως ὥστε μήτ᾽ εἰσπλεῦσαι μήτ᾽ ἐκπλεῦσαι μηδένα δυνατὸν εἶναι τῶν ἐμπόρων χωρὶς τῆς ἐκείνων βουλήσεως. [3] ἔχοντος δὲ τοῦ Πόντου πολλὰ τῶν πρὸς τὸν βίον εὐχρήστων τοῖς ἄλλοις ἀνθρώποις, πάντων εἰσὶ τούτων κύριοι Βυζάντιοι. [4] πρὸς μὲν γὰρ τὰς ἀναγκαίας τοῦ βίου χρείας τά τε θρέμματα καὶ τὸ τῶν εἰς τὰς δουλείας ἀγομένων σωμάτων πλῆθος οἱ κατὰ τὸν Πόντον ἡμῖν τόποι παρασκευάζουσι δαψιλέστατον καὶ χρησιμώτατον ὁμολογουμένως: πρὸς δὲ περιουσίαν μέλι, κηρόν, τάριχος ἀφθόνως ἡμῖν χορηγοῦσι. [5] δέχονται γε μὴν τῶν ἐν τοῖς παρ᾽ ἡμῖν τόποις περιττευόντων ἔλαιον καὶ πᾶν οἴνου γένος: σίτῳ δ᾽ ἀμείβονται, ποτὲ μὲν εὐκαίρως διδόντες, ποτὲ δὲ λαμβάνοντες. [6] πάντων δὴ τούτων ἢ κωλύεσθαι δέον ἦν ὁλοσχερῶς τοὺς Ἕλληνας ἢ τελέως ἀλυσιτελῆ γίνεσθαι σφίσι τὴν ἀλλαγὴν αὐτῶν, Βυζαντίων ἤτοι βουλομένων ἐθελοκακεῖν καὶ συνδυάζειν ποτὲ μὲν Γαλάταις, τοτὲ δὲ πλείονα Θρᾳξὶν ἢ τὸ παράπαν μὴ κατοικούντων τοὺς τόπους: [7] διά τε γὰρ τὴν στενότητα τοῦ πόρου καὶ τὸ παρακείμενον πλῆθος τῶν βαρβάρων ἄπλους ἂν ἡμῖν ἦν ὁμολογουμένως ὁ Πόντος. [8] μέγιστα μὲν οὖν ἴσως αὐτοῖς ἐκείνοις περιγίνεται λυσιτελῆ πρὸς τοὺς βίους διὰ τὰς τῶν τόπων ἰδιότητας: [9] ἅπαν γὰρ τὸ μὲν περιττεῦον παρ᾽ αὐτοῖς ἐξαγωγῆς, τὸ δὲ λεῖπον εἰσαγωγῆς ἑτοίμου τυγχάνει καὶ λυσιτελοῦς ἄνευ πάσης κακοπαθείας καὶ κινδύνου: [10] πολλά γε μὴν καὶ τοῖς ἄλλοις εὔχρηστα δι᾽ ἐκείνους, ὡς εἰρήκαμεν, ἀπαντᾷ. διὸ καὶ κοινοί τινες ὡς εὐεργέται πάντων ὑπάρχοντες εἰκότως ἂν οὐ μόνον χάριτος, ἀλλὰ καὶ ἐπικουρίας κοινῆς τυγχάνοιεν ὑπὸ τῶν Ἑλλήνων κατὰ τὰς ὑπὸ τῶν βαρβάρων περιστάσεις. [11] ἐπεὶ δὲ παρὰ τοῖς πλείστοις ἀγνοεῖσθαι συνέβαινε τὴν ἰδιότητα καὶ τὴν εὐφυΐαν τοῦ τόπου, διὰ τὸ μικρὸν ἔξω κεῖσθαι τῶν ἐπισκοπουμένων μερῶν τῆς οἰκουμένης, [12] βουλόμεθα δὲ πάντες εἰδέναι τὰ τοιαῦτα, καὶ μάλιστα μὲν αὐτόπται γίνεσθαι τῶν ἐχόντων παρηλλαγμένον τι καὶ διαφέρον τόπων, εἰ δὲ μὴ τοῦτο δυνατόν, ἐννοίας γε καὶ τύπους ἔχειν ἐν αὑτοῖς ὡς ἔγγιστα τῆς ἀληθείας, [13] ῥητέον ἂν εἴη τί τὸ συμβαῖνόν ἐστι καὶ τί τὸ ποιοῦν τὴν τηλικαύτην καὶ τοιαύτην εὐπορίαν τῆς προειρημένης πόλεως.

Strab. 14.5.2 – Original:

ἡ δὲ τῶν ἀνδραπόδων ἐξαγωγὴ προὐκαλεῖτο μάλιστα εἰς τὰς κακουργίας ἐπικερδεστάτη γενομένη: καὶ γὰρ ἡλίσκοντο ῥᾳδίως, καὶ τὸ ἐμπόριον οὐ παντελῶς ἄπωθεν ἦν μέγα καὶ πολυχρήματον, ἡ Δῆλος, δυναμένη μυριάδας ἀνδραπόδων αὐθημερὸν καὶ δέξασθαι καὶ ἀποπέμψαι, ὥστε καὶ παροιμίαν γενέσθαι διὰ τοῦτο ‘ἔμπορε, κατάπλευσον, ἐξελοῦ, πάντα πέπραται.’ αἴτιον δ᾽ ὅτι πλούσιοι γενόμενοι Ῥωμαῖοι μετὰ τὴν Καρχηδόνος καὶ Κορίνθου κατασκαφὴν οἰκετείαις ἐχρῶντο πολλαῖς: ὁρῶντες δὲ τὴν εὐπέτειαν οἱ λῃσταὶ ταύτην ἐξήνθησαν ἀθρόως, αὐτοὶ καὶ λῃζόμενοι καὶ σωματεμποροῦντες.

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Übersetzung: Evelyn S. Shuckburgh / H. C. Hamilton, W. Falconer
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Übersetzung:

As far as the sea is concerned, Byzantium occupies a position the most secure and in every way the most advantageous of any town in our quarter of the world: while in regard to the land, its situation is in both respects the most unfavourable. By sea it so completely commands the entrance to the Pontus, that no merchant can sail in or out against its will. The Pontus therefore being rich in what the rest of the world requires for the support of life, the Byzantines are absolute masters of all such things. For those commodities which are the first necessaries of existence, cattle and slaves, are confessedly supplied by the districts round the Pontus in greater profusion, and of better quality, than by any others: and for luxuries, they supply us with honey, wax, and salt-fish in great abundance; while they take our superfluous stock of olive oil and every kind of wine. In the matter of corn there is a mutual interchange, they supplying or taking it as it happens to be convenient. Now the Greeks would necessarily have been excluded entirely from traffic in these articles, or at least would have had to carry it on at a loss, if the Byzantines had adopted a hostile attitude, and made common cause formerly with the Gauls, or still more at this time with the Thracians, or had abandoned the place altogether: for owing to the narrowness of the strait, and the number of the barbarians along its shores, it would have become entirely impassable to our ships. The Byzantines themselves probably feel the advantages of the situation, in the supplies of the necessaries of life, more than any one else; for their superfluity finds a ready means of export, and what they lack is readily imported, with profit to themselves, and without difficulty or danger: but other people too, as I have said, get a great many commodities by their means. As common benefactors therefore of all Greece they might justly expect, not only gratitude, but the united assistance of Greeks, when threatened by the barbarians.

The exportation of slaves was the chief cause of inducing them to commit criminal acts, for this traffic was attended with very great profit, and the slaves were easily taken. Delos was at no great distance, a large and rich mart, capable of receiving and transporting, when sold, the same day, ten thousand slaves; so that hence arose a proverbial saying, “‘Merchant, come into port, discharge your freight—everything is sold.’” The Romans, having acquired wealth after the destruction of Carthage and Corinth, employed great numbers of domestic slaves, and were the cause of this traffic. The pirates, observing the facility with which slaves could be procured, issued forth in numbers from all quarters, committing robbery and dealing in slaves.

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Autor_in: Niklas Rempe
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Pol. 4.38 / Strab. 14.5.2

Leitfragen:

1) Geben Sie Polybios‘ Beschreibung von Byzanz als Handelszentrum wieder.

2) Welche Gefahren für den Seehandel können aus den beiden Quellenpassagen ausgemacht werden?

3) Welche Rückschlüsse lassen die beiden Quellenpassagen über den Handel im Hellenismus zu?

Kommentar:

In der vorliegenden Quellenpassage ist eine Beschreibung Byzanz‘ – dem heutigen Istanbul – nachzuvollziehen. Insbesondere der Handel und Byzanz‘ Rolle als entsprechender Umschlagplatz wird von Polybios hervorgehoben. So sei die Lage der Stadt am Bosporus für den Handel von großem Vorteil. Kein Händler könne die Meerenge zwischen dem Mittelmeer und dem Schwarzen Meer (Pontus) durchfahren, ohne an Byzanz vorbeizukommen. Würde die Stadt sich entschließen, den Bosporus zu blockieren, würde der wichtige Handel mit der Schwarzmeerregion zusammenbrechen. Byzanz kontrolliere folglich jeglichen Warenverkehr zwischen den beiden Meeren. Nach Polybios seien diese Waren zudem zahlreich vorhanden, wobei insbesondere die Küstenregionen des Schwarzen Meeres entsprechende Güter hervorbringe. So würden aus der Schwarzmeerregion über Byzanz sowohl Vieh und Sklaven als auch Honig, Wachs und Stockfisch in das Mittelmeer importiert und Olivenöl und Wein exportiert. Aber auch die Stadt selber könne als Zwischenstation auf den Handelswegen ohne eigenes Risiko an Waren, welche die Bürger Byzanz‘ benötigen, herankommen und daraus Profit schlagen.

Byzanz drohten nach Polybios allerdings trotz – oder gerade wegen – seiner für den Handel so wichtigen geographischen Lage durchaus einige Gefahren. Insbesondere die Bewohner der Länder um das Schwarze Meer und die Thraker hätten der Stadt immer wieder gefährlich werden können. Außerdem zeigt der Quellenausschnitt aus Strabons geographischem Werk gut, was im Hellenismus immer mit einer Anhäufung von Waren und Reichtümern einherging: Piraten. Byzanz‘ Rolle als derart wichtiger Umschlagplatz im Warentransfer mit dem Schwarzen Meer eröffnete der Stadt allerdings einen Ausweg aus diesen Gefahren. So schreibt Polybios, dass die verschiedenen griechischen Städte, Bünde und Reiche der Mittelmeerwelt derart von den Waren, die durch den Bosporos verschifft wurden – und damit von Byzanz – abhängig waren, dass die Griechen für den Schutz der Stadt sorgten.

Es können nunmehr verschiedene Rückschlüsse aus den beiden Quellenpassagen im Kontext des Handels des Hellenismus gezogen werden. Auf die Gefahren wurde schon hingewiesen, wobei Polybios‘ Beschreibung von Byzanz und den vielen Waren, die dort umgeschlagen wurden, die Lukrativität des Handels der Zeit und der Region bezeugt. Das Sprichwort, welches nach Strabon zu dieser Zeit über den Hafen von Delos im Umlauf gewesen sein soll, unterstreicht diesen Eindruck, wenn eine derart große Nachfrage an Waren impliziert wird, dass die Handelsschiffe schon bei Einfahrt in den Hafen all ihre Fracht verkauft hätten. Ebenfalls bei Strabon wird deutlich, welche Ware im Hellenismus derart nachgefragt war: Sklaven. Sowohl aus der Schwarzmeerregion – die schon in früheren Zeiten eine große Rolle im Handel der Griechen gespielt hatte – als auch aus Raubzügen der Piraten des Mittelmeers wurde der Sklavenmarkt auf Delos gut versorgt. Insbesondere aber die Kriege der Region (Strabon führt z.B. die Kriege Roms mit Karthago an) lieferten große Mengen an neuen Sklaven. Generell ging mit dem Machtzuwachs, den das römische Reich insbesondere am Ende der Hellenistischen Epoche gewann, auch die gesteigerte Nachfrage an Waren auf Seiten Roms einher.

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Piraterie und Söldnerwesen im Hellenismus

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Autor_in: Polybios
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Pol. 2.4.7-5.4 – Original:

[7] τὴν δὲ βασιλείαν ἡ γυνὴ Τεύτα διαδεξαμένη τὸν κατὰ μέρος χειρισμὸν τῶν πραγμάτων ἐποιεῖτο διὰ τῆς τῶν φίλων πίστεως. [8] χρωμένη δὲ λογισμοῖς γυναικείοις καὶ πρὸς αὐτὸ τὸ γεγονὸς εὐτύχημα μόνον ἀποβλέπουσα, τῶν δ᾽ ἐκτὸς οὐδὲν περισκεπτομένη πρῶτον μὲν συνεχώρησε τοῖς κατ᾽ ἰδίαν πλέουσι λῄζεσθαι τοὺς ἐντυγχάνοντας, [9] δεύτερον δ᾽ ἁθροίσασα στόλον καὶ δύναμιν οὐκ ἐλάττω τῆς πρότερον ἐξέπεμψε, πᾶσαν παραλίαν ἀποδείξασα πολεμίαν τοῖς ἡγουμένοις. [1] οἱ δ᾽ ἐξαποσταλέντες τὴν μὲν πρώτην ἐπιβολὴν ἔσχον ἐπὶ τὴν Ἠλείαν καὶ τὴν Μεσσηνίαν: ταύτας γὰρ ἀεὶ τὰς χώρας Ἰλλυριοὶ πορθοῦντες διετέλουν. [2] διὰ γὰρ τὸ μῆκος τῆς παραλίας καὶ διὰ τὸ μεσογαίους εἶναι τὰς δυναστευούσας ἐν αὐταῖς πόλεις μακραὶ καὶ βραδεῖαι λίαν ἐγίνοντο τοῖς προειρημένοις αἱ παραβοήθειαι πρὸς τὰς ἀποβάσεις τῶν Ἰλλυριῶν: ὅθεν ἀδεῶς ἐπέτρεχον καὶ κατέσυρον ἀεὶ ταύτας τὰς χώρας. [3] οὐ μὴν ἀλλὰ τότε γενόμενοι τῆς Ἠπείρου κατὰ Φοινίκην προσέσχον ἐπισιτισμοῦ χάριν. [4] συμμίξαντες δὲ τῶν Γαλατῶν τισιν, οἳ μισθοφοροῦντες παρὰ τοῖς Ἠπειρώταις διέτριβον ἐν τῇ Φοινίκῃ, τὸ πλῆθος ὄντες εἰς ὀκτακοσίους, καὶ κοινολογηθέντες τούτοις περὶ προδοσίας τῆς πόλεως ἐξέβησαν, συγκαταθεμένων σφίσι τῶν προειρημένων, καὶ τῆς πόλεως ἐξ ἐφόδου καὶ τῶν ἐν αὐτῇ κύριοι κατέστησαν, συνεργησάντων ἔσωθεν αὐτοῖς τῶν Γαλατῶν.

Pol. 18.4.8-5.3 – Original:

[8] „πολλάκις γὰρ κἀμοῦ καὶ τῶν ἄλλων Ἑλλήνων διαπρεσβευομένων πρὸς ὑμᾶς, ἵνα τὸν νόμον ἄρητε τὸν διδόντα τὴν ἐξουσίαν ὑμῖν ἄγειν λάφυρον ἀπὸ λαφύρου, πρότερον ἔφατε τὴν Αἰτωλίαν ἐκ τῆς Αἰτωλίας ἀρεῖν ἢ τοῦτον τὸν νόμον.“ [1] τοῦ δὲ Τίτου θαυμάσαντος τί τοῦτ᾽ ἐστίν, ὁ βασιλεὺς ἐπειρᾶτο διασαφεῖν αὐτῷ, λέγων ὅτι τοῖς Αἰτωλοῖς ἔθος ὑπάρχει μὴ μόνον πρὸς οὓς ἂν αὐτοὶ πολεμῶσι, τούτους αὐτοὺς ἄγειν καὶ τὴν τούτων χώραν, [2] ἀλλὰ κἂν ἕτεροί τινες πολεμῶσι πρὸς ἀλλήλους, ὄντες Αἰτωλῶν φίλοι καὶ σύμμαχοι, μηδὲν ἧττον ἐξεῖναι τοῖς Αἰτωλοῖς ἄνευ κοινοῦ δόγματος καὶ παραβοηθεῖν ἀμφοτέροις τοῖς πολεμοῦσι καὶ τὴν χώραν ἄγειν τὴν ἀμφοτέρων, [3] ὥστε παρὰ μὲν τοῖς Αἰτωλοῖς μήτε φιλίας ὅρους ὑπάρχειν μήτ᾽ ἔχθρας, ἀλλὰ πᾶσι τοῖς ἀμφισβητοῦσι περί τινος ἑτοίμους ἐχθροὺς εἶναι τούτους καὶ πολεμίους.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Übersetzung: Evelyn S. Shuckburgh
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Übersetzung:

[7] His wife Teuta succeeded him on the throne; and managed the various details of administration by means of friends whom she could trust. But her woman’s head had been turned by the success just related, and she fixed her gaze upon that, and had no eyes for anything going on outside the country. Her first measure was to grant letters of marque to privateers, authorising them to plunder all whom they fell in with; and she next collected a fleet and military force as large as the former one, and despatched them with general instructions to the leaders to regard every land as belonging to an enemy. [1] Their first attack was to be upon the coast of Elis and Messenia, which had been from time immemorial the scene of the raids of the Illyrians. For owing to the length of their seaboard, and to the fact that their most powerful cities were inland, troops raised to resist them had a great way to go, and were long in coming to the spot where the Illyrian pirates landed; who accordingly overran those districts, and swept them clean without having anything to fear. However, when this fleet was off Phoenice in Epirus they landed to get supplies. There they fell in with some Gauls, who to the number of eight hundred were stationed at Phoenice, being in the pay of the Epirotes; and contracted with them to betray the town into their hands. Having made this bargain, they disembarked and took the town and everything in it at the first blow, the Gauls within the walls acting in collusion with them.

[8] „For though I sent envoy after envoy to you desiring that you would repeal the law which allows you the privilege of taking ’spoil from spoil,‘ you replied that rather than abolish this law you would remove Aetolia from Aetolia.“ [1] When Flamininus expressed some wonder at what he meant by this, the king tried to explain it to him by saying that „The Aetolian custom was this. They not only plundered those with whom they were at war, and harried their country; but, if certain other nations were at war with each other, even though both were friends and allies of the Aetolians, none the less the Aetolians might, without a formal decree of the people, take part with both combatants and plunder the territory of both. The result was that in the eyes of the Aetolians there were no defined limits of friendship or enmity, but they were ready to be the enemies and assailers of all who had a dispute on anything.“

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Niklas Rempe
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Pol. 2.4.7-5.4 / Pol. 18.4.8-5.3

Leitfragen:

1) Geben Sie Polybios‘ Beschreibung der illyrischen Piraten wieder.

2) Vergleichen Sie die beiden Quellenpassagen in Bezug auf das Verhalten der Aitoler und Illyrer.

3) Welche Rückschlüsse lassen sich aus Polybios‘ Darstellungen über die Piraterie im Hellenismus ziehen?

Kommentar:

Polybios beschreibt in dem ersten Quellenausschnitt das Verhalten der Labeaten – eines illyrischen Stammes –, nachdem eine gewisse Teuta ihrem verstorbenen Mann 231 v. Chr. auf den Thron folgte. Ihre erste Amtshandlung sei demnach gewesen, einen Kaperbrief an private Seefahrer auszustellen. Danach soll sie zum selben Zweck – dem Plündern und Ausrauben eines jeden fremden Schiffes oder Hafens – eigens eine illyrische Flotte aufgestellt haben. Ihr erstes Ziel sei die Küste der westlichen Peloponnes gewesen. Da gut befestigte Städte dort nur im Binnenland angesiedelt gewesen seien, sei es den illyrischen Piraten gelungen, die Küstenhäfen der Region ohne großen Widerstand zu plündern. In Phoinike im Süden von Epirus zeigte sich nach Polybios zudem, dass auch eine wehrfähige Stadt nicht unbedingt vor ihnen sicher war. So sollen die Piraten die dort stationierten Söldner zum Verrat überredet haben, was schlussendlich zur Plünderung der Stadt sowohl durch die Illyrer als auch durch die Söldner geführt haben soll.

Polybios‘ Darstellung der illyrischen Piraten unter ihrer Königin Teuta lassen sich gut mit seiner Beschreibung der Aitoler vergleichen. So gibt er eine Rede des makedonischen Königs Philip V. wieder, in der er dem römischen Feldherren Flamininus die Eigenarten der Aitoler erklärt. Diese hätten ein Gesetz, welches ihnen erlaube, alle Nationen und Gebiete, ob Freund oder Feind, zu plündern und zu berauben. Verträge oder sonstige Abmachungen würden für sie nicht gelten. Allein ihr Vorteil und Profit würden ihre Aktionen bestimmen. Außerdem würden die Aitoler dieses Gesetz derart hoch achten, dass sie eher ihre Heimat aufgeben als das Gesetz abschaffen würden. Die Parallelen zu der Darstellung der Illyrer sind deutlich: Beide würden nach Polybios raubend umherziehen und jegliches fremdes Eigentum zur Plünderung freigeben. Als Freibeuter sei so niemand vor ihnen sicher gewesen.

Zu betonen ist, dass sowohl die Illyrer als auch die Aitoler ein Gesetz bzw. eine königliche Erlaubnis für ihr Treiben gehabt zu haben scheinen. Sie handelten so nicht außerhalb ihrer eigenen Gesetze. Dass die Aitoler derartige Gesetze zudem hoch achteten, zeugt von der wichtigen Stellung, die solches Handeln in ihrer Gesellschaft eingenommen zu haben scheint. Wichtig ist hier natürlich zu bedenken, dass Polybios als Achaiier daran gelegen war, die verfeindeten Aitoler in einem möglichst schlechten Licht darzustellen. Nichtsdestoweniger gilt es zu hervorzuheben, dass die gesetzliche Grundlage der Illyrer und Aitoler und der Umstand, dass es sich nicht nur um einige wenige Schiffe und deren Mannschaften handelte, eine durchaus große und politische Dimension im Kontext der Piraterie bezeugen. Die Fahrten der Illyrer zeigen zudem, dass derartige Flotten durchaus fähig agieren konnten und sei es durch die Bestechung der ortsansässigen Söldnertruppen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass andere Quellen auch das Anheuern verschiedener Piratenkontingente in militärischen Auseinandersetzungen bezeugen. Im Hellenismus sollte man sie sich entsprechen eher als Söldnertruppen vorstellen, zumal die unscharfe Grenze dieser beiden „Berufsgruppen“ auch in der ersten Quellenpassage mehr als deutlich wird. Auch sei hier betont, welche durchaus große Rolle die Plünderfahrten der Piraten im Mittelmeer im Handel der Zeit einnahmen, da sie nicht zuletzt einen großen Anteil an dem florierenden Sklavenmarkt ausmachten.

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Die Wohltätigkeit im Hellenismus

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Polybios
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Pol. 5.88-90 – Original:

[88.1] Ῥόδιοι δὲ κατὰ τοὺς προειρημένους καιροὺς ἐπειλημμένοι τῆς ἀφορμῆς τῆς κατὰ τὸν σεισμὸν τὸν γενόμενον παρ᾽ αὐτοῖς βραχεῖ χρόνῳ πρότερον, ἐν ᾧ συνέβη τόν τε κολοσσὸν τὸν μέγαν πεσεῖν καὶ τὰ πλεῖστα τῶν τειχῶν καὶ τῶν νεωρίων, [2] οὕτως ἐχείριζον νουνεχῶς καὶ πραγματικῶς τὸ γεγονὸς ὡς μὴ βλάβης, διορθώσεως δὲ μᾶλλον, αὐτοῖς αἴτιον γενέσθαι τὸ σύμπτωμα. [3] τοσοῦτον ἄγνοια καὶ ῥᾳθυμία διαφέρει παρ᾽ ἀνθρώποις ἐπιμελείας καὶ φρονήσεως περί τε τοὺς κατ᾽ ἰδίαν βίους καὶ τὰς κοινὰς πολιτείας, ὥστε τοῖς μὲν καὶ τὰς ἐπιτυχίας βλάβην ἐπιφέρειν, τοῖς δὲ καὶ τὰς περιπετείας ἐπανορθώσεως γίνεσθαι παραιτίας. [4] οἱ γοῦν Ῥόδιοι τότε παρὰ τὸν χειρισμὸν τὸ μὲν σύμπτωμα ποιοῦντες μέγα καὶ δεινόν, αὐτοὶ δὲ σεμνῶς καὶ προστατικῶς κατὰ τὰς πρεσβείας χρώμενοι ταῖς ἐντεύξεσι καὶ ταῖς κατὰ μέρος ὁμιλίαις, εἰς τοῦτ᾽ ἤγαγον τὰς πόλεις, καὶ μάλιστα τοὺς βασιλεῖς, ὥστε μὴ μόνον λαμβάνειν δωρεὰς ὑπερβαλλούσας, ἀλλὰ καὶ χάριν προσοφείλειν αὐτοῖς τοὺς διδόντας. [5] Ἱέρων γὰρ καὶ Γέλων οὐ μόνον ἔδωκαν ἑβδομήκοντα καὶ πέντ᾽ ἀργυρίου τάλαντα πρὸς τὴν εἰς τὸ ἔλαιον τοῖς ἐν τῷ γυμνασίῳ χορηγίαν, τὰ μὲν παραχρῆμα, τὰ δ᾽ ἐν χρόνῳ βραχεῖ παντελῶς, ἀλλὰ καὶ λέβητας ἀργυροῦς καὶ βάσεις τούτων καί τινας ὑδρίας ἀνέθεσαν, [6] πρὸς δὲ τούτοις εἰς τὰς θυσίας δέκα τάλαντα καὶ τὴν ἐπαύξησιν τῶν πολιτῶν ἄλλα δέκα, χάριν τοῦ τὴν πᾶσαν εἰς ἑκατὸν τάλαντα γενέσθαι δωρεάν. [7] καὶ μὴν ἀτέλειαν τοῖς πρὸς αὐτοὺς πλοϊζομένοις ἔδοσαν καὶ πεντήκοντα καταπέλτας τριπήχεις. [8] καὶ τελευταῖον τοσαῦτα δόντες, ὡς προσοφείλοντες χάριν, ἔστησαν ἀνδριάντας ἐν τῷ τῶν Ῥοδίων δείγματι, στεφανούμενον τὸν δῆμον τῶν Ῥοδίων ὑπὸ τοῦ δήμου τοῦ Συρακοσίων.

[89.1] ἐπηγγείλατο δὲ καὶ Πτολεμαῖος αὐτοῖς ἀργυρίου τάλαντα τριακόσια καὶ σίτου μυριάδας ἀρταβῶν ἑκατόν, ξύλα δὲ ναυπηγήσιμα δέκα πεντήρων καὶ δέκα τριήρων, πευκίνων τετραγώνων πήχεις ἐμμέτρους τετρακισμυρίους, [2] καὶ χαλκοῦ νομίσματος τάλαντα χίλια, στυππίου τρισχίλι᾽, ὀθονίων ἱστοὺς τρισχιλίους, [3] εἰς τὴν τοῦ κολοσσοῦ κατασκευὴν τάλαντα τρισχίλι᾽, οἰκοδόμους ἑκατόν, ὑπουργοὺς τριακοσίους καὶ πεντήκοντα, καὶ τούτοις καθ᾽ ἕκαστον ἔτος εἰς ὀψώνιον τάλαντα δεκατέτταρα, [4] πρὸς δὲ τούτοις εἰς τοὺς ἀγῶνας καὶ τὰς θυσίας ἀρτάβας σίτου μυρίας δισχιλίας, καὶ μὴν εἰς σιτομετρίαν δέκα τριήρων ἀρτάβας δισμυρίας. [5] καὶ τούτων ἔδωκε τὰ μὲν πλεῖστα παραχρῆμα, τοῦ δ᾽ ἀργυρίου παντὸς τὸ τρίτον μέρος. [6] παραπλησίως Ἀντίγονος ξύλ᾽ ἀφ᾽ ἑκκαιδεκαπήχους ἕως ὀκταπήχους εἰς σφηκίσκων λόγον μύρια, στρωτῆρας ἑπταπήχεις πεντακισχιλίους, σιδήρου τάλαντα τρισχίλια, πίττης τάλαντα χίλι᾽, ἄλλης ὠμῆς μετρητὰς χιλίους, ἀργυρίου πρὸς τούτοις ἑκατὸν ἐπηγγείλατο τάλαντα, [7] Χρυσηὶς δ᾽ ἡ γυνὴ δέκα μὲν σίτου μυριάδας, τρισχίλια δὲ μολίβδου τάλαντα. [8] Σέλευκος δ᾽ ὁ πατὴρ Ἀντιόχου χωρὶς μὲν ἀτέλειαν τοῖς εἰς τὴν αὑτοῦ βασιλείαν πλοϊζομένοις, χωρὶς δὲ πεντήρεις μὲν δέκα κατηρτισμένας, σίτου δ᾽ εἴκοσι μυριάδας, [9] καὶ μὴν ξύλων καὶ ῥητίνης καὶ τριχὸς μυριάδας πηχῶν καὶ ταλάντων χιλιάδας.

[90] […] [5] ταῦτα μὲν οὖν εἰρήσθω μοι χάριν πρῶτον μὲν τῆς Ῥοδίων περὶ τὰ κοινὰ προστασίας — ἐπαίνου γάρ εἰσιν ἄξιοι καὶ ζήλου — δεύτερον δὲ τῆς τῶν νῦν βασιλέων μικροδοσίας καὶ τῆς τῶν ἐθνῶν καὶ πόλεων μικροληψίας, [6] ἵνα μηθ᾽ οἱ βασιλεῖς τέτταρα καὶ πέντε προϊέμενοι τάλαντα δοκῶσί τι ποιεῖν μέγα καὶ ζητῶσι τὴν αὐτὴν ὑπάρχειν αὐτοῖς εὔνοιαν καὶ τιμὴν παρὰ τῶν Ἑλλήνων, ἣν οἱ πρὸ τοῦ βασιλεῖς εἶχον, [7] αἵ τε πόλεις λαμβάνουσαι πρὸ ὀφθαλμῶν τὸ μέγεθος τῶν πρότερον δωρεῶν μὴ λανθάνωσιν ἐπὶ μικροῖς καὶ τοῖς τυχοῦσι νῦν τὰς μεγίστας καὶ καλλίστας προϊέμεναι τιμάς, [8] ἀλλὰ πειρῶνται τὸ κατ᾽ ἀξίαν ἑκάστοις τηρεῖν, ᾧ πλεῖστον διαφέρουσιν Ἕλληνες τῶν ἄλλων ἀνθρώπων.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Übersetzung: Evelyn S. Shuckburgh
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Übersetzung:

[88] About the same period the earthquake occurred at Rhodes, which overthrew the great Colossus and the larger part of the walls and dockyards. But the adroit policy of the Rhodians converted this misfortune into an opportunity; and under their skilful management, instead of adding to their embarrassments, it became the means of restoring their prosperity. So decisive in human affairs, public or private, is the difference between incapacity and good sense, between idle indifference and a close attention to business. Good fortune only damages the one, while disaster is but a means of recovery to the other. This was illustrated by the manner in which the Rhodians turned the misfortune that befell them to account. They enhanced its magnitude and importance by the prominence which they gave it, and the serious tone in which they spoke of it, as well by the mouth of their ambassadors as in the intercourse of private life; and they created thus such an effect upon other states, and especially upon the feelings of the kings, that they were not only overwhelmed with presents, but made the donors feel actually obliged for their acceptance of them. Hiero and Gelo, for instance, presented them with seventy-five talents of silver, part at once, and the rest at a very short interval, as a contribution towards the expenses of the gymnasium; gave them for religious purposes some silver cauldrons and their stands, and some water vessels; and in addition to this ten talents for their sacrifices, and ten more to attract new citizens: their intention being that the whole present should amount to a hundred talents. Not only so, but they gave immunity from customs to Rhodian merchants coming to their ports; and presented them besides with fifty catapults of three cubits length. In spite too of these large gifts, they regarded themselves as under an obligation to the Rhodians; and accordingly erected statues in the Deigma or Mart of Rhodes, representing the community of Rhodes crowned by that of Syracuse.

[89] Then too Ptolemy offered them three hundred talents of silver; a million medimni of corn; ship timber for ten quinqueremes and ten triremes, consisting of forty thousand cubits of squared pine planking; a thousand talents of bronze coinage; three thousand talents of tow; three thousand pieces of sail cloth; three thousand talents for the repair of the Colossus; a hundred master builders with three hundred and fifty workmen, and fourteen talents yearly to pay their wages. Besides this he gave twelve thousand medimni of corn for their public games and sacrifices, and twenty thousand medimni for victualling ten triremes. The greater part of these goods was delivered at once, as well as a third of the whole of the money named. In a similar spirit Antigonus offered ten thousand timbers, varying from sixteen to eight cubits in length, to be used as purlins; five thousand rafters seven cubits long; three thousand talents of iron; a thousand talents of pitch; a thousand amphorae of the same unboiled; and a hundred talents of silver besides. His queen, Chryseis, also gave a hundred thousand medimni of corn, and three thousand talents of lead. Again Seleucus, father of Antiochus, besides granting freedom from imports to Rhodians sailing to his dominions, and besides giving ten quinqueremes fully equipped, and two hundred thousand medimni of corn; gave also ten thousand cubits of timber, and a thousand talents of resin and hair.

[90] […] My object in giving these details is twofold. I wished to exhibit the brilliant conduct of their public affairs by the Rhodians, for indeed they deserve both to be commended and imitated: and I wished also to point out the insignificance of the gifts bestowed by the kings of our own day, and received by nations and states; that these monarchs may not imagine that by the expenditure of four or five talents they are doing anything so very great, or expect to receive at the hands of the Greeks the honour enjoyed by former kings; and that states when they see before their eyes the magnitude of the presents formerly bestowed, may not, nowadays, in return for insignificant and paltry benefactions, blindly bestow their most ample and splendid honours; but may use that discrimination in apportioning their favours to desert, in which Greeks excel the rest of the world.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Niklas Rempe
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Pol. 5.88-90

Leitfragen:

1) Beschreiben Sie die von Polybios dargestellten Hilfsmaßnahmen nach dem Erdbeben auf Rhodos.

2) Wie bewertet Polybios das Verhalten der Rhodier und der helfenden Herrscher?

3) Was kann aus der Quellenpassage bzgl. der Wohltätigkeit im Hellenismus geschlossen werden?

Kommentar:

Polybios gibt in seinem historischen Werk die Geschehnisse um ein Erdbeben wieder, welches die Insel Rhodos 224 v. Chr. erschüttert haben soll. Dieses soll auf der Insel schwere Schäden angerichtet haben und sogar den Koloss von Rhodos und die Stadtmauer stark beschädigt haben. Daraufhin sollen verschiedene Könige der Zeit Hilfsmaßnahmen in Form verschiedener Spenden eingeleitet haben. So habe z.B. Hieron – der Herrscher von Syrakus auf Sizilien – und dessen Sohn Gelo Geld für den Wiederaufbau des Gymnasion geschenkt. Weitere kleinere Summen sollen den Rhodiern von ihnen für religiöse Zwecke gespendet worden sein, und auch einige Schiffe hätte Rhodos zur freien Verfügbarkeit anvertraut bekommen haben. Polybios erwähnt noch weitere Geschenke, wobei Hieron auch Händler aus Rhodos von den Zollabgaben befreite. Auch aus den Diadochenreichen sollen die Rhodier enorme Spenden erreicht haben. Ptolemaios III. habe sowohl Geld als auch Waren wie Getreide, Holz, Seile und Stoffe gesandt, wobei er zudem noch bezahlte Arbeiter geschickt habe, um beim Wiederaufbau der Stadt zu helfen. Auch Antigonos III. – König in Makedonien –, dessen Frau Chryseis und später Seleukos II. – König des Seleukidenreiches – hätten ähnliche Hilfsmaßnahmen ergriffen und Baumaterialien und Geldmittel versandt sowie Handelsvorteile für die Rhodier veranlasst.

Polybios betont bei der Beschreibung zweierlei sehr deutlich: Zum einen lobt er das Geschick der Rhodier, welches sie in ihrer misslichen Lage an den Tag gelegt hätten. Durch das übertriebene Beklagen der Schäden und das Aufbauschen ihrer Verlustzahlen hätten sie so sowohl im kleineren Kreisen als auch durch Gesandte und weitläufige Kontakte an den verschiedenen Königshöfen ihr Unglück schlimmer dargestellt als es eigentlich gewesen sei. Die entsprechend großflächigen und vielfältigen Hilfsmaßnahmen der verschiedenen Herrscher hätten den entstandenen Schaden fast vollständig beheben können. Polybios betont neben dem Geschick der Rhodier zweitens auch den Umstand, dass die Herrscher seiner Zeit (ca. 100 Jahre nach dem Erdbeben) die in der Quellenpassage beschriebene Wohltätigkeit vermissen lassen würden. Nur ein Bruchteil der Geld- und Warenspenden würde zu Polybios‘ Zeit noch in vergleichbaren Situationen aufgeboten werden. Die in der Quellenpassage genannten Herrscher und deren spendablen Hilfen sollten so auch den Königen aus Polybios‘ Zeit wieder als Vorbild dienen.

Polybios‘ Darstellung der Hilfsmaßnahmen im Zuge des Erdbebens auf Rhodos geben einen guten Einblick in die von den hellenistischen Herrschern angestrebte Wohltätigkeit. Derartige Unglücke wurden von den verschiedenen Königen genutzt, um sich als Wohltäter (Euergetai) zu inszenieren. Die großzügigen Spenden beruhen also weniger auf Mitleid oder Selbstlosigkeit des jeweiligen Herrschers; vielmehr waren Ereignisse wie das Erdbeben auf Rhodos eine Möglichkeit, das eigene Prestige durch Freigiebigkeit zu mehren. Außerdem konnten sie so Rhodos als einen wichtigen Mittelmeerhafen an das jeweilige Reich binden bzw. die Beziehung festigen. Dass auch Handelsprivilegien als Hilfsmaßnahme eingeräumt worden sein sollen, zeigt dies deutlich. So konnte mitunter auf lange Sicht durchaus Profit aus derartigen Schenkungen generiert werden. Wichtig ist, dass Vergleichbares im Hellenismus auch auf anderen sozialen Ebenen nachzuvollziehen ist. Sich als Wohltäter zu profilieren, wurde auch schon durch kleine oder mittlere Spenden versucht, wobei hier analog zu der großen politischen Bühne zum einen der jeweilige Ruf bzw. das Prestige im Vordergrund stand und zum anderen der Profit, der durch die Dankbarkeit des Beschenkten in Form von Ehrungen oder Privilegien, generiert werden konnte. Es wird in der Quelle deutlich, dass der geschickte Umgang mit diesem Ruhmesstreben für beide Seiten profitabel sein konnte – quid pro quo.

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Sozialreformen in Sparta

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Plutarch
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Plut. Agis 5, 8 – Original:

[5.1] ἀρχὴν μὲν οὖν διαφθορᾶς καὶ τοῦ νοσεῖν ἔσχε τὰ πράγματα τῶν Λακεδαιμονίων σχεδὸν ἀφ᾽ οὗ τὴν Ἀθηναίων καταλύσαντες ἡγεμονίαν χρυσίου τε καὶ ἀργυρίου κατέπλησαν ἑαυτούς: οὐ μὴν ἀλλὰ καὶ τῶν οἴκων ὃν ὁ Λυκοῦργος ὥρισε φυλαττόντων ἀριθμὸν ἐν ταῖς διαδοχαῖς, καὶ πατρὸς παιδὶ τὸν κλῆρον ἀπολείποντος, ἁμῶς γέ πως ἡ τάξις αὕτη καὶ ἰσότης διαμένουσα τὴν πόλιν ἐκ τῶν ἄλλων ἀνέφερεν ἁμαρτημάτων. [2] ἐφορεύσας δέ τις ἀνὴρ δυνατός, αὐθάδης δὲ καὶ χαλεπὸς τὸν τρόπον, Ἐπιτάδευς ὄνομα, πρὸς τὸν υἱὸν αὐτῷ γενομένης διαφορᾶς ῥήτραν ἔγραψεν ἐξεῖναι τὸν οἶκον αὑτοῦ καὶ τὸν κλῆρον ᾧ τις ἐθέλοι καὶ ζῶντα δοῦναι καὶ καταλιπεῖν διατιθέμενον. [3] οὗτος μὲν οὖν αὑτοῦ τινα θυμὸν ἀποπιμπλὰς ἴδιον εἰσήνεγκε τὸν νόμον: οἱ δὲ ἄλλοι πλεονεξίας ἕνεκα δεξάμενοι καὶ κυρώσαντες ἀπώλεσαν τὴν ἀρίστην κατάστασιν. ἐκτῶντο γὰρ ἀφειδῶς ἤδη παρωθοῦντες οἱ δυνατοὶ τοὺς προσήκοντας ἐκ τῶν διαδοχῶν καὶ ταχὺ τῆς εὐπορίας εἰς ὀλίγους συρρυείσης πενία τὴν πόλιν κατέσχεν, ἀσχολίαν τῶν καλῶν καὶ ἀνελευθερίαν ἐπιφέρουσα μετὰ φθόνου καὶ δυσμενείας πρὸς τοὺς ἔχοντας, [4] ἀπελείφθησαν οὖν ἑπτακοσίων οὐ πλείονες Σπαρτιᾶται, καὶ τούτων ἴσως ἑκατὸν ἦσαν οἱ γῆν κεκτημένοι καὶ κλῆρον ὁ δ᾽ ἄλλος ὄχλος ἄπορος καὶ ἄτιμος ἐν τῇ πόλει παρεκάθητο, τοὺς μὲν ἔξωθεν πολέμους ἀργῶς καὶ ἀπροθύμως ἀμυνόμενος, ἀεὶ δέ τινα καιρὸν ἐπιτηρῶν μεταβολῆς καὶ μεταστάσεως τῶν παρόντων […]

[8.1] οὐ μὴν ἀλλὰ διαπραξάμενος ὁ Ἆγις ἔφορον γενέσθαι τὸν Λύσανδρον, εὐθὺς εἰσέφερε δι᾽ αὐτοῦ ῥήτραν εἰς τοὺς γέροντας, ἧς ἦν κεφάλαια χρεῶν μὲν ἀφεθῆναι τοὺς ὀφείλοντας, τῆς δὲ γῆς ἀναδασθείσης τὴν μὲν ἀπὸ τοῦ κατὰ Πελλήνην χαράδρου πρὸς τὸ Ταΰγετον καὶ Μαλέαν καὶ Σελασίαν κλήρους γενέσθαι τετρακισχιλίους πεντακοσίους, τὴν δ᾽ ἔξω μυρίους πεντακισχιλίους: [2] καὶ ταύτην μὲν τοῖς ὅπλα φέρειν δυναμένοις τῶν περιοίκων μερισθῆναι, τὴν δὲ ἐντὸς αὐτοῖς Σπαρτιάταις: ἀναπληρωθῆναι δὲ τούτους ἔκ τε περιοίκων καὶ ξένων, ὅσοι τροφῆς μετεσχηκότες ἐλευθερίου καὶ χαρίεντες ἄλλως τοῖς σώμασι καὶ καθ᾽ ἡλικίαν ἀκμάζοντες εἶεν σύνταξιν δὲ τούτων εἰς πεντεκαίδεκα γενέσθαι φιδίτια κατὰ τετρακοσίους καὶ διακοσίους, καὶ δίαιταν ἣν εἶχον οἱ πρόγονοι διαιτᾶσθαι.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Übersetzung: Bernadotte Perrin
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Übersetzung:

[5.1] And here I may say that the Lacedaemonian state began to suffer distemper and corruption soon after its subversion of the Athenian supremacy filled it with gold and silver. However, since the number of families instituted by Lycurgus was still preserved in the transmission of estates, and father left to son his inheritance, to some extent the continuance of this order and equality sustained the state in spite of its errors in other respects. [2] But when a certain powerful man came to be ephor who was headstrong and of a violent temper, Epitadeus by name, he had a quarrel with his son, and introduced a law permitting a man during his lifetime to give his estate and allotment to any one he wished, or in his will and testament so to leave it. [3] This man, then, satisfied a private grudge of his own in introducing the law; but his fellow citizens welcomed the law out of greed, made it valid, and so destroyed the most excellent of institutions. For the men of power and influence at once began to acquire estates without scruple, ejecting the rightful heirs from their inheritances; and speedily the wealth of the state streamed into the hands of a few men, and poverty became the general rule, bringing in its train lack of leisure for noble pursuits and occupations unworthy of freemen, along with envy and hatred towards the men of property. [4] Thus there were left of the old Spartan families not more than seven hundred, and of these there were perhaps a hundred who possessed land and allotment; while the ordinary throng, without resources and without civic rights, lived in enforced idleness, showing no zeal or energy in warding off foreign wars, but ever watching for some opportunity to subvert and change affairs at home. […]

[8.1] However, Agis procured Lysander’s election as ephor, and at once employed him to introduce a bill into the senate, the chief provisions of which were that debtors should be relieved of their debts, and that the land should be divided up, that which lay between the water-course at Pellene and Taygetus, Malea, and Sellasia, into forty-five hundred lots, and that which lay outside this into fifteen thousand; [2] that this larger land should be apportioned among those of the provincials who were capable of bearing arms, and the smaller among the genuine Spartans; that the number of these Spartans should be filled up from the provincials and foreigners who had received the rearing of freemen and were, besides, of vigorous bodies and in the prime of life; and that these should be formed into fifteen public messes by four hundreds and two hundreds, and should practise the mode of life which the ancient Spartans had followed.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Niklas Rempe
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Plut. Agis 5, 8

Leitfragen:

1) Geben Sie den von Plutarch geschilderten Zustand Spartas wieder.

2) Welche sozialen Reformen versucht Agis in Sparta durchzusetzen?

3) Was für Rückschlüsse lässt die Quelle über soziale Missstände im Hellenismus und die Reaktionen darauf zu?

Kommentar:

Plutarch beschreibt in seiner Biographie über den spartanischen König Agis IV. die Missstände in Sparta, welche den König zu einer Sozial- und Bodenreform motiviert hätten. Schon kurz nach dem Sieg der Spartaner über die Athener im Peloponnesischen Krieg, hätten sich die Probleme abgezeichnet. So habe der dadurch entstandene Reichtum zu Korruption und Zwietracht unter den Bürgern Spartas geführt. Allein die jahrhundertealten Bestimmungen Lykrugs, die nach wie vor die Anzahl der spartanischen Bürger, die Landverteilung und das Erbrecht (allein ein Sohn sei erbberechtigt) reglementierten, hätten die Polis vor größerem Unheil bewahrt. Ein Ephor (ein hohes Amt in Sparta) namens Epitadeos soll das Erbrecht allerdings verändert haben, da er und sein Sohn sich zerstritten hätten. So habe ein Spartaner nunmehr eine andere Person als seinen Sohn als Erben bestimmen oder testamentarisch festlegen können. Dies habe durch die Gier der reicheren Bürger dazu geführt, dass selbige sich rechtmäßig oder unrechtmäßig das Erbe anderer angeeignet hätten. Reichtum in Form von Geld, Waren und Land sei infolgedessen allein an einige wenige mächtige Spartaner verteilt gewesen. Der Rest soll in Armut und Landlosigkeit verkommen sein, was wiederum zu einem Werteverfall geführt habe. Schlussendlich habe es nach Plutarch zur Regierungszeit Agis‘ (224-241 v. Chr.) nur noch 700 Familien mit Bürgerrecht in Sparta gegeben, wobei allein 100 von diesen ausreichend Land zur Verfügung gehabt hätten.

Vor diesem Hintergrund beschreibt Plutarch den Versuch des spartanischen Königs Agis IV., diesen sozialen Missständen durch Reformen zu begegnen. So soll er zuerst einen Schuldenerlass vorgesehen haben. Zusätzlich habe er eine Bodenreform angestrebt, wobei das spartanische Kernland an die Vollbürger und das restliche Land an die waffenfähigen Bewohner des Umlands (Periöken) verteilt werden sollte. Auch sollte das Bürgerrecht denjenigen verliehen werden, die sich Sparta durch ihr Handeln verdient gemacht hätten, wobei sie sowohl kampferfahren gewesen sein als auch in der Mitte ihres Leben gestanden haben müssten. Zusammen mit den alteingesessenen Familien hätten sie so die altehrwürdige spartanische Lebensweise aus Lykurgs Zeit fortführen sollen.

Die Reformen des Agis scheitern schlussendlich; zu groß war der Widerstand der reichen und einflussreichen Bürger Spartas. Nichtsdestoweniger kann aus Plutarchs Beschreibung dieser Reformen verschiedenes über die sozialen Probleme im Hellenismus und die Versuche diesen zu begegnen erfahren werden. Zum einen sei auf die in der Quelle erkennbare angestrebte Bodenreform verwiesen. Das Problem des Landmangels bzw. der Anhäufung der Ländereien in den Händen weniger ist kein neues. Schon Solon wurde mit der Forderung nach einer Neuverteilung des Landes konfrontiert, und auch der Schuldenerlass ist bei ihm schon für das Athen des frühen sechsten Jahrhunderts v. Chr. nachzuvollziehen. Dass auch Agis Derartiges anstrebte, weist auf die Kontinuität solcher Probleme hin. Dass an sich genug Land vorhanden war, zeigt der Plan Agis‘; allein der Wille fehlte auf Seiten derer, die sich mit der Zeit große Landmengen angeeignet hatten. Generell ist so auch im Hellenismus eine Kluft zwischen einigen mächtigen Reichen und dem oftmals mittel- und landlosen Rest erkennbar. Entsprechende soziale Unruhen waren so keine Seltenheit. In Sparta dauerte diese Problematik noch länger an, und Agis‘ nachfolgende Könige, wie Kleomenes oder Nabis versuchten diese immer wieder unter Kontrolle zu bringen. Die Aufnahme neuer Familien in die Bürgerschaft, was auch immer mit der entsprechenden Erweiterung des Heeres einherging, ist hier öfters belegt. Ebenso ist immer der Widerstand auf mindestens einer Seite der Bürger zu sehen, wobei Eigennutz sowie die Angst vor sozialem Abstieg und den entsprechenden Folgen die Ursachen waren.

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Die Philosophen im Hellenismus

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Diogenes Laertios
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Diog. Laert. 7.6-7 – Original:

[6] Ἐτίμων δὴ οὖν Ἀθηναῖοι σφόδρα τὸν Ζήνωνα, οὕτως ὡς καὶ τῶν τειχῶν αὐτῷ τὰς κλεῖς παρακαταθέσθαι καὶ χρυσῷ στεφάνῳ τιμῆσαι καὶ χαλκῇ εἰκόνι. τοῦτο δὲ καὶ τοὺς πολίτας αὐτοῦ ποιῆσαι, κόσμον ἡγουμένους τὴν τἀνδρὸς εἰκόνα. ἀντεποιοῦντο δ᾽ αὐτοῦ καὶ οἱ ἐν Σιδῶνι Κιτιεῖς. ἀπεδέχετο δ᾽ αὐτὸν καὶ Ἀντίγονος καὶ εἴ ποτ᾽ Ἀθήναζε ἥκοι, ἤκουεν αὐτοῦ πολλά τε παρεκάλει ἀφικέσθαι ὡς αὐτόν. ὁ δὲ τοῦτο μὲν παρῃτήσατο, Περσαῖον δ᾽ ἕνα τῶν γνωρίμων ἀπέστειλεν, ὃς ἦν Δημητρίου μὲν υἱός, Κιτιεὺς δὲ τὸ γένος, καὶ ἤκμαζε κατὰ τὴν τριακοστὴν καὶ ἑκατοστὴν Ὀλυμπιάδα, ἤδη γέροντος ὄντος Ζήνωνος. ἡ δ᾽ ἐπιστολὴ τοῦ Ἀντιγόνου τοῦτον εἶχε τὸν τρόπον, καθὰ καὶ Ἀπολλώνιος ὁ Τύριος ἐν τοῖς Περὶ Ζήνωνός φησι: [7] „Βασιλεὺς Ἀντίγονος Ζήνωνι φιλοσόφῳ χαίρειν. „Ἐγὼ τύχῃ μὲν καὶ δόξῃ νομίζω προτερεῖν τοῦ σοῦ βίου, λόγου δὲ καὶ παιδείας καθυστερεῖν καὶ τῆς τελείας εὐδαιμονίας ἣν σὺ κέκτησαι. διόπερ κέκρικα προσφωνῆσαί σοι παραγενέσθαι πρὸς ἐμέ, πεπεισμένος σε μὴ ἀντερεῖν πρὸς τὸ ἀξιούμενον. σὺ οὖν πειράθητι ἐκ παντὸς τρόπου συμμίξαι μοι, διειληφὼς τοῦτο διότι οὐχ ἑνὸς ἐμοῦ παιδευτὴς ἔσῃ, πάντων δὲ Μακεδόνων συλλήβδην. ὁ γὰρ τὸν τῆς Μακεδονίας ἄρχοντα καὶ παιδεύων καὶ ἄγων ἐπὶ τὰ κατ᾽ ἀρετὴν φανερὸς ἔσται καὶ τοὺς ὑποτεταγμένους παρασκευάζων πρὸς εὐανδρίαν. οἷος γὰρ ἂν ὁ ἡγούμενος ᾖ, τοιούτους εἰκὸς ὡς ἐπὶ τὸ πολὺ γίγνεσθαι καὶ τοὺς ὑποτεταγμένους.“

Diog. Laert. 5.65-67 – Original:

[65] Τοῦτον διεδέξατο Λύκων Ἀστυάνακτος Τρωαδεύς, φραστικὸς ἀνὴρ καὶ περὶ παίδων ἀγωγὴν ἄκρως συντεταγμένος. […] [66] […] ἢ ὀλίγους ἢ οὐδένα. πολλάκις τε πολλὰ συμβουλεύσας Ἀθηναίοις, τὰ μέγιστα αὐτοὺς ὠφέλησεν. [67] Ἦν δὲ καὶ καθαρώτατος τὴν στολήν, ὡς ἀνυπερβλήτῳ χρῆσθαι μαλακότητι ἱματίων, καθά φησιν Ἕρμιππος. ἀλλὰ καὶ γυμναστικώτατος ἐγένετο καὶ εὐέκτης τὸ σῶμα τήν τε πᾶσαν σχέσιν ἀθλητικὴν ἐπιφαίνων, ὠτοθλαδίας καὶ ἐμπινὴς ὤν, καθά φησιν Ἀντίγονος ὁ Καρύστιος: διὰ τοῦτο δὲ καὶ παλαῖσαι λέγεται τά τ᾽ ἐν τῇ πατρίδι Ἰλίεια καὶ σφαιρίσαι. ὡς οὐκ ἄλλος τ᾽ ἦν φίλος τοῖς περὶ Εὐμένην καὶ Ἄτταλον, οἳ καὶ πλεῖστα ἐπεχορήγουν αὐτῷ. ἐπειράθη δ᾽ αὐτὸν σχεῖν καὶ Ἀντίοχος, ἀλλ᾽ οὐκ ἔτυχεν.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Übersetzung: R. D. Hicks
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Übersetzung:

[6] The people of Athens held Zeno in high honour, as is proved by their depositing with him the keys of the city walls, and their honouring him with a golden crown and a bronze statue. This last mark of respect was also shown to him by citizens of his native town, who deemed his statue an ornament to their city, and the men of Citium living in Sidon were also proud to claim him for their own. Antigonus (Gonatas) also favoured him, and whenever he came to Athens would hear him lecture and often invited him to come to his court. This offer he declined but dispatched thither one of his friends, Persaeus, the son of Demetrius and a native of Citium, who flourished in the 130th Olympiad (260-256 b.c.), at which time Zeno was already an old man. According to Apollonius of Tyre in his work upon Zeno, the letter of Antigonus was couched in the following terms: [7] „King Antigonus to Zeno the philosopher, greeting. „While in fortune and fame I deem myself your superior, in reason and education I own myself inferior, as well as in the perfect happiness which you have attained. Wherefore I have decided to ask you to pay me a visit, being persuaded that you will not refuse the request. By all means, then, do your best to hold conference with me, understanding clearly that you will not be the instructor of myself alone but of all the Macedonians taken together. For it is obvious that whoever instructs the ruler of Macedonia and guides him in the paths of virtue will also be training his subjects to be good men. As is the ruler, such for the most part it may be expected that his subjects will become.“

[65] Strato’s successor was Lyco, the son of Astyanax of Troas, a master of expression and of the foremost rank in the education of boys. […] [66] […] He often gave the Athenians advice on various subjects and thus conferred on them the greatest benefits. [67] In his dress he was most immaculate, so that the clothes he wore were unsurpassed for the softness of the material, according to Hermippus. Furthermore, he was well practised in gymnastics and kept himself in condition, displaying all an athlete’s habit of body, with battered ears and skin begrimed with oil, so we are told by Antigonus of Carystus. Hence it is said that he not only wrestled but played the game of ball common in his birthplace of Ilium. He was esteemed beyond all other philosophers by Eumenes and Attalus, who also did him very great service. Antiochus too tried to get hold of him, but without success.

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Autor_in: Niklas Rempe
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Diog. Laert. 7.6-7/ Diog. Laert. 5.65-67

Leitfragen:

1) Geben Sie Diogenes Laertios‘ Beschreibung des Zenon und den Brief des Antigonos an den Philosophen wieder.

2) Vergleichen Sie die Darstellungen über Zenon und Lykon.

3) Was für Rückschlüsse lassen sich aus den beiden Quellenpassagen über die Philosophen und die Bildung im Hellenismus ziehen?

Kommentar:

Diogenes Laertios, ein Philosophiehistoriker aus dem 3. nachchristlichen Jahrhundert, beschreibt die Ehrungen, mit denen der Philosoph Zenon bedacht worden sei. So hätten ihn die Bewohner Athens – hier gründete Zenon die Philosophieschule Stoa – geehrt, indem sie ihn z.B. mit einem goldenen Kranz schmückten und auch eine bronzene Statue von ihm aufstellten. Beides waren in der Antike gängige Ehrungsformen, zumal auch seine Heimatstadt Kition auf Zypern eine Statue für ihn errichtet haben soll. Darüber hinaus soll auch der makedonische König Antigonos II. Gonatas ihn hoch geschätzt und keine Gelegenheit ausgelassen haben, den Philosophen sprechen zu hören. Diogenes Laertios gibt zudem einen Brief wieder, den eben jener König an den schon hoch betagten Zenon nach Athen geschickt haben soll. In ihm wird deutlich, dass Antigonos versuchte, den Philosophen dauerhaft an sich zu binden und ihn an seinen Hof zu holen. Er hätte dort den König unterweisen sollen, wobei seine Lehren so auf das gesamte mekadonische Volk gewirkt hätten. Aus Altersgründen habe Zenon das Angebot nach Diogenes Laertios allerdings ausschlagen müssen, wobei er seinen Schüler Persaios an seiner statt geschickt habe.

In der zweiten Quellenpassage ist eine weitere Beschreibung eines Philosophen durch Diogenes Laertios nachzuvollziehen. So sei Lykon – der nach Straton der vierte Schulleiter der Schule des Aristoteles war – ähnlich wie Zenon von verschiedenen Persönlichkeiten und Städten geehrt worden. So sei er sowohl durch den Standort seiner Schule als auch durch seine guten Ratschläge in Athen beliebt und angesehen gewesen. Dies hatte er entsprechend mit Zenon gemein, wobei auch Lykon nach Diogenes Laertios von verschiedenen hellenistischen Herrschern regelrecht umworben wurde. Die Könige von Pergamon – Eumenes und Attalos – hätten ihn unter allen Philosophen am meisten geschätzt und gefördert. Auch Antigonos habe sich, wie schon bei Zenon, um sein Wohlwollen bemüht, wobei dessen Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt gewesen sein sollen.

Man erkennt aus den zwei Quellenpassagen, dass beide Philosophen – obwohl durchaus unterschiedliche philosophische Meinungen vertretend – in der hellenistischen Welt hoch angesehen und bekannt waren. Sowohl Städte als auch Könige buhlten regelrecht um ihre Gunst. Die hellenistischen Herrscher versprachen sich als Mäzene der Philosophen davon sowohl Prestige als auch von den jeweiligen Lehren zu profitieren. Man erkennt, wie wichtig die philosophische Bildung – jedenfalls in höheren Kreisen – gewesen zu sein scheint. Sofern man dem Brief des Antigonos an Zenon Glauben schenken darf, hätte entsprechende philosophische Unterweisung des Königs auch dem Volk indirekt genützt. Zenon und Lykon waren zudem keineswegs die ersten oder letzten, die durch ihre Lehren direkt oder indirekt Einfluss auf politische Belange nahmen. Bereits Platon reiste zum Herrscher von Syrakus, um ihn zu belehren, und insbesondere Aristoteles ist zu erwähnen, der Alexander den Großen schon im Kindesalter unterrichtete. Diese philosophische Reisetätigkeit nimmt im Hellenismus noch weiter zu, wobei zum einen die unterschiedlichen Königshöfe und zum anderen Städte wie Athen die Anlaufpunkte waren. In Athen waren auch die vier berühmten Philosphenschulen der Antike angesiedelt – Akademia, Peripatos, Stoa, Kepos –, wobei Zenon und Lykon jeweils eine von diesen begründeten bzw. führten (Stoa respektive Peripatos). Der hohe Stellenwert der Philosophie, der Philosophen und der philosophischen Bildung im Hellenismus ist entsprechend zu betonen.

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Die Landwirtschaft im Hellenismus

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Strabon
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Strab. 16.1.9-11 – Original:

[9] […] οἱ μὲν οὖν Πέρσαι τοὺς ἀνάπλους ἐπίτηδες κωλύειν θέλοντες φόβῳ τῶν ἔξωθεν ἐφόδων καταράκτας χειροποιήτους κατεσκευάκεισαν: ὁ δὲ Ἀλέξανδρος ἐπιὼν ὅσους οἷός τε ἦν ἀνεσκεύασε, καὶ μάλιστα τοὺς ἐπὶ τὴν Ὦπιν. ἐπεμελήθη δὲ καὶ τῶν διωρύγων: πλημμυρεῖ γὰρ ὁ Εὐφράτης κατὰ τὴν ἀρχὴν τοῦ θέρους ἀπὸ τοῦ ἔαρος ἀρξάμενος, ἡνίκα τήκονται αἱ χιόνες αἱ ἀπὸ τῆς Ἀρμενίας, ὥστ᾽ ἀνάγκη λιμνάζειν καὶ κατακλύζεσθαι τὰς ἀρούρας, εἰ μὴ διοχετεύει τις ταφρείαις καὶ διώρυξι τὸ ἐκπῖπτον τοῦ ῥοῦ καὶ ἐπιπολάζον ὕδωρ, καθάπερ καὶ ἐν Αἰγύπτῳ τὸ τοῦ Νείλου: ἐντεῦθεν μὲν οὖν αἱ διώρυγες γεγένηνται. χρεία δέ ἐστιν ὑπουργίας μεγάλας: βαθεῖα γὰρ ἡ γῆ καὶ μαλακὴ καὶ εὐένδοτος ὥστε καὶ ἐκσύρεται ῥᾳδίως ὑπὸ τῶν ῥευμάτων καὶ γυμνοῖ τὰ πεδία, πληροῖ δὲ τὰς διώρυγας καὶ τὰ στόματα αὐτῶν ἐμφράττει ῥᾳδίως ἡ χοῦς: […]

[10] τὸ μὲν οὖν παντάπασι κωλύειν τὴν τοιαύτην πλήμμυραν οὐχ οἷόν τε ἴσως, τὸ δὲ τὴν δυνατὴν προσφέρειν βοήθειαν ἡγεμόνων ἀγαθῶν ἐστιν. ἡ δὲ βοήθεια αὕτη, τὴν μὲν πολλὴν παρέκχυσιν ἐμφράξει κωλύειν, τὴν δὲ πλήρωσιν ἣν ἡ χοῦς ἐργάζεται, τοὐναντίον ἀνακαθάρσει τῶν διωρύγων καὶ ἐξανοίξει τῶν στομάτων. ἡ μὲν οὖν ἀνακάθαρσις ῥᾳδία ἡ δὲ ἔμφραξις πολυχειρίας δεῖται: εὐένδοτος γὰρ οὖσα ἡ γῆ καὶ μαλακὴ τὴν ἐπιφορηθεῖσαν οὐχ ὑπομένει χοῦν, ἀλλ᾽ εἴκουσα συνεφέλκεται κἀκείνην καὶ ποιεῖ δυσέγχωστον τὸ στόμα. καὶ γὰρ καὶ τάχους δεῖ πρὸς τὸ ταχέως κλεισθῆναι τὰς διώρυγας καὶ μὴ πᾶν ἐκπεσεῖν ἐξ αὐτῶν τὸ ὕδωρ. ξηρανθεῖσαι γὰρ τοῦ θέρους ξηραίνουσι καὶ τὸν ποταμόν: ταπεινωθεὶς δὲ τὰς ἐποχετείας οὐ δύναται παρέχεσθαι κατὰ καιρὸν ὧν δεῖται πλεῖστον τοῦ θέρους ἔμπυρος οὖσα ἡ χώρα καὶ καυματηρά: διαφέρει δ᾽ οὐδὲν ἢ τῷ πλήθει τῶν ὑδάτων κατακλύζεσθαι τοὺς καρπούς, ἢ τῇ λειψυδρίᾳ τῷ δίψει διαφθείρεσθαι: ἅμα δὲ καὶ τοὺς ἀνάπλους, πολὺ τὸ χρήσιμον ἔχοντας ἀεὶ δὲ λυμαινομένους ὑπ᾽ ἀμφοτέρων τῶν λεχθέντων παθῶν, οὐχ οἷόν τε ἐπανορθοῦν, εἰ μὴ ταχὺ μὲν ἐξανοίγοιτο τὰ στόμια τῶν διωρύγων, ταχὺ δὲ κλείοιτο, καὶ αἱ διώρυγες ἀεὶ μετριάζοιεν ὥστε μήτε πλεονάζειν ἐν αὐταῖς τὸ ὕδωρ μήτ᾽ ἐλλείπειν. [11] φησὶ δ᾽ Ἀριστόβουλος τὸν Ἀλέξανδρον αὐτὸν ἀναπλέοντα καὶ κυβερνῶντα τὸ σκάφος ἐπισκοπεῖν καὶ ἀνακαθαίρειν τὰς διώρυγας μετὰ τοῦ πλήθους τῶν συνακολουθησάντων: ὡς δ᾽ αὕτως καὶ τὰ στόμια ἐμφράττειν, τὰ δ᾽ ἀνοίγειν: κατανοήσαντα δὲ μίαν τὴν μάλιστα τείνουσαν ἐπὶ τὰ ἕλη καὶ τὰς λίμνας τὰς πρὸ τῆς Ἀραβίας, δυσμεταχείριστον ἔχουσαν τὸ στόμα καὶ μὴ ῥᾳδίως ἐμφράττεσθαι δυναμένην διὰ τὸ εὐένδοτον καὶ μαλακόγειον, ἄλλο ἀνοῖξαι καινὸν στόμα, ἀπὸ σταδίων τριάκοντα ὑπόπετρον λαβόντα χωρίον, κἀκεῖ μεταγαγεῖν τὸ ῥεῖθρον: ταῦτα δὲ ποιεῖν προνοοῦντα ἅμα καὶ τοῦ μὴ τὴν Ἀραβίαν δυσείσβολον τελέως ὑπὸ τῶν λιμνῶν ἢ καὶ τῶν ἑλῶν ἀποτελεσθῆναι, νησίζουσαν ἤδη διὰ τὸ πλῆθος τοῦ ὕδατος:

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Übersetzung: H. C. Hamilton, W. Falconer / C. D. Yonge
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Übersetzung:

[9] […] The Persians, through fear of incursions from without, and for the purpose of preventing vessels from ascending these rivers, constructed artificial cataracts. Alexander, on arriving there, destroyed as many of them as he could, those particularly [on the Tigris from the sea] to Opis. But he bestowed great care upon the canals; for the Euphrates, at the commencement of summer, overflows; It begins to fill in the spring, when the snow in Armenia melts: the ploughed land, therefore, would be covered with water and be submerged, unless the overflow of the superabundant water were diverted by trenches and canals, as in Egypt the water of the Nile is diverted. Hence the origin of canals. Great labour is requisite for their maintenance, for the soil is deep, soft, and yielding, so that it would easily be swept away by the stream; the fields would be laid bare, the canals filled, and the accumulation of mud would soon obstruct their mouths. […]

[10] It is not, perhaps, possible to prevent inundations of this kind altogether, but it is the duty of good princes to afford all possible assistance. The assistance required is to prevent excessive overflow by the construction of dams, and to obviate the filling of rivers, produced by the accumulation of mud, by cleansing the canals, and removing stoppages at their mouths. The cleansing of the canals is easily performed, but the construction of dams requires the labour of numerous workmen. For the earth being soft and yielding, does not support the superincumbent mass, which sinks, and is itself carried away, and thus a difficulty arises in making dams at the mouth. Expedition is necessary in closing the canals to prevent all the water flowing out. When the canals dry up in the summer time, they cause the river to dry up also; and if the river is low (before the canals are closed), it cannot supply the canals in time with water, of which the country, burnt up and scorched, requires a very large quantity; for there is no difference, whether the crops are flooded by an excess or perish by drought and a failure of water. The navigation up the rivers (a source of many advantages) is continually obstructed by both the above-mentioned causes, and it is not possible to remedy this unless the mouths of the canals were quickly opened and quickly closed, and the canals were made to contain and preserve a mean between excess and deficiency of water.
[11] Aristobulus relates that Alexander himself, when he was sailing up the river, and directing the course of the boat, inspected the canals, and ordered them to be cleared by his multitude of followers; he likewise stopped up some of the mouths, and opened others. He observed that one of these canals, which took a direction more immediately to the marshes, and to the lakes in front of Arabia, had a mouth very difficult to be dealt with, and which could not be easily closed on account of the soft and yielding nature of the soil; he (therefore) opened a new mouth at the distance of 30 stadia, selecting a place with a rocky bottom, and to this the current was diverted. But in doing this he was taking precautions that Arabia should not become entirely inaccessible in consequence of the lakes and marshes, as it was already almost an island from the quantity of water (which surrounded it).

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Niklas Rempe
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Strab. 16.1.9-11

Leitfragen:

1) Beschreiben Sie Strabons Darstellung vom Kanalsystem des Zweistromlandes.

2) Welche Rolle nimmt Alexander der Große in der Quelle ein?

3) Welche Rückschlüsse lässt die Quelle bzgl. der landwirtschaftlichen und technischen Entwicklung im Hellenismus zu?

Kommentar:

Strabon beschreibt in seinem geographischen Werk unter anderem auch das Kanalsystem des Zweistromlandes. So hätten schon die Perser, als sie das Gebiet kontrollierten, sowohl Kanäle zur Kontrolle des Flusses gebaut als auch künstliche Wasserfälle und Schleusen in die Flusslandschaft integriert, um möglichen Feinden die Beschiffung zu erschweren. Die Kanäle hätten eine wichtige Funktion erfüllt: Nach Strabon würde das Gebiet jeden Frühling durch die Schneeschmelze in den Bergen Armeniens überflutet werden, wenn nicht das ausgeprägte Kanalsystem die Wassermassen aufnehmen und verteilen würde. Eine Überschwemmung hätte für das umliegende Land und die Agrarwirtschaft der Region fatale folgen. Regelmäßig müssten so die Kanäle von Schlick befreit werden, um ihren Wasserfluss zu regulieren. Auch der Wasserstand hätte kontrolliert werden müssen, um nicht nur die Überschwemmung, sondern auch das Austrocknen der Flusses und der Kanäle zu vermeiden.

Alexander der Große soll nach Strabon stark in die Maßnahmen rund um das Kanalsystem des Zweistromlandes – und damit auch in die Landwirtschaft der Region – involviert gewesen sein. So soll er nach seiner Eroberung des Gebiets die künstlichen Wasserfälle zerstört haben. Den Kanälen habe er allerdings viel Aufmerksamkeit und Pflege geschenkt. Grund dafür sei ihr ungemein großer Nutzen gewesen. Alexanders Interesse in dieser Angelegenheit stünde nach Strabon jedem Herrscher zu, um sein Herrschaftsgebiet und seine Untertanen entsprechend zu schützen und die Nahrungsversorgung zu garantieren. Alexander habe persönlich die Flüsse bereist und seine Männer delegiert. So soll er dafür gesorgt haben, dass die Kanäle von Schlick befreit wurden und außerdem die Konstruktion von weiteren Dämmen zur Wasserregulierung beauftragt haben. Dies sei auf dem weichen Boden der Region durchaus schwierig gewesen und habe entsprechend viel Aufwand und Arbeitskraft bedeutet. Das ganze Jahr über habe man außerdem dafür sorgen müssen, dass das Stauwasser in kontrollierten Maßen verwendet wurde und die Beschiffung weiterhin durch schnelles Öffnen und Schließen der Konstruktionen möglich war. Persönlich habe er so angeordnet, dass problematische Kanäle und Dämme umgebaut bzw. verlegt wurden. Seine Rolle als Baumeister ist damit unverkennbar, zumal er so die Existenz und den Ertrag der Landwirtschaft der Region garantierte.

Alexander der Große war nach Strabon persönlich für die landwirtschaftliche Produktion seines Reiches verantwortlich. Das fruchtbare Zweistromland wurde schon lange entsprechend bewirtschaftet, und auch unter persischer Herrschaft wurden die Flüsse für Agrarzwecke genutzt. Kanäle, Dämme und andere Eingriffe in die Flusslandschaft waren demnach zum Beginn des Hellenismus keineswegs unbekannt. Es ist allerdings zu betonen, als was für ein fähiger Bauingenieur Alexander von Strabon beschrieben wird. Aktiv greift er mit Baumaßnahmen in das Kanalsystem ein und benutzt seine eigenen Männer, um es sowohl zu erweitern als auch zu verbessern. Spätere hellenistische Herrscher und deren Einfluss auf die Agrarwirtschaft der Zeit unterstützen das sich schon bei Alexander abzeichnende Bild: Weniger treten im Hellenismus völlig neue technische Erfindungen und Konstrukte in diesem Kontext zu Tage als vielmehr das persönliche Interesse und die Fähigkeiten des jeweiligen Herrschers. Der Import von eigentlich landfremden Tierarten und Pflanzen und die entsprechende Kultivierung bzw. Haltung selbiger ist ein Beispiel; die Sorge um die wichtigen Wasserwege und Bewässerungsanalgen und die Kompetenz in diesen Dingen, wie Strabon sie Alexander zuschreibt, ein anderes.

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Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Das Alltagsleben und das Leben am Hof“. Um einen breiteren Einblick in die Zeit des Hellenismus zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Griechische Geschichte III – Hellenismus“.
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Der Bacchanalienskandal

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Livius
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Liv. 39.8.3-9.1; 39.14.3-8; 39.15.1; 39.16.2-3 – Original:

[3] graecus ignobilis in Etruriam primum venit nulla cum arte earum, quas multas ad animorum corporumque cultum nobis eruditissima omnium gens invexit, sacrificulus et vates; [4] nec is qui aperta religione, propalam et quaestum et disciplinam profitendo, animos errore imbueret, sed occultorum et nocturnorum antistes sacrorum. [5] initia erant quae primo paucis tradita sunt deinde vulgari coepta sunt per viros mulieresque. additae voluptates religioni vini et epularum, quo plurium animi illicerentur. [6] cum vinum animos incendisset, et nox et mixti feminis mares, aetatis tenerae maioribus, discrimen omne pudoris exstinxissent, corruptelae primum omnis generis fieri coeptae, cum ad id quisque, quo natura pronioris libidinis esset, paratam voluptatem haberet. [7] nec unum genus noxae, stupra promiscua ingenuorum feminarumque erant, sed falsi testes, falsa signa testamentaque et indicia ex eadem officina exibant: [8] venena indidem intestinaeque caedes, ita ut ne corpora quidem interdum ad sepulturam exstarent. multa dolo, pleraque per vim audebantur. occulebat vim quod prae ululatibus tympanorumque et cymbalorum strepitu nulla vox quiritantium inter stupra et caedes exaudiri poterat.[1] huius mali labes ex Etruria Romam veluti contagione morbi penetravit. primo urbis magnitudo capacior patientiorque talium malorum ea celavit: tandem indicium hoc maxime modo ad Postumium consulem pervenit. […]

 

[3] […] rem ad senatum Postumius defert, omnibus ordine expositis, quae delata primo. quae deinde ab se inquisita forent. [4] patres pavor ingens cepit, cum publico nomine, ne quid eae coniurationes coetusque nocturni fraudis occultae aut periculi importarent, tum privatim suorum cuiusque vicem, ne quis adfinis ei noxae esset. [5] censuit autem senatus gratias consuli agendas quod eam rem et cum singulari cura et sine ullo tumultu investigasset. [6] quaestionem deinde de Bacchanalibus sacrisque nocturnis extra ordinem consulibus mandant; indicibus Aebutio ac Feceniae ne fraudi ea res sit curare et alios indices praemiis invitare iubent; [7] sacerdotes eorum sacrorum, seu viri seu feminae essent, non Romae modo sed per omnia fora et conciliabula conquiri, ut in consulum potestate essent; edici praeterea in urbe Roma et per totam Italiam edicta mitti, [8] ne quis qui Bacchis initiatus esset coisse aut convenisse sacrorum causa velit, neu quid talis rei divinae fecisse. ante omnia ut quaestio de iis habeatur, qui coierint coniuraverintve, quo stuprum flagitiumve inferretur. […]

 

[1] ad haec officia dimissis magistratibus consules in rostra escenderunt, et contione advocata cum sollemne carmen precationis, quod praefari, priusquam populum adloquantur, magistratus solent, peregisset consul, ita coepit. […]

 

[2] numquam tantum malum in re publica fuit, nec ad plures nec ad plura pertinens. quidquid his annis libidine, quidquid fraude, quidquid scelere peccatum est, ex illo uno sacrario scitote ortum esse. [3] necdum omnia in quae coniurarunt edita facinora habent. adhuc privatis noxiis, quia nondum ad rem publicam opprimendam satis virium est, coniuratio sese impia tenet. crescit et serpit cotidie malum. iam maius est quam ut capere id privata fortuna possit: ad summam rem publicam spectat.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Übersetzung: Evan T. Sage
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Übersetzung:

[3] A nameless Greek came first to Etruria, possessed of none of those many arts which the Greek people, supreme as it is in learning, brought to us in numbers for the cultivation of mind and body, but a dabbler in sacrifices and a fortune-teller; [4] nor was he one who, by frankly disclosing his creed and publicly proclaiming both his profession and his system, filled minds with error, but a priest of secret rites performed by night. [5] There were initiatory rites which at first were imparted to a few, then began to be generally known among men and women. To the religious element in them were added the delights of wine and feasts, that the minds of a larger number might be attracted. [6] When wine had inflamed their minds, and night and the mingling of males with females, youth with age, had destroyed every sentiment of modesty, all varieties of corruption first began to be practised, since each one had at hand the pleasure answering to that to which his nature was more inclined. [7] There was not one form of vice alone, the promiscuous matings of free men and women, but perjured witnesses, forged seals and wills and evidence, all issued from this same workshop: likewise poisonings and secret murders, so that at times not even the bodies were found for burial. [8] Much was ventured by craft, more by violence. This violence was concealed because amid the howlings and the crash of drums and cymbals no cry of the sufferers could be heard as the debauchery and murders proceeded. [1] The destructive power of this evil spread from Etruria to Rome like the contagion of a pestilence. At first the size of the City, with abundant room and tolerance for such evils, concealed it: at length information came to the consul Postumius in about this manner. […]

 

[3] […] Postumius laid the matter before the senate, everything being set forth in detail; first what had been reported, then what he had himself discovered. [4] Great panic seized the Fathers, both on the public account, lest these conspiracies and gatherings by night might produce something of hidden treachery or danger, and privately, each for himself, lest anyone might be involved in the mischief. The senate, moreover, decreed that the consul should be thanked because he had investigated the affair both with great industry and without creating any confusion. [5] Then the investigation of the Bacchanals and their nocturnal orgies they referred to the consuls, not as a part of their regular duties; [6] they directed the consuls to see to it that the witnesses Aebutius and Faecenia did not suffer harm and to attract other informers by rewards; the priests of these rites, whether men or women, should be sought out, not only at Rome but through all the villages and communities, that they might be at the disposal of the consuls; [7] that it should be proclaimed in addition in the city of Rome and that edicts should be sent through all Italy, that no one who had been initiated in the Bacchic rites should presume to assemble or come together for the purpose of celebrating those rites or to perform any such ritual. [8] Before all, it was decreed that an inquiry should be conducted regarding those persons who had come together or conspired for the commission of any immorality or crime. Such was the decree of the senate. […]

 

[1] When the magistrates had been dispatched to these posts, the consuls mounted the Rostra and called an informal meeting of the people, and, when the consul had finished the regular formula of prayer which magistrates are accustomed to pronounce before they address the people, he thus began: […]

 

[2] Whatever villainy there has been in recent years due to lust, whatever to fraud, whatever to crime, I tell you, has arisen from this one cult. [3] Not yet have they revealed all the crimes to which they have conspired. Their impious compact still limits itself to private crimes, since as yet it does not have strength enough to crush the state. Daily the evil grows and creeps abroad. It is already too great to be purely a private matter: its objective is the control of the state.
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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Niklas Rempe
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Liv. 39.8.3-9.1; 39.14.3-8; 39.15.1; 39.16.2-3

Leitfragen:

1) Geben Sie Livius‘ Darstellung über die frühe Ausbreitung und Ausführung des Mysterienkults wieder.

2) Wie reagiert der römische Senat auf den Bericht des Konsuls Postumius?

3) Was für Rückschlüsse lässt die Quellenpassage über die römische Sichtweise auf den Mysterienkult zu?

Kommentar:

In der vorliegenden Quellenpassage gibt der um die Zeitenwende wirkende römische Geschichtsschreiber Einblick in den Mysterienkult des Bacchus und dessen Wirken in Rom bis zu seinem einstweiligen Verbot 186 v. Chr. Der Kult sei durch einen Griechen nach Etrurien und schließlich nach Rom gebracht worden. Dieser Grieche habe dies zuerst im Verborgenen getan und nur Wenige in seine Lehren eingeweiht. Nichtsdestoweniger hätten sich die Mysterien immer weiter ausgebreitet, was nicht zuletzt durch ihre enge Verbindung mit dem Wein – Bacchus war analog zu dem griechischen Dionysos der Gott des Weines – zu einer raschen Ausbreitung geführt habe. Der Alkoholkonsum und der damit einhergehende Kontrollverlust der Anhänger soll zudem zu allerlei sexuellen und amoralischen Ausschweifungen und nicht zuletzt zu einer Vielzahl von Straftaten inklusive Morden geführt haben. Der Rausch seiner Anhänger habe keine Grenzen gekannt und sei schließlich in der Stadt Rom, die nach Livius durchaus tolerant in solche Dingen gewesen sei, angekommen. Trotz dieser Toleranz habe – ob dem immer zügelloser werdenden Verhalten der Anhänger des Kultes – der Konsul Postumius Informationen bekommen, die eine Untersuchung unabdingbar gemacht hätten.

Livius gibt diese Untersuchung des Postumius Albinus an anderer Stelle genau wieder. In der vorliegenden Quellenpassage ist nachzuvollziehen, wie der Senat auf seinen Bericht reagiert. Der Senat habe beschlossen den Mysterienkult des Bacchus und das Fest der Bacchanalien fortan eng zu beschränken; dieses Dekret – das senatus consultum de Bacchanalibus – ist uns heute neben der Darstellung Livius‘ auch noch inschriftlich überliefert. Anfänglich sollen beide Konsuln außerplanmäßig mit der Angelegenheit betreut worden sein. Damit hätten sie auch Sorge dafür tragen müssen, dass zwei wichtige Zeugen, welche die Untersuchung in Gang gebracht hatten, keine Repressalien fürchten mussten und dass weiteren Zeugen aussagen konnten. Ziel sei gewesen, sowohl die Priester als auch die Anhänger dieses Kultes in ganz Italien festzunehmen und zu befragen. Generell sei die Teilnahme an den Feiern des Kultes zukünftig streng reglementiert und kontrolliert worden.

Der Konsul Postumius soll nach Livius auch vor das Volk in Rom getreten sein und es über die Dinge informiert haben. Hier habe er den Einfluss auf den Kult auf jegliche Verbrechen in der Stadt betont – wahrscheinlich hätten seine Untersuchungen noch nicht einmal alle Schandtaten der Anhänger ans Licht gebracht. Zwar würden sich diese bis jetzt noch auf private Delikte beschränken, doch könne letztendlich nur eine Verschwörung gegen den römischen Staat dahinterstecken. Dass Livius hier den genauen Wortlaut des Postumius wiedergibt, darf sicherlich bezweifelt werden. Nichtsdestoweniger zeigt der Senatsbeschluss, wie ernst die Römer die Sache nahmen. Dem Mysterienkult des Bacchus wurde einerseits wegen seines heimlichen und nächtlichen Charakters von den Römern misstraut. Andererseits war wohl auch gerade das rauschhafte und ausschweifende Element der Bacchanalien ausschlaggebend für den Senat, hart gegen die Anhänger durchzugreifen. Derartiges war mit dem Habitus der senatorischen Schicht nicht vereinbar, wobei die Quellenpassage auch angibt, dass einige Senatoren die Angelegenheit schnellstmöglich klären wollten, um nicht eventuell selber mit dem Kult in Verbindung gebracht zu werden. Was die angeblich von den Anhängern vollbrachten Verbrechen angeht, ist heute keine zweifelsfreie Klärung möglich. Eine derartige Häufung von Straftaten im Kontext des Kultes, wie sie Livius darstellt, oder sogar eine gegen den römischen Staat gerichtete Verschwörung ist allerdings unwahrscheinlich. Auch waren die Römer nicht immer derart misstrauisch, was geheime Mysterien anging – die Mysterien von Eleusis hatten bis in die Kaiserzeit römische Anhänger. Nichtsdestoweniger ist festzustellen, dass der Senat sehr hart in dieser Angelegenheit durchgriff. Im Laufe der Untersuchung sollen 7000 Menschen als Anhänger des Mysterienkultes entlarvt worden sein, wobei die Mehrheit davon im Zuge dessen den Tod gefunden haben soll.

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Jerusalem und die Seleukiden

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Flavius Josephus
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Ios. ant. Iud. 12.138-144 – Original:

[138] Βασιλεὺς Ἀντίοχος Πτολεμαίῳ χαίρειν.
τῶν Ἰουδαίων καὶ παραυτίκα μέν, ἡνίκα τῆς χώρας ἐπέβημεν αὐτῶν, ἐπιδειξαμένων τὸ πρὸς ἡμᾶς φιλότιμον καὶ παραγενομένους δ᾽ εἰς τὴν πόλιν λαμπρῶς ἐκδεξαμένων καὶ μετὰ τῆς γερουσίας ἀπαντησάντων, ἄφθονον δὲ τὴν χορηγίαν τοῖς στρατιώταις καὶ τοῖς ἐλέφασι παρεσχημένων, συνεξελόντων δὲ καὶ τοὺς ἐν τῇ ἄκρᾳ φρουροὺς τῶν Αἰγυπτίων, [139] ἠξιώσαμεν καὶ αὐτοὶ τούτων αὐτοὺς ἀμείψασθαι καὶ τὴν πόλιν αὐτῶν ἀναλαβεῖν κατεφθαρμένην ὑπὸ τῶν περὶ τοὺς πολέμους συμπεσόντων καὶ συνοικίσαι τῶν διεσπαρμένων εἰς αὐτὴν πάλιν συνελθόντων. [140] πρῶτον δ᾽ αὐτοῖς ἐκρίναμεν διὰ τὴν εὐσέβειαν παρασχεῖν εἰς τὰς θυσίας σύνταξιν κτηνῶν τε θυσίμων καὶ οἴνου καὶ ἐλαίου καὶ λιβάνου ἀργυρίου μυριάδας δύο καὶ σεμιδάλεως ἀρτάβας ἱερᾶς κατὰ τὸν ἐπιχώριον νόμον πυρῶν μεδίμνους χιλίους τετρακοσίους ἑξήκοντα καὶ ἁλῶν μεδίμνους τριακοσίους ἑβδομηκονταπέντε. [141] τελεῖσθαι δ᾽ αὐτοῖς ταῦτα βούλομαι, καθὼς ἐπέσταλκα, καὶ τὸ περὶ τὸ ἱερὸν ἀπαρτισθῆναι ἔργον τάς τε στοὰς κἂν εἴ τι ἕτερον οἰκοδομῆσαι δέοι: ἡ δὲ τῶν ξύλων ὕλη κατακομιζέσθω ἐξ αὐτῆς τε τῆς Ἰουδαίας καὶ ἐκ τῶν ἄλλων ἐθνῶν καὶ ἐκ τοῦ Λιβάνου μηδενὸς πρασσομένου τέλος. ὁμοίως δὲ καὶ τοῖς ἄλλοις, ἐν οἷς ἂν ἐπιφανεστέραν γίγνεσθαι τὴν τοῦ ἱεροῦ ἐπισκευὴν δέῃ. [142] πολιτευέσθωσαν δὲ πάντες οἱ ἐκ τοῦ ἔθνους κατὰ τοὺς πατρίους νόμους, ἀπολυέσθω δ᾽ ἡ γερουσία καὶ οἱ ἱερεῖς καὶ γραμματεῖς τοῦ ἱεροῦ καὶ ἱεροψάλται ὧν ὑπὲρ τῆς κεφαλῆς τελοῦσιν καὶ τοῦ στεφανιτικοῦ φόρου καὶ τοῦ περὶ τῶν ἄλλων. [143] ἵνα δὲ θᾶττον ἡ πόλις κατοικισθῇ, δίδωμι τοῖς τε νῦν κατοικοῦσιν καὶ κατελευσομένοις ἕως τοῦ Ὑπερβερεταίου μηνὸς ἀτελέσιν εἶναι μέχρι τριῶν ἐτῶν. [144] ἀπολύομεν δὲ καὶ εἰς τὸ λοιπὸν αὐτοὺς τοῦ τρίτου μέρους τῶν φόρων, ὥστε αὐτῶν ἐπανορθωθῆναι τὴν βλάβην. καὶ ὅσοι ἐκ τῆς πόλεως ἁρπαγέντες δουλεύουσιν, αὐτούς τε τούτους καὶ τοὺς ὑπ᾽ αὐτῶν γεννηθέντας ἐλευθέρους ἀφίεμεν καὶ τὰς οὐσίας αὐτοῖς ἀποδίδοσθαι κελεύομεν.

 

Ios. bell. Iud. 1.31-35 – Original:

[31] Στάσεως τοῖς δυνατοῖς Ἰουδαίων ἐμπεσούσης καθ᾽ ὃν καιρὸν Ἀντίοχος ὁ κληθεὶς Ἐπιφανὴς διεφέρετο περὶ ὅλης Συρίας πρὸς Πτολεμαῖον τὸν ἕκτον, ἡ φιλοτιμία δ᾽ ἦν αὐτοῖς περὶ δυναστείας ἑκάστου τῶν ἐν ἀξιώματι μὴ φέροντος τοῖς ὁμοίοις ὑποτετάχθαι, Ὀνίας μὲν εἷς τῶν ἀρχιερέων ἐπικρατήσας ἐξέβαλε τῆς πόλεως τοὺς Τωβία υἱούς. [32] οἱ δὲ καταφυγόντες πρὸς Ἀντίοχον ἱκέτευσαν αὐτοῖς ἡγεμόσι χρώμενον εἰς τὴν Ἰουδαίαν ἐμβαλεῖν. πείθεται δ᾽ ὁ βασιλεὺς ὡρμημένος πάλαι, καὶ μετὰ πλείστης δυνάμεως αὐτὸς ὁρμήσας τήν τε πόλιν αἱρεῖ κατὰ κράτος καὶ πολὺ πλῆθος τῶν Πτολεμαίῳ προσεχόντων ἀναιρεῖ, ταῖς τε ἁρπαγαῖς ἀνέδην ἐπαφιεὶς τοὺς στρατιώτας αὐτὸς καὶ τὸν ναὸν ἐσύλησε καὶ τὸν ἐνδελεχισμὸν τῶν καθ᾽ ἡμέραν ἐναγισμῶν ἔπαυσεν ἐπ᾽ ἔτη τρία καὶ μῆνας ἕξ. [33] ὁ δ᾽ ἀρχιερεὺς Ὀνίας πρὸς Πτολεμαῖον διαφυγὼν καὶ παρ᾽ αὐτοῦ λαβὼν τόπον ἐν τῷ Ἡλιοπολίτῃ νομῷ πολίχνην τε τοῖς Ἱεροσολύμοις ἀπεικασμένην καὶ ναὸν ἔκτισεν ὅμοιον: περὶ ὧν αὖθις κατὰ χώραν δηλώσομεν. [34] Ἀντιόχῳ γε μὴν οὔτε τὸ παρ᾽ ἐλπίδα κρατῆσαι τῆς πόλεως οὔτε αἱ ἁρπαγαὶ καὶ ὁ τοσοῦτος φόνος ἤρκεσεν, ὑπὸ δὲ ἀκρασίας παθῶν καὶ κατὰ μνήμην ὧν παρὰ τὴν πολιορκίαν ἔπαθεν ἠνάγκαζεν Ἰουδαίους καταλύσαντας τὰ πάτρια βρέφη τε αὐτῶν φυλάττειν ἀπερίτμητα καὶ σῦς ἐπιθύειν τῷ βωμῷ: [35] πρὸς ἃ ἅπαντες μὲν ἠπείθουν, ἐσφάττοντο δὲ οἱ δοκιμώτατοι. καὶ Βακχίδης ὁ πεμφθεὶς ὑπὸ Ἀντιόχου φρούραρχος, τῇ φυσικῇ προσλαβὼν ὠμότητι τὰ ἀσεβῆ παραγγέλματα παρανομίας οὐδεμίαν κατέλιπεν ὑπερβολὴν καὶ κατ᾽ ἄνδρα τοὺς ἀξιολόγους αἰκιζόμενος καὶ κοινῇ καθ᾽ ἡμέραν ἐνδεικνύμενος ὄψιν ἁλώσεως τῇ πόλει, μέχρι ταῖς ὑπερβολαῖς τῶν ἀδικημάτων τοὺς πάσχοντας εἰς ἀμύνης τόλμαν ἠρέθισε.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Übersetzung: William Whiston
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Ios. ant. Iud. 12.138-144 – Übersetzung:

[138] „King Antiochus to Ptolemy, sendeth gretting.
Since the Jews, upon our first entrance on their country, demonstrated their friendship towards us, and when we came to their city [Jerusalem], received us in a splendid manner, and came to meet us with their senate, and gave abundance of provisions to our soldiers, and to the elephants, and joined with us in ejecting the garrison of the Egyptians that were in the citadel, we have thought fit to reward them, and to retrieve the condition of their city, which hath been greatly depopulated by such accidents as have befallen its inhabitants, and to bring those that have been scattered abroad back to the city. And, in the first place, we have determined, on account of their piety towards God, to bestow on them, as a pension, for their sacrifices of animals that are fit for sacrifice, for wine, and oil, and frankincense, the value of twenty thousand pieces of silver, and [six] sacred artabrae of fine flour, with one thousand four hundred and sixty medimni of wheat, and three hundred and seventy-five medimni of salt. And these payments I would have fully paid them, as I have sent orders to you. I would also have the work about the temple finished, and the cloisters, and if there be any thing else that ought to be rebuilt. And for the materials of wood, let it be brought them out of Judea itself and out of the other countries, and out of Libanus tax free; and the same I would have observed as to those other materials which will be necessary, in order to render the temple more glorious; and let all of that nation live according to the laws of their own country; and let the senate, and the priests, and the scribes of the temple, and the sacred singers, be discharged from poll-money and the crown tax and other taxes also. And that the city may the sooner recover its inhabitants, I grant a discharge from taxes for three years to its present inhabitants, and to such as shall come to it, until the month Hyperheretus. We also discharge them for the future from a third part of their taxes, that the losses they have sustained may be repaired. And all those citizens that have been carried away, and are become slaves, we grant them and their children their freedom, and give order that their substance be restored to them.“

 

Ios. bell. Iud. 1.31-35 – Übersetzung:

[31] AT the same time that Antiochus, who was called Epiphanes, had a quarrel with the sixth Ptolemy about his right to the whole country of Syria, a great sedition fell among the men of power in Judea, and they had a contention about obtaining the government; while each of those that were of dignity could not endure to be subject to their equals. However, Onias, one of the high priests, got the better, and cast the sons of Tobias out of the city; who fled to Antiochus, and besought him to make use of them for his leaders, and to make an expedition into Judea. The king being thereto disposed beforehand, complied with them, and came upon the Jews with a great army, and took their city by force, and slew a great multitude of those that favored Ptolemy, and sent out his soldiers to plunder them without mercy. He also spoiled the temple, and put a stop to the constant practice of offering a daily sacrifice of expiation for three years and six months. But Onias, the high priest, fled to Ptolemy, and received a place from him in the Nomus of Heliopolis, where he built a city resembling Jerusalem, and a temple that was like its temple concerning which we shall speak more in its proper place hereafter. [34] Now Antiochus was not satisfied either with his unexpected taking the city, or with its pillage, or with the great slaughter he had made there; but being overcome with his violent passions, and remembering what he had suffered during the siege, he compelled the Jews to dissolve the laws of their country, and to keep their infants uncircumcised, and to sacrifice swine’s flesh upon the altar; against which they all opposed themselves, and the most approved among them were put to death. Bacchides also, who was sent to keep the fortresses, having these wicked commands, joined to his own natural barbarity, indulged all sorts of the extremest wickedness, and tormented the worthiest of the inhabitants, man by man, and threatened their city every day with open destruction, till at length he provoked the poor sufferers by the extremity of his wicked doings to avenge themselves.
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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Niklas Rempe
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Ios. ant. Iud. 12.138-144 & Ios. bell. Iud. 1.31-35

Leitfragen:

1) Beschreiben Sie die Maßnahmen des Antiochos III. wie Flavius Josephus sie wiedergibt.

2) Vergleichen Sie die Handlungen von Antiochos III. und seinem Sohn Antiochos IV.

3) Welche Rückschlüsse lassen die beiden Quellenpassagen auf die Bedeutung der Religion sowohl für die beiden Seleukidenherrscher als auch für die Juden zu?

Kommentar:

Flavius Josephus – ein römisch-jüdischer Geschichtsschreiber aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert – beschreibt in der vorliegenden Quellenpassage aus seinem Werk „Jüdische Altertümer“ (antiquitates Iudaicae) die Maßnahmen, die Antiochos III. als König des Seleukidenreiches gegenüber den Juden ergriffen haben soll. Er tut dies, indem er einen Brief wiedergibt, den Antiochos nach seiner Eroberung Jerusalems im Zuge des fünften Syrischen Kriegs (202-195 v. Chr.) verfasst haben soll. Die Juden hätten Antiochos und seine Truppen demnach wohlwollend und unterstützend empfangen. Dafür habe Antiochos verschiedene Maßnahmen angeordnet, die sich insbesondere auf den Tempel in Jerusalem bezogen bzw. den jüdischen Glauben betroffen. So sollte den Juden z.B. Geld für Opfertiere und -gaben geschenkt und der Tempelbau durch Spenden vorangetrieben werden. Überhaupt durften die Juden nunmehr gemäß ihrer eigenen Gesetze leben und handeln. Darüber hinaus soll Antiochos Steuererleichterungen für die Bewohner Jerusalems angeordnet und zuvor versklavten Einwohnern die Freiheit geschenkt haben.

Flavius Josephus gibt zudem in einem weiteren Werk („Jüdischer Krieg“ (bellum Iudaicum)) die Ereignisse wieder, die sich 167 v. Chr. – d. h. etwa 30 Jahre nach den Maßnahmen Antiochos‘ III. – zugespielt haben sollen. Antiochos IV. Epiphanes war seinem Vater auf den Königsthron des Seleukidenreichs nachgefolgt, wobei er sich nach Flavius Josephus gegenüber den Juden in Jerusalem gänzlich anders verhalten haben soll, als es noch Antiochos III. tat. So habe er, nachdem eine Fraktion eines innerjüdischen Konflikts ihn um Hilfe bat, Jerusalem mit einem großen Heer erobert und die Juden, die mit dem Ptolemäerreich sympathisierten, getötet; zudem soll sein Heer die Stadt geplündert haben. Im Zuge dessen sei er auch nicht vor dem Tempel in Jerusalem zurückgeschreckt und habe diesen sowohl entweiht als auch die dortigen Opferungen beschränkt. Darüber hinaus habe er die jüdischen Gesetze aufgehoben und so z.B. die Beschneidung verboten und Schweinefleisch geopfert. Entsprechend negativ fällt die Bewertung Flavius Josephus‘ aus, wenn er ihn als grausamen und gewalttätigen Tyrannen charakterisiert. Der Unterschied zu seinem Vater könnte also größer kaum sein, wenn er nicht nur Gewalttaten an den Bewohnern Jerusalems – die Antiochos III. noch so tatkräftig unterstützt haben sollen – befohlen und ausgeführt, sondern auch die religiösen Zugeständnisse und Regelungen missachtet bzw. wieder aufgehoben haben soll.

Die beiden Quellenpassagen geben einen guten Einblick in die Bedeutung des jüdischen Glauben sowohl für die beiden Seleukidenherrscher als auch für die Juden selbst. Trotz der völlig unterschiedlichen Charakterisierung der beiden Könige durch Flavius Josephus fällt doch eine Gemeinsamkeit in ihrem Umgang mit dem jüdischen Glauben in Jerusalem auf. Beide benutzen die jüdische Religion für ihre eigenen politischen Interessen. Im Falle des Antiochos III. belohnt er die Bewohner Jerusalems durch religiöse Zugeständnisse und kann sich dadurch bei ihnen in ein gutes Licht rücken sowie deren Unterstützung sichern. Sein Sohn wiederum bestraft die Juden durch den Entzug ihrer religiösen Privilegien und die Profanierung ihres Glaubens. Es wäre aber vorschnell, dem einen religiöse Toleranz oder Judenfreundlichkeit und dem anderen das Gegenteil vorzuwerfen. Politische, religiöse oder generell gesellschaftliche Maßnahmen in anderen Teilen ihrer Herrschaftsgebiets zeigen, dass Antiochos III. und sein Sohn bzw. die meisten der hellenistischen Herrscher, allein ihre eigenen Interessen verfolgten und ihnen dafür jedes Mittel recht war. Ganz anders verhält es sich natürlich mit den Juden in der Stadt, und Flavius Josephus macht die Relevanz der jüdischen Religion für die Bewohner Jerusalems gut deutlich. Das Leben nach den eigenen althergebrachten religiösen Gesetzen und auch der Tempel in Jerusalem waren für sie von zentraler Bedeutung. Entsprechend ist es nicht verwunderlich, dass die Taten des Antiochos IV. wenig später zu einem Aufstand der Juden gegen die Seleukiden (Makkabäerauftstand) führten.

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