Augustus Prima Porta

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Tobias Nowitzki
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Augustus von Prima Porta

Leitfragen:

1 ) Wer sind die Adressaten der Statue?

2) Welche Botschaften möchte Augustus dem Betrachter mit der Statue übermitteln und was für Erkenntnisse kann man daraus über die Situation zur Zeit ihrer Herstellung gewinnen?

3) Welche Rückschlüsse lassen sich aus der Akzentsetzung der Statue auf die Gedankenwelt und Kultur der intendierten Betrachter ziehen?

Kommentar:

Beim Augustus von Prima Porta handelt es sich um eine der bekanntesten Statuen der Antike. Legt man ihren Hauptzweck, nämlich die Versinnbildlichung des Systems der augusteischen Propaganda, zu Grunde, kann man durchaus von einem langfristigen Erfolg sprechen. Dargestellt ist ein stehender, barfüßiger Augustus in Rüstung und Feldherrenmantel, neben seinem Bein ist ein kleiner Cupido auf einem Delphin abgebildet. Die Statue soll dem Betrachter eine Reihe von Botschaften übermitteln:

Erstens die Botschaft, dass Augustus von göttlicher Abstammung und beinahe selbst ein Gott ist. Der kleine Cupido auf seinem Delphin ist ein Hinweis auf seine Mutter, Venus, die gleichzeitig als mythische Ahnherrin der Familie der Julier fungiert, zu der Augustus nach seiner Adoption durch Julius Caesar gehört. Weiterhin ist er barfüßig dargestellt, dies ist gewöhnlich nur bei Götterstatuen der Fall.

Zweitens wird auf Augustus‘ militärischen Ruhm verwiesen, ein Ruhm den der oft kränkliche Princeps nicht selbst erwarb; bei seinem großen Sieg in Actium lag er höchstwahrscheinlich krank im Zelt. Er ist in Rüstung dargestellt und mit Feldherrenmantel über dem Arm, den rechten Arm in der Geste eines Feldherrn ausgestreckt, der zu seinen Truppen spricht. Links und rechts auf dem Brustpanzer finden sich die Darstellungen von Frauen, die Personifikationen Spaniens und Galliens, der neu unterworfenen Provinzen.

Drittens wird der größte diplomatische Erfolg des Princeps ins Zentrum der Darstellung gerückt. In der Mitte des Brustpanzers sieht man einen Parther, der einem Römer Legionsfeldzeichen überreicht. Es handelt sich dabei um die Feldzeichen, die die Parther im Jahre 53 v. Chr. nach der Schlacht von Carrhae erbeutet hatten. Bis zur Rückgabe der Feldzeichen war ihr Verlust eine „nationale“ Schmach für die Römer, die sie nicht vergessen konnten. 20 v. Chr. gelang es Augustus, die friedliche Rückgabe der Feldzeichen zu erwirken, was auch auf zahlreichen seiner Münzen geprägt wurde.

Viertens wird die Ära dauerhaften Friedens, die unter Augustus angeblich im Reich herrschte, auf dem Brustpanzer symbolisch geschickt präsentiert. Nach der Schlacht von Actium 31 v. Chr. waren zwar die inneren Bürgerkriege vorbei, aber damit herrschte mitnichten im gesamten Reich Frieden, denn vor allem in Germanien wurden Schlachten geschlagen, die berühmteste davon ist die Varusschlacht im Jahre 9 n. Chr., in der drei römische Legionen vernichtet wurden. Auf der Statue wird jedoch ein dauerhafter Frieden in Wohlstand präsentiert. Am unteren Ende des Panzers finden sich die Erdgöttin Tellus mit dem Füllhorn und zwei Kleinkinder, den Zeichen für Wohlstand und Fruchtbarkeit. Über allem thront oben Saturn, der symbolisch für ein vergangenes, goldenes Zeitalter steht, das durch Augustus erneuert wurde. Horaz hat 17 v. Chr. in seinem carmen saeculare zur Feier des neuen Jahrhunderts das neue goldene Zeitalter des Augustus ebenfalls gepriesen. Neben Saturn befinden sich Sol, Aurora und Luna, die Götter der Sonne, der Morgenröte und des Mondes, deren ewiger Kreislauf auf die ebenfalls ewige Dauer dieser goldenen Zeit und des römischen Reiches verweist.

Alle diese Aspekte und noch weitere sind in der Statue kondensiert, die wohl in der Villa der Livia, der Frau des Augustus, in Prima Porta stand, wo Besucher sie bestaunen konnten. Es wird davon ausgegangen, dass eine Bronzeversion dieser Statue Bestandteil der großen Säkularspiele von 17 v. Chr. war.

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Podcast-Hinweise
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Vergleiche zur Propaganda des Augustus auch den Tugendschild, die Textbeispiele aus den res gestae (I; II; III) sowie seine Münzprägungen und zum Thema des eben nicht dauerhaften Friedens im Reich auch den Bericht über die Gründung von Augusta Praetoria, den Bericht zu Varusschlacht und den Grabstein eines Gefallenen der Schlacht.