Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Arrian
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Arrian 4, 13-14 Original
[13] ἐκ Φιλίππου ἦν ἤδη καθεστηκὸς τῶν ἐν τέλει Μακεδόνων τοὺς παῖδας ὅσοι ἐς ἡλικίαν ἐμειρακιεύοντο καταλέγεσθαι ἐς θεραπείαν τοῦ βασιλέως, τά τε περὶ τὴν ἄλλην δίαιταν τοῦ σώματος διακονεῖσθαι βασιλεῖ καὶ κοιμώμενον φυλάσσειν τούτοις ἐπετέτραπτο. καὶ ὁπότε ἐξελαύνοι βασιλεύς, τοὺς ἵππους παρὰ τῶν ἱπποκόμων δεχόμενοι ἐκεῖνοι προσῆγον καὶ ἀνέβαλλον οὗτοι βασιλέα τὸν Περσικὸν τρόπον καὶ τῆς ἐπὶ θήρᾳ φιλοτιμίας βασιλεῖ κοινωνοὶ ἦσαν. [2] τούτων καὶ Ἑρμόλαος ἦν, Σωπόλιδος μὲν παῖς, φιλοσοφίᾳ δὲ ἐδόκει προσέχειν τὸν νοῦν καὶ Καλλισθένην θεραπεύειν ἐπὶ τῷδε. ὑπὲρ τούτου λόγος κατέχει, ὅτι ἐν θήρᾳ προσφερομένου Ἀλεξάνδρῳ συὸς ἔφθη βαλὼν τὸν σῦν ὁ Ἑρμόλαος: καὶ ὁ μὲν σῦς πίπτει βληθείς, Ἀλέξανδρος δὲ τοῦ καιροῦ ὑστερήσας ἐχαλέπηνε τῷ Ἑρμολάῳ καὶ κελεύει αὐτὸν πρὸς ὀργὴν πληγὰς λαβεῖν ὁρώντων τῶν ἄλλων παίδων, καὶ τὸν ἵππον αὐτοῦ ἀφείλετο. [3] τοῦτον τὸν Ἑρμόλαον ἀλγήσαντα τῇ ὕβρει φράσαι πρὸς Σώστρατον τὸν Ἀμύντου, ἡλικιώτην τε ἑαυτοῦ καὶ ἐραστὴν ὄντα, ὅτι οὐ βιωτόν οἵ ἐστι μὴ τιμωρησαμένῳ Ἀλέξανδρον τῆς ὕβρεως, καὶ τὸν Σώστρατον οὐ χαλεπῶς συμπεῖσαι μετασχεῖν τοῦ ἔργου, ἅτε ἐρῶντα. [4] ὑπὸ τούτων δὲ ἀναπεισθῆναι Ἀντίπατρόν τε τὸν Ἀσκληπιοδώρου τοῦ Συρίας σατραπεύσαντος καὶ Ἐπιμένην τὸν Ἀρσαίου καὶ Ἀντικλέα τὸν Θεοκρίτου καὶ Φιλώταν τὸν Κάρσιδος τοῦ Θρᾳκός. ὡς οὖν περιῆκεν ἐς Ἀντίπατρον ἡ νυκτερινὴ φυλακή, ταύτῃ τῇ νυκτὶ ξυγκείμενον εἶναι ἀποκτεῖναι Ἀλέξανδρον, κοιμωμένῳ ἐπιπεσόντας. [5] ξυμβῆναι δὲ οἱ μὲν αὐτομάτως λέγουσιν ἔστε ἐφ᾽ ἡμέραν πίνειν Ἀλέξανδρον, Ἀριστόβουλος δὲ ὧδε ἀνέγραψε. […] [7] τῇ δὲ ὑστεραίᾳ Ἐπιμένης ὁ Ἀρσαίου τῶν μετεχόντων τῆς ἐπιβουλῆς φράζει τὴν πρᾶξιν Χαρικλεῖ τῷ Μενάνδρου, ἐραστῇ ἑαυτοῦ γεγονότι: Χαρικλῆς δὲ φράζει Εὐρυλόχῳ τῷ ἀδελφῷ τῷ Ἐπιμένους. καὶ ὁ Εὐρύλοχος ἐλθὼν ἐπὶ τὴν σκηνὴν τὴν Ἀλεξάνδρου Πτολεμαίῳ τῷ Λάγου τῷ σωματοφύλακι καταλέγει ἅπαν τὸ πρᾶγμα: ὁ δὲ Ἀλεξάνδρῳ ἔφρασε. καὶ ὁ Ἀλέξανδρος ξυλλαβεῖν κελεύει ὧν τὰ ὀνόματα εἶπεν ὁ Εὐρύλοχος: καὶ οὗτοι στρεβλούμενοι σφῶν τε αὐτῶν κατεῖπον τὴν ἐπιβουλὴν καί τινας καὶ ἄλλους ὠνόμασαν.[14]Ἀριστόβουλος μὲν λέγει ὅτι καὶ Καλλισθένην ἐπᾶραι σφᾶς ἔφασαν ἐς τὸ τόλμημα: καὶ Πτολεμαῖος ὡσαύτως λέγει. οἱ δὲ πολλοὶ οὐ ταύτῃ λέγουσιν, ἀλλὰ διὰ μῖσος γὰρ τὸ ἤδη ὂν πρὸς Καλλισθένην ἐξ Ἀλεξάνδρου καὶ ὅτι ὁ Ἑρμόλαος ἐς τὰ μάλιστα ἐπιτήδειος ἦν τῷ Καλλισθένει, οὐ χαλεπῶς πιστεῦσαι τὰ χείρω ὑπὲρ Καλλισθένους Ἀλέξανδρον. [2] ἤδη δέ τινες καὶ τάδε ἀνέγραψαν, τὸν Ἑρμόλαον προᾳχθέντα ἐς τοὺς Μακεδόνας ὁμολογεῖν τε ἐπιβουλεῦσαι — καὶ γὰρ οὐκ εἶναι ἔτι ἐλευθέρῳ ἀνδρὶ φέρειν τὴν ὕβριν τὴν Ἀλεξάνδρου — πάντα καταλέγοντα, τήν τε Φιλώτα οὐκ ἔνδικον τελευτὴν καὶ τὴν τοῦ πατρὸς αὐτοῦ Παρμενίωνος ἔτι ἐκνομωτέραν καὶ τῶν ἄλλων τῶν τότε ἀποθανόντων, καὶ τὴν Κλείτου ἐν μέθῃ ἀναίρεσιν, καὶ τὴν ἐσθῆτα τὴν Μηδικήν, καὶ τὴν προσκύνησιν τὴν βουλευθεῖσαν καὶ οὔπω πεπαυμένην, καὶ πότους τε καὶ ὕπνους τοὺς Ἀλεξάνδρου: ταῦτα οὐ φέροντα ἔτι ἐλευθερῶσαι ἐθελῆσαι ἑαυτόν τε καὶ τοὺς ἄλλους Μακεδόνας. τοῦτον μὲν δὴ αὐτόν τε καὶ τοὺς ξὺν αὐτῷ ξυλληφθέντας καταλευσθῆναι πρὸς τῶν παρόντων. [3] Καλλισθένην δὲ Ἀριστόβουλος μὲν λέγει δεδεμένον ἐν πέδαις ξυμπεριάγεσθαι τῇ στρατιᾷ, ἔπειτα νόσῳ τελευτῆσαι, Πτολεμαῖος δὲ ὁ Λάγου στρεβλωθέντα καὶ κρεμασθέντα θέντα ἀποθανεῖν. οὕτως οὐδὲ οἱ πάνυ πιστοὶ ἐς τὴν ἀφήγησιν καὶ ξυγγενόμενοι ἐν τῷ τότε Ἀλεξάνδρῳ ὑπὲρ τῶν γνωρίμων τε καὶ οὐ λαθόντων σφᾶς ὅπως ἐπράχθη ξύμφωνα ἀνέγραψαν.
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Übersetzung: Carl Cless
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Übersetzung
[13] Nach einer schon von Philipp herstammenden Anordnung wurden die Söhne der makedonischen Großen, sobald sie ins Künglingsalter eingetreten waren, zum persönlichen Dienste des Königs ausgewählt. Außer den übrigen Dienstleistungen um seine Person hatten sie die Obliegenheit, wenn er schlief, bei ihm Wache zu halten; so oft der König ausritt, nahmen sie den Stallbedienten das Pferd ab, führten es vor und halfen dem Könige nach persischer Sitte in den Sattel; auch hatten sie an den königlichen Jagdfreuden teil. Einer von ihnen, Hermolaus, des Sopolis Sohn, hatte, wie es schien, Interesse für Philosophie und bezeigte deshalb dem Callisthenes seine Hochachtung. Von diesem erzählt man sich nun folgendes: Als auf einer Jagd Alexander ein Schwein vor den Speer rannte, kam ihm Hermolaus mit dem Schusse zuvor und erlegte das Tier. Alexander, der zu spät gekommen, wurde gegen Hermolaus aufgebracht, ließ im Zorn in Anwesenheit der übrigen Edelknaben ihm Schläge geben und auch sein Pferd ihm abnehmen. Im Schmerzgefühle über diese schimpfliche Behandlung soll Hermolaus gegen Sostratos, des Amyntas Sohn, seine Altersgenossen und zugleich Liebhaber, es ausgesprochen haben: das Leben sei ihm unerträglich, wenn er sich für diese Schmach nicht an Alexander rächen könne. [Es werden eine Reihe von Mitverschwörern genannt] In der Nacht, wo die Wache den Antipater treffen würde, hätten sie miteinander verabredet, Alexander im Schlafe zu überfallen und zu töten. Allein da habe es sich gefügt, daß Alexander, wie einige erzählen, ohne äußeren Anlaß bis in den Tag fortschmauste. [Nach Aristobul wurde er von einer syrischen Seherin gewarnt]. Am folgenden Tage aber erzählte Epimenes, des Arseas Sohn, einer der Mitwisser des Anschlags, die Sache dem Charicles, dem Sohne des Menander, seinem Liebhaber; Charicles erzählte sie Eurylochus, dem Bruder des Epimenes, Eurylochus aber ging ins Zelt Alexanders und entdeckte das Ganze dem Leibwächter Ptolemäus dem Lagiden. Durch diesen wurde Alexander davon unterrichtet und ließ sofort alle festsetzen, deren Namen Eurylochus angegeben hatte. Auf die Folter gespannt, gestanden sie nicht nur ihren eigenen Anschlag ein, sondern nannten auch noch einige andere Namen.[14] Zwar behauptet Aristobul, sie hätten auch ausgesagt, daß Callisthenes sie zu ihrem Wagnisse aufgereizt habe, und Ptolemäus pflichtet jenem bei. Allein die meisten sagen, nicht deswegen, sondern wegen des Hasses, den Alexander bereits auf Callisthenes geworfen, und wegen der innigen Verbindung, in der Hermolaus mit Callisthenes stand, habe Alexander gar leicht das ärgste von Callisthenes geglaubt. Weiter liefern einige noch folgende Nachrichten: Hermolaus, der Versammlung der Makedonier vorgeführt, habe seinen Anschlag eingestanden: denn für einen freien Mann sei Alexanders Übermut nicht länger erträglich gewesen. Und nun habe er alles der Reihe nach aufgezählt – die ungerechte Hinrichtung des Philotas, die noch gesetzwidrigere seines Vaters Parmenio und der übrigen damals mit dem Tode Bestraften, die Ermordung des Cleitus im Rausche, die medische Kleidung, die in Beratung gezogene und noch ncht aufgegebene Anbetung und endlich die zwischen Trinkgelagen und Ausschlafen des Rausches geteilte Lebensweise Alexanders. Dieses habe er nicht länger aushalten können und davon sich und die übrigen Macedonier befreien wollen. Hierauf seien er und seine Mitverhafteten von den Anwesenden gesteinigt, Callisthenes aber nach Aristobul in Fesseln mit dem Heere fortgeschleift worden und später an einer Krankheit gestorben, nach dem Lagiden Ptolemäus hingegen sei derselbe gefoltert und dann aufgehängt worden. So stimmen nicht einmal diejenigen, von denen man die zuverlässigsten Berichte um so mehr erwarten sollte, da sie damals in Alexanders Umgebung.
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Autor_in: Tobias Nowitzki
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Arrian 4, 13-14
Leitfragen:
1) Wie läuft nach dieser Quelle die sogenannte Pagenverschwörung ab?
2) Welche Auskünfte gibt die Quelle über Alexanders Charakter und Herrschaftsmethode?
3) Welche Rückschlüsse auf Arrians Methode lassen sich aus der Quelle ziehen?
Kommentar:
Arrian, ein griechischer Historiker des 2. Jahrhunderts nach Christus, hat uns in seiner Anabasis eine der wesentlichen Quellen zur Geschichte Alexanders des Großen überliefert. Die Ereignisse, die er beschreibt, liegen zu seiner Zeit bereits fast 500 Jahre zurück, und oft wirft ihm die Forschung vor, seine Quellen nicht verstanden zu haben; dennoch ist er eine der wenigen vollständigen Quellen für die Geschichte Alexanders.
In diesem Abschnitt behandelt er die sogenannte „Pagenverschwörung“, der Alexander entging. Als Hauptverschwörer wird hier Hermolaos genannt. Sein Motiv scheint nach Arrians Darstellung persönlicher Natur gewesen zu sein, er wollte sich für eine Demütigung seitens Alexanders rächen. Aus einigen Quellen entnimmt Arrian auch, dass Hermolaos politische Motive angeführt habe, wie Alexanders grausame Herrschaftsführung und seine starke Neigung zur persischen Kultur. Rache als Motiv scheint jedoch plausibler, da wir auch in vielen anderen Fällen die Neigung der makedonischen Adligen zu Kränkung und brutalen Racheakten sehen, beispielsweise bei der Ermordung Philipps, der Ermordung des Kleitos, oder auch der Folter von Philipps Witwe durch seine andere Witwe, Olympias. Die Verschwörung scheitert jedoch, weil Alexander in der Nacht, in der geplant war, ihn im Schlaf zu ermorden, durchzecht. Ein Grund hierfür war laut Aristobul die Warnung einer Seherin, möglicherweise war es auch schlichter Zufall; Arrian bezieht hierzu keine Stellung. Am nächsten Morgen verrät dann ein Mitverschwörer die anderen und sie werden festgesetzt, gefoltert und getötet. Ebenso wird Kallisthenes hingerichtet, ein Philosoph am Hofe Alexanders, nach Arrians Meinung, weil Alexander ihn ohnehin schon lange gehasst habe und loswerden wollte – auch wenn er andere Berichte angibt, nach denen der Philosoph von den Gefolterten bezichtigt worden sei.
Alexander erscheint in dieser Quelle als Tyrann, der gnadenlos diejenigen foltern und hinrichten lässt, die sich gegen ihn verschworen haben, auch wenn er dafür nur eine einzige Aussage besitzt. Und auch (wahrscheinlich) unbeteiligte Personen, wie Kallisthenes, fallen seinem Zorn zum Opfer, den man auch in anderen Ereignissen gut erkennen kann, wie beispielsweise seinen Handlungen nach dem Tod des Hephaistion oder auch der Ermordung des Kleitos. Auf letzteres Verbrechen beruft sich nach dem Bericht einiger Quellen Hermolaos vor der Heeresversammlung. Gnade zeigt Alexander hier ebensowenig wie in anderen Fällen; seine Feinde müssen stets damit rechnen, rücksichtslos ausgelöscht zu werden.
Interessant ist an dieser Quellenstelle auch, dass sie uns Einblicke in die Arbeitsmethode Arrians liefert. Offenbar hatte er eine Reihe von Quellen aus der Zeit Alexanders zur Verfügung, wie die Berichte seines Leibwächters Ptolemaios. Dies verleiht dem Bericht Arrians zusätzliche Glaubwürdigkeit. Ferner sehen wir, dass er sich mit diesen Quellen durchaus kritisch auseinandersetzt, wenn er seiner Verwunderung darüber Ausdruck verleiht, dass die Quellen sich nicht einig sind, obwohl sie alle von Augenzeugen stammen. Für moderne Historiker ist ebenfalls sehr hilfreich, dass er angibt, aus welcher Quelle er welche Information entnommen hat.
Zu Alexanders Charakter siehe auch den Bericht zum Tod des Hephaistion oder den Bericht zur Ermordung von Parmenions Familie. Zu seinem „persischen“ Verhalten siehe auch die Massenhochzeit von Susa und zu seiner Anbetung den Bericht zum Besuch in der Oase Siwah.