Bronzedolch Löwenjagd

 

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Agnes von der Decken
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Bronzedolch Löwenjagd

Leitfragen:

1) Welche Motive sind auf dem Dolch zu erkennen?
2) Wozu diente der Löwendolch?
3) Was kann uns der Dolch über die Mykener sagen?

Kommentar:

Diese bronzene Dolchklinge (von hier ab an der Einfachheit halber „Löwendolch“ genannt) stammt aus Schachtgrab IV. des Gräberrundes A aus dem 16. Jahrhundert v. Chr., das Heinrich Schliemann 1878 in Mykene entdeckte und ausgrub. Der Löwendolch ist einer von unzähligen Grabbeigaben, die Schliemann in den Schachtgräbern in Mykene entdeckte. Neben anderen (künstlerisch) wertvollen Gegenständen ist der Löwendolch Teil des großen Waffenbestandes (Speere, Wurfmesser, Pfeilspitzen, Streitäxte u.v.m.), der in den Gräbern gefunden wurde. Schliemann entdeckte sowohl ehemals funktionale Waffen als auch eine Anzahl von Waffen, die von großem künstlerischen Aufwand zeugen. Hierunter fällt aufgrund seiner in Edelmetall gearbeiteten eingelegten und gravierten Miniaturszene auch der Löwendolch. Er ist damit einer der fünf Dolche mit eingelegter Verzierung, die in den Gräbern IV und V entdeckt wurden.

Der Löwendolch aus Bronze ist 23,7 cm lang und 6,3 cm breit. Er zeigt auf der einen Seite der Klinge fünf bewaffnete Figuren, die einen angreifenden Löwen abwehren (eine Figur liegt bereits entwaffnet unter dem Löwen, seine (?) Lanze steckt im Maul des Tieres) sowie zwei flüchtende Löwen in der Dolchspitze. Drei Jäger heben Lanzen, ein anderer hält einen gespannten Bogen als Waffe in der Hand. Die Jäger tragen Schurze und sind zudem mit großen Ganzkörperschilden bewaffnet, wovon zwei Schilde die Form einer Acht haben, die andern beiden hingegen rechteckige Turmschilde sind. Auf der anderen Seite der Klinge ist ein Löwe vor felsigem Terrain abgebildet, der eine Gruppe Antilopen jagt.

Das Nebeneinander von Beute und Jäger, wie die Darstellung auf dem Löwendolch, war ein häufiges Motiv in der mykenischen Welt. Dabei stand der Löwe, der in der Bronzezeit wohl noch in manchen Gebieten Griechenlands gejagt worden ist, für große Stärke. Damit stellte er eine angemessene Beute für einen tapferen mykenischen Krieger dar. Der verzierte Löwendolch als Grabbeigabe fungiert daher wohl symbolisch als Zeugnis der Kraft des verstorbenen Kriegers und zollte ihm dadurch Respekt. Vermutlich hatte dieser Löwendolch jedoch nie praktischen Nutzen, sondern wurde aufgrund seiner reichen Verzierung eher bei feierlichen Anlässen als in der Schlacht verwendet.

Der große Fund an Waffen in den mykenischen Schachtgräbern zeichnet das Bild einer kriegerischen Kultur. Zwar wäre es zu einfach, die Mykener – insbesondere im Gegensatz zu den vermeintlich friedlichen Minoern – lediglich als kriegerisch darzustellen, dennoch lässt sich nicht von der Hand weisen, dass die Mykener viel in die Entwicklung ihrer militärischen Infrastruktur investierten. Dass der Kampf für die Mykener große Bedeutung hatte, zeigt sich dabei auch in der aufwändigen und kunstvollen Verarbeitung des Löwendolches. Hieran wird daneben gleichzeitig ersichtlich, dass die Mykener in den Metallarbeiten versiert waren. Die Metalle bezogen sie dabei aus der ganzen damals bekannten Welt: Das Kupfer des Dolches stammte vermutlich aus Zypern, das Zinn für die Herstellung von Bronze wahrscheinlich aus Zentralasien. Aus Ägypten und Anatolien (vielleicht auch aus dem Balkan- und Schwarzmeerraum) kam das Gold. Der aus diesen Metallen aufwendig gearbeitete Löwendolch markiert damit nicht nur die Wichtigkeit des Kampfes und die Bedeutung des Gestorbenen, sondern auch die Verbindung der Mykener zur Außenwelt.

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Das Megaron in Pylos

 

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Das Megaron in Pylos

Leitfragen:

1) Was finden wir im Megaron von Pylos vor?
2) Welche Funktion hatte das Megaron?
2) Was sagt uns das Megaron über seinen König?

Kommentar:

Einer der großen und bedeutenden Paläste der Mykener war der Palast in Pylos, der um 1200 v. Chr. durch einen großen Brand zerstört wurde. Der Palast lag etwa 12 km nördlich der heutigen Stadt Pylos an der Westküste der Peleponnes und wurde Mitte des 20. Jahrhunderts von Carl Blegen ausgegraben. Dieser gab ihm in Anspielung auf den Herrscher von Pylos in Homers Ilias den Namen „Palast des Nestor“. Wie bei den Minoern, waren es in der mykenischen Welt die Palastbauten, die die wirtschaftlichen, kulturellen und religiösen Zentren bildeten. Viele dieser mykenischen Paläste ähnelten sich häufig in ihrer Bauweise und ihren architektonischen Besonderheiten. Ein Kernelement des mykenischen Palastes war dabei das sogenannte Megaron. Die dargestellte Rekonstruktion zeigt hier das imaginierte Megaron im Palast von Pylos, das im Wesentlichen dem Megaron von Tiryns und Mykene ähnelt. Zu dem Megaron eines Palastes zählten meist mehrere Räume. Diese Raumgruppe bestand oft – und so auch hier – aus einem Thronraum, dem zentralen Raum des Palastes, mit zwei davor gelagerten Vorräumen.

Dieser zentrale Raum im Palast von Pylos (von hier an vereinfacht „Megaron“ genannt) ist knapp 13 Meter lang und etwa elf Meter breit. Im Zentrum des Megarons befindet sich eine große, verputzte und kreisförmige Herdstelle mit einer ringförmigen Einfassung, die im Durchmesser etwa vier Meter misst. Nirgendwo anders ist die Feuerstelle so gut erhalten wie in Pylos. Der Herd ist dabei mit bemaltem Stuck verziert. Der Rand ist mit flammenartigen Mustern bemalt und die Oberseite mit einem Spiralmotiv verziert. Um die Herdstelle herum standen vier kannelierte Säulen. Vielleicht haben diese Säulen eine Art Schornstein getragen, durch welchen der Rauch von der Herdstelle in den Himmel ziehen konnte. Der Boden des Thronraumes ist schachbrettartig gepflastert, wobei jeder viereckige Pflasterstein mit geometrischen Figuren dekoriert ist. Einer der Pflastersteine ist hingegen mit einem Oktopus bemalt und befindet sich vor einer niedrigen, ebenfalls gepflasterten Plattform. Sehr wahrscheinlich stand hier der hölzerne Thron. Zudem befindet sich im Megaron ein in den Boden eingelassenes, flaches und rundes Becken, das mit einem zweiten Becken durch einen schmalen Kanal verbunden ist. An den Wänden befinden sich Fresken. Die Stelle, an der vermutlich der Thron stand, wird von Löwen- oder Greifen-Fresken flankiert. Andere Fresken zeigen einen singenden Lyra-Spieler oder Szenen, in denen Männer bei festlicher Angelegenheit trinken.

Nicht eindeutig bestimmbar ist die Funktion, die das Megaron gehabt hatte. So kann es sich bei dem Megaron um einen einfachen Herd-Raum gehandelt haben, der als allgemeiner Versammlungsbau diente. Blegen vermutete, dass der große Herd dazu gedient haben könnte, den Raum im Winter zu heizen. Zudem glaubt er, dass der Herd auch geeignet war, für eine größere Gruppe an Menschen, etwa für ein Bankett, zu kochen. Mehrere Indizien weisen aber darauf hin, dass das Megaron (auch) für rituelle Zwecke benutzt wurde: Kleine Trinkgefäße (Kylix), die auf einem Opfertisch neben dem Herd gefunden wurden und die kreisförmigen Vertiefungen, die durch einen Kanal im Boden neben dem Thron miteinander verbunden sind, weisen darauf hin, dass Trankopfer im Megaron vollzogen wurden. Ein großes Fresko in der Vorhalle des Megaron in Pylos zeigt zudem eine Prozession, bei der ein Stier zu einem Altar geführt wird. Auch dies weist auf eine kultisch-rituelle Funktion des Megaron innerhalb des Palastes hin. Vielleicht zeigt das Fresko, dass im Megaron auch Stieropfer vollzogen wurden.
Diese Funde erlauben es uns, Rückschlüsse über den im Palast residierenden König, den wanax, zu ziehen. Zum einen zeigt uns das Vorhandensein des Megaron ganz grundsätzlich, dass es in Pylos einen König gegeben hat. Diese scheinbar banale Tatsache ist nicht zu vernachlässigen, da es bei den Mykenern kaum Hinweise auf herrschaftliche Repräsentation gibt. Weder gibt es Statuen von Königen, noch Wandmalereien oder Reliefs.

Die einzelnen Funde im Megaron in Pylos können zudem Hinweise auf die Beschaffenheit eines solchen Königtums geben. So lassen der Zeremonialherd in der Mitte des Thronsaales sowie die Rinne neben dem Thron, die zum Abfluss der Trankspenden gedient haben kann, auf eine kultische Funktion des Regenten schließen. Es wird zuweilen angenommen, dass der wanax einen großen Teil seiner Macht aus seiner Rolle im religiösen Kontext zog. Die vielen Trinkgefäße, die man in den das Megaron benachbarten Räumen gefunden hat, verweisen andererseits auf Festbankette oder Gelage, die ebenfalls eine religiöse oder aber identitätsstiftende Funktion erfüllt haben können. Solche Feste sind vielleicht vom wanax selbst veranstaltet worden. Die Fresken an den Wänden des Megaron und im Vorraum zeigen Szenen solcher rituellen oder festlichen Veranstaltungen: Das oben erwähnte Prozessionsfresko sowie die Fresken, die weltliche Szenen zeigen, wie den Sänger mit seiner Lyra und die Männer, die sich gegenübersitzend mit Kylikes zuprosten. Vielleicht war der König Gastgeber großer Gelage oder Feste. Die Ausstattung des Megaron bestätigt damit neben der sakralen auch eine weltliche Funktion des wanax, der nach allgemeiner Ansicht an der Spitze des jeweiligen Palaststaates stand.

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Der Palast von Knossos

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Der Palast von Knossos

Leitfragen:

1) Welche Auffälligkeiten zeigt der Grundriss des Palastes von Knossos?

2) Welche Funktion können die einzelnen Räume gehabt haben und was sagen sie uns über die Minoer?

3) Ist „Palast“ eine sinnvolle Bezeichnung für dieses Gebäude?

Kommentar:

Zu Beginn des 2. Jahrtausends v. Chr. begann der Bau der heute so genannten „älteren Paläste“ auf Kreta. Die genauen Gründe für die Entwicklung solch komplexer Palaststrukturen kennen wir nicht. Denkbar ist jedoch, dass zunehmender Wohlstand und die Komplexität der minoischen Gesellschaft, mit der der Bedarf nach einer zentralen Organisation der Wirtschaft einherging, sowie eine Inspiration durch Kontakte zu anderen Ländern den Bau der Paläste bedingte. Um 1950 v. Chr. wurde in Knossos mit dem Bau des alten Palastes begonnen. Die Reste dieses alten Palastes sind unter den heute sichtbaren Mauern des neuen Palastes teilweise noch rekonstruierbar und wurden an verschiedenen Stellen in den jüngeren Palast integriert. Die Ausgrabung des jüngeren Palastes von Knossos begann 1900 unter der Leitung Arthur Evans aus Oxford, dem wir also den vorliegenden Grundriss des Palastes zu verdanken haben. Der Grundriss des Palastes von Knossos zeigt, dass das Gesamtareal eine Fläche von ungefähr 2,5 Hektar maß. Damit ist seine Größe vergleichbar mit der einer kleinen Stadt. Knossos war in der jüngeren Palastzeit der größte der vier wichtigen Paläste (Knossos, Phaistos, Mallia und Kato Zakros) und konnte vermutlich mehrere hundert Menschen beherbergen. Der Palast hatte keine Festungsmauer oder sonstige Verteidigungsanlage, wie auf dem Festland üblich. Wahrscheinlich waren die Minoer also eine friedliche Kultur, die keine Bedrohung von außen fürchten musste.

Der Palast selbst macht aufgrund seiner Vielzahl von kleinen Räumen und Gängen auf den ersten Blick einen verwirrenden Eindruck. Auf Anhieb ist kein symmetrisches Gestaltungsprinzip erkennbar. Dass nachfolgende Griechen die labyrinthischen Ruinen von Knossos als unheimlich empfanden, verwundert daher nicht, zumal mit ihnen die Sage des menschenfressenden Ungeheuers Minotauros verbunden ist. Der Palast von Knossos hatte sicherlich mehrere Stockwerke, jedoch sind nur Erdgeschoss und die Kellerebene erhalten. Gemächer, die sich vielleicht in den oberen Stockwerken befunden haben, können also höchstens vermutet werden. Zentrum des Palastes von Knossos ist sein ca. 25×50 m. großer Zentralhof, der, wie die anderen Paläste auch, eine Nord-Süd-Ausrichtung hat. Fresken, die im Zentralhof entdeckt wurden, deuten darauf hin, dass der Zentralhof Ort wichtiger religiöser Feste und Rituale gewesen ist und Zuschauer in ihm Platz fanden. Darüber hinaus spielte sich hier wohl der Alltag der Menschen ab. Westlich des Zentralhofes befindet sich der „Thronsaal-Komplex“. Dieser Bereich scheint besonders heilig gewesen zu sein, denn dort befinden sich auch die Tempelmagazine, in denen wohl rituelle Gegenstände verwahrt wurden. Der Thronsaal selbst beherbergt neben dem Alabaster-Thron und mehreren an den Wänden stehenden Steinbänken ein von Evans so genanntes Lustralbecken, eine vertiefte rechteckige Einlassung in den Boden (in Knossos gab es insgesamt mindestens drei Lustralbecken). Teilweise wurde angenommen, dass es sich hierbei um ein kultisches Bad zur symbolischen Reinigung gehandelt hat. Das Fehlen von Abflüssen und Hinweise auf Wasser lassen dies jedoch unwahrscheinlich erscheinen. Möglich ist stattdessen, dass Opfergaben im Lustralbecken dargebracht wurden. Besonders auffällig sind die sich noch weiter westlich befindenden fensterlosen Räume, die Magazine, die wohl als Vorratsräume dienten. In ihren Böden befanden sich rechteckige Vertiefungen oder Kisten, die als weitere Lagermöglichkeit gedient haben können. Diese von einem langen Korridor zugänglichen Magazine lagerten große Pithoi für Öl, Getreide, Wein oder Wolle. Eine der Hauptaufgaben des Palastes muss also die Annahme, Lagerung und Verwaltung der Ware gewesen sein. Der davor gelagerte Westhof war möglicherweise ebenfalls Versammlungsort großer Menschenmassen. Zudem könnten Altäre, die auf dem Westhof entdeckt wurden, darauf hinweisen, dass hier Opferhandlungen vollzogen wurden. Vielleicht wurden auch Feste abgehalten, wie etwa Erntefeste, was einerseits die räumliche Nähe zu dem Theaterbereich, andererseits zu den Magazinen bedeutet haben kann.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Palastes, östlich und südöstlich des Zentralhofes, befinden sich viele Räume, deren Nutzen nicht abschließend erkennbar ist. Hierbei kann es sich um weitere Magazine oder Nebenräume gehandelt haben. Vielleicht waren es aber auch Wohnräume, in denen die Menschen, die im Palast beschäftig waren, wie Handwerker, Diener, Wachen oder Sklaven, lebten. Auffallend in diesem Teil des Palastes ist die große Treppe, die vom Zentralhof aus sowohl zu oberen, als auch zu den unteren Stockwerken führte. Zwei Stockwerke unterhalb des Zentralhofes liegen der sogenannte „Saal der Doppeläxte“ (hier wurden Steinmetzzeichen in Form einer Doppelaxt auf einigen Steinen gefunden) sowie das „Megaron der Königin“. Arthur Evans gab den Räumen diese Bezeichnungen und vermutete dabei die Gemächer des Königspaares. Ob dies wirklich die Wohnräume eines Königs oder einer Königin gewesen sind, kann nur spekuliert werden, da noch nicht einmal sicher ist, ob es ein solches Königspaar überhaupt gegeben hat. Jedoch sind diese Räume architektonisch anspruchsvoll und erinnern an Villen der minoischen Oberschicht, was die Interpretation einer königlichen Nutzung möglich macht. Arthur Evans glaubte, er habe den Palast von König Minos freigelegt. Doch wissen wir nicht einmal, ob Knossos von einem König oder einem oberen Priester oder einer Gruppe von Herrschenden regiert wurde. Nordöstlich des Zentralhofes befanden sich noch einmal kleine Räume, die ebenfalls Vorratslager gewesen sein können sowie Werkstätten, in denen Töpfer und Steinschneider arbeiteten.

Der Grundriss des Palastes zeigt uns, dass die Minoer ein immenses Fachwissen für die Errichtung desselben besaßen. Die Existenz eines einheitlichen Maßes, konkrete Planung der labyrinthischen Struktur oder speziell dafür benötigte Werkzeuge zeigen, dass wir es hier mit einer hoch entwickelten Kultur zu tun haben. Zudem entsteht aufgrund der Größe des Palastes der Eindruck, dass die Minoer ein mächtiges Volk gewesen sind. Der Grundriss des Palastes verdeutlicht auch, dass einzelne Räume unterschiedliche Funktionen gehabt haben, was uns wiederrum zeigt, dass der Palast von Knossos verschiedenen Zwecken diente: Er war kultisches Zentrum, Verwaltungszentrum, Ort für Herstellungs- und Verarbeitungsprozesse sowie Lagerort. Ob er darüber hinaus den „Minos“ und seine Familie beherbergte, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Jedoch ist es wahrscheinlich, dass es sich bei einigen Räumen um Wohnräume handelte. Insofern stellt sich die abschließende Frage, ob der Name „Palast“ für dieses multifunktionale Gebäude die richtige Bezeichnung ist. Sicherlich war das Gebäude allein aufgrund seiner wirtschaftlichen Bedeutung der zentrale Dreh- und Angelpunkt von Knossos. Zudem ist wahrscheinlich, dass die herrschende Schicht in den Palästen wohnte. Allerdings gibt es auch viele Räume des Gebäudes, die mehr an einen Tempel als an einen Palast erinnern, weil sie Ort kultischer Praktiken waren. Wäre die Bezeichnung „Tempel“ daher schlüssiger? Schlussendlich kann eine klare Terminologie aufgrund mangelnder Kenntnis über die Herrschaftsform in Knossos nicht gegeben werden und das Beibehalten der Bezeichnung „Palast“ ist aufgrund der jahrzehntelangen Forschung, in der mit diesem Terminus hantiert wurde, sinnvoll. Dass der Palast von Knossos jedoch mehr vereinte als das, was unsere moderne Vorstellung eines Palastes ist, darf darüber nicht vergessen werden.

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Ein Siegelring mit Baumheiligtum


Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Agnes von der Decken
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Ein Siegelring mit Baumheiligtum

Leitfragen:

1) Was ist auf dem Siegelring zu sehen?
2) Was könnte sich in dieser Szene am Baumheiligtum abspielen?
3) Welche Bedeutung hatte der Baum?

Kommentar:

Dass Bäume eine große Rolle in der minoischen Religion spielten, zeigt ihr häufiges ikonographisches Auftreten in Verbindung mit Kultszenen. Vor allem auf Goldringen, wie unserer Quelle, sind kultische Handlungen in Verbindung mit Bäumen abgebildet. Anders als die Palastruinen oder geschützte Höhen-Heiligtümer, sind die Baumheiligtümer archäologisch jedoch schwer nachzuweisen. Möglich ist, dass sie im freien Land angesiedelt waren, weil sie weder auf Bergen noch in Palastarealen gefunden wurden. Anders als dieser Siegelring, der eine Pflanze am Boden der Darstellung zeigt, weisen manche Abbildungen allerdings auch einen gepflasterten Boden auf. Dies könnte auf ein gebautes Areal mit offiziellem Charakter deuten, was zeigt, dass Baumheiligtümer auch einen hohen oder offiziellen Status des Kultes gehabt haben können. Dafür spräche auch, dass meist die wertigen Goldringe die Bildträger der Baumheiligtümer sind.

Die Darstellung auf dem Goldring aus Candia zeigt uns wahrscheinlich eine Szene während einer kultischen Handlung an einem Baumheiligtum. An den äußeren Rändern der Darstellung sind rechteckige Konstruktionen abgebildet, aus denen jeweils ein mit Früchten beladener Baum (vielleicht auch nur Zweige) herauswachsen. Auffällig ist, dass auch auf anderen Abbildungen von Baumheiligtümern die Bäume nicht auf natürlichem Grund wachsen, sondern ebenfalls in oder auf solch stein- oder holzartigen Umhegungen stehen, die deswegen als Altäre oder Schreine gedeutet werden können. Die hier abgebildeten Schreine sind verhältnismäßig simpel. Es könnte sein, dass im rechten Schrein eine kurze freistehende Säule zu erkennen ist. Der linke Schrein vermittelt den Eindruck einer geschlossenen Tür. Zwischen den Baumheiligtümern befinden sich drei weibliche Figuren. Alle drei Figuren tragen den gleichen bodenlangen Volantrock. Ihre Oberkörper sind nackt. Die Haare tragen sie nach oben gesteckt, und eine Kette aus Perlen, die im Haar festgemacht zu sein scheint, hängt den Rücken herunter. Die rechte Figur umfasst mit gesenktem Kopf den Stamm des Baumes und scheint diesen zu Schütteln. Die mittlere Figur steht dem Betrachter frontal gegenüber. Sie ist etwas erhöht abgebildet, sodass der Eindruck entsteht, sie würde schweben. Ihr rechter Arm ist angewinkelt und ihre erhobene Hand wird von der linken Figur berührt, auf die sie herabblickt. Die linke Figur steht dabei mit dem Rücken zum linken Baumschrein und hebt beide Arme in die Höhe. Ihre Handflächen sind geöffnet und berühren die ausgestreckte Hand der mittleren Figur.

Bei den dargestellten Figuren könnte es sich um Adorantinnen, also Kultteilnehmerinnen, handeln, die eine rituelle Handlung am Baumheiligtum vollführen. Typisch für diese Rituale scheint das Rütteln und Schütteln des Baumes zu sein. Viele Darstellungen von Szenen an Baumheiligtümern zeigen Verehrer, oder häufiger Verehrerinnen, die den Baum berühren, schütteln oder greifen. Die rechte Figur der Abbildung könnte eben dies tun. Die Interaktion der beiden anderen hier dargestellten Figuren gibt jedoch Rätsel auf. Es besteht zum einen die Möglichkeit, dass sie einen kultischen Tanz vollführen. Die Körperhaltung der Figuren könnte dabei auf die Ausführung eines Tanzes verweisen. Ähnliche Haltungen nehmen Adorantinnen auf anderen Goldringen oder Siegeln ein. Oft wurde angenommen, dass die häufig dynamisch wirkenden Bewegungen ähnlicher Darstellungen von starken Gefühlsregungen zeugen, was zu der Vermutung geführt hat, dass der Kult ein ekstatischer oder orgiastischer war. Eine Interpretation der Figuren als Tanzende liegt dieser These zu Folge nahe, weil der Tanz im Kult oft ekstatischen Charakter hat.

Andererseits könnte die zentrale Figur auch als eine herabschwebende Gottheit angesprochen werden, die von der linken Figur angebetet wird. Nach dieser Interpretation würde der Goldring eine Epiphanie, die Erscheinung einer Göttin unter Menschen, darstellen. Vielleicht handelt es sich hier also um eine Naturgöttin, die im Baumkult entstanden ist und von weiblichen Kultteilnehmerinnen verehrt wird. Dafür spräche, dass die mittlere Figur eine zentrale und erhöhte Stellung in der Darstellung einnimmt. Dagegen spricht wiederrum, dass alle Figuren ungefähr gleich groß sind und sich die mittlere Figur auch optisch nicht von den anderen beiden Figuren unterscheidet. Die Entscheidung darüber, ob es sich also um eine Epiphanie handelt, ob ein kultischer Tanz dargestellt ist oder aber eine andere rituelle Handlung ausgeführt wird, die wir aufgrund mangelnder Quellen nicht nachvollziehen können, kann hier nicht klar getroffen werden.

Abschließend bleibt die Frage nach der Heiligkeit der Bäume selbst. Waren sie heilig, weil sie in einem besonderen Götterheiligtum standen oder weil sie eine bestimmte Naturgottheit verkörperten? Oder waren sie vielleicht um ihrer selbst willen heilig? Waren sie überhaupt heilig? Eine abschließende Antwort auf diese Fragen kann auch hier nicht gegeben werden. Grundsätzlich zeigt uns dieser Goldring aus Candia aber, dass der Baum mit seinem Stamm und seinen Ästen in der minoischen Religion ein bedeutendes Kultobjekt gewesen sein muss. An ihm zeigt sich erneut (wie an den Gipfel- und Höhlenheiligtümern) die Verbindung der minoischen Religion zur Natur. Offenbar wurden Bäume intensiv verehrt. Ihnen scheint eine besondere Energie inne gewohnt zu haben, die sich darin zeigt, dass die Minoer die Bäume in Schreinen oder Altären platzierten, sie vielleicht mit ekstatischen Riten und Tänzen verehrten und ihre heiligen Zweige berührten und schüttelten.

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Der Friede von Apameia

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Polybios / Livius
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Pol. 21.45 – Original:

[45.1] ἦν δὲ τοιαύτη τις ἡ τῶν κατὰ μέρος διάταξις: φιλίαν ὑπάρχειν Ἀντιόχῳ καὶ Ῥωμαίοις εἰς ἅπαντα τὸν χρόνον ποιοῦντι τὰ κατὰ τὰς συνθήκας. [2] μὴ διιέναι βασιλέα Ἀντίοχον καὶ τοὺς ὑποταττομένους διὰ τῆς αὑτῶν χώρας ἐπὶ Ῥωμαίους καὶ τοὺς συμμάχους πολεμίους μηδὲ χορηγεῖν αὐτοῖς μηδέν: [3] ὁμοίως δὲ καὶ Ῥωμαίους καὶ τοὺς συμμάχους ἐπ᾽ Ἀντίοχον καὶ τοὺς ὑπ᾽ ἐκεῖνον ταττομένους. [4] μὴ πολεμῆσαι δὲ Ἀντίοχον τοῖς ἐπὶ ταῖς νήσοις μηδὲ τοῖς κατὰ τὴν Εὐρώπην. [5] ἐκχωρείτω δὲ πόλεων καὶ χώρας [6]. μὴ ἐξαγέτω μηδὲν πλὴν τῶν ὅπλων ὧν φέρουσιν οἱ στρατιῶται: εἰ δέ τι τυγχάνουσιν ἀπενηνεγμένοι, καθιστάτωσαν πάλιν εἰς τὰς αὐτὰς πόλεις. […]

[12] καὶ τοὺς ἐλέφαντας τοὺς ἐν Ἀπαμείᾳ πάντας, καὶ μηκέτι ἄλλους ἐχέτω. [13] ἀποδότω δὲ καὶ τὰς ναῦς τὰς μακρὰς καὶ τὰ ἐκ τούτων ἄρμενα καὶ τὰ σκεύη, καὶ μηκέτι ἐχέτω πλὴν δέκα καταφράκτων: μηδὲ λέμβον πλείοσι τριάκοντα κωπῶν ἐχέτω ἐλαυνόμενον, μηδὲ μονήρη πολέμου ἕνεκεν […]

[19] ἀργυρίου δὲ δότω Ἀντίοχος Ἀττικοῦ Ῥωμαίοις ἀρίστου τάλαντα μύρια δισχίλια ἐν ἔτεσι δώδεκα, διδοὺς καθ᾽ ἕκαστον ἔτος χίλια: μὴ ἔλαττον δ᾽ ἑλκέτω τὸ τάλαντον λιτρῶν Ῥωμαϊκῶν ὀγδοήκοντα: καὶ μοδίους σίτου πεντηκοντακισμυρίους καὶ τετρακισμυρίους. [20] δότω δὲ Εὐμένει τῷ βασιλεῖ τάλαντα τριακόσια πεντήκοντα ἐν ἔτεσι τοῖς πρώτοις πέντε, ἑβδομήκοντα κατὰ τὸ ἔτος, τῷ ἐπιβαλλομένῳ * καιρῷ, ᾧ καὶ τοῖς Ῥωμαίοις ἀποδίδωσι, καὶ τοῦ σίτου, [21] καθὼς ἐτίμησεν ὁ βασιλεὺς Ἀντίοχος, τάλαντα ἑκατὸν εἴκοσιν ἑπτὰ καὶ δραχμὰς χιλίας διακοσίας ὀκτώ: ἃ συνεχώρησεν Εὐμένης λαβεῖν, γάζαν εὐαρεστουμένην ἑαυτῷ. [22] ὁμήρους δὲ εἴκοσι διδότω Ἀντίοχος, δι᾽ ἐτῶν τριῶν ἄλλους ἀνταποστέλλων, μὴ νεωτέρους ἐτῶν ὀκτωκαίδεκα μηδὲ πρεσβυτέρους τετταράκοντα πέντε. [23] ἐὰν δέ τι διαφωνήσῃ τῶν ἀποδιδομένων χρημάτων, τῷ ἐχομένῳ ἔτει ἀποδότωσαν.

Liv. 35.18 – Original:

[18.1] Alexander Acarnan in consilio erat; [2] Philippi quondam amicus, nuper relicto eo secutus opulentiorem regiam Antiochi et tamquam peritus Graeciae nec ignarus Romanorum in eum gradum amicitiae regis ut consiliis quoque arcanis interesset acceptus erat. [3] is, tamquam non utrum bellandum esset necne consuleretur, sed ubi et qua ratione bellum gereretur, victoriam se haud dubiam proponere animo adfirmabat, si in Europam transisset rex et in aliqua Graeciae parte sedem bello cepisset. [4] iam primum Aetolos, qui umbilicum Graeciae incolerent, in armis eum inventurum, antesignanos ad asperrima quaeque belli paratos; [5] in duobus velut cornibus Graeciae, Nabim a Peloponneso concitaturum omnia, repetentem Argivorum urbem, repetentem maritimas civitates, [6] quibus eum depulsum Romani Lacedaemonis muris inclusissent, a Macedonia Philippum, ubi primum bellicum cani audisset, arma capturum: nosse se spiritus eius, nosse animum; scire ferarum modo, quae claustris aut vinculis teneantur, ingentes iam diu iras eum in pectore volvere; [7] meminisse etiam se, quotiens in bello precari omnes deos solitus sit ut Antiochum sibi darent adiutorem; cuius voti si compos nunc fiat, nullam moram rebellandi facturum. [8] tantum non cunctandum nec cessandum esse: in eo enim victoriam verti si et loca opportuna et socii praeoccuparentur. Hannibalem quoque sine mora mittendum in Africam esse ad distringendos Romanos.

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Übersetzung: Evelyn S. Shuckburgh / Evan T. Sage
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Übersetzung:

[45] ”There shall be perpetual peace between Antiochus and the Romans if he fulfils the provisions of the treaty. Neither Antiochus nor any subject to him shall allow any to pass through their territories to attack the Romans or their allies, nor supply them with aught. Neither shall the Romans or their allies do the like for those attacking Antiochus or those subject to him. Antiochus shall not wage war upon the Islanders or the dwellers in Europe. He shall evacuate all cities and territory (this side Taurus). His soldiers shall take nothing out with them except the arms they are carrying. If they chance to have taken anything away they shall restore it to the same cities. […]

[12] Antiochus shall give up all his elephants, and shall have none henceforth. Anitiochus shall surrender his ships of war, their tackle, and fittings, and henceforth have only ten decked ships. He shall not have a vessel rowed by thirty oars, [or by less] for purposes of war begun by himself. […]

[19] Antiochus shall pay to the Romans ten thousand talents, in ten yearly instalments, of the best Attic silver, each talent to weigh not less than eighty Roman pounds, and ninety thousand medemni of corn. Antiochus shall pay to king Eumenes three hundred and fifty talents in the five years next following, in yearly instalments of seventy talents; and in lieu of the corn, according to the valuation of Antiochus himself, one hundred and twenty-seven talents, two hundred and eight drachmae, which sum Eumenes has consented to accept ‚as satisfying his claims.‘ Antiochus shall give twenty hostages, not less than eighteen nor more than forty-five years old, and change them every three years. If there be in any year a deficit in the instalment paid, Antiochus shall make it good in the next year.”

[18] Alexander the Acarnanian was present at this council; [2] he had once been the friend of Philip, but lately had left him and attached himself to the more flourishing court of Antiochus and, as a man well acquainted with Greece and not without knowledge of the Romans, had advanced so far in the friendship of the king that he was accepted as a member even of secret councils. [3] He, as if the question were not whether there should be war or no, but where and in what fashion the war should be conducted, asserted that he foresaw in his mind a certain victory if the king should have crossed to Europe and fixed the seat of hostilities in some part of Greece. [4] Even now, at the beginning, he would find the Aetolians, who dwelt in the navel of Greece, in arms, advanced troops ready for the utmost hardships; [5] on the two wings of Greece, so to speak, Nabis from the Peloponnesus would cause universal confusion, trying to recover the city of the Argives, trying to recover the coast towns from which the Romans had ousted him when they shut him up within the walls of Lacedaemon; [6] from Macedonia Philip, the moment he heard the trumpet sound, would take up arms; he was acquainted with his high spirits and with his temper; he knew that like wild beasts which were confined in cages or by chains he had long been turning over in his mind wild passions; [7] he himself, moreover, recalled how often in the war Philip had been wont to pray to the gods that they would grant him Antiochus as an ally; if now he should attain the fulfilment of his prayer, he would delay not one instant in rebelling. [8] Only let there be no delay or hesitation, for victory turned upon the question whether suitable ground and allies were secured in advance. Hannibal too should be sent to Africa without delay in order to distract the Romans.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Niklas Rempe
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Pol. 21.45 / Liv. 35.18

Leitfragen:

1) Geben sie die bei Polybios nachvollziehbaren Friedensbedingungen der Römer gegenüber Antiochos III. wieder.

2) Was wird Antiochos III. am Anfang des Krieges nach Livius in Aussicht gestellt?

3) Welche Rückschlüsse lassen die Quellen über die Politik der Römer gegenüber dem Seleukidenreich zu?

Kommentar:

Polybios gibt in seinem historischen Werk den Friendensvertrag zwischen Rom und dem Seleukidenkönig Antiochos III. wieder, welcher nach dem syrisch-römischen Krieg (192-188 v. Chr.) geschlossen wurde. Die vorliegende Quellenpassage gibt einige Punkte dieses in Apameia besiegelten Beschlusses wieder. So solle der Frieden zwischen Rom und dem Seleukidenreich aufrecht erhalten werden, sofern Antiochos verschiedene Bedingungen erfülle bzw. einhalte. Niemanden der Rom schaden wolle, dürfe das Reich der Seleukiden passieren; umgekehrt dürfe auch niemand, der Antichos Schaden zufügen wolle, durch die römisch kontrollierten Gebiete ziehen. Antiochos sei es des Weiteren verboten, Krieg gegen die Mittelmeerinseln zu führen – zu denken ist hier insbesondere an Rhodos – und generell müsse er Europa und die europäischen Völker in Frieden lassen. Alle Besitztümer und Gebiete, die er sowohl in Europa, als auch westlich des Taurus-Gebirges unter Kontrolle halte, seien abzugeben. Seine Soldaten hätten entsprechend abzuziehen und dürften nur ihre Ausrüstung mitnehmen. Weiterhin habe Antiochos nach Polybios all seine Kriegselefanten abzugeben, wobei ihm zudem auch nicht gestattet sei, neue Elefanten in sein Heer einzugliedern. Des Weiteren müsse er seine Flotte am Mittelmeer stark reduzieren – allein zehn Schiffe seien ihm noch gestattet. Doch damit nicht genug: Antiochos habe Rom hohe Reperationskosten innerhalb von wenigen Jahren zu zahlen; auch König Eumenes von Pergamon solle eine Entschädigungszahlung erhalten. Um dies alles zu gewährleisten, müsse Antiochos zudem 20 Geiseln stellen, die alle vier Jahre auszuwechseln seien.

Es wird deutlich, wie hart dieser Friedensvertrag das Seleukidenreich treffen musste. Das immer mächtiger werdende Rom ging klar als Sieger aus dem Krieg hervor, wobei sich die Frage stellt, warum Antiochos sich überhaupt auf eine Auseinandersetzung mit den Römern einließ. Livius gibt in der zweiten hier vorliegenden Quellenpassage einen Einblick in die Motivation des Herrschers. So habe ihn sein griechischer Berater Alexander aus Akarnien dringend zu dem Krieg geraten und ihm einen sicheren Sieg in Aussicht gestellt. Nach Alexander würden Antiochos verschiedene Verbündete in Griechenland erwarten. Zum einen die Aitoler, denen die römische Vorherrschaft in Griechenland ein Dorn im Auge sei. Zum anderen Nabis, der König von Sparta, der zwar kurz zuvor von den Römern besiegt worden sei, nun aber seinen alten Macht- und Einflussbereich wiederzuerlangen versuche. Letztlich – so Alexander – würde sich auch Philipp V. als König der Makedonen beim ersten Anzeichen eines Kampfes Antiochos anschließen. Auch der römische Erzfeind Hannibal – er hatte bei Antiochos Exil gefunden – könne die Römer von Karthago aus bedrängen. Die meisten dieser Prophezeiungen des Alexander gingen allerdings nicht in Erfüllung. Zwar konnte Antiochos anfangs durchaus Erfolge erzielen, doch kamen ihm allein die Aitoler zu Hilfe; die Makedonen halfen sogar der römischer Gegenseite. Antiochos bleib nach einigen Niederlagen nichts anderes übrig, als sich aus Europa und schlussendlich auch aus großen Teilen Kleinasien zurückzuziehen.

Antiochos‘ herbe Niederlage im Krieg gegen Rom und die verschiedenen harten Bedingungen, die diese an ihn stellten, lassen einige Rückschlüsse hinsichtlich der Politik der Römer gegenüber dem Seleukidenreich zu. So wurde Antiochos Versuch, sein Herrschaftsgebiet nach Europa zu erweitern hart bestraft. Nicht nur musste er dort all seine eroberten Gebiete abtreten, sondern musste sich auch verpflichten, seine politischen Ambitionen allein auf Asien zu beschränken. Die Römer hatten lange Jahre in Griechenland Krieg geführt und verstanden sich als Retter und Beschützer der Griechen. Entsprechend wurden Pergamon und Rhodos – beide hatten die Römer unterstützt – von Rom mit den kleinasiatischen Teilen des Seleukidenreiches belohnt. Ihre Pufferfunktion zwischen Antiochos und Europa ist sogleich ersichtlich. Auch die militärischen Sanktionen gegen die Seleukiden passen in dieses Bild, wenn sowohl der Bau einer schlagkräftigen Flotte unterbunden als auch das so fähige und militärisch wirksame Kontingent der Kriegselefanten aufgelöst wurde. Rom hatte sich endgültig als überragende politische Macht in der Mittelmeerwelt etabliert – auch das so große Seleukidenreich musste sich ihm schließlich geschlagen geben.

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Die östlichen Grenzen des Seleukidenreichs

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Polybios
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Pol. 11.34 – Original:

[34] καὶ γὰρ αὐτὸς ἦν ὁ Εὐθύδημος Μάγνης, πρὸς ὃν ἀπελογίζετο φάσκων ὡς οὐ δικαίως αὐτὸν Ἀντίοχος ἐκ τῆς βασιλείας ἐκβαλεῖν σπουδάζει: [2] γεγονέναι γὰρ οὐκ αὐτὸς ἀποστάτης τοῦ βασιλέως, ἀλλ᾽ ἑτέρων ἀποστάντων ἐπανελόμενος τοὺς ἐκείνων ἐκγόνους, οὕτως κρατῆσαι τῆς Βακτριανῶν ἀρχῆς. [3] καὶ πλείω δὲ πρὸς ταύτην τὴν ὑπόθεσιν διαλεχθεὶς ἠξίου τὸν Τηλέαν μεσιτεῦσαι τὴν διάλυσιν εὐνοϊκῶς, παρακαλέσαντα τὸν Ἀντίοχον μὴ φθονῆσαι τῆς ὀνομασίας αὑτῷ τῆς τοῦ βασιλέως καὶ προστασίας, [4] ὥς γ᾽ ἐὰν μὴ συγχωρῇ τοῖς ἀξιουμένοις, οὐδετέρῳ τῆς ἀσφαλείας ὑπαρχούσης: [5] πλήθη γὰρ οὐκ ὀλίγα παρεῖναι τῶν Νομάδων, δι᾽ ὧν κινδυνεύειν μὲν ἀμφοτέρους, ἐκβαρβαρωθήσεσθαι δὲ τὴν χώραν ὁμολογουμένως, ἐὰν ἐκείνους προσδέχωνται. [6] ταῦτα δ᾽ εἰπὼν ἐξαπέστειλε τὸν Τηλέαν πρὸς τὸν Ἀντίοχον. [7] ὁ δὲ βασιλεύς, πάλαι περιβλεπόμενος λύσιν τῶν πραγμάτων, πυθόμενος ταῦτα παρὰ τοῦ Τηλέου, προθύμως ὑπήκουσε πρὸς τὰς διαλύσεις διὰ τὰς προειρημένας αἰτίας. [8] τοῦ δὲ Τηλέου προσανακάμψαντος καὶ πολλάκις πρὸς ἀμφοτέρους, τέλος Εὐθύδημος ἐξέπεμψε Δημήτριον τὸν υἱὸν βεβαιώσοντα τὰς ὁμολογίας: ὃν ὁ βασιλεὺς ἀποδεξάμενος, [9] καὶ νομίσας ἄξιον εἶναι τὸν νεανίσκον βασιλείας καὶ κατὰ τὴν ἐπιφάνειαν καὶ κατὰ τὴν ἔντευξιν καὶ προστασίαν, πρῶτον μὲν ἐπηγγείλατο δώσειν αὐτῷ μίαν τῶν ἑαυτοῦ θυγατέρων: δεύτερον δὲ συνεχώρησε τῷ πατρὶ τὸ τῆς βασιλείας ὄνομα. [10] περὶ δὲ τῶν λοιπῶν ἐγγράπτους ποιησάμενος ὁμολογίας καὶ συμμαχίαν ἔνορκον, ἀνέζευξε σιτομετρήσας δαψιλῶς τὴν δύναμιν, προσλαβὼν καὶ τοὺς ὑπάρχοντας ἐλέφαντας τοῖς περὶ τὸν Εὐθύδημον. [11] ὑπερβαλὼν δὲ τὸν Καύκασον καὶ κατάρας εἰς τὴν Ἰνδικήν, τήν τε φιλίαν ἀνενεώσατο τὴν πρὸς τὸν Σοφαγασῆνον τὸν βασιλέα τῶν Ἰνδῶν, [12] καὶ λαβὼν ἐλέφαντας, ὥστε γενέσθαι τοὺς ἅπαντας εἰς ἑκατὸν καὶ πεντήκοντ᾽, ἔτι δὲ σιτομετρήσας πάλιν ἐνταῦθα τὴν δύναμιν, αὐτὸς μὲν ἀνέζευξε μετὰ τῆς στρατιᾶς, Ἀνδροσθένην δὲ τὸν Κυζικηνὸν ἐπὶ τῆς ἀνακομιδῆς ἀπέλιπε τῆς γάζης τῆς ὁμολογηθείσης αὐτῷ παρὰ τοῦ βασιλέως. [13] διελθὼν δὲ τὴν Ἀραχωσίαν καὶ περαιωθεὶς τὸν Ἐρύμανθον ποταμόν, ἧκε διὰ τῆς Δραγγηνῆς εἰς τὴν Καρμανίαν, οὗ καὶ συνάπτοντος ἤδη τοῦ χειμῶνος ἐποιήσατο τὴν παραχειμασίαν. [14] τὸ μὲν οὖν πέρας τῆς εἰς τοὺς ἄνω τόπους στρατείας Ἀντιόχου τοιαύτην ἔλαβε τὴν συντέλειαν, δι᾽ ἧς οὐ μόνον τοὺς ἄνω σατράπας ὑπηκόους ἐποιήσατο τῆς ἰδίας ἀρχῆς, ἀλλὰ καὶ τὰς ἐπιθαλαττίους πόλεις καὶ τοὺς ἐπὶ τάδε τοῦ Ταύρου δυνάστας, [15] καὶ συλλήβδην ἠσφαλίσατο τὴν βασιλείαν, καταπληξάμενος τῇ τόλμῃ καὶ φιλοπονίᾳ πάντας τοὺς ὑποταττομένους: [16] διὰ γὰρ ταύτης τῆς στρατείας ἄξιος ἐφάνη τῆς βασιλείας οὐ μόνον τοῖς κατὰ τὴν Ἀσίαν, ἀλλὰ καὶ τοῖς κατὰ τὴν Εὐρώπην.

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Übersetzung: Evelyn S. Shuckburgh
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Übersetzung:

[11.34] Euthydemus was himself a Magnesian, and he answered the envoy by saying that „Antiochus was acting unjustly in trying to expel him from his kingdom. He was not himself a revolted subject, but had destroyed the descendant of some who had been such, and so had obtained the kingdom of Bactria.“ After adding more arguments to the same effect, he urged Teleas to act as a sincere mediator of peace, by urging Antiochus not to grudge him the royal title and dignity, „for if he did not yield to this demand, neither of them would be safe: seeing that great hords of Nomads were close at hand, who were a danger to both; and that if they admitted them into the country, it would certainly be utterly barbarised.“ With these words he sent Teleas back to Antiochus. The king had long been looking about for some means of ending the controversy; and when he was informed by Teleas of what Euthydemus had said, he readily admitted these pleas for a pacification. And after several journeys of Teleas to and fro between the two, Euthydemus at last sent his son Demetrius to confirm the terms of the treaty. Antiochus received the young prince; and judging from his appearance, conversation, and the dignity of his manners that he was worthy of royal power, he first promised to give him one of his own daughters, and secondly conceded the royal title to his father. And having on the other points caused a written treaty to be drawn up, and the terms of the treaty to be confirmed on oath, he marched away; after liberally provisioning his troops, and accepting the elephants belonging to Euthydemus. He crossed the Caucasus and descended into India; renewed his friendship with Sophagasenus the king of the Indians; received more elephants, until he had a hundred and fifty altogether; and having once more provisioned his troops, set out again personally with his army: leaving Androsthenes of Cyzicus the duty of taking home the treasure which this king had agreed to hand over to him. Having traversed Arachosia and crossed the river Enymanthus, he came through Drangene to Carmania; and, as it was now winter, he put his men into winter quarters there. This was the extreme limit of the march of Antiochus into the interior: in which he not only reduced the up-country Satraps to obedience to his authority, but also the coast cities, and the princes on this side Taurus; and, in a word, consolidated his kingdom by overawing all his subjects with the exhibition of his boldness and energy. For this campaign convinced the Europeans as well as the Asiatics that he was worthy of royal power.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Niklas Rempe
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Pol. 11.34

Leitfragen:

1) Geben Sie Polybios‘ Beschreibung der Verhandlungen in Baktrien wieder.

2) Auf welche Art sichert Antiochos III. seine Herrschaft?

3) Was für Rückschlüsse lässt die Quellenpassage über die östliche Grenzpolitik des Antiochos III. zu?

Kommentar:

Polybios beschreibt in der vorliegenden Quellenpassage einen Teil der langen Reise (anabasis) des Antiochos III. durch die östlichen Teile des Seleukidenreichs (212-205 v. Chr.). Nach Polybios tritt er in Baktrien – nachdem dort zuvor lange und schwer gekämpft wurde – in Verhandlungen mit dem dortigen König Euthydemos. Dieser habe Antiochos durch Boten übermitteln lassen, dass er das feindselige Verhalten des Seleukidenherrschers als nicht rechtens empfinde. Allein der letzte Herrscher von Baktrien hätte den Seleukiden Unrecht getan, da er als Satrap gegen Antiochos II. rebellierte und sich zum König ausrief. Euthydemos allerdings habe Baktrien rechtmäßig von eben jenem Rebellen erobert. Antiochos müsse also seinen Königstitel – und damit das Königreich Baktrien – anerkennen. Sollte Euthydemos in Baktrien nicht als König regieren, drohe auch den Seleukiden Gefahr. Allein ein starker König in der Region könne die Normandestämme aus dem Norden und Osten davon abhalten, in das Seleukidenreich einzufallen. Antiochos habe diesen Friedensbedingungen schlussendlich zugestimmt, wobei er dem Sohn des Euthydemos außerdem eine seiner Töchter zur Heirat versprochen haben soll. Antiochos und sein Heer seien daraufhin weitergezogen, wobei er zuvor noch mit Proviant und neuen Kriegselefanten von Euthydemos ausgestattet worden sei.

Sein Marsch habe Antiochos so bis über das Hindukusch Gebirge (Caucasus Indicus) nach Indien geführt, wo er mit dem dortigen Herrscher Sophagasenos (Subhagasena) die alten Verbindungen und Verträge erneuert haben soll. Auch hier soll er mit Elefanten und Proviant ausgestattet worden sein, wobei Antiochos zusätzlich weitere Schätze übergeben worden sein sollen. Man erkennt demnach Ähnlichkeiten zu dem Vorgehen des Antiochos in Baktrien. Beide Male schließt er Verträge mit dem lokalen Herrscher und scheint weniger auf einen Beutezug bedacht. Zwar erhält er in Indien einige Geldmittel bzw. Waren, doch war es ihm vornehmlich daran gelegen, sein Heer zu verpflegen und sein Elefantenkontingent aufzustocken. Zu betonen ist allerdings, dass Antiochos in Baktrien anders als in Indien durchaus in Kämpfe verwickelt war. Sein schlagkräftiges Heer und seine militärischen Fähigkeiten waren potente Mittel, um seine Interessen durchzusetzen. Antiochos und sein Heer sollen von Indien aus erst nach Arachosien und dann weiter nach Karmanien gezogen sein. Auf welche Weise Antiochos dort seine Interessen durchsetzte, sagt Polybios nichts, wobei dieser wiederum das Ergebnis der langen Reise betont: die Sicherung der selekuidischen Herrschaft im Osten.

Eben jene Konsolidierung seiner Herrschaft, war sicherlich ein Motivationsgrund für Antiochos‘ langen Aufenthalt im Osten, da die Kontrolle über diese Regionen in den Regierungsjahren seiner Vorgänger immer schwächer geworden war. Insbesondere der so in Vernachlässigung geratene Grenzschutz gegen die Nomandevölker sei hier betont. Hervorzuheben ist allerdings, dass es Antiochos offensichtlich nicht unbedingt daran gelegen war, die direkte Kontrolle über die östlichen Gebiete in Form von Satrapien zu erlangen bzw. wiederzuerlangen. Die Geschehnisse in Baktrien verdeutlichen dies und zeigen, dass Antiochos sich durchaus mit eigenständigen Königreichen zufrieden gab, solange seleukidische Interessen gewahrt wurden. Zumal dem baktrischen König Euthydemos eines ganz klar gewesen sein muss: Er durfte allein auf Gnaden des Antiochos seinen Königstitel behalten. Auch war Euthydemos ein Grieche und dass Antiochos sich dessen Sohn vorgeführt haben lassen soll und dass er diesem, nachdem er sich von dessen Tauglichkeit überzeugt haben soll, zudem eine seiner Töchter zur Frau gegeben habe, ist hier wichtig zu beachten. Beides weist daraufhin, dass Antiochos an einer langfristigen und engen Beziehung zu dem baktrischen Königshaus gelegen war. Baktrien wurde so zu einem griechischen Außenposten der Seleukiden an der nordöstlichen Grenze des Reiches und wenn schon nicht offiziell, so doch inoffiziell von Antiochos kontrolliert.

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Die Stadtgründungen im Seleukidenreich

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Appian / Strabon
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App. Syr. 57-58 – Original:

[57] […] πόλεις δὲ ᾤκισεν ἐπὶ τὸ μῆκος τῆς ἀρχῆς ὅλης ἑκκαίδεκα μὲν Ἀντιοχείας ἐπὶ τῷ πατρί, πέντε δὲ ἐπὶ τῇ μητρὶ Λαοδικείας, ἐννέα δ᾽ ἐπωνύμους ἑαυτοῦ, τέσσαρας δ᾽ ἐπὶ ταῖς γυναιξί, τρεῖς Ἀπαμείας καὶ Στρατονίκειαν μίαν. καὶ εἰσὶν αὐτῶν ἐπιφανέσταται καὶ νῦν Σελεύκειαι μὲν ἥ τε ἐπὶ τῇ θαλάσσῃ καὶ ἡ ἐπὶ τοῦ Τίγρητος ποταμοῦ, Λαοδίκεια δὲ ἡ ἐν τῇ Φοινίκῃ καὶ Ἀντιόχεια ἡ ὑπὸ τῷ Λιβάνῳ ὄρει καὶ ἡ τῆς Συρίας Ἀπάμεια. τὰς δὲ ἄλλας ἐκ τῆς Ἑλλάδος ἢ Μακεδονίας ὠνόμαζεν, ἢ ἐπὶ ἔργοις ἑαυτοῦ τισιν, ἢ ἐς τιμὴν Ἀλεξάνδρου τοῦ βασιλέως: […]

[58] […] ἐς δὲ τὴν ἐπὶ τοῦ Τίγρητος ἡμέραν ἐπιλέξασθαι τοὺς μάγους κελευομένους, καὶ τῆς ἡμέρας ὥραν, ᾗ τῶν θεμελίων ἄρξασθαι τῆς ὀρυχῆς ἔδει, ψεύσασθαι τὴν ὥραν τοὺς μάγους, οὐκ ἐθέλοντας ἐπιτείχισμα τοιόνδε σφίσι γενέσθαι. καὶ Σέλευκος μὲν ἐν τῇ σκηνῇ τὴν δεδομένην ὥραν ἀνέμενεν, ὁ δὲ στρατὸς ἐς τὸ ἔργον ἕτοιμος, ἀτρεμῶν ἔστε σημήνειεν ὁ Σέλευκος, ἄφνω κατὰ τὴν αἰσιωτέραν ὥραν δόξαντές τινα κελεύειν ἐπὶ τὸ ἔργον ἀνεπήδησαν, ὡς μηδὲ τῶν κηρύκων ἐρυκόντων ἔτι ἀνασχέσθαι. τὸ μὲν δὴ ἔργον ἐξετετέλεστο, Σελεύκῳ δὲ ἀθύμως ἔχοντι, καὶ τοὺς μάγους αὖθις ἀνακρίνοντι περὶ τῆς πόλεως, ἄδειαν αἰτήσαντες ἔλεγον οἱ μάγοι: ‘τὴν πεπρωμένην ὦ βασιλεῦ μοῖραν, χείρονά τε καὶ κρείσσονα, οὐκ ἔστιν οὔτε ἀνδρὸς οὔτε πόλεως ἐναλλάξαι. μοῖρα δέ τις καὶ πόλεών ἐστιν ὥσπερ ἀνδρῶν. καὶ τήνδε χρονιωτάτην μὲν ἐδόκει τοῖς θεοῖς γενέσθαι, ἀρχομένην ἐκ τῆσδε τῆς ὥρας ἧς ἐγένετο: δειμαίνοντες δ᾽ ἡμεῖς ὡς ἐπιτείχισμα ἡμῖν ἐσομένην, παρεφέρομεν τὸ πεπρωμένον. τὸ δὲ κρεῖσσον ἦν καὶ μάγων πανουργούντων καὶ βασιλέως ἀγνοοῦντος αὐτό. τοιγάρτοι τὸ δαιμόνιον τὰ αἰσιώτερα τῷ στρατῷ προσέταξεν. καὶ τοῦτο ἔνι σοι καταμαθεῖν ὧδε, ἵνα μή τι καὶ νῦν ἡμᾶς ἔτι τεχνάζειν ὑπονοῇς. αὐτός τε γὰρ ὁ βασιλεὺς σὺ τῷ στρατῷ παρεκάθησο, καὶ τὸ κέλευσμα αὐτὸς ἐδεδώκεις ἀναμένειν: καὶ ὁ εὐπειθέστατος ὤν σοι πρὸς κινδύνους καὶ πόνους οὐκ ἠνέσχετο νῦν οὐδὲ ἀναπαύσεως ἐπιτάγματος, ἀλλ᾽ ἀνέθορεν, οὐδὲ ἀνὰ μέρος ἀλλ᾽ ἀθρόως, ἐπιστάταις αὐτοῖς, καὶ ἐνόμιζε κεκελεῦσθαι. καὶ ἐκεκέλευστο δή: διόπερ οὐδὲ σοῦ κατερύκοντος αὐτοὺς ἔτι ἐπείθοντο. τί ἂν οὖν βασιλέως ἐν ἀνθρώποις εἴη καρτερώτερον ἄλλο θεοῦ; ὃς τῆς σῆς γνώμης ἐπεκράτησε, καὶ ἡγεμόνευσέ σοι τῆς πόλεως ἀντὶ ἡμῶν, δυσμεναίνων ἡμῖν τε καὶ γένει παντὶ τῷ περιοίκῳ. ποῦ γὰρ ἔτι τὰ ἡμέτερα ἰσχύσει, δυνατωτέρου γένους παρῳκισμένου; ἡ μὲν δὴ πόλις σοι γέγονε σὺν τύχῃ καὶ μεγιστεύσει καὶ χρόνιος ἔσται: σὺ δὲ ἡμῖν, ἐξαμαρτοῦσιν ὑπὸ δέους οἰκείων ἀγαθῶν ἀφαιρέσεως, τὴν συγγνώμην βεβαίου.’ ταῦτα τῶν μάγων εἰπόντων ὁ βασιλεὺς ἥσθη καὶ συνέγνω.

Strab. 16.1.5 – Original:

[5] ῾η δὲ Βαβυλὼν καὶ αὐτὴ μέν ἐστιν ἐν πεδίῳ, τὸν δὲ κύκλον ἔχει τοῦ τείχους τριακοσίων ἑξήκοντα πέντε σταδίων, πάχος δὲ τοῦ τείχους ποδῶν δύο καὶ τριάκοντα, ὕψος δὲ τῶν μὲν μεσοπυργίων πήχεις πεντήκοντα τῶν δὲ πύργων ἑξήκοντα, ἡ δὲ πάροδος τοῖς ἐπὶ τοῦ τείχους ὥστε τέθριππα ἐναντιοδρομεῖν ἀλλήλοις ῥᾳδίως: διόπερ τῶν ἑπτὰ θεαμάτων λέγεται καὶ τοῦτο καὶ ὁ κρεμαστὸς κῆπος ἔχων ἐν τετραγώνῳ σχήματι ἑκάστην πλευρὰν τεττάρων πλέθρων: συνέχεται δὲ ψαλιδώμασι καμαρωτοῖς ἐπὶ πεττῶν ἱδρυμένοις κυβοειδῶν ἄλλοις ἐπ᾽ ἄλλοις: οἱ δὲ πεττοὶ κοῖλοι πλήρεις γῆς ὥστε δέξασθαι φυτὰ δένδρων τῶν μεγίστων, ἐξ ὀπτῆς πλίνθου καὶ ἀσφάλτου κατεσκευασμένοι καὶ αὐτοὶ καὶ αἱ ψαλίδες καὶ τὰ καμαρώματα. […] ἀλλὰ καὶ τὰ λοιπὰ ὠλιγωρήθη καὶ κατήρειψαν τῆς πόλεως τὰ μὲν οἱ Πέρσαι τὰ δ᾽ ὁ χρόνος καὶ ἡ τῶν Μακεδόνων ὀλιγωρία περὶ τὰ τοιαῦτα, καὶ μάλιστα ἐπειδὴ τὴν Σελεύκειαν ἐπὶ τῷ Τίγρει πλησίον τῆς Βαβυλῶνος ἐν τριακοσίοις που σταδίοις ἐτείχισε Σέλευκος ὁ Νικάτωρ. καὶ γὰρ ἐκεῖνος καὶ οἱ μετ᾽ αὐτὸν ἅπαντες περὶ ταύτην ἐσπούδασαν τὴν πόλιν καὶ τὸ βασίλειον ἐνταῦθα μετήνεγκαν: καὶ δὴ καὶ νῦν ἡ μὲν γέγονε Βαβυλῶνος μείζων ἡ δ᾽ ἔρημος ἡ πολλή, ὥστ᾽ ἐπ᾽ αὐτῆς μὴ ἂν ὀκνῆσαί τινα εἰπεῖν ὅπερ ἔφη τις τῶν κωμικῶν ἐπὶ τῶν Μαγαλοπολιτῶν τῶν ἐν Ἀρκαδίᾳ ‘ἐρημία μεγάλη ‚στὶν ἡ Μεγάλη πόλις.’

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Übersetzung: Horace White / H.C. Hamilton, W. Falconer
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Übersetzung:

[57] […] He built cities throughout the entire length of his dominions and named sixteen of them Antioch after his father, five Laodicea after his mother, nine after himself, and four after his wives, that is, three Apamea and one Stratonicea. Of these the two most renowned at the present time are the two Seleucias, one on the sea and the other on the river Tigris, Laodicea in Phœnicia, Antioch under Mount Lebanon, and Apamea in Syria. To others he gave names from Greece or Macedonia, or from his own exploits, or in honor of Alexander; […]

[58] […] They say, also, that when the Magi were ordered to indicate the propitious day and hour for beginning the foundations of Seleucia-on-the-Tigris they falsified as to the hour because they did not want to have such a stronghold built against themselves. While the king was waiting in his tent for the appointed hour, and the army, in readiness to begin the work, stood quietly till Seleucus should give the signal, suddenly, at the true hour of destiny, they seemed to hear a voice ordering them on. So they sprang to their work with such alacrity that the heralds who tried to stop them were not able to do so. When the work was brought to an end Seleucus, being troubled in his mind, again made inquiry of the Magi concerning his city, and they, having first secured a promise of impunity, replied, „That which is fated, O King, whether it be for better or worse, neither man nor city can change, for there is a fate for cities as well as for men. It pleases the gods that this city shall endure for ages, because it was begun on the hour on which it was begun. We feared lest it should be a stronghold against ourselves, and falsified the appointed time. Destiny is stronger than crafty Magi or an unsuspecting king. For that reason the deity announced the more propitious hour to the army. It is permitted you to know these things so surely that you need not suspect us of deception still, for you were presiding over the army yourself, as king, and you had yourself ordered them to wait; but the army, ever obedient to you in facing danger and toil, could not now be restrained, even when you gave them the order to stop, but sprang to their work, not a part of them merely, but all together, and their officers with them, thinking that the order had been given. In fact it had been given. That was the reason why not even you could hold them back. What can be stronger in human affairs than a king, unless it be a god, who overcame your intention and supplanted us in giving you directions about the city; for the god is in hostility to us and to all the people round about? What can our resources avail hereafter with a more powerful race settled along side of us? This city of yours has had a fortunate beginning, it will be great and enduring. We beg that you will confirm your pardon of our fault which we committed from fear of the loss of our own prosperity.“ The king was pleased with what the Magi said and pardoned them.

[5] Babylon itself also is situated in a plain. The wall is 385 stadia in circumference, and 32 feet in thickness. The height of the space between the towers is 50, and of the towers 60 cubits. The roadway upon the walls will allow chariots with four horses when they meet to pass each other with ease. Whence, among the seven wonders of the world, are reckoned this wall and the hanging garden: the shape of the garden is a square, and each side of it measures four plethra. It consists of vaulted terraces, raised one above another, and resting upon cube-shaped pillars. These are hollow and filled with earth to allow trees of the largest size to be planted. The pillars, the vaults, and the terraces are constructed of baked brick and asphalt. […] other works also were neglected, and the city was dilapidated, partly by the Persians, partly by time, and, through the indifference of the Macedonians to things of this kind, particularly after Seleucus Nicator had fortified Seleucia on the Tigris near Babylon, at the distance of about 300 stadia. Both this prince and all his successors directed their care to that city, and transferred to it the seat of empire. At present it is larger than Babylon; the other is in great part deserted, so that no one would hesitate to apply to it what one of the comic writers said of Megalopolitæ in Arcadia, “The great city is a great desert.”

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Autor_in: Niklas Rempe
Lizenz: CC-BY-NC-SA

App. Syr. 57-58 / Strab. 16.1.5

Leitfragen:

1) Geben Sie Appians Beschreibung der Städtegründungen des Seleukos I. wieder.

2) Was passierte nach Strabon durch die Gründung von Seleukeia mit Babylon?

3) Was für Rückschlüsse lassen die beiden Quellenpassagen über Kolonie- und Städtegründungen im Seleukidenreich zu?

Kommentar:

Appian beschreibt in der vorliegenden Quellenpassage, wie sich Seleukos I. als Diadochenherrscher über das Seleukidenreich für verschiedene Städtegründungen verantwortlich zeigt. In allen Teilen seines großen Reiches habe er sie vorgenommen, wobei die griechische Namensgebung auffällig ist. Zwei Städte, die er nach sich selber benannt habe – Seleukeia in Pierien und Seleukia am Tigris – seien auch zu Appians Zeit (am Anfang des zweiten Jahrhunderts n. Chr.) noch groß und bekannt gewesen. Der Geschichtsschreiber gibt zudem eine Anekdote über die Gründung von Seleukeia am Tigris wieder. Seleukos habe die einheimischen Magier – gemeint sind die zoroastischen Priester Babylons – damit beauftragt, den günstigsten Zeitpunkt für die Fundamentlegung der Stadt festzulegen. Diese hätten den makedonischen Fremdherrscher allerdings nicht dabei helfen wollen, eine griechische Stadt in ihrem Land zu gründen und so den Bau absichtlich hinausgezögert. Nach Appian habe den Magiern eine göttliche Stimme genau zur rechten Zeit befohlen, Seleukos Bescheid zu geben. Die Arbeiten hätten daraufhin begonnen, wobei die Magier ihren Sabotageversuch dem König zudem gebeichtet hätten. Die Furcht vor der Fremdherrschaft und dem Verlust ihrer Macht hätte sie dazu getrieben; nun allerdings hätten sie eingesehen, dass der Städtebau Willen der Gottheit sei und somit auch Seleukos‘ Herrschaft über das Gebiet.

Strabon gibt in seinem historisch-geographischen Werk aus dem Anfang des ersten Jahrhunderts eine kurze Beschreibung von Babylon. So beschreibt er die große und eindrucksvolle Stadtmauer und auch die hängenden Gärten von Babylon – eines der antiken Weltwunder. Babylon habe allerdings zu seiner Zeit von seinem alten Glanz verloren. Diese Entwicklung gehe schon auf die Perser zurück, wobei sie auch nach der Eroberung der Stadt durch Alexander weiter fortgeschritten sei. Zwar hätte dieser Babylon noch als Hauptstadt seines Weltreichs etabliert, doch hätten die nachfolgenden makedonischen Könige die Stadt weiter verfallen lassen. Insbesondere die Gründung von Seleukos am Tigris durch Seleukos I. habe Babylon geschadet. Begründet sei dies zum einen mit der relativen Nähe dieser neuen Großstadt gewesen und zum anderen in dem Umstand, dass Seleukeia zur neuen Hauptstadt des Seleukidenreiches gemacht worden sei. Seleukeia  wuchs so immer weiter, und Babylon verkam so durch mangelnde Pflege und den Verlust an Einfluss. Die einst so große Stadt sei zu Strabons Zeit nunmehr nur noch eine große Wüste.

Beide Quellenpassagen geben einen guten Einblick in die Städtegründungen im seleukidischen Reich und deren Auswirkungen. Anfänglich sei auf die Magier verwiesen. Als angesehene und einflussreiche soziale Gruppe im alten persischen Reich konnten sie sich mit ihrem Machtverlust, der spätestens nach Alexanders Tod einsetzte, anfangs offensichtlich nicht abfinden. Sie befürchteten, dass die neuen griechischen Städte wie Seleukeia ihre Kultur verdrängen könnten. Ob sich die Anekdote, wie sie Appian berichtet, wirklich genauso abgespielt hat, ist fraglich; eindeutig ist allerdings, dass die dort geschilderten Befürchtungen der Magier in römischer Zeit durchaus eingetroffen waren. Die Stadt Bayblon verlor an Macht und Prestige und auch ihr Rang als Hauptstadt wurde ihr abspenstig gemacht, wobei die nahe Gründung von Seleukeia großen Einfluss auf diese Entwicklung gehabt hat. Seleukeia am Tigris – wenn auch als Hauptstadt sicherlich von herausragender Bedeutung – war allerdings keineswegs die einzige Stadtgründung des Seleukos und seiner Nachfolger. Anders als bei den Ptolemäern wurden im Seleukidenreich überall im Land griechische bzw. makedonische Städte gegründet –, wobei nicht nur der Name griechisch war, sondern auch ihre Bauten und der größte Teil ihrer Bewohner. Eine Vermischung der im Seleukidenreich so vielfältigen Kulturen scheint so erschwert worden zu sein.

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Der Handel im Hellenismus

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Polybios / Strabon
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Pol. 4.38 – Original:

[1] Βυζάντιοι κατὰ μὲν θάλατταν εὐκαιρότατον οἰκοῦσι τόπον καὶ πρὸς ἀσφάλειαν καὶ πρὸς εὐδαιμονίαν πάντη τῶν ἐν τῇ καθ᾽ ἡμᾶς οἰκουμένῃ, κατὰ δὲ γῆν πρὸς ἀμφότερα πάντων ἀφυέστατον. [2] κατὰ μὲν γὰρ θάλατταν οὕτως ἐπίκεινται τῷ στόματι τοῦ Πόντου κυρίως ὥστε μήτ᾽ εἰσπλεῦσαι μήτ᾽ ἐκπλεῦσαι μηδένα δυνατὸν εἶναι τῶν ἐμπόρων χωρὶς τῆς ἐκείνων βουλήσεως. [3] ἔχοντος δὲ τοῦ Πόντου πολλὰ τῶν πρὸς τὸν βίον εὐχρήστων τοῖς ἄλλοις ἀνθρώποις, πάντων εἰσὶ τούτων κύριοι Βυζάντιοι. [4] πρὸς μὲν γὰρ τὰς ἀναγκαίας τοῦ βίου χρείας τά τε θρέμματα καὶ τὸ τῶν εἰς τὰς δουλείας ἀγομένων σωμάτων πλῆθος οἱ κατὰ τὸν Πόντον ἡμῖν τόποι παρασκευάζουσι δαψιλέστατον καὶ χρησιμώτατον ὁμολογουμένως: πρὸς δὲ περιουσίαν μέλι, κηρόν, τάριχος ἀφθόνως ἡμῖν χορηγοῦσι. [5] δέχονται γε μὴν τῶν ἐν τοῖς παρ᾽ ἡμῖν τόποις περιττευόντων ἔλαιον καὶ πᾶν οἴνου γένος: σίτῳ δ᾽ ἀμείβονται, ποτὲ μὲν εὐκαίρως διδόντες, ποτὲ δὲ λαμβάνοντες. [6] πάντων δὴ τούτων ἢ κωλύεσθαι δέον ἦν ὁλοσχερῶς τοὺς Ἕλληνας ἢ τελέως ἀλυσιτελῆ γίνεσθαι σφίσι τὴν ἀλλαγὴν αὐτῶν, Βυζαντίων ἤτοι βουλομένων ἐθελοκακεῖν καὶ συνδυάζειν ποτὲ μὲν Γαλάταις, τοτὲ δὲ πλείονα Θρᾳξὶν ἢ τὸ παράπαν μὴ κατοικούντων τοὺς τόπους: [7] διά τε γὰρ τὴν στενότητα τοῦ πόρου καὶ τὸ παρακείμενον πλῆθος τῶν βαρβάρων ἄπλους ἂν ἡμῖν ἦν ὁμολογουμένως ὁ Πόντος. [8] μέγιστα μὲν οὖν ἴσως αὐτοῖς ἐκείνοις περιγίνεται λυσιτελῆ πρὸς τοὺς βίους διὰ τὰς τῶν τόπων ἰδιότητας: [9] ἅπαν γὰρ τὸ μὲν περιττεῦον παρ᾽ αὐτοῖς ἐξαγωγῆς, τὸ δὲ λεῖπον εἰσαγωγῆς ἑτοίμου τυγχάνει καὶ λυσιτελοῦς ἄνευ πάσης κακοπαθείας καὶ κινδύνου: [10] πολλά γε μὴν καὶ τοῖς ἄλλοις εὔχρηστα δι᾽ ἐκείνους, ὡς εἰρήκαμεν, ἀπαντᾷ. διὸ καὶ κοινοί τινες ὡς εὐεργέται πάντων ὑπάρχοντες εἰκότως ἂν οὐ μόνον χάριτος, ἀλλὰ καὶ ἐπικουρίας κοινῆς τυγχάνοιεν ὑπὸ τῶν Ἑλλήνων κατὰ τὰς ὑπὸ τῶν βαρβάρων περιστάσεις. [11] ἐπεὶ δὲ παρὰ τοῖς πλείστοις ἀγνοεῖσθαι συνέβαινε τὴν ἰδιότητα καὶ τὴν εὐφυΐαν τοῦ τόπου, διὰ τὸ μικρὸν ἔξω κεῖσθαι τῶν ἐπισκοπουμένων μερῶν τῆς οἰκουμένης, [12] βουλόμεθα δὲ πάντες εἰδέναι τὰ τοιαῦτα, καὶ μάλιστα μὲν αὐτόπται γίνεσθαι τῶν ἐχόντων παρηλλαγμένον τι καὶ διαφέρον τόπων, εἰ δὲ μὴ τοῦτο δυνατόν, ἐννοίας γε καὶ τύπους ἔχειν ἐν αὑτοῖς ὡς ἔγγιστα τῆς ἀληθείας, [13] ῥητέον ἂν εἴη τί τὸ συμβαῖνόν ἐστι καὶ τί τὸ ποιοῦν τὴν τηλικαύτην καὶ τοιαύτην εὐπορίαν τῆς προειρημένης πόλεως.

Strab. 14.5.2 – Original:

ἡ δὲ τῶν ἀνδραπόδων ἐξαγωγὴ προὐκαλεῖτο μάλιστα εἰς τὰς κακουργίας ἐπικερδεστάτη γενομένη: καὶ γὰρ ἡλίσκοντο ῥᾳδίως, καὶ τὸ ἐμπόριον οὐ παντελῶς ἄπωθεν ἦν μέγα καὶ πολυχρήματον, ἡ Δῆλος, δυναμένη μυριάδας ἀνδραπόδων αὐθημερὸν καὶ δέξασθαι καὶ ἀποπέμψαι, ὥστε καὶ παροιμίαν γενέσθαι διὰ τοῦτο ‘ἔμπορε, κατάπλευσον, ἐξελοῦ, πάντα πέπραται.’ αἴτιον δ᾽ ὅτι πλούσιοι γενόμενοι Ῥωμαῖοι μετὰ τὴν Καρχηδόνος καὶ Κορίνθου κατασκαφὴν οἰκετείαις ἐχρῶντο πολλαῖς: ὁρῶντες δὲ τὴν εὐπέτειαν οἱ λῃσταὶ ταύτην ἐξήνθησαν ἀθρόως, αὐτοὶ καὶ λῃζόμενοι καὶ σωματεμποροῦντες.

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Übersetzung: Evelyn S. Shuckburgh / H. C. Hamilton, W. Falconer
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Übersetzung:

As far as the sea is concerned, Byzantium occupies a position the most secure and in every way the most advantageous of any town in our quarter of the world: while in regard to the land, its situation is in both respects the most unfavourable. By sea it so completely commands the entrance to the Pontus, that no merchant can sail in or out against its will. The Pontus therefore being rich in what the rest of the world requires for the support of life, the Byzantines are absolute masters of all such things. For those commodities which are the first necessaries of existence, cattle and slaves, are confessedly supplied by the districts round the Pontus in greater profusion, and of better quality, than by any others: and for luxuries, they supply us with honey, wax, and salt-fish in great abundance; while they take our superfluous stock of olive oil and every kind of wine. In the matter of corn there is a mutual interchange, they supplying or taking it as it happens to be convenient. Now the Greeks would necessarily have been excluded entirely from traffic in these articles, or at least would have had to carry it on at a loss, if the Byzantines had adopted a hostile attitude, and made common cause formerly with the Gauls, or still more at this time with the Thracians, or had abandoned the place altogether: for owing to the narrowness of the strait, and the number of the barbarians along its shores, it would have become entirely impassable to our ships. The Byzantines themselves probably feel the advantages of the situation, in the supplies of the necessaries of life, more than any one else; for their superfluity finds a ready means of export, and what they lack is readily imported, with profit to themselves, and without difficulty or danger: but other people too, as I have said, get a great many commodities by their means. As common benefactors therefore of all Greece they might justly expect, not only gratitude, but the united assistance of Greeks, when threatened by the barbarians.

The exportation of slaves was the chief cause of inducing them to commit criminal acts, for this traffic was attended with very great profit, and the slaves were easily taken. Delos was at no great distance, a large and rich mart, capable of receiving and transporting, when sold, the same day, ten thousand slaves; so that hence arose a proverbial saying, “‘Merchant, come into port, discharge your freight—everything is sold.’” The Romans, having acquired wealth after the destruction of Carthage and Corinth, employed great numbers of domestic slaves, and were the cause of this traffic. The pirates, observing the facility with which slaves could be procured, issued forth in numbers from all quarters, committing robbery and dealing in slaves.

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Autor_in: Niklas Rempe
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Pol. 4.38 / Strab. 14.5.2

Leitfragen:

1) Geben Sie Polybios‘ Beschreibung von Byzanz als Handelszentrum wieder.

2) Welche Gefahren für den Seehandel können aus den beiden Quellenpassagen ausgemacht werden?

3) Welche Rückschlüsse lassen die beiden Quellenpassagen über den Handel im Hellenismus zu?

Kommentar:

In der vorliegenden Quellenpassage ist eine Beschreibung Byzanz‘ – dem heutigen Istanbul – nachzuvollziehen. Insbesondere der Handel und Byzanz‘ Rolle als entsprechender Umschlagplatz wird von Polybios hervorgehoben. So sei die Lage der Stadt am Bosporus für den Handel von großem Vorteil. Kein Händler könne die Meerenge zwischen dem Mittelmeer und dem Schwarzen Meer (Pontus) durchfahren, ohne an Byzanz vorbeizukommen. Würde die Stadt sich entschließen, den Bosporus zu blockieren, würde der wichtige Handel mit der Schwarzmeerregion zusammenbrechen. Byzanz kontrolliere folglich jeglichen Warenverkehr zwischen den beiden Meeren. Nach Polybios seien diese Waren zudem zahlreich vorhanden, wobei insbesondere die Küstenregionen des Schwarzen Meeres entsprechende Güter hervorbringe. So würden aus der Schwarzmeerregion über Byzanz sowohl Vieh und Sklaven als auch Honig, Wachs und Stockfisch in das Mittelmeer importiert und Olivenöl und Wein exportiert. Aber auch die Stadt selber könne als Zwischenstation auf den Handelswegen ohne eigenes Risiko an Waren, welche die Bürger Byzanz‘ benötigen, herankommen und daraus Profit schlagen.

Byzanz drohten nach Polybios allerdings trotz – oder gerade wegen – seiner für den Handel so wichtigen geographischen Lage durchaus einige Gefahren. Insbesondere die Bewohner der Länder um das Schwarze Meer und die Thraker hätten der Stadt immer wieder gefährlich werden können. Außerdem zeigt der Quellenausschnitt aus Strabons geographischem Werk gut, was im Hellenismus immer mit einer Anhäufung von Waren und Reichtümern einherging: Piraten. Byzanz‘ Rolle als derart wichtiger Umschlagplatz im Warentransfer mit dem Schwarzen Meer eröffnete der Stadt allerdings einen Ausweg aus diesen Gefahren. So schreibt Polybios, dass die verschiedenen griechischen Städte, Bünde und Reiche der Mittelmeerwelt derart von den Waren, die durch den Bosporos verschifft wurden – und damit von Byzanz – abhängig waren, dass die Griechen für den Schutz der Stadt sorgten.

Es können nunmehr verschiedene Rückschlüsse aus den beiden Quellenpassagen im Kontext des Handels des Hellenismus gezogen werden. Auf die Gefahren wurde schon hingewiesen, wobei Polybios‘ Beschreibung von Byzanz und den vielen Waren, die dort umgeschlagen wurden, die Lukrativität des Handels der Zeit und der Region bezeugt. Das Sprichwort, welches nach Strabon zu dieser Zeit über den Hafen von Delos im Umlauf gewesen sein soll, unterstreicht diesen Eindruck, wenn eine derart große Nachfrage an Waren impliziert wird, dass die Handelsschiffe schon bei Einfahrt in den Hafen all ihre Fracht verkauft hätten. Ebenfalls bei Strabon wird deutlich, welche Ware im Hellenismus derart nachgefragt war: Sklaven. Sowohl aus der Schwarzmeerregion – die schon in früheren Zeiten eine große Rolle im Handel der Griechen gespielt hatte – als auch aus Raubzügen der Piraten des Mittelmeers wurde der Sklavenmarkt auf Delos gut versorgt. Insbesondere aber die Kriege der Region (Strabon führt z.B. die Kriege Roms mit Karthago an) lieferten große Mengen an neuen Sklaven. Generell ging mit dem Machtzuwachs, den das römische Reich insbesondere am Ende der Hellenistischen Epoche gewann, auch die gesteigerte Nachfrage an Waren auf Seiten Roms einher.

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Piraterie und Söldnerwesen im Hellenismus

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Polybios
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Pol. 2.4.7-5.4 – Original:

[7] τὴν δὲ βασιλείαν ἡ γυνὴ Τεύτα διαδεξαμένη τὸν κατὰ μέρος χειρισμὸν τῶν πραγμάτων ἐποιεῖτο διὰ τῆς τῶν φίλων πίστεως. [8] χρωμένη δὲ λογισμοῖς γυναικείοις καὶ πρὸς αὐτὸ τὸ γεγονὸς εὐτύχημα μόνον ἀποβλέπουσα, τῶν δ᾽ ἐκτὸς οὐδὲν περισκεπτομένη πρῶτον μὲν συνεχώρησε τοῖς κατ᾽ ἰδίαν πλέουσι λῄζεσθαι τοὺς ἐντυγχάνοντας, [9] δεύτερον δ᾽ ἁθροίσασα στόλον καὶ δύναμιν οὐκ ἐλάττω τῆς πρότερον ἐξέπεμψε, πᾶσαν παραλίαν ἀποδείξασα πολεμίαν τοῖς ἡγουμένοις. [1] οἱ δ᾽ ἐξαποσταλέντες τὴν μὲν πρώτην ἐπιβολὴν ἔσχον ἐπὶ τὴν Ἠλείαν καὶ τὴν Μεσσηνίαν: ταύτας γὰρ ἀεὶ τὰς χώρας Ἰλλυριοὶ πορθοῦντες διετέλουν. [2] διὰ γὰρ τὸ μῆκος τῆς παραλίας καὶ διὰ τὸ μεσογαίους εἶναι τὰς δυναστευούσας ἐν αὐταῖς πόλεις μακραὶ καὶ βραδεῖαι λίαν ἐγίνοντο τοῖς προειρημένοις αἱ παραβοήθειαι πρὸς τὰς ἀποβάσεις τῶν Ἰλλυριῶν: ὅθεν ἀδεῶς ἐπέτρεχον καὶ κατέσυρον ἀεὶ ταύτας τὰς χώρας. [3] οὐ μὴν ἀλλὰ τότε γενόμενοι τῆς Ἠπείρου κατὰ Φοινίκην προσέσχον ἐπισιτισμοῦ χάριν. [4] συμμίξαντες δὲ τῶν Γαλατῶν τισιν, οἳ μισθοφοροῦντες παρὰ τοῖς Ἠπειρώταις διέτριβον ἐν τῇ Φοινίκῃ, τὸ πλῆθος ὄντες εἰς ὀκτακοσίους, καὶ κοινολογηθέντες τούτοις περὶ προδοσίας τῆς πόλεως ἐξέβησαν, συγκαταθεμένων σφίσι τῶν προειρημένων, καὶ τῆς πόλεως ἐξ ἐφόδου καὶ τῶν ἐν αὐτῇ κύριοι κατέστησαν, συνεργησάντων ἔσωθεν αὐτοῖς τῶν Γαλατῶν.

Pol. 18.4.8-5.3 – Original:

[8] „πολλάκις γὰρ κἀμοῦ καὶ τῶν ἄλλων Ἑλλήνων διαπρεσβευομένων πρὸς ὑμᾶς, ἵνα τὸν νόμον ἄρητε τὸν διδόντα τὴν ἐξουσίαν ὑμῖν ἄγειν λάφυρον ἀπὸ λαφύρου, πρότερον ἔφατε τὴν Αἰτωλίαν ἐκ τῆς Αἰτωλίας ἀρεῖν ἢ τοῦτον τὸν νόμον.“ [1] τοῦ δὲ Τίτου θαυμάσαντος τί τοῦτ᾽ ἐστίν, ὁ βασιλεὺς ἐπειρᾶτο διασαφεῖν αὐτῷ, λέγων ὅτι τοῖς Αἰτωλοῖς ἔθος ὑπάρχει μὴ μόνον πρὸς οὓς ἂν αὐτοὶ πολεμῶσι, τούτους αὐτοὺς ἄγειν καὶ τὴν τούτων χώραν, [2] ἀλλὰ κἂν ἕτεροί τινες πολεμῶσι πρὸς ἀλλήλους, ὄντες Αἰτωλῶν φίλοι καὶ σύμμαχοι, μηδὲν ἧττον ἐξεῖναι τοῖς Αἰτωλοῖς ἄνευ κοινοῦ δόγματος καὶ παραβοηθεῖν ἀμφοτέροις τοῖς πολεμοῦσι καὶ τὴν χώραν ἄγειν τὴν ἀμφοτέρων, [3] ὥστε παρὰ μὲν τοῖς Αἰτωλοῖς μήτε φιλίας ὅρους ὑπάρχειν μήτ᾽ ἔχθρας, ἀλλὰ πᾶσι τοῖς ἀμφισβητοῦσι περί τινος ἑτοίμους ἐχθροὺς εἶναι τούτους καὶ πολεμίους.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Übersetzung: Evelyn S. Shuckburgh
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Übersetzung:

[7] His wife Teuta succeeded him on the throne; and managed the various details of administration by means of friends whom she could trust. But her woman’s head had been turned by the success just related, and she fixed her gaze upon that, and had no eyes for anything going on outside the country. Her first measure was to grant letters of marque to privateers, authorising them to plunder all whom they fell in with; and she next collected a fleet and military force as large as the former one, and despatched them with general instructions to the leaders to regard every land as belonging to an enemy. [1] Their first attack was to be upon the coast of Elis and Messenia, which had been from time immemorial the scene of the raids of the Illyrians. For owing to the length of their seaboard, and to the fact that their most powerful cities were inland, troops raised to resist them had a great way to go, and were long in coming to the spot where the Illyrian pirates landed; who accordingly overran those districts, and swept them clean without having anything to fear. However, when this fleet was off Phoenice in Epirus they landed to get supplies. There they fell in with some Gauls, who to the number of eight hundred were stationed at Phoenice, being in the pay of the Epirotes; and contracted with them to betray the town into their hands. Having made this bargain, they disembarked and took the town and everything in it at the first blow, the Gauls within the walls acting in collusion with them.

[8] „For though I sent envoy after envoy to you desiring that you would repeal the law which allows you the privilege of taking ’spoil from spoil,‘ you replied that rather than abolish this law you would remove Aetolia from Aetolia.“ [1] When Flamininus expressed some wonder at what he meant by this, the king tried to explain it to him by saying that „The Aetolian custom was this. They not only plundered those with whom they were at war, and harried their country; but, if certain other nations were at war with each other, even though both were friends and allies of the Aetolians, none the less the Aetolians might, without a formal decree of the people, take part with both combatants and plunder the territory of both. The result was that in the eyes of the Aetolians there were no defined limits of friendship or enmity, but they were ready to be the enemies and assailers of all who had a dispute on anything.“

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Niklas Rempe
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Pol. 2.4.7-5.4 / Pol. 18.4.8-5.3

Leitfragen:

1) Geben Sie Polybios‘ Beschreibung der illyrischen Piraten wieder.

2) Vergleichen Sie die beiden Quellenpassagen in Bezug auf das Verhalten der Aitoler und Illyrer.

3) Welche Rückschlüsse lassen sich aus Polybios‘ Darstellungen über die Piraterie im Hellenismus ziehen?

Kommentar:

Polybios beschreibt in dem ersten Quellenausschnitt das Verhalten der Labeaten – eines illyrischen Stammes –, nachdem eine gewisse Teuta ihrem verstorbenen Mann 231 v. Chr. auf den Thron folgte. Ihre erste Amtshandlung sei demnach gewesen, einen Kaperbrief an private Seefahrer auszustellen. Danach soll sie zum selben Zweck – dem Plündern und Ausrauben eines jeden fremden Schiffes oder Hafens – eigens eine illyrische Flotte aufgestellt haben. Ihr erstes Ziel sei die Küste der westlichen Peloponnes gewesen. Da gut befestigte Städte dort nur im Binnenland angesiedelt gewesen seien, sei es den illyrischen Piraten gelungen, die Küstenhäfen der Region ohne großen Widerstand zu plündern. In Phoinike im Süden von Epirus zeigte sich nach Polybios zudem, dass auch eine wehrfähige Stadt nicht unbedingt vor ihnen sicher war. So sollen die Piraten die dort stationierten Söldner zum Verrat überredet haben, was schlussendlich zur Plünderung der Stadt sowohl durch die Illyrer als auch durch die Söldner geführt haben soll.

Polybios‘ Darstellung der illyrischen Piraten unter ihrer Königin Teuta lassen sich gut mit seiner Beschreibung der Aitoler vergleichen. So gibt er eine Rede des makedonischen Königs Philip V. wieder, in der er dem römischen Feldherren Flamininus die Eigenarten der Aitoler erklärt. Diese hätten ein Gesetz, welches ihnen erlaube, alle Nationen und Gebiete, ob Freund oder Feind, zu plündern und zu berauben. Verträge oder sonstige Abmachungen würden für sie nicht gelten. Allein ihr Vorteil und Profit würden ihre Aktionen bestimmen. Außerdem würden die Aitoler dieses Gesetz derart hoch achten, dass sie eher ihre Heimat aufgeben als das Gesetz abschaffen würden. Die Parallelen zu der Darstellung der Illyrer sind deutlich: Beide würden nach Polybios raubend umherziehen und jegliches fremdes Eigentum zur Plünderung freigeben. Als Freibeuter sei so niemand vor ihnen sicher gewesen.

Zu betonen ist, dass sowohl die Illyrer als auch die Aitoler ein Gesetz bzw. eine königliche Erlaubnis für ihr Treiben gehabt zu haben scheinen. Sie handelten so nicht außerhalb ihrer eigenen Gesetze. Dass die Aitoler derartige Gesetze zudem hoch achteten, zeugt von der wichtigen Stellung, die solches Handeln in ihrer Gesellschaft eingenommen zu haben scheint. Wichtig ist hier natürlich zu bedenken, dass Polybios als Achaiier daran gelegen war, die verfeindeten Aitoler in einem möglichst schlechten Licht darzustellen. Nichtsdestoweniger gilt es zu hervorzuheben, dass die gesetzliche Grundlage der Illyrer und Aitoler und der Umstand, dass es sich nicht nur um einige wenige Schiffe und deren Mannschaften handelte, eine durchaus große und politische Dimension im Kontext der Piraterie bezeugen. Die Fahrten der Illyrer zeigen zudem, dass derartige Flotten durchaus fähig agieren konnten und sei es durch die Bestechung der ortsansässigen Söldnertruppen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass andere Quellen auch das Anheuern verschiedener Piratenkontingente in militärischen Auseinandersetzungen bezeugen. Im Hellenismus sollte man sie sich entsprechen eher als Söldnertruppen vorstellen, zumal die unscharfe Grenze dieser beiden „Berufsgruppen“ auch in der ersten Quellenpassage mehr als deutlich wird. Auch sei hier betont, welche durchaus große Rolle die Plünderfahrten der Piraten im Mittelmeer im Handel der Zeit einnahmen, da sie nicht zuletzt einen großen Anteil an dem florierenden Sklavenmarkt ausmachten.

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Die Wohltätigkeit im Hellenismus

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Polybios
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Pol. 5.88-90 – Original:

[88.1] Ῥόδιοι δὲ κατὰ τοὺς προειρημένους καιροὺς ἐπειλημμένοι τῆς ἀφορμῆς τῆς κατὰ τὸν σεισμὸν τὸν γενόμενον παρ᾽ αὐτοῖς βραχεῖ χρόνῳ πρότερον, ἐν ᾧ συνέβη τόν τε κολοσσὸν τὸν μέγαν πεσεῖν καὶ τὰ πλεῖστα τῶν τειχῶν καὶ τῶν νεωρίων, [2] οὕτως ἐχείριζον νουνεχῶς καὶ πραγματικῶς τὸ γεγονὸς ὡς μὴ βλάβης, διορθώσεως δὲ μᾶλλον, αὐτοῖς αἴτιον γενέσθαι τὸ σύμπτωμα. [3] τοσοῦτον ἄγνοια καὶ ῥᾳθυμία διαφέρει παρ᾽ ἀνθρώποις ἐπιμελείας καὶ φρονήσεως περί τε τοὺς κατ᾽ ἰδίαν βίους καὶ τὰς κοινὰς πολιτείας, ὥστε τοῖς μὲν καὶ τὰς ἐπιτυχίας βλάβην ἐπιφέρειν, τοῖς δὲ καὶ τὰς περιπετείας ἐπανορθώσεως γίνεσθαι παραιτίας. [4] οἱ γοῦν Ῥόδιοι τότε παρὰ τὸν χειρισμὸν τὸ μὲν σύμπτωμα ποιοῦντες μέγα καὶ δεινόν, αὐτοὶ δὲ σεμνῶς καὶ προστατικῶς κατὰ τὰς πρεσβείας χρώμενοι ταῖς ἐντεύξεσι καὶ ταῖς κατὰ μέρος ὁμιλίαις, εἰς τοῦτ᾽ ἤγαγον τὰς πόλεις, καὶ μάλιστα τοὺς βασιλεῖς, ὥστε μὴ μόνον λαμβάνειν δωρεὰς ὑπερβαλλούσας, ἀλλὰ καὶ χάριν προσοφείλειν αὐτοῖς τοὺς διδόντας. [5] Ἱέρων γὰρ καὶ Γέλων οὐ μόνον ἔδωκαν ἑβδομήκοντα καὶ πέντ᾽ ἀργυρίου τάλαντα πρὸς τὴν εἰς τὸ ἔλαιον τοῖς ἐν τῷ γυμνασίῳ χορηγίαν, τὰ μὲν παραχρῆμα, τὰ δ᾽ ἐν χρόνῳ βραχεῖ παντελῶς, ἀλλὰ καὶ λέβητας ἀργυροῦς καὶ βάσεις τούτων καί τινας ὑδρίας ἀνέθεσαν, [6] πρὸς δὲ τούτοις εἰς τὰς θυσίας δέκα τάλαντα καὶ τὴν ἐπαύξησιν τῶν πολιτῶν ἄλλα δέκα, χάριν τοῦ τὴν πᾶσαν εἰς ἑκατὸν τάλαντα γενέσθαι δωρεάν. [7] καὶ μὴν ἀτέλειαν τοῖς πρὸς αὐτοὺς πλοϊζομένοις ἔδοσαν καὶ πεντήκοντα καταπέλτας τριπήχεις. [8] καὶ τελευταῖον τοσαῦτα δόντες, ὡς προσοφείλοντες χάριν, ἔστησαν ἀνδριάντας ἐν τῷ τῶν Ῥοδίων δείγματι, στεφανούμενον τὸν δῆμον τῶν Ῥοδίων ὑπὸ τοῦ δήμου τοῦ Συρακοσίων.

[89.1] ἐπηγγείλατο δὲ καὶ Πτολεμαῖος αὐτοῖς ἀργυρίου τάλαντα τριακόσια καὶ σίτου μυριάδας ἀρταβῶν ἑκατόν, ξύλα δὲ ναυπηγήσιμα δέκα πεντήρων καὶ δέκα τριήρων, πευκίνων τετραγώνων πήχεις ἐμμέτρους τετρακισμυρίους, [2] καὶ χαλκοῦ νομίσματος τάλαντα χίλια, στυππίου τρισχίλι᾽, ὀθονίων ἱστοὺς τρισχιλίους, [3] εἰς τὴν τοῦ κολοσσοῦ κατασκευὴν τάλαντα τρισχίλι᾽, οἰκοδόμους ἑκατόν, ὑπουργοὺς τριακοσίους καὶ πεντήκοντα, καὶ τούτοις καθ᾽ ἕκαστον ἔτος εἰς ὀψώνιον τάλαντα δεκατέτταρα, [4] πρὸς δὲ τούτοις εἰς τοὺς ἀγῶνας καὶ τὰς θυσίας ἀρτάβας σίτου μυρίας δισχιλίας, καὶ μὴν εἰς σιτομετρίαν δέκα τριήρων ἀρτάβας δισμυρίας. [5] καὶ τούτων ἔδωκε τὰ μὲν πλεῖστα παραχρῆμα, τοῦ δ᾽ ἀργυρίου παντὸς τὸ τρίτον μέρος. [6] παραπλησίως Ἀντίγονος ξύλ᾽ ἀφ᾽ ἑκκαιδεκαπήχους ἕως ὀκταπήχους εἰς σφηκίσκων λόγον μύρια, στρωτῆρας ἑπταπήχεις πεντακισχιλίους, σιδήρου τάλαντα τρισχίλια, πίττης τάλαντα χίλι᾽, ἄλλης ὠμῆς μετρητὰς χιλίους, ἀργυρίου πρὸς τούτοις ἑκατὸν ἐπηγγείλατο τάλαντα, [7] Χρυσηὶς δ᾽ ἡ γυνὴ δέκα μὲν σίτου μυριάδας, τρισχίλια δὲ μολίβδου τάλαντα. [8] Σέλευκος δ᾽ ὁ πατὴρ Ἀντιόχου χωρὶς μὲν ἀτέλειαν τοῖς εἰς τὴν αὑτοῦ βασιλείαν πλοϊζομένοις, χωρὶς δὲ πεντήρεις μὲν δέκα κατηρτισμένας, σίτου δ᾽ εἴκοσι μυριάδας, [9] καὶ μὴν ξύλων καὶ ῥητίνης καὶ τριχὸς μυριάδας πηχῶν καὶ ταλάντων χιλιάδας.

[90] […] [5] ταῦτα μὲν οὖν εἰρήσθω μοι χάριν πρῶτον μὲν τῆς Ῥοδίων περὶ τὰ κοινὰ προστασίας — ἐπαίνου γάρ εἰσιν ἄξιοι καὶ ζήλου — δεύτερον δὲ τῆς τῶν νῦν βασιλέων μικροδοσίας καὶ τῆς τῶν ἐθνῶν καὶ πόλεων μικροληψίας, [6] ἵνα μηθ᾽ οἱ βασιλεῖς τέτταρα καὶ πέντε προϊέμενοι τάλαντα δοκῶσί τι ποιεῖν μέγα καὶ ζητῶσι τὴν αὐτὴν ὑπάρχειν αὐτοῖς εὔνοιαν καὶ τιμὴν παρὰ τῶν Ἑλλήνων, ἣν οἱ πρὸ τοῦ βασιλεῖς εἶχον, [7] αἵ τε πόλεις λαμβάνουσαι πρὸ ὀφθαλμῶν τὸ μέγεθος τῶν πρότερον δωρεῶν μὴ λανθάνωσιν ἐπὶ μικροῖς καὶ τοῖς τυχοῦσι νῦν τὰς μεγίστας καὶ καλλίστας προϊέμεναι τιμάς, [8] ἀλλὰ πειρῶνται τὸ κατ᾽ ἀξίαν ἑκάστοις τηρεῖν, ᾧ πλεῖστον διαφέρουσιν Ἕλληνες τῶν ἄλλων ἀνθρώπων.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Übersetzung: Evelyn S. Shuckburgh
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Übersetzung:

[88] About the same period the earthquake occurred at Rhodes, which overthrew the great Colossus and the larger part of the walls and dockyards. But the adroit policy of the Rhodians converted this misfortune into an opportunity; and under their skilful management, instead of adding to their embarrassments, it became the means of restoring their prosperity. So decisive in human affairs, public or private, is the difference between incapacity and good sense, between idle indifference and a close attention to business. Good fortune only damages the one, while disaster is but a means of recovery to the other. This was illustrated by the manner in which the Rhodians turned the misfortune that befell them to account. They enhanced its magnitude and importance by the prominence which they gave it, and the serious tone in which they spoke of it, as well by the mouth of their ambassadors as in the intercourse of private life; and they created thus such an effect upon other states, and especially upon the feelings of the kings, that they were not only overwhelmed with presents, but made the donors feel actually obliged for their acceptance of them. Hiero and Gelo, for instance, presented them with seventy-five talents of silver, part at once, and the rest at a very short interval, as a contribution towards the expenses of the gymnasium; gave them for religious purposes some silver cauldrons and their stands, and some water vessels; and in addition to this ten talents for their sacrifices, and ten more to attract new citizens: their intention being that the whole present should amount to a hundred talents. Not only so, but they gave immunity from customs to Rhodian merchants coming to their ports; and presented them besides with fifty catapults of three cubits length. In spite too of these large gifts, they regarded themselves as under an obligation to the Rhodians; and accordingly erected statues in the Deigma or Mart of Rhodes, representing the community of Rhodes crowned by that of Syracuse.

[89] Then too Ptolemy offered them three hundred talents of silver; a million medimni of corn; ship timber for ten quinqueremes and ten triremes, consisting of forty thousand cubits of squared pine planking; a thousand talents of bronze coinage; three thousand talents of tow; three thousand pieces of sail cloth; three thousand talents for the repair of the Colossus; a hundred master builders with three hundred and fifty workmen, and fourteen talents yearly to pay their wages. Besides this he gave twelve thousand medimni of corn for their public games and sacrifices, and twenty thousand medimni for victualling ten triremes. The greater part of these goods was delivered at once, as well as a third of the whole of the money named. In a similar spirit Antigonus offered ten thousand timbers, varying from sixteen to eight cubits in length, to be used as purlins; five thousand rafters seven cubits long; three thousand talents of iron; a thousand talents of pitch; a thousand amphorae of the same unboiled; and a hundred talents of silver besides. His queen, Chryseis, also gave a hundred thousand medimni of corn, and three thousand talents of lead. Again Seleucus, father of Antiochus, besides granting freedom from imports to Rhodians sailing to his dominions, and besides giving ten quinqueremes fully equipped, and two hundred thousand medimni of corn; gave also ten thousand cubits of timber, and a thousand talents of resin and hair.

[90] […] My object in giving these details is twofold. I wished to exhibit the brilliant conduct of their public affairs by the Rhodians, for indeed they deserve both to be commended and imitated: and I wished also to point out the insignificance of the gifts bestowed by the kings of our own day, and received by nations and states; that these monarchs may not imagine that by the expenditure of four or five talents they are doing anything so very great, or expect to receive at the hands of the Greeks the honour enjoyed by former kings; and that states when they see before their eyes the magnitude of the presents formerly bestowed, may not, nowadays, in return for insignificant and paltry benefactions, blindly bestow their most ample and splendid honours; but may use that discrimination in apportioning their favours to desert, in which Greeks excel the rest of the world.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Niklas Rempe
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Pol. 5.88-90

Leitfragen:

1) Beschreiben Sie die von Polybios dargestellten Hilfsmaßnahmen nach dem Erdbeben auf Rhodos.

2) Wie bewertet Polybios das Verhalten der Rhodier und der helfenden Herrscher?

3) Was kann aus der Quellenpassage bzgl. der Wohltätigkeit im Hellenismus geschlossen werden?

Kommentar:

Polybios gibt in seinem historischen Werk die Geschehnisse um ein Erdbeben wieder, welches die Insel Rhodos 224 v. Chr. erschüttert haben soll. Dieses soll auf der Insel schwere Schäden angerichtet haben und sogar den Koloss von Rhodos und die Stadtmauer stark beschädigt haben. Daraufhin sollen verschiedene Könige der Zeit Hilfsmaßnahmen in Form verschiedener Spenden eingeleitet haben. So habe z.B. Hieron – der Herrscher von Syrakus auf Sizilien – und dessen Sohn Gelo Geld für den Wiederaufbau des Gymnasion geschenkt. Weitere kleinere Summen sollen den Rhodiern von ihnen für religiöse Zwecke gespendet worden sein, und auch einige Schiffe hätte Rhodos zur freien Verfügbarkeit anvertraut bekommen haben. Polybios erwähnt noch weitere Geschenke, wobei Hieron auch Händler aus Rhodos von den Zollabgaben befreite. Auch aus den Diadochenreichen sollen die Rhodier enorme Spenden erreicht haben. Ptolemaios III. habe sowohl Geld als auch Waren wie Getreide, Holz, Seile und Stoffe gesandt, wobei er zudem noch bezahlte Arbeiter geschickt habe, um beim Wiederaufbau der Stadt zu helfen. Auch Antigonos III. – König in Makedonien –, dessen Frau Chryseis und später Seleukos II. – König des Seleukidenreiches – hätten ähnliche Hilfsmaßnahmen ergriffen und Baumaterialien und Geldmittel versandt sowie Handelsvorteile für die Rhodier veranlasst.

Polybios betont bei der Beschreibung zweierlei sehr deutlich: Zum einen lobt er das Geschick der Rhodier, welches sie in ihrer misslichen Lage an den Tag gelegt hätten. Durch das übertriebene Beklagen der Schäden und das Aufbauschen ihrer Verlustzahlen hätten sie so sowohl im kleineren Kreisen als auch durch Gesandte und weitläufige Kontakte an den verschiedenen Königshöfen ihr Unglück schlimmer dargestellt als es eigentlich gewesen sei. Die entsprechend großflächigen und vielfältigen Hilfsmaßnahmen der verschiedenen Herrscher hätten den entstandenen Schaden fast vollständig beheben können. Polybios betont neben dem Geschick der Rhodier zweitens auch den Umstand, dass die Herrscher seiner Zeit (ca. 100 Jahre nach dem Erdbeben) die in der Quellenpassage beschriebene Wohltätigkeit vermissen lassen würden. Nur ein Bruchteil der Geld- und Warenspenden würde zu Polybios‘ Zeit noch in vergleichbaren Situationen aufgeboten werden. Die in der Quellenpassage genannten Herrscher und deren spendablen Hilfen sollten so auch den Königen aus Polybios‘ Zeit wieder als Vorbild dienen.

Polybios‘ Darstellung der Hilfsmaßnahmen im Zuge des Erdbebens auf Rhodos geben einen guten Einblick in die von den hellenistischen Herrschern angestrebte Wohltätigkeit. Derartige Unglücke wurden von den verschiedenen Königen genutzt, um sich als Wohltäter (Euergetai) zu inszenieren. Die großzügigen Spenden beruhen also weniger auf Mitleid oder Selbstlosigkeit des jeweiligen Herrschers; vielmehr waren Ereignisse wie das Erdbeben auf Rhodos eine Möglichkeit, das eigene Prestige durch Freigiebigkeit zu mehren. Außerdem konnten sie so Rhodos als einen wichtigen Mittelmeerhafen an das jeweilige Reich binden bzw. die Beziehung festigen. Dass auch Handelsprivilegien als Hilfsmaßnahme eingeräumt worden sein sollen, zeigt dies deutlich. So konnte mitunter auf lange Sicht durchaus Profit aus derartigen Schenkungen generiert werden. Wichtig ist, dass Vergleichbares im Hellenismus auch auf anderen sozialen Ebenen nachzuvollziehen ist. Sich als Wohltäter zu profilieren, wurde auch schon durch kleine oder mittlere Spenden versucht, wobei hier analog zu der großen politischen Bühne zum einen der jeweilige Ruf bzw. das Prestige im Vordergrund stand und zum anderen der Profit, der durch die Dankbarkeit des Beschenkten in Form von Ehrungen oder Privilegien, generiert werden konnte. Es wird in der Quelle deutlich, dass der geschickte Umgang mit diesem Ruhmesstreben für beide Seiten profitabel sein konnte – quid pro quo.

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Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Das Alltagsleben und das Leben am Hof“. Um einen breiteren Einblick in die Zeit des Hellenismus zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Griechische Geschichte III – Hellenismus“.
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