Der Bau des Hadrianswalls


Abb. 1: Überreste des Hadrianswalls (spätere Bauphase) beim Kastell Banna in Cumbrien

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Falk Wackerow
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Der Bau des Hadrianswalls

Leitfragen:

1) Was führte zur Einrichtung des britannischen Limes?

2) Was war der Zweck der Grenzanlage und erfüllte sie ihn?

3) Wie war sie aufgebaut?

Kommentar:

Kaiser Hadrian (117-138 n. Chr.) wich von der Außenpolitik seines Vorgängers Trajan insoweit ab, als dass er keine weitere Expansion anstrebte, sondern stattdessen die Grenzen des Imperiums sichern wollte. Gerade die Provinz Britannia Inferior litt seit ihrer Gründung unter ständigen Einfällen der kriegerischen Stämme aus dem Gebiet des späteren Schottland, der Caledonier, Skoten, Pikten und anderer, die schon in der Antike meist unter dem Sammelbegriff Britonen zusammengefasst wurden. Trotz wiederholter Feldzüge und Strafexpeditionen, die im Bau des Antoninuswalles ihren Höhepunkt fanden, gelang es den Römern nicht, die Gebiete nördlich der Linie Firth of Forth – Firth of Clyde dauerhaft zu kontrollieren. Daher entschloss sich Hadrian zum Bau einer festen Mauer, ähnlich wie dem Limes in Germanien, mit Kastellen und Straßen, die diese verbanden. Ganz wie seine festländischen Pendants war der britannische Limes nicht als unüberwindliches Bollwerk angelegt, sondern eher als eine Art Hindernis, das kleinere Übergriffe ganz verhinderte und größere so lange verzögerte, bis die Verteidiger aus den Kastellen herbeigeeilt waren. Laut der spätantiken Historia Augusta sollte die Befestigung die Römer von den Barbaren trennen. Im Großen und Ganzen erfüllte der Hadrianswall seine Bestimmung über mehrere Jahrhunderte recht gut. Erst mit dem Abzug der Garnisonstruppen während der Usurpation des Magnus Maximus Ende des vierten Jhdts. n. Chr. begann die römische Kontrolle über den Limes und damit über ganz Britannien zu bröckeln.

Im Jahre 122 n. Chr. besuchte der Kaiser Britannien. Dort verlieh er sämtlichen Besatzungssoldaten und deren Familienmitgliedern den Status römischer Bürger. In den Quellen ist von 50 Einheiten die Rede. Nie zuvor und auch danach sollten so viele Auxiliare auf einmal dieses Privileg erhalten. Dieser Schritt bekundet den Willen Hadrians, die Provinz zu halten und zu romanisieren. Zur Sicherung des Territoriums ordnete er an, an der schmalsten Stelle Britanniens eine steinerne Mauer zwischen Segedunum (Wallsend) im Osten und Maia (Bowness) im Westen zu errichten. Entlang der Westküste verliefen die Befestigungsanlagen noch etwa 120 km Richtung Süden, gesichert von drei zusätzlichen Küstenkastellen, vermutlich gegen Bedrohung zur See aus Richtung Norden und Westen. Grabungen und Schriftquellen zufolge hatte die Mauer eine Breite von ca. drei Metern und eine Höhe von etwa 4,20 m. Davor lag ein neun Meter breiter und 2,70 m tiefer Graben. Jeweils eine römische Meile voneinander entfernt wurden Kastelle angelegt, zwischen diesen jeweils zwei Türme zur Signalgebung. Die Außenmauer bestand dabei aus behauenen Steinen, die ohne Mörtel aufeinandergefügt waren, der Zwischenraum wurde mit Geröll und Lehm aufgefüllt. Anschließend wurde die Mauer verputzt und weißgekalkt. Somit war sie besonders im Sonnenlicht bereits von weitem zu sehen. Straßen und Brücken ermöglichten eine effektive Verbindung der Kastelle untereinander und (Handels-) Verkehr in Richtung Süden. Nicht nur mit dem Bau der Befestigung, auch mit der Durchsetzung der militärischen disciplina und der Ordnung in den Provinzen ging Kaiser Hadrian in die Geschichte ein.

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