Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Livius
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Liv. XXVI, 24,4-13 – Original:
[4] Aetolos eo in maiore futuros honore quod gentium transmarinarum in amicitiam primi uenissent; [5] Philippum eis et Macedonas graues accolas esse, quorum se uim ac spiritus et iam fregisse et eo redacturum esse ut non iis modo urbibus quas per uim ademisset Aetolis excedant, sed ipsam Macedoniam infestam habeant; [6] et Acarnanas quos aegre ferrent Aetoli a corpore suo diremptos restituturum se in antiquam formulam iurisque ac dicionis eorum; [7] [p. 26044]—haec dicta promissaque a Romano imperatore Scopas, qui tum praetor gentis erat, et Dorimachus princeps Aetolorum adfirmauerunt auctoritate sua, minore cum uerecundia et maiore cum fide uim maiestatemque populi Romani extollentes. maxime tamen spes potiundae mouebat Acarnaniae. [8] igitur conscriptae condiciones quibus in amicitiam societatemque populi Romani uenirent; [9] additumque ut, si placeret uellentque, eodem iure amicitiae Elei Lacedaemoniique et Attalus et Pleuratus et Scerdilaedus essent, Asiae Attalus, hi Thracum et Illyriorum reges; [10] bellum ut extemplo Aetoli cum Philippo terra gererent; nauibus ne minus uiginti quinque quinqueremibus adiuuaret Romanus; [11] urbium Corcyrae tenus ab Aetolia incipienti solum tectaque et muri cum agris Aetolorum, alia omnis praeda populi Romani esset, darentque operam Romani ut Acarnaniam Aetoli haberent; [12] si Aetoli pacem cum Philippo facerent, foederi adscriberent ita ratam fore pacem si Philippus arma ab Romanis sociisque quique eorum dicionis essent abstinuisset; [13] item si populus Romanus foedere iungeretur regi, ut caueret ne ius ei belli inferendi Aetolis sociisque eorum esset.
Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Übersetzung: Frank Gardner Moore
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Übersetzung:
[4] The Aetolians would be held in all the higher honour inasmuch as they had been the first of the peoples across the sea to enter their friendship; [5] Philip and the Macedonians were their oppressive neighbours, whose might and over —confidence he had already broken and would further reduce to such a pass that they would not only retire from the cities which they had forcibly taken from the Aetolians, but also would find Macedonia itself continually endangered. [6] and as for the Acarnanians, whose forcible separation from their federation the Aetolians resented, he said he would restore them to the old written basis, establishing both the rights and the supremacy of the Aetolians. [7] these statements and promises by the Roman general were confirmed by the authority of Scopas, then magistrate of the tribe, and of Dorimachus, a leading man of the Aetolians; while extolling the might and majesty of the Roman people they used less restraint and brought more conviction. but most effective was the hope of – getting possession of Acarnania. [8] accordingly the terms were written down under which they should enter friendship and alliance with the Roman people; furthermore that, if so disposed and willing, the Eleans and Lacedaemonians and Attalus [9] and Pleuratus and Scerdilaedus should have the same rights of friendship, Attalus being king of Asia and the last mentioned kings of the Thracians and Illyrians; that the Aetolians should at once wage war against Philip by land; that the Roman should assist with a fleet having not less than twenty —five [10] quinqueremes; that, of the cities between the Aetolian border and Corcyra the soil and buildings and city —walls, [11] together with their territory, should belong to the Aetolians, all the rest of the booty to the Roman people; and that the Romans were to see to it that the Aetolians should have Acarnania. [12] if the Aetolians should make peace with Philip they were to append to the treaty that the peace would be valid only in case Philip should refrain from war with the Romans and their allies and those who were subject to the latter. [13] in like manner, if the Roman people should make a treaty with the king, they should take care that he have no right to invade the land of the Aetolians and their allies.
Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Falk Wackerow
Lizenz: CC-BY-NC-SA
Liv. XXVI, 24,4-13
Leitfragen:
1) Mit welcher Absicht schlossen die Beteiligten den Vertrag?
2) Wie fand die geostrategische Lage Eingang in die Vertragsbestimmungen?
3) Welche längerfristigen Folgen hatte der Vertragsabschluss?
Kommentar:
Der bei Livius und Polybios wiedergegebene, aber auch als Inschrift erhaltene Vertragstext des sog. Raubvertrages von 212 v. Chr. zwischen der römischen Republik und dem aitolischen Bund besaß einen bündnisähnlichen Charakter. Gewissermaßen stellt er das Gegenstück zu dem zwischen Karthago und Philipp V. 216 v. Chr. geschlossenen Angriffspakt dar. Die Römer fürchteten sich vor einer makedonischen Einmischung in den für sie ohnehin nicht günstig verlaufenden Zweiten Punischen Krieg. Zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses war die Position der Römer nicht sehr stark, weite Teile ihres Territoriums waren von Hannibals Truppen besetzt, einige wichtige Bundesgenossen waren abgefallen, Erfolge gab es seit Beginn des Krieges kaum zu verzeichnen. Eine makedonische Invasion hätte wohl das Ende für die römische Republik bedeutet. Aus diesem Grunde mussten die Römer alles daran setzen, eine solche zu verhindern. Da die Griechen, insbesondere der aitolische Bund, wenig glücklich mit der makedonischen Oberhoheit waren und sie als unterdrückend empfanden, versprachen die Römer ihnen Unterstützung im Kampf gegen Philipp und ihre Befreiung von dessen Herrschaft. Aufgrund der enormen Verluste und der Bindung der eigenen Streitkräfte auf dem italischen und hispanischen Kriegsschauplatz versprachen sie jedoch lediglich, 25 Quinqueremen (große Kriegsschiffe) mit Besatzung zur Unterstützung der kleinen aitoischen Flotte zu entsenden. Sie erhofften sich durch diesen Vertrag, dass ihre neuen Verbündeten ihnen den Rücken freihielten, damit sie mit aller Kraft gegen Hannibal und Karthago kämpfen konnten. Die Aitoler auf der anderen Seite wollten die Gebiete, die Philipp ihnen in den vorangegangenen Auseinandersetzungen abgenommen hatte, zurückerhalten und ihre Macht ausbauen. Aus dem Vertragstext wird die defensive Haltung der Römer deutlich. Da sie den Großteil der Kampfhandlungen ihren Verbündeten überlassen und sie vorerst keinen Nutzern von zusätzlichen Ländereien haben, gestehen sie den Aitolern auch Anspruch auf sämtliche eroberten Gebiete zu. Die geplünderte bewegliche Beute hingegen soll demjenigen gehören, der sie raubt. Wichtig ist des Weiteren die Bestimmung, dass die Offensivaktionen der Aitoler gegen Philipp ohne Aufschub zu beginnen haben. Ein etwaiger Separatfrieden ist lediglich unter der Bedingung möglich, dass er für beide Bündnispartner gelte. Tatsächlich entwickelte sich der Krieg ganz so, wie von Rom gewollt: etliche griechische Staaten, darunter Sparta, Messene und Pergamon, schlossen sich dem aitolischen Bund in seinem Kampf gegen die Makedonen an. Dadurch konnte Philipp keinerlei Truppen zur Unterstützung seines Bündnispartners Hannibal auf den italischen Kriegsschauplatz entsenden. Nach einigen Erfolgen in Illyrien und gegen die Aitoler zwangen die Makedonen 206 v. Chr. ihre griechischen Gegner zu einem Frieden, die Römer folgten ein Jahr später. Die fehlende Unterstützung der Römer hatte sich bemerkbar gemacht, sodass Philipp nicht nur seine Hegemonie über Griechenland konsolidieren, sondern auch einige begrenzte Geländegewinne in Illyrien für sich verbuchen konnte. Somit war die makedonische Macht vorübergehend konsolidiert. Die Mehrzahl der Griechen jedoch blieb den Antigoniden feindlich gesinnt, auch das Bündnis mit Hannibal sollte den Römern im Gedächtnis bleiben. Im kurz nach Ende der Kampfhandlungen mit Karthago geführten Zweiten Römisch-Makedonischen Krieg konnten sich die Römer erneut auf die Unterstützung der Aitoler und anderer Griechen verlassen. Der fehlende Zusammenhalt der griechischen Staatenwelt in der Auseinandersetzung mit Rom sollte sich als fatal erweisen.