Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Falk Wackerow
Lizenz: CC-BY-NC-SA
Etruskische Grabanlagen
Leitfragen
1) Was verraten Grabanlagen über die Kultur der Etrusker?
2) Wodurch zeichnen sich etruskische Gräber aus?
3) Welche Einflüsse auf die etruskische Kultur sind anhand der Kunst festzustellen?
Kommentar:
Leider ist das Wissen über die Etrusker trotz intensiver Forschung der vergangenen Jahrzehnte immer noch überschaubar. Grund dafür ist der Quellenmangel, denn ähnlich wie viele andere antike Mittelmeeranrainer verfügten die Etrusker zwar über Schriftlichkeit, hinterließen aber kaum literarische Zeugnisse, die sich bis heute erhalten haben. Darum sind archäologische Überreste wie das oben abgebildete Tumulusgrabmal beim heutigen Cerveteri in Latium von großer Bedeutung für die Etruskologie. Aus Grabbeigaben und Fresken kann nicht nur auf Begräbnisriten, sondern bisweilen auch auf Kunst und Kultur sowie das alltägliche Leben geschlossen werden. Bekannt sind die Etrusker besonders für ihre prächtigen und fröhlichen Wandmalereien und die kunstvoll verzierten Ehepaarsarkophage. Dabei lässt sich, je nach dem Zeitpunkt ihrer Entstehung, ein orientalischer oder griechischer Einfluss feststellen. Grabbeigaben lassen sich seit Beginn der Villanova-Kultur, also seit ca. 1000 v. Chr., in Etrurien belegen. Häufig sind sie geschlechtsspezifisch (Waffen bei Männern, Spinn- und Webutensilien bei Frauen) und verweisen auf den sozialen Rang der Toten. Ähnlich wie bei den Ägyptern kamen später immer mehr Alltagsgegenstände hinzu, die das Grab „wohnlicher“ machten, d. h. ein häusliches Umfeld für das Jenseits schufen. So finden sich in vielen Gräbern Sessel und Throne, Geschirr und Schmuck. Ähnlich wie bei den Römern, die diese Tradition später übernahmen, gab es Leichenspiele zu Ehren ranghoher und reicher Verstorbener. Nicht wenige Abbildungen dieser Szenerien sind in den Gräbern als Wandmalereien erhalten. Die meisten Verstorbenen wurden verbrannt, selten gab es auch Körperbestattungen, vor allem in früherer Zeit. Die Urnen besaßen häufig die Form von stilisierten Hütten mit angedeuteten Dächern, denn der Verstorbene sollte auch im Jenseits in einem Haus leben. Die Forschung hat in diesem Zusammenhang außerdem auf die Bedeutung des pater familias als Familienoberhaupt und Herr des Hauses verwiesen. Der Großteil der Grabmäler befand sich in größeren Nekropolen, die in der Nähe der dazugehörigen Städte lagen. Viele Grabanlagen waren als Familiengrab angelegt, in dem die Angehörigen einer gens zur letzten Ruhe gebettet wurden. Während der Villanovazeit herrschten einfache Schachtgräber vor, die später durch Tumuli (aus Erde aufgeschüttete Grabhügel über steinernen Grabmalen) abgelöst wurden. In hellenistischer Zeit finden sich mehr und mehr Sarkophage, von denen die aufwendigeren von Büsten auf dem Deckel geziert werden. Die Identifizierung erfolgt jedoch nicht durch das eher anonym gehaltene Antlitz, sondern durch den in etruskischen Lettern festgehaltenen Namen des Verstorbenen.