Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Arrian
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Arrian, 3,4,5
ἐπὶ τούτοις δὲ πόθος λαμβάνει αὐτὸν ἐλθεῖν παρ᾽ Ἄμμωνα ἐς Λιβύην, τὸ μέν τι τῷ θεῷ χρησόμενον, ὅτι ἀτρεκὲς ἐλέγετο εἶναι τὸ μαντεῖον τοῦ Ἄμμωνος καὶ χρήσασθαι αὐτῷ Περσέα καὶ Ἡρακλέα, τὸν μὲν ἐπὶ τὴν Γοργόνα ὅτε πρὸς Πολυδέκτου ἐστέλλετο, τὸν δὲ ὅτε παρ᾽ Ἀνταῖον ᾔει εἰς Λιβύην καὶ παρὰ Βούσιριν εἰς Αἴγυπτον. [2] Ἀλεξάνδρῳ δὲ φιλοτιμία ἦν πρὸς Περσέα καὶ Ἡρακλέα, ἀπὸ γένους τε ὄντι τοῦ ἀμφοῖν καί τι καὶ αὐτὸς τῆς γενέσεως τῆς ἑαυτοῦ ἐς Ἄμμωνα ἀνέφερε, καθάπερ οἱ μῦθοι τὴν Ἡρακλέους τε καὶ Περσέως ἐς Δία. καὶ οὖν παρ᾽ Ἄμμωνα ταύτῃ τῇ γνώμῃ ἐστέλλετο, ὡς καὶ τὰ αὑτοῦ ἀτρεκέστερον εἰσόμενος ἢ φήσων γε ἐγνωκέναι. [3] μέχρι μὲν δὴ Παραιτονίου παρὰ θάλασσαν ᾔει δι᾽ ἐρήμου, οὐ μέντοι δι᾽ ἀνύδρου τῆς χώρας, σταδίους ἐς χιλίους καὶ ἑξακοσίους, ὡς λέγει Ἀριστόβουλος. ἐντεῦθεν δὲ ἐς τὴν μεσόγαιαν ἐτράπετο, ἵνα τὸ μαντεῖον ἦν τοῦ Ἄμμωνος. ἔστι δὲ ἐρήμη τε ἡ ὁδὸς καὶ ψάμμος ἡ πολλὴ αὐτῆς καὶ ἄνυδρος. [4] ὕδωρ δὲ ἐξ οὐρανοῦ πολὺ Ἀλεξάνδρῳ ἐγένετο, καὶ τοῦτο ἐς τὸ θεῖον ἀνηνέχθη. […]καὶ ὅτι μὲν θεῖόν τι ξυνεπέλαβεν αὐτῷ ἔχω ἰσχυρίσασθαι, ὅτι καὶ τὸ εἰκὸς ταύτῃ ἔχει, τὸ δὲ ἀτρεκὲς τοῦ λόγου ἀφείλοντο οἱ ἄλλῃ καὶ ἄλλῃ ὑπὲρ αὐτοῦ ἐξηγησάμενοι. […][4,5] ἐνταῦθα Ἀλέξανδρος τόν τε χῶρον ἐθαύμασε καὶ τῷ θεῷ ἐχρήσατο: καὶ ἀκούσας ὅσα αὐτῷ πρὸς θυμοῦ ἦν, ὡς ἔλεγεν, ἀνέζευξεν ἐπ᾽ Αἰγύπτου, ὡς μὲν Ἀριστόβουλος λέγει, τὴν αὐτὴν ὀπίσω ὁδόν, ὡς δὲ Πτολεμαῖος ὁ Λάγου, ἄλλην εὐθεῖαν ὡς ἐπὶ Μέμφιν.
Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Übersetzung: Carl Cless
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Text Übersetzung
[3] Nach diesem wandelte ihn die Lust an, den Ammon in Libyen heimzusuchen. Einerseits wollte er den Gott befragen, weil Ammons Orakel für untrüglich galt, und auch Perseus und Herkules dasselbe befragt haben sollen – jener, als er von Polydectes wider die Gorgo ausgesandt wurde, dieser, als er gegen Antaios nach Libyen und gegen Busiris nach Ägypten zog. Bei Alexander aber fand der Ehrgeiz in dem Gedanken Nahrung, beide, den Perseus und Herkules, unter seine Stammväter zählen zu dürfen. Andererseits leitete er selbst mitunter seine Abkunft von Ammon her, gleichwie die Sagengeschichte die Abstammung des Herkules und des Perseus auf Zeus zurückführt. Er unternahm daher die Heeresfahrt zu Ammon in der Absicht, auch in Ansehung seiner selbst etwas Bestimmteres inne zu werden, oder wenigstens sagen zu können, er habe etwas derart erfahren. Bis Paraitonion ging denn sein Zug längs der Seeküste durch eine jedoch nicht wasserlose Wüste, in einer Strecke von etwa sechzehnhundert Stadien, wie Aristobul angibt. Von da wandte er sich landeinwärts der Gegend zu, wo Ammons Orakel lag. Der Weg zieht sich durch Einöden hin, die größtenteils aus Sand bestanden und ohne Wasser waren. Dagegen bekam Alexander Wassers die Fülle vom Himmel, was natürlich der Huld des Gottes zugeschrieben wurde. […] Daß ihm nun Hilfe von oben zugekommen sei, darf ich wohl und um so mehr behaupten, weil es auch alle Wahrscheinlichkeit für sich hat; allein etwas Sicheres in der Sache zu ermitteln, haben die so verschieden lautenden Berichte unmöglich gemacht. […] Alexander war erstaunt über diese Gegend, befragte den Gott und brach, als der Bescheid, wie er sagte, ganz nach Wunsch ausgefallen war, wieder nach Ägypten auf, indem er nach Aristobul denselben, nach Ptolemaios aber einen anderen geraden Weg nach Memphis einschlug.
Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Tobias Nowitzki
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Kommentar und Leitfragen zu Arrian, 3,4,5
Leitfragen
1) Wieso zieht Alexander zur Oase Siwah?
2) Welche Erkenntnisse bietet die Quelle zum Verhältnis Alexanders zur Religion?
3) Was lässt sich aus der Quelle über die Methodik Arrians sagen?
Kommentar:
Arrian, ein griechischer Historiker des 2. Jahrhunderts nach Christus, hat uns in seiner Anabasis eine der wesentlichen Quellen zur Geschichte Alexanders des Großen überliefert. Die Ereignisse, die er beschreibt, liegen zu seiner Zeit bereits fast 500 Jahre zurück, und oft wirft ihm die Forschung vor, seine Quellen nicht verstanden zu haben; dennoch ist er eine der wenigen vollständigen Quellen für die Geschichte Alexanders.
In diesem Abschnitt behandelt er den Besuch Alexanders beim Orakel in der Oase Siwah in der libyschen Wüste. Dieser Abstecher, der Alexander auf seinem Feldzug nicht wenig aufgehalten hat, ist schon lange ein Streitpunkt der Forschung, da die Frage besteht, was Alexander erreichen wollte. In der Quelle wird ein Grund genannt: Er will das Orakel befragen, um entweder etwas Positives über seine Abstammung von Zeus Ammon zu erfahren, oder zumindest so tun zu können.
Auch über Alexanders Verhältnis zur Religion lernen wir etwas. Er sieht sich als Sohn des Zeus Ammon und damit als von göttlicher Abstammung. Er ist noch nicht so weit, sich selbst zum Gott zu erklären, das werden erst seine Nachfolger, die Diadochen, tun. Aber Alexander stellt sich als direkten Abkömmling der Götter da, was ihm das Orakel nach Auskunft Arrians ja auch bestätigte. Was hätten die Priester auch Anderes sagen sollen, wenn Alexander mit seinen Truppen zum Orakel kommt? Die Religion wird hier als Legitimationsquelle für die Herrschaft verwendet. Es ist aus heutiger Sicht nicht mehr zu klären, ob Alexander nun tatsächlich glaubte, ein Sohn des Zeus zu sein, wie er nach dieser Episode mehrfach behauptete, oder ob er diese Behauptung nur verbreitete, um seine Herrschaft zu legitimieren. Schon Arrian konnte sich keinen rechten Reim mehr auf das Verhalten des Königs machen, er beklagt die sehr unterschiedlich lautenden Berichte, auf die er seine Arbeit stützt. Das zeigt uns aber auch einen Teil seiner Methodik: Er versuchte, so viele Quellen wie möglich zu sammeln, die zeitlich möglichst nah am Geschehen sein sollten. Solche Informationen sind für den modernen Historiker von großem Wert, da sie die Einschätzung der Verlässlichkeit einer Quelle bedeutend erleichtern.
Zu Alexanders Verhältnis zur Religion siehe auch die Berichte zur Gründung Alexandrias, zu Alexander und Achill und zum Tod des Hephaistion. Zu Arrians Methodik siehe auch den Bericht zur Pagenverschwörung.