Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Plutarch
Lizenz: CC-BY-NC-SA
Plut. Alex. 72 – Original:
ὡς δὲ ἧκεν εἰς Ἐκβάτανα τῆς Μηδίας καὶ διῴκησε τὰ κατεπείγοντα, πάλιν ἦν ἐν θεάτροις καὶ πανηγύρεσιν, ἅτε δὴ τρισχιλίων αὐτῷ τεχνιτῶν ἀπὸ τῆς Ἑλλάδος ἀφιγμένων. ἔτυχε δὲ περὶ τὰς ἡμέρας ἐκείνας Ἡφαιστίων πυρέσσων: οἷα δὲ νέος καὶ στρατιωτικὸς οὐ φέρων ἀκριβῆ δίαιταν, ἅμα τῷ τὸν ἰατρὸν Γλαῦκον ἀπελθεῖν εἰς τὸ θέατρον περὶ ἄριστον γενόμενος καὶ καταφαγὼν ἀλεκτρυόνα ἑφθὸν καὶ ψυκτῆρα μέγαν ἐκπιὼν οἴνου κακῶς ἔσχε καὶ μικρὸν διαλιπὼν ἀπέθανε, [2] τοῦτο οὐδενὶ λογισμῷ τὸ πάθος Ἀλέξανδρος ἤνεγκεν, ἀλλ᾽ εὐθὺς μὲν ἵππους τε κεῖραι πάντας ἐπὶ πένθει καὶ ἡμιόνους ἐκέλευσε καὶ τῶν πέριξ πόλεων ἀφεῖλε τὰς ἐπάλξεις, τὸν δὲ ἄθλιον ἰατρὸν ἀνεσταύρωσεν, αὐλοὺς δὲ κατέπαυσε καὶ μουσικὴν πᾶσαν ἐν τῷ στρατοπέδῳ πολὺν χρόνον, ἕως ἐξ Ἄμμωνος ἦλθε μαντεία τιμᾶν Ἡφαιστίωνα καὶ θύειν ὡς ἥρωϊ παρακελεύουσα. [3] τοῦ δὲ πένθους παρηγορίᾳ τῷ πολέμῳ χρώμενος, ὥσπερ ἐπὶ θήραν καὶ κυνηγέσιον ἀνθρώπων ἐξῆλθε καὶ τὸ Κοσσαίων ἔθνος κατεστρέφετο, πάντας ἡβηδὸν ἀποσφάττων: τοῦτο δὲ : Ἡφαιστίωνος ἐναγισμὸς ἐκαλεῖτο. τύμβον δὲ καὶ ταφὴν αὐτοῦ καὶ τὸν περὶ ταῦτα κόσμον ἀπὸ μυρίων ταλάντων ἐπιτελέσαι διανοούμενος, ὑπερβαλέσθαι δὲ τῷ φιλοτέχνῳ καὶ περιττῷ τῆς κατασκευῆς τὴν δαπάνην, ἐπόθησε μάλιστα τῶν τεχνιτῶν Στασικράτην, μεγαλουργίαν τινὰ καὶ τόλμαν καὶ κόμπον ἐν ταῖς καινοτομίαις ἐπαγ [4] γελλόμενον. οὗτος γὰρ αὐτῷ πρότερον ἐντυχὼν ἔφη τῶν ὀρῶν μάλιστα τὸν Θρᾴκιον Ἄθων διατύπωσιν ἀνδρείκελον δέχεσθαι καὶ διαμόρφωσιν ἂν οὖν κελεύῃ, μονιμώτατον ἀγαλμάτων αὐτῷ καὶ περιφανέστατον ἐξεργάσεσθαι τὸν Ἄθων, τῇ μὲν ἀριστερᾷ χειρὶ περιλαμβάνοντα μυρίανδρον πόλιν οἰκουμένην, τῇ δὲ δεξιᾷ σπένδοντα ποταμοῦ ῥεῦμα δαψιλὲς εἰς τὴν θάλασσαν ἀπορρέοντος, ταῦτα μὲν οὖν παρῃτήσατο, πολλῷ δὲ ἀτοπώτερα καὶ δαπανηρότερα τούτων σοφιζόμενος τότε καὶ συμμηχανώμενος τοῖς τεχνίταις διέτριβεν.
Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Übersetzung: Bernadotte Perrin
Lizenz: CC-BY-NC-SA
Übersetzung
When he came to Ecbatana in Media and had transacted the business that was urgent, he was once more much occupied with theatres and festivals, since three thousand artists had come to him from Greece. But during this time it chanced that Hephaestion had a fever; and since, young man and soldier that he was, he could not submit to a strict regimen, as soon as Glaucus, his physician, had gone off to the theatre, he sat down to breakfast, ate a boiled fowl, drank a huge cooler of wine, fell sick, and in a little while died. [2] Alexander’s grief at this loss knew no bounds. He immediately ordered that the manes and tails of all horses and mules should be shorn in token of mourning and took away the battlements of the cities round about; he also crucified the wretched physician, and put a stop to the sound of flutes and every kind of music in the camp for a long time, until an oracular response from Ammon came bidding him honour Hephaestion as a hero and sacrifice to him. [3] Moreover, making war a solace for his grief; he went forth to hunt and track down men, as it were, and overwhelmed the nation of the Cossaeans, slaughtering them all from the youth upwards. This was called an offering to the shade of Hephaestion. Upon a tomb and obsequies for his friend, and upon their embellishments, he purposed to expend ten thousand talents, and wished that the ingenuity and novelty of the construction should surpass the expense. He therefore longed for Stasicrates above all other artists, because in his innovations there was always promise of great magnificence, boldness, and ostentation. [4] This man, indeed, had said to him at a former interview that of all mountains the Thracian Athos could most readily be given the form and shape of a man; if; therefore, Alexander should so order, he would make out of Mount Athos a most enduring and most conspicuous statue of the king, which in its left hand should hold a city of ten thousand inhabitants, and with its right should pour forth a river running with generous current into the sea. This project, it is true, Alexander had declined; but now he was busy devising and contriving with his artists projects far more strange and expensive than this.
Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Tobias Nowitzki
Lizenz: CC-BY-NC-SA
Plut. Alex. 72
Leitfragen:
1) Wie ist der Gang der Ereignisse um Hephaistions Tod?
2) Was erfahren wir aus der Quelle über Alexanders Charakter?
3) Welche Rückschlüsse lassen sich aus der Art seines Todes über Hephaistion und die anderen Offiziere Alexanders ziehen?
Kommentar:
Plutarch, ein griechischer Schriftsteller des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts, hat uns in seinen Parallelviten berühmter Römer und Griechen auch eine von Alexander überliefert. Diese stellt neben der Anabasis Arrians den Kern unseres literarischen Quellenbestandes zu Alexander dar.
In diesem Abschnitt geht es um den Tod Hephaistions, des engsten Vertrauten Alexanders. Dieser war krank geworden, hatte sich nicht an die eindeutigen Anweisungen seines Arztes gehalten und war nach Weinkonsum schließlich gestorben. Alexanders Reaktion ist hoch emotional und sehr drastisch: Alle Tiere im Heer werden geschoren, der unschuldige Arzt gekreuzigt, jede Fröhlichkeit verboten und die Befestigungen der Stadtmauer abgebaut. Aus Wut fängt Alexander daraufhin einen Krieg an und vernichtet einen ganzen Volksstamm als Opfer für Hephaistion, den er zum Heros erklären lässt.
Dies lässt tief in Alexanders Charakter blicken. Die emotionale Trauerreaktion auf den Tod eines seiner engsten Freunde ist durchaus verständlich, aber alles wird ins Unermessliche gesteigert, Alexander kennt keine Grenzen. Wo andere sich selbst geschoren, Trauer getragen und vielleicht einige Gegenstände zerschlagen hätten, lässt er tausende Tiere scheren, die Feste bei zehntausenden Untertanen verbieten, den völlig unschuldigen Arzt zu Tode foltern und massakriert einen ganzen Stamm, nur um seine Wut herauszulassen. Seine grausame Ader tritt ebenso deutlich zu Tage wie seine Maßlosigkeit. Außerdem bestimmt er den Kult, den seine Untertanen zu betreiben haben: Kurzerhand erklärt er Hephaistion zum Heros und richtet ihm einen Kult ein, nachdem das Orakel in der Oase Siwah ihm dies geraten hat. Sicherlich wussten die Priester im Orakel aber genau, was Alexander hören wollte und handelten danach, denn seinem offensichtlichen Jähzorn wollten sie bestimmt nicht zum Opfer fallen.
Auch über Hephaistion lernen wir einiges, denn er handelt direkt gegen die Anweisungen seines Arztes. Der Grund hierfür liegt in der stark ausgeprägten Machokultur der makedonischen Oberschicht, die mit besonders „männlichen“ Taten Respekt verdienen will. In diesem Fall damit, die Anweisungen des Arztes zur Mäßigung in den Wind zu schlagen und so zu schlemmen, wie man es sonst auch tut – Schwäche zu zeigen ist nicht vorgesehen. Mäßigung insbesondere beim Alkoholkonsum zu zeigen, ist ebenfalls nicht angesagt: Andere Makedonen trinken sich bei Wettspielen absichtlich zu Tode, Alexander selbst hat wahrscheinlich später durch starken Alkoholkonsum zu seinem frühen Tod beigetragen. Auch an den Diadochen lässt sich dieser übersteigerte Männlichkeitsdrang deutlich sehen.
Zum Charakter Alexanders siehe auch den Bericht zum Besuch in der Oase von Siwah und den Bericht zur Meuterei am Hydaspes.
Zu seiner Grausamkeit siehe auch den Bericht zur Pagenverfolgung und den Bericht zur Ermordung von Parmenions Familie.