Plünderung Roms durch die Vandalen

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Übersetzung: Henry Bronson Dewing
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Übersetzung:

And Gizeric, for no other reason than that he suspected that much money would come to him, set sail for Italy with a great fleet. And going up to Rome, since no one stood in his way, he took possession of the palace. Now while Maximus was trying to flee, the Romans threw stones at him and killed him, and they cut off his head and each of his other members and divided them among themselves. But Gizeric took Eudoxia captive, together with Eudocia and Placidia, the children of herself and Valentinian, and placing an exceedingly great amount of gold and other imperial treasure in his ships sailed to Carthage, having spared neither bronze nor anything else whatsoever in the palace. He plundered also the temple of Jupiter Capitolinus, and [4-9] tore off half of the roof. Now this roof was of bronze of the finest quality, and since gold was laid over it exceedingly thick, it shone as a magnificent and wonderful spectacle. But of the ships with Gizeric, one, which was bearing the statues, was lost, they say, but with all the others the Vandals reached port in the harbour of Carthage. Gizeric then married Eudocia to Honoric, the elder of his sons; but the other of the two women, being the wife of Olybrius, a most distinguished man in the Roman senate, he sent to Byzantium together with her mother, Eudoxia, at the request of the emperor. Now the power of the East had by now fallen to Leon, who had been set in this position by Aspar, since Marcian had already passed from the world.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Nathalie Klinck
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Prok. BV. 3,5,1-7

Leitfragen:

1) Was war der Auslöser für den Überfall auf Rom?

2) Wie wird der Überfall auf Rom beschrieben?

3) Welche Ziele verfolgte Geiserich damit?

Kommentar:

Der vorliegende Quellenausschnitt beschreibt Geiserichs „sacco di Roma“ – die Eroberung Roms durch den Vandalenkönig im Jahr 455 n. Chr. Der Verfasser Prokop von Caesarea (ca. 500-562 n. Chr.) stammte aus Caesarea Maritima und nahm selbst an einigen Feldzügen unter dem Kommando des oströmischen Feldherrn Belisar teil. Der spätantike Historiker, dessen literarischer Höhepunkt sich in die Mitte des 6. Jahrhunderts auf die Herrschaftszeit Kaiser Justinians datieren lässt, beschreibt in seinen Historien die Kriegs- bzw. Militärgeschichte Roms. Seine „Kriegsgeschichten“ umfassen acht Bücher. In den ersten beiden Büchern werden die Auseinandersetzungen im persischen Gebiet mit den Sassaniden beschrieben. Die Bücher drei und vier behandeln die Kämpfe mit den Vandalen in Nordafrika und die Bücher fünf bis sieben die Kriege gegen die Ostgoten in Oberitalien. Das achte Buch ist eine Zusammenschau verschiedener Kriege an unterschiedlichen Schauplätzen.

Geiserichs Angriff auf Rom kam für die Bewohner überraschend, es wurde kaum Wiederstand geleistet, die Vandalen konnten nach vierzehn Tagen mit reicher Beute und bedeutenden Geiseln nach Karthago zurückkehren. Wie aber kam es zu diesem Überfall auf die ewige Stadt? Um die Mitte des 5. Jahrhunderts kann die politische Ausgangslage für die Vandalen durchaus als positiv beschrieben werden. Nach dem zweiten römisch-vandalischen Friedenschluss zeigten sich die Vandalen als zuverlässige Bündnispartner Ravennas. Sie lieferten Getreide und ließen auf Bitten des Kaisers sogar wieder einen katholischen Bischof in der karthagischen Gemeinde einsetzen. Dies änderte sich allerdings rapide mit dem Tod Kaiser Valentinians III. und des Heermeisters Aetius. Durch das Ableben seiner Bündnispartner sah Geiserich die vorher geschlossenen Vertragsbindungen als nichtig an. Dabei ist das personalisierte Verständnis von Verträgen zwar auch an anderen Stellen überliefert, dennoch stellte in diesem Fall der Tod des Vertragspartners keine hinreichende Begründung für den Angriff auf Rom dar. Der eigentliche Auslöser lag wohl in der kaiserlichen Nachfolge durch Petronius Maximus. Dieser ehelichte die Kaiserwitwe Licina Eudoxia, um seinen dauerhaften Machtanspruch zu legitimieren.

Geiserich sah sich aller Wahrscheinlichkeit in der Klärung der Nachfolgefrage übergangen, denn die kaiserliche Tochter Eudoxia sollte mit seinem Sohn Hunerich verheiratet werden, was – zumindest in den Augen Geiserichs – Hunerich ebenfalls einen Anspruch auf die kaiserliche Nachfolge gegeben hätte. Er wollte seine bzw. die Rolle der Vandalen in dem politischen Machtkonstrukt deutlich machen und mit allen Mitteln verhindern, dass an ihm vorbei Politik betrieben wurde. In erster Linie zielte er damit darauf ab, dass Personen, wie der Heermeister Avitus, das politische Vakuum nicht ausnutzten konnten, um sich selbst als Kaiser ausrufen zu lassen, denn auch die Westgoten in Gallien akzeptierten Petronius Maximus nicht als neuen Kaiser. Geiserich nutzte das Überraschungsmoment, das vor allem durch den fehlenden militärischen Rückhalt von Petronius Maximus zustande kam, und nahm die Stadt quasi ohne Wiederstand ein – es kam zu einer Übereinkunft, dass die Vandalen ohne Wiederstand eingelassen wurden und sich nehmen konnten, was sie wollten, im Gegenzug sollte es keine Angriffe auf die Bevölkerung und keine Zerstörungen von Gebäuden geben – ironischer Weise prägte dieser Einfall den Begriff des „Vandalismus“, dabei handelte es sich um das genaue Gegenteil. Auch Prokop beschreibt keine größeren Verwüstungen, allerdings spricht er davon, dass die Vandalen eine große Menge an Gold und Kunstschätzen erbeuteten, darunter sogar die vergoldeten Ziegel des Tempels von Jupiter Capitolinus.

In erster Linie wollte Geiserich allerdings sicherstellen, dass die „Kaiserfrage“ im Westreich offenblieb bzw. dass er zumindest in die Entscheidung einbezogen wurde. Aus diesem Grund nahm er die Kaiserwitwe Licinia Eudoxia als Geisel sowie ihre beiden Töchter Eudocia und Placidia. Erst im Jahr 462, nachdem Eudocia mit seinem Sohn Hunerich verheiratet worden war und damit – zumindest nominell – auch von seiner Seite ein Herrschaftsanspruch bestand, ließ er sie wieder frei. Geiserich nutzte nicht nur die nordafrikanischen Ressourcen, um Rom wirtschaftlich unter Druck zu setzen – z.B. durch das Einstellen der Getreidelieferungen an die Hauptstadt, vielmehr nutzte er geschickt das dynastische Denken der Römer (welches wohl grundsätzlich auch dem vandalischen entsprochen haben wird) für sich und die Durchsetzung seiner Anliegen und machte sich und seine Vandalen zu einem unentbehrlichem Teil im Spiel um die Macht Roms.

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Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Der Untergang des Westreiches“. Um einen breiteren Einblick in die Spätantike zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Römische Geschichte III – Spätantike“.
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