Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Plutarch
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Plut. Agis 5, 8 – Original:
[5.1] ἀρχὴν μὲν οὖν διαφθορᾶς καὶ τοῦ νοσεῖν ἔσχε τὰ πράγματα τῶν Λακεδαιμονίων σχεδὸν ἀφ᾽ οὗ τὴν Ἀθηναίων καταλύσαντες ἡγεμονίαν χρυσίου τε καὶ ἀργυρίου κατέπλησαν ἑαυτούς: οὐ μὴν ἀλλὰ καὶ τῶν οἴκων ὃν ὁ Λυκοῦργος ὥρισε φυλαττόντων ἀριθμὸν ἐν ταῖς διαδοχαῖς, καὶ πατρὸς παιδὶ τὸν κλῆρον ἀπολείποντος, ἁμῶς γέ πως ἡ τάξις αὕτη καὶ ἰσότης διαμένουσα τὴν πόλιν ἐκ τῶν ἄλλων ἀνέφερεν ἁμαρτημάτων. [2] ἐφορεύσας δέ τις ἀνὴρ δυνατός, αὐθάδης δὲ καὶ χαλεπὸς τὸν τρόπον, Ἐπιτάδευς ὄνομα, πρὸς τὸν υἱὸν αὐτῷ γενομένης διαφορᾶς ῥήτραν ἔγραψεν ἐξεῖναι τὸν οἶκον αὑτοῦ καὶ τὸν κλῆρον ᾧ τις ἐθέλοι καὶ ζῶντα δοῦναι καὶ καταλιπεῖν διατιθέμενον. [3] οὗτος μὲν οὖν αὑτοῦ τινα θυμὸν ἀποπιμπλὰς ἴδιον εἰσήνεγκε τὸν νόμον: οἱ δὲ ἄλλοι πλεονεξίας ἕνεκα δεξάμενοι καὶ κυρώσαντες ἀπώλεσαν τὴν ἀρίστην κατάστασιν. ἐκτῶντο γὰρ ἀφειδῶς ἤδη παρωθοῦντες οἱ δυνατοὶ τοὺς προσήκοντας ἐκ τῶν διαδοχῶν καὶ ταχὺ τῆς εὐπορίας εἰς ὀλίγους συρρυείσης πενία τὴν πόλιν κατέσχεν, ἀσχολίαν τῶν καλῶν καὶ ἀνελευθερίαν ἐπιφέρουσα μετὰ φθόνου καὶ δυσμενείας πρὸς τοὺς ἔχοντας, [4] ἀπελείφθησαν οὖν ἑπτακοσίων οὐ πλείονες Σπαρτιᾶται, καὶ τούτων ἴσως ἑκατὸν ἦσαν οἱ γῆν κεκτημένοι καὶ κλῆρον ὁ δ᾽ ἄλλος ὄχλος ἄπορος καὶ ἄτιμος ἐν τῇ πόλει παρεκάθητο, τοὺς μὲν ἔξωθεν πολέμους ἀργῶς καὶ ἀπροθύμως ἀμυνόμενος, ἀεὶ δέ τινα καιρὸν ἐπιτηρῶν μεταβολῆς καὶ μεταστάσεως τῶν παρόντων […]
[8.1] οὐ μὴν ἀλλὰ διαπραξάμενος ὁ Ἆγις ἔφορον γενέσθαι τὸν Λύσανδρον, εὐθὺς εἰσέφερε δι᾽ αὐτοῦ ῥήτραν εἰς τοὺς γέροντας, ἧς ἦν κεφάλαια χρεῶν μὲν ἀφεθῆναι τοὺς ὀφείλοντας, τῆς δὲ γῆς ἀναδασθείσης τὴν μὲν ἀπὸ τοῦ κατὰ Πελλήνην χαράδρου πρὸς τὸ Ταΰγετον καὶ Μαλέαν καὶ Σελασίαν κλήρους γενέσθαι τετρακισχιλίους πεντακοσίους, τὴν δ᾽ ἔξω μυρίους πεντακισχιλίους: [2] καὶ ταύτην μὲν τοῖς ὅπλα φέρειν δυναμένοις τῶν περιοίκων μερισθῆναι, τὴν δὲ ἐντὸς αὐτοῖς Σπαρτιάταις: ἀναπληρωθῆναι δὲ τούτους ἔκ τε περιοίκων καὶ ξένων, ὅσοι τροφῆς μετεσχηκότες ἐλευθερίου καὶ χαρίεντες ἄλλως τοῖς σώμασι καὶ καθ᾽ ἡλικίαν ἀκμάζοντες εἶεν σύνταξιν δὲ τούτων εἰς πεντεκαίδεκα γενέσθαι φιδίτια κατὰ τετρακοσίους καὶ διακοσίους, καὶ δίαιταν ἣν εἶχον οἱ πρόγονοι διαιτᾶσθαι.
Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Übersetzung: Bernadotte Perrin
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Übersetzung:
[5.1] And here I may say that the Lacedaemonian state began to suffer distemper and corruption soon after its subversion of the Athenian supremacy filled it with gold and silver. However, since the number of families instituted by Lycurgus was still preserved in the transmission of estates, and father left to son his inheritance, to some extent the continuance of this order and equality sustained the state in spite of its errors in other respects. [2] But when a certain powerful man came to be ephor who was headstrong and of a violent temper, Epitadeus by name, he had a quarrel with his son, and introduced a law permitting a man during his lifetime to give his estate and allotment to any one he wished, or in his will and testament so to leave it. [3] This man, then, satisfied a private grudge of his own in introducing the law; but his fellow citizens welcomed the law out of greed, made it valid, and so destroyed the most excellent of institutions. For the men of power and influence at once began to acquire estates without scruple, ejecting the rightful heirs from their inheritances; and speedily the wealth of the state streamed into the hands of a few men, and poverty became the general rule, bringing in its train lack of leisure for noble pursuits and occupations unworthy of freemen, along with envy and hatred towards the men of property. [4] Thus there were left of the old Spartan families not more than seven hundred, and of these there were perhaps a hundred who possessed land and allotment; while the ordinary throng, without resources and without civic rights, lived in enforced idleness, showing no zeal or energy in warding off foreign wars, but ever watching for some opportunity to subvert and change affairs at home. […]
[8.1] However, Agis procured Lysander’s election as ephor, and at once employed him to introduce a bill into the senate, the chief provisions of which were that debtors should be relieved of their debts, and that the land should be divided up, that which lay between the water-course at Pellene and Taygetus, Malea, and Sellasia, into forty-five hundred lots, and that which lay outside this into fifteen thousand; [2] that this larger land should be apportioned among those of the provincials who were capable of bearing arms, and the smaller among the genuine Spartans; that the number of these Spartans should be filled up from the provincials and foreigners who had received the rearing of freemen and were, besides, of vigorous bodies and in the prime of life; and that these should be formed into fifteen public messes by four hundreds and two hundreds, and should practise the mode of life which the ancient Spartans had followed.
Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Niklas Rempe
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Plut. Agis 5, 8
Leitfragen:
1) Geben Sie den von Plutarch geschilderten Zustand Spartas wieder.
2) Welche sozialen Reformen versucht Agis in Sparta durchzusetzen?
3) Was für Rückschlüsse lässt die Quelle über soziale Missstände im Hellenismus und die Reaktionen darauf zu?
Kommentar:
Plutarch beschreibt in seiner Biographie über den spartanischen König Agis IV. die Missstände in Sparta, welche den König zu einer Sozial- und Bodenreform motiviert hätten. Schon kurz nach dem Sieg der Spartaner über die Athener im Peloponnesischen Krieg, hätten sich die Probleme abgezeichnet. So habe der dadurch entstandene Reichtum zu Korruption und Zwietracht unter den Bürgern Spartas geführt. Allein die jahrhundertealten Bestimmungen Lykrugs, die nach wie vor die Anzahl der spartanischen Bürger, die Landverteilung und das Erbrecht (allein ein Sohn sei erbberechtigt) reglementierten, hätten die Polis vor größerem Unheil bewahrt. Ein Ephor (ein hohes Amt in Sparta) namens Epitadeos soll das Erbrecht allerdings verändert haben, da er und sein Sohn sich zerstritten hätten. So habe ein Spartaner nunmehr eine andere Person als seinen Sohn als Erben bestimmen oder testamentarisch festlegen können. Dies habe durch die Gier der reicheren Bürger dazu geführt, dass selbige sich rechtmäßig oder unrechtmäßig das Erbe anderer angeeignet hätten. Reichtum in Form von Geld, Waren und Land sei infolgedessen allein an einige wenige mächtige Spartaner verteilt gewesen. Der Rest soll in Armut und Landlosigkeit verkommen sein, was wiederum zu einem Werteverfall geführt habe. Schlussendlich habe es nach Plutarch zur Regierungszeit Agis‘ (224-241 v. Chr.) nur noch 700 Familien mit Bürgerrecht in Sparta gegeben, wobei allein 100 von diesen ausreichend Land zur Verfügung gehabt hätten.
Vor diesem Hintergrund beschreibt Plutarch den Versuch des spartanischen Königs Agis IV., diesen sozialen Missständen durch Reformen zu begegnen. So soll er zuerst einen Schuldenerlass vorgesehen haben. Zusätzlich habe er eine Bodenreform angestrebt, wobei das spartanische Kernland an die Vollbürger und das restliche Land an die waffenfähigen Bewohner des Umlands (Periöken) verteilt werden sollte. Auch sollte das Bürgerrecht denjenigen verliehen werden, die sich Sparta durch ihr Handeln verdient gemacht hätten, wobei sie sowohl kampferfahren gewesen sein als auch in der Mitte ihres Leben gestanden haben müssten. Zusammen mit den alteingesessenen Familien hätten sie so die altehrwürdige spartanische Lebensweise aus Lykurgs Zeit fortführen sollen.
Die Reformen des Agis scheitern schlussendlich; zu groß war der Widerstand der reichen und einflussreichen Bürger Spartas. Nichtsdestoweniger kann aus Plutarchs Beschreibung dieser Reformen verschiedenes über die sozialen Probleme im Hellenismus und die Versuche diesen zu begegnen erfahren werden. Zum einen sei auf die in der Quelle erkennbare angestrebte Bodenreform verwiesen. Das Problem des Landmangels bzw. der Anhäufung der Ländereien in den Händen weniger ist kein neues. Schon Solon wurde mit der Forderung nach einer Neuverteilung des Landes konfrontiert, und auch der Schuldenerlass ist bei ihm schon für das Athen des frühen sechsten Jahrhunderts v. Chr. nachzuvollziehen. Dass auch Agis Derartiges anstrebte, weist auf die Kontinuität solcher Probleme hin. Dass an sich genug Land vorhanden war, zeigt der Plan Agis‘; allein der Wille fehlte auf Seiten derer, die sich mit der Zeit große Landmengen angeeignet hatten. Generell ist so auch im Hellenismus eine Kluft zwischen einigen mächtigen Reichen und dem oftmals mittel- und landlosen Rest erkennbar. Entsprechende soziale Unruhen waren so keine Seltenheit. In Sparta dauerte diese Problematik noch länger an, und Agis‘ nachfolgende Könige, wie Kleomenes oder Nabis versuchten diese immer wieder unter Kontrolle zu bringen. Die Aufnahme neuer Familien in die Bürgerschaft, was auch immer mit der entsprechenden Erweiterung des Heeres einherging, ist hier öfters belegt. Ebenso ist immer der Widerstand auf mindestens einer Seite der Bürger zu sehen, wobei Eigennutz sowie die Angst vor sozialem Abstieg und den entsprechenden Folgen die Ursachen waren.