Varusschlacht Grabstein

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Übersetzung: T. Nowitzki
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Übersetzung

Dem Marcus Caelius, Sohn des Titus, aus der Tribus Lemonia zu Bonn, dem Zenturio der 18. Legion, er starb mit 53,5 Jahren in der Varusschlacht, es wird gestattet sein, die Knochen (in das Grab) zu legen. Publius Caelius, Sohn des Titus, aus der Tribus Lemonia, Bruder (des Verstorbenen) setzte (diesen Stein).

Der Grabstein zeigt das Bild eines Soldaten mit Brustpanzer, der mit Spangen und Pferdeschmuck verziert ist, die rechte Hand hält eine Weinrebe.
Neben ihm sieht man zwei seiner Freigelassenen, Marcus Caelius Thiaminus und Marcus Caelius Privatus.

(In Xanten gefunden)

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Tobias Nowitzki
Lizenz: CC-BY-NC-SA

ILS 2244

Leitfragen:

1) Welche Informationen lassen sich über den Verstorbenen aus dieser Grabinschrift gewinnen?

2) Was erfahren wir über den, der den Stein setzte?

3) Was sagt der Grabstein über die damalige Lage in Germanien aus?

Kommentar:

Die uns hier vorliegende Quelle ist ein Grabstein eines römischen Zenturios, gefunden in Xanten, er ist auf den Anfang des 1. Jahrhunderts n. Chr. datiert. Grabsteine sind höchst wertvolle Quellen, denn erstens stellen sie als epigraphische Quelle einen direkten Bezug zur Abfassungszeit her. Zweitens sind speziell Grabsteine eine sozialgeschichtlich interessante Quelle, denn sie erzählen uns, was der Verstorbene oder seine Hinterbliebenen für besonders erwähnenswert erachteten, um des Toten zu gedenken.

Was erfahren wir über den Toten? Zuerst einmal, dass er nicht in seinem Grab liegt. Der Hinweis, dass die Knochen, sollten sie gefunden werden, in das Grab gelegt werden dürfen, weist ihn als einen der zahllosen Vermissten der Varusschlacht aus. Wir wissen nicht, ob ein entkommener Soldat berichten konnte, dass er ihn sterben sah, oder ob er schlicht als vermisst und für tot erklärt wurde, er nahm jedenfalls an der Varusschlacht teil. Als Zenturio bekleidete er einen relativ hohen Rang in der Armee. Er hat eine Reihe von Ehrungen erhalten, wovon sowohl die Spangen (torques) als auch der Pferdeschmuck (phalerae) zeugen, die heutigen Orden vergleichbar sind. Wir erfahren des Weiteren, dass Marcus Caelius Privatus Thiaminus mit über 50 Jahren noch im aktiven Militärdienst war – er hat wahrscheinlich sein Leben lang als Soldat gedient und ist damit einer jener erfahrenen Veteranen, deren Verlust für Augustus besonders schmerzhaft gewesen sein muss.

Stationiert war er offenbar in Bonn. Gesetzt hat ihm den Stein sein Bruder Publius, über den wir wenig mehr erfahren, als dass er aus derselben Tribus stammt. Ferner muss Publius wohlhabend gewesen sein, denn der Grabstein ist sehr aufwendig gestaltet. Auch der Verstorbene war wohlhabend, hatte er doch mindestens zwei Sklaven, die er freigelassen hatte und die wichtig genug für ihn waren, auf dem Grabstein zu erscheinen. Womöglich sind sie mit ihm in der Schlacht gefallen und wurden testamentarisch freigelassen.

Der Grabstein erzählt auch einige Details zum zeitlichen Umfeld der Quelle. Zuerst einmal erfahren wir, dass die Varusschlacht schon von Zeitgenossen so benannt wurde. Dann wird durch die Aufstellung in Bonn, nicht etwa am Ort der Schlacht, deutlich, dass die römische Kontrolle sich nicht mehr bis dorthin erstreckte. Ferner erfahren wir, in welcher Legion er wo gedient hat, was aus militärhistorischer Sicht interessant ist. Wir haben mit diesem Grabstein ein Zeugnis, das einem Toten der Varusschlacht ein Gesicht gibt, ein für antike Schlachten seltener Fall.

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Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Augustus“. Um einen breiteren Einblick in die Römische Kaiserzeit zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Römische Geschichte II – Kaiserzeit“.
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Vergleiche auch den Bericht Cassius Dios zur Varusschlacht und den Bericht des Plinius zu Augustus.