Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Thukydides
Lizenz: CC-BY-NC-SA
Thuk. 1. 96-99 – Original:
96 παραλαβόντες δὲ οἱ Ἀθηναῖοι τὴν ἡγεμονίαν τούτῳ τῷ τρόπῳ ἑκόντων τῶν ξυμμάχων διὰ τὸ Παυσανίου μῖσος, ἔταξαν ἅς τε ἔδει παρέχειν τῶν πόλεων χρήματα πρὸς τὸν βάρβαρον καὶ ἃς ναῦς: πρόσχημα γὰρ ἦν ἀμύνεσθαι ὧν ἔπαθον δῃοῦντας τὴν βασιλέως χώραν. [2] καὶ Ἑλληνοταμίαι τότε πρῶτον Ἀθηναίοις κατέστη ἀρχή, οἳ ἐδέχοντο τὸν φόρον: οὕτω γὰρ ὠνομάσθη τῶν χρημάτων ἡ φορά. ἦν δ᾽ ὁ πρῶτος φόρος ταχθεὶς τετρακόσια τάλαντα καὶ ἑξήκοντα. ταμιεῖόν τε Δῆλος ἦν αὐτοῖς, καὶ αἱ ξύνοδοι ἐς τὸ ἱερὸν ἐγίγνοντο. 97. ἡγούμενοι δὲ αὐτονόμων τὸ πρῶτον τῶν ξυμμάχων καὶ ἀπὸ κοινῶν ξυνόδων βουλευόντων τοσάδε ἐπῆλθον πολέμῳ τε καὶ διαχειρίσει πραγμάτων μεταξὺ τοῦδε τοῦ πολέμου καὶ τοῦ Μηδικοῦ, ἃ ἐγένετο πρός τε τὸν βάρβαρον αὐτοῖς καὶ πρὸς τοὺς σφετέρους ξυμμάχους νεωτερίζοντας καὶ Πελοποννησίων τοὺς αἰεὶ προστυγχάνοντας ἐν ἑκάστῳ. [2] ἔγραψα δὲ αὐτὰ καὶ τὴν ἐκβολὴν τοῦ λόγου ἐποιησάμην διὰ τόδε, ὅτι τοῖς πρὸ ἐμοῦ ἅπασιν ἐκλιπὲς τοῦτο ἦν τὸ χωρίον καὶ ἢ τὰ πρὸ τῶν Μηδικῶν Ἑλληνικὰ ξυνετίθεσαν ἢ αὐτὰ τὰ Μηδικά: τούτων δὲ ὅσπερ καὶ ἥψατο ἐν τῇ Ἀττικῇ ξυγγραφῇ Ἑλλάνικος, βραχέως τε καὶ τοῖς χρόνοις οὐκ ἀκριβῶς ἐπεμνήσθη. ἅμα δὲ καὶ τῆς ἀρχῆς ἀπόδειξιν ἔχει τῆς τῶν Ἀθηναίων ἐν οἵῳ τρόπῳ κατέστη. 98. πρῶτον μὲν Ἠιόνα τὴν ἐπὶ Στρυμόνι Μήδων ἐχόντων πολιορκίᾳ εἷλον καὶ ἠνδραπόδισαν, Κίμωνος τοῦ Μιλτιάδου στρατηγοῦντος. [2] ἔπειτα Σκῦρον τὴν ἐν τῷ Αἰγαίῳ νῆσον, ἣν ᾤκουν Δόλοπες, ἠνδραπόδισαν καὶ ᾤκισαν αὐτοί. [3] πρὸς δὲ Καρυστίους αὐτοῖς ἄνευ τῶν ἄλλων Εὐβοέων πόλεμος ἐγένετο, καὶ χρόνῳ ξυνέβησαν καθ᾽ ὁμολογίαν. [4] Ναξίοις δὲ ἀποστᾶσι μετὰ ταῦτα ἐπολέμησαν καὶ πολιορκίᾳ παρεστήσαντο, πρώτη τε αὕτη πόλις ξυμμαχὶς παρὰ τὸ καθεστηκὸς ἐδουλώθη, ἔπειτα δὲ καὶ τῶν ἄλλων ὡς ἑκάστῃ ξυνέβη. 99. αἰτίαι δὲ ἄλλαι τε ἦσαν τῶν ἀποστάσεων καὶ μέγισται αἱ τῶν φόρων καὶ νεῶν ἔκδειαι καὶ λιποστράτιον εἴ τῳ ἐγένετο: οἱ γὰρ Ἀθηναῖοι ἀκριβῶς ἔπρασσον καὶ λυπηροὶ ἦσαν οὐκ εἰωθόσιν οὐδὲ βουλομένοις ταλαιπωρεῖν προσάγοντες τὰς ἀνάγκας. [2] ἦσαν δέ πως καὶ ἄλλως οἱ Ἀθηναῖοι οὐκέτι ὁμοίως ἐν ἡδονῇ ἄρχοντες, καὶ οὔτε ξυνεστράτευον ἀπὸ τοῦ ἴσου ῥᾴδιόν τε προσάγεσθαι ἦν αὐτοῖς τοὺς ἀφισταμένους. [3] ὧν αὐτοὶ αἴτιοι ἐγένοντο οἱ ξύμμαχοι: διὰ γὰρ τὴν ἀπόκνησιν ταύτην τῶν στρατειῶν οἱ πλείους αὐτῶν, ἵνα μὴ ἀπ᾽ οἴκου ὦσι, χρήματα ἐτάξαντο ἀντὶ τῶν νεῶν τὸ ἱκνούμενον ἀνάλωμα φέρειν, καὶ τοῖς μὲν Ἀθηναίοις ηὔξετο τὸ ναυτικὸν ἀπὸ τῆς δαπάνης ἣν ἐκεῖνοι ξυμφέροιεν, αὐτοὶ δέ, ὁπότε ἀποσταῖεν, ἀπαράσκευοι καὶ ἄπειροι ἐς τὸν πόλεμον καθίσταντο.
Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Übersetzung: J. M. Dent
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Übersetzung:
96. The Athenians having thus succeeded to the supremacy by the voluntary act of the allies through their hatred of Pausanias, fixed which cities were to contribute money against the barbarian, which ships; their professed object being to retaliate for their sufferings by ravaging the king’s country. [2] Now was the time that the office of ‘Treasurers for Hellas’ was first instituted by the Athenians. These officers received the tribute, as the money contributed was called. The tribute was first fixed at four hundred and sixty talents. The common treasury was at Delos, and the congresses were held in the temple. 97. Their supremacy commenced with independent allies who acted on the resolutions of a common congress. It was marked by the following undertakings in war and in administration during the interval between the Median and the present war, against the barbarian, against their own rebel allies, and against the Peloponnesian powers which would come in contact with them on various occasions. [2] My excuse for relating these events, and for venturing on this digression, is that this passage of history has been omitted by all my predecessors, who have confined themselves either to Hellenic history before the Median war, or to the Median war itself. Hellanicus, it is true, did touch on these events in his Athenian history; but he is somewhat concise and not accurate in his dates. Besides, the history of these events contains an explanation of the growth of the Athenian empire. 98. First the Athenians besieged and captured Eion on the Strymon from the Medes, and made slaves of the inhabitants, being under the command of Cimon, son of Miltiades. [2] Next they enslaved Scyros the island in the Aegean, containing a Dolopian population, and colonized it themselves. [3] This was followed by a war against Carystus, in which the rest of Euboea remained neutral, and which was ended by surrender on conditions. [4] After this Naxos left the confederacy, and a war ensued, and she had to return after a siege; this was the first instance of the engagement being broken by the subjugation of an allied city, a precedent which was followed by that of the rest in the order which circumstances prescribed. 99. Of all the causes of defection, that connected with arrears of tribute and vessels, and with failure of service, was the chief; for the Athenians were very severe and exacting, and made themselves offensive by applying the screw of necessity to men who were not used to and in fact not disposed for any continuous labour. [2] In some other respects the Athenians were not the old popular rulers they had been at first; and if they had more than their fair share of service, it was correspondingly easy for them to reduce any that tried to leave the confederacy. [3] For this the allies had themselves to blame; the wish to get off service making most of them arrange to pay their share of the expense in money instead of in ships, and so to avoid having to leave their homes. Thus while Athens was increasing her navy with the funds which they contributed, a revolt always found them without resources or experience for war.
Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Agnes von der Decken
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Thuk. 1. 96-99
Leitfragen:
1) Was erfahren wir aus der Quelle über den Delisch-Attischen Seebund?
2) Welche Rolle nahm Athen im Seebund ein?
3) Welche Folgen hatte der Machtzuwachs Athens durch den Delisch-Attischen Seebund?
Kommentar:
Die vorliegende Quellenstelle ist ein Auszug aus dem Werk des attischen Historikers Thukydides (* um 460 v. Chr.), in welcher es um die Entstehung des Delisch-Attischen Seebundes unter der Führung Athens 478/477 v. Chr. geht. Die Quellenstelle setzt nach einem Bericht über die Übernahme des gegen die Perser geführten Kriegszuges des Hellenenbundes durch die Athener ein. Damit lösten die Athener den Spartaner Pausanias als Kommandeur des Unternehmens ab, der aufgrund seines gewaltsamen Auftretens während des Kriegszuges, wie Thukydides berichtet, in Ungnade gefallen war. Die Athener gründeten daraufhin ein neues Bündnis, das zum Ziel hatte, die Perser künftig aus der Ägäis fernzuhalten. Welche Poleis (Stadtstaaten) im Einzelnen am Bündnis beteiligt waren, geht aus der Quelle nicht direkt hervor. Es ist jedoch bekannt, dass sich Sparta und andere Staaten der Peloponnes dem Seebund nicht anschlossen. Thukydides berichtet, dass das neue Bündnis zum Ziel hatte, Rache für das Leid zu nehmen, das die Perser den Griechen beigefügt hatten. Die Bündner mussten dafür, wie Thukydides darlegt, entweder Schiffe für den Krieg stellen oder Geldbeiträge zahlen. Diese kamen in das Schatzhaus des Heiligtums des Apollon auf Delos, wo auch auf Anordnung der Athener die Versammlungen des neu gegründeten Seebundes abgehalten wurden. Die Höhe der Zahlungen soll nach Thukydides jährlich 460 Talente betragen haben und von athenischen Schatzmeistern verwaltet worden sein. So vereinten die Athener militärische und organisatorische Leitung und übernahmen die Führung der zunächst noch selbstständigen Verbündeten im neu gegründeten Delisch-Attischen Seebund.
Thukydides erklärt in dieser Quellenstelle anschaulich, inwiefern die Athener ihre Vormachtstellung im neu gegründeten Delisch-Attischen Seebund, der parallel zum Peloponnesischen Bund existierte, erlangten und somit ganz grundsätzlich ihre Stärke im Zeitraum zwischen den Perserkriegen und dem zukünftigen Peloponnesischen Krieg ausbauten. Thukydides ist es dabei wichtig zu betonen, dass die Athener im neuen Bündnis nicht nur die Auseinandersetzungen mit den Persern dominierten, sondern auch mit eigenen widerspenstigen Verbündeten oder aber peloponnesischen Staaten – wenn es hier zu Konfrontationen kam – gewaltsam verfuhren. So erfahren wir aus Thukydidesʼ Bericht etwa, dass die Athener Eion am Strymon, das ursprünglich von den Persern gehalten war, erst belagerten und dann seine Einwohner versklavten. Das gleiche Schicksal traf auch die Insel Skyros. Die Athener führten zudem Krieg gegen Orte wie Naxos, die dem Bündnis abtrünnig geworden waren. Oder aber sie zwangen andere Orte, wie Karystos, durch militärischen Druck zum Beitritt in den Bund. Auch trieben sie die Geldbeiträge mit großer Härte ein und zwangen unwillige Städte zum Kriegsdient. Athens Dominanz wuchs zudem durch die Tatsache, dass Verbündete, die einen Widerwillen gegen den Felddienst entwickelten, keine Schiffe mehr stellten, sondern den entsprechenden Betrag in Geld entrichteten und damit zur Vergrößerung der athenischen Flotte beitrugen. Der Seebund – ursprünglich eine Allianz freier Mitglieder – avancierte auf diese Weise zunehmend zu einem Reich unter der Kontrolle Athens.
Diese Beschreibung über die Entwicklung des Delisch-Attischen Seebundes ist Teil der von Thukydides geschilderten Vorgeschichte des zwischen den Großmächten Athen und Sparta ausgefochtenen Peloponnesischen Krieges (heute auf 431 v. Chr. – 404 v. Chr. datiert). Von Thukydides erfahren wir hier, dass Athen den Mitgliedern des Seebundes zwar nominell noch Freiheit und Ebenbürtigkeit zusprach, faktisch jedoch in zunehmenden Maße Macht über eine große Anzahl an griechischen Staaten ausübte. In den folgenden Jahren versuchte Athen, sein Machtgebiet stetig zu erweitern. Insbesondere die Hegemonialmacht Sparta blickte auf den Machtgewinn des einstigen Juniorpartners mit besonderem Argwohn. Der durch den Delisch-Attischen Seebund begründete Machtzuwachs Athens kann im Rückblick als Ursprung des wachsenden Spannungsverhältnisses zwischen Athen und Sparta angesehen werden und stellte den Ausgangspunkt der Rivalität zwischen den beiden Großmächten dar, die schlussendlich zum großen Peloponnesischen Krieg zwischen der alten und der neuen Macht führen sollte.
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