Rolle der Frau in der Gesellschaft

 

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Nathalie Klinck
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Rolle der Frau in der Gesellschaft

Leitfragen:

1.) Was stellt das Mosaik dar?
2.) Welche Rolle spielte die Frau in der römischen Gesellschaft?
3.) Inwiefern konnte sie sich am öffentlichen Leben beteiligen?

Kommentar:

Der Thermenbesuch im Römischen Reich spielte bei Männern und Frauen gleichermaßen eine wichtige Rolle. Dieser hatte dabei weniger mit dem reinen Badevergnügen als vielmehr mit der Teilhabe am öffentlichen Leben zu tun. Die Bäder boten neben der Möglichkeit unterschiedlicher Badegänge, Massagen und Schönheitspflege auch Bibliotheken und den Raum für – insbesondere im Römischen Reich lediglich leichte – sportliche Aktivitäten; es ging vielfach einzig um das Sehen und gesehen Werden, damit gehörten diese Institutionen fest zum gesellschaftlichen öffentlichen Leben.

Das hier dargestellte Fußbodenmosaik aus der Villa Romana del Casale in Sizilien zeigt zehn weibliche Figuren, die allesamt in sportliche Aktivitäten – dem Diskuswerfen, dem Wettlauf, den Ballspielen oder der Ehrung einer erfolgreichen Siegerin mit dem Palmzweig – eingebunden sind. Alle Frauen tragen eine Art Zweiteiler, der namensgebend für dieses sog. „Bikinimädchenmosaik“ ist. Diese einzigartige Darstellung weiblicher Freizeitgestaltung steht allerdings im starken Kontrast zu dem sonstigen Frauenbild der Kaiserzeit.

Bei einer Betrachtung der Frauengeschichte muss allerdings immer betont werden, dass aufgrund der schwierigen Quellenlage lediglich Rückschlüsse über die römische Oberschicht getroffen werden können.
Nur äußerst selten haben Frauen eigene Schriften verfasst. In den meisten Fällen treten Frauen in der antiken Literatur in Extrempositionen zwischen übermenschlichem Heldenmut und tiefer Verderbnis auf und geben dadurch kein akkurates Bild ihrer realen Zeitgenossinnen wieder.

Im Gegensatz zu den Sportlerinnen auf dem hier gezeigten Mosaik, war die ideale römische Matrona (verheiratete römische Frau) sehr sittlich gekleidet; mit langer Tunika und einem Manteltuch. Der Aufgabenbereich der verheirateten Frau war in erster Linie die Kindererziehung und die Organisation des übrigen Haushaltes. Dabei unterstanden Frauen in der Antike fast kontinuierlich der Vormundschaft männlicher Autoritäten. Als Kind und junge Frau der ihres Vaters, des pater familias und später derjenigen ihres Ehemannes.

Anders als die Frauen in der griechischen polis waren die Römerinnen allerdings keinesfalls allein auf die häusliche Sphäre beschränkt. Sie nahmen rege am gesellschaftlichen Leben teil – so eben auch an den oftmals nach Geschlechtern getrennten Thermenbesuchen.

Frauen sind zudem in unterschiedlichen Berufsfeldern vertreten; einige Grabinschriften geben Auskunft über Frauen, die als Händlerinnen oder Handwerkerinnen gearbeitet hatten. Deutlich negativ konnotiert war dagegen die Arbeit als Musikerinnen, Schauspielerinnen und Prostituierte und natürlich als Sklavin. Im Großen und Ganzen erstrecken sich die bekannten beruflichen Tätigkeitsfelder der Frauen auf die soziale Mittel- und Unterschicht. Am öffentlichen-politischen Leben konnten sich Frauen allerdings nur bedingt beteiligen. Sie konnten lediglich indirekten Einfluss auf das politische Geschehen nehmen, z.B. durch Eheschließungen oder dem Zureden ihrer Männer bei bestimmten Themen, die aktive Einbindung durch das Bekleiden öffentlicher Ämter blieb ihnen verwehrt.

Eine deutliche Ausnahme dazu bilden die Vestalinnen, die als Priesterinnen der Göttin Vesta einen besonderen sakralen Status und einige herausgehobene Privilegien genossen und in der Öffentlichkeit vor allem ihre Keuschheit betonten.

Diese forcierte Sittlichkeit schlug sich während der Kaiserzeit nicht nur in der Berufs- und Kleiderwahl von Frauen nieder, sondern wird u.a. auch durch die erneuerten Ehegesetze unter Kaiser Augustus betont. Diese sahen strenge Strafen bei Ehebruch und allgemein bei unsittlichem Verhalten vor sowie Eheverbote zwischen bestimmten sozialen Gruppen, wie z.B. römischen Bürgern und Prostituierten. Augustus zielte damit darauf ab, den in republikanischer Zeit oft bemängelten Abfall vom mos maiores einzudämmen, was auch in der Behandlung seiner Tochter Iulia deutlich wird – wobei die Realität oftmals anders aussah, denn auch der Princeps hatte sich insbesondere in Bezug auf seine eigene Eheschließung mit Livia eher konträr zu diesem Konzept verhalten.

Text zum downloaden

Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Die Gesellschaft der Kaiserzeit“. Um einen breiteren Einblick in die Kaiserzeit zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Römische Geschichte II – Kaiserzeit“.
Hier geht’s zum Podcast