Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Herodot
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Hdt. 5.49-50 – Original:
ἀπικνέεται δὲ ὦν ὁ Ἀρισταγόρης ὁ Μιλήτου τύραννος ἐς τὴν Σπάρτην Κλεομένεος ἔχοντος τὴν ἀρχήν: τῷ δὴ ἐς λόγους ἤιε, ὡς Λακεδαιμόνιοι λέγουσι, ἔχων χάλκεον πίνακα ἐν τῷ γῆς ἁπάσης περίοδος ἐνετέτμητο καὶ θάλασσά τε πᾶσα καὶ ποταμοὶ πάντες. [2] ἀπικνεόμενος δὲ ἐς λόγους ὁ Ἀρισταγόρης ἔλεγε πρὸς αὐτὸν τάδε. ‘Κλεόμενες, σπουδὴν μὲν τὴν ἐμὴν μὴ θωμάσῃς τῆς ἐνθαῦτα ἀπίξιος: τὰ γὰρ κατήκοντα ἐστὶ τοιαῦτα: Ἰώνων παῖδας δούλους εἶναι ἀντ᾽ ἐλευθέρων ὄνειδος καὶ ἄλγος μέγιστον μὲν αὐτοῖσι ἡμῖν, ἔτι δὲ τῶν λοιπῶν ὑμῖν, ὅσῳ προέστατε τῆς Ἑλλάδος. [3] νῦν ὦν πρὸς θεῶν τῶν Ἑλληνίων ῥύσασθε Ἴωνας ἐκ δουλοσύνης ἄνδρας ὁμαίμονας. εὐπετέως δὲ ὑμῖν ταῦτα οἷά τε χωρέειν ἐστί: οὔτε γὰρ οἱ βάρβαροι ἄλκιμοι εἰσί, ὑμεῖς τε τὰ ἐς τὸν πόλεμον ἐς τὰ μέγιστα ἀνήκετε ἀρετῆς πέρι, ἥ τε μάχη αὐτῶν ἐστὶ τοιήδε, τόξα καὶ αἰχμὴ βραχέα: ἀναξυρίδας δὲ ἔχοντες ἔρχονται ἐς τὰς μάχας καὶ κυρβασίας ἐπὶ τῇσι κεφαλῇσι. [4] οὕτω εὐπετέες χειρωθῆναι εἰσί. ἔστι δὲ καὶ ἀγαθὰ τοῖσι τὴν ἤπειρον ἐκείνην νεμομένοισι ὅσα οὐδὲ τοῖσι συνάπασι ἄλλοισι, ἀπὸ χρυσοῦ ἀρξαμένοισι, ἄργυρος καὶ χαλκὸς καὶ ἐσθὴς ποικίλη καὶ ὑποζύγιά τε καὶ ἀνδράποδα: τὰ θυμῷ βουλόμενοι αὐτοὶ ἂν ἔχοιτε. [5] κατοίκηνται δὲ ἀλλήλων ἐχόμενοι ὡς ἐγὼ φράσω, Ἰώνων μὲν τῶνδε οἵδε Λυδοί, οἰκέοντές τε χώρην ἀγαθὴν καὶ πολυαργυρώτατοι ἐόντες.’ δεικνὺς δὲ ἔλεγε ταῦτα ἐς τῆς γῆς τὴν περίοδον, τὴν ἐφέρετο ἐν τῷ πίνακι ἐντετμημένην. ‘Λυδῶν δέ’ ἔφη λέγων ὁ Ἀρισταγόρης ‘οἵδε ἔχονται Φρύγες οἱ πρὸς τὴν ἠῶ, πολυπροβατώτατοί τε ἐόντες πάντων τῶν ἐγὼ οἶδα καὶ πολυκαρπότατοι. […] [8] ἀλλὰ περὶ μὲν χώρης ἄρα οὐ πολλῆς οὐδὲ οὕτω χρηστῆς καὶ οὔρων σμικρῶν χρεόν ἐστι ὑμέας μάχας ἀναβάλλεσθαι πρός τε Μεσσηνίους ἐόντας ἰσοπαλέας καὶ Ἀρκάδας τε καὶ Ἀργείους, τοῖσι οὔτε χρυσοῦ ἐχόμενον ἐστι οὐδὲν οὔτε ἀργύρου, τῶν πέρι καί τινα ἐνάγει προθυμίη μαχόμενον ἀποθνήσκειν: παρέχον δὲ τῆς Ἀσίης πάσης ἄρχειν εὐπετέως, ἄλλο τι αἱρήσεσθε;’ [9] Ἀρισταγόρης μὲν ταῦτα ἔλεξε, Κλεομένης δὲ ἀμείβετο τοῖσιδε. ‘ὦ ξεῖνε Μιλήσιε, ἀναβάλλομαί τοι ἐς τρίτην ἡμέρην ὑποκρινέεσθαι.’ [1] τότε μὲν ἐς τοσοῦτον ἤλασαν: ἐπείτε δὲ ἡ κυρίη ἡμέρη ἐγένετο τῆς ὑποκρίσιος καὶ ἦλθον ἐς τὸ συγκείμενον, εἴρετο ὁ Κλεομένης τὸν Ἀρισταγόρην ὁκοσέων ἡμερέων ἀπὸ θαλάσσης τῆς Ἰώνων ὁδὸς εἴη παρὰ βασιλέα. [2] ὁ δὲ Ἀρισταγόρης τἆλλα ἐὼν σοφὸς καὶ διαβάλλων ἐκεῖνον εὖ ἐν τούτῳ ἐσφάλη: χρὲον γάρ μιν μὴ λέγειν τὸ ἐόν, βουλόμενόν γε Σπαρτιήτας ἐξαγαγεῖν ἐς τὴν Ἀσίην, λέγει δ᾽ ὦν τριῶν μηνῶν φὰς εἶναι τὴν ἄνοδον. ὁ δὲ ὑπαρπάσας τὸν ἐπίλοιπον λόγον τὸν ὁ Ἀρισταγόρης ὥρμητο λέγειν περὶ τῆς ὁδοῦ, εἶπε [3] ‘ὦ ξεῖνε Μιλήσιε, ἀπαλλάσσεο ἐκ Σπάρτης πρὸ δύντος ἡλίου: οὐδένα γὰρ λόγον εὐεπέα λέγεις Λακεδαιμονίοισι, ἐθέλων σφέας ἀπὸ θαλάσσης τριῶν μηνῶν ὁδὸν ἀγαγεῖν.’
Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Übersetzung:: A.D.Godley
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Übersetzung
It was in the reign of Cleomenes that Aristagoras the tyrant of Miletus came to Sparta. When he had an audience with the king, as the Lacedaemonians report, he brought with him a bronze tablet on which the map of all the earth was engraved, and all the sea and all the rivers. [2] Having been admitted to converse with Cleomenes, Aristagoras spoke thus to him: “Do not wonder, Cleomenes, that I have been so eager to come here, for our present situation is such that the sons of the Ionians are slaves and not free men, which is shameful and grievous particularly to ourselves but also, of all others, to you, inasmuch as you are the leaders of Hellas. [3] Now, therefore, we entreat you by the gods of Hellas to save your Ionian kinsmen from slavery. This is a thing which you can easily achieve, for the strangers are not valiant men while your valor in war is preeminent. As for their manner of fighting, they carry bows and short spears, and they go to battle with trousers on their legs and turbans on their heads. [4] Accordingly, they are easy to overcome. Furthermore, the inhabitants of that continent have more good things than all other men together, gold first but also silver, bronze, colored cloth, beasts of burden, and slaves. All this you can have to your heart’s desire. [5] The lands in which they dwell lie next to each other, as I shall show: next to the Ionians are the Lydians, who inhabit a good land and have great store of silver.” (This he said pointing to the map of the earth which he had brought engraved on the tablet.) “Next to the Lydians,” said Aristagoras, “you see the Phrygians to the east, men that of all known to me are the richest in flocks and in the fruits of the earth. […]
[8] You should suspend your war, then, for strips of land of no great worth—for that fight with with Messenians, who are matched in strength with you, and Arcadians and Argives, men who have nothing in the way of gold or silver (for which things many are spurred by zeal to fight and die). Yet when you can readily be masters of all Asia, will you refuse to attempt it?” [9] Thus spoke Aristagoras, and Cleomenes replied: “Milesian, my guest, wait till the third day for my answer.” [1] At that time, then, they got so far. When, on the day appointed for the answer, they came to the place upon which they had agreed, Cleomenes asked Aristagoras how many days‘ journey it was from the Ionian sea to the king. [2] Till now, Aristagoras had been cunning and fooled the Spartan well, but here he made a false step. If he desired to take the Spartans away into Asia he should never have told the truth, but he did tell it, and said that it was a three months‘ journey inland. [3] At that, Cleomenes cut short Aristagoras‘ account of the prospective journey. He then bade his Milesian guest depart from Sparta before sunset, for never, he said, would the Lacedaemonians listen to the plan, if Aristagoras desired to lead them a three months‘ journey from the sea.
Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Niklas Rempe
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Hdt. 5.49-50
Leitfragen:
1) Geben Sie die Argumente des Aristagoras wieder, mit denen er Kleomenes zu überzeugen versucht.
2) Welches Hilfsmittel gebraucht Aristagoras für seine Argumentation und wie erfolgreich ist es?
3) Bewerten Sie das Vorgehen und die Argumente des Aristagoras.
Kommentar:
Aristagoras, dessen egoistisches Motiv des Machterhalts als ein wesentlicher Grund für den Ionischen Aufstand angesehen werden sollte, versucht in Sparta Verbündete in seinem Kampf gegen die Perser zu gewinnen. Herodot überliefert verschiedene Argumente, die der Herrscher von Milet in diesem Zuge dem spartansichen König Kleomenes dargelegt haben soll: Die ionischen Griechen an der kleinasiatischen Küste seien Sklaven und keine freien Männer. Bei den Spartanern müsse dieses schlimme Schicksal der ionischen Poleis sicher Mitleid erregen – schließlich seien es griechische Männer, die nunmehr in Sklaverei leben müssten. Außerdem würde es den Lakedaimoniern überhaupt nicht schwer fallen, sich gegen die Perser militärisch behaupten zu können. Deren leicht gerüsteten Männer würden für die kampferfahrenen und gut ausgestatteten Spartaner keine Herausforderung darstellen. Darüber hinaus erwarte sie in den Ländern des persischen Großreichs eine Fülle an Reichtümern, und sollten sie den Griechen in Kleinasien zu Hilfe kommen, könnten die Spartaner sowohl Erze, wie Gold und Silber, als auch Stoffe, Tiere und Sklaven erbeuten. Derartig leicht zu erringende und ergiebige Kriegsbeute könnten sie sich bei den Kämpfen auf der Peloponnes mit anderen griechischen Poleis nicht erhoffen.
Nach Herodot kommt Aristagoras mit einer bronzenen Tafel zum spartanischen König. Mit dieser veranschaulichte er anscheinend seine mündliche Darlegung, mit der er versuchte Kleomenes zu überreden. Diese Karte habe demnach Länder und Wasserwege abgezeichnet. So konnte Aristagoras nach Herodot z.B. durch einen Fingerzeig dem spartanischen König erklären, wo das Land der Lyder sei. Diese optische Unterstützung des Hilfsgesuchs scheint bei Kleomenes allerdings wenig Eindruck und Wirkung erzielt zu haben. Nach seiner Bedenkzeit sei die erste – und einzige – Frage gewesen, wie weit der persische Hof in Susa entfernt sei. Die bronzene Tafel konnte den Spartanern nach Herodots Beschreibung also keine Auskunft über die Entfernungen der einzelnen Gebiete und Städte des großen Perserreichs machen. Derartige frühe Karten sollten sich entsprechend als rudimentär und einfach vorgestellt werden. Auch ist es möglich, dass es sich eher um eine Art Routenplan handelte, auf dem die einzelnen Völker und Reiseabschnitte des persischen Großreichs verzeichnet waren.
Kleomenes habe Aristagoras‘ Gesuch jedenfalls abgelehnt – die Entfernung zwischen Sparta und dem im Zweistromland gelegenen Susa sei zu groß gewesen (ein Marsch von drei Monaten). Die Argumente, die der Herrscher von Milet vorbrachte, scheinen also nicht überzeugt zu haben. Daraus kann man einige Rückschlüsse ziehen: Das Gemeinschaftsgefühl, an welches Aristagoras appelliert, war in einer so ausgeprägten Form, dass sich die Spartaner verpflichtet gefühlt hätten, den kleinasiatischen Griechen zur Hilfe zu kommen, in dieser Zeit bei den Griechen so noch nicht vorhanden. Sicherlich waren sich die einzelnen griechischen Poleis ihrer gemeinsamen Abstammung und Kultur bewusst, doch prägte sich diese Gemeinschaftsgefühl erst nach den Perserkriegen wirklich aus. Auch die Abwertung des militärischen Könnens der Perser erscheint als ein verzweifeltes Argument. Sicherlich wussten die Spartaner, dass allein die schiere Anzahl an Truppen, die der persische Großkönig aufstellen konnte, eine für sie allein nicht zu besiegende Überzahl darstellen würde. Entsprechend fehl geht auch die Betonung der möglichen Kriegsbeute. Neben der Gefahr der militärischen Niederlage kommt hier noch die lange Marschroute ins Spiel, die das Ansammeln von derartigen Reichtümern weiterhin erschwert. Kurz: Ein risikoreicher Feldzug von mehreren Monaten gegen eine erdrückende Überzahl von Feinden, der kaum Beute verspricht, kam für Kleomenes nicht in Frage. Diese konservative und auf ihr griechisches Heimatland fokussierte Außenpolitik war für Sparta typisch und zieht sich bis zu dem Peloponnesischen Krieg hin.