Die Philosophen im Hellenismus

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Diogenes Laertios
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Diog. Laert. 7.6-7 – Original:

[6] Ἐτίμων δὴ οὖν Ἀθηναῖοι σφόδρα τὸν Ζήνωνα, οὕτως ὡς καὶ τῶν τειχῶν αὐτῷ τὰς κλεῖς παρακαταθέσθαι καὶ χρυσῷ στεφάνῳ τιμῆσαι καὶ χαλκῇ εἰκόνι. τοῦτο δὲ καὶ τοὺς πολίτας αὐτοῦ ποιῆσαι, κόσμον ἡγουμένους τὴν τἀνδρὸς εἰκόνα. ἀντεποιοῦντο δ᾽ αὐτοῦ καὶ οἱ ἐν Σιδῶνι Κιτιεῖς. ἀπεδέχετο δ᾽ αὐτὸν καὶ Ἀντίγονος καὶ εἴ ποτ᾽ Ἀθήναζε ἥκοι, ἤκουεν αὐτοῦ πολλά τε παρεκάλει ἀφικέσθαι ὡς αὐτόν. ὁ δὲ τοῦτο μὲν παρῃτήσατο, Περσαῖον δ᾽ ἕνα τῶν γνωρίμων ἀπέστειλεν, ὃς ἦν Δημητρίου μὲν υἱός, Κιτιεὺς δὲ τὸ γένος, καὶ ἤκμαζε κατὰ τὴν τριακοστὴν καὶ ἑκατοστὴν Ὀλυμπιάδα, ἤδη γέροντος ὄντος Ζήνωνος. ἡ δ᾽ ἐπιστολὴ τοῦ Ἀντιγόνου τοῦτον εἶχε τὸν τρόπον, καθὰ καὶ Ἀπολλώνιος ὁ Τύριος ἐν τοῖς Περὶ Ζήνωνός φησι: [7] „Βασιλεὺς Ἀντίγονος Ζήνωνι φιλοσόφῳ χαίρειν. „Ἐγὼ τύχῃ μὲν καὶ δόξῃ νομίζω προτερεῖν τοῦ σοῦ βίου, λόγου δὲ καὶ παιδείας καθυστερεῖν καὶ τῆς τελείας εὐδαιμονίας ἣν σὺ κέκτησαι. διόπερ κέκρικα προσφωνῆσαί σοι παραγενέσθαι πρὸς ἐμέ, πεπεισμένος σε μὴ ἀντερεῖν πρὸς τὸ ἀξιούμενον. σὺ οὖν πειράθητι ἐκ παντὸς τρόπου συμμίξαι μοι, διειληφὼς τοῦτο διότι οὐχ ἑνὸς ἐμοῦ παιδευτὴς ἔσῃ, πάντων δὲ Μακεδόνων συλλήβδην. ὁ γὰρ τὸν τῆς Μακεδονίας ἄρχοντα καὶ παιδεύων καὶ ἄγων ἐπὶ τὰ κατ᾽ ἀρετὴν φανερὸς ἔσται καὶ τοὺς ὑποτεταγμένους παρασκευάζων πρὸς εὐανδρίαν. οἷος γὰρ ἂν ὁ ἡγούμενος ᾖ, τοιούτους εἰκὸς ὡς ἐπὶ τὸ πολὺ γίγνεσθαι καὶ τοὺς ὑποτεταγμένους.“

Diog. Laert. 5.65-67 – Original:

[65] Τοῦτον διεδέξατο Λύκων Ἀστυάνακτος Τρωαδεύς, φραστικὸς ἀνὴρ καὶ περὶ παίδων ἀγωγὴν ἄκρως συντεταγμένος. […] [66] […] ἢ ὀλίγους ἢ οὐδένα. πολλάκις τε πολλὰ συμβουλεύσας Ἀθηναίοις, τὰ μέγιστα αὐτοὺς ὠφέλησεν. [67] Ἦν δὲ καὶ καθαρώτατος τὴν στολήν, ὡς ἀνυπερβλήτῳ χρῆσθαι μαλακότητι ἱματίων, καθά φησιν Ἕρμιππος. ἀλλὰ καὶ γυμναστικώτατος ἐγένετο καὶ εὐέκτης τὸ σῶμα τήν τε πᾶσαν σχέσιν ἀθλητικὴν ἐπιφαίνων, ὠτοθλαδίας καὶ ἐμπινὴς ὤν, καθά φησιν Ἀντίγονος ὁ Καρύστιος: διὰ τοῦτο δὲ καὶ παλαῖσαι λέγεται τά τ᾽ ἐν τῇ πατρίδι Ἰλίεια καὶ σφαιρίσαι. ὡς οὐκ ἄλλος τ᾽ ἦν φίλος τοῖς περὶ Εὐμένην καὶ Ἄτταλον, οἳ καὶ πλεῖστα ἐπεχορήγουν αὐτῷ. ἐπειράθη δ᾽ αὐτὸν σχεῖν καὶ Ἀντίοχος, ἀλλ᾽ οὐκ ἔτυχεν.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Übersetzung: R. D. Hicks
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Übersetzung:

[6] The people of Athens held Zeno in high honour, as is proved by their depositing with him the keys of the city walls, and their honouring him with a golden crown and a bronze statue. This last mark of respect was also shown to him by citizens of his native town, who deemed his statue an ornament to their city, and the men of Citium living in Sidon were also proud to claim him for their own. Antigonus (Gonatas) also favoured him, and whenever he came to Athens would hear him lecture and often invited him to come to his court. This offer he declined but dispatched thither one of his friends, Persaeus, the son of Demetrius and a native of Citium, who flourished in the 130th Olympiad (260-256 b.c.), at which time Zeno was already an old man. According to Apollonius of Tyre in his work upon Zeno, the letter of Antigonus was couched in the following terms: [7] „King Antigonus to Zeno the philosopher, greeting. „While in fortune and fame I deem myself your superior, in reason and education I own myself inferior, as well as in the perfect happiness which you have attained. Wherefore I have decided to ask you to pay me a visit, being persuaded that you will not refuse the request. By all means, then, do your best to hold conference with me, understanding clearly that you will not be the instructor of myself alone but of all the Macedonians taken together. For it is obvious that whoever instructs the ruler of Macedonia and guides him in the paths of virtue will also be training his subjects to be good men. As is the ruler, such for the most part it may be expected that his subjects will become.“

[65] Strato’s successor was Lyco, the son of Astyanax of Troas, a master of expression and of the foremost rank in the education of boys. […] [66] […] He often gave the Athenians advice on various subjects and thus conferred on them the greatest benefits. [67] In his dress he was most immaculate, so that the clothes he wore were unsurpassed for the softness of the material, according to Hermippus. Furthermore, he was well practised in gymnastics and kept himself in condition, displaying all an athlete’s habit of body, with battered ears and skin begrimed with oil, so we are told by Antigonus of Carystus. Hence it is said that he not only wrestled but played the game of ball common in his birthplace of Ilium. He was esteemed beyond all other philosophers by Eumenes and Attalus, who also did him very great service. Antiochus too tried to get hold of him, but without success.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Niklas Rempe
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Diog. Laert. 7.6-7/ Diog. Laert. 5.65-67

Leitfragen:

1) Geben Sie Diogenes Laertios‘ Beschreibung des Zenon und den Brief des Antigonos an den Philosophen wieder.

2) Vergleichen Sie die Darstellungen über Zenon und Lykon.

3) Was für Rückschlüsse lassen sich aus den beiden Quellenpassagen über die Philosophen und die Bildung im Hellenismus ziehen?

Kommentar:

Diogenes Laertios, ein Philosophiehistoriker aus dem 3. nachchristlichen Jahrhundert, beschreibt die Ehrungen, mit denen der Philosoph Zenon bedacht worden sei. So hätten ihn die Bewohner Athens – hier gründete Zenon die Philosophieschule Stoa – geehrt, indem sie ihn z.B. mit einem goldenen Kranz schmückten und auch eine bronzene Statue von ihm aufstellten. Beides waren in der Antike gängige Ehrungsformen, zumal auch seine Heimatstadt Kition auf Zypern eine Statue für ihn errichtet haben soll. Darüber hinaus soll auch der makedonische König Antigonos II. Gonatas ihn hoch geschätzt und keine Gelegenheit ausgelassen haben, den Philosophen sprechen zu hören. Diogenes Laertios gibt zudem einen Brief wieder, den eben jener König an den schon hoch betagten Zenon nach Athen geschickt haben soll. In ihm wird deutlich, dass Antigonos versuchte, den Philosophen dauerhaft an sich zu binden und ihn an seinen Hof zu holen. Er hätte dort den König unterweisen sollen, wobei seine Lehren so auf das gesamte mekadonische Volk gewirkt hätten. Aus Altersgründen habe Zenon das Angebot nach Diogenes Laertios allerdings ausschlagen müssen, wobei er seinen Schüler Persaios an seiner statt geschickt habe.

In der zweiten Quellenpassage ist eine weitere Beschreibung eines Philosophen durch Diogenes Laertios nachzuvollziehen. So sei Lykon – der nach Straton der vierte Schulleiter der Schule des Aristoteles war – ähnlich wie Zenon von verschiedenen Persönlichkeiten und Städten geehrt worden. So sei er sowohl durch den Standort seiner Schule als auch durch seine guten Ratschläge in Athen beliebt und angesehen gewesen. Dies hatte er entsprechend mit Zenon gemein, wobei auch Lykon nach Diogenes Laertios von verschiedenen hellenistischen Herrschern regelrecht umworben wurde. Die Könige von Pergamon – Eumenes und Attalos – hätten ihn unter allen Philosophen am meisten geschätzt und gefördert. Auch Antigonos habe sich, wie schon bei Zenon, um sein Wohlwollen bemüht, wobei dessen Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt gewesen sein sollen.

Man erkennt aus den zwei Quellenpassagen, dass beide Philosophen – obwohl durchaus unterschiedliche philosophische Meinungen vertretend – in der hellenistischen Welt hoch angesehen und bekannt waren. Sowohl Städte als auch Könige buhlten regelrecht um ihre Gunst. Die hellenistischen Herrscher versprachen sich als Mäzene der Philosophen davon sowohl Prestige als auch von den jeweiligen Lehren zu profitieren. Man erkennt, wie wichtig die philosophische Bildung – jedenfalls in höheren Kreisen – gewesen zu sein scheint. Sofern man dem Brief des Antigonos an Zenon Glauben schenken darf, hätte entsprechende philosophische Unterweisung des Königs auch dem Volk indirekt genützt. Zenon und Lykon waren zudem keineswegs die ersten oder letzten, die durch ihre Lehren direkt oder indirekt Einfluss auf politische Belange nahmen. Bereits Platon reiste zum Herrscher von Syrakus, um ihn zu belehren, und insbesondere Aristoteles ist zu erwähnen, der Alexander den Großen schon im Kindesalter unterrichtete. Diese philosophische Reisetätigkeit nimmt im Hellenismus noch weiter zu, wobei zum einen die unterschiedlichen Königshöfe und zum anderen Städte wie Athen die Anlaufpunkte waren. In Athen waren auch die vier berühmten Philosphenschulen der Antike angesiedelt – Akademia, Peripatos, Stoa, Kepos –, wobei Zenon und Lykon jeweils eine von diesen begründeten bzw. führten (Stoa respektive Peripatos). Der hohe Stellenwert der Philosophie, der Philosophen und der philosophischen Bildung im Hellenismus ist entsprechend zu betonen.

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Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Das Alltagsleben und das Leben am Hof“. Um einen breiteren Einblick in die Zeit des Hellenismus zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Griechische Geschichte III – Hellenismus“.
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