Die Seeschlacht bei Salamis

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Aischylos
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Aischyl. Pers. 384-432 – Original

καὶ νὺξ ἐχώρει, κοὐ μάλ᾽ Ἑλλήνων στρατὸς
κρυφαῖον ἔκπλουν οὐδαμῇ καθίστατο: 385
ἐπεί γε μέντοι λευκόπωλος ἡμέρα
πᾶσαν κατέσχε γαῖαν εὐφεγγὴς ἰδεῖν,
πρῶτον μὲν ἠχῇ κέλαδος Ἑλλήνων πάρα
μολπηδὸν ηὐφήμησεν, ὄρθιον δ᾽ ἅμα
ἀντηλάλαξε νησιώτιδος πέτρας 390
ἠχώ: φόβος δὲ πᾶσι βαρβάροις παρῆν
γνώμης ἀποσφαλεῖσιν: οὐ γὰρ ὡς φυγῇ
παιᾶν᾽ ἐφύμνουν σεμνὸν Ἕλληνες τότε,
ἀλλ᾽ ἐς μάχην ὁρμῶντες εὐψύχῳ θράσει:
σάλπιγξ δ᾽ ἀϋτῇ πάντ᾽ ἐκεῖν᾽ ἐπέφλεγεν. 395
εὐθὺς δὲ κώπης ῥοθιάδος ξυνεμβολῇ
ἔπαισαν ἅλμην βρύχιον ἐκ κελεύματος,
θοῶς δὲ πάντες ἦσαν ἐκφανεῖς ἰδεῖν.
τὸ δεξιὸν μὲν πρῶτον εὐτάκτως κέρας
ἡγεῖτο κόσμῳ, δεύτερον δ᾽ ὁ πᾶς στόλος 400
ἐπεξεχώρει, καὶ παρῆν ὁμοῦ κλύειν
πολλὴν βοήν, ‘ὦ παῖδες Ἑλλήνων ἴτε,
ἐλευθεροῦτε πατρίδ᾽, ἐλευθεροῦτε δὲ
παῖδας, γυναῖκας, θεῶν τέ πατρῴων ἕδη,
θήκας τε προγόνων: νῦν ὑπὲρ πάντων ἀγών.’ 405
καὶ μὴν παρ᾽ ἡμῶν Περσίδος γλώσσης ῥόθος
ὑπηντίαζε, κοὐκέτ᾽ ἦν μέλλειν ἀκμή.
εὐθὺς δὲ ναῦς ἐν νηὶ χαλκήρη στόλον
ἔπαισεν: ἦρξε δ᾽ ἐμβολῆς Ἑλληνικὴ
ναῦς, κἀποθραύει πάντα Φοινίσσης νεὼς 410
κόρυμβ᾽, ἐπ᾽ ἄλλην δ᾽ ἄλλος ηὔθυνεν δόρυ.
τὰ πρῶτα μέν νυν ῥεῦμα Περσικοῦ στρατοῦ
ἀντεῖχεν: ὡς δὲ πλῆθος ἐν στενῷ νεῶν
ἤθροιστ᾽ ἀρωγὴ δ᾽ οὔτις ἀλλήλοις παρῆν,
αὐτοὶ δ᾽ ὑφ᾽ αὑτῶν ἐμβόλοις χαλκοστόμοις 415
παίοντ᾽, ἔθραυον πάντα κωπήρη στόλον,
Ἑλληνικαί τε νῆες οὐκ ἀφρασμόνως
κύκλῳ πέριξ ἔθεινον, ὑπτιοῦτο δὲ
σκάφη νεῶν, θάλασσα δ᾽ οὐκέτ᾽ ἦν ἰδεῖν,
ναυαγίων πλήθουσα καὶ φόνου βροτῶν. 420
ἀκταὶ δὲ νεκρῶν χοιράδες τ᾽ ἐπλήθυον,
φυγῇ δ᾽ ἀκόσμῳ πᾶσα ναῦς ἠρέσσετο,
ὅσαιπερ ἦσαν βαρβάρου στρατεύματος.
τοὶ δ᾽ ὥστε θύννους ἤ τιν᾽ ἰχθύων βόλον
ἀγαῖσι κωπῶν θραύμασίν τ᾽ ἐρειπίων 425
ἔπαιον, ἐρράχιζον: οἰμωγὴ δ᾽ ὁμοῦ
κωκύμασιν κατεῖχε πελαγίαν ἅλα,
ἕως κελαινῆς νυκτὸς ὄμμ᾽ ἀφείλετο.
κακῶν δὲ πλῆθος, οὐδ᾽ ἂν εἰ δέκ᾽ ἤματα
στοιχηγοροίην, οὐκ ἂν ἐκπλήσαιμί σοι. 430
εὖ γὰρ τόδ᾽ ἴσθι, μηδάμ᾽ ἡμέρᾳ μιᾷ
πλῆθος τοσουτάριθμον ἀνθρώπων θανεῖν.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Übersetzung: Herbert Weir Smyth
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Übersetzung

Night began to wane, [385] yet the fleet of the Hellenes in no way attempted to put forth by stealth. When, however, radiant Day with her white horses shone over all the land, a loud cheer like a song of triumph first rang out from the Hellenes, and, at the same instant, [390] clear from the island crags, an echo returned an answering cry. Terror fell on all the barbarians, balked of their purpose; for then the Hellenes chanted their solemn paean, not as in flight, but as men rushing to the onset with the courage of gallant hearts. [395] The trumpet with its blast set all their side afire, and instantly, at the word of command, with the even stroke of foaming oars they struck the briny deep. Swiftly they all came clear into view. Their right wing, well marshalled, [400] led on in orderly advance, next their whole army pressed on against us, and at the same time a loud shout met our ears: “On, you men of Hellas! Free your native land. Free your children, your wives, the temples of your fathers‘ gods, [405] and the tombs of your ancestors. Now you are fighting for all you have.” Then from our side arose in response the mingled clamor of Persian speech, and straightaway the ships dashed together their bronze prows. It was a ship of Hellas [410] that began the charge and chopped off in its entirety the curved stern of a Phoenician boat. Each captain drove his ship straight against some other ship. At first the stream of the Persian army held its own. When, however, the mass of our ships had been crowded in the narrows, and none could render another aid, [415] and each crashed its bronze prow against each of its own line, they splintered their whole bank of oars. Then the Hellenic galleys, not heedless of their chance, hemmed them in and battered them on every side. The hulls of our vessels rolled over, and the sea was hidden from our sight, [420] strewn as it was with wrecks and slaughtered men. The shores and reefs were crowded with our dead, and every ship that formed a part of the barbarian fleet plied its oars in disorderly flight. But, as if our men were tuna or some haul of fish, [425] the foe kept striking and hacking them with broken oars and fragments of wrecked ships. Groans and shrieks together filled the open sea until the face of black night hid the scene. But as for the the full extent of our disasters, this, even if I had ten days in succession to do so, I could not describe to you. [430] However, you can be sure that so great a multitude of men never perished in a single day.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Niklas Rempe
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Aischyl. Pers. 384-432

Leitfragen:

1) Geben Sie den Ablauf der Seeschlacht bei Salamis wieder.

2) Was für Rückschlüsse lassen sich über die Taktik der Griechen aus der Quelle ziehen?

3) Warum konnten die Griechen vor Salamis nach Aischylos‘ Darstellung den Sieg davontragen?

Kommentar:

Der berühmte athenische Tragödiendichter Aischylos (525–456 v. Chr.) gibt in dem Stück die Perser die Geschehnisse um den griechischen Sieg bei Salamis aus persischer Sicht wieder. Das Stück wurde nur acht Jahre nach der Schlacht (472 v. Chr.) in Athen aufgeführt und bietet einen nicht zu unterschätzenden Einblick in die Ereignisse – Aischylos und viele seiner Zuhörer hatten selbst in eben jener Seeschlacht gegen die persische Flotte gekämpft. In der Quellenpassage tritt ein persischer Bote vor den in Susa versammelten persischen Hof und berichtet von der Niederlage: Im Morgengrauen hätten die Griechen ihren Gesang (Paian) angestimmt, der in der Meerenge vor der Insel Salamis durch das Echo noch verstärkt geworden sei, und seien auf ihren Schiffen geordnet gegen die persische Flotte gesegelt. Die Perser – eingeschüchtert von diesem Anblick – hätten sich zwar noch formieren können, doch schon hätten die griechischen Schiffe sie schnell erreicht und der Kampf habe begonnen. Die persische Flotte soll zunächst standgehalten haben, doch durch das furchtlose und geschickte Angreifen der Griechen hätten sie immer weiter zurückweichen müssen. In dieser Situation nun sei den Persern die Größe ihre Flotte zum Verhängnis geworden. Als sich zurückziehende Masse von Schiffen konnten sie in der Meerenge nicht ausreichend manövrieren und seien so leichte Beute für die erfahrenen griechischen Seemänner geworden. Wie Fischer sollen die Griechen letztendlich die fliehenden und schiffbrüchigen Perser niedergemetzelt haben.

Die Quellenpassage gibt einen guten Einblick in die damalige Strategie und Taktik bei Seekämpfen. Das Schiff war sowohl das Transportmittel der Mannschaft als auch eine Waffe im Kampf. Der von den Griechen bevorzugte Schiffstyp, die Triere (Dreiruderer), hatte eine Mannschaft von ungefähr 200 Männern (170 Ruderer, ca. 15 Matrosen und nochmal so viele Hopliten). Schnell wird deutlich, dass das Ziel bei einer derartigen Besatzung nicht sein konnte, die feindlichen Schiffe zu entern. In der Quelle wird deutlich, dass vielmehr versucht wurde, den am Bug der Triere angebrachten Rammsporn in das gegnerische Schiff zu rammen, um es zu versenken oder manövrierunfähig zu machen. Hier wird deutlich, wie gut der Schauplatz des Kampfes in der Meerenge von Salamis gewählt war. Wieder – wie in der Schlacht bei den Thermopylen – können die Perser ihre Überzahl nicht ausspielen. Aischylos zeigt, dass sie ihnen sogar hinderlich wurde, indem sie sich keinen Platz zum Manövrieren ließen und somit von den gut disziplinierten und erfahrenen griechischen Seemännern und ihren Trieren leicht versenkt werden konnten.

Der Tragödiendichter Aischylos, der selbst an der Schlacht teilgenommen hat, gibt die Ereignisse vor Salamis aus persischer Sicht wieder – die Geschehnisse mussten schließlich tragisch sein. Nichtsdestoweniger ist aber natürlich die griechische Einschätzung über den Sieg bei Salamis aus der Quelle herauszulesen. Im Zuge dessen kann man auch einen Eindruck davon gewinnen, wodurch der Sieg gegen die persische Übermacht schlussendlich möglich wurde. Zum einen betont der Dichter die ausweglose Situation der Griechen. Für ihre eigene Freiheit, aber auch für die ihrer Familien und ganz Griechenlands hätten sie die persische Flotte besiegen müssen – ihre gesamte Kultur hätte auf dem Spiel gestanden. Dass Aischylos diese Verse nicht allein aus der Luft griff, um seine Zuhörer zu unterhalten, muss an dieser Stelle betont werden; schließlich mussten die Athener kurz zuvor aus ihrer Heimat fliehen und sie den plündernden Persern überlassen. Schutz suchten sie auf der Insel Salamis – eben jener Insel, vor der die Seeschlacht stattfand. Bei einer Niederlage der Griechen wären die Familien der Seeleute – bei den Ruderern der Trieren handelte es sich um freie Bürger der jeweiligen Poleis – den Persern schutzlos ausgeliefert gewesen. Hoch motiviert segelten die Griechen demnach in den Kampf, zumal die Meerenge den Persern den Vorteil der Überzahl nahm – auch dies ist sicherlich ein Grund für den griechischen Sieg. Außerdem sind nochmals die seemännischen Fähigkeiten der Griechen zu betonen, die es ihnen ermöglichten, ihre Trieren in der Meerenge geschickt in die persischen Schiffe zu rammen.

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Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Die Perserkriege“. Um einen breiteren Einblick in die griechische Klassik zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Griechische Geschichte II – Klassik“.
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