Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Aristoteles oder Schüler des Aristoteles
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Ath.pol.25 – Original:
[1] ἡ μὲν οὖν τροφὴ τῷ δήμῳ διὰ τούτων ἐγίγνετο. ἔτη δὲ ἑπτακαίδεκα μάλιστα μετὰ τὰ Μηδικὰ διέμεινεν ἡ πολιτεία προεστώτων τῶν Ἀρεοπαγιτῶν, καίπερ ὑποφερομένη κατὰ μικρόν. αὐξανομένου δὲ τοῦ πλήθους, γενόμενος τοῦ δήμου προστάτης Ἐφιάλτης ὁ Σοφωνίδου, ͅͅ δοκῶν καὶ ἀδωροδόκητος εἶναι καὶ δίκαιος πρὸς τὴν πολιτείαν, ἐπέθετο τῇ βουλῇ. [2] καὶ πρῶτον μὲν ἀνεῖλεν πολλοὺς τῶν Ἀρεοπαγιτῶν, ἀγῶνας ἐπιφέρων περὶ τῶν διῳκημένων. ἔπειτα τῆς βουλῆς ἐπὶ Κόνωνος ἄρχοντος ἅπαντα περιεῖλε τὰ ἐπίθετα δι᾽ ὧν ἦν ἡ τῆς πολιτείας φυλακή, καὶ τὰ μὲν τοῖς πεντακοσίοις, τὰ δὲ τῷ δήμῳ καὶ τοῖς δικαστηρίοις ἀπέδωκεν. [3] ἔπραξε δὲ ταῦτα συναιτίου γενομένου Θεμιστοκλέους, ὃς ἦν μὲν τῶν Ἀρεοπαγιτῶν, ἔμελλε δὲ κρίνεσθαι μηδισμοῦ. βουλόμενος δὲ καταλυθῆναι τὴν βουλὴν ὁ Θεμιστοκλῆς πρὸς μὲν τὸν Ἐφιάλτην ἔλεγεν ὅτι συναρπάζειν αὐτὸν ἡ βουλὴ μέλλει, πρὸς δὲ τοὺς Ἀρεοπαγίτας, ὅτι δείξει τινὰς συνισταμένους ἐπὶ καταλύσει τῆς πολιτείας. ἀγαγὼν δὲ τοὺς αἱρεθέντας τῆς βουλῆς οὗ διέτριβεν ὁ Ἐφιάλτης, ἵνα δείξῃ τοὺς ἀθροιζομένους, διελέγετο μετὰ σπουδῆς αὐτοῖς. [4] ὁ δ᾽ Ἐφιάλτης ὡς εἶδεν καταπλαγείς, καθίζει μονοχίτων ἐπὶ τὸν βωμόν. θαυμασάντων δὲ πάντων τὸ γεγονός, καὶ μετὰ ταῦτα συναθροισθείσης τῆς βουλῆς τῶν πεντακοσίων, κατηγόρουν τῶν Ἀρεοπαγιτῶν ὅ τ᾽ Ἐφιάλτης καὶ ὁ Θεμιστοκλῆς, καὶ πάλιν ἐν τῷ δήμῳ τὸν αὐτὸν τρόπον, ἕως περιείλοντο αὐτῶν τὴν δύναμιν. καὶ ἀνῃρέθη δὲ καὶ ὁ Ἐφιάλτης δολοφονηθεὶς μετ᾽ οὐ πολὺν χρόνον δι᾽ Ἀριστοδίκου τοῦ Ταναγραίου.Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Übersetzung: H. Rackham
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Übersetzung:
[1] By these means the people were provided with their food-supply. The constitution remained under the leadership of the Areopagites for about seventeen years after the Persian War, although it was being gradually modified. But as the population increased, Ephialtes son of Sophonides, having become head of the People and having the reputation of being incorruptible and just in regard to the constitution, attacked the Council. [2] First he made away with many of the Areopagites by bringing legal proceedings against them about their acts of administration; then in the archonship of Conon he stripped the Council of all its added powers which made it the safeguard of the constitution, and assigned some of them to the Five Hundred and others to the People and to the jury-courts. [3] For these acts of Ephialtes, Themistocles was partly responsible; he was a member of the Areopagus, but was destined to be put on trial for treasonable dealings with Persia. Themistocles desiring the Council to be destroyed used to tell Ephialtes that the Council was going to arrest him, while he told the Areopagites that he would give information about certain persons who were conspiring to destroy the constitution. And he used to take selected members of the Council to the place where Ephialtes resided to show them the people collecting there, and conversed with them seriously. [4] Ephialtes was dismayed when he saw this, and took his seat at the altar in only his shirt. Everybody was amazed at what had happened, and afterwards when the Council of Five Hundred assembled Ephialtes and Themistocles kept on denouncing the Areopagites, and again similarly at the meetings of the people, until they deprived them of their power. And also Ephialtes was actually made away with not long after, being craftily murdered by Aristodicus of Tanagra.
Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Agnes von der Decken
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Ath.pol.25
Leitfragen:
1) Wovon handelt die Quellenstelle?
2) Worin genau bestand die Entmachtung des Areopags durch Ephialtes?
3) Welche Folgen hatte die Entmachtung des Areopags für Athen?
Kommentar:
Unsere ausführlichste Quelle zur Entmachtung des Areopags durch Ephialtes ist die vorliegende Quellenstelle aus der Athenaion Politeia (AP) des Aristoteles oder eines seiner Schüler. In diesem Bericht heißt es, dass Ephialtes, der aufgrund seiner Unbestechlichkeit und Verfassungstreue in den 60er Jahren des 5. Jh. v. Chr. führender Politiker in Athen war, zur Zeit des Archontats des Konon (462/61 v. Chr.) den Rat auf dem Areopag angriff. Zudem, so die AP, soll Ephialtes dem Areopag bedeutende gerichtliche Kompetenzen entzogen und diese auf den Rat der 500, das Volk und die Geschworenengerichte übertragen haben. Ephialtes erhielt bei der Entmachtung des Areopag Unterstützung von Themistokles, dem es zusammen mit Ephialtes gelang, den Areopag vor der Boule und der Volksversammlung anzuklagen. Schlussendlich jedoch, so der Bericht der AP, fiel Ephialtes einem Mordanschlag des Aristodikos von Tanagra zum Opfer.
Die Frage danach, worin genau die Entmachtung des Areopags durch Ephialtes bestand, ist nicht leicht zu beantworten und in der Forschung umstritten, da aufgrund der Quellenarmut nicht eindeutig ist, welche Kompetenz der Areopag vor seiner Entmachtung überhaupt besaß. Zudem sind den darüber berichtenden Autoren des 4. Jh. v. Chr. selbst offenbar kaum Details über die Reformen des Ephialtes bekannt gewesen. Aus der AP erhalten wir jedoch einige wenige Informationen. So ist zu lesen, dass Ephialtes durch das Führen von Prozessen einzelne Areopagiten aufgrund ihrer Amtsführung verfolgte. Wahrscheinlich ging es Ephialtes hierbei darum, das Ansehen einzelner Areopagiten zu schwächen und damit zugleich das Prestige und die traditionelle Autorität des gesamten Gremiums nachhaltig beim Demos in Verruf zu bringen. Zudem entzog er dem Areopag laut AP alle zusätzlichen Funktionen, die den Rat zum Wächter der Verfassung gemacht hatten. Was bedeutet das? Die neuere Forschung geht davon aus, dass Ephialtes dem Rat damit die Gerichtshoheit in Bezug auf Vergehen gegen Bürgerschaft und Polis entzogen sowie ihm alle Zuständigkeiten genommen habe, die mit der Kontrolle von Beamten einhergingen, d.h. die dokimasίai, die Prüfung der Bedingung für Ämter, sowie die euthýnai, die Prüfung der Amtsführung von Beamten. Zusammengenommen muss Ephialtes bei seinen Reformen wohl vor allem daran gelegen gewesen sein, der traditionell aristokratischen Institution des Areopags die Möglichkeit des direkten Einflusses auf den Kurs der Politik und seine konkrete Umsetzung zu entziehen. Durch die Übertragung der Kompetenzen auf das Volk und dessen Organe sollte vielmehr eine neue Kontrolle über allzu selbstherrliche aristokratische Politiker ausgeübt werden. Dadurch avancierte das Volk zur mächtigsten Instanz im Staat.
Durch Ephialtesʼ gerichtliche Kampagnen gegen mehrere führende Areopagiten und die Übertragung und die Verlagerung der politischen Macht auf das Volk ist die aristokratische Führungsschichte als Gruppe sowie der Areopag als Institution belastet worden und stand nun gewissermaßen als Kollektiv für ein veraltetes Verhalten, das den neuen politischen Verhältnissen der umfassenden Rechte und Entscheidungskompetenzen des Volkes im Wege stand. Es besteht kein Zweifel daran, dass die von Ephialtes beschlossenen Maßnahmen insofern zukunftsweisend waren und entscheidend dazu beitrugen, dass das institutionelle Gefüge in Athen in der folgenden Zeit in stärkerem Maße als Demokratie empfunden wurde, in welcher die Verfügungsgewalt des Demos essentiell war. Es handelt sich bei den Reformen des Ephialtes dabei nicht um eine grundlegend neue Konstituierung der Demokratie, denn die Voraussetzung für die Umsetzung seiner Reformen war durch die in den Jahren zuvor erstarkte Volksversammlung schon im Ansatz vorhanden. Die Reformen des Ephialtes bedeuteten jedoch die Bestätigung und Erweiterung der Macht des Volkes, wodurch die demokratische Staatsform Athens ihre grundlegende Ausformung erlangte.