Kolb, A., Wege der Übermittlung politischer Inhalte […]

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Der Artikel von Prof. Dr. Anne Kolb ist in einem Sammelband erschienen, welcher den Themen Propaganda, Selbstdarstellung und Repräsentation der römischen Kaiser gewidmet ist. Der Sam-melband, der aus einer Tagung von Historikern und anderen Geisteswissenschaftlern hervorgegan-gen ist, besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil widmet sich epochenübergreifend den Begriffen Pro-paganda, Selbstdarstellung und Repräsentation. Es handelt sich um theoretische Analysen der im Titel genannten Begriffe unter Berücksichtigung der jeweiligen Spezifika aus Antike, Mittelalter und Neuzeit. Der zweite Teil ist inhaltlich geprägt und fokussiert ausschließlich antike Quellen wie In-schriften oder Autobiographien.
Leitfragen

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Josephine Jung
Lizenz: CC-BY-NC-SA

1) Nennen Sie die vier Medien des römischen Kaisers nach Kolb und erläutern Sie diese in je einem Satz.

2) Kolb erläutert am Anfang und am Ende des Textes, was sie mit dem Begriff „Medien“ meint. Versuchen Sie, eine Definition für den Aufsatz von Kolb zu entwerfen.

3) Nennen Sie für die kaiserlichen Medien je mindestens ein Beispiel und erläutern sie den In-halt der Nachricht, den Verbreitungskanal und den Adressat.

4) Fassen Sie anschließend für alle antiken Medien des römischen Kaisers in wenigen Sätzen zusammen: Was sollte grundsätzlich an wen vermittelt werden und warum?

5) Worin bestehen für Sie die größten Unterschiede zwischen den modernen Medien demokratischer Machthaber und antiken Medien römischer Kaiser? Nennen Sie drei Beispiele und erläutern Sie diese.

Kommentar

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Josephine Jung
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Forschungstradition des Autors

Prof. Dr. Anne Kolb ist eine deutsche Althistorikerin, die in Heidelberg promoviert wurde. Sie lehrt seit dem Jahr 2013 als ordentliche Professorin für Alte Geschichte an der Universität Zürich. Sie forscht vor allem zu Herrschaftsstrukturen und zur Herrschaftspraxis in antiken Staaten. Außerdem arbeitet sie zur Sozialgeschichte römischer Grabinschriften.

Erläuterung missverständlicher, schwieriger und wichtiger Stellen für das Textverständnis

Kolb fokussiert in ihrem Beitrag die „Übermittlungsmethoden vorwiegend materieller Natur“ (Textseite 127). Das heißt sie will die Inhalte nicht deuten und keine theoretischen Überlegungen zur Kommunikation zwischen Herrscher und Volk anstellen. Kolb benennt lediglich unterschiedliche Medien der antiken Kommunikation und erläutert, an wen sie mit welchem Inhalt gerichtet waren. Was Kolb uns damit liefert, ist ein breites Bild antiker kaiserlicher Kommunikationskanäle, die einem modernen Forscher, wie sie zu Recht sagt, oft fremd sind, weil er sich ohne Fernseher, Radio und Internet kaum eine weitreichende Kommunikation vorstellen kann (Textseite 128). Von besonderem Interesse sind vor allem der Informationsgehalt, der Verbreitungsgrad und der Verbreitungszweck darzustellen.

Im zweiten Teil ihrer Darstellung widmet sich Kolb den großen Veranstaltungen, wie Staatsfesten, Triumphzügen oder Spielen. Bei diesen forcierten öffentlichen Aufeinandertreffen von Kaiser und Volk konnte durch die Kleidung des Kaisers oder seiner Familie dem Volk eine Botschaft vermittelt werden. Anhand eines Beispiels macht Kolb diese theoretische Annahme deutlich (Textseite 132). Sie erklärt, dass im Jahr 51 n. Chr. bei Spielen im römischen Circus, einer großen Arena für Pferderennen und Gladiatorenkämpfe, Kaiser Claudius seine Söhne dem Volk präsentierte. Sein leiblicher Sohn Britannicus und sein Stiefsohn, der spätere Kaiser Nero, wurden unterschiedlich gekleidet. Britannicus soll im Alter von 10 Jahren im Gewand der toga praetexta, der Toga mit Pupursaum, gekleidet gewesen sein. Das heißt er trug das typische Gewand eines römischen freien Mannes unter 17 Jahren. Der drei Jahre ältere Nero wurde hingegen bereits in das Gewand eines Imperators, eines römischen Feldherren, gekleidet. Wer hier im Kaiserreich bald mehr Macht erlangen sollte, konnte jeder Römer auf den ersten Blick erkennen.

Kolb erläutert weiterhin, dass schriftliche Aushänge, sowohl beständig aus Stein als auch temporär aus Holz, bedeutsame Medien waren. Wichtige Informationen wurden für jedermann sichtbar niedergeschrieben (Textseite 136). Temporäre Medien waren die tabulae dealbatae. Es handelte sich dabei um weiß getünchte bzw. gebleichte Holztafeln. Sobald ein Beschluss ausgeführt worden war, wurde er übermalt. War er von Dauer, so wurde er in Stein verewigt. Kolb hebt hervor, dass diese schriftliche Veröffentlichung vor allem deshalb wichtig war, da nicht jeder mit einer mündlichen Verlesung erreicht werden konnte. Dass diese Texte auch wirklich gelesen wurden, kann stark angenommen werden, da in der Forschung von einer wesentlich höheren Alphabetisierung, auch unter Frauen, als im Mittelalter ausgegangen wird.

Zuletzt sollte verdeutlicht werden was die „Stadtzeitung“, die acta diurna urbis (Textseite 140) für eine Funktion hatte und wie genau diese materiell gestaltet war. Der Begriff „Zeitung“ ist, wie Kolb selbst meint, nicht treffend und daher irreführend. Wörtlich übersetzt meint der Begriff „das Tagesgeschehen der Stadt Rom“. Es handelt sich um ein Publikationsorgan des Kaisers selbst, welches jedoch wohl nicht vollständig in seinen Händen lag (Textseiten 142-143). Quantitativ dürften die acta wohl einem schmalen lokalen Wochenblatt geähnelt haben, inhaltlich waren sie im Stil kurzer Kolumnen oder Mitteilungen gestaltet.

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