De Libero, L., Die archaische Tyrannis […]

De Libero, L., Die archaische Tyrannis, Stuttgart: Steiner 1996, 44-78.

 

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Der vorliegende Ausschnitt stammt aus der überarbeiteten Habilitation von de Libero aus dem Jahr 1996. Das Werk setzt sich über Athen hinaus mit dem Phänomen der archaischen Tyrannis in griechischen Stadtstaaten auseinander. Der Fokus liegt auf den individuellen Phänomenen der Tyrannis in den einzelnen Poleis. De Libero setzt sich auf mikrogeschichtlicher Ebene mit dem Thema auseinander. Die Monographie wurde einerseits teilweise wegen mangelnden Erkenntnisgewinns und andererseits wegen partiell fehlender Tiefe hinsichtlich der Quelleninterpretation kritisch betrachtet. Gleichzeitig wird jedoch hervorgehoben, dass das Werk den ersten modernen Versuch darstellt, das veraltete, aber immer noch grundlegende Standardwerk von Helmut Berve „Die Tyrannis bei den Griechen“ aus dem Jahr 1967, zu ergänzen. Trotz der Kritik an der Habilitation, bietet das Werk einen guten Überblick und vor allem eine verständliche und nachvollziehbare Einführung in die Thematik der „archaischen Tyrannis“.
Leitfragen

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Josephine Jung
Lizenz: CC-BY-NC-SA

1) Athen kennt mehrere Aristokraten, die versuchten eine Vormachtstellung als Tyrannen zu erlangen. Nennen Sie die zwei Tyrannenaspiranten Athens vor Peisistratos und kennzeichnen Sie deren Versuche, die Vormachtstellung im Stadtstaat Athen zu erlangen (Textseiten 45-50).

2) Peisistratos bemühte sich mehrmals darum, die Tyrannis zu erlangen. De Libero beschreibt insbesondere zwei Aspekte im Leben des Peisistratos, die wegweisend waren, um die Tyrannis erlangen zu können (Textseiten 52-55). Fassen Sie diese beiden Aspekte in wenigen Sätzen zusammen.

3) Wie erreichte es Peisistratos 561/560 und 546/45 v. Chr., Tyrann von Athen zu werden (Textseiten 56-62)? Beschreiben Sie in Stichpunkten den Verlauf der Ereignisse.

4) Warum ist Peisistratos beim ersten Versuch laut de Libero gescheitert und was machte den zweiten Versuch effektiver?

5) Analysieren Sie die Mittel der Machterhaltung von Peisistratos (Textseiten 67-78). Welches politische Handeln stärkte seine persönliche Macht und welches die Strukturen der Polis, die in Richtung einer größeren Bürgerbeteiligung zielten? Welches Handeln wirkte stärker auf die Machterhaltung? Begründen Sie Ihre Entscheidung!

Kommentar

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Josephine Jung
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Forschungstradition des Autors

Prof. Dr. Loretana de Libero ist seit 2006 außerplanmäßige Professorin an der Universität Potsdam. Weiterhin lehrt sie in Hamburg an der Führungsakademie der Bundeswehr. Libero ist außerdem Mitglied der SPD und war von 2012 bis 2015 Mitglied der Hamburger Bürgerschaft. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Verfassungs- und Militärgeschichte.

Erläuterung missverständlicher, schwieriger und wichtiger Stellen für das Textverständnis

Den archaischen Begriff „Tyrannis“ erläutert de Libero bereits zu Beginn ihrer Habilitation (Textseiten 23-38). Der Begriff „Tyrannos“ war kein offizieller Titel mit dem der Herrscher angesprochen wurde. Ebenso war die „Tyrannis“ kein offizielles Amt zu dem jemand gewählt wurde. Vielmehr beschrieb der Begriff „Tyrannis“ eine uneingeschränkte Herrschaft eines einzelnen bzw. eine herausragende Stellung einer Person innerhalb des bestehenden Herrschaftssystems. In der archaischen Zeit hat der Begriff sowohl eine positive als auch eine negative Konnotation. Positiv meint der Begriff eine beneidenswerte Stellung, sagenhaften Reichtum und enorme militärische Potenz. Negativ umfasst er aber auch Machtbesessenheit, Extravaganz und Besitzgier.

Die „Tyrannis“ war eine Herrschaftsform, die aus einem verworrenen politischen Klima entstanden war. In Athen herrschte eine Rivalität der Aristokraten. Insbesondere junge Aristokraten sammelten sich zu beständig fluktuierenden Stasis-Gruppen. Als „Stasis“ werden Auseinandersetzungen mehrerer sozialer Gruppen in einer Gemeinde bezeichnet. Die Gruppierungen verbinden sich durch ein gemeinsames Ziel, z.B. die Erlangung oder den Sturz einer Tyrannis. Innerhalb dieser Rivalitäten schaffte es Peisistratos, in mehreren Anläufen seine Vormachtstellung zu erhalten, ohne dabei das bestehende System weitreichend zu beschränken (Textseiten 72-78). Insbesondere wegen dieser Art der Machtausübung konnten sich unter Peisistratos teilweise politische Strukturen verfestigen.
Peisistratos ermöglichte es, dass Ämter wie die der Archonten turnusmäßig besetzt werden konnten und nicht aufgrund aristokratischer Machtstreitigkeiten vakant blieben. Ebenso blieb auch der Rat, später der Areopag, wieder beschlussfähig. Jedoch muss selbstverständlich darauf hingewiesen werden, dass Peisistratos ihm nahe stehende Aristokraten förderte und ihnen zu diesen Ämtern verhalf. Dabei handelte es sich vor allem um Angehörige des niederen Adels. Seinen Gegnern hingegen soll er die Kinder entführt haben, um sie so zum Schweigen zu bringen.

Das Versagen seiner Söhne Hippias und Hipparchos führte zum Sturz der Tyrannen in Athen Ende des 6. Jhs. v. Chr. Durch politische und möglicherweise private Streitigkeiten kam es zur Ermordung des Hipparchos. Sein Bruder Hippias versuchte anschließend ohne Rücksicht auf das bestehende System, die Macht offen durch ein Söldnerheer zu erhalten. Die Athener holten sich jedoch militärische Unterstützung aus Sparta und vertrieben den Tyrannen.

In der Forschung wird die tragende Säule der archaischen Tyrannis unterschiedlich definiert. Zusammenfassend ist zu sagen, dass sowohl die soziale Vormachtstellung und das beständige Ringen um eine hohe Zahl an Befürwortern, als auch die permanente Präsenz von Söldnern und einer Leibgarde wichtige Elemente der Herrschaft waren. Zusätzlich war es von Bedeutung, dass neben dem bestehenden politischen System auch eine breite bzw. geregelte politische Teilhabe anderer Aristokraten gewährleistet wurde. Dies galt natürlich nur für die dem Tyrannen wohlgesinnten Aristokraten. Das wichtige Amt des Archon eponymos war für die Fälle, die uns überliefert sind, in drei von vier Fällen von Aristokraten besetzt, die mit Peisistratos sympathisierten.

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