Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Cassius Dio
Lizenz: CC-BY-NC-SA
Cass. Dio, 54, 3, 1-8 – Original
[1] καὶ ἐν μὲν τούτοις τό τε τοῦ νομοθέτου καὶ τὸ τοῦ αὐτοκράτορος καὶ σχῆμα καὶὄνομα ἐπεδείκνυτο, ἐν δὲ δὴ τοῖς ἄλλοις ἐμετρίαζεν, ὥστε καὶ[2] φίλοις τισὶν εὐθυνομένοις παραγίγνεσθαι. Μάρκου τέ τινος Πρίμου αἰτίανἔχοντος ὅτι τῆς Μακεδονίας ἄρχων Ὀδρύσαις ἐπολέμησε,καὶ λέγοντοςτοτὲ μὲν τῇ τοῦ Αὐγούστου τοτὲ δὲ τῇ Μαρκέλλου γνώμῃ τοῦτο πεποιηκέναι, ἔςτε τὸ δικαστήριον αὐτεπάγγελτος ἦλθε, καὶ ἐπερωτηθεὶς ὑπὸ τοῦ στρατηγοῦ εἰπροστάξειέν οἱ πολεμῆσαι, [3] ἔξαρνος ἐγένετο. Τοῦ τε συναγορεύοντος τῷ Πρίμῳ Λικινίου Μουρήνουἄλλα τε ἐς αὐτὸν οὐκ ἐπιτήδεια ἀπορρίψαντος, καὶ πυθομένου ‘τί δὴ ἐνταῦθαποιεῖς, καὶ τίς σε ἐκάλεσεν;’ τοσοῦτον μόνον ἀπεκρίνατο ὅτι ‘τὸ δημόσιον.’ ἐπὶοὖν τούτοις ὑπὸ μὲν τῶν εὖ φρονούντων ἐπῃνεῖτο, ὥστε καὶ τὸ τὴν βουλὴνἀθροίζειν ὁσάκις ἂν ἐθελήσῃ λαβεῖν, τῶν δ᾽ ἄλλων τινὲς κατεφρόνησαν [4] αὐτοῦ. Ἀμέλει καὶ τοῦ Πρίμου οὐκ ὀλίγοι ἀπεψηφίσαντο, καὶ ἐπιβουλὴνἕτεροι ἐπ᾽ αὐτῷ συνέστησαν. Φάννιος μὲν γὰρ Καιπίων ἀρχηγὸς αὐτῆςἐγένετο, συνεπελάβοντο δὲ καὶ ἄλλοι: καί σφισι καὶ ὁ Μουρήναςσυνομωμοκέναι, εἴτ᾽ οὖν ἀληθῶς εἴτε καὶ ἐκ διαβολῆς, ἐλέχθη, ἐπειδὴ καὶἀκράτῳ καὶ κατακορεῖ τῇ παρρησίᾳ πρὸς πάντας
[5] ὁμοίως ἐχρῆτο. Καὶ οὐ γὰρ ὑπέμειναν τὸ δικαστήριον, ἐρημην μὲν ὡς καὶφευξόμενοι ἥλωσαν, ἀπεσφάγησαν δὲ οὐ πολλῷ ὕστερον, οὐδὲ ἐπήρκεσαν τῷ Μουρήνᾳ οὔτε ὁ Προκουλέιος ἀδελφὸς ὢν οὔτε ὁ Μαικήνας τῇ ἀδελφῇ αὐτοῦσυνοικῶν, καίπερ ἐς τὰ πρῶτα ὑπὸ τοῦ Αὐγούστου τιμώμενοι.
[6] ὡς δ᾽ οὖν καὶ τούτους τῶν δικαζόντων τινὲς ἀπέλυσαν, ἐνομοθέτησε μήτεκρύφα τὰς ψήφους ἐν ταῖς ἐρήμοις δίκαις φέρεσθαι, καὶ πάσαις αὐταῖς τὸνεὐθυνόμενον ἁλίσκεσθαι.
Übersetzung zum downloaden:
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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Tobias Nowitzki
Lizenz: CC-BY-NC-SA
Cass. Dio, 54, 3, 1-8
Leitfragen
1) Welche Gründe hat die Verschwörung gegen Augustus?
2) Welche Maßnahmen ergreift Augustus gegen die Verschwörung und welche Folgen hat dies?
3) Welche Meinung hat Cassius Dio über das Geschehen und wie bewertet er es?
Kommentar
Cassius Dio, ein aus Bithynien stammender Senator und Konsul aus severischer Zeit (geb. 164 n. Chr.), hat uns in seiner römischen Geschichte eine Beschreibung der Verschwörung des Jahres 23 v. Chr. gegen Augustus hinterlassen. Verschworen hatte sich eine Reihe von Angehörigen der römischen Oberschicht. Der Grund liegt bei Cassius Dio offen auf der Hand: Augustus hatte seine Machtstellung als Princeps ausgenutzt und sich zu Gunsten seiner Freunde in einen Gerichtsprozess eingemischt. Er hat zwar vordergründig Erfolg, da er nicht nur den Freispruch erwirkt, sondern auch das Recht erhält, den Senat beliebig oft einzuberufen, allerdings hat er den Bogen auch überspannt. Denn offensichtlich sind Teile der Nobilität nicht mehr bereit, diese direkte Einmischung zu tolerieren; sie üben Kritik und verschwören sich gegen den Princeps. Die Verschwörung wird schnell aufgedeckt, und in diesem Moment lässt Augustus die Maske der clementia fallen und geht mit aller Härte gegen die Verschwörer vor, sie werden allesamt ohne echten Prozess verurteilt und hingerichtet. Die Tatsache, dass nicht einmal Maecenas und Proculeius, die großen Einfluss bei Augustus besaßen, für ihren Schwager, beziehungsweise Bruder einsprangen, deutet darauf hin, wie wütend Augustus gewesen sein muss, möglicherweise war es den beiden zu gefährlich, sich für ihre Verwandten in dieser Situation einzusetzen. Das ist jedoch nur eine mögliche Interpretation.
Die Konsequenzen, die Augustus aus diesem Vorfall zieht, sind ebenso drastisch wie die Maßnahmen zur Niederschlagung. Offenbar haben noch einige senatorische Richter für einen Freispruch gestimmt, weswegen Augustus kurzerhand geheime Abstimmungen für solche Fälle untersagt. Die offene Abstimmung zwingt die Richter, ihre Meinung öffentlich zu machen, der Zwang zur Einstimmigkeit übt gewaltigen Druck auf alle diejenigen aus, die anderer Meinung als der Princeps sind. Es drängen sich Assoziationen zum bekannten Film „Die 12 Geschworenen“ auf. Augustus zwingt die Richter nicht direkt, in solchen Fällen für eine Verurteilung zu stimmen, das überlässt er dem sozialen Gruppendruck innerhalb des Richterkollegiums, das durch die brutale Niederschlagung dieser Verschwörung, deren genaues Ziel gar nicht genannt wird, ohnehin schon sicherlich genug Angst vor Augustus‘ Zorn hatte.
Zum Verhältnis von Augustus und Senat siehe auch den Bericht zu seinem Staatsakt, zu seinem Tugendschild, die Schilderung des Bürgerkrieges in den res gestae sowie das Edikt von Kyrene.