Die Lex Canuleia

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Livius
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Liv. IV, 1,1-5 – Original

1. hos secuti M. Genucius et C. Curtius consules. fuit annus domi forisque infestus. nam [anni] principio et de conubio patrum et plebis C. Canuleius tribunus plebis rogationem promulgauit, [2] qua contaminari sanguinem suum patres confundique iura gentium rebantur, et mentio primo sensim inlata a tribunis ut alterum ex plebe consulem liceret fieri, eo processit deinde ut rogationem nouem tribuni promulgarent, ut populo potestas esset, seu de plebe seu de patribus uellet, consules faciendi. [3] id uero si fieret, non uolgari modo cum infimis, sed prorsus auferri a primoribus ad plebem summum imperium credebant. [4] laeti ergo audiere patres Ardeatium populum ob iniuriam agri abiudicati descisse, et Ueientes depopulatos extrema agri Romani, et Uolscos Aequosque ob communitam Uerruginem fremere; adeo uel infelix bellum ignominiosae paci praeferebant. [5] his itaque in maius etiam acceptis, ut inter strepitum tot bellorum conticescerent actiones tribuniciae, dilectus haberi, bellum armaque ui summa apparari iubent, si quo intentius possit quam T. Quinctio consule apparatum sit.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Übersetzung: Benjamin Oliver Foster
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Übersetzung

1. Marcus Genucius and Gaius Curtius succeeded these men as consuls. It was a year of quarrels both at home and abroad. For at its commencement Gaius Canuleius, a tribune of the plebs, proposed a bill regarding the intermarriage of patricians and plebeians which the patricians looked upon as involving the debasement of their blood and the subversion of the principles inhering in the gentes, or families; [2] and a suggestion, cautiously put forward at first by the tribunes, that it should be lawful for one of the consuls to be chosen from the plebs, was afterwards carried so far that nine tribunes proposed a bill giving the people power to choose consuls as they might see fit, from either the plebs or the patriciate. [3] To carry out this last proposal would be, in the estimation of the patricians, not merely to give a share of the supreme authority to the lowest of the citizens, but actually to take it away from the nobles and bestow it on the plebs. [4] The Fathers therefore rejoiced to hear that the people of Ardea had revolted because of the unjust decision which deprived them of their land; that the men of Veii had ravaged the Roman frontier; and that the Volsci and Aequi were murmuring at the fortification of Verrugo; so decidedly did they prefer even an unfortunate war to an ignominious peace. [5] Accordingly they made the most of these threats, that the proposals of the tribunes might be silenced amidst the din or so many wars; and ordered levies to be held and military preparations to be made with the utmost energy, and if possible, even more strenuously than had been done when Titus Quinctius was consul.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Falk Wackerow
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Leitfragen:

1) Warum ist den Plebejern an der Möglichkeit einer Heirat mit Patriziern gelegen?

2) Welche negativen Konsequenzen befürchten die Patrizier?

3) Welcher Mittel bedient sich der Senat, um die drohende Gesetzesänderung zu verhindern?

Kommentar:

Der bei Livius überlieferte Gesetzesvorschlag des Gaius Curtius aus dem Jahre 445 v. Chr. sollte die beiden Stände einander näher bringen und die immer noch erheblichen Standesunterschiede verringern. Heiraten boten seit jeher eine vortreffliche Möglichkeit, die eigene Stellung in der Gesellschaft zu sichern oder auszubauen. Mit Annahme dieses Gesetzes wäre es den Plebejern möglich gewesen, ihre Familien mit den altehrwürdigen und mächtigen patrizischen Dynastien zu beiderseitigem Vorteil zu verbinden. Denn für verarmte Patrizier stellte die Heirat in eine begüterte Plebejerfamilie eine gute Möglichkeit zur Aufbesserung ihrer Finanzen dar. Insbesondere die Übernahme bestimmter politischer Ämter und der hierfür erforderliche Wahlkampf konnten sich auf ein Familienvermögen mitunter ruinös auswirken. Gleichzeitig war die politische Partizipation in Form der Legalisierung des plebejischen Konsulats ein wichtiger Schritt in Richtung Gleichberechtigung, der von den Patriziern naturgemäß kritisch gesehen wurde. Dennoch blieb es für die Plebejer schwierig, den Konsulat zu erreichen, da sie meist weder über die Verbindungen noch die finanziellen Mittel patrizischer Senatoren verfügten. Ersichtlich wird dies an der vergleichsweise geringen Anzahl von Konsuln aus dem plebejischen Stand während der Hochphase der römischen Republik. Die Patrizier wollten ihre Stellung nicht verlieren und nicht zu viele Standesvorteile gegenüber den Plebejern einbüßen. Nicht ganz unwichtig hierbei ist zu bedenken, wie viel den Römern Abstammung und Familientraditionen bedeuteten. Die Patrizier hielten sich für geeigneter zur Übernahme politischer Ämter und prädestiniert zur Führung der Staatsgeschäfte. Diese Einstellung erschwerte die Annahme des Gesetzesvorschlags. In der Quelle ist dies durch die Senatoren personifiziert, die unter dem Vorwand neuer Feindseligkeiten der Äquer und Volsker sowie der Städte Ardea und Veji den zu führenden Kriegen Priorität vor der Lex Canuleia einräumen. Sie übertreiben die Gefahren des Krieges, um der Bevölkerung den Willen zur Gesetzesänderung zu nehmen. Die Aushebungen der Soldaten für die Feldzüge tun ein Übriges, die Menschen von einem Einsatz für Canuleius‘ Initiative abzuhalten. Dennoch wurde das Gesetz noch im gleichen Jahr gegen den Widerstand vieler patrizischer Senatoren verabschiedet.

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Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Das Zeitalter der Ständekämpfe“. Um einen breiteren Einblick in die Zeit der Römischen Republik zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Römische Geschichte I – Republik“.
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