Rolle der Frau in der Gesellschaft

 

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Autor_in: Nathalie Klinck
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Rolle der Frau in der Gesellschaft

Leitfragen:

1.) Was stellt das Mosaik dar?
2.) Welche Rolle spielte die Frau in der römischen Gesellschaft?
3.) Inwiefern konnte sie sich am öffentlichen Leben beteiligen?

Kommentar:

Der Thermenbesuch im Römischen Reich spielte bei Männern und Frauen gleichermaßen eine wichtige Rolle. Dieser hatte dabei weniger mit dem reinen Badevergnügen als vielmehr mit der Teilhabe am öffentlichen Leben zu tun. Die Bäder boten neben der Möglichkeit unterschiedlicher Badegänge, Massagen und Schönheitspflege auch Bibliotheken und den Raum für – insbesondere im Römischen Reich lediglich leichte – sportliche Aktivitäten; es ging vielfach einzig um das Sehen und gesehen Werden, damit gehörten diese Institutionen fest zum gesellschaftlichen öffentlichen Leben.

Das hier dargestellte Fußbodenmosaik aus der Villa Romana del Casale in Sizilien zeigt zehn weibliche Figuren, die allesamt in sportliche Aktivitäten – dem Diskuswerfen, dem Wettlauf, den Ballspielen oder der Ehrung einer erfolgreichen Siegerin mit dem Palmzweig – eingebunden sind. Alle Frauen tragen eine Art Zweiteiler, der namensgebend für dieses sog. „Bikinimädchenmosaik“ ist. Diese einzigartige Darstellung weiblicher Freizeitgestaltung steht allerdings im starken Kontrast zu dem sonstigen Frauenbild der Kaiserzeit.

Bei einer Betrachtung der Frauengeschichte muss allerdings immer betont werden, dass aufgrund der schwierigen Quellenlage lediglich Rückschlüsse über die römische Oberschicht getroffen werden können.
Nur äußerst selten haben Frauen eigene Schriften verfasst. In den meisten Fällen treten Frauen in der antiken Literatur in Extrempositionen zwischen übermenschlichem Heldenmut und tiefer Verderbnis auf und geben dadurch kein akkurates Bild ihrer realen Zeitgenossinnen wieder.

Im Gegensatz zu den Sportlerinnen auf dem hier gezeigten Mosaik, war die ideale römische Matrona (verheiratete römische Frau) sehr sittlich gekleidet; mit langer Tunika und einem Manteltuch. Der Aufgabenbereich der verheirateten Frau war in erster Linie die Kindererziehung und die Organisation des übrigen Haushaltes. Dabei unterstanden Frauen in der Antike fast kontinuierlich der Vormundschaft männlicher Autoritäten. Als Kind und junge Frau der ihres Vaters, des pater familias und später derjenigen ihres Ehemannes.

Anders als die Frauen in der griechischen polis waren die Römerinnen allerdings keinesfalls allein auf die häusliche Sphäre beschränkt. Sie nahmen rege am gesellschaftlichen Leben teil – so eben auch an den oftmals nach Geschlechtern getrennten Thermenbesuchen.

Frauen sind zudem in unterschiedlichen Berufsfeldern vertreten; einige Grabinschriften geben Auskunft über Frauen, die als Händlerinnen oder Handwerkerinnen gearbeitet hatten. Deutlich negativ konnotiert war dagegen die Arbeit als Musikerinnen, Schauspielerinnen und Prostituierte und natürlich als Sklavin. Im Großen und Ganzen erstrecken sich die bekannten beruflichen Tätigkeitsfelder der Frauen auf die soziale Mittel- und Unterschicht. Am öffentlichen-politischen Leben konnten sich Frauen allerdings nur bedingt beteiligen. Sie konnten lediglich indirekten Einfluss auf das politische Geschehen nehmen, z.B. durch Eheschließungen oder dem Zureden ihrer Männer bei bestimmten Themen, die aktive Einbindung durch das Bekleiden öffentlicher Ämter blieb ihnen verwehrt.

Eine deutliche Ausnahme dazu bilden die Vestalinnen, die als Priesterinnen der Göttin Vesta einen besonderen sakralen Status und einige herausgehobene Privilegien genossen und in der Öffentlichkeit vor allem ihre Keuschheit betonten.

Diese forcierte Sittlichkeit schlug sich während der Kaiserzeit nicht nur in der Berufs- und Kleiderwahl von Frauen nieder, sondern wird u.a. auch durch die erneuerten Ehegesetze unter Kaiser Augustus betont. Diese sahen strenge Strafen bei Ehebruch und allgemein bei unsittlichem Verhalten vor sowie Eheverbote zwischen bestimmten sozialen Gruppen, wie z.B. römischen Bürgern und Prostituierten. Augustus zielte damit darauf ab, den in republikanischer Zeit oft bemängelten Abfall vom mos maiores einzudämmen, was auch in der Behandlung seiner Tochter Iulia deutlich wird – wobei die Realität oftmals anders aussah, denn auch der Princeps hatte sich insbesondere in Bezug auf seine eigene Eheschließung mit Livia eher konträr zu diesem Konzept verhalten.

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Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Die Gesellschaft der Kaiserzeit“. Um einen breiteren Einblick in die Kaiserzeit zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Römische Geschichte II – Kaiserzeit“.
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Urbanismus in Nordafrika

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Urbanismus in Nordafrika

Leitfragen:

1.) Um welche Art Monument handelt es sich hier?
2.) Welche Rolle spielte Leptis Magna für Severus?
3.) Mit welcher Intention wurde dieses Bauwerk errichtet?

Kommentar:

Bei Leptis (teilweise auch Lepcis) Magna handelte es sich um eine der bedeutendsten Städte Nordafrikas und später Hauptstadt der römischen Provinz Tripolitana. Die Stadt, die ursprünglich auf eine phönizische Gründung zurückzuführen ist, spielte in der Kaiserzeit vor allem als Handelszentrum eine wichtige Rolle. Das Haupthandelsgut war Getreide, weshalb Nordafrika auch häufig als „Kornkammer“ des Römischen Reiches bezeichnet wird. Zudem bezog Rom einen Großteil der exotischen Tiere für die in der urbs beliebten Spiele aus Leptis Magna.

Unter Septimius Severus, der von 193-211 n. Chr. römischer Kaiser war, erreichte die Stadt ihre Blüte, denn der gebürtige Nordafrikaner ließ seine Heimatstadt prächtig ausbauen und sorgte zudem dafür, dass der bereits unter Trajan zur colonia erhobenen Stadt durch das ius Italicum weitere – vor allem steuerliche – Freiheiten gewährt wurden.

Auch der hier gezeigte Triumphbogen wurde im Zuge dieser umfassenden Baumaßnahmen um ca. 203 n. Chr. am Eingang zur Stadt errichtet. Dieses marmorne Ehrenmonument, ein sog. Quadrifrons oder Tetrapylon, ist so konzipiert, dass es keine definierte Vorder- oder Rückseite gibt, sondern die vier Bögen eine gleichwertige Bedeutung innehaben.

Das Gewölbe des Bogens wurde von den vier Pfeilern mit ausgearbeiteten Säulen mit korinthischen Kapitellen getragen, über diesem Gebälck erhoben sich spitze Giebel, wie Akrotere. Darüber befanden sich prächtige figürliche Bildfriese und Reliefs, die besonders hervorzuheben sind.

Die Reliefverzierungen zeigen Ehrendarstellungen der Götter und der kaiserlichen Familie. An den Giebelansätzen befindet sich z.B. ein umlaufender Frieß, der die kaiserliche Familie als Teil eines Triumphzuges – ungewohnt einträchtig – darstellt. Desweiteren schmücken Darstellungen eines Stieropfers, der Siegesgöttin Nike, Kampfszenen mit Barbaren und Gefangenen den Bogen.

Alle göttlichen Darstellungen sind stark mit der kaiserlichen Familie verbunden. Ein Relief zeigt z.B. die Stadtgöttin von Leptis Magna Tyche, die der kapitolinischen Trias mit den Portaitköpfen des Kaisers und Iulia Domnas beigestellt wird. Der Kaiser wird hier im Sinne des Kaiserkultes als Herrscher und Gott verehrt. Zusätzlich dazu wird die severische Dynastie bildlich unter den Schutz der lokalen Gottheiten und der wichtigsten römischen Götter gestellt, dadurch wird ihre Bedeutung hervorgehoben und ihr Herrschaftsanspruch legitimiert. Das Besondere hierbei ist eben die Verbindung der fast omnipräsenten römischen Gottheiten mit der lokalen Stadtgottheit von Leptis Magna, der dadurch eine bedeutende Stellung eingeräumt wird.

Mit der Verehrung von Septimius Severus als Kaiser und Bewohner Leptis Magnas wurde auch die Bedeutung dieser Provinzstadt aufgewertet. Die enge Beziehung zu seiner Heimatstad wird auch in der Beschreibung des Kaisers in der Historia Augusta (Vita Severi 19,9) verdeutlicht, denn hier heißt es, dass seine Stimme einen klaren Klang hatte, diese allerdings bis ins hohe Alter einen afrikanischen – vermutlich punischen – Einschlag behielt.

Leptis Magna nimmt damit in diesem Bauwerk – zumindest ikonographisch – einen Platz an der Seite Roms oder sogar darüber ein.

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Religionspolitik

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Religionspolitik

Leitfragen:

1.) Was steht in den Opferbescheinigungen?
2.) Von wem mussten diese Ausgestellt werden?
3.) Wie lässt sich diese Quelle in den Kontext der Ereignisse des 3. Jh. einordnen?

Kommentar:

Bei der hier dargestellten Quelle handelt es sich um zwei ägyptischen Opferbescheinigungen, sog. libelli, die ein wichtiges Zeugnis für die Geschichte des frühen Christentums darstellen. Sie lassen sich auf ein Edikt des Kaisers Decius aus dem Jahr 249 n. Chr. zurückführen, in welchem er ein allgemeines Opfergebot für alle römischen Bürger und ihre Haushalte forderte. Im Rahmen dieses Opfergebotes war jeder Bürger gezwungen, durch eine schriftliche Bescheinigung das durchgeführte Opfer an die Götter und den Kaiser nachzuweisen. Bei einer Missachtung dieses Dekretes konnten schwere Strafen bis hin zur Todesstrafe verhängt werden.

Die Papyri (Meyer 6 und 23) stellen zwei Beispiele für ebenjene Opferbescheinigungen dar. Die Dokumente stammen aus der Stadt Arsinoe und dem Dorf Thedelphia in Ägypten. Durch das trockene Klima haben sich die Papyri aus dem Jahr 250 n. Chr. bis heute erhalten.

Beide Texte weisen ein ähnliches Formular auf: es wird der Name des Opfernden genannt und bestätigt, dass dieser immer den Göttern geopfert habe und auch zu dem Zeitpunkt der Ausstellung dieses Bescheides – nach Vorschrift des Ediktes – den Göttern und dem Kaiser ein Trank- und Speiseopfer dargebracht und von dem Opferfleisch gekostet habe. Zudem wird unter Angabe des Datums erwähnt, dass dieser vor Zeugen geopfert habe, dabei konnte es sich um Einzelpersonen oder um eine offizielle Kommission gehandelt haben.

Oftmals werden auch weitere Familienmitglieder, wie Frauen, Kinder oder Sklaven in den Bescheinigungen mitbenannt oder zumindest indirekt inkludiert.

Dieses Vorgehen richtete sich dabei keinesfalls speziell gegen das Christentum, vielmehr reagierte Decius, der von 249-251 n. Chr. Kaiser des Römischen Reiches war, durch das allgemeine Opfergebot auf die innen- und außenpolitischen Krisen Roms. Das Imperium wurde im Westen durch die Germanen und im Osten durch die Sassaniden stark unter Druck gesetzt. Zeitgleich kam es auch im Inneren immer wieder zu Aufständen und Putschversuchen – auch der ehemalige Offizier Decius war durch einen Militärputsch an die Macht gekommen.

In diesem Sinne wurde das Opferdekret mit unterschiedlichen Intentionen verfasst. Zum einen hatte Decius die Absicht, die Götter im Zuge dieses Krisenzustandes zu besänftigen und gleichzeitig durch eine Rückbesinnung auf die altrömischen Sitten wieder Struktur in die innere Ordnung des Imperiums zu bringen. Zum anderen sollte dieses Opfer als Loyalitätsbekundung dem Kaiser gegenüber fungieren, der als Usurpator auf diese Weise seine Herrschaft legitimieren wollte.

Dass sich diese Verfolgung allerdings weniger gegen das Christentum, als gegen einen generellen Abfall von den römischen Göttern und dem Kaiser richtete, zeigt insbesondere der zweite libellus, in dem auch eine pagane Priesterin des Petesuchos aufgefordert wird zu opfern. Die Christen fielen erst durch eine besonders öffentliche und demonstrative Form der Verweigerung dieser Opfer auf und gerieten erst dadurch so stark in den Fokus der Autoritäten.

Nichtsdestotrotz löste Decius damit – wahrscheinlich sogar mehr oder weniger unbeabsichtigt – die erste gesamtstaatliche Christenverfolgung aus.

Während in dieser Zeit einige Christen zu Märtyrern wurden, fälschten andere diese Opferbescheinigungen, um einer Bestrafung zu entgehen. Wiederum andere gaben diesem Druck nach und opferten. Diese von Glauben „abgefallenen Christen“, die sog. lapsi und die spätere Frage nach der Möglichkeit ihrer Wiedereingliederung in die Kirchenstrukturen, sollte in den Folgejahren zu massiven innerkirchlichen Konflikten führen.

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Sassaniden

 

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Sassaniden

Leitfragen:

1.) Was stellt das Relief dar?
2.) Wo befindet sich die Darstellung?
3.) Was ist der historische Kontext der Darstellung?

Kommentar:

Das hier gezeigte Relief befindet sich in Naqsch-i-Rustam, ein Ort in der Nähe der antiken Stadt Persepolis in der heute iranischen Provinz Fars. Es gehört zu einer Gruppe von acht weiteren bildlichen Darstellungen. Diese sind in die Felswände über den Gräbern der Achämeniden, den Königen des alten persischen Großreiches, welches ca. vom 6. – 4. Jh. v. Chr. bestanden hat, eingemeißelt.

Das Relief zeigt vier männliche Figuren, von denen die Einzeldarstellung auf der linken Seite nur teilweise erhaltenen ist. Im Mittelpunkt steht der sassanidische König Schapur I., der aufwendig gekleidet auf einem Pferd sitzend gezeigt wird. An seinem erhobenen Arm hält er demonstrativ die Fesseln eines Gefangenen. Bei diesem handelt es sich um den römischen Kaiser Valerian. Vor dem König fällt ein weiterer römischer Kaiser, Philippus Arabs, der vorher Frieden mit den Sassaniden geschlossen hatte, in bittender Geste auf die Knie.

Diese eindrucksvolle Szene wird dem Betrachter durch eine dazugehörige Inschrift, den sog. res gestae divi Saporis, auf drei Sprachen (Griechisch, Persisch und Parthisch) erläutert.

Der persische König Schapur I. (240-272 n. Chr.) versuchte in der Nachfolge seines Vaters Aradschir I. (224-240 n. Chr.), das von ihm gegründete Neupersische Reich der Sassaniden weiterzuführen und zu vergrößern.

Mit dieser Intention griff der Großkönig mehrfach römische Gebiete in den Provinzen Syrien und Mesopotamien an, bis schließlich durch Philippus Arabs 244 n. Chr. ein vorläufiges Friedensbündnis zwischen Rom und den Sassaniden geschlossen wurde und der Kaiser sich nach Rom zurückzog. Im Jahre 252 n. Chr. schließlich nutzte Schapur I. die innenpolitischen Wirren Roms geschickt aus, um erneut gegen das Reich in den Krieg zu ziehen. Er eroberte mehrere Städte in Syrien, darunter auch Hierapolis und Antiochia.

Valerian entschied sich hinsichtlich dieser bedrohlichen Lage dazu, selbst mit einem Heer nach Mesopotamien zu ziehen. 260 n. Chr. kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen den beiden Heeren zwischen Carrhae und Edessa und zu einer schweren Niederlage für das römische Heer.

Der Kaiser und einige weitere Gefangene wurden nach Persien verschleppt, wo sie schließlich auch umkamen. Einige Handwerker und Ingenieure wurden allerdings in den neugegründeten persischen Städten angesiedelt und brachten ein für die persische Infrastruktur wichtiges Wissen mit. Dieses – für Rom zutiefst beschämende Ereignis – stellte Schapur I. auf diesem Relief dar.

Im Nachgang zu diesem Sieg nahm Schapur I. weitere Teile des römischen Gebietes ein und plünderte Antiochia ein zweites Mal. Erst bei Korykos konnte er von römisch-palmyrischen Truppen zurückgeschlagen werden und büßte einige der eroberten Städte ein.

Obwohl es Schapur I. nicht gelang, den Anspruch einer universalen Herrschaft des Neupersischen Reiches durchzusetzen und damit das alte Achämenidenreich zu erneuern oder die Grenzen dauerhaft bis an den Euphrat auszudehnen, hatte er zumindest unter Beweis stellen können, dass die Sassaniden ernst zu nehmende Gegner für das mächtige Imperium Romanum darstellten und ihnen im Kampf mindestens ebenbürtig waren. Die schweren Niederlagen und die Verluste vieler Soldaten und sogar eines Kaisers waren tief in das Bewusstsein der Römer eingebrannt. Das Felsrelief von Naqsch-i-Rustam greift diesen glorreichen Sieg, als Teil weiterer Großtaten der sassanidischen Könige, noch einmal auf, mit dem Ziel, die Herrschaft der Sassaniden zu legitimieren, respektive diese in eine Reihe mit den längst vergangenen Zeiten des glorreichen Perserreiches in den ersten Jahrhunderten v. Chr. zu stellen.

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Niederlage der Burgunder gegen die Hunnen

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Autor_in: Prosper Tiro von Aquitanien
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Prosper. Chron.1320-22 – Original:

(1320) CCCCVIII: Theodosio XV et Valentiniano IV
(1321) pax facta cum Vandalis data eis ad habitandum Africae portione.
(1322) eodem tempore Gundicharium Burgundionum regem intra Gallias habitantem Aetius bello obrivit pacemque ei supplicant dedit, qua non diu potitus est, siquidem illum Chuni com populo suo ab stirpe deleverint ’

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Übersetzung: Nathalie Klinck
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Übersetzung:

(1320) Jahr 408: Theodosius [hatte] zum fünfzehnten und Valentinian zur vierten [Mal das Konsulat inne].
(1321) Mit den Vandalen wurde Frieden geschlossen und ihnen wurde ein Teil Afrikas zur Besiedelung überlassen.
(1322) Zur selben Zeit wiegelte Aetius den Burgundenkönig Gundahar, der in Gallien lebte, im Krieg auf und gewährte ihm auf seine Bitte hin Frieden. Gundahar hatte nicht lange Freude daran, weil die Hunnen ihn mit seinem Volk vollkommen vernichteten.

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Autor_in: Nathalie Klinck
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Prosper. Chron.1320-22

Leitfragen:

1.) Wie wird Aetius beschrieben?
2.) Was waren die Auslöser des Konflikts?
3.) Was waren die Folgen?

Kommentar:

Diese kurze Beschreibung stammt von dem spätantiken Schriftsteller Prosper Tiro von Aquitanien (ca. 390-455 n. Chr.).
Der gallische Gelehrte wirkte unter Papst Leo und setzte sich zudem in seinen diversen Schriften u.a. stark gegen den Pelagianismus ein. Seine Chronik entstand über einen längeren Zeitraum im 5. Jahrhundert und nimmt als historiographische Schrift eine Sonderrolle unter seinen sonst hauptsächlich theologischen Werken ein. Umstritten ist, ob es sich bei ihm um einen theologisch gebildeten Laien oder um einen Kleriker handelte.Die Chronik ist eine Weiterführung der bereits bekannten Chronik des Hieronymus, allerdings verknüpft Prosper Tiro in seinem Werk zusätzlich geschickt die Geschichte des Römischen Reichs mit der christlichen Heilsgeschichte.

Die hier beschriebene Niederlage der Burgunder gegen die hunnischen Truppen lässt sich in den größeren Zusammenhang der sog. „Völkerwanderung“ einordnen. Zudem bildet diese Auseinandersetzung auch die Grundlage des Nibelungenliedes. Wahrscheinlich ist, dass die Burgunder zusammen mit den Vandalen den Rhein überquerten und sich daraufhin weiter den Vandalen, Alanen und Sueben anschlossen, um das Gebiet südlich des Rheins zu plündern. Sie folgten ihnen allerdings nicht weiter nach Gallien, sondern beteiligten sich unter ihrem König Gundahar an der Usurpation von Jovinus, um danach 413 n. Chr. in ihrem Siedlungsgebiet am Rhein Foederaten des Kaisers Honorius zu werden. Dabei ist immer noch unklar, wo genau das eigentliche Siedlungsgebiet der Burgunder lag, Worms wird immer wieder angenommen – was vor allem an der um 1200 schriftlich festgehaltenen Nibelungensage liegt, die die Geschichte nach Worms verortet, lässt sich allerdings nicht ausreichend belegen. Prosper spricht lediglich davon, dass sich die Burgunder am Rhein ansiedelten.

Im Sinne dieser Foederatenbeziehung verhielten sich die Burgunder einige Jahre ruhig, bis sie – unter Umständen auch unter dem Druck weiterer germanischer Völker und angespornt durch innerrömischer Konflikte – versuchten, ihren Einflussbereich weiter nach Westen in die Provinz Belgica prima auszuweiten. Daraufhin zog 435 n. Chr. Aetius gegen das burgundische Heer. Aetius hatte sich bereits vorher durch einige wichtige militärische Siege hervorgetan. Auch Prosper Tiro betont die Erfolge des ehemaligen magister militum, der sich seit 435 n. Chr. als patricius et magister utriusque militae bezeichnen konnte und der faktische Machthaber des Römischen Reiches im Westen war. Allerdings zeichnet der Gelehrte an anderen Stellen ein eher ambivalentes Bild des Heermeisters; indem er seine militärischen Erfolge lobt, aber auch darauf hinweist, dass das Machtstreben des Aetius maßgeblich dazu beigetragen hat, das Reich, vor allem in den Außenprovinzen, zu destabilisieren.

Zuerst schloss Aetius mit Gundahar Frieden, griff ihn einige Zeit später unter Zuhilfenahme von hunnischen Hilfstruppen erneut an und fügte ihm eine schwere Niederlage zu. 443 n.Chr. wies Aetius den übrigen Burgundern Siedlungsgebiet in der Sapaudia (am Genfer See) zu, wo sie sich sesshaft niederließen. Schließlich beteiligten sie sich sogar im Jahr 451 n. Chr. auf römischer Seite an der für Aetius äußerst wichtigen Schlacht gegen die Hunnen auf den Katalaunischen Feldern. In den Folgejahren sollte es erst einmal ruhiger um die Burgunder werden bis sie sich nach mehreren Jahrzehnten wieder aktiv in das politische Geschehen Roms einbrachten.

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Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Der Untergang des Westreiches“. Um einen breiteren Einblick in die Spätantike zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Römische Geschichte III – Spätantike“.
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Grundstücksverzeichnis von Pylos

 

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Übersetzung der Linear B Tafel PY Er312 (Nr. 152), in: Documents in Mycenaean Greek: Three Hundred Selected Tablets from Knossos, Pylos and Mycenae, with Commentary and Vocabulary by Michael Ventris, John Chadwick. Cambridge University Press 1959, S. 266.

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Autor_in: Agnes von der Decken
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Grundstücksverzeichnis von Pylos

Leitfragen:

1) Worum handelt es sich bei diesem Quellentext?
2) Welche Bedeutung haben die einzelnen Wörter auf der Linear- B – Tafel?
3) Was kann uns die Linear-B Tafel über Personengruppen und Landanteile in Pylos sagen?

Kommentar:

Die hier vorliegenden Linear-B Tafel ist die Tafel Er 312 aus Pylos, die – wie viele Linear-B Tafeln – einen Verwaltungstext abbildet. Sie stammt aus der sogenannten E-Serie aus Pylos, die Landbesitz und Nießbrauch an Grundstücken des pylischen Reiches verzeichnet. Linear-B Tafeln sind dabei die wichtigsten Quellen für das Studium der Wirtschaftsgeschichte der mykenischen Gesellschaft. Da die Linear-B Tontafeln in der Ägäis aber nie absichtlich gebrannt wurden, sind die heute existierenden Tafeln allein durch Brände erhalten geblieben und datieren daher in die Zeit ihrer Zerstörung. Die meisten Linear-B Texte stammen aus dem späten 13. Jh. v. Chr., so wie auch die hier vorliegende Linear-B-Tafel aus Pylos. Seitdem Michael Ventris und John Chadwick die Schrift 1952 entschlüsselten, können Linear-B Texte übersetzt werden. Insofern ist es uns möglich, auch die vorliegende Linear-B Tafel ER 312 aus Pylos zu verstehen.

Einige Worte des Pylos-Täfelchens finden ihre Entsprechungen im Altgriechischen. So ist in der ersten Zeile des Textes die Rede vom wa-na-ka-te-ro/ wanaks, was dem homerischen und später auch griechischen Terminus ἄναξ – „Herr“ entspricht. In der Ilias (Hom. Il. 9, 98) wird der Anführer der griechischen Streitkräfte, Agamemnon, als ἄναξ bezeichnet. Insofern ist anzunehmen, dass es sich bei dem Wanax um einen Herrscher im mykenischen Staat handelte. Als nächstes ist das Wort te-me-no/temenos zu lesen, das seine Entsprechung im Altgriechischen τέμενος hat. Es bedeutet in etwa „das Grundstück, das vom übrigen Land abgesondert ist“. In der dritten Zeile steht ra-wa-ke-ta/lāwāgetās, was Altgriechisch λαγέτας, also etwa „Führer des Volkes“ bedeutet. In der Ilias bedeutet das Wort oft soviel wie „das zum Kampf geordnete Volk oder Kriegsheer“. Vielleicht war der mykenische Lāwāgetās insofern der Befehlshaber des Heeres. Bewiesen werden konnte dies bisher aber nicht. Jedenfalls war der Lāwāgetās aber wohl ein ranghoher Beamter. Zudem finden wir in Zeile 5 das Wort te-re-ta/telestai, auf welches die τελεστά, „die Amtsträger“, zurückgehen. Die genaue Stellung und Funktion der Telestai ist jedoch unklar. Wahrscheinlich handelte es sich um die Besitzer von großen Grundstücken, die auf lokaler Ebene eine gewisse Bedeutung hatten. Zwei Zeilen weiter lesen wir e-re-mo/erēmon, also ἔρημος, was in etwa mit „unbebautes Land“ übersetzt werden kann. Zusammengenommen geht es in diesem Linear-B Text also um die Grundstücke des Königs und des Lāwāgetās sowie um Grundstücke von drei Amtsträgern und um unbebautes Land. Die Größe der genannten Grundstücke wird dabei durch die Angabe der zum Anbau notwendigen Saatgutmenge (to-so pe-mo/ tos(s)on spermo, vgl. σπέρμα – „Samen“) in Getreide (GRA) aufgezeichnet.

Die vorliegende Pylos-Tafel kann uns sowohl über die jeweiligen Besitzungen, als auch im Umkehrschluss über das soziale Gefüge Auskunft geben. So zeigt der Text, dass es einen Wanax, König, gegeben hat. Der Titel wird hier – wie in anderen Linear-B Texten auch – nie genauer beschrieben oder spezifiziert. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass es in jedem Reich nur einen einzigen König gegeben hat. Der Besitz des Königs beträgt dabei das dreifache der Liegenschaften des Lāwāgetās. Hieran zeigt sich, dass der König allein aufgrund seiner Besitzungen eine privilegierte Person gewesen sein muss. Sicherlich hat er noch mehr Land besessen, denn das Täfelchen listet wahrscheinlich nur die Besitzungen an einem Ort auf. Der Lāwāgetās besaß hingegen nicht mehr an Grundbesitz als im Durchschnitt einer der drei Telestai. Dennoch kam der Lāwāgetās wahrscheinlich an zweiter Stelle hinter dem Wanax und war wohl der einzige in seiner Funktion. Das Land der Telestai entspricht an Umfang zusammengenommen dem des Königs. Dass dieses Täfelchen existiert, zeigt zudem, dass die Paläste wahrscheinlich die Kontrolle über weite Teile des Landes ausübten. Offenbar wurde über die entsprechenden Grundstücke des Reiches penibel Buch geführt. Die genaue Auflistung der Landbesitzverhältnisse diente dabei wohlmöglich dazu, die Höhe der Abgaben und Dienstleistungen festzusetzen. Und so liefert uns diese Linear-B Tafel aus Pylos – obwohl über die Eigentumsverhältnisse an Grund und Boden im mykenischen Griechenland weitgehend Unklarheit herrscht – einen kleinen Einblick in Personengruppen und Landanteile in Pylos.

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Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Die Mykener“. Um einen breiteren Einblick in die Archaik zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Griechische Geschichte I – Archaik“.
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Sehen Sie hierzu auch den Beitrag zum Megaron in Pylos.

Bibliothek von Alexandria

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Autor_in: Eusebius
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Eus. hist. ecl. 5.8.11 – Original:

[11] τούτοις ἐπιφέρει μετὰ 1 βραχέα λέγων: ‘πρὸ τοῦ γὰρ Ῥωμαίους κρατῦναι τὴν ἀρχὴν αὐτῶν, ἔτι τῶν Μακεδόνων τὴν Ἀσίαν κατεχόντων, Πτολεμαῖος ὁ Λάγου φιλοτιμούμενος τὴν ὑπ̓ αὐτοῦ κατεσκευασμένην βιβλιοθήκην ἐν Ἀλεξανδρείᾳ κοσμῆσαι τοῖς πάντων ἀνθρώπων συγγράμμασιν ὅσα γε σπουδαῖα ὑπῆρχεν, ᾐτήσατο παρὰ τῶν Ἱεροσολυμιτῶν εἰς τὴν Ἑλληνικὴν διάλεκτον σχεῖν αὐτῶν μεταβεβλημένας τὰς γραφάς. ’

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Übersetzung: P. Haeuser
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Übersetzung:

Bald darauf fährt Irenäus also fort: „Bevor nämlich die Römer ihre Herrschaft aufgerichtet und die Mazedonier noch die Herren von Asien waren, ließ Ptolemäus, der Sohn des Lagus, in dem ehrgeizigen Bestreben, die von ihm eingerichtete Bibliothek in Alexandrien mit den klassischen Schriften aller Menschen auszustatten, an die Bewohner von Jerusalem den Wunsch übermitteln, ihre Schriften, ins Griechische übertragen, zu besitzen.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Agnes von der Decken
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Eus. hist. ecl. 5.8.11

Leitfragen:

1) Geben Sie den Inhalt der Quelle wieder.
2) Was kann uns diese Quellenstelle über den historischen Kontext der Bibliotheksgründung verraten?
3) Welche Bedeutung hatte die Bibliothek für die Ptolemaier?

Kommentar:

Die vorliegende Quellenstelle aus der Kirchengeschichte des Eusebius ist unser einziges Zeugnis für die Gründung der Bibliothek in Alexandria durch Ptolemaios I. In dieser Quellenpassage wird der Kirchenvater Irenäus (Iren. 3, 21, 2) zitiert. Aus dem Zitat geht hervor, dass Ptolemaios eine Bibliothek in Alexandria eingerichtet hat und bestrebt war, diese Bibliothek mit allen Schriften der literarischen Vergangenheit auszustatten. Deswegen habe er die Bewohner Jerusalems darum gebeten, ihre Schriften ins Griechische zu übertragen, weil er diese ebenfalls besitzen wollte.

Aus der Quelle geht hervor, dass Ptolemaios, der Sohn des Lagos, eine Bibliothek in Alexandria einrichten ließ. Damit ist Ptolemaios I. Soter (etwa 367 – 283 v. Chr.) gemeint, der der Sohn eines makedonischen Adligen namens Lagos gewesen sein soll. Ptolemaios I. war es demnach, der die Bibliothek errichten ließ (vollendet wurde sie jedoch wohl erst von seinem Sohn Ptolemaios II. Philadelphos (238-246 v. Chr.)). Aus der Quelle geht zudem hervor, dass jener Ptolemaios ein „ehrgeiziges Bestreben“ (φιλοτιμούμενος) hatte, die Bibliothek mit den klassischen Schriften „aller Menschen“ (πάντων ἀνθρώπων) auszustatten. In den letzten Jahrzehnten des 4. Jh. v. Chr. galt es demnach, literarische Schätze zu sammeln und aufzubewahren und für alle Zeit sicherzustellen. Hier spiegelt sich also eine Zeit wieder, in der man bestrebt war, die ganze literarische Vergangenheit, das jahrhundertealte kulturelle Erbe, zu bewahren. Die Gründung der Bibliothek durch Ptolemaios I. steht damit in engstem Zusammenhang mit der Etablierung einer Schrift- und Buchkultur, einem der charakteristischsten Merkmale der hellenistischen Welt.

Ptolemaios I. schuf mit der Bibliothek in Alexandria ein Zentrum der griechischen Gelehrsamkeit, das weit in die hellenistische Welt hineinwirkte. Zahlreiche Intellektuelle kamen an den ptolemäischen Hof, wo Dichtung, Künste und Wissenschaften gefördert wurden. Die obige Quellenstelle lässt das ehrgeizige Bestreben Ptolemaiosʼ I. für das Sammeln von Büchern erkennen. Die Bibliothek von Alexandria sollte zur größten Bibliothek der damaligen Welt werden. Damit wollten die Ptolemaier einerseits ihr Prestige in der griechischen Welt steigern. Das Sammeln von Büchern wurde zum integralen Bestandteil königlicher Selbstdarstellung. Aus kulturhistorischer Sicht liegt andererseits das größte Verdienst der Ptolemaier im Aufbau und in der Förderung Alexandrias als geistigem Zentrum. Das griechische Erbe konnte auf diese Weise neu bearbeitet und vor allem für die Nachwelt sichergestellt werden.

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Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Die Seleukiden und die Ptolemäer“ Um einen breiteren Einblick in den Hellenismus zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Griechische Geschichte III – Hellenismus“.
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Münze Ptolemaios I. Soter

 

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Münze Ptolemaios I. Soter

Leitfragen:

1) Was ist auf der Münze zu sehen?
2) Welche Bedeutung haben die Motive?
3) Was kann die Münze über das Selbstverständnis Ptolemaios I Soter sagen?

Kommentar:

Diese hellenistische Münze ist eine sogenannte Tetradrachme. Sie ist die Hauptmünze der griechischen Silberprägung und entspricht vier Drachmen. Diese Tetradrachme hat einen Durchmesser von 28 mm, wiegt etwa 17 Gramm und stammt aus Ägypten. Geprägt wurde sie von Ptolemaios I. Soter (=Retter), weswegen sie auf den Zeitraum 322-316 v. Chr. datiert werden kann. Auf die Vorderseite (avers) ließ Ptolemaios I. den Kopf Alexanders des Großen, nach rechts schauend, mit Mitra (Stirnbinde), dem Widdergehörn des Zeus-Ammon und einem darüber gelegten Elefantenskalp prägen. Auf der Rückseite (revers) befindet sich der auf einem Thron sitzende Zeus Aetophoros, nach links schauend. Unter dem Thron sind zwei griechische Buchstaben zu erkennen: ΡΥ. In seiner linken Hand hält Zeus ein Zepter, auf der rechten Hand sitzt ein Adler. Unterhalb des rechten Armes befindet sich ein Blitzbündel. Rechts neben der Figur steht der Schriftzug ΑΛΕΞΑΝΔΡΟΥ.

Auf der Vorderseite der Münze ist der Kopf Alexanders mit Widderhörnen, dem Attribut des Zeus Ammon, ausgestattet. Diese Darstellung Alexanders mit den Ammonshörnern basiert auf der Tatsache, dass Alexander sich einst vom Orakel der libyschen Oase Siwa als Sohn des ägyptischen Ammon bezeichnen ließ, der von den Griechen als Zeus identifiziert wurde. Der Alexander mit den Ammonshörnern ist also ein Verweis auf Alexanders Göttlichkeit. Die Ammonshörner wurden zu einem der wichtigsten Attribute Alexanders. Daneben trägt Alexander auf der Münze eine Elefantenhaut auf dem Kopf. Einer älteren These zu Folge könnte dies für die Heldentaten des Münzherren Ptolemaios I. stehen, der laut Diodor (18.23-26) bei einer Schlacht persönlich den Angriff der feindlichen Elefanten vereitelte und damit den Sieg herbeiführte. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass das Elefantenskalp ein von Ptolemaios geschaffenes Attribut für Alexander war, der in seiner letzten großen Schlacht in Indien König Poros und dessen Elefanten besiegte und damit sein Reich maximal ausdehnte. Die Kopfbedeckung symbolisierte somit wahrscheinlich das gesamte eroberte Reich bis ans Ende der damals bekannten Welt. Auf der Rückseite der Münze ist der thronende Zeus mit Zepter abgebildet. Durch die beigefügten Attribute Blitzbündel und Adler sowie seine thronende Pose lässt sich der Gott eindeutig als der olympische Zeus identifizieren. Daneben finden sich weitere hellenische Motive auf der Rückseite der Münze, wie die griechische Beschriftung ΑΛΕΞΑΝΔΡΟΥ (Alexandrou) oder die griechischen Buchstaben PY als Kürzel für den Prägeherren Ptolemaios.

Diese Münze Ptolemaios I. symbolisiert einerseits einen spezifisch ägyptisch-hellenistischen Synkretismus: Der göttliche Schmuck Alexanders vereint ägyptische und griechische Göttlichkeit. Aufgrund des Charakters des Ptolemäerreiches war Ptolemaios (wie seine Nachfolger auch) grundsätzlich gezwungen, die Interessen und Vorstellungen beider Bevölkerungsgruppen des Reiches, der griechischen wie der ägyptischen, zu befriedigen. Die Darstellung der Münze verweist hier auf diese Doppelrolle Ptolemaiosʼ I. als ägyptischer Pharao sowie makedonisch-griechischer Basileus. Mit seiner Münzprägung drückte Ptolemaios I. zudem seinen Anspruch auf die Nachfolge Alexanders des Großen aus. Anfangs ließ Ptolemaios, wie die anderen Diadochen auch, die Münzen der Zeit Alexanders weiter prägen. Um 320/319 v. Chr. änderte Ptolemaios I. dies jedoch, indem er anstelle des ursprünglich abgebildeten Herakles den Kopf Alexanders prägen ließ. Diesen versah er mit dem Widdergehörn des Zeus-Ammon und dem besagten Elefantenskalp. Damit schuf Ptolemaios eine neue symbolische Agenda, womit er sich von den anderen Diadochen absetzen konnte. Sein Ziel war es wohl, sich in die direkte Nachfolge Alexanders des Großen zu stellen (dafür war er schon in den Besitz der Leiche Alexanders gekommen) und sich als griechischer Herrscher in Ägypten zu legitimieren. Durch eine fiktive Genealogie, die ihn mit der Argeadendynastie (das makedonische Herrschergeschlecht, dem Alexander entstammte) verband, und die auf Herakles und Dionysos und damit auf den Göttervater Zeus selbst zurückführte, schuf Ptolemaios einen Anschluss an den vergöttlichten Alexander und legte sich gleichsam eine eigene göttliche Herkunft zu. Die Symbolik auf der Münze zeigt dabei das Zurückreichen der Herkunft bis auf Zeus. Der Adler des Zeus, d.h. das Tier des Urvaters der Ptolemäer, wurde das Wappentier der Dynastie.

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Ein Rechtsstreit zwischen einer Ägypterin und einem Griechen

 

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Agnes von der Decken
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Ein Rechtsstreit zwischen einer Ägypterin und einem Griechen

Leitfragen:

1) Geben Sie den Inhalt der Quelle wieder.
2) Wie handelt Herakleides nachdem ihm Unrecht widerfahren ist?
3) Was zeigt die Quelle über die Gesellschaftsstruktur im Ptolemäerreich?

Kommentar:

Bei der vorliegenden Quelle handelt es sich um eine Klageschrift, die sich über Jahrtausende auf einem Papyrus im Wüstensand erhalten hat. In ihr beschwert sich der griechischer Soldat Herakleides bei König Ptolemaios über die Ägypterin Pesnobastis. Herakleides berichtet dem König, dass er im 5. Finanzjahr am 21. Pamenoth (das entspricht dem 05. Mai 218 v. Chr.) aus privaten Gründen in das Dorf Pysa, welches inmitten Ägyptens im Faijum, einer Oase in der libyschen Wüste, liegt, gegangen sei. Dort hätte eben jene Ägypterin, als er arglos durch die Straßen von Pysa lief, ihren Nachttopf über seinem Kopf ausgeleert, sodass Urin über seine Kleider geflossen sei. Als Herakleides die Frau daraufhin wütend beschimpfte, sei es zu einem Streit zwischen dem Griechen und der Ägypterin gekommen, im Zuge dessen Pesnobastis dem Herakleides das Gewand von der Brust gerissen und ihm ins Gesicht gespuckt haben soll. Die Ägypterin habe erst von ihrem Opfer abgelassen, als anwesende Zuschauer sie zu beschimpfen anfingen. Nachdem Herakleides all dies dem König – der Zeitangabe zu Folge muss es sich dabei um Ptolemaios IV. handeln – in seiner Klageschrift geschildert hat, geht er dazu über, Ptolemaios darum zu bitten, die entsprechenden rechtlichen Schritte einzuleiten, damit die Ägypterin ihre gerechte Strafe erhielte. Auf diese Weise würde er, Herakleides, durch den König Gerechtigkeit erlangen.

Herakleides bat den König darum, den Strategen Diophanes anzuweisen, dem Dorfvorsteher Sogenes zu schreiben, damit dieser die Ägypterin Psenobastis vorlade, um über den Fall zu entscheiden. Wie zur damaligen Zeit üblich, verfasste Herakleides hier aufgrund des Unrechts, das ihm widerfahren ist, eine Klageschrift und sandte sie direkt an den König des Landes. Statt ebenfalls Gewalt oder Selbstjustiz anzuwenden, beschritt Herakleides also den Rechtsweg und bat den König darum, seinen Fall untersuchen zu lassen. Der König musste seinen Untertanen also das Recht gewähren, musste sich selbst daran halten, und gewährleistete demnach die innere Stabilität und Rechtssicherheit des Reiches. Interessant ist dabei, dass Herakleides sein Anliegen nicht vor ein Gericht – von denen es sowohl ägyptische als auch griechische gab –, sondern einen höheren Beamten bringen wollte. Dies war ein übliches Vorgehen, das die ptolemäische Regierung nach ägyptischem Brauch anwendete. Wie wir der Quelle entnehmen können, soll der Fall dem Strategen Diophanes bzw. dem Dorfvorsteher Sogenes bekannt gemacht werden. Diese hatten also offenbar die Kompetenz, in Privatrechtsstreitigkeiten ein Prozessverfahren durchzuführen und eine Entscheidung zu fällen. Im Falle einer solchen Sondergerichtsbarkeit war es der Regierung vermutlich daran gelegen, eine schnelle Entscheidung herbeizuführen, die bei einem offiziellen Gerichtsprozess längere Zeit in Anspruch genommen hätte.

Diese kurze Klageschrift spiegelt die Veränderung der Gesellschaft Ägyptens wieder, die die Eroberung Alexanders des Großen und die anschließende Etablierung der Herrschaft makedonischer Könige mit sich brachte. Zahlreiche Fremde kamen als Soldaten, Händler, Verwaltungsexperten oder einfach Abenteurer in das Land am Nil, die in der zweiten Generation Einheimische wurden. Doch verstanden sie sich, wie die Klageschrift des griechischen Soldaten Herakleides zeigt, keinesfalls als Ägypter. Herakleides selbst bezeichnet sich in seiner Klageschrift als „Grieche und Fremder“ (Ἕλλην[α ὄν-] τα καὶ ξένον), was sein Fremdheitsgefühl verdeutlicht. Bestätigt wird dies auch dadurch, dass er den Namen der Ägypterin nicht korrekt wiedergibt: Psenobastis bedeutet „Sohn des Bastet“. Geheißen hat die Ägypterin jedoch wohl Thenobastis – die „Tochter des Bastet“. Offenbar sprach Herakleides so wenig Ägyptisch, dass er Psenobastis für einen Frauennamen hielt. Die griechischen Zuwanderer beharrten also in vielen Fällen auf ihre griechische Identität. Dies war nicht verwunderlich, da sie somit zur privilegierten Bevölkerungsschicht zählten, die wichtige Positionen in Heer und Verwaltung besetze und den Ägyptern häufig vorgezogen wurde. Aufgrund dieser sozioökonomischen Unterschiede kam es im Laufe der Zeit immer wieder zu Aufständen der Ägypter gegen die griechischen Zuwanderer, deren Herrschaft von der ägyptischen Bevölkerung nicht akzeptiert wurde. Die Streitigkeit zwischen dem griechischen Soldaten und der Ägypterin illustriert hier also im Kleinen die grundsätzlichen Probleme, die das Miteinander der einheimischen Ägypter und der zugewanderten Griechen und Makedonen im Viel-Völker-Staat Ägypten hervorgerufen hat.

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Das Ende des palmyrenischen Sonderreiches

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Diverse
Lizenz: CC-BY-NC-SA

H. A. XXVI, 25,1-28,3 – Original:

25 1 Recepta Tyana Antiochiam proposita omnibus impunitate brevi apud Daphnem certamine obtinuit atque inde praeceptis, quantum probatur, venerabilis viri Apollonii parens humanior atque clementior fuit. 2 pugnatum est post haec de summa rerum contra Zenobiam et Zabam eius socium apud Emesam magno certamine. 3 cumque Aureliani equites fatigati iam paene discederent ac terga darent, subito vi numinis, quod postea est proditum, hortante quadam divina forma per pedites etiam equites restituti sunt. fugata est Zenobia cum Zaba, et plenissime parta victoria. 4 recepto igitur orientis statu Emesam victori Aurelianus ingressus est ac statim ad Templum Heliogabali tetendit, quasi communi officio vota soluturus. 5 verum illic eam formam numinis repperit quam in bello sibi faventem vidit. 6 quare et illic templa fundavit donariis ingentibus positis et Romae Soli templum posuit maiore honorificentia consecratum, ut suo dicemus loco.

26 1 Post haec Palmyram iter flexit, ut ea oppugnata laborum terminus fieret. sed in itinere a latronibus Syris male accepto frequenter exercitu multa perpessus est et in obsidione usque ad ictum sagittae periclitatus est. […] 6 Denique fatigatus ac pro malis fessus litteras ad Zenobiam misit deditionem illius petens, vitam promittens, quarum exemplum indidi: 7 „Aurelianus imperator Romani orbis et receptor orientis Zenobiae ceterisque quos societas tenet bellica. 8 sponte facere debuistis id quod meis litteris nunc iubetur. deditionem enim praecipio impunitate vitae proposita, ita ut illic, Zenobia, cum tuis agas vitam ubi te ex senatus amplissimi sententia conlocavero. 9 gemmas, aurum, argentum, sericum, equos, camelos in Romanum aerarium conferatis. Palmyrenis ius suum servabitur.“

27 Hac epistula accepta Zenobia superbius insolentiusque rescripsit quam eius fortuna poscebat, credo ad terrorem; nam eius quoque epistulae exemplum indidi: 2 „Zenobia regina orientis Aureliano Augusto. Nemo adhuc praeter te hoc quod poscis litteris petiit. virtute faciendum est quidquid in rebus bellicis est gerendum. 3 deditionem meam petis, quasi nescias Cleopatram reginam perire maluisse quam in qualibet vivere dignitate. 4 nobis Persarum auxilia non desunt, quae iam speramus, pro nobis sunt Saraceni, pro nobis Armenii. 5 latrones Syri exercitum tuum, Aureliane, vicerunt. quid si igitur illa venerit manus quae undique speratur, pones profecto supercilium, quo nunc mihi deditionem, quasi omnifariam victor, imperas.“ […]

28 His acceptis litteris Aurelianus non erubuit sed iratus statimque collecto exercitu ac ducibus suis undique Palmyram obsedit; neque quicquam vir fortis reliquit quod aut imperfectum videretur aut incuratum. 2 nam et auxilia, quae a Persis missa fuerant, intercepit et alas Saracenas Armeniasque corrupit atque ad se modo ferociter modo subtiliter transtulit. denique multa vi mulierem potentissimam vicit. 3 victa igitur Zenobia cum fugeret camelis, quos dromedas vocitant, atque ad Persas iter tenderet, equitibus missis est capta atque in Aureliani potestatem deducta.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Übersetzung: David Magie
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Übersetzung:

25 1 After thus recovering Tyana, Aurelian, by means of a brief engagement near Daphne, gained possession of Antioch, having promised forgiveness to all; and thereupon, obeying, as far as is known, the injunctions of that venerated man, Apollonius, he acted with greater kindness and mercy. 2 After this, the whole issue of the war was decided near Emesa in a mighty battle fought against Zenobia and Zaba, her ally. 3 When Aurelian’s horsemen, now exhausted, were on the point of breaking their ranks and turning their backs, suddenly by the power of a supernatural agency, as was afterwards made known, a divine form spread encouragement throughout the foot-soldiers and rallied even the horsemen. Zenobia and Zaba were put to flight, and a victory was won in full. 4 And so, having reduced the East to its former state, Aurelian entered Emesa as a conqueror, and at once made his way to the Temple of Elagabalus, to pay his vows as if by a duty common to all. 5 But there he beheld that same divine form which he had seen supporting his cause in the battle. 6 Wherefore he not only established temples there, dedicating gifts of great value, but he also built a temple to the Sun at Rome, which he consecrated with still greater pomp, as we shall relate in the proper place.

26 1 After this he directed his march toward Palmyra, in order that, by storming it, he might put an end to his labours. But frequently on the march his army met with a hostile reception from the brigands of Syria, and after suffering many mishaps he incurred great danger during the siege, being even wounded by an arrow. […] 6 Finally, exhausted and worn out by reason of ill-success, he despatched a letter to Zenobia, asking her to surrender and promising to spare her life; of this letter I have inserted a copy:
7 „From Aurelian, Emperor of the Roman world and recoverer of the East, to Zenobia and all others who are bound to her by alliance in war. 8 You should have done of your own free will what I now command in my letter. For I bid you surrender, promising that your lives shall be spared, and with the condition that you, Zenobia, together with your children shall dwell wherever I, acting in accordance with the wish of the most noble senate, shall appoint a place. 9 Your jewels, your gold, your silver, your silks, your horses, your camels, you shall all hand over to the Roman treasury. As for the people of Palmyra, their rights shall be preserved.“

27 1 On receiving this letter Zenobia responded with more pride and insolence than befitted her fortunes, I suppose with a view to inspiring fear; for a copy of her letter, too, I have inserted:
2 „From Zenobia, Queen of the East, to Aurelian Augustus. None save yourself has ever demanded by letter what you now demand. Whatever must be accomplished in matters of war must be done by valour alone. 3 You demand my surrender as though you were not aware that Cleopatra preferred to die a Queen rather than remain alive, however high her rank. 4 We shall not lack reinforcements from Persia, which we are even now expecting. On our side are the Saracens, on our side, too, the Armenians. 5 The brigands of Syria have defeated your army, Aurelian. What more need be said? If those forces, then, which we are expecting from every side, shall arrive, you will, of a surety, lay aside that arrogance with which you now command my surrender, as though victorious on every side.“
[…]

28 1 On receiving this letter Aurelian felt no shame, but rather was angered, and at once he gathered together from every side his soldiers and leaders and laid siege to Palmyra; and that brave man gave his attention to everything that seemed incomplete or neglected. 2 For he cut off the reinforcements which the Persians had sent, and he tampered with the squadrons of Saracens and Armenians, bringing them over to his own side, some by forcible means and some by cunning. Finally, by a mighty effort he conquered that most powerful woman. 3 Zenobia, then, conquered, fled away on camels (which they call dromedaries), but while seeking to reach the Persians she was captured by the horseman sent after her, and thus she was brought into the power of Aurelian.

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Autor_in: Falk Wackerow
Lizenz: CC-BY-NC-SA

H. A. XXVI, 25,1-28,3

Leitfragen:

1) Wie kam es zur Entstehung des Sonderreiches?

2) Wie gelang es Aurelian, die Usurpation zu beenden?

3) Ist die positive Bewertung Aurelians gerechtfertigt?

Kommentar:

Die altorientalische Stadt Palmyra (bzw. Tadmor in der Landessprache) in Syrien war immer wieder Zankapfel zwischen den großen Machtblöcken des Römischen und des Persischen Reichs. Den größten Teil der Kaiserzeit hindurch stand sie unter Kontrolle der Römer; während der sogenannten Reichskrise des 3. Jahrhunderts, als sich viele schwache Kaiser in schneller Folge ablösten und diese Instabilität das Reich schwächte, konnte Palmyra sich loslösen. Der bis dahin erfolgreiche Kaiser Valerian war den persischen Sassaniden 260 n. Chr. in der verlustreichen Schlacht bei Edessa/Carrhae unterlegen gewesen, war gefangen genommen und später hingerichtet worden – eine schwere Demütigung für die Römer. Der nun schutzlose Osten des Reiches wurde anschließend von den Sassaniden überrannt. Nur mit äußerster Mühe konnten die Römer den Rückzug der Feinde hinter den Euphrat erzwingen. Im entstandenen Machtvakuum erklärte sich der palmyrenische Fürst Septimius Odaenathus für unabhängig und führte Krieg gegen den römischen Usurpator Quietus wie gegen die Sassaniden. Über die Hintergründe seiner Ermordung ist nichts bekannt, allerdings führte seine Gattin Zenobia die Herrschaft als Vormund ihres Sohnes Vaballathus weiter. Zeitweise reichte das Herrschaftsgebiet Palmyras vom Südosten Kleinasiens bis Ägypten, von der Mittelmeerküste bis nach Mesopotamien. Die Römer unter ihrem neuen Kaiser Aurelian waren jedoch nicht bereit, die östlichen Provinzen einfach aufzugeben, und begannen einen Feldzug gegen die unliebsame Zenobia. In zwei Schlachten geschlagen, verschanzten die Palmyrener sich in ihrer Stadt. Aus der Aureliansvita der Historia Augusta ist die Schwere der Belagerung herauszulesen. So wurde der Kaiser, der seine Truppen persönlich anführte, während der Kämpfe von einem Pfeil getroffen. Das möglicherweise aufgrund der Verwundung unterbreitete Verhandlungsangebot schlug Zenobia aus, auch wenn der Inhalt der wiedergegebenen Briefe nicht verbürgt ist. Es gelang den Römern, die Entsetzung der Eingeschlossenen durch Perser und Armenier zu verhindern und schließlich die Belagerung zum Erfolg zu führen. Zenobias Flucht wurde vereitelt, sie wurde im Triumphzug durch Rom geführt. Über ihr weiteres Schicksal sind sich die Quellen uneins, das Ende des palmyrenischen Sonderreichs hingegen war besiegelt. Nach einem zweiten Versuch, die Unabhängigkeit zu erreichen, wurde die Stadt zerstört und erst unter Diokletian wieder aufgebaut. Kaiser Aurelian war es gelungen, die lange Krise des Reiches zu beenden und mithilfe der Palmyrener der sassanidischen Invasion und der Usurpation des Quietus standzuhalten. Ebenso gliederte er das gallische Sonderreich wieder in das Imperium Romanum ein, das ebenfalls einen Versuch der Loslösung unternommen hatte. Seine weiteren Erfolge gegen Germanen und Goten führten zur Stabilisierung der Nordgrenze. Ebenso ließ er die Aurelianische Stadtmauer anlegen, die Rom gegen weitere Einfälle der nördlichen Feinde schützen sollte. Die Räumung der zwar reichen, aber schwer zu verteidigenden Provinz Dacia und die Verlegung der Grenze hinter die Donaulinie war ein weiterer rationaler Schritt zu einer effektiven Reichsverteidigung. Die Aurelianische Münz- und Wirtschaftsreform ist in ihrer Wirkung umstritten. So erfolgreich die Herrschaft Aurelians auch war, konnte sie nicht verdecken, dass das System mit einem Kaiser an der Spitze, der über das gesamte Reich gebot, aufgrund der ständigen kriegerischen Konflikte und Usurpationen nicht mehr funktionierte. Bis zu den grundlegenden Reformen Diokletians griffen in nur neun Jahren elf Kaiser und Gegenkaiser nach der Krone.

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Podcast-Hinweise
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