Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Plutarch
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Plut. Sull. 34 – Original
[34] ὁ μέντοι θρίαμβος αὐτοῦ τῇ πολυτελείᾳ καὶ καινότητι τῶν βασιλικῶν λαφύρων σοβαρὸς γενόμενος μείζονα κόσμον ἔσχε καί καλὸν θέαμα τοὺς φυγάδας, οἱ γὰρ ἐνδοξότατοι καὶ δυνατώτατοι τῶν πολιτῶν ἐστεφανωμένοι παρείποντο, σωτῆρα καί πατέρα τὸν Σύλλαν ἀποκαλοῦντες, ἅτε δὴ δι᾽ ἐκεῖνον εἰς τὴν πατρίδα κατιόντες καί κομιζόμενοι παῖδας καί γυναῖκας. [2] ἤδη δὲ συνῃρημένων ἁπάντων, ἀπολογισμὸν ἐν ἐκκλησίᾳ τῶν πράξεων ποιούμενος οὐκ ἐλάσσονι σπουδῇ τὰς εὐτυχίας ἢ τὰς ἀνδραγαθίας κατηριθμεῖτο, καὶ πέρας ἐκέλευσεν ἑαυτὸν ἐπὶ τούτοις Εὐτυχῆ προσαγορεύεσθαι: τοῦτο γὰρ ὁ Φῆλιξ μάλιστα βούλεται δηλοῦν αὐτὸς δὲ τοῖς Ἕλλησι γράφων καί χρηματίζων ἑαυτὸν Ἐπαφρόδιτον ἀνηγόρευε, καί παρ᾽ ἡμῖν ἐν τοῖς τροπαίοις οὕτως ἀναγέγραπται “Λεύκιος Κορνήλιος Σύλλας Ἐπαφρόδιτος”. [3] ἔτι δὲ τῆς Μετέλλης παιδία τεκούσης δίδυμα τὸ μὲν ἄρρεν Φαῦστον, τὸ δὲ θῆλυ Φαῦσταν ὠνόμασε: τὸ γὰρ εὐτυχὲς καί ἱλαρὸν Ῥωμαῖοι φαῦστον καλοῦσιν. οὕτω δὲ ἄρα οὐ ταῖς πράξεσιν ὡς τοῖς εὐτυχήμασιν ἐπίστευεν, ὥστε, παμπόλλων μὲν ἀνῃρημένων ὑπ᾽ αὐτοῦ, καινοτομίας δὲ γενομένης καί μεταβολῆς ἐν τῇ πόλει τοσαύτης, ἀποθέσθαι τὴν ἀρχὴν καί τὸν δῆμον ἀρχαιρεσιῶν ὑπατικῶν ποιῆσαι κύριον, αὐτὸς δὲ μὴ προσελθεῖν, ἀλλ᾽ ἐν ἀγορᾷ τὸ σῶμα παρέχων τοῖς βουλομένοις ὑπεύθυνον ὥσπερ ἰδιώτης ἀναστρέφεσθαι. [4] καί τις παρὰ γνώμην αὐτοῦ θρασὺς ἀνὴρ καὶ πολέμιος ἐπίδοξος ἦν ὕπατος αἱρεθήσεσθαι, Μάρκος Λέπιδος, οὐ δι᾽ ἑαυτόν, ἀλλὰ Πομπηΐῳ σπουδάζοντι καί δεομένῳ τοῦ δήμου χαριζομένου. [5] διὸ καί χαίροντα τῇ νίκῃ τὸν Πομπήϊον ὁ Σύλλας ἰδὼν ἀπιόντα καλέσας πρὸς ἑαυτόν, ‘ὡς καλόν,’ ἔφη, ‘ σοῦ τὸ πολίτευμα, ὦ νεανία, τὸ Κάτλου πρότερον ἀναγορεῦσαι Λέπιδον, τοῦ πάντων ἀρίστου τὸν ἐμπληκτότατον. ὥρα μέντοι σοι μὴ καθεύδειν ὡς ἰσχυρότερον πεποιηκότι κατὰ σαυτοῦ τὸν ἀνταγωνιστήν.’ τοῦτο μὲν οὖν ὁ Σύλλας ὥσπερ ἀπεθέσπισε: ταχὺ γὰρ ἐξυβρίσας ὁ Λέπιδος εἰς πόλεμον κατέστη τοῖς περὶ τὸν Πομπήϊον.
Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Übersetzung: Bernadotte Perrin
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Übersetzung
[34] His triumph, however, which was imposing from the costliness and rarity of the royal spoils, had a greater ornament in the noble spectacle of the exiles. For the most distinguished and influential of the citizens, crowned with garlands, followed in the procession, calling Sulla their saviour and father, since indeed it was through him that they were returning to their native city and bringing with them their wives and children. [2] And when at last the whole spectacle was over, he gave an account of his achievements in a speech to the people, enumerating the instances of his good fortune with no less emphasis than his deeds of valour, and finally, in view of these, he ordered that he receive the surname of Fortunate (for this is what the word Felix most nearly means). But he himself, in writing to the Greeks on official business, styled himself Epaphroditus, or Favourite of Venus, his trophies in our country his name is thus inscribed: Lucius Cornelius Sulla Epaphroditus. [3] Besides this, when Metella bore him twin children, he named the male child Faustus, and the female Fausta; for the Romans call what is auspicious and joyful, faustum. And to such an extent did he put more confidence in his good fortunes than in his achievements, that, although he had slain great numbers of the citizens, and introduced great innovations and changes in the government of the city, he laid down his office of dictator, and put the consular elections in the hands of the people; and when they were held, he did not go near them himself, but walked up and down the forum like a private man, exposing his person freely to all who wished to call him to account. [4] Contrary to his wishes, a certain bold enemy of his was likely to be chosen consul, Marcus Lepidus, not through his own efforts, but owing to the success which Pompey had in soliciting votes for him from the people. [5] And so, when Sulla saw Pompey going away from the polls delighted with his victory, he called him to him, and said: What a fine policy this is of thine, young man, to elect Lepidus in preference to Catulus, the most unstable instead of the best of men! Now, surely, it is high time for thee to be watchful, after strengthening thine adversary against thyself. And in saying this, Sulla was something of a prophet; for Lepidus speedily waxed insolent and went to war with Pompey and his party.
Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Tobias Nowitzki
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Plut. Sull. 34
Leitfragen:
1) Wie endet Sullas Herrschaft?
2) Welche Haltung Sullas zu seiner Herrschaft lässt sich darin erkennen?
3) Welche Rückschlüsse lässt dies auf die Stabilität der Republik zu?
Kommentar:
Plutarch, ein griechischer Historiker von der Wende des ersten zum zweiten Jahrhundert nach Christus, hat uns in seinem umfangreichen Schriftwerk auch eine Reihe von Parallelbiographien berühmter Römer und Griechen hinterlassen, darunter auch eine über den römischen Diktator Sulla. In diesem Abschnitt aus dem Ende der Vita beschreibt Plutarch, wie sich das Ende von Sullas Herrschaft vollzog.
Plutarchs Version zufolge beendete Sulla seine Herrschaft als Diktator mit einem Triumphzug und einem Fest. Im Zuge dieser Feierlichkeiten erlaubte er es einer Reihe von Exilanten, in die Heimat zurückzukehren, gab sich selbst den Beinamen Felix („der Glückliche“) und pries vor dem Volk seine Leistungen. Im Anschluss daran gab er sein Amt auf und setzte damit die Republik wieder in ihren normalen Lauf; bei den anschließenden Konsulswahlen benahm er sich demonstrativ wie ein Privatmann und schritt nicht ein, als mit Lepidus einer seiner Gegner gewählt wurde.
Die Frage nach der Haltung Sullas zu seiner Herrschaft ist schwierig und auch von der Forschung nicht einhellig beantwortet. Offenbar dankt er ohne äußeren Grund ab und gibt die Herrschaft wieder an Volk und Senat zurück, was dafür sprechen würde, dass er sein Amt als „Diktator zur Abfassung von Gesetzen und zur Wiederherstellung der Republik“ (dictator legibus scribundis et rei publicae constituendae) auch als solches verstanden hat. Immerhin war auch diese außergewöhnliche Diktatur so konzipiert wie die ungeschriebene Verfassung der Republik es vorsah. Denn ein Diktator wurde nach dem üblichen Prozedere nur bestellt, wenn es ein konkretes Problem zu lösen galt, dem die Konsuln nicht Herr wurden, in der Regel ein äußerer Feind oder aber auch die Notwendigkeit, kultische Handlungen zu vollziehen, wenn beide Konsuln fern von Rom waren. In diesem Fall wurde die Diktatur ausgerufen, damit Sulla den Staat nach dem blutigen Bürgerkrieg zwischen Optimaten und Popularen wieder in geregelte Bahnen lenken sollte – was ihm auch gelang. Andererseits kann man durchaus argumentieren, dass er mit seinen Veteranen und einem loyalen Senat im Rücken nichts zu befürchten hatte und darüber hinaus schon lange an einer Krankheit litt, die möglicherweise das Regieren erschwerte.
Welche Gründe Sulla auch bewogen haben mögen, die Alleinherrschaft wieder abzugeben, so war er doch der Letzte Römer der Republik, der von einer solch herausragenden Position freiwillig wieder zurücktrat. Damit handelte er entschieden anders als Caesar Jahrzehnte später, der ermordet wurde, weil er seine Machtfülle nicht mindern wollte. Als eine Art Mittelweg zwischen dem Machtverzicht Sullas und dem Absolutheitsanspruch Caesars sollte später Augustus den Prinzipat erfinden. Somit lässt sich sagen, dass in den Köpfen der Nobilität die „Verfassung“ der Republik immerhin noch so intakt war, dass Sulla vordergründig von der Macht zurücktreten konnte – Pompeius, Caesar oder Augustus agierten schon unter ganz anderen Vorzeichen, für sie war die Abgabe der Macht keine Option mehr. Sulla hatte die Republik noch einmal aus optimatischer Perspektive instand gesetzt, aber am Ende würde sie auch nur noch ca. 30 Jahre bestehen bis zu den letzten Bürgerkriegen der Republik.
Siehe zu Sulla auch die Berichte zu seinem Marsch auf Rom und zu seinem Titel.