Christ, K., Sulla. Eine römische Karriere, München: Beck 42011, 122-155. (V. Diktatur und VI.I Wirkung. Die Destruktion der sullanischen Ordnung)
Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Jan Seehusen
Lizenz: CC-BY-NC-SA
1) Fassen Sie in höchstens vier Sätzen das Ziel, die Motivation und den Charakter des Sullanischen Gesetzeswerkes zusammen, das der Diktator um 80 v. Chr. erließ (Textseiten 122-124).
2) Skizzieren Sie im Folgenden das Reformwerk Sullas im Hinblick auf den Senat, die Magistrate, die Ritter, die Plebs, die Volkstribune, die Gerichtshöfe und die römische Religion (Textseiten 124-130). Erläutern Sie anschließend, inwiefern diese zu einer Stärkung der senatorischen Macht führten.
3) Schildern Sie die Lage nach Sullas Tod und gehen Sie dabei besonders auf die Rolle des Pompeius ein (Textseiten 140-145). Erläutern Sie dann, in welchen Bereichen das Sullanische Gesetzeswerk zurückgenommen wurde (Textseiten 146-147) und in welchen es Bestand hatte (Textseite 154).
4) Christ geht in dem vorliegenden Auszug ebenfalls darauf ein, dass spätere Feldherrn und Lenker der späten Römischen Republik ähnlich wie Sulla handelten. Der Autor schreibt: „Sullas Handeln wurde dann in den neuen Bürgerkriegssituationen von 49 und 43 v. Chr. in erschreckender Weise wiederholt oder zumindest geplant“ (Textseite 154). Beurteilen Sie dieses Zitat im Zusammenhang mit den Protagonisten, die Sie aus dieser Zeit kennen. Ziehen Sie bei Unsicherheiten ggf. den Podcast 6 (Römische Republik) zu Rate.
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Forschungstradition des Autors
Prof. Dr. Karl Christ (†) war Professor für Alte Geschichte an der Universität Marburg. Nach dem Studium und der Promotion in Tübingen und Zürich habilitierte er sich 1959 in Marburg, wo er danach den Lehrstuhl für Alte Geschichte innehatte. Trotz Rufen an die Universitäten Aachen und Zürich forschte und lehrte er dort bis zu seiner Emeritierung 1988.
Christs großes Vermächtnis, das er der Alten Geschichte hinterlassen hat, besteht vor allem in der Veröffentlichung von Standardwerken wie der ‚Römischen Geschichte‘, die bis heute in Studium, Forschung und Lehre Eingang finden. Christ, der vor seinem Studium bis 1944 im Kriegsdienst war und danach in sowjetische Gefangenschaft geriet, beschäftigte sich ebenfalls mit der Geschichte des Nationalsozialismus; sein akademischer Schüler Volker Losemann wurde über die Rolle des Fachs Alte Geschichte im Nationalsozialismus promoviert.
Erläuterung missverständlicher, schwieriger und wichtiger Stellen für das Textverständnis
Karl Christ widmet sich in seinem vorliegenden Buchauszug einer prominenten Gestalt der späten Römischen Republik, deren Handeln für andere Potentaten dieser Zeit wegweisend werden sollte: Lucius Cornelius Sulla. Als römischer Konsul stieg Sulla im cursus honorum der Republik auf und konnte sich gegen den popularen Politiker und Feldherrn Marius durchsetzen, um den Oberbefehl im Krieg gegen Mithridates VI. zu erhalten. Für Sullas Handeln ist erstens sein erster Marsch auf Rom von Bedeutung, den er vollzog, um sich dieses Oberbefehls zu versichern und politische Gegner kaltzustellen. In einer bisher beispiellosen Grausamkeit fanden die ersten Proskriptionen statt: die Verfolgung und Ermordung politischer Gegner, deren Vermögen daraufhin eingezogen wurde.
Der vorliegende Textauszug setzt nach dem Krieg gegen Mithridates (auch der 1. Mithridatische Krieg) ein. Als Sulla sich in erneuten Schlachten und einem zweiten Marsch auf Rom gegen weitere politische Oppenenten durchgesetzt hatte, erließ er sein Gesetzeswerk, das Althistoriker bis heute beschäftigt. Kennzeichnend für die sogenannten leges Corneliae ist Sullas Handeln als Optimat, d.h. als konservativer Politiker der Senatorenschicht. Sullas Gesetze, denen seine Stellung als vom Senat offiziell ernannter Diktator zugrunde gelegen habe (Textseite 122), seien nicht mit dem Ziel zur Errichtung einer „absoluten Monarchie“ (Textseite 122), sondern zur Restitution der aristokratischen Machtstellung (v.a. des Senats) erlassen worden (Textseite 122). Dementsprechend seien ebenfalls alte Traditionen respektiert und beibehalten, aber auch ergänzt worden (Textseite 123). Insgesamt lasse sich deutlich erkennen, dass es keine „Summe von Einzel- oder Fallentscheidungen“ (Textseite 123), die Sulla traf, sondern dass die Gesetze Teil eines umfassenden Corpus mit der eben erläuterten Motivation waren (Textseiten 123-124).
Dies soll an ausgewählten Stellen deutlich gemacht werden, die Christ bespricht. Der Senat sei die bedeutendste Institution unter Sulla geworden; Christ verdeutlicht dies daran, dass die Zahl der Senatsmitglieder auf 600 erhöht worden sei (Textseite 124). Alle 20 Quaestoren, d.h. die Magistrate mit dem niedrigsten Amt, seien nach dem Ablauf ihrer einjährigen Amtszeit automatisch in die Körperschaft aufgenommen worden (Textseite 124). Der Konsulat sei unter dem Diktator ebenfalls gestärkt worden: Allein die Zunahme der Kompetenzen des Senats, den der Konsul leitete, verdeutliche dies (Textseite 126). Wichtige weitere Maßnahmen Sullas seien ebenfalls die Beschneidung des Volkstribunats, das vor Sulla ein Vetorecht für die Gesetze des Senats besaß, und die ausschließliche Besetzung der Gerichtshöfe für Straftatbestände mit Senatoren gewesen (Textseite 128-129).
Christ ist deutlich um eine differenzierte Beurteilung der Sullanischen Reformen bemüht und wendet sich etwa gegen die in der Forschung verbreitete Meinung, das Volkstribunat sei durch Sulla „völlig kupiert“ (Textseite 128) worden. Dennoch kann er nicht umhin auszuführen, dass Sullas Handeln von seinen Nachfolgern vielfach kopiert und so der Fall der Republik beschleunigt wurde (Textseiten 152-153). Führt man sich bekannte Beispiele vor Augen, steht an vorderster Stelle die Überquerung des Rubicon durch Caesar und dessen Marsch auf Rom im Jahre 49 v. Chr., als der Senat vom Feldherrn die Niederlegung seines Konsulates und die Auflösung seines Heeres forderte. Was die unter Sulla erstmals durchgeführten Proskriptionen betrifft, so ist vor allem auf den Terror des Zweiten Triumvirats, bestehend aus Marcus Antonius, Octavian und Lepidus, hinzuweisen, dem als berühmteste Figur Cicero 43 v. Chr. zum Opfer fiel.