05 – Sulla und das Zeitalter der Bürgerkriege

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Werner Rieß
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Römische Geschichte I: Die Republik

05 – Sulla und das Zeitalter der Bürgerkriege

Im letzten Podcast haben wir von den gescheiterten Reformen der Gracchen gehört. In Rom herrschte dadurch Reformstau. Die Probleme verschlimmerten sich dadurch zusehends, die Stimmung wurde immer explosiver. Außenpolitische Bedrohungen taten das Ihrige, das System der Republik immer mehr zu destabilisieren. Der Krieg gegen König Jugurtha von Numidien in den Jahren 111-105 drohte zum Debakel zu werden.
Einmal mehr offenbarte sich nach den schweren Kämpfen um Numantia die Unfähigkeit der römischen Führungsschicht. Marius gelang es schließlich, Jugurtha niederzuwerfen, dem jungen Sulla gelang seine Auslieferung.
Parallel zu den Kämpfen in Nordafrika braute sich im Norden eine große Gefahr zusammen. Die Germanenstämme der Kimbern und Teutonen schlugen 113 ein römisches Heer in Noricum, besiegten 109 ein konsularisches Heer an der Rhône und vernichteten 105 bei Arausio, dem heutigen Orange, zwei konsularische Heere. Damit lag Italien offen, in Rom brach eine Angstpsychose aus. Doch da die Germanen nach Spanien weiterzogen, gewann Rom Zeit. Marius führte eine grundlegende Heeresreform durch und es gelang ihm, die Germanen in zwei Schlachten getrennt zu schlagen. Die Heeresreform des Marius ist insofern grundlegend, als ihre sozialpolitischen Folgen die kommenden Jahrzehnte entscheidend prägten und die Krise militarisierten. Da der italische Bauernstand geschwächt war und sich aus dieser Schicht nicht mehr genügend Soldaten rekrutieren ließen, öffnete Marius das Heer denen, die gar nichts hatten außer ihren Nachkommen, den Proletariern, und rüstete sie auf Staatskosten aus. Tausende von Freiwilligen strömten nun zu den Waffen; damit war aber das römische Heer kein Milizheer mehr. Der Feldherr rückte für die Soldaten in die Position eines Patrons ein, der für ihr Wohlergehen verantwortlich war. In anderen Worten, die Feldherren gewannen nun eine immense, bewaffnete Klientel, die durchaus auch für eigene Zwecke einsetzbar war. Infolge dieser Reform proletarisierte und professionalisierte sich das Heer, aber es politisierte sich auch. Die Heeresklientel der Späten Republik diente schließlich nur noch den politischen Zielen ihres Patrons, nicht mehr dem Abstraktum Republik. Der Besitzerwerb dieser Soldaten erfolgte durch Sold, Beute und Landzuweisungen als Veteran, für alle drei Säulen war der Feldherr verantwortlich.
Wir könnten sagen, dass die Notwendigkeit der Bewältigung von umfassenden Herrschaftsaufgaben und natürlich auch der Reformstau das Milizwesen zerstört hatte, und die veränderte Heeresstruktur ihrerseits zum Untergang der Republik nicht unwesentlich beitrug. Die politisierenden Heerführer militarisierten mit der ihnen treu ergebenen Heeresklientel die Innenpolitik, das Zeitalter der Bürgerkriege war angebrochen.
Konkret rüstete Marius alle Soldaten gleich aus und schaffte damit die Dreitreffenordnung ab. Um den germanischen Haufen standhalten zu können, fasste er die beweglichen Manipel zu einer neuen taktischen Einheit zusammen, der Kohorte, damit war nun das römische Aufgebot so beweglich wie zuvor, aber gleichzeitig auch stärker aufgestellt. Caesar sollte die Kohortenstruktur dann zur Vollendung führen. Marius unterwarf seine Soldaten einem eisernen Drill und kümmerte sich persönlich um alles. Damit wurde er zu einer charismatischen Identifikationsfigur, der in der Folgezeit entscheidende Siege gelangen.
Mit den außenpolitischen Erfolgen waren die innenpolitischen Probleme jedoch keineswegs beseitigt. Lucius Appuleius Saturninus spielte als Volkstribun in den Jahren nach 100 eine höchst zweifelhafte Rolle. Einerseits war Marius bei der Veteranenversorgung auf ihn angewiesen, andererseits billigte selbst Marius die rabiaten Methoden des Volkstribunen nicht. Schließlich erließ der Senat ein senatus consultum ultimum, sprach also den Staatsnotstand aus, und Saturninus wurde getötet. Marius‘ Ruf war damit schwer beschädigt, es folgten Jahre der konservativen Reaktion.
Marcus Livius Drusus war schließlich ein Hoffnungsträger, dem man aufgrund seiner familiären Herkunft zutraute, die tiefe Kluft zwischen Optimaten und Popularen zu überwinden. Sein Vater war 122 gegen Caius Gracchus vorgegangen, er selbst begann seine Karriere als gemäßigter Optimat, wurde dann jedoch Popular und versuchte die Probleme umfassend zu lösen, insbesondere plädierte er für das römische Bürgerrecht für alle Italiker. Als er jedoch 91 v. Chr. einem geheimen Mordanschlag zum Opfer fiel, waren alle Hoffnungen begraben; das Attentat war das Fanal für das Ausbrechen des Bundesgenossenkrieges 91-89 v. Chr. Ursprünglich war es den Bundesgenossen um die Erringung des römischen Bürgerrechts gegangen, doch als dies über Jahrzehnte ein bloßer Wunschtraum blieb, wandten sie sich tief frustriert einem anderen Ziel zu, der Gründung eines Staates der Italiker, unabhängig von Rom. Sogar eine Hauptstadt erkor man sich, Corfinium. In Analogie zum römischen Senat gründete man einen italischen Senat von 500 Mitgliedern, man wählte zwei Oberbeamte und 12 Prätoren. Sogar eigene Münzen wurden geprägt mit dem Kopf der Italia mit oskischer Beischrift. Der Krieg wurde mit äußerster Erbitterung geführt, offenbar gab es fanatische Kräfte, die ihn schon seit geraumer Zeit vorbereitet hatten. Gefährlich war natürlich auch, dass die Bundesgenossen die römische Kampfweise ja bestens kannten, sie kämpften selbst wie die Römer. Diese mussten anfangs empfindliche Niederlagen einstecken. Gnaeus Pompeius Strabo gelang es schließlich Asculum einzunehmen.
Aber auch gesetzgeberisch kamen die Römer den Aufständischen entgegen und spalteten sie geschickt auf. Die lex Iulia de civitate sociis danda verlieh allen Latinern und Bundesgenossen, die nicht gegen Rom kämpften, das römische Bürgerrecht. Ein Jahr später ermöglichte die lex Plautia Papiria allen freien Bundesgenossen bis zum Po Bürger zu werden, sofern sie innerhalb von 60 Tagen die Waffen niederlegten. Dieses Gesetz hatte durchschlagenden Erfolg, die Kämpfe flauten hierauf rasch ab. Im gleichen Jahr ergänzte eine lex Pompeia noch diese Italikergesetzgebung, alle Bundesgenossen nördlich des Po bekamen nun das latinische Recht, das ius Latii. D.h. wer ein politisches Amt in einer Stadt bekleidete, wurde automatisch römischer Bürger. Politisches Engagement lohnte sich also ganz konkret.
Das vielschichtige Bundesgenossensystem war damit entscheidend nivelliert. Von nun an sprach man, wenn man von den italischen Gemeinden sprach, nur noch von municipia et coloniae. Das politische Leben zentralisierte sich nun noch mehr in Rom, das Staatsgebiet der urbs war mit dem Gebiet Italiens bis zum Po identisch geworden. Und obwohl die meisten Neubürger ihre politischen Rechte in der Hauptstadt nicht ausüben konnten, entstand ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl der Vollbürger der italischen Halbinsel.
Im Jahre 88 war Sulla zum Konsul gewählt worden, da erreichte Rom eine schockierende Nachricht: Mithridates VI. Eupator von Pontos hatte an einem Tag angeblich 80.000 Römer und Italiker in Kleinasien ermorden lassen. Sulla erhielt den Oberbefehl gegen Mithridates, doch war diese Entscheidung nicht unumstritten. Der Volkstribun Publius Sulpicius Rufus drängte Sulla in Straßenkämpfen aus der Stadt und brachte den Oberbefehl für Marius durch. Daraufhin sammelte Sulla seine Truppen und marschierte von Nola aus mit vier Legionen auf Rom. Zum ersten Mal in der Geschichte Roms marschierte also ein römischer Feldherr mit feindlicher Absicht auf Rom. Damit war ganz offenbar, dass eine Berufsarmee auch gegen den Staat einsetzbar war. Sulla brach den Widerstand rasch. Rufus wurde auf der Flucht getötet, Marius floh nach Afrika.
Da Sulla rasch gegen Mithridates ziehen wollte, nahm er sich nur wenig Zeit für die Innenpolitik. Er hob aber die sulpicischen Gesetze auf und ließ Lucius Cornelius Cinna, den Konsul für 87, der ihm suspekt war, einen feierlichen Eid schwören, dass er in seiner Abwesenheit nichts gegen den neuen Kurs unternehmen würde. Von 87-84 ging Sulla in den Osten. Seine Kämpfe gegen Mithridates und die Eroberung Athens müssen hier außen vor bleiben. Konzentrieren wir uns auf die weitere Entwicklung in Rom und Italien.
Sobald Sulla außer Landes war, erklärte Cinna ihn zum Staatsfeind und beging Greueltaten an den Optimaten. Bis 84 beherrschte Cinna Rom, was für die Konservativen eine Schreckensherrschaft darstellte. Für die Massen stellte sich seine Regentschaft wohl positiver dar: Es gab einen großzügigen Schuldenerlass, die Währung stabilisierte sich, die Neubürger wurden auf alle 35 Tribus verteilt. Als Sulla 83 v. Chr. in Italien landete, kam es zum offenen Bürgerkrieg. Cinna wurde bei einer Meuterei von seinen eigenen Leuten getötet.
Für Etrusker und Samniten war dieser Bürgerkrieg eine Neuauflage des Bundesgenossenkrieges. Im Jahre 82 kam es zur Entscheidungsschlacht an der Porta Collina gegen die Samniten, die Sulla quasi vollständig vernichtete. Für die Jahre 82 und 81 war Rom ohne Konsuln; wir sehen also, wie sehr die Verfassung durch die Ereignisse in Mitleidenschaft gezogen war. In dieser Situation schuf sich Sulla eine Ausnahmemagistratur auf unbeschränkte Zeit zur Neuordnung des Staates. Er nennt sich nun dictator legibus scribundis et rei publicae constituendae. Grundlage ist nicht mehr der Senat, sondern der angebliche consensus universorum, ein interessantes Konzept, dessen sich auch Augustus bedienen wird. Diese neue Form der Diktatur ist sozusagen das innerstaatliche Gegenstück zur alten Diktatur bei äußeren Notlagen.
Zu Sullas Maßnahmen: Zunächst systematisierte Sulla die Rache an seinen politischen Gegnern in einem bis dahin unbekanntem Ausmaße. Tausende von unliebsamen Personen wurden auf die berüchtigten Proskriptionslisten gesetzt, also für vogelfrei erklärt. Sie durften ungestraft getötet werden, ihr Eigentum fiel an den Staat, sprich an die Günstlinge Sullas. Gegen „populare“ Städte wurde brutal vorgegangen, sie mussten Land für Sullas Veteranen bereitstellen. In den leges Corneliae ordnete Sulla den Staat in seinem Sinn neu. Die Zahl der Senatoren wurde durch die Aufnahme von Rittern von 300 auf 600 erhöht, damit die Bedeutung des Ritterstandes weiter geschwächt. Das Volkstribunat wurde stark beschnitten, insbesondere durfte ein gewesener Volkstribun kein weiteres Amt mehr bekleiden, was das Volkstribunat für ehrgeizige junge Männer völlig unattraktiv machte. Nur die Zenturiatskomitien dürfen noch über Gesetzesanträge entscheiden, nachdem sie der Senat genehmigt hatte; die Gesetzgebung war also ganz beim Senat monopolisiert, ebenso wie die Rechtsprechung. Sechs ständige Gerichtshöfe wurden eingerichtet, der cursus honorum festgelegt: Nach Bekleidung der Quästur erfolgt automatisch die Aufnahme in den Senat. Die Zahl der Prätoren erhöht sich von sechs auf acht. Damit geht eine Neuregelung der Provinzialverwaltung einher, die sogenannte lex Cornelia de provinciis ordinandis, die von einigen Althistorikern als unhistorisch eingeschätzt wird. Demnach werden die zehn Provinzen nun von den zehn Promagistraten verwaltet, also von zwei Proconsules und acht Proprätores. Was also ein Provisorium gewesen war, wird zur Dauereinrichtung. Nach dem Dienstjahr in Rom gehen die Magistrate nun als Statthalter in die Provinzen. Italien wird entmilitarisiert, Statthalter dürfen nur in ihrer eigenen Provinz Krieg führen. Damit versucht Sulla einen erneuten Bürgerkrieg zu verhindern. Größere Aufgaben, die provinzüberschreitendes Handeln erfordert hätten, konnten aber damit nicht bewältigt werden. D.h. auch die sullanische Ordnung trug dazu bei, dass der Staat immer wieder außerordentliche Kommanden verleihen musste und genau die unterhöhlten die Verfassung der Republik immer mehr. Um als zweiter Romulus zu gelten, erweitert Sulla das Pomerium. Auch den Jupitertempel baut er neu. Obwohl die konservativsten Regelungen bald nach seinem Tod rückgängig gemacht wurden, insbesondere wurde das Volkstribunat wiederhegestellt, blieben die meisten seiner Maßnahmen bis in die Kaiserzeit hinein in Kraft. Im Jahre 79 legte Sulla seine Diktatur aus freien Stücken nieder, die Gründe kennen wir nicht. Selbst den Zeitgenossen blieb er ein Rätsel.
Bei aller Brutalität kann man ihm eine gewisse gestalterische Kraft nicht absprechen. Es bleibt jedoch das Paradoxon, dass Sulla mit brachialer Gewalt Ordnung stiften wollte. Er verstand Gewalt als Mittel zum Zweck, um mit ihr eine bessere, d.h. konservativere Ordnung zu schaffen.
Die Entwicklung bis in die 50er Jahre soll hier nur in ganz groben Strichen nachgezeichnet werden. Die sullanische Ordnung erwies sich in ihren konservativsten Teilen als künstlich, das Rad der Geschichte konnte nicht mehr zurückgedreht werden. Als Pompeius und Crassus im Jahre 70 Konsuln waren, herrschte ein popularer Wind; in die sullanische Ordnung wurden Breschen geschlagen. Pompeius hatte sich seine Sporen im Krieg gegen Sertorius in Spanien verdient, 77-72 v. Chr.. Sertorius war ein römischer Offizier und Cinna-Anhänger, der 88 an der Wahl zum Volkstribunat gescheitert war. Als Prätor der Hispania Citerior baute er gute Beziehungen zu den Einheimischen auf und ab 80 fungierte er als Anführer der Lusitaner gegen die sullanische Verwaltung. Bald fanden sich viele Populare, Cinna-Anhänger und Marianer bei ihm ein. Wir sehen hier eine interessante Entwicklung: Konfliktfelder beginnen sich zu überlappen. Unmut in den Provinzen konnte mit innenpolitischen Kämpfen verknüpft werden. Letzten Endes wurde Sertorius von Perperna ermordet, dieser von Pompeius besiegt, im Grunde gab es doch eine Interessendivergenz zwischen Keltiberern und den römischen Anhängern des Sertorius.
In den Jahren 73-71 gelang es Crassus und Pompeius den Spartacus-Aufstand niederzuschlagen. Nie vorher und nie nachher lehnten sich so viele Sklaven und Arme gegen die römische Herrschaft auf. Wieder siegten die konservativen Kräfte.
Pompeius hatte sich immer wieder als fähiger Stratege erwiesen, ihm traute man große Dinge zu, auch im Jahre 67 den Kampf gegen die Seeräuberplage. Trotz Bedenken des Senates bekam Pompeius mit der lex Gabinia von 67 ein außerordentliches Kommando, mit dem er es schaffte, in angeblich 40 Tagen das Mittelmeer von den Seeräubern zu befreien. Das ist natürlich pompeianische Propaganda, Seeräuber gab es auch in der Kaiserzeit, gemeint ist wohl, dass er viele Piratennester an den Küsten niederbrennen konnte. So ausgewiesen, war Pompeius zu noch höherem berufen: Die lex Manilia, für die Cicero ausdrücklich plädierte, vertraute Pompeius den Krieg gegen Mithridates an, der immer noch nicht geschlagen war. In den Jahren 66 bis 62 operierte Pompeius im Osten, er war nun am Zenit seiner Macht und wuchs über die Beschränkungen der Republik hinaus. Er besiegte Mithridates und ordnete den Osten quasi neu. Syria und „Bithynia und Pontos“ wurden als zwei neue Provinzen eingerichtet. Im Falle des Pompeius sehen wir das Dilemma der Republik ganz deutlich: Sie war auf fähige Männer wie Pompeius angewiesen; ohne die außerordentlichen Kommandos waren die Dinge nicht mehr zu regeln, andererseits wuchsen diese Militärpotentaten gerade durch diese irregulären Kommandos aus der Republik hinaus und gebärdeten sich immer monarchischer. In Anlehnung an Alexander den Großen nannte er sich schließlich Pompeius Magnus, der Große, er fühlte sich außer- oder überhalb der Verfassung. Umso härter war die Konfrontation mit der Realität bei seiner Rückkehr.
In Rom war Pompeius eben kein Monarch, die Optimaten verwehrten ihm die Ratifizierung seiner Neuordnung im Osten und insbesondere die Versorgung seiner Veteranen mit Land. Diese Obstruktionspolitik von Seiten des Senats war alles andere als klug, drängte sie doch Pompeius dazu, sich andere Partner zu suchen, jenseits des Senats. Die Gründung des Ersten Triumvirats 60 v. Chr., bestehend aus Pompeius, Crassus und dem aufsteigenden Caesar, änderte das Kräftefeld der Politik. Mit vereinten Kräften konnten sie nun ihre Politik ungeniert am Senat vorbei machen, eine Zäsur, denn damit wurde deutlich, dass die Republik nicht mehr funktionierte. Zudem hatte sich ein Wandel im politischen Kraftfeld vollzogen: Früher waren außerordentliche Kommanden objektiv notwendig und hatten eine Wirkung auf die Innenpolitik, also einen sekundären Effekt (so bei Pompeius), jetzt drehte sich die Dynamik um: Um sich innenpolitisch aufzubauen, d.h. um sich eine starke Heeresklientel zu schaffen, brauchte man ein außerordentliches Kommando, es musste also eines künstlich, ohne Not, geschaffen werden, aus einer innenpolitischen Dynamik heraus. Im Prinzip war die alte populare Thematik bedeutungslos geworden, es gab nur noch ihre Fassade, ein Argumentationsmuster gegen innenpolitische Gegner, Optimaten, die noch an der überkommenen, aber sich allmählich auflösenden Ordnung festhielten.
Überspitzt könnte man also sagen: Caesars Kommando in Gallien, das er nach seinem Konsulat 59 v. Chr. durch die lex Vatinia bekam und das den Gallischen Krieg auslöste, war nur dazu gedacht, seine innenpolitische Stellung zu erhöhen. Nach dem Gallischen Krieg, der aus Caesars Sicht wohl nur Mittel zum Zweck war, hatte er also eine Machtstellung erreicht, die ihn auf einen Rang mit Pompeius hob, mit dem er nun in ein Kräftemessen eintreten konnte. Das Zeitalter der Bürgerkriege hatte begonnen.

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Quellen-Hinweise
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