Heeresreform des Marius

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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Sallust
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Sall. Iug. 86-87 – Original

[86] Huiusce modi oratione habita Marius, postquam plebis animos adrectos videt, propere commeatu, stipendio, armis aliisque utilibus navis onerat, cum his A. Manlium legatum proficisci iubet. ipse interea milites scribere, non more maiorum neque ex classibus, sed uti quoiusque lubido erat, capite censos plerosque. Id factum alii inopia bonorum, alii per ambitionem consulis memorabant, quod ab eo genere celebratus auctusque erat et homini potentiam quaerenti egentissumus quisque opportunissumus, quoi neque sua cara, quippe quae nulla sunt, et omnia cum pretio honesta videntur. Igitur Marius cum aliquanto maiore numero, quam decretum erat, in Africam profectus paucis diebus Uticam advehitur. exercitus ei traditur a P. Rutilio legato; nam Metellus conspectum Mari fugerat, ne videret ea, quae audita animus tolerare nequiverat. [87] Sed consul expletis legionibus cohortibusque auxiliariis in agrum fertilem et praeda onustum proficiscitur, omnia ibi capta militibus donat; dein castella et oppida natura et viris parum munita aggreditur, proelia multa, ceterum levia, alia aliis locis facere. interim novi milites sine metu pugnae adesse, videre fugientis capi aut occidi, fortissumum quemque tutissumum, armis libertatem patriam parentisque et alia omnia tegi, gloriam atque divitias quaeri. sic brevi spatio novi veteresque coaluere, et virtus omnium aequalis facta. At reges, ubi de adventu Mari cognoverunt, divorsi in locos difficilis abeunt. ita Iugurthae placuerat, speranti mox effusos hostis invadi posse, Romanos sicuti plerosque remoto metu laxius licentiusque futuros.
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Übersetzung: Axel W. Ahlenberg
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Übersetzung

[86] After having spoken to this effect, Marius, when he found that the minds of the populace were excited, immediately freighted vessels with provisions, pay, arms, and other necessaries, and ordered Aulus Manlius, his lieutenant-general, to set sail with them. He himself, in the mean time, proceeded to enlist soldiers, not after the ancient method, or from the classes, but taking all that were willing to join him, and the greater part from the lowest ranks. Some said that this was done from a scarcity of better men, and others from the consul’s desire to pay court to the poorer class, because it was by that order of men that he had been honored and promoted; and, indeed, to a man grasping at power, the most needy are the most serviceable, persons to whom their property (as they have none) is not an object of care, and to whom every thing lucrative appears honorable. Setting out, accordingly, for Africa, with a somewhat larger force than had been decreed, he arrived in a few days at Utica. The command of the army was resigned to him by Publius Rutilius, Metullus’s lieutenant-general; for Metullus himself avoided the sight of Marius, that he might not see what he could not even endure to hear mentioned. [87] Marius, having filled up his legions and auxiliary cohorts, marched into a part of the country which was fertile and abundant in spoil, where, whatever he captured, he gave up to his soldiers. He then attacked such fortresses or towns as were ill defended by nature or with troops, and ventured on several engagements, though only of a light character, in different places. The new recruits, in process of time, began to join in an encounter without fear; they saw that such as fled were taken prisoners or slain; that the bravest were the safest; that liberty, their country, and parents, are defended, and glory and riches acquired, by arms. Thus the new and old troops soon became as one body, and the courage of all was rendered equal.
The two kings, when they heard of the approach of Marius, retreated, by separate routes, into parts that were difficult of access; a plan which had been proposed by Jugurtha, who hoped that, in a short time, the enemy might be attacked when dispersed over the country, supposing that the Roman soldiers, like the generality of troops, would be less careful and observant of discipline when the fear of danger was removed.
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Autor_in: Tobias Nowitzki
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Sall. Iug. 86-87

Leitfragen:

1) Welche Punkte umfasste die Heeresreform des Marius nach dieser Quelle?

2) Wieso wird Marius diesen Schritt unternommen haben?

3) Welche Rückschlüsse lässt diese Quelle auf die etwaigen Langzeitfolgen dieser Entscheidung zu?

Kommentar:

Caius Marius war einer der einflussreichsten Römer an der Wende vom zweiten zum ersten vorchristlichen Jahrhundert. Er war als Feldherr erfolgreich gegen Iughurta in Afrika, ebenso wie gegen die gefürchteten Kimbern und Teutonen. Seine aber wohl am langfristigsten wirksame Maßnahme war eine grundlegende Reform des römischen Heeres, die Sallust in diesem Kapitel beschreibt. Sallust, ein Zeitgenosse Cäsars, beschreibt in seinem Bellum Iugurthinum die Ereignisse dieses Krieges und darunter auch die Heeresreform des Marius.

Marius, der soeben zum neuen Befehlshaber in Afrika ernannt worden war, benötigte Soldaten für seine Armee. Er rekrutierte jedoch seine Legionen nicht so, wie es bisher üblich gewesen war, sondern führte ein völlig neues Prinzip ein. Zuvor waren die römischen Heere nach der Zensusklassenordnung aufgestellt worden: In diesem Milizheer bestimmte sich die Waffengattung jedes Bürgers nach der Ausrüstung, die er sich leisten konnte. Da dafür ein gewisses Mindestvermögen vorhanden sein musste, bestand das Rückgrat der römischen Legionen aus den Kleinbauern, die es sich gerade leisten konnten, die Ausrüstung zu bezahlen. Nur wenige Besitzlose oder proletarii („Menschen, die nichts außer ihren Kindern besitzen“) waren Teil des Heeres. Marius bezahlte nun jedoch die Ausrüstung für die Soldaten und heuerte im Wesentlichen proletarii an, ein massiver Bruch mit der bisherigen Praxis.

Sallust nennt zwei von Zeitgenossen diskutierte Gründe: den Mangel an anderen Rekruten und die Absicht Marius, seiner Klientel der besitzlosen Massen zu Einfluss zu verhelfen. Sicherlich war Rom durch die Vielzahl an verlustreichen Kriegen in dieser Zeit (Kimbern und Teutonen, Jughurta, Spanische Kriege) personell stark belastet, und viele Kleinbauern klagten darüber, dass sie ihre Höfe zu lange nicht bewirtschaften konnten, weil sie an immer weiter entfernten Orten kämpfen sollten. Auch richtig wird die Vermutung sein, dass Marius diesen Massen einen Vorteil verschaffen wollte. Denn der Kriegsdienst war zwar gefährlich, brachte aber auch die Aussicht auf Beute mit sich. Und für diejenigen, die sogar hungerten, war vielleicht bereits die Aussicht auf Verpflegung im Heer Anreiz genug. Darüber hinaus wollte er sich jedoch sicherlich auch eine große, loyale Klientel schaffen, die gleichzeitig eine schlagkräftige Armee war. Schließlich würden die proletarii, wenn sie denn siegreich wären, ihm alles verdanken, was sie erbeutet hatten, und somit sicherlich bereit sein, auch andere Dinge für ihn zu tun – ihr Einsatz in den Bürgerkriegen zwischen Optimaten und Popularen zeigt dies nur zu deutlich. Und vielleicht wusste Marius auch, dass diese Männer motivierter sein dürften zu kämpfen als diejenigen, die etwas zu verlieren hatten, diesen Punkt erwähnt auch Sallust.

Die Heeresreform des Marius war militärisch ein voller Erfolg, führte jedoch langfristig zu großen Problemen. Da nun ganze Heere im Grunde von ihren Feldherren komplett abhängig waren, verlagerte sich ihre Loyalität mit der Zeit. Nicht mehr dem Senat, sondern ihrem Feldherren, der für sie im Grunde ein Patronus war, waren sie in erster Linie loyal ergeben. Damit war der Grundstein dafür gelegt, dass Sulla, Marius, Cinna, Cäsar, Marcus Antonius oder Pompeius ihre jeweiligen Veteranen nach Ende ihres Dienstes wieder zu sich rufen konnten, um sie gegen andere römische Bürger in die Schlacht zu führen. Dabei spielte auch die Verrohung von Soldaten eine Rolle, die nun Berufssoldaten waren und jedes Jahr im Feld standen – anders als die Kleinbauernmilizen kannten sie kaum noch den Frieden und waren immer auf Beute aus. Woher diese kam, war ihnen im Grunde gleich, sie hegten keine Loyalität zu Rom oder dem Senat als solchem, lediglich zu ihrem Feldherren. Diese Entwicklung war ein erster Riss im Gefüge der Republik und führte später mit zu ihrem Untergang.

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Podcast-Hinweise
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Siehe zu Marius auch den Bericht zu dessen Herrschaft in Rom. Zur Heeresklientel siehe auch die Berichte zu den Kommandos Cäsars und Pompeius‘ und den zu Sullas Marsch auf Rom.

Proskriptionen

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Autor_in: Cicero
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Cic. S. Rosc. 21-25 – Original

[21] ne diutius teneam, iudices, societas coitur. cum nulla iam proscriptionis mentio fieret, cum etiam qui antea metuerant redirent ac iam defunctos sese periculis arbitrarentur, nomen refertur in tabulas Sex. Rosci, hominis studiosissimi nobilitatis; manceps fit Chrysogonus; tria praedia vel nobilissima Capitoni propria traduntur, quae hodie possidet; in reliquas omnis fortunas iste T. Roscius nomine Chrysogoni, quem ad modum ipse dicit, impetum facit. haec omnia, iudices, imprudente L. Sulla facta esse certo6 scio. [22] neque enim mirum, cum eodem tempore et ea quae praeterita sunt reparet et ea quae videntur instare praeparet, cum et pacis constituendae rationem et belli gerendi potestatem solus habeat, cum omnes in unum spectent, unus omnia gubernet, cum tot tantisque negotiis distentus sit ut respirare libere non possit, si aliquid non animadvertat, cum praesertim tam multi occupationem eius observent tempusque aucupentur ut, simul atque ille despexerit, aliquid huiusce modi moliantur. huc accedit quod, quamvis ille felix sit, sicut est, tamen in tanta felicitate nemo potest esse in magna familia qui neminem neque servum neque libertum improbum habeat. [23] interea iste T. Roscius, vir optimus, procurator Chrysogoni, Ameriam venit, in praedia huius invadit, hunc miserum, luctu perditum, qui nondum etiam omnia paterno funeri iusta solvisset, nudum eicit domo atque focis patriis disque penatibus praecipitem, iudices, exturbat, ipse amplissimae pecuniae fit dominus. qui in sua re fuisset egentissimus, erat, ut fit, insolens in aliena; multa palam domum suam auferebat, plura clam de medio removebat, non pauca suis adiutoribus large effuseque donabat, reliqua constituta auctione vendebat. [24] quod Amerinis usque eo visum est indignum ut urbe tota fletus gemitusque fieret. etenim multa simul ante oculos versabantur, mors hominis florentissimi, Sex. Rosci, crudelissima, fili autem eius egestas indignissima, cui de tanto patrimonio praedo iste nefarius ne iter quidem ad sepulcrum patrium reliquisset, bonorum emptio flagitiosa, possessio, furta, rapinae, donationes. nemo erat qui non ardere omnia mallet quam videre in Sex. Rosci, viri optimi atque honestissimi, bonis iactantem se ac dominantem T. Roscium. [25] itaque decurionum decretum statim fit ut decem primi proficiscantur ad L. Sullam doceantque eum qui vir Sex. Roscius fuerit, conquerantur de istorum scelere et iniuriis, orent ut et illius mortui famam et fili innocentis fortunas conservatas velit. atque ipsum decretum, quaeso, cognoscite. DECRETVM DECVRIONVM. legati in castra veniunt. intellegitur, iudices, id quod iam ante dixi, imprudente L. Sulla scelera haec et flagitia fieri. nam statim Chrysogonus et ipse ad eos accedit et homines nobilis adlegat qui peterent ne ad Sullam adirent, et omnia Chrysogonum quae vellent esse facturum pollicerentur.
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Übersetzung: C.D. Yonge
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Übersetzung

[21] As at this time there was no mention of a proscription, and as even those who had been afraid of it before, were returning and thinking themselves now delivered from their dangers, the name of Sextus Roscius, a man most zealous for the nobility, is proscribed and his goods sold; Chrysogonus is the purchaser; three of his finest farms, are given to Capito for his own, and he possesses them to this day; all the rest of his property that fellow Titus Roscius seizes in the name of Chrysogonus, as he says himself. This property, worth six millions of sesterces, is bought for two thousand. I well know, O judges, that all this was done without the knowledge of Lucius Sulla; [22] and it is not strange that while he is surveying at the same time both the things which are past, and those which seem to be impending; when he alone has, the authority to establish peace, and the power of carrying on war; when all are looking to him alone, and he alone is directing all things; when he is occupied incessantly by such numerous and such important affairs that he cannot breathe freely, it is not strange, I say, if he fails to notice some things; especially when so many men are watching his, busy condition, and catch their opportunity of doing something of this sort the moment he looks away. To this is added, that although he is fortunate, as indeed he is, yet no man can have such good fortune, as in a vast household to have no one, whether slave or freedman, of worthless character. [23] In the meantime Titus Roscius, excellent man, the agent of Chrysogonus, comes to Ameria; he enters on this man’s farm; turns this miserable man, overwhelmed with grief, who had not yet performed all the ceremonies of his father’s funeral, naked out of his house, and drives him headlong from his paternal hearth and household gods; he himself becomes the owner of abundant wealth. He who had been in great poverty when he had only his own property, became, as is usual, insolent when in possession of the property of another; he carried many things openly off to his own house; he removed still more privily; he gave no little abundantly and extravagantly to his assistants; the rest he sold at a regular auction. [24] Which appeared to the citizens of Ameria so scandalous, that there was weeping and lamentation over the whole city. In truth, many things calculated to cause grief were brought at once before their eyes; the most cruel death of a most prosperous man, Sextus Roscius, and the most scandalous distress of his son; to whom that infamous robber had not left out of so rich a patrimony even enough for a road to his father’s tomb; the flagitious purchase of his property, the flagitious possession of it; thefts, plunders, largesses. There was no one who would not rather have had it all burnt, than see Titus Roscius acting as owner of and glorying in the property of Sextus Roscius, a most virtuous and honourable man. [25] Therefore a decree of their senate is, immediately passed, that the ten chief men should go to Lucius Sulla, and explain to him what a man Sextus Roscius had been; should complain of the wickedness and outrages of those fellows, should entreat him to see to the preservation both of the character of the dead man, and of the fortunes of his innocent son, And observe, I entreat you, this decree— [here the decree is read] —The deputies come to the camp. It is now seen, O judges, as I said before, that these crimes and atrocities were committed without the knowledge of Lucius Sulla. For immediately Chrysogonus himself comes to them, and sends some men of noble birth to them too, to beg them not to go to Sulla, and to promise them that Chrysogonus, will do everything which they wish.
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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Tobias Nowitzki
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Cic. S. Rosc. 21-25

Leitfragen:

1) Welche Vorfälle liegen dem Prozess zugrunde, in dem Cicero als Verteidiger seine Rede hielt?

2) Welche Einstellung Ciceros gegenüber Sulla lässt sich aus dieser Quellenstelle erkennen?

3) Welche Rückschlüsse lässt diese Rede auf Sullas Herrschaft zu?

Kommentar:

In einer seiner frühesten Reden ist Cicero als Verteidiger eines gewissen Sextus Roscius aus Ameria bestellt, der des Vatermordes angeklagt ist. In dieser Stelle gibt Cicero einen Einblick in die Ereignisse um den Tod des Vaters, der ebenfalls den Namen Sextus Roscius trug.

Zeitlich fallen die Ereignisse in die Herrschaft des Diktators Sulla und damit die Zeit der Proskriptionen, der Todeslisten Sullas. Wer auf dieser Liste stand, war vogelfrei, d.h. durfte ermordet werden, und der Mörder durfte das Vermögen des Opfers behalten, was für einen meist schnellen Tod der Reichen auf den Listen sorgte. Sextus Roscius stand jedoch ursprünglich auf keiner dieser Listen, so Cicero, wurde aber dennoch von Chrysogonus, einem Handlanger Sullas, und dessen Männern getötet, sein Name nachträglich auf die Liste gesetzt. Die Mörder bemächtigten sich seines Besitzes und trieben den trauernden Sohn aus dem Haus, der nun auch noch des Vatermordes bezichtigt wurde. Dass die Proskription nicht von Sulla autorisiert gewesen war, ist daran ersichtlich, dass Chrysogonus alles unternimmt, um die Amerianer davon abzuhalten, eine Gesandtschaft zum Diktator zu senden.

Diese Stelle der Rede lässt interessante Einblicke in die Einstellung Ciceros gegenüber Sulla zu. Er gibt sich alle Mühe, Sulla in einem möglichst guten Licht dastehen zu lassen und gibt alle Schuld Chrysogonus, der angeblich Sullas staatstragenden Arbeitseifer ausgenutzt habe, um sich zu bereichern. Mehrmals legt er Wert darauf, dass Sulla keine Schuld trifft, sondern nur seinen Handlanger. Dies ist wohl kaum als Ciceros tatsächliche Meinung auszulegen, wir haben es hier vielmehr mit einer Prozessrede zu tun, in der nicht immer die Wahrheit gesagt wurde. Es ist Selbstschutz, den Cicero hier betreibt, denn er kann nicht den Eindruck erwecken, dass er den Diktator bezichtige – obwohl dieser immerhin die Proskriptionen initiiert hatte, unter deren Deckmantel Chrysogonus mordete. Hätte Cicero dies getan, wäre er womöglich selbst in Gefahr geraten, und sein Klient sicher nicht freigesprochen worden.

Dies lässt auch Rückschlüsse auf Sullas Herrschaft zu. Offenbar war es für geschickte und mutige Redner möglich, auch seine direkten Handlanger zu belangen und vor Gericht zu schlagen – immerhin hatte Sulla auch die Republik formell intakt gelassen. Und eine zu offensichtliche Günstlingswirtschaft hätte seinem Ruf geschadet, die Republik gerettet zu haben. Einfacher war es für Sulla, in einzelnen Fällen wie diesem, Handlanger als Bauernopfer zu nutzen, um selbst besser dazustehen.

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Siehe zu Sulla auch die Berichte zu seinem Marsch auf Rom, seiner Herrschaft in Rom und seinem Tod.

Bundesgenössische Münze

Link zum Original

 

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Tobias Nowitzki
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Bundesgenössischer Denar, 90-88 v. Chr.

Leitfragen:

1) Was ist auf der Münze im Einzelnen zu sehen?

2) Wieso wurden gerade diese Motive auf die Münze geprägt?

3) Welche Rückschlüsse lassen die Abbildungen auf der Münze über das Verhältnis der Herausgeber gegenüber Rom zu?

Kommentar:

Bei der vorliegenden Münze handelt es sich um einen Denar, der zwischen 90 und 88 v. Chr. von den von Rom abgefallenen Bundesgenossen geprägt wurde. Er fällt somit in die Zeit des sogenannten Bundesgenossenkrieges. Auf der Vorderseite sehen wir die Göttin Italia, Personifikation Italiens, ihr Name steht in oskischer Schrift neben ihr. Auf dem Kopf trägt sie einen Lorbeerkranz, das Symbol für Sieg und Triumph. Auf der Rückseite sehen wir einen Soldaten mit Bewaffnung, der mit dem Fuß auf ein römisches Feldzeichen tritt, rechts neben ihm auf dem Boden liegt ein Stier. Eine Umschrift ist auf der Rückseite erkennbar, aber nicht mehr leserlich.

Die Münze stammt aus der Zeit des Bundesgenossenkrieges, dies wird aus mehreren Details deutlich. Zuerst einmal weist die oskische Schrift darauf hin, dass es sich hierbei nicht um eine römische Prägung handelt, die die lateinische Schrift genutzt hätte. Nichtrömische italische Prägungen kennen wir jedoch nur aus den Jahren 90 bis 88 v. Chr., als ein großer Teil der römischen Bundesgenossen vom vormaligen Oberherren abfiel und einen Krieg gegen Rom begann. Dieser hatte sich an der Frage des Wahlrechts der Bundesgenossen in Rom selbst und damit der Teilhabe an der Macht im Staate entzündet und wurde bald mit großer Härte und Erbitterung auf beiden Seiten geführt. Im Zuge des Krieges begannen die Bundesgenossen, sich so sehr von Rom zu lösen, dass sie nicht mehr dort das Wahlrecht anstrebten, sondern ein vereinigtes Italien ohne die Oberherrschaft Roms – sogar eine eigene Hauptstadt namens Italia war im Gespräch. Daher rührt auch die Symbolik der Italia auf der Münze; es soll symbolisch gezeigt werden, dass Rom gegen ganz Italien stünde und daher chancenlos sei. Dieselbe Symbolik bedient der Soldat auf der Rückseite, der ein römisches Feldzeichen in den Staub tritt. Der Stier ist das Symbol des italischen Widerstandes gegen Rom; auf anderen Münzen sehen wir ihn, wie er die kapitolinische Wölfin tötet.

Somit ist diese Münze nicht nur Ausdruck eines gewachsenen Selbstbewusstseins der ehemaligen Bundesgenossen gegenüber Rom, sondern auch einer hohen Zuversicht in den militärischen Sieg. Da der Bruch nun einmal vorhanden war, wollte man keinen Krieg führen, nur um unter römischer Herrschaft ein wenig mehr Rechte zu haben. Nein, man wollte sich von der römischen Oberhoheit ganz befreien – wenn auch niemand etwas dagegen einzuwenden hatte, dass das neue, vereinigte Italien weiterhin große Teile des Mittelmeerraumes beherrschen würde. Aus Sicht der Bundesgenossen war es ohnehin so, dass ihre Militärkontingente einen großen, wenn nicht den weit größeren Anteil an den Eroberungen Roms hatten. Auch daher stammte das neue Selbstbewusstsein der Bundesgenossen: Sie waren das Rückgrat der römischen Armee; aus eben diesem Grund hatte auch Hannibal erst versucht, sie zum Abfall von Rom zu bewegen, bevor er Rom selbst angegriffen hätte.

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Siehe zum Bundesgenossenkrieg auch den Bericht zu dessen Gründen.

Gründe des Bundesgenossenkriegs

Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Appian
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App. civ. 1, 34-38 – Original

[34] […] ἤρξατο δὲ ὧδε.
Φούλβιος Φλάκκος ὑπατεύων μάλιστα δὴ πρῶτος ὅδε ἐς τὸ φανερώτατον ἠρέθιζε τοὺς Ἰταλιώτας ἐπιθυμεῖν τῆς Ῥωμαίων πολιτείας ὡς κοινωνοὺς τῆς ἡγεμονίας ἀντὶ ὑπηκόων ἐσομένους. εἰσηγούμενος δὲ τὴν γνώμην καὶ ἐπιμένων αὐτῇ καρτερῶς, ὑπὸ τῆς βουλῆς ἐπί τινα στρατείαν ἐξεπέμφθη διὰ τόδε. ἐν ᾗ τῆς ὑπατείας αὐτῷ δεδαπανημένης, ὁ δὲ καὶ δημαρχεῖν εἵλετο μετ᾽ αὐτὴν καὶ ἔπραξε γενέσθαι σὺν Γράκχῳ τῷ νεωτέρῳ, τοιάδε ἄλλα ὑπὲρ τῆς Ἰταλίας ἐσφέροντι κἀκείνῳ. ἀναιρεθέντοιν δὲ ἀμφοῖν, ὥς μοι προείρηται, πολὺ μᾶλλον ἠρέθιστο ἡ Ἰταλία: οὔτε γὰρ ἠξίουν ἐν ὑπηκόων ἀντὶ κοινωνῶν εἶναι μέρει οὔτε Φλάκκον καὶ Γράκχον ὑπὲρ αὐτῶν πολιτεύοντας τοιάδε παθεῖν.
[36] οὕτω μὲν δὴ καὶ οἱ ἱππεῖς καὶ ἡ βουλή, καίπερ ἔχοντες ἀλλήλοις διαφόρως, ἐς τὸ Δρούσου μῖσος συνεφρόνουν, καὶ μόνος ὁ δῆμος ἔχαιρε ταῖς ἀποικίαις. οἱ Ἰταλιῶται δ᾽, ὑπὲρ ὧν δὴ καὶ μάλιστα ὁ Δροῦσος ταῦτα ἐτέχνάζε, καὶ οἵδε περὶ τῷ νόμῳ τῆς ἀποικίας ἐδεδοίκεσαν, ὡς τῆς δημοσίας Ῥωμαίων γῆς, ἣν ἀνέμητον οὖσαν ἔτι οἱ μὲν ἐκ βίας, οἱ δὲ λανθάνοντες ἐγεώργουν, αὐτίκα σφῶν ἀφαιρεθησομένης, καὶ πολλὰ καὶ περὶ τῆς ἰδίας ἐνοχλησόμενοι. Τυρρηνοί τε καὶ Ὀμβρικοὶ ταὐτὰ δειμαίνοντες τοῖς Ἰταλιώταις καί, ὡς ἐδόκει, πρὸς τῶν ὑπάτων ἐς τὴν πόλιν ἐπαχθέντες ἔργῳ μὲν ἐς ἀναίρεσιν Δρούσου, λόγῳ δ᾽ ἐς κατηγορίαν, τοῦ νόμου φανερῶς κατεβόων καὶ τὴν τῆς δοκιμασίας ἡμέραν ἀνέμενον. ὧν ὁ Δροῦσος αἰσθανόμενός τε καὶ οὐ θαμινὰ προϊών, ἀλλ᾽ ἔνδον ἐν περιπάτῳ βραχὺ φῶς ἔχοντι χρηματίζων ἀεὶ καὶ περὶ ἑσπέραν τὸ πλῆθος ἀποπέμπων ἐξεβόησεν ἄφνω πεπλῆχθαι καὶ λέγων ἔτι κατέπεσεν. εὑρέθη δὲ ἐς τὸν μηρὸν αὐτῷ σκυτοτόμου μαχαίριον ἐμπεπηγμένον.
[37] οὕτω μὲν δὴ καὶ Δροῦσος ἀνῄρητο δημαρχῶν. καὶ οἱ ἱππεῖς ἐπίβασιν ἐς συκοφαντίαν τῶν ἐχθρῶν τὸ πολίτευμα αὐτοῦ τιθέμενοι, Κόιντον Οὐράιον δήμαρχον ἔπεισαν εἰσηγήσασθαι κρίσεις εἶναι κατὰ τῶν τοῖς Ἰταλιώταις ἐπὶ τὰ κοινὰ φανερῶς ἢ κρύφα βοηθούντων, ἐλπίσαντες τοὺς δυνατοὺς ἅπαντας αὐτίκα εἰς ἔγκλημα ἐπίφθονον ὑπάξεσθαι καὶ δικάσειν μὲν αὐτοί, γενομένων δ᾽ ἐκείνων ἐκποδὼν δυνατώτερον ἔτι τῆς πόλεως ἐπάρξειν. τὸν μὲν δὴ νόμον ἀπαγορευόντων τῶν ἑτέρων δημάρχων μὴ τίθεσθαι, περιστάντες οἱ ἱππεῖς σὺν ξιφιδίοις γυμνοῖς ἐκύρωσαν: ὡς δ᾽ ἐκεκύρωτο, αὐτίκα τοῖς ἐπιφανεστάτοις τῶν βουλευτῶν ἐπεγράφοντο κατήγοροι. καὶ Βηστίας μὲν οὐδ᾽ ὑπακούσας ἑκὼν ἔφευγεν ὡς οὐκ ἐκδώσων ἑαυτὸν εἰς χεῖρας ἐχθρῶν, καὶ Κόττας ἐπ᾽ ἐκείνῳ παρῆλθε μὲν ἐς τὸ δικαστήριον, σεμνολογήσας δὲ ὑπὲρ ὧν ἐπεπολίτευτο, καὶ λοιδορησάμενος τοῖς ἱππεῦσι φανερῶς, ἐξῄει τῆς πόλεως καὶ ὅδε πρὸ τῆς ψήφου: Μούμμιος δ᾽, ὁ τὴν Ἑλλάδα ἑλών, αἰσχρῶς ἐνεδρευθεὶς ὑπὸ τῶν ἱππέων ὑποσχομένων αὐτὸν ἀπολύσειν κατεκρίθη φεύγειν καὶ ἐν Δήλῳ διεβίωσεν.
[38] ἐπιπολάζοντος δ᾽ ἐς πολὺ τοῦ κακοῦ κατὰ τῶν ἀρίστων, ὅ τε δῆμος ἤχθετο τοιῶνδε καὶ τοσάδε εἰργασμένων ἀνδρῶν ἀθρόως ἀφαιρούμενος, καὶ οἱ Ἰταλοὶ τοῦ τε Δρούσου πάθους πυνθανόμενοι καὶ τῆς ἐς τὴν φυγὴν τούτων προφάσεως, οὐκ ἀνασχετὸν σφίσιν ἔτι ἡγούμενοι τοὺς ὑπὲρ σφῶν πολιτεύοντας τοιάδε πάσχειν οὐδ᾽ ἄλλην τινὰ μηχανὴν ἐλπίδος ἐς τὴν πολιτείαν ἔτι ὁρῶντες, ἔγνωσαν ἀποστῆναι Ῥωμαίων ἄντικρυς καὶ πολεμεῖν αὐτοῖς κατὰ κράτος. κρύφα τε διεπρεσβεύοντο συντιθέμενοι περὶ τῶνδε καὶ ὅμηρα διέπεμπον ἐς πίστιν ἀλλήλοις.
ὧν ἐς πολὺ μὲν οὐκ ἐπῄσθοντο Ῥωμαῖοι διὰ τὰς ἐν ἄστει κρίσεις τε καὶ στάσεις: ὡς δ᾽ ἐπύθοντο, περιέπεμπον ἐς τὰς πόλεις ἀπὸ σφῶν τοὺς ἑκάστοις μάλιστα ἐπιτηδείους, ἀφανῶς τὰ γιγόμενα ἐξετάζειν. καί τις ἐκ τούτων μειράκιον ὅμηρον ἰδὼν ἐξ Ἄσκλου πόλεως ἐς ἑτέραν ἀγόμενον ἐμήνυσε τῷ περὶ τὰ χωρία ἀνθυπάτῳ Σερουιλίῳ. ἦσαν γάρ, ὡς ἔοικε, τότε καὶ τῆς Ἰταλίας ἄρχοντες ἀνθύπατοι κατὰ μέρη: ὃ καὶ Ἁδριανὸς ἄρα μιμούμενος ὕστερον χρόνῳ πολλῷ, τὴν αὐτοκράτορα ἀρχὴν Ῥωμαίοις ἡγούμενος, ἀνεκαίνισε, καὶ μετ᾽ αὐτὸν ἐπέμεινεν ἐς βραχύ. ὁ δὲ Σερουίλιος θερμότερον ἐσδραμὼν ἐς τὸ Ἄσκλον καὶ πανηγυρίζουσι τοῖς Ἀσκλαίοις χαλεπῶν ἀπειλῶν ἀνῃρέθη ὡς ὑπὸ ἤδη πεφωραμένων. ἐπανῃρέθη δ᾽ αὐτῷ καὶ Φοντήιος, ὃς ἐπρέσβευεν αὐτῷ: καλοῦσι δ᾽ οὕτω τοὺς τοῖς ἡγεμόσι τῶν ἐθνῶν ἐκ τῆς βουλῆς ἑπομένους ἐς βοήθειαν. πεσόντων δὲ τῶνδε, οὐδὲ τῶν ἄλλων Ῥωμαίων τις ἦν φειδώ, ἀλλὰ τοὺς παρὰ σφίσι πάντας οἱ Ἀσκλαῖοι συνεκέντουν ἐπιτρέχοντες καὶ τὰ ὄντα αὐτοῖς διήρπαζον.
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Projekttitel: eManual Alte Geschichte
Modul [optional]:
Übersetzung: Horace White
Lizenz: CC-BY-NC-SA

Übersetzung

[34] […] It began in this way. Fulvius Flaccus in his consulship first openly excited among the Italians the desire for Roman citizenship, so as to be partners in the hegemony instead of subjects. When he introduced this idea and strenuously persisted in it, the Senate, for that reason, sent him away to take command in a war, in the course of which his consulship expired, but he obtained the tribuneship after that and managed to have the younger Gracchus for a colleague, with whose cooperation he brought forward other measures in favor of the Italians. When they were both killed, as I have previously related, the Italians were still more excited. They could not bear to be considered subjects instead of equals, or to think that Flaccus and Gracchus should suffer such calamities while working for their political advantage.
[35] […] [Der Volkstribun Drusus will die streitenden Fraktionen versöhnen, indem er Kolonien in Italien gründet, die Reihen der Senatoren mit 300 Rittern auffüllt und dafür den Senatoren die Gerichte zurückgibt, was aber beide Fraktionen ablehnen.] [36] Thus it came to pass that both the Senate and the knights, although opposed to each other, were united in hating Drusus. Only the plebeians were gratified with the colonies. The Italians, in whose interest chiefly Drusus was devising these plans, were apprehensive about the law providing for the colonies, because they thought that the Roman public domain (which was still undivided and which they were cultivating, some by force and others clandestinely) would be taken away from them, and that in many cases they might even be disturbed in their private holdings. The Etruscans and the Umbrians had the same fears as the Italians, and when they were summoned to the city, as it was thought, by the consuls, ostensibly for the purpose of complaining against the law of Drusus, but actually, as is believed, for the purpose of killing him, they cried down the law publicly and waited for the day of the comitia. Drusus learned of the plot against him and did not go out frequently, but transacted business from day to day in the atrium of his house, which was poorly lighted. One evening as he was sending the crowd away he exclaimed suddenly that he was wounded, and fell down while uttering the words. A shoemaker’s knife was found thrust into his hip.
[37] Thus was Drusus also slain while serving as tribune. The knights, in order to make his policy a ground of accusation against their enemies, persuaded the tribune Quintus Varius to bring forward a law to prosecute those who should, either openly or secretly, aid the Italians to acquire citizenship. They hoped to bring all the leaders under malicious indictment, and themselves to sit in judgment on them, and that when their enemies were out of the way they should be more powerful than ever in the government of Rome. When the other tribunes interposed their veto the knights surrounded them with drawn daggers and enacted the measure, whereupon accusers at once brought actions against the most illustrious of the senators. Of these Bestia did not respond, but went into exile voluntarily rather than surrender himself into the hands of his enemies. After him Cotta went before the court, made a brilliant defence of his administration of public affairs, and openly reviled the knights. He, too, departed from the city before the vote of the judges was taken. Mummius, the one who had conquered Greece, was basely ensnared by the knights, who promised to acquit him, but condemned him to banishment. He passed the remainder of his life at Delos.
[38] As this wickedness prevailed more and more against the best citizens, the people were grieved because they were deprived all at once of so many men who had rendered such great services. When the Italians learned of the killing of Drusus and of the reason alleged for banishing the others, they considered it no longer bearable that those who were laboring for their political advancement should suffer such outrages, and as they saw no other means of acquiring citizenship they decided to revolt from the Romans altogether, and to make war against them with all their might. They sent envoys to each other secretly, formed a league, and exchanged hostages as a pledge of good faith. The Romans were in ignorance of these facts for a long time, being preoccupied by the judicial proceedings and the seditions in the city. When they heard what was going on they sent men around to the towns, choosing those who were best acquainted with each, to collect information quietly. One of these saw a young man who was being taken as a hostage from the town of Asculum to another town, and informed Servilius, the proconsul in those parts. (It appears that there were proconsuls at that time governing the various parts of Italy; Hadrian revived the custom a long time afterward when he held the supreme power, but it did not long survive him.) Servilius hastened to Asculum and indulged in very menacing language to the people, who were celebrating a festival, and they put him to death, supposing that the plot was discovered. They also killed Fonteius, his legate (for so they call those of the senatorial order who accompany the governors of provinces as assistants). After these were slain none of the other Romans in Asculum were spared. The inhabitants fell upon them, slaughtered them all, and plundered their goods.
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App. civ. 1, 34-38

Leitfragen:

1) Welche Ereignisse führen zum Ausbruch des sogenannten „Bundesgenossenkrieges“?

2) Warum stellen sich Ritter und Senatoren gegen die Gesetze zugunsten der Italiker?

3) Welche Gefahr stellte der Bundesgenossenkrieg für Rom dar?

Kommentar:

Appian, ein griechischer Historiker des zweiten Jahrhunderts nach Christus, hat uns in seinem Werk über die römischen Bürgerkriege des ersten vorchristlichen Jahrhunderts auch eine Beschreibung des Bundesgenossenkrieges hinterlassen. In dieser Passage behandelt er die Gründe, die im Jahre 90 v. Chr. zum Ausbruch des Krieges zwischen Rom und seinen italischen Verbündeten führten.

Laut Appian hatten die italischen Bundesgenossen sich schon 40 Jahre vor Ausbruch des Krieges, zur Zeit der Gracchen, das römische Bürgerrecht gewünscht. Sie waren bis dahin im besten Fall im Besitz des latinischen, nicht aber des römischen Bürgerrechtes und konnten nicht an den Wahlen in Rom teilnehmen, weshalb sie, wie Appian es ausdrückt, mehr Untergebene als Mitbürger waren. Da sie aber in allen Kriegen an Roms Seite kämpften, herrschte offenbar große Unzufriedenheit. Der Tribun Flaccus hatte zuerst versucht, die Rechte der Bundesgenossen zu vertreten, war allerdings mit Gracchus zusammen ermordet worden. Jahrzehnte später unternahm der Tribun Drusus einen neuerlichen Anlauf. Mit einem einzigen Gesetz wollte er Ritter, Senatoren, Plebs und die Italiker versöhnen, allerdings lehnten alle Seiten das Gesetz ab, weil sie Nachteile für sich sahen. Drusus wurde wenig später in seinem Haus ermordet, wobei nicht klar ist, von welcher Seite. Die Ritter sorgten daraufhin für ein Gesetz, das die Protegierung der Bundesgenossen unter Strafe stellte und das viele Senatoren ins Exil trieb. Die Bundesgenossen sahen, dass nach Drusus‘ Tod und diesem neuen Gesetz für sie auf politischem Wege keinerlei Fortkommen mehr zu erhoffen war. Daher verbündeten sie sich gegen Rom. Offen zum Ausbruch kam der Krieg, als sich die Wut auf die Römer in Asculum entlud und eine römische Gesandtschaft sowie alle in der Stadt befindlichen Römer getötet wurden.

Aus heutiger Perspektive kann man durchaus die Frage stellen, wieso die Ritter und Senatoren sich derart gegen Gesetze zugunsten der Bundesgenossen sträubten, obwohl diese mehrere Probleme des Staates auf einen Schlag gelöst hätten. Aber alle Parteien wachten eifersüchtig über ihre jeweiligen Einflüsse und Besitztümer, weshalb niemand zu Kompromissen bereit war. Was aber fürchteten die Ritter und Senatoren genau? Zuerst einmal, dass sie und auch Rom Einfluss verlieren würden, wenn plötzlich ganz Italien Bürgergebiet würde. Ferner fürchteten sie finanzielle Einbußen, wenn die Italiker Bürger würden, denn sie alle verdienten an Grundbesitz und Handel in Italien, nicht selten auf Kosten der Bundesgenossen. Und schließlich fürchteten alle einflussreichen Senatoren, dass einer von ihnen als Held der Bundesgenossen dastehen könnte. Diese Einzelperson hätte dann eine riesige loyale Klientel und Wählerschaft gehabt, mit deren Hilfe sie den gesamten Staat kontrollieren hätte können – man fürchtete auch schlichtweg den eigenen Machtverlust. Es mag auch, besonders gegenüber Samniten, Oskern und Etruskern, eine gewisse Fremdenfeindlichkeit eine Rolle gespielt haben.

Für die Römer bedeutete dieser Krieg eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Immerhin stellten die Bundesgenossen stets die Hälfte der römischen Armee und auch wenn nicht alle abgefallen waren, so stand doch eine große Zahl an italischen Städten gegen Rom. Und spätestens, nachdem unter den Bundesgenossen Pläne entstanden, nicht nur das Bürgerrecht zu fordern, sondern fortan ganz ohne Rom auszukommen, ging es um die bloße Existenz der Stadt. Problematisch war dabei für die Römer, dass die führende Schicht, wie aus der Quelle hervorgeht, notorisch zerstritten war. Außerdem waren während des Bundesgenossenkrieges noch andere Kriege parallel zu führen, so ab 89 der erste Mithridatische Krieg in Kleinasien, und in Sizilien herrschte noch brüchige Ruhe nach dem Sklavenkrieg. Außerdem mussten die Römer befürchten, dass andere unterworfene Völker, beispielsweise in Spanien oder Nordafrika, dem Beispiel der Bundesgenossen folgen könnten und ein Flächenbrand entstehen würde, der am Ende das römische Reich als solches bedroht hätte.

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Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Sulla und das Zeitalter der Bürgerkriege“. Um einen breiteren Einblick in das Zeitalter der Römischen Republik  zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Römische Geschichte I – Republik“.
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Siehe zu den Bundesgenossen auch ihre Münzprägung und den Beitrag zum Ende des Bundesgenossenkrieges.

Zur politischen Gewalt in Rom siehe auch den Beitrag zur Ermordung des Saturninus und zu Sullas Marsch auf Rom. Zu anderen Aufständen gegen Roms Herrschaft, siehe auch den Beitrag zum Spartacusaufstand.

Moralische Gründe des Bürgerkriegs

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Sall. Jug. 29-32 – Original

[29] Sed ubi Iugurtha per legatos pecunia temptare bellique, quod administrabat, asperitatem ostendere coepit, animus aeger auaritia facile conuersus est. Ceterum socius et administer omnium consiliorum assumitur Scaurus, qui tametsi a principio plerisque ex factione eius corruptis acerrime regem impugnauerat, tamen magnitudine pecuniae a bono honestoque inprauum abstractus est. Sed Iugurtha primo tantummodo belli moram redimebat, existimans sese aliquid interim Romae pretio aut gratia effecturum. Postea vero quam participem negoti Scaurum accepit, in maximam spem adductus recuperandae pacis statuit cum iis de omnibus pactionibus praesens agere.
[…] [30]Postquam res in Africa gestas quoque modo actae forent fama diuulgauit, Romae per omnis locos et conventus de facto consulis agitari. Apud plebem grauis invidia, patres solliciti erant: probarentne tantum flagitium an decretum consulis subuerterent, parum constabat. Ac maxime eos potentia Scauri, quod is auctor et socius Bestiae ferebatur, a vero bonoque impediebat.
[…] [32] Haec atque alia huiusce modi saepe in contione dicendo Memmius populo persuadet, uti L.Cassius, qui tum praetor erat, ad Iugurtham mitteretur eumque interposita fide publica Romam duceret, quo facilius indicio regis Scauri et relicuorum, quos pecuniae captae arcessebat, delicta patefierent. Dum haec Romae geruntur, qui in Numidia relicti a Bestia exercitui praeerant,secuti morem imperatoris sui plurima et flagitiosissima facinora fecere. Fuere qui auro corrupti elephantos Iugurthae traderent, alii perfugas vendebant, pars ex pacatis praedas agebant: tanta vis auaritiae in animos eorum ueluti tabes invaserat.
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Übersetzung: Axel W. Ahlenberg
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Übersetzung

[Calpurnius wird in Rom als neuer Konsul bestellt und beginnt den Krieg gegen Jugurtha] [29]“But when Jugurtha began, through his emissaries, to tempt him [Calpurnius] with bribes, and to show the difficulties of the war which he had undertaken to conduct, his mind, corrupted with avarice, was easily altered. His accomplice, however, and manager in all his schemes, was Scaurus; who, though he had at first, when most of his party were corrupted, displayed violent hostility to Jugurtha, yet was afterward seduced, by a vast sum of money, from integrity and honor to injustice and perfidy-Jugurtha, however, at first sought only to purchase a suspension of hostilities, expecting to be able, during the interval, to make some favorable impression, either by bribery or by interest, at Rome; but when he heard that Scaurus was co-operating with Calpurnius, he was elated with great hopes of regaining peace, and resolved upon a conference with them in person respecting the terms of it. “
[…] [Jugurtha wird ein großzügiger Frieden vom Konsul erlaubt] [30]“When rumor had made known the affairs transacted in Africa, and the mode in which they had been brought to pass, the conduct of the consul became a subject of discussion in every place and company at Rome. Among the people there was violent indignation; as to the senators, whether they would ratify so flagitious a proceeding, or annul the act of the consul, was a matter of doubt. The influence of Scaurus, as he was said to be the supporter and accomplice of Bestia, was what chiefly restrained the senate from acting with justice and honor. “
[…] [Rede des Memmius] [32]By repeating these and similar sentiments, Memmius prevailed on the people to send Lucius Cassius,1 who was then prætor, to Jugurtha, and to bring him, under guarantee of the public faith,2 to Rome, in order that, by the prince’s evidence, the misconduct of Scaurus and the rest, whom they charged with having taken bribes, might more easily be made manifest.
During the course of these proceedings at Rome, those whom Bestia had left in Numidia in command of the army, following the example of their general, had been guilty of many scandalous transactions. Some, seduced by gold, had restored Jugurtha his elephants; others had sold him his deserters; others had ravaged the lands of those at peace with us; so strong a spirit of rapacity, like the contagion of a pestilence, had pervaded the breasts of all.“
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Sall. Jug. 29-32

Leitfragen:

1) Welche (moralischen) Vorwürfe macht der Autor der Quelle den römischen nobiles?

2) Warum werden diese moralischen Verfehlungen so ausführlich dargestellt, welche Aussageabsicht verbindet der Autor damit?

3) Wieso kann eine Quelle über einen 100 Jahre zurückliegenden Krieg ebenfalls eine für Augustus‘ Selbstdarstellung sein?

Kommentar:

Die vorliegende Passage stammt aus dem Bellum Iugurthinum des Sallust (86-34 v.Chr.), geschrieben um ca. 40 v. Chr. Das Werk thematisiert den Kampf Roms gegen den numidischen König Iughurta, der die Jahre 111-105 v. Chr. umfasst und in dem Rom mehrfach in große Bedrängnis gerät. Als einen zentralen Grund dafür identifiziert Sallust unter anderem in diesem Abschnitt die moralische Verkommenheit der römischen Nobilität, in diesem Beispiel Lucius Bestia Calpurnius, Konsul von 111 v. Chr. Er lässt sich von Jugurtha, den er eigentlich bekämpfen sollte, bestechen, handelt einen für diesen günstigen Frieden aus und kehrt nach Rom zurück. Schlimm genug, dass er seinen Auftrag nicht erfüllt hat, Sallust setzt noch eine üble Konsequenz darauf: Das schlechte Beispiel ihres Feldherren verdirbt auch seine Soldaten, die in der Folge während seiner Abwesenheit in vielfacher Weise gegen die Interessen Roms handeln. Diese Episode ist nicht die einzige, in der römische nobiles scheinbar problemlos von Jugurtha bestochen werden können, am Ende ist der Populare und homo novus Marius der Held des Tages, der die Römer vor einer schweren Niederlage in Numidien bewahrt. Die moralische Verkommenheit eines großen Teils der Senatsaristokratie wird von Sallust somit als einer der zentralen Gründe für den Ausbruch des ersten Bürgerkrieges des 1. Jahrhunderts (zwischen dem Popularen Marius und dem Optimaten Sulla) identifiziert.

Nimmt man die bekannten Fakten über den Autor mit in den Blick, so lässt sich diese Quellenstelle auch anders lesen. Zum einen hatte Sallust sicher eine große Kenntnis besonders der afrikanischen Provinzgeschichte, da er Statthalter der Provinz Africa Nova war, was ihn sehr reich machte. Sallust war außerdem großer Anhänger Cäsars und kämpfte auf seiner Seite im Bürgerkrieg, den Bellum Iugurthinum schrieb er nach Cäsars Tod, als er sich aus der Politik zurückgezogen hatte. Wenn er mit Marius eine Figur sehr positiv darstellt, die später in einen sehr blutigen Bürgerkrieg verwickelt sein und sich weit von den Grundsätzen der Republik entfernen wird, so kann dies auch als eine Rechtfertigung Cäsars gelesen werden. So mancher Zeitgenosse wird wohl in dem brillanten General Marius, der die militärischen Probleme Roms schnell und effektiv löst, wo andere nur versagt haben, eine Verbindung zu Caesar gesehen haben, dem Sieger der Bürgerkriege. Außerdem ist Cäsar wie Marius ein Popular, der gegen die im Bellum Iugurthinum sehr negativ dargestellten Optimaten kämpfte.

Sallusts Beschreibung der verkommenen Aristokratie, die die Schuld an den Bürgerkriegen trägt, rückt auch Augustus in ein anderes Licht, um den es in diesem Podcast geht. Er hat die Bürgerkriege endgültig beendet, und das neue Rom, der neue Senat, die res publica restituta, sind Kontrastfolien zu der moralisch verdorbenen, dekadenten Zeit der Bürgerkriege, die nun endgültig überwunden sind. Die avaritia (Gier) von Personen wie Calpurnius ist ein wunderbares Gegenbeispiel für die iustitia, pietas, clementia und virtus des Augustus.

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Podcast-Hinweise
Sehen Sie zu dieser Quelle auch den Podcast „Sulla und das Zeitalter der Bürgerkriege“. Um einen breiteren Einblick in das Zeitalter der Römischen Republik  zu erhalten, sehen Sie auch die Podcastreihe „Römische Geschichte I – Republik“.
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Siehe zu den Problemen der Republik auch die Berichte zum Tod des Saturninus, Sullas Marsch auf Rom, den Proskriptionen und den Kommandos Cäsars und Pompeius.