Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Sallust
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Sall. Iug. 86-87 – Original
[86] Huiusce modi oratione habita Marius, postquam plebis animos adrectos videt, propere commeatu, stipendio, armis aliisque utilibus navis onerat, cum his A. Manlium legatum proficisci iubet. ipse interea milites scribere, non more maiorum neque ex classibus, sed uti quoiusque lubido erat, capite censos plerosque. Id factum alii inopia bonorum, alii per ambitionem consulis memorabant, quod ab eo genere celebratus auctusque erat et homini potentiam quaerenti egentissumus quisque opportunissumus, quoi neque sua cara, quippe quae nulla sunt, et omnia cum pretio honesta videntur. Igitur Marius cum aliquanto maiore numero, quam decretum erat, in Africam profectus paucis diebus Uticam advehitur. exercitus ei traditur a P. Rutilio legato; nam Metellus conspectum Mari fugerat, ne videret ea, quae audita animus tolerare nequiverat. [87] Sed consul expletis legionibus cohortibusque auxiliariis in agrum fertilem et praeda onustum proficiscitur, omnia ibi capta militibus donat; dein castella et oppida natura et viris parum munita aggreditur, proelia multa, ceterum levia, alia aliis locis facere. interim novi milites sine metu pugnae adesse, videre fugientis capi aut occidi, fortissumum quemque tutissumum, armis libertatem patriam parentisque et alia omnia tegi, gloriam atque divitias quaeri. sic brevi spatio novi veteresque coaluere, et virtus omnium aequalis facta. At reges, ubi de adventu Mari cognoverunt, divorsi in locos difficilis abeunt. ita Iugurthae placuerat, speranti mox effusos hostis invadi posse, Romanos sicuti plerosque remoto metu laxius licentiusque futuros.
Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Übersetzung: Axel W. Ahlenberg
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Übersetzung
[86] After having spoken to this effect, Marius, when he found that the minds of the populace were excited, immediately freighted vessels with provisions, pay, arms, and other necessaries, and ordered Aulus Manlius, his lieutenant-general, to set sail with them. He himself, in the mean time, proceeded to enlist soldiers, not after the ancient method, or from the classes, but taking all that were willing to join him, and the greater part from the lowest ranks. Some said that this was done from a scarcity of better men, and others from the consul’s desire to pay court to the poorer class, because it was by that order of men that he had been honored and promoted; and, indeed, to a man grasping at power, the most needy are the most serviceable, persons to whom their property (as they have none) is not an object of care, and to whom every thing lucrative appears honorable. Setting out, accordingly, for Africa, with a somewhat larger force than had been decreed, he arrived in a few days at Utica. The command of the army was resigned to him by Publius Rutilius, Metullus’s lieutenant-general; for Metullus himself avoided the sight of Marius, that he might not see what he could not even endure to hear mentioned. [87] Marius, having filled up his legions and auxiliary cohorts, marched into a part of the country which was fertile and abundant in spoil, where, whatever he captured, he gave up to his soldiers. He then attacked such fortresses or towns as were ill defended by nature or with troops, and ventured on several engagements, though only of a light character, in different places. The new recruits, in process of time, began to join in an encounter without fear; they saw that such as fled were taken prisoners or slain; that the bravest were the safest; that liberty, their country, and parents, are defended, and glory and riches acquired, by arms. Thus the new and old troops soon became as one body, and the courage of all was rendered equal.The two kings, when they heard of the approach of Marius, retreated, by separate routes, into parts that were difficult of access; a plan which had been proposed by Jugurtha, who hoped that, in a short time, the enemy might be attacked when dispersed over the country, supposing that the Roman soldiers, like the generality of troops, would be less careful and observant of discipline when the fear of danger was removed.
Projekttitel: eManual Alte Geschichte
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Autor_in: Tobias Nowitzki
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Sall. Iug. 86-87
Leitfragen:
1) Welche Punkte umfasste die Heeresreform des Marius nach dieser Quelle?
2) Wieso wird Marius diesen Schritt unternommen haben?
3) Welche Rückschlüsse lässt diese Quelle auf die etwaigen Langzeitfolgen dieser Entscheidung zu?
Kommentar:
Caius Marius war einer der einflussreichsten Römer an der Wende vom zweiten zum ersten vorchristlichen Jahrhundert. Er war als Feldherr erfolgreich gegen Iughurta in Afrika, ebenso wie gegen die gefürchteten Kimbern und Teutonen. Seine aber wohl am langfristigsten wirksame Maßnahme war eine grundlegende Reform des römischen Heeres, die Sallust in diesem Kapitel beschreibt. Sallust, ein Zeitgenosse Cäsars, beschreibt in seinem Bellum Iugurthinum die Ereignisse dieses Krieges und darunter auch die Heeresreform des Marius.
Marius, der soeben zum neuen Befehlshaber in Afrika ernannt worden war, benötigte Soldaten für seine Armee. Er rekrutierte jedoch seine Legionen nicht so, wie es bisher üblich gewesen war, sondern führte ein völlig neues Prinzip ein. Zuvor waren die römischen Heere nach der Zensusklassenordnung aufgestellt worden: In diesem Milizheer bestimmte sich die Waffengattung jedes Bürgers nach der Ausrüstung, die er sich leisten konnte. Da dafür ein gewisses Mindestvermögen vorhanden sein musste, bestand das Rückgrat der römischen Legionen aus den Kleinbauern, die es sich gerade leisten konnten, die Ausrüstung zu bezahlen. Nur wenige Besitzlose oder proletarii („Menschen, die nichts außer ihren Kindern besitzen“) waren Teil des Heeres. Marius bezahlte nun jedoch die Ausrüstung für die Soldaten und heuerte im Wesentlichen proletarii an, ein massiver Bruch mit der bisherigen Praxis.
Sallust nennt zwei von Zeitgenossen diskutierte Gründe: den Mangel an anderen Rekruten und die Absicht Marius, seiner Klientel der besitzlosen Massen zu Einfluss zu verhelfen. Sicherlich war Rom durch die Vielzahl an verlustreichen Kriegen in dieser Zeit (Kimbern und Teutonen, Jughurta, Spanische Kriege) personell stark belastet, und viele Kleinbauern klagten darüber, dass sie ihre Höfe zu lange nicht bewirtschaften konnten, weil sie an immer weiter entfernten Orten kämpfen sollten. Auch richtig wird die Vermutung sein, dass Marius diesen Massen einen Vorteil verschaffen wollte. Denn der Kriegsdienst war zwar gefährlich, brachte aber auch die Aussicht auf Beute mit sich. Und für diejenigen, die sogar hungerten, war vielleicht bereits die Aussicht auf Verpflegung im Heer Anreiz genug. Darüber hinaus wollte er sich jedoch sicherlich auch eine große, loyale Klientel schaffen, die gleichzeitig eine schlagkräftige Armee war. Schließlich würden die proletarii, wenn sie denn siegreich wären, ihm alles verdanken, was sie erbeutet hatten, und somit sicherlich bereit sein, auch andere Dinge für ihn zu tun – ihr Einsatz in den Bürgerkriegen zwischen Optimaten und Popularen zeigt dies nur zu deutlich. Und vielleicht wusste Marius auch, dass diese Männer motivierter sein dürften zu kämpfen als diejenigen, die etwas zu verlieren hatten, diesen Punkt erwähnt auch Sallust.
Die Heeresreform des Marius war militärisch ein voller Erfolg, führte jedoch langfristig zu großen Problemen. Da nun ganze Heere im Grunde von ihren Feldherren komplett abhängig waren, verlagerte sich ihre Loyalität mit der Zeit. Nicht mehr dem Senat, sondern ihrem Feldherren, der für sie im Grunde ein Patronus war, waren sie in erster Linie loyal ergeben. Damit war der Grundstein dafür gelegt, dass Sulla, Marius, Cinna, Cäsar, Marcus Antonius oder Pompeius ihre jeweiligen Veteranen nach Ende ihres Dienstes wieder zu sich rufen konnten, um sie gegen andere römische Bürger in die Schlacht zu führen. Dabei spielte auch die Verrohung von Soldaten eine Rolle, die nun Berufssoldaten waren und jedes Jahr im Feld standen – anders als die Kleinbauernmilizen kannten sie kaum noch den Frieden und waren immer auf Beute aus. Woher diese kam, war ihnen im Grunde gleich, sie hegten keine Loyalität zu Rom oder dem Senat als solchem, lediglich zu ihrem Feldherren. Diese Entwicklung war ein erster Riss im Gefüge der Republik und führte später mit zu ihrem Untergang.
Siehe zu Marius auch den Bericht zu dessen Herrschaft in Rom. Zur Heeresklientel siehe auch die Berichte zu den Kommandos Cäsars und Pompeius‘ und den zu Sullas Marsch auf Rom.