Glossarliste

  • Achaimeniden: Persische Herrscherdynastie, die von ca. 550 v. Chr. bis 330 v. Chr. den persischen Großkönig stellte. Angehörige dieser Dynastie waren unter anderem Dareios I. und Xerxes I., Großkönige während der Perserkriege, und Dareios III., der den Krieg gegen Alexander verlor.
  • Ädil: Zweitniedrigstes Amt der römischen Ämterlaufbahn (cursus honorum). Ädilen sind zuständig für die Getreideversorgung der Stadt Rom, die Sicherheit in der Stadt und die Ausrichtung diverser religiöser Festspiele.
  • Adyton: Allerheiligstes eines antiken Tempels, beinhaltet meist das Kultbild und ist nur einem exklusiven Personenkreis, meist den Priestern, zugänglich.
  • Akklamation: Ausrufung eines Mannes zum Herrscher, meist verwendet im Bezug auf die Ausrufung eines Feldherren zum römischen Kaiser durch das Heer in der Kaiserzeit.
  • Alabastron: Antikes Parfümgefäß, meist aus Ton, Edelmetall oder Glas.
  • album decurionum: Weiße Bekanntmachungstafel aus der Spätantike, auf der die Mitglieder der Dekurionenschicht, also der örtlichen Aristokratie, für jede Stadt aufgezeichnet waren.
  • Alkmeoniden: Athenische Aristokratenfamilie aus der archaischen und klassischen Zeit, angeblich verflucht wegen des Kylonischen Frevels. Bekannte Mitglieder sind u.a. Perikles, Kleisthenes und Megakles.
  • Amanzonomachie: Kampf der mythologischen Amazonen, bekannt aus der Ilias. Beliebte bildliche Darstellung an Gebäuden, beispielsweise am Parthenontempel in Athen.
  • Anabasis: Griech. „Hinaufmarsch“, Titel eines gleichnamigen Werkes des Xenophon. Beschreibt in der Regel einen Feldzug nach Kleinasien und Indien, so den des Kyros, des Alexander oder auch Antiochos III.
  • Annalistik: Untergattung der Geschichtsschreibung, die sich an der Zählung der Jahre chronologisch orientiert und jedes Jahr (lat. annus) für sich behandelt.
  • Archontat: Bezeichnung für Amt und Amtszeit eines Archons (meist) im klassischen Athen. Da die Jahre nach den Archonten benannt wurden häufig bei Datumsangaben zu finden.
  • Argeaden: Makedonische Herrscherdynastie von etwa 510 bis 323, berühmte Mitglieder sind unter anderem Philipp II. und Alexander der Große. Leiten ihre Herkunft über Temenos von Herakles her.
  • Arianismus: Von der katholischen Kirche in der Antike als Häresie betrachtete christliche Lehre. Geht im Gegensatz zur katholischen Doktrin nicht davon aus, dass Christus mit Gott wesensgleich, also selbst göttlich ist.
  • Centurio: Römischer Militärrang, Berufsoffizier. Kommandiert jeweils eine Kohorte von 80 Legionären.
  • Clarissimat: Bezeichnung für den höchsten Rang der senatorischen Schicht in der Spätantike. Die viri clarissimi gehörten zu den wichtigsten Personen im römischen Reich.

  • Comes: Lat. “Begleiter”. Seit Konstantin Titel diverser hochrangiger Hofbeamter und Heerführer.

  • Curia: Sitzungshaus des Senates auf dem Forum Romanum. Seit Julius Cäsar die Curia Julia.

  • Dardaner: Andere Bezeichnung für die Trojaner, die sich von Dardanos, dem liebsten Sohn des Zeus herleitet. Die Dardaner sind daneben auch ein antiker Stamm, der auf der südlichen Balkanhalbinsel lebte und mit den Illyrern in Verbindung gebracht wird. Die antike Mythologie setzt Trojaner und das genannte Balkanvolk gelegentlich miteinander in Beziehung.

  • Donatistenstreit: Langwieriger theologischer Konflikt des Christentums im 4. Jahrhundert. Entbrennt über die Frage, ob Christen, die sich während der Verfolgungen vom Christentum losgesagt hatten (sog. Lapsi) wieder in die Kirche aufgenommen werden konnten.
  • Dynameia: Bezeichnung für den kulturellen Einfluss einer Kultur auf andere.
  • Elegie: Gedicht im elegischen Versmaß (Hexameter und Pentameter im Wechsel), besonders bekannt sind Liebeselegien. Bekannte Vertreter der Gattung sind u.a. Kallimachos und Ovid.
  • Ephebe: Im griechischen Bereich die Altersstufe zwischen Kind und Mann, meist von 12-18. Müssen im klassischen Athen den Ephebendienst leisten.
  • Ephebeion: Hauptraum eines griechischen Gymnasions, bestimmt für Turnübungen.
  • Ephebendienst: Von den Epheben im klassischen Athen zu verrichtender Dienst, besteht neben Bildung aus militärischen Training und Dienst sowie diversen Kulthandlungen.
  • Epigramm: Griechisch „Aufschrift“. Bezeichnung für Kurzdichtungen von wenigen Versen Länge. Häufig auf Grabsteinen als Inschrift zu finden.
  • Epigraphik: Inschriftenkunde. Wissenschaft, die sich mit der Edition, Übersetzung und Interpretation antiker Inschriften, bspw. auf Grabsteinen oder an Gebäuden, befasst.
  • Epistolographie: Das Verfassen von Briefen an Freunde, Familie oder wichtige Persönlichkeiten in einer bestimmten Form, die meist für die spätere Veröffentlichung gedacht waren.
  • Epitom: Kurzfassung schriftlicher Werke, u.a. bekannt aus der Geschichtsschreibung.
  • Epos: Bekannteste Form der antiken Großdichtung. In der Regel im Versmaß des Hexameters abgefasst behandelt das Epos mythologische oder historische Großereignisse. Bekannte Beispiele sind die Ilias und die Odyssee.
  • Essener: Von den Römern aufgrund ihres Widerstandes verfolgte jüdische Sekte aus der Zeit um Christi Geburt. Möglicherweise stammen die Qumranrollen z.T. von ihnen.
  • Exemplum: Moralisches Beispiel oder Vorbild im römischen Bereich. Exempla sind meist mythologischer Natur und sollen Grundtugenden beschreiben und fördern.
  • Fellache: Mitglied der armen, aber freien ägyptischen Kleinbauernschicht seit der Ptolemäerzeit.
  • Foederat: Mitglied eines mit Rom verbündeten Stammes, meist gotischer oder germanischer Abstammung. In der Regel wurden die Foederaten auf römischem Gebiet angesiedelt, das sie dann gegen andere Stämme verteidigen sollten.
  • Foedus: Lateinisch für Vertrag. Bezeichnet („völker-“)rechtlich bindende Verträge zwischen Staaten, Völkern oder Stämmen. Oft angewendet in der Spätantike für Bündnisse zwischen Rom und einzelnen Germanen- oder Gotenstämmen.
  • Forum Romanum: Zentraler Markt-, Diskussions- und Gerichtsplatz im antiken Rom, besonders bedeutend in republikanischer Zeit. Standort des Senatsgebäudes und diverser wichtiger Tempel.
  • Hastati: Erste Schlachtreihe des römischen Heeres der Republik, wohl mit Wurfspeeren, Schwert und Schild ausgerüstet. In der Regel die jüngsten Mitglieder des Heeres.
  • Heliasteneid: Eid der Richter im athenischen Gerichtshof der Heliaia.
  • Helot: Mitglied der abhängigen Bevölkerungsgruppen unter spartanischer Herrschaft. Ob die Heloten Sklaven oder eingeschränkt Freie waren, ist nicht abschließend geklärt.
  • Heros: Griechisch für „Held“, bezeichnet Halbgötter (bspw. Achill) in der Mythologie, wird aber auch häufig in historischer Zeit besonders verehrten Menschen, in der Regel nach ihrem Tod, als Ehrentitel verliehen, besonders für Gründung oder Rettung einer Stadt. Empfangen Opfer und einen Kult.
  • Hethiterreich: Antikes Großreich, das unter der Herrschaft Hattusas im 2. Jahrtausend vor Christus Kleinasien, Nordsyrien und Teile Mesopotamien beherrschte.
  • Historiographie: Griechisch: Geschichtsschreibung. Seit Herodot eine eigene Gattung der Literatur, wird in der Antike in der Regel von Mitgliedern der Oberschicht betrieben.
  • Hoplit: Schwerbewaffneter Speerkämpfer in der griechischen Phalanx, der seine Ausrüstung selbst finanziert. Sind stets die Bürger einer Polis und in manchen Fällen ist nur Bürger, wer als Hoplit dient, d.h. sich die Ausrüstung leisten kann.
  • Hybristes: Griechische Bezeichnung für einen Mann, der, meist gewaltsam, die Rechte eines anderen in arroganter Weise missachtet und ihn somit erniedrigt. In Athen ein eigener Straftatbestand.
  • Hyparchie: Verwaltungseinheit in hellenistischen Reichen und im Perserreich, kleinere Form der Satrapie.
  • hypertroph: Überspannt oder überzogen.
  • Interpretatio Christiana: Uminterpretation nichtchristlicher Ideen und Konzepte in christliche Terminologie und Gedankenwelt. Beispielsweise vorgekommen bei der Uminterpretation der beliebten Göttin Isis, Mutter des Horus, in Maria.
  • Interpretatio Graeca: Uminterpretation nichtgriechischer Ideen und Konzepte in griechische Terminologie und Gedankenwelt. Ein Beispiel ist die Gleichsetzung des ägyptischen Gottes Thot mit dem griechischen Hermes.
  • Katharsis: Bezeichnung für das Gefühl moralisch-spiritueller Reinigung am Ende eines antiken Dramas, welches durch die vom Zuschauer vorgenommene Verortung der Botschaft des Stückes in der eigenen Lebenswelt entstehen sollte.
  • Katöke: Einwohner einer Polis, dem nicht das volle Bürgerrecht verliehen wurde. Im Seleukidenreich eine Art Wehrbauer, der eine Landparzelle (kleros) innehat und für den Notfall als Reservist dient. Wenn katoikoi gemeinsam siedeln, heißen ihre Militärsiedlungen katoikiai.
  • Kentauromachie: Mythologisch überlieferte Schlacht zwischen den Kentauren (Mischwesen aus Mensch und Pferd) und dem thessalischen Stamm der Lapithen, die mit der Niederlage der Kentauren endete.
  • Kilikische Pforte: Engpass im Tauros-Gebirge der heutigen Türkei, der als militärstrategisch wichtige Grenze zwischen Anatolien und Syrien antiken wie mittelalterlichen Heeren zum Durchmarsch diente.
  • Kleruche
  • Besitzer eines Landstücks zur agrarischen Nutzung, der in der Polis Athen oft mit anderen Kleruchen in einer Kolonistengemeinschaft zusammenlebte. In hellenistischer Zeit Dienstpflichtige, oft im militärischen Kontext.
  • Klientel: Weit verbreitetes Abhängigkeitsverhältnis im römischen Reich zwischen einem patronus und einem cliens, das ursprünglich einem freien Abhängigen, dem Klienten, den rechtlichen Schutz seines Herrn zusicherte, der seinerseits vom Klienten auf das Forum begleitet wurde oder durch dessen Anwesenheit geschützt wurde. Die sog. militärische Klientel, also das Abhängigkeitsverhältnis römischer Legionen zu ihrem Feldherrn, führte zur Konzentration erheblicher militärischer Macht auf einzelne Potentaten und trug zum Ende der Römischen Republik bei.
  • Kommunion: Der Erhalt von Brot und Wein im christlichen Gottesdienst, die für viele Christen den Leib und das Blut Christi darstellen. Zwischen und innerhalb der unterschiedlichen christlichen Konfessionen gibt es Diskussionen um das Verständnis dieses zentralen Elements des christlichen Glaubens.
  • Konsul: Höchster regulärer öffentlicher Amtsträger in der Römischen Republik. Die Konsuln waren jährlich (Prinzip der Annuität) und in zweifacher Besetzung (Prinzip der Kollegialität) gewählte Magistrate, die umfassende militärische, juristische und religiöse Kompetenzen besaßen.
  • Koptisch („koptische Kirche“): An das Altgriechische angelehnte Sprache aus Ägypten, die vor allem in religiösen und biblischen Kontexten von 300 n. Chr. bis in das Mittelalter verwendet wurde.
  • Krypta: Unterirdischer Raum unter dem Altar oder dem Chor einer christlichen Kirche, der als Ort für Gräber dient, in der Spätantike oft für Heilige, also christlich herausragende Persönlichkeiten wie Bischöfe, Asketen und Jungfrauen.
  • Kulturelles Gedächtnis: Theoriekonzept von J. und A. Assmann, das die Kanonisierung, Erinnerung und fortgesetzte Rückbeziehung auf traditionswürdig erachtete Texte, Bilder und Bräuche innerhalb einer Gesellschaft bezeichnet. Die Theorie des Kulturellen Gedächtnisses erfuhr eine große Rezeption und ist in den Geisteswissenschaften weit verbreitet.
  • legatus Augusti pro praetore: In der Kaiserzeit vom Prinzeps eingesetzter senatorischer Statthalter, der eine Provinz im Auftrag des Prinzeps verwaltet. Legati Augusti pro praetore gab es sowohl in prätorischem als auch konsularem Rang.
  • Libation: Trankopfer, das zur Ehre einer Gottheit durch das Ausgießen einer Flüssigkeit dargebracht wird (insbesondere Wein, aber auch Honig, Öl, Milch oder Wasser).
  • Liktor: Amtsdiener eines römischen Amtsträgers, dessen mitgeführten fasces (Rutenbündel mit Beil) die Macht des Magistraten repräsentierte. Die Zahl der lictores schwankte je nach Rang des Magistraten.
  • Lustralbecken: Für religiöse Handlungen vorgesehene Einlassung im Boden, die nur über Treppen erreicht werden konnte.
  • Lydier: Bewohner von Lydien, eines Landstrichs in Kleinasien, dem heutigen Westteil der Türkei.
  • magister militum: Militärischer Befehlshaber in der Spätantike, der das Recht zum militärischen Oberbefehl, zur Rekrutierung von Heeren sowie zur Strafgewalt über diese besaß. Vor allem im fünften Jahrhundert wurden magistri militum im römischen Westen so mächtig, dass sie ohne Abstimmung mit dem Kaiser agierten.
  • Mantik: Kunst des Wahrsagens.
  • Militärdiplom: Abschriften kaiserlicher Bürgerrechtserlasse, die römischen Auxiliarsoldaten nach Ende ihrer 25 Jahre währenden Dienstzeit das Bürgerrecht und das conubium, also die Möglichkeit zur rechtmäßigen Eheschließung, verliehen. Die Einführung dieser Praxis geht auf Kaiser Claudius zurück.
  • Milizheer: Bezeichnung für das römische Heer in der Republik bis zur Heeresreform des Marius (um 100 v. Chr.). Das römische Heer bestand bis zur Heeresreform aus wehrfähigen Bauern, die ihre Ausrüstung selbst zu stellen hatten. Marius veränderte diese Heeresstruktur, indem er Proletarier auf Staatskosten ausrüstete und allein als Feldherr für die Versorgung der Soldaten mit Sold und der Veteranen mit Landzuteilungen zuständig war.
  • Mittelplatonismus: Die mittlere Epoche der platonischen Philosophie von 69 v. Chr. bis 270 n. Chr., die von einem Aufblühen der platonischen Philosophie sowohl im schulischen Unterricht als auch in der Publikation philosophischer Abhandlungen gekennzeichnet ist.
  • mos maiorum: Übersetzt heißt diese Phrase „Sitte der Vorfahren“ und ist ein zentraler Begriff des römischen Selbstverständnisses. In nahezu allen römischen Lebensbereichen – Religion, Alltag, Politik usw. – war es üblich, den althergebrachten Bräuchen zu folgen, die als Maßstab für das eigene Handeln galten und von den Zeitgenossen als solcher reflektiert wurden.
  • Munifizenz: Freigebigkeit, die im griechisch-römischen Kontext mit dem Begriff des Euergetismus verbunden ist. Reiche Adelige finanzierten aus ihrem eigenen Vermögen Wohltaten für die Öffentlichkeit (z.B. die Ausrichtung von Spielen), woraufhin ihnen von Seiten der Gemeinschaft Dank in Form von Ehrungen (z.B. Statuen auf öffentlichen Plätzen) zuteil wurde.
  • Munizipalaristokratie (auch ordo decurionum): Die Lokaleliten der Städte des Römischen Reiches, die die Mitglieder der Stadträte stellten. Um Teil des Stadtrates zu werden, musste man städtische Wahlämter (honores) bekleiden. Ein wesentliches Kennzeichen der Munizipalaristokratie war der Euergetismus (siehe ‚Munifizenz‘).
  • Mysten: Angehörige von Mysterienkulten, auch Eingeweihte genannt. Die Aufnahme in die Mysterienkulte erfolgte mithilfe einer Initiation, deren Abläufe wir heute nicht mehr kennen; vermutlich wird es aber zu einer inszenierten Peripetie gekommen sein, die Jubel, Tanz und Licht auf Fasten, sexuelle Enthaltsamkeit und Schatten folgen ließ.
  • Mysterienfrevel: Ein religiöses Verbrechen in Athen im Sommer 415 v. Chr., das die Verballhornung der Eleusinischen Mysterien, eines religiösen Kultfestes der Demeter und Kore, in den Privathäusern athenischer Bürger bezeichnet. Da sich Athen zu dieser Zeit im Peloponnesischen Krieg befand, wurde die Begehung dieses Verbrechens als böses Omen für die anstehende Sizilienexpedition der Athener interpretiert. Als einer der Urheber des Verbrechens wurde Alkibiades, der berühmte athenische Stratege, beschuldigt.
  • Neuplatonismus: Philosophische Strömung vom dritten bis fünften Jahrhundert n. Chr., die die Philosophie Platons aufnimmt und weiterentwickelt. Hauptvertreter dieser Strömung ist der Philosoph Plotin, der in Rom eine Schule für den Neuplatonismus gründete.
  • Notabeln: Begriff für besonders angesehene Persönlichkeiten in der griechisch-römischen Antike, der sich auf die Angehörigen der städtischen Oberschichten bezieht.
  • Offenbarung: In verschiedenen Religionen präsente Erfahrung eines Gläubigen, die Gegenwart von Göttern oder eines Gottes zu erfahren. Dazu zählen direkte Botschaften des Transzendenten, aber auch Visionen oder Erleuchtungen.
  • Optimaten: Konservative römische Politiker aus Adelskreisen, die sich zur Zeit der späten Römischen Republik (ab 133 v. Chr.) gegen politische Reformen aussprachen, etwa die von den Brüdern T. und G. Gracchus angestrebte Agrarreform. Sie standen im Gegensatz zu den Popularen, die denselben Kreisen angehörten, aber Reformen befürworteten. Im weiteren Verlauf der Krise der Römischen Republik geriet dieser Antagonismus zur Fassade der sich bekämpfenden Parteien aus den Adelskreisen.
  • oral poetry-Forschung: Forschungsrichtung, die sich mit der mündlichen Weitergabe von Erzählgut befasst. Für vormoderne Gesellschaften ist die mündliche Tradierung vergangener Mythen, Geschichten und Gegebenheiten von großer Bedeutung, da nur so das kulturelle Erbe den nächsten Generationen zugänglich gemacht werden kann. Die homerischen Epen erfuhren so nach J. Latacz ihre Verbreitung, bevor sie ca. 800 v. Chr. schriftlich fixiert wurden.
  • Paidonomos: Griechische Amtsträger, die in Gymnasien die Ausbildung und Erziehung überwachen und in dieser Tätigkeit vor allem für Sparta und Kreta überliefert sind.
  • Panegyricus: Festrede, die im griechischen Bereich zu allgemeinen Anlässen, etwa bei den Olympischen Spielen, gehalten wurde. Im Laufe der Spätantike entwickelte sich der Begiff panegyricus hingegen zur Lobrede, die mit viel rhetorischem Schmuck die Tugenden des Kaisers herausstellte.
  • Panhellenismus: Ideal, das die gesellschaftliche, soziale und religiöse Einigkeit und Gemeinschaft der Griechen im Gegensatz zu den Nicht-Griechen hervorhebt. Alexander der Große war während seines Zuges gegen das Perserreich stark von dieser Idee beeinflusst.
  • Peneste: „Hörige“ Unfreie im antiken Thessalien, die von der herrschenden Schicht geschieden waren. Möglicherweise wurden die Penesten von den einwandernden Dorern im Laufe der Archaik in dieses Abhängigkeitsverhältnis gedrängt.
  • Performanz: Zurschaustellung des eigenen ökonomischen, kulturellen oder sozialen Kapitals in der Öffentlichkeit. Das antike Rom und Griechenland waren stark durch eine präsente Öffentlichkeit gekennzeichnet, in der sich Einzelne durch performative Handlungen hervorzuheben suchten (z.B. prächtige Bauwerke, das Halten einer rhetorisch besonders wertvollen Rede).
  • Periöke: Unterworfene und „hörige“ Bevölkerungsgruppe in Griechenland, die verschiedene Landstriche Griechenlands bewohnte. Die Periöken in Sparta bewohnten die Berg- und Küstenstriche Lakoniens und besaßen weniger Rechte als die Vollbürger.
  • Peripetie: Umschlagspunkt in einem Drama, nach welchem die Handlung einen anderen Verlauf nimmt als vorher angenommen. Die eingeführte Problematik in der Exposition, dem Beginn des Dramas, wird nach der Peripetie in einer Katastrophe oder Lösung zu Ende geführt.
  • Phalanx:Schlachtordnung, die ehemals in der griechischen Archaik eingeführt wurde. Die Phalanx unterscheidet sich vom Einzelkampf und anderen Schlachtordnungen dadurch, dass die Soldaten in enger Formation nebeneinander stehen und mit dem Rundschild am linken Arm ihren linken Nachbarn schützen, während der rechte Arm die Lanze trägt.
  • Pharisäer: Gruppe von schriftgelehrten Juden im antiken Israel, die sich im eigenen Verständnis durch eine besonders gesetzestreue Auslegung der überlieferten religiösen Gesetze auszeichneten. Die Pharisäer führten viele Streitgespräche mit Jesus von Nazareth.
  • Philaiden: Altaristokratisches Geschlecht , das aus Attika stammte. Bedeutende Vertreter des Geschlechtes sind Miltiades, der um 550 als Tyrann regierte, und Miltiades III., der Feldherr der Griechen in ihrer Feldschlacht gegen die Perser bei Marathon 490 v. Chr.
  • Phoros-Zahlung: Tributzahlungen, die unterworfene Staaten zu erbringen hatten. Besonders bekannt sind die Zahlungen der Mitgliedsstaaten des Attisch-Delischen Seebunds, eines unter der Hegemonie Athens gegründetes Bündnisses verschiedener Poleis im fünften Jahrhundert v. Chr., an Athen.
  • Phyle: Ordnungseinheit innerhalb einer Polis, die die Bürgerschaft in drei oder mehr Teile unterteilt. In Athen stellten die zehn Phylen ab Kleisthenes je 50 Abgesandte für den Rat der 500, der ein politisches Organ der Athenischen Demokratie darstellte.
  • Pithos: Größtes Vorratsgefäß im antiken Griechenland, das zur Lagerung von Wein, Olivenöl und Getreide diente.
  • Plebs: Besitzlose freie Bevölkerung des römischen Reiches, die entweder als Bauern auf dem Land (plebs rustica) oder Handwerker und Tagelöhner in Rom (plebs urbana) arbeitete.
  • Polis: Bezeichnung für den antiken Stadtstaat, der sich in der griechischen Archaik herausbildete. Poleis (pl.) waren durch einen zentralen Marktplatz (Agora), Tempelanlagen, politische Institutionen und Magistrate mit festgelegten Kompetenzen gekennzeichnet.
  • Pomerium: Heilige Stadtgrenze Roms, innerhalb dessen keine Toten begraben werden und keine Truppen unter Waffen stehen durften.
  • pontifex maximus: Amt des höchsten Priesters in Roms, der einem Priesterkollegium vorsaß und die Aufsicht über die Vestalinnen ausübte. Ab der Kaiserzeit wurde dieses Amt von den römischen Kaisern übernommen.
  • Popularen: Politiker aus dem römischen Adel, die angesichts der sozialen Probleme in der Krise der Römischen Republik (133-30 v. Chr.) politische Reformen durchzuführen gewillt waren. Sie standen im Gegensatz zu den Optimaten, die die politische Ordnung beibehalten wollten. Zwischen beiden Parteien kam es zunehmend zu militärischen Konflikten.
  • praefaectura praetorii: Größte administrative Einheit des Römischen Reiches, welche aus der Regierungszeit des Konstantin I. stammte und bis ins 7. Jahrhundert fortbestand. Die praefaectura praetorio Galliarum, praefaectura praetorio per Illyricum, praefaectura praetorio per Orientem und praefaectura praetorio Italiae et Africa bilden gemeinsam die vier praefaectura praetorii.
  • praefaectus praetorio: Im Prinzipat Befehlshaber der Garde des römischen Kaisers; in der Spätantike (4. – 7. Jahrhundert werden die Prätorianerpräfekten militärisch entmachtet. Ihnen kommen stattdessen zivile Aufgaben im Rahmen der praefaectura praetorii zu.
  • praeses/praesides: In der Kaiserzeit und Spätantike Titel für den Statthalter einer römischen Provinz.
  • Prätor: Eines der höheren Ämter des cursus honorum. Die Prätoren waren die höchsten Richter des Staates und die Prätur somit ein begehrtes Amt.
  • Prätorianer: Angehöriger der Prätorianergarde (praetoriae cohortes), deren Aufgabe daran bestand den Kaiser zu schützen. Vorläufer lassen sich bereits in republikanischer Zeit in Form von Schutztruppen finden. Augustus etablierte die Prätorianergarde schließlich als dauerhaften Bestandteil des römischen Heeres. Die Garde umfasste ursprünglich neun Kohorten à 500 Mann.
  • Prätorianerpräfekt: Oberbefehlshaber der Prätorianergarde. Zwei gleichrangige Prätorianerpräfekten (praefecti praetorio), welche dem Ritterstand angehörten, teilten sich die Position.
  • Principes: Bis zur zweiten Heeresreform waren Principes Glieder der ersten Schlachtformation. Die Ausrüstung ähnelte der der griechischen Hopliten.
  • Proconsul: Statthalter, welche in den Provinzen des Reiches als Vertreter der römischen Herrschaft gegenüber den Einwohnern fungierten. Zu ihren Aufgaben zählten das Kommando über stationierte Truppen, die zivile Verwaltung und Rechtsprechung, sowie die Einziehung der Steuern.
  • Propraetor: Praetor, der nach Absolvierung der Praetur (und noch keines Konsulates) als Statthalter in eine Provinz ohne militärisches Kommando entsandt wurde.
  • Quästor: Niedrigstes Amt des cursus honorum. In ihrer ursprünglichen Form waren die Quästoren (quaestores) Untersuchungsrichter. Später wurde ihr Aufgabenbereich erweitert und zwei Quästoren wurden von den Konsulen ernannt, um die Staatsgelder zu verwalten.
  • quaestor sacri palatii: Der Quästor des heiligen Palastes, kurz QSP, war eine Art „Justizminister“ innerhalb des kaiserlichen Hofstaates. Seine Aufgabe war es, die kaiserlichen Erlasse zu formulieren. Das Amt des QSP war innerhalb des kaiserlichen Hofstaates das zweithöchste nach dem magister officiorum.
  • Rezeptionsästhetik: Die Rezeptionsästhetik fragt nach der gedanklichen und emotionalen Wahrnehmung künstlerischer Werke und inwieweit sie bereits im Gegenstand angelegt ist bzw. erst im Prozess der Rezeption entsteht.
  • Ritter: Bezeichnet keine militärische Position, sondern einen sozialen Stand innerhalb der römischen Gesellschaft. Als Ritter wurden meist Adelige bezeichnet, die sich ein Pferd leisten konnten und für das Volk in der Politik sprechen sollten. Daraus bildete sich mit der Zeit ein Stand, der hinter den Senatoren, der 2.Stand im Staat war.
  • Romanisierung: Prozess, der die Übernahme der lateinischen Sprache und die kulturelle Anpassung der eigenen Kultur an die römische Zivilisation bezeichnet. Oft geschah dies innerhalb von unterworfenen Völkern und/oder wurde von ehemaligen Veteranen oder Auxiliartruppen angeleitet.
  • Sacrum consistorium: Beratungsgremium unter der Regierung des Diokletian und des Konstantin. Zu den Mitgliedern des Gremiums gehörten alle wichtigen Offiziere des Reiches. Ihnen wurden feste Rollen innerhalb des Gremiums zugeteilt. Konstantin nannte das Gremium Sacrum Consistorium, um es von dem Consilium Principis zu unterscheiden.
  • Sadduzäer: Gruppe des Judentums in Israel zur Zeit des Zweiten Tempels.
  • Satrap: Altpersische Bezeichnung für den Statthalter einer größeren Provinz (Satrapie).
  • Satyricon: Ein in Teilen erhaltener, satirischer Roman von Titus Petronius Arbiter (um 14–66 n. Chr.). Der Roman ist in lateinischer Sprache verfasst und erschien zu Zeit des Nero.
  • Schatz des Priamos: Depotfund, der von Heinrich Schliemann während seiner Ausgrabungen in Troja entdeckt und nach dem König Priamos benannt wurde. Der Schatz wird auch als Golf von Troja oder Priamosschatz bezeichnet und umfasst rund 8000 Gegenstände. Der Priamosschatz befindet sich heute in Russland.
  • Scheffel: Altes Raummaß, welches zur Messung von Schüttgütern (z. B. Getreide) benutzt wurde und deshalb auch Getreidemaß genannt wurde. Die Größe eines Scheffels war sehr unterschiedlich und umfasste zwischen 17,38 und 310,25 Liter.
  • Schola: Bezeichnet die Anhänger eines bestimmten Philosophen/einer Philosophie oder auch die zur Philosophie nötige Muße und Ruhe.
  • Senat: Wichtigste Institution des römischen Staates, die bis in die ausgehende Spätantike bestand. Die Rechte des Senats und die Rechtskraft seiner Beschlüsse wurden nie niedergeschrieben und dennoch bestimmte er bis in die Zeit Augustus die römische Politik.
  • Senator: Mitglied des römischen Senats. Bedeutende und im Reich allgemein anerkannte Person.
  • seviri Augustales: Die Sodales Augustales war eine, nach der Vergöttlichung des Augustus von seinem Nachfolger Tiberius gegründete Vereinigung, deren Aufgabe darin bestand, den Opferkult zugunsten des vergöttlichten Kaisers zu vollziehen. Diejenigen Männer, die diese priesterlichen Pflichten außerhalb Roms aber innerhalb von Gemeinden, die dem römischen Recht unterstanden, übernahmen wurden als seviri Augustales bezeichnet.
  • Sichelwagen: Ein mit Pferden bespanntes, meist einachsiges Militärfahrzeug, das auch zu Repräsentations- und Wettkampfzwecken diente.
  • Sitz im Leben: Fachterminus der Formgeschichte, der die mutmaßliche ursprüngliche Entstehungssituation bzw. Funktion eines Textes bezeichnet. Der Sitz im Leben muss bei der Interpretation des Textes für sein Verständnis mitberücksichtigt werden.
  • Souverän: Inhaber der Staatsgewalt. In demokratischen Republiken und parlamentarisch-demokratischen Monarchien ist der Souverän das Staatsvolk, in absoluten und konstitutionellen Monarchien das Staatsoberhaupt.
  • Stasis: Bürgerkriege und bürgerkriegsähnliche Zustände in antiken griechischen Stadtstaaten (poleis).
  • Stoa: Philosophieschule der Stoiker. Weiterhin bezeichnet der Begriff eine Säulenhalle.
  • Suprematie: Vorherrschaft in einem Staat. Der sogenannte Supremat besitzt der Führungsanspruch eines politischen oder religiösen Staates.
  • Symbolisches Kapital: Eine der von Pierre Bourdieu geprägten Kapitalsorten (ökonomisch, kulturell, sozial und symbolisch), welche eine übergeordnete Rolle trägt. Der Begriff bezeichnet die Chancen, die zur Gewinnung und Erhaltung jeglicher Form von gesellschaftlicher Anerkennung und sozialem Prestige führen.
  • Symmachos: Verbündeter oder Alliierter. Entspricht dem lateinischen Socius.
  • Symposion: Der altgriechische Ausdruck bezeichnet gemeinsames, geselliges Trinken, bei dem zumeist auch philosophiert wurde. Von diesem Begriff leitet sich der heutige Begriff „Symposium“ (wissenschaftliche Konferenz) ab.
  • Synkretismus: Synthese religiöser Ideen der Philosophien zu einem neuen System oder Weltbild.
  • Thora: Erster Teil des Tanach, der hebräischen Bibel. Das Wort „Thora“ oder „Tora“ wird jedoch im allgemeinen Sprachgebrauch oft als pars pro toto für den gesamten Tanach verwendet.
  • Toparchie: Regionaler Verwaltungsbezirk im hellenistischen und römischen Ägypten.
  • Triarii: Die Triarier (lat. Triarii -> die Dritten) waren die Elite der römischen Legion. Sie kämpften erst, wenn sowohl die Velites, die Hastati und die Principes in der Schlacht versagten.
  • Tribus: Abteilung der Bürgerschaft in der römischen Königszeit und römischen Republik, welche sich in fünf centuriae seniorum und fünf centuriae iuniorum gliederte. Jeder Vollbürger musste in eine Tribus eingeschrieben sein.
  • Trittye: Untergliederung der Phyle, einer antiken Verwaltungseinheit im ionischen Siedlungsgebiet. Die Trittyen dienten der politischen, vor allem aber der militärischen Gliederung.
  • Trojanischer Krieg: Krieg um die Stadt Troja zwischen den Griechen und Trojanern. Der Auslöser des Krieges war die Entführung der Helena. Die Belagerung der Stadt dauerte ca. 10 Jahre und wurde erst durch eine Intrige der Griechen mit dem Trojanischen Pferd beendet. Der Kriegszeitraum wird auf das 12. oder 13. Jahrhundert v. Chr. Geschätzt, die Historizität ist umstritten.
  • Tumulus: Besser bekannt als Hügelgrab oder Grabhügel, in dem sich Grablegen oder andere Vorzeitmonumente befinden. Die Tumuli können verschiedene Formen haben (gestreckt, oval, rund).
  • uxor legitima: Rechtlicher Begriff in Rom für die rechtmäßige Ehefrau.
  • Vestalinnen: Römische Priesterin der Göttin Vesta. Die Priesterschaft der Vestalinnen bestand aus sechs bzw. in der Spätantike sieben Priesterinnen. Ihre Hauptaufgabe bestand darin, das Herdfeuer im Tempel der Vesta zu hüten, dass niemals erlöschen durfte. Während ihrer Dienstzeit waren die Vestalinnen zur Keuschheit verpflichtet. Bei Verstoß konnten die Vestalin lebendig begraben werden, da dieser als unheilverkündendes Vorzeichen für das römische Gemeinwesen galt.
  • vir illustrissimus: Höchster senatorischer Rangtitel im spätantiken Römischen Reich.
  • Zeloten: Eine von Judas dem Galiläer und einem Priester mit Namen Zadok im Jahre 6 n. Chr. gegründete paramilitärische Widerstandsbewegung der Juden gegen die römische Besatzung. Die Zeloten glaubten, dass die römische Unterwerfung einem Abfall von Gott gleichkam und daher die Befreiung Israels gewaltsam erreicht werden müsse.
  • Zenturiatskomitien: Volksversammlungen der nach dem Vermögen in Klassen und Zenturien eingeteilten waffenfähigen römischen Bürger. Insgesamt wurde die Regierungsgewalt der res publica auf drei Zenturiatskomitien verteilt, die Comitia Centuriata, die Comitia Populi Tributa und das Concilium Plebis.
  • Zeugite: Angehöriger der Zeugiten, der dritten von vier Zensusklassen nach der solonischen Verfassung aus dem Jahr 594 v. Chr. Die Zeugiten waren Bauern und dienten im Krieg als Hopliten.Autoren: Tobias Nowitzki, Elisabeth Schick, Jan Seehusen